en teinigreie
Woneierzareigien
f
Bounp (942
WHITNEY LIBRARY,
HARVARD UNIVERSITY.
THE GIFT OF
J. D. WHITNEY,
Sturgis Hooper Professor
IN THE
MUSEUM OF 00OMPARATIVE Z00LOGY
TDANEFEnnEN TO GEOLOGICAL
"SCIENCES LIBRARY
ar mr nom
MUS, COMP. 20%
en u
/2.,.83%
2
Abhandlungen
Zur
geologischen Specialkarie
Preussen
und
den Thüringischen Staaten.
BERLIN.
Verlag der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung.
(J. H. Neumann.)
1883.
m - R
Abhandlungen
seologischen Specialkarte
von
Preussen
und
den Thüringischen Staaten.
BERLIN.
Verlag der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung.
(J. H. Neumann.)
1333.
Die
Regulären Echiniden
der
norddeutschen Kreide
Dr. Clemens Schlüter,
Professor an der Universität zu Bonn.
T.
Glyphostoma
(Latistellata).
Herausgegeben
von
der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt.
BERLIN.
Verlag der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung.
(J. H. Neumann.)
1883.
Haan) [TE HE ATT TG RETTEN ds ala er 5
Mrallınye fd
F7
oe
CHMALISITER. i x
usgaiinalk
-
VISRHR
urn Pa TAN
Ss mal .
IEnahranktz
Seite Tafel
Io Dradematidaesu. er 2 einer Keane =
Phymosoma cf. Perroni Cott. l 1
» Hilsii Schlüt. a 1
» Cohen Schleim oo. oo oa ao 000 © 2
» cenomanense Cott. B) —
» regulare Ag. 5 aa Mar a N re) =
» quinquangulare Schlüt. Se en a al 2
» Inachatum Son =
> GehrdenensenSchluarm rn 3
» CEamagnYeUm el nn
"> Ormatıssinume N es =
» prinsepsklao.n a ee 22 6
» taeniatum Hag. 23 Ü
» pseudoradiatum Schlüt. . 24 =
» maeandrinum Schlüt. ER uhr 25 3
» pentagonale Jos. Müll. sp. . . i 28 =
Verbreitung der Gattung ne 29 —
IEseudodhademonnotUlanen Nor ee 36 =
» IB On ge PEN 36 =
» La, CO SLOT EN CE 56 =
» IB RON GT ame EN CE ai =
De NONE ER an oe —
» BaniolaneB Bone ge =
» GarsgsubnudumEN DER 39 En
» Michelin Ag. . . a I Reno a ae) =
» (ornatum Goldf. ey Be 40 =
Verbreitung der Gattung Preudodiadema
Inden Rereideenr -
Onthonsisagnamulamısn@ ot et _
Pan Almen Nr Sb © 0 ao one =
sale NOS ca 0 0 a a oo oo ee —
» TenunstmtazusD)esorz sp ei —
» misum'schlüt. ... . Ag) =
Verbreitung der ae ae ol =
VI
Seite
GONIOP OLSEN CB OENB eo)
@odion ss WBorin EN oe
» doma Desm. El BP)
Verbreitung der Gattung Codiopsis . . . . . 5%
DIESE chınidaewa 0 Me 5)
IRsamımechünusg] alla EN 59
» (alutaceust Goldrespy) Pr 5
RhymechmusnenetaceusnS chlüt.g ern ere60
Dikiae Sein 0 0.0 ot ao mo oo E80 0.0
» album WS ch ut ee a EG
Erklärungder-Tatelne. . sh. a ee 7)
Beschreibung der Arten.
Il. Diadematidae.
Gatt. Phymosoma, Haınmz, 1853.
Syn. Cyphosoma, AGAssız !).
Phymosoma cf. Perroni, CortEau 1864.
Taf. 1, Fig. 6-10.
Cyphosoma Perroni, Pal. frane. terr. er6t. Echin.: tom. VI, pag. 569, tab. 1133,
die. 1 N.
Maasse zweier Exemplare:
Durchmesser des Gehäuses . . . . .. 18 -— 27m
Höhesdesı@Gehäusese Eye U»
Breite der Ambulacralfelder . . . . . 9— 7»
Breite der Interambulacralfeldee . . . . 65 — 10»
Durchmesser des Peristoms . . . . . 8—12»
Ambulacrale Stachelwarzen in einer Reihe . 9 — 13bis14
Interambulacrale Stachelwarzen in einer Reihe 9 — 13.
Das Gehäuse mässig gross, von kreisförmigem Umriss,
Unterseite abgeflacht, Oberseite gewölbt.
Die Porengänge, gebildet von grossen ovalen Poren, sind
auf der Oberseite breit durch Verdoppelung, weiter unten bogenig,
in der Nähe des Peristoms in kurze schräge Reihen aufgelöst.
Die Ambulacralfelder von etwas mehr als halber Breite
der Interambulacralfelder sind besetzt mit zwei Reihen crenelirter,
nicht durchbohrter, kräftiger gedrängt stehender Stachelwarzen, die
1) Vergl. Desor, Synops. des Kchin. foss. pag. 86.
2 I. Diadematidae.
grösseren an der Aussenseite durch die Nähte der Porentäfelchen
gefurcht. 13 bis 14 Warzen in jeder Reihe grösserer Exemplare,
welche vom Umfange des Gehäuses gegen beide Pole rasch an
Grösse abnehmen. Die mittlere Vertikalnaht jedes Feldes ist
mit einer Doppelreihe von Granulen besetzt, von denen einzelne
mammelonirt sind. Auf der Oberseite scheinen auch die horizon-
talen Nähte der Täfelchen von Granulen begleitet zu sein.
Die Interambulacralfelder, welche aus niedrigen, aber
breiten Asseln gebildet sind, führen ebenfalls zwei Reihen grosser,
übereinstimmend gebauter, jedoch namentlich auf der Oberseite
etwas grösserer Stachelwarzen, 13 in einer Reihe grösserer Ge-
häuse, welche auf den grösseren Asseln von leicht ovalen, sich
berührenden Warzenhöfen umgeben sind. Beide Reihen Warzen
auf der Oberseite fast parallel, nähern sich vom Umfange des
Gehäuses einander bis zur Mundlücke. Ausser diesen Haupt-
stachelwarzen auf jeder Seite des Feldes noch eine Reihe kleinerer
Warzen, welche auf der Oberseite nicht bis zur Afterlücke reichen,
auf der Unterseite aus gedrängter stehenden Wärzchen gebildet
werden. Am Umfange findet sich ausserhalb dieser Reihen, den
Porengängen noch mehr genähert, hin und wieder noch ein ein-
zelnes kleineres Wärzchen. Zuletzt finden sich noch etwas klei-
nere, älternirend gestellte Wärzchen zwischen den beiden primären
Reihen. Sie erreichen die Mundlücke nicht und steigen nach oben
hin kaum über den Umfang des Gehäuses hinaus. Die Secundär-
warzen sind von kreisförmigen Warzenhöfen umgeben. Zwischen
diesen Warzen finden sich feinere und gröbere Granula, welche
jedoch in der Nähe der Scheitellücke die mittlere Partie der Felder
glatt lassen.
Scheitellücke mit -ausgefallenem Scheitelschilde pentagonal,
ziemlich gross.
Peristom sehr wenig eingesenkt, ziemlich gross, mit mar-
kirten, umrandeten Einschnitten für die Kiemen. Ambulacrallippen
breiter als Interambulacrallippen. \
Bemerk. Da das von CorTEAU aus dem Neocom von Ger-
migney (HHaute-Saöne) dargestellte Exemplar mehr entwickelte
Secundärtuberkeln zwischen beiden Hauptreihen der Stachelwarzen
I. Diadematidae. 3
zeigt, desgleichen zahlreichere Wärzchen neben den Porengängen,
so ist die Zugehörigkeit der vorliegenden Stücke nicht völlig sicher.
Wahrscheinlich beruht diese Differenz nur auf den verschiedenen
Grössen, da selbst das grössere vorliegende Exemplar ein Drittel
kleiner ist als das französische.
Das von LoRIOL!) aus dem mittleren Neocom von Vaulion
(Vaud) abgebildete Gehäuse weicht von den beiden genannten
Vorkommnissen ab durch auffallend kleine Scheitellücke.
Das ähnlich gebaute Phymosoma Loryi Gras?) unterscheidet
sich durch die fast völlig fehlenden Secundärtuberkeln und durch
stärkeren Warzenkopf.
Vorkommen. Das abgebildete Exemplar fand sich im un-
teren Hils (Neocom) bei Gross- Vahlberg.
Ausserdem liegt noch ein zweites, etwas grösseres Stück von
nicht näher gekanntem Fundorte vor.
Original in meiner Sammlung).
Phymosoma Hilsii, SCHLÜTER.
Tal Role:
Phymosoma Hilsü, ScuLürer, Sitz. d. niederrhein. Gesellsch. für Natur- und Heil-
kunde in Bonn, 7. Nov. 1881.
Maasse eines grösseren Gehäuses:
Durchmesser, dessiGehäuses 2 nam
:lohesdes@trehäausesur se 6
Durchmesser-des Beristomst 2 2. ne
Breite der Ambulaeralfelder : . . ......8»
Breite der Interambulacralfelder . . . . . 5»
Ambulacrale Stachelwarzen in einer Reihe . 8
Interambulacrale Stachelwarzen in einer Reihe 83—9.
1) Lorror, Echin. erst. de la Suisse, pag. 140, tab. 9, fig. 4.
2) Correau, 1. c. pag. 574, tab. 1135, fig. 3 —6.
3) Nachträglich habe ich noch ein drittes Exemplar in der Sammlung der
geologischen Landesanstalt und Bergakademie in Berlin gesehen.
1*
4 I. Diadematidae.
Gehäuse klein, Unterseite plan bis etwas concav, Oberseite
gewölbt, Rand nicht stark gebläht, Umriss kreisförmig.
Porengänge fast völlig geradlinig, einfach, in der Nähe des
Afters nicht verdoppelt, nur am Mundrande dem Anscheine nach
noch je ein Paar neben der vertikalen Reihe.
Die Ambulacralfelder führen zwei Reihen crenelirter, un-
durchbohrter, starker Stachelwarzen, etwa 8 in jeder Reihe, die
grösseren undeutlich an der Aussenseite gestrahlt. Die horizon-
talen Nähte der Asseln von 2—3 Granula-Reihen begleitet; die-
jenigen der Unterseite nur von einer Reihe.
Die Interambulacralfelder sind ebenfalls mit zwei Reihen
Stachelwarzen besetzt, ‘welche jedoch ein wenig stärker sind als die
ambulacralen, 8 bis 9 in jeder Reihe. Die Warzenhöfe sind von
einem Kranze Granula umgeben, der auf der Oberseite nicht ge-
schlossen ist, indem hier die Granula seitlich und in der Mitte der
Felder zu fehlen pflesen, diese Partie also glatt lassen. Dagegen
entwickeln sich vom Umfange des Gehäuses an seitlich einige
kleine Warzen, so dass sie die Andeutung einer Secundär-Reihe
geben. Am Umfange des Gehäuses, wo die grossen Asseln fast
so hoch wie breit sind, zeigen die Granula bisweilen eine leichte
Neigung, sich etwas Zu verlängern, wie dies bei einzelnen Arten
derselben Gattung (sowie anderen Gattungen) stärker ausgeprägt
ist, z. B. Phymosoma radiatum.
Die Scheitellücke mit dem ausgefallenen Scheitelschilde
bildet ein ziemlich grosses, etwas unregelmässiges Oval.
Das Peristom, nur ein geringes, kaum sichtbar eingesenkt,
ist ziemlich gross. Die Kiemeneinschnitte so tief wie breit.
Die durchschnittliche Grösse des Gehäuses beträgt 12”” Durch-
messer und 5"" Höhe. Das kleinste Exemplar misst 9"= und 3,3%,
das grösste 13" und 6",
Bemerk. Die Art hat mehrere Verwandte im Neocom. So
Phymosoma Aguwitanieum Cott., nur in einem Exemplare aus dem
oberen Neocom von Vinport bei Tercis (Landes) bekannt, wurde
durch Correau 18631) beschrieben, 18642) abgebildet. Dieses
!) Corrwau, Behin. foss. des Pyrendes, pag. 23.
?) Corweau, Pal. rang. terr. eröt. tome VII, pag. 578, tab. 1137, fie. 1—5.
I. Diadematidae. 5
Gehäuse unterscheidet sich dadurch, dass es oben und unten fast
gleichmässig abgeplattet ist, dass die ebenfalls einfachen Poren-
gänge stark wellenförmig gebogen sind und dass die Entwicklung
der Granula auf den Ambulacralfeldern eine sehr 'geringe ist.
Weiter sind jugendliche Exemplare» des im unteren, mittleren
und oberen Neocom sich findenden und weit verbreiteten Phymo-
soma Loryi Gras!) [= Phymosoma (Pseudodiadema) Neocomiense
Cott.2)] verwandt. Die Art unterscheidet sich jedoch leicht durch
das erheblich grössere Peristom und die zwar geradlinigen, aber
auf der Oberseite des Gehäuses sich verdoppelnden Porengänge.
Die Ambulacra und die Ambulacralfelder unserer Art sind
sehr ähnlich denen des Phymosoma paueituberculatum Gras?), aber
das Gehäuse ist grösser, die Gestalt abweichend (deprimde en
dessus et en dessous), die Porengänge am Umfange stark gebogen
(tres ondouleuses), die Stachelwarzen sind stärker entwickelt, die
Interambulacralfelder namentlich seitlich mit zahlreichen Granulen
besetzt.
Auch das kleine Gehäuse des ebenfalls dem Neocom angehö-
rigen Pseudodiadema Bourgueti Des. ist ähnlich, aber die durch-
bohrten Stachelwarzen weisen dasselbe in eine andere Gattung.
Vorkommen. Die Art findet sich im unteren Hils bei
Gross-Vahlberg und im mittleren Hils der Tackewelle bei Berk-
lingen, sowie bei Gevensleben.
Zur Untersuchung liegen fünf Exemplare vor®).
Originale in meiner Sammlung.
!) Arsın Gras, Catal. des corps organ. foss. du dep. de l’Isere, 1852, pag. 36,
tab. 1, fig. 17—19, und Correau, Pal. france. terr. eret. tome VII, pag. 574,
tab. 1135 u. 1136, und Desor, Syn. chin. foss. pag. 445, und de Lonıor et
Giruisron, Monogr. Paldont. et stratigr. de l’etage Urgonien infer. du Landeron
(Cant. de Neuchätel) in Neue Denkschriften der allgem. schweizer Gesellsch. für
die gesammten Naturwissenschaften, Zürich 1869, pag. 50, tab.4, fig. 4, und
Lorror, Echinides cretaces de la Suisse, pag. 141, tab. 9, fie. 6.
2) Correau, Etudes sur les Bchinid. foss. de l’Yonne, tome II, pag. 33, tab. 50,
fig. 11 —14, und das synonyme Cyphos. meridianense Cott. Echin. des yrenees,
pag. 28.
®) Arsın Gras, Descrip. Oursins foss. de l’Isere, pag. 36, tab. 1, fig. 27 u. 28,
und Correav, Pal. frang. terr. cret. tab. 1134, VII, pag. 571.
#) Nachträglich sah ich noch mehrere Exemplare von denselben Fundorten
in der Sammlung der geologischen Landesanstalt und Bergakademie in Berlin.
6 I. Diadematidae.
Ausser den beiden genannten Arten des Hils liegt noch eine
dritte Art vor aus dem mittleren Hils der Tackewelle bei Berk-
lingen, allein es ist nur ein Fragment, und zwar ein so geringes,
dass eine nähere Bestimmung unthunlich ist. Charakteristisch für
das Stück ist, dass eine secundäre, aus gedrängt stehenden Wärz-
chen gebildete Reihe bis in die Nähe des Periprocts reicht.
Phymosoma 6oldfussi, SCHLÜTER.
Taf. 2, Fig. 6— 10.
Phymosoma Goldfussi, Scunürer, Sitz. d. niederrhein. Gesellsch. für Natur- und
Heilkunde in Bonn, 7. Nov. 1881.
Maasse:
Durchmesser des Gehäuses . ... „22.2 Bram
Höher dest Gebäuses a 2 es
Breite der. Ambulacraltelder °. . . ..2 299
Breite der Interambulaeralfelder . . . . .. 13»
Durchmesser des Beristoms 2. 222 22273165.
Ambulacrale Stachelwarzen in einer Reihe . 9
Interambulacrale Stachelwarzen in einer Reihe 8-9.
Gehäuse ziemlich gross, Umfang kreisförmig oder etwas
fünfseitig gerundet. Ober- und Unterseite gleichmässig plan, Rand
gebläht. Ambulacralfelder ein Viertel schmaler als die Interambula-
cralfelder. Jedes Feld mit zwei Reihen erenelirter, nicht durch-
bohrter dicker Stachelwarzen, 9 in einer vertikalen Reihe.
Die Porengänge verdoppeln sich in der Nähe des Peri-
proctes, laufen dann in einfacher Reihe, aber in starken Bögen
um den Aussenrand der Asseln und gruppiren sich in der Um-
sebung der Mundlücke zu kurzen, schrägen Reihen. Die Poren
sind rund und durch eine Granula getrennt; dem Anscheine nach
3— 9 Paare auf einer grösseren Assel. 7
Die Ambulacralfelder fallen zusammen mit den penta-
gonalen Ecken des Gehäuses. Sie führen zwei Reihen entfernt
stehender, crenelirter, nicht durchbohrter Stachelwarzen mit ver-
I. Diadematidae. 7
hältnissmässig starkem Mammelon und kleinem Warzenkegel.
Gegen Mund- und Afterlücke hin nehmen sie langsam an Grösse
ab. Jede Reihe enthält 8 bis 9, die vertikale Mittelnaht der
Ambulacralfelder wird jederseits von einer Reihe Granula begleitet.
In horizontaler Richtung sind die kreisförmigen Warzenhöfe auf
der Oberseite und am Umfange durch 2 bis 3 dergleichen Gra-
nulareihen geschieden. Die grösseren Stachelwarzen sind am
Fusse des Aussenrandes gestrahlt, entsprechend den verwachsenen
kleinen Porentäfelchen.
Die Interambulacralfelder führen ebenfalls zwei Reihen
übereinstimmend gebauter Stachelwarzen, welche vom Scheitel bis
zum Umfange fast parallel laufen und sich dann bis zum Peristom ein-
ander nähern. Der Warzenhof wird zunächst von einem einfachen
Kranze Granula umgeben, welche öfter die Neigung zeigen, sich
radıal zu verlängern und dadurch an gewisse andere Arten er-
innern, z. B. Phymosoma radiatum. Sodann wird der Aussenrand
der Interambulacralfelder und ebenso die mittlere Partie derselben
von einem breiten Granulabande besetzt. Ausgebildete Reihen
von Secundärtuberkeln sind nicht vorhanden, wenngleich auf der
Unterseite, in der Nähe des Peristoms, einige randliche Granula
sich durch mehrere Grösse auszeichnen und zum Theil mamme-
lonirt sind.
Peristom gross, fast — !/, des Schalendurchmessers, nicht
eingesenkt. Ambulacrallippen breiter als Interambulacrallippen.
Bemerk. Wenn GoLDruss seinen Cidarites granulosus ausser
von Maestricht auch aus dem »Mergelgrand bei Essen an der Ruhr«
aufführt, so ist nicht zu bezweifeln, dass unter letzterem Vor-
kommen die besprochene Art zu verstehen sei, denn sein sehr
abweichender, möglicher Weise noch in Frage kommender Cida-
rites ornatus, der der Gattung Pseudodiadema angehört und der
aus dem »Kreidemergel von Essen an der Ruhr« stammen soll,
gehört zweifellos nicht dem cenomanen Grünsande von Essen an.
Der Gesteinsbeschaffenheit nach könnte das Stück — mir ist
kein zweites Exemplar bekannt — ebensowohl dem Pläner-
mergel, wie einer mergeligen Bank des weissen Jura entnom-
men sein.
I. Diadematidae.
[0 °)
Von Cidarites granulosus Gldf. befindet sich nur ein Original-
stück in Bonn. Es ist ein halbes Gehäuse, an dem die obere
Partie fehlt. Dasselbe soll von Maestricht stammen, wogegen die
Gesteinsbeschaffenheit nicht spricht. Das Stück ist nicht allein
grösser, insbesondere höher und führt mehr Warzen, sondern es
sind auch die Warzenkegel stärker entwickelt, ebenso das Gra-
nulaband in der Mitte der Ambulacral- und Interambulacralfelder.
Auch sind die Porengänge am Umfange weniger stark bogen-
förmig und ihr Verlauf bis zum Mundrande einfach. Endlich
zeigt sich auch auf der Unterseite eine deutlich entwickelte Secundär-
reihe von Stachelwarzen an den Seiten der Interambulacralfelder
und das Peristom ist ein wenig eingesenkt. Das Stück ist also
von unseren verschieden).
Av. RÖMER?) und Fern. RÖMER?) haben die Art als Cypho-
soma rugosum Ag. von Essen aufgeführt. Diese Art kann hier
gar nicht in Frage kommen, da sie den Typus der Gattung Leio-
soma Üott. bildet, deren Stachelwarzen sowohl undurchbohrt, wie
ungekerbt sind.
GeEmITZ*) beschreibt die Stücke von Essen allerdings als
Öyphosoma granulosum Goldf. sp., meint aber, man könne sie un-
bedenklich zu Cyphosoma cenomanense Cott.5) stellen. Abgesehen
davon, dass die Gehäuse dieser Art ungefähr um die Hälfte kleiner
sind, sind die Granulabänder weniger entwickelt, dagegen deut-
liche Secundärtuberkeln vorhanden; die Porengänge nicht bogenig
in ihrem Verlaufe und das Peristom etwas eingesenkt.
Noch geringer sind die Beziehungen, welche die zweite von
ÜoTTEAU aus dem Cenoman genannte Art: Oyphosoma Bargesi zeigt.
Vorkommen. Phymosoma Goldfussi ist bis jetzt nur aus der
Tourtia von Essen bekannt.
1) Ob das, ‘was Correav, 1. c. pag. 684, tab. 1169, und Wrıeur, pag. 129,
tab. 23, fig. 2, Uyphosoma gramulosum nennen, mit der Goupruss’schen Art ident
sei, kommt hier nieht in Frage, ist aber zu bezweifeln. Unsere Art ist jedenfalls
verschieden.
?) An. Röner, Verst. Kreideg., pag. 29.
») Fern. Römsr, Monogr. Kreidebild. Westfalens, pag. 136.
) Geiuz, Elbthalgebirge, I, pag. 72.
>) Corrwau, Pal. frang. terr. eret. tome VU, page. 580, tab. 1137, fig. 6 — 13:
I. Diadematidae. 9
Zur Untersuchung liegen drei fast vollständige und ein halbes
Exemplar, sowie 7 Bruchstücke vor.
Originale in meiner Sammlung; ein Stück im Museum der
Universität zu Berlin.
Phymosoma cenomanense, COTTEAU sp. 1859.
Cyphosoma cenomanense, Corrzau et TIGER, chin. du depart. de la Sarthe,
pag. 150, tab. 26, fig. 13— 16.
Es liegt nur ein geringes Fragment vor, bei dem die Secundär-
tuberkeln in der Nähe des Periprocts darauf hinweisen, dass man
es hier nicht mit Phymosoma Goldfussi, sondern mit der genannten
Art zu thun habe.
Fundort: Tourtia von Essen.
Original in meiner Sammlung.
Phymosoma regulare, AGassız?
Dieser von AGAssız!) aufgestellten und zuerst durch COTTEAU?)
abgebildeten Art möchte vielleicht ein kleines, schlecht erhaltenes
Gehäuse angehören, welches sich im rothen turonen Pläner des
Ringelberges bei Salzgitter auffand.
In der Gestalt des Gehäuses unterscheidet es sich von P’hymo-
soma radiatum durch die nicht eingesenkte Mundlücke und gleich-
mässige Abplattung der Ober- und Unterseite.
Am meisten zutreffend ist die Abbildung von CorrEAu, Pal.
frang. terr. er&t. tom. VII, tab. 1145, fig. 13 — 15.
Original in meiner Sammlung.
1) Acassız, Cat. syst. Eetyp. foss. Mus. Neoc. 1840, pag. 11, und Acassız,
Cat. raiss. Echin. in Ann. sc. nat. 3. ser., tome VI; 1846, pag. 352.
2) Cowreau, Echin. du depart. de la Sarthe, 1866, pag. 222, tab. 36, tab. 39.
10 I. Diadematidae.
Phymosoma quinquangulare, SCHLÜTER.
Taf. 2, Fig. 1-5.
Phymosoma quinguangulare, Schtürer, Sitz. d. niederrhein. Gesellsch. für Natur-
und Heilkunde in Bonn, 7. Nov. 18S1.
Maasse:
Durchmesser des Gehäuses IE an
Elöhegdes@@reh äusesp gr
Breite der Ambulaeraltelder 2 er
Breite der Interambulaeralfelder . . ...,... 7»
Durchmesser des Beristoms . . nn 285
Ambulacrale Stachelwarzen in einer Reihe . 7
Interambulacrale Stachelwarzen in einer Reihe 7.
Gehäuse kaum von mittlerer Grösse, Umriss deutlich penta-
gonal, Ober- und Unterseite gleichmässig abgeplattet.
Die aus ziemlich entfernt stehenden Porenpaaren gebildeten
Porengänge auf der Oberseite gerade, am Umfange und auf
der Unterseite undulirt. Poren klein und rund. In der Nähe des
Scheitels zeigen die Porenpaare die Neigung, sich etwas ausein-
ander zu schieben; in der Nähe des Peristoms lösen sich die Gänge
zu kurzen, schrägen Reihen auf. (In der Abbildung nicht hin-
reichend deutlich angegeben.)
Die über die Ecken des Pentagons laufenden Ambulacral-
felder tragen zwei Reihen crenelirter, nicht durchbohrter Stachel-
warzen, welche sich nur langsam gegen Mund und After hin ver-
kleinern; sieben in jeder Reihe. Die vertikale Mittelnaht des
Feldes ist am Umfange des Gehäuses von einer Reihe, die horizon-
zontalen Nähte der Asseln von einer bis drei Reihen Granula
besetzt.
Die Interambulacralfelder führen zwei Reihen überein-
stimmender Stachelwarzen; sieben, ‘einmal acht in einer Reihe.
Die Reihen nähern sich vom Umfange zum Scheitel hin nur wenig,
dagegen bis zur Mundlippe fast bis zur Berührung der letzten
I. Diadematidae. 11
kleinen Warzen. Alle grösseren Täfelchen, welche ungefähr so
hoch wie breit sind, sind ringsum von einer Reihe Granula besetzt.
Auf der Oberseite sind die Granula sparsamer vorhanden und
fehlen insbesondere in der Mitte des Feldes gänzlich. Unter den
seitlichen Granulen sind einzelne stärker entwickelt und mamme-
lonirt, ohne dass man von einer secundären Warzenreihe reden
könnte.
Peristom nicht im mindesten eingesenkt, gross; Ambulacral-
lippen breiter als Interambulacrallippen. Kiemeneinschnitte nicht
gross, so tief wie breit, mit einer starken Wulst.
Scheitellücke mit ausgefallenem Scheitelschilde gross, fünf-
seitig (zum Theil verbrochen).
Bemerk. Phymosoma quinguangulare stimmt in Gestalt und
Grösse mit einer afrikanischen Art: Phymosoma Coquandi Cott.!)
überein. Dieselbe ist verschieden durch stärkere Entwickelung
der Granula, insbesondere zwischen den beiden interambulacralen
Warzenreihen, etwas grössere Zahl der Stachelwarzen, stärker
entwickelte Doppelzeiligkeit der Porengänge auf der Oberseite
und dadurch, dass die Porenpaare am Peristom sich nicht zu
schrägen Reihen ordnen (COTTEAU giebt im Texte hierüber nur an:
Zones poriferes se dedoublant un peu pres du peristome), sowie
durch etwas eingesenkte Mundlücke.
In der Gestalt des Gehäuses steht am nächsten Leiosoma
rugosum Ag. sp.?). Aber es sind deutliche Secundärtuberkeln
vorhanden und das Fehlen der Kerbung der Stachelwarzen hat
CoTTEAU genöthigt, die von Acassız schon 1840 aufgestellte Art
von Phymosoma abzusondern und als Typus der Gattung Leiosoma
aufzustellen.
Vorkommen. Das einzige vorliegende Exemplar fand sich
im turonen Pläner (Galeriten-Pläner?) nördlich von Ahaus (im
zweiten Steinbruche von Süden her, beim ersten Kreuze) bei
Graes.
Original in meiner Sammlung.
1) Corszau, Pal. frane. terr. er&t. tome VII, pag. 586, tab. 1139, fig. 7—12.
2) Corrsau, ibid. tab. 1188.
12 I. Diadematidae.
Phymosoma radiatum, SORIGNET 1850.
Cyphosoma radiatum, Soxıeser, Ours. de deux arrond. du depart. de l’Eure,
pag. 28.
Maasse einiger Exemplare in Millimetern:
1. I. II. IV.
Durchmesser des Gehäuses . . . 105 13 17 20
Elöhe des Gehäuses . 2 222% 45006 Sr cay9
Durchmesser des Peristoms . .ca.5 Desrcas6 7
Breite der Ambulacralfeldee . . 3 35 AS 6
Breite der Interambulacralfelder . A car 6 7
Zahl der ambulacralen Stachel-
warzen in einer Reihe . . .5-6 6-1 1-8 8-9
Zahl der interambulacralen Stachel-
warzen in einer Reihe . . . 6 7 8 9—10.
Gehäuse klein bis von mittlerer Grösse, von kreisförmigem
bis gerundet fünfseitigem Umfang; Oberseite mässig gewölbt,
Rand gerundet, Unterseite concav.
Ambulacralfelder !/; schmaler als die Interambulacral-
felder. Jedes mit zwei Reihen crenelirter, nicht durchbohrter
Stachelwarzen, 9 in einer interambulacralen Reihe (in den klein-
sten 7) besetzt, welche an Grösse gegen die Pole hin rasch ab-
nehmen. Die Asseln beiderlei Felder, insbesondere die grossen
am Umfange des Gehäuses, sind so hoch wie breit und ihr Warzen-
hof gestrahlt. Die der Afterlücke näher gelegenen Täfelchen etwas
breiter als hoch. :
Die Porengänge sind in der Nähe der Pole wenig, am
Umfange des Gehäuses stärker hin und her gebogen. Sie werden
durch einfache Porenpaare gebildet, welche nirgendwo durch
Verschiebung auseinandertreten und deshalb weder am Periproct
noch am Peristom doppelte oder schräg gestellte Reihen bilden.
Die Poren sind rundlich, jedoch etwas höher als breit, ihr
Zwischenraum etwa dem eigenen Durchmesser gleich. Sie zeigen
auf den grossen Täfelchen die Neigurg, sich schräg zu stellen.
Fünf bis sechs Paare auf einer Assel. Die vertikale Mittelnaht
I. Diadematidae. 13
der Ambulacralfelder wird jederseits von einer, manchmal undeut-
lichen Reihe Granula begleitet, die nur am Umfange des Gehäuses
eine Unterbrechung erleidet. In horizontaler Richtung sind die
Warzenhöfe durch 2 bis 3 Granulareihen geschieden. Vier am
Umfange gelegene Ambulacralasseln sind grösser als die übrigen,
sie zeigen am Aussenrande bis an den Fuss des Warzenkopfes
reichende Einschnitte, welche den verwachsenen Porentäfelchen
entsprechen. Ausserdem leicht radiirt. Die grossen Interambula-
craltafeln sind deutlicher radiirt. Jeder Warzenhof an der Naht
von einer Reihe Körnchen umgeben, welche mit den Radien zu
correspondiren pflegen. An der Unterseite eine leise Andeutung
zur Bildung von Secundärtuberkeln neben den Porengängen. Auf
der Oberseite die mittlere Partie jedes Interambulacralfeldes bis
auf die Erstreckung von drei bis vier Asseln frei von Granulen,
glatt, dagegen schieben sich hier in den äusseren Ecken der Täfel-
chen bisweilen noch einzelne Körnchen ein.
Peristom von mittlerer Grösse, kreisförmig, ziemlich tief
eingesenkt, bei den grösseren Gehäusen mehr, als bei den klei-
neren. Kiemeneinschnitte schwach.
Scheitellücke (mit stets fehlendem Scheitelschilde) gross,
gerundet fünfseitig.
Die durchschnittliche Grösse der Mehrzahl der vorliegenden
Gehäuse beträgt 17” Durchmesser und 8" Höhe; das kleinste
Exemplar (von Graes) misst 11 und 5"", das grösste (von Hun-
dorf) 22 und 11m,
Ueber die seltenen kleinen Stücke ist noch zu bemerken, dass
das Peristom weniger eingesenkt ist, in welchem Umstande sich
dieselben also dem Phymosoma tenwistriatum nähern.
Bemerk. In Deutschland ist die Art lange verkannt. Von
GoLpDruss wurde sie dem Anscheine nach mit unter Crdaris va-
riolaris Ag. zusammengefasst, von AD. RÖMER muthmaasslich als
Diadema tenue Ag. gedeutet, von GEINITZ, nach eigener Angabe !),
in seinen älteren Schriften als Cyphosoma granulosum Gldf. be-
zeichnet. Sie wurde dann 1850 durch SORIGNET begründet, aber
1) Geintız, Elbthalgebirge, II, pag. 8.
14 I. Diadematidae.
leider nicht durch eine Abbildung erläutert, während im selben
Jahre Dıxox!) eine nicht von einem Namen begleitete, wenig deut-
liche Abbildung gab, worin CoTTEAU die SORIGNET' sche Art wieder
zu erkennen glaubt ?).
In England taucht dann die Bezeichnung Cyphosoma simplex
Forbes?) zuerst als blosser Name auf, der dann bald darauf durch
WooDWARD#) eine kurze Erläuterung fand, wobei beide Autoren
sich gegenseitig aufeinander berufen. Von den nun folgenden
Schriftstellern, von COTTEAU‘ und WRIGHT, wurde die FORBES'-
sche Benennung wieder eingezogen, von ÜOTTEAU mit dieser zu-
gleich Cyphosoma Wetherelli Forb., die jedoch von WRIGHT auf-
recht erhalten wird.
Erst die Darstellungen von CorrEAu?) und WrıcHT®) haben
eine wünschenswerthe Darstellung der Art gebracht, welche einen
näheren Vergleich ermöglicht. Besonders übereinstimmend mit
den vorliegenden Stücken sind die Abbildungen von WRIGHT und
von CorTTEAU tab. 1148, fig. 6 — 10 (welche ebenfalls ein englisches
Exemplar darstellen). Was CoTTEAU als var. granuleuse aus dem
Senon von Senneville tab. 1148, fig. 1—5 abgebildet, hat sich in
Deutschland noch nicht gezeigt und bezweifle ich die Zugehörigkeit.
Die sächsischen Verkommnisse sind neuerlich durch GEmITZ?)
auch zu C'yphosoma radiatum gestellt worden, während QuENSTEDT®)
dafür eine neue Bezeichnung, Diadema variolatus Strehlensis, auf-
stellt, anscheinend weil die Stücke von Strehlen dadurch von
Üyphosoma radiatum abweichen, dass sich die letzten Porenpaare
) Dixon, Geology of Sussex, tab. 24, fig. 23 — 31.
2) In der zweiten Ausgabe von Dixon, 1878, "wird pag. 373 die angezogene
Figur als Phymosoma rotatum Forb. angesprochen, eine Art, welche von Wrıeur,
l. c. pag. 116, unter die Synonyma von Eehinoceyphus diffieils Ag. sp. gestellt wird.
°) Forses in Morris, Cat. of Brit. foss. sec. edit. 1854, pag. 75.
#) Memoirs of the geological Survey of the United Kingdom, Decade V,
1556, Appendix, pag. 2, 3. :
>) Cowrwau, Pal. frang.. terr. cret. tome VII, pag. 609 — 614, tab. 1147,
tab. 1148.
6) Weusur, Monogr. of the British fossil Echinodermata from the Cretaceous
[ormations, part. I, 1864 — 1868, pag. 143, tab. 29, fig. 2, 3.
‘) Geimerz, Elbthalgebirge, IT, pag. S, tab. 2, fig. 7— 10.
°) Qusssenor, Echiniden, 1875, pag. 328, tab. 72, fie. SI — 90.
I. Diadematidae. 15
am Mundsaume senkrecht und vereinzelt stellen. Dies ist nicht
ganz genau, denn sie stellen sich nur schräg, was allerdings
CorTTEAU in seiner Figur nicht ausdrückt. Uebrigens zeichnet
QUENSTEDT nichts von einer Radürung der Asseln und auch
GemıTZ deutet sie nicht hinreichend genug an.
Ueber die Beziehungen zu Phymosoma pseudoradiatum aus
Ober-Senon ist bei ‚dieser Art selbst gesprochen.
Verwandt im allgemeinen Habitus ist der auf Cenoman be-
schränkte Echinoeyphus rotatus Cott., siehe diesen. Der ebenfalls
im unteren Turon auftretende Kchinocyphus mespilia W oodw., siehe
diesen, besitzt ein höheres, mehr kugeliges Gehäuse.
Verbreitung. Phymosoma radiatum bildet mit leicht in die
Augen fallenden Merkmalen ein charakteristisches Fossil des turonen
Pläners.
Die Art ist besonders im östlichen Deutschland häufig. Sie
liegt von dort vor aus dem Scaphiten-Pläner von Strehlen (Sachsen),
Hundorf und Turn bei Tepliz (Böhmen), vom Hublic bei Laun
(Böhmen) und Oppeln (Schlesien).
‚Dann als Seltenheit aus dem westlichen Deutschland, ent-
weder aus gleichem Niveau oder aus dem unterlagernden Galeriten-
Pläner, zwischen Beuchte und Weddingen (Hannover) und Graes
bei Ahaus (Westfalen).
Und zuletzt aus dem mit dem Scaphiten-Pläner gleichalterigen
Turon-Grünsande der Zeche »Schlägel nnd Eisen« bei Reckling-
hausen (Westfalen) in ca. 325" Tiefe.
Zur Untersuchung liegen 14 Exemplare vor.
Phymosoma Gehrdenense, SCHLÜTER.
Taf. 3, Fig. 1—5.
Phymosoma Gehrdenense, Scuuürer, Sitz. d. niederrhein. Gesellsch. für Natur- und
Heilkunde in Bonn, 7. Nov. 1381.
Maasse:
Durchmesser des Gehäuses . . . . ....... 19
Elchendesl@chäusesie a ee en
16 I. Diadematidae..
DurchmessersdesPReristomsı Sr Sn 6
Breiter den Ambulaeraltelder re
Breite der Interambulaeralfelder . . . .... a Icey)
Zahl der ambulacralen Warzen in einer Reihe . 14
Zahl der interambulacralen Warzen in einer Reihe 14.
Gehäuse klein, kaum von mittlerer Grösse, niedrig, Ober-
seite gewölbt, Unterseite concav !).
Porengänge, gebildet aus grossen runden Poren, in ihrem
ganzen Verlaufe einfach, auf der Oberseite geradlinig, am Umfange
und auf der Unterseite undulirt.
Die Ambulacralfelder führen zwei Reihen nicht grosser,
erenelirter und durchbohrter Stachelwarzen, 14 in jeder Reihe,
welche vom Umfange zu den Polen hin langsam an Grösse ab-
nehmen. Die grösseren sind seitlich leicht gestrahlt.
Die Interambulacralfelder tragen ebenfalls zwei Reihen
Stachelwarzen von gleicher Beschaffenheit und gleicher Zahl.
Warzenhöfe klein, sich meist berührend. Mit Ausnahme dieser, die
ganze Oberseite des Gehäuses gleichmässig mit feinen, gleichartigen
Granulen dicht besetzt. Auf der Unterseite begleiten nur Granula-
Reihen die Nähte der Asseln?2). An den Seiten der Ambulacral-
felder ragen einzelne Granulen durch mehrere Grösse hervor und
sind zum Theil mammelonirt. -
Peristom tief eingesenkt, von mittlerer Grösse. Kiemen-
einschnitte klein. Ambulacrallippen schmaler als Interambulacral-
lippen.
Bemerk. Nahe verwandt. ist das afrikanische Phymosoma
Schlumbergeri Cott.?), namentlich durch: die reiche, gleichmässige
Entwickelung der Granula, aber das Gehäuse ist höher und die
Mundlücke nicht eingesenkt; die Porengänge im ganzen Verlaufe
geradlinig.
Vorkommen. Das einzige bekannte Exemplar fand sich
in dem untersenonen Kreidemergel bei Gehrden unweit Hannover.
Original im Museum der Universität zu Bonn.
) In der Abbildung Fig. 2 nicht hinreichend deutlich ausgedrückt.
?) In der Abbildung nieht naturgetreu wiedergegeben.
3) Corırau, Pal. frang. terr. eröt. tome VIT, tab. 1141, fig. 4—11, pag. 591.
I. Diadematidae. al
Phymosoma cf. magnifieum, Acassız 1840.
Der vorstehend genannten, von AGAssız!) bereits 1840 auf-
gestellten, aber erst 1865 durch Corrzau?) abgebildeten Art
dürften einige wenig gut erhaltene Gehäuse aus norddeutschem
Unter-Senon zuzuzählen sein. Ihre Dimensionen sind:
Durchmesser des Gehäuses zu an 7 99wm
Hliöherdesa@ehäusesp De
Weiter. der Mundlucker ne
Das Gehäuse kreisförmig, oben mässig gewölbt mit fünf-
seitiger Scheitellücke des fehlenden Scheitelschildes, Rand gebläht,
Unterseite mit wenig eingesenktem Peristom.
Porengänge auf der Oberseite verdoppelt, am Umfange des
Gehäuses einfach, aber wellig gebogen, in der Nähe der Mund-
lücke in kurze, schräge Reihen aufgelöst.
Die Ambulacralfelder führen zwei Reihen crenelirter, nicht
durchbohrter Stachelwarzen, welche sich auf der Oberseite des
Gehäuses rasch verjüngen. Jede Reihe führt etwa 14. Die un-
günstige Erhaltungsart lässt die Granulen nicht mit wünschens-
werther Deutlichkeit erkennen. Es scheint, dass sie nur in der
Mittellinie der Felder entwickelt sind, reichlicher auf der Ober-
seite und in der Nähe des Umfanges, an Zahl abnehmend gegen
die Pole, dann nur eine winklige Linie bildend.
Die Interambulacralfelder, ein Drittel breiter als die
Ambulacralfelder, tragen ebenfalls zwei Reihen, von denen jener
nicht verschiedener Stachelwarzen. Die wenig entwickelten Se-
cundärtuberkeln bilden an jeder Seite der Ambulacralfelder eine
unregelmässige Reihe. Die auch hier nicht deutlichen Granulen
scheinen sich vorwiegend in der Mittellinie der Felder anzuhäufen,
kein geschlossenes Warzenhöfchen zu bilden und zwischen Scheitel
und Rand zu verschwinden.
!) Acassız, Catal. syst. Eetyp. foss. Mus. neoe., pag. L1.
2) Correau, 1. c. tab. 1155 — 1156, 1157, pag. 635.
18 I. Diadematidae.
Hiernach stimmen die vorliegenden Stücke, soweit ihre Er-
haltungsart einen Vergleich gestattet, mit der genannten Art über-
ein. Nur hat es den Anschein, als ob bei dieser das Gehäuse
höher, die Asseln der Oberseite des Gehäuses niedriger seien und
als ob die Gestaltung der Porengänge in der Nähe des Peristoms
einfacher sei, von denen ÜOTTEAU sagt: »ä peine se multiplier«,
aber keine Abbildung zur näheren Erläuterung beifüst.
Es dürfte noch zuzufügen sein, dass jenes Merkmal einer von
COTTEAU zu dieser Art zugezogenen Varietät, die einst A@assız
als Cyphosoma sulcata beschrieb!), von der es heisst: »Des sillons
transverses, entre les plaques, comme les Temnopleurus« sich an
keinem der vorliegenden Stücke wahrnehmen lässt. Sobald von
letzteren besser erhaltene Exemplare gefunden sind, wird man
über die Zugehörigkeit oder Verschiedenheit ein befriedigendes
Urtheil gewinnen können.
Vorkommen. Es liegen vier Exemplare vor aus dem Unter-
Senon der Gegend zwischen Adenstedt und Bülten (Hannover).
Vielleicht kommt die Art auch bei Speldorf vor.
Originale in meiner Sammlung.
Phymosoma ornatissimum, AGassız 1846.
Cidaris variolaris Gowwwuss (non! Brong.), Petref. Germ. pag. 123, tab. 40, fie. 9.
Cyphosoma ornatissimum Acassız, Cat vaiss. Ann. sc. 1346, pag. 352.
:
Maasse einiger Exemplare in Millimetern:
l. TTV VEN
Durchmesser des Gehäuses . . 25 29,5 37 44 -48 58
Eloherdesa@& ehäusespr rd BrRloregzeg
Durchmesser des Peristoms . . 8 10 — Dr ll
1) Asassız, Cat. vaiss. des Nchin.. Ann. des: se. nat. 2. ser. 1846, tome VT,
pag. 351, abgebildet 1860 durch Conrwau et Traun, Behin, du depart. de la Sarthe
’
tab. 44, fig. 9— 13, pag. 268.
I. Diadematidae. 19
LG. 206. MG 1 Wa VI.
Breite der Ambulaeralfellder . 6 — 9 11 il 14,5
Breite der Interambulacralfelder 9 — 12 15 17 19
Zıahl der Ambulacralwarzen in
ener Kealleo 0 08.0.0 10 Aa ee AT NER
Zahl der Interambulacralwarzen
Iinweınerakeihere Da Ares 16.
GouLpruss bezeichnete die für die senone Kreide von Coesfeld
typische Phymosoma-Art als Cidaris variolaris Brong.!). Diese auf
das Cenoman beschränkte Art kann hier gar nicht in Betracht kom-
men, da die durchbohrten Höcker sie in die Gattung Pseudodiadema
verweisen.
Desor?) stellte die GoLpruss’sche Cidaris variolaris unter die
Synonyma von Phymosoma Koenigi Mant.3), worin ihm Corrzau®)
und WriıcHuT®) folgten. Prüfen wir unter Zugrundelegung der
genauen, von WRIGHT gegebenen Abbildungen das Phymosoma
Koenigi, sowie einiger vorliegender englischer Originale beide
Vorkommnisse, so ergeben sich trotz der im allgemeinen grossen
Aehnlichkeit beider folgende Unterschiede:
a. bei den englischen Typen ist die Unterseite plan, bei den
westfälischen Stücken ist das Peristom tief eingesenkt;
b. bei den englischen Gehäusen sind die Mundeinschnitte
für die Kiemen obwohl nicht sehr tief, doch scharf ausge-
prägt, bei den westfälischen Stücken dagegen kaum wahr-
nehmbar; .
c. bei den englischen Stücken verlassen die Ambulacralporen
in der Nähe der Mundlücke die bogenförmige Stellung und
bilden statt deren drei schräge kurze Reihen, wovon man
bei den westfälischen Stücken nichts wahrnimmt;
!) Das von Goupruss abgebildete Exemplar stammt von Coesfeld selbst.
?) Desor, Synop. Echin. foss. 1858, pag. 87.
°) In Folge dessen ich selbst früher dieses Vorkommen mit diesem Namen
bezeichnete.
*) Correau, Pal. frang. terr. er&t. tome VII, pag. 678.
5) Wrıcht, Cret. Echin., Pal. soc. 131.
20 I. Diadematidae.
d. an der Unterseite der westfälischen Gehäuse finden sich
auf den Interambulacralfeldern sowohl zwischen den beiden
Hauptreihen der Stachelwarzen zwei Reihen kleiner Stachel-
warzen, wie jederseits am Aussenrande des Feldes neben
der secundären Warzenreihe noch eine zweite kleinere).
Beide fehlen den englischen Stücken.
Mithin können beide nicht als zur selben Art gehörig
betrachtet werden.
Vor Dzsor hatte: AGassız?) für sein Uyphosoma ornatissimum
sich auf die einzige Abbildung des Cidaris variolarıs bei GOLDFUSS
(wenn auch mit einem Fragezeichen) berufen und dabei angegeben,
die Art finde sich ‘ausser in Deutschland auch in der weissen
Kreide Englands, statt der Beschreibung nur beifügend: »Differe
du Cyphosoma Tiara par le dedoublement des pores & la face
superieure, et par la presence de tubercules secondaires assez de-
veloppes & la face inferieure«.
DESOR und COTTEAU und WRIGHT stellen consequenter Weise
auch Phymosoma ornatissimum Agass. unter die Synonyma von
Phymosoma Koenigi, was, wie gezeigt, nicht zulässig.
Verwandt ist nach der Darstellung CorrtEau’s Cyphosoma
Tiara Hag. sp. AGassız nennt Cyphosoma Tiara (— Cidaris Tiara
Hag.), dem er sein Oyphosoma magnificum3) beifügt, von Meudon
und Rügen %).
Desor) stellt Cyphosoma Tiara unter die Synonyma von
Oyphosoma sawatile Park. sp., und nennt es mithin sowohl aus
Kent wie von Meudon, und hält Oyphosoma magnifieum aufrecht.
!) Jedoch nicht so scharf ausgeprägt, wie bei dem ebenfalls grossen PAymo-
soma Girummense Des. Pal. franc. 1. c. tab. 1160. 3
2) Acassız, Cat. raiss., Ann. sc. 1846, pag. 352.
®) Acassız, Cat. syst. pag. 11.
1) Asassız, Cat. raiss. ]. ec. pag. 351.
°) Desor, Syn. Echin. foss. pag. S7.
I. Diadematidae. 21
CoTTEAUN) dagegen hält Oyphosoma Tiara aufrecht und ebenso
wie WRIGHT?) (yphosoma sawatile, dieses jedoch unter dem KLEm’-
schen Namen Cyphosoma corollare, von St. Pierre, Meudon etc.
Da nach der Darstellung von CorTEAu Cyphosoma . Tiara
allerdings eine Verdoppelung der Porenpaare gegen den Scheitel
hin zeigt, dagegen keine eingesenkte Mundlücke, nur auf der
Unter-, nicht auf der Ober-Seite secundäre Warzenreihen führt,
Hauptstachelwarzen in jeder Reihe nur 9 statt 14, wie bei den
vorliegenden, so können diese nicht zu Oyphosoma Tiara gestellt
werden.
Oyphosoma corollare (= (. sawatile) ist von unseren Stücken
durch geringe Entwickelung der Secundärtuberkeln, geringere
Zahl (9) der Hauptstachelwarzen etc. verschieden.
Cyphosoma magnificum Ag.?) besitzt eine ähnliche Ornamentik
wie die in Rede stehenden Stücke, dies mag Veranlassung gewesen
sein, dass AD. RÖMER und FERD. RÖMER diese Vorkommnisse zu
Uyphosoma magnificum gestellt haben; allein bei dieser Art ist das
Peristom kaum wahrnehmbar eingesenkt, die Asseln der Oberseite
sind niedriger, damit zugleich die Stachelwarzen kleiner und ein-
ander mehr genähert etc.
Die durch HAGEnow®) als Cidaris (Diadema) aus der Kreide
Rügens beschriebenen, nahestehenden Phymosomen, Phym. princeps
und Phym. taeniatum, unterscheiden sich leicht, schon durch die
wenig eingesenkte Mundlücke.
Es können sonach die gedachten Vorkommnisse nur die Be-
zeichnung Phymosoma ‘ornatissimum Ag. tragen.
Vorkommen. Ich sammelte eine grössere Zahl. Exemplare
in der unteren Mucronaten-Kreide Dei Coesfeld und Darup in
Westfalen.
1) Correau, Paleont. franc. 1. c. pag. 674, tab. 1966.
2) Waicur, ]. c. pag. 134.
3%) Paleont. france. 1. e. page. 636, tab. 1155, 1157.
4) Jahrb. für Mineral. 1840, pag. 651.
22 I. Diadematidae.
Phymosoma princeps, HAGENowW) 1840.
Taf. 6, Fig. 1—5.
Cidaris (Diadema) princeps, Frep. von Hacznow, Monographie der Rügenschen
Kreide- Versteinerungen. Il. Abtheil. Jahrbuch für
Mineral. ete. 1840, pag. 651.
Ausser einem von HAGENow im Jahre 1853 eingesandten
Gypsabgusse liegt ein angeblich von Rügen stammendes Ori-
ginal vor.
Maasse:
Durchmesser des Gehäuses . . „udn
IlohendesaG.ehäusess 24 »
\VeitendereNunglückessr u erezer DZ
Breite der Ambulacralfeldee . . 2... 15 >:
Breite der Interambulacralfelder . . . . 19 »
Zahl der ambulacralen Stachelwarzen in
AUIEEN 13
Zahl der interambulacralen Stachelwarzen in
einer! Reihe mr Er EI ER ale
Einenalkeih em
Das grosse Gehäuse zeigt eine nahe Verwandtschaft mit den
grössten Exemplaren des Phymosoma ornatissimum von Coesfeld.
Leicht unterscheidet die sowohl engere wie nur um ein Geringes
eingesenkte Mundlücke. Zugleich sind die Warzenhöfe tiefer ein-
gesenkt; die Höhe der grossen Asseln am Umfange des Gehäuses
grösser, dagegen zum Scheitel hin rascher an Grösse abnehmend
und der Kegel von einem schärfer vortretenden Ringe umgeben.
Die Secundärwarzen und Granulen weniger entwickelt und auf
der Oberseite die glatte, granulafreie Partie zwischen den inter-
ambulacralen Warzenreihen weiter ausgedehnt.
Vorkommen. Bis jetzt nur aus der obersenonen Kreide
der Insel Rügen bekannt.
) Was Desor, Syn. löchin. foss. pag. 89, unter dieser Bezeichnung nennt,
ist verschieden. — Wenn Quuxsment, lüchin. pag. 325, meint, Diadema princeps
Hag. und Diadema speciosa Hag. sei das Gleiche, so ist dies irrig, wie zwei mit
Haaesow’s Handschrift versehene Gypsabgüsse darthun; dagegen möchte Diadema
taeniatum Mag. und Diadema speciosa zusammenfallen.
T. Diadematidae. 23
Phymosoma taeniatum, HAGEnow 1840.
Tat 7, Rio. 1—).
Oidarıs (Diadema) taeniatus, Frıepr. von Hagenow, Monographie der Rügenschen
Kreide- Versteinerungen. II. Abtheil. Jahrbuch für
Mineral. ete. 1840, pag. 651.
Maasse:
Durchmesser des Gehäuses . . . . . . 41 — 43mm
HlöhendesuGehänsespl Mu 13 »
Weite der Mundlücke . . 2. 2. 2... 15 »
Breite der Ambulacralfelder . . ... 10 »
Breite der Interambulacralfeldee . . . . 155.
Schliesst sich den beiden zuletzt genannten Arten als ver-
wandte Form an. Der augenfälligste Unterschied beruht in der
Beschaffenheit der Stachelwarzen. Dieselben sind auf der Ober-
seite des Gehäuses wie bei-der Gattung Leiosoma Cott. nicht cre-
nelirt; am Umfange des Gehäuses und weiter abwärts zeigen sie
in .der Richtung zum Peristom ein paar Kerben, 3 bis 4, was
schon durch HAGEnow hervorgehoben wurde: »die Gelenkwarzen-
ringe sind glatt und zeigen nur gegen den After (soll wohl
heissen Mund!) hin eine Spur von Kerbung«. Weiter unter-
scheidet die Grösse und geringe Einsenkung die Mundlücke.
Von Phymosoma princeps durch geringere Ausdehnung und Ein-
senkung der Warzenhöfe verschieden. Während bei der letzten
Art die Porengänge in der Umgebung des Peristoms_ eine völlig
einfache Reihe biıden, die Porenpaare sich aber fast senkrecht
stellen!) — lösen sich dieselben bei Phymosoma taeniatum in einige
kurze Reihen auf. Granula gut entwickelt, Secundärwarzen schwach,
nur an der Unterseite und hier besonders seitlich.
Vorkommen. Nur aus dem Ober-Senon der Insel Rügen
bekannt.
Ein Exemplar im Museum der Universität zu Berlin.
1) Bei Phymosoma ornatissimum wegen der an dieser Stelle ungünstigen Er-
haltung der zahlreich vorliegenden Stücke bisher nicht beobachtbar.
24 I. Diadematidae.
Phymosoma pseudoradiatum, SCHLÜTER.
Phymosoma pseudoradiatum, Schuürer, Sitz. d. niederrhein. Gesellsch. für Natur-
und Heilkunde in Bonn, 7. Noy. 1881.
Im Ober-Senon Norddeutschlands findet sich als Seltenheit
ein Phymosoma, welches dem aus dem mittleren Turon-Pläner
wohlbekannten Phymosoma radiatum nahe steht. Uebereinstimmend
sind die Ambulacra, welche aus einfachen Porenpaaren gebildete,
wellig gebogene Gänge darstellen, die sich weder am Munde noch
am After durch Auseinanderschieben verbreitern, übereinstimmend
die Radüirung der Asseln, welche nur primäre, crenelirte, nicht
durchbohrte Stachelwarzen tragen, denen sich an der Mundseite
auf jedem Interambulacrum seitlich ein paar kleine Secundär-
höckerchen anfügen etc. Abweichend ist die jüngere Art von der
älteren dadurch, dass sich auf den Ambulacralasseln keine mehr-
fachen Horizontalreihen von Granulen finden, welche ich an keinem
Gehäuse der genannten Art des Turon vermisst habe?); dann da-
durch, dass auf der Oberseite des Gehäuses die Interambulacral-
tafeln niedriger und breiter sind, die Stachelwarzen (mit Ausnahme
der äussersten) in das Centrum der Asseln rücken — während sie
bei Phymosoma radiatum dem Seitenrande näher stehen — so dass
die Felder hierdurch Raum für ein seitliches Granula- Band er-
halten. — Endlich scheinen die Gehäuse der jüngeren Art durch-
schnittlich etwas grösser zu sein (27”®), das Peristom aber einen
kleineren Durchmesser zu haben und weniger eingesenkt zu sein.
Durch CorTTEAU sind verschiedentlich abweichende Gehäuse
als Varietäten zu Phymosoma radiatum gestellt worden und dem
Anscheine nach in Folge dessen die Art sowohl aus Turon wie
aus Senon aufgeführt worden. Möglicher Weise könnten die
Gehäuse aus der Kreide mit Belemnitella mucronata von Meudon,
welche CorrEAU zu der Varietät »peu granuleuse« stellt, unserer
Art angehören; vielleicht auch die Vorkommnisse von Rügen, die
') Vergl. auch die Abbildungen bei Wrıaur I, e. tab. 29, fig. 2: Cormzau 1. c.
tab, 1148, fig. 4, fie. 9,
I. Diadematidae. 25
DEsor!) Phymosoma Heberti nannte und COTTEAU unter die Syno-
nyma von Phymosoma radiatum stellte. Wäre dies nachweisbar,
so hätte unsere Art die Bezeichnung Phymosoma Heberti zu tragen,
allein DEsor charakterisirt dieselbe unzureichend so: »Petite espece
aplatie. Point de tubercules secondaires. Zöne miliaire tres &troite,
reduite a deux petits filets perles. Pores non dedoubles«, und es
dürfte sowohl weder das »petite« noch das »aplatie« auf unsere Art
Anwendung finden können. Alle Exemplare wegen der Dünne der
Schale verdrückt.
Vorkommen. Die Art fand sich im Kreidemergel mit
Belemnitella mucronata bei Ahlten. Vielleicht auch im westfälischen
Kreidebecken ?).
Phymosoma maeandrinum, SCHLÜTER.
Taf. 3, Fig. 6— 10.
Phymosoma maeandrinum, Schnürer, Sitz. d. niederrhein. Gesellsch. für Natur-
und Heilkunde in Bonn, 7. Nov. 1881.
Maasse:
Durchmesser des Gehäuses . . ............. 40mm
IHliohesdesu&ehäuseseen Sea 220
Durchmesser des Peristoms. . . 2 .2..2..2...15»
Breite der Ambulueralfelder . . . 2. .2.2..10»
Breite der Interambulacralfelder . . . . .... 15»
Zahl der ambulacralen Stachelwarzen in einer
Reihen aan N Mala Bow raulaken. ge41O
Zahl der interambulacralen Stachelwarzen in einer
Ixeihen ul Bent laser], EN),
Gehäuse gross, kreisförmig, die Höhe gleich dem halben
Durchmesser; Ober- und Unterseite ziemlich gleichmässig, wenig
gewölbt, fast plan.
1) Desor, Syn. Echin. foss. pag. 450.
2) Die ungünstige Erhaltung der bis jetzt vorliegenden Stücke selbst lässt
keinen genauen Vergleich zu. Ein Theil der Gehäuse schliesst sich an Phymosoma
spatuliferum Forb. (Weicur 1. ec. pag. 141, tab. 28) an.
26 I. Diadematidae.
Die Porengänge, stark wellig gebogen, besonders auf der
Oberseite und am Umfange, werden gebildet von einfachen Poren-
paaren, welche in der nächsten Nähe der Scheitellücke undeutlich
werden, am Umfange weiter auseinandertreten als auf der Ober-
und Unterseite, so dass hier mammelonirte Tuberkeln zwischen
ihnen Platz finden. An den Mundlippen bilden dieselben noch
2 oder 3 kurze, schräge Reihen. Die Poren sind klein, gerundet,
Auf den grösseren Asseln werden dieselben durch ein Granul ge-
trennt.
Die Ambulacralfelder, zugespitzt und schmal an der
Scheitellücke, nehmen langsam an Breite zu bis an den Umfang
des Gehäuses und verengen sich dann bis zur Mundlippe um die
Hälfte. Sie tragen zwei Reihen kräftiger, crenelirter, aber nicht
durchbohrter Stachelwarzen, welche vom Umfange des Gehäuses
gegen die Pole hin ziemlich rasch an Grösse abnehmen. In jeder
Reihe 9 oder 10. Die stark wellige Vertikalnaht wird von spar-
samen Granulen begleitet, dagegen Wird der auf der Oberseite
und am Umfange des Gehäuses breite horizontale Zwischenraum
zwischen den kreisförmigen Warzenhöfen, von denen die grössten
seitlich gestrahlt sind, durch zahlreiche, zum Theil mammelonirte
Granulen ausgefüllt,- welche sich mehr oder minder regelmässig
auf den zwischen je zwei grossen Ambulacraltafeln einschiebenden
und bis zur Mittelnaht reichenden Porentafeln, deren Zahl 1 bis 4
beträgt, ordnen.
Die Interambnlacralfelder, um die Hälfte breiter als die
Ambulacralfelder, sind wie diese mit zwei Reihen grosser Stachel-
warzen versehen, von derselben Beschaffenheit wie die ambula-
cralen, jedoch um ein weniges grösser, insbesondere in der Nähe
des Scheitel. Secundärtuberkeln fast gleich Null, nur auf der
Unterseite des Gehäuses jederseits der Felder eine nicht ganz regel-
mässige ‚Reihe sehr kleiner Wärzchen. Die nicht eingesenkten
Warzenhöfe sind ringsum von Granulen, von denen einzelne mam-
melonirt sind, umgeben. Auf der Unterseite finden sich dieselben
sparsamer und auf der Oberseite lassen sie die mittlere Partie der
Felder frei und ist dieselbe in der Nähe des Scheitels etwas ein-
sed rückt.
I. Diadematidae. 27
Peristom von mittlerer Grösse, kaum sichtbar eingesenkt.
Kiemeneinschnitte schwach, mit wenig aufgeworfenem Rande.
Ambulacrallippen ein wenig schmaler als die Interambulacral-
lippen.
Die Scheitellücke des ausgefallenen Scheitelschildes nicht
gross, deutlich fünfseitig.
Bemerk. Unser Echinide erinnert in manchen Beziehungen,
z. B. den am Scheitel zugespitzten Ambulacralfeldern, den ein-
fachen welligen Porengängen an Leiosoma Tournoueri!) aus dem
Senon des südlichen Frankreich. Da jedoch die ungekerbten
Stachelwarzen desselben die Zuweisung zur Gattung Leiosoma
fordern, so ist ein weiterer Vergleich nicht erforderlich.
Unter den Arten der Gattung Phymosoma besitzt keine in
gleicher Weise gegen den Scheitel hin zugespitzte Ambulacral-
felder. Einen ebenfalls stark welligen Verlauf der Porengänge
zeigt z. B. Phymosoma Agwitanicum Cott.?) aus dem Neocom und
Phymosoma costulatum Oott.?) aus Turon, die jedoch oben gerad-
ling werden und sich verdoppeln. Ein ähnliches Verhältniss der
zwischen die grossen Ambulacraltafeln sich einschiebenden und bis
zur Mittelnaht verlängernden Porentafeln zeigt Phymosoma paueci-
tuberculatum Gras*) aus Neocom, sowie Phymosoma Batnense Cott.?)
aus Turon Afrikas, und zum Theil Phymosoma Delamarrei Desh.®),
ebenfalls aus Turon Nordafrikas; allein alle zeigen im übrigen so
viele Abweichungen, dass eine Verwechselung nicht zu befürchten
steht. Unter den auch in Deutschland sich findenden, gut ge-
kannten Arten möchte das kleine Gehäuse des Phymosoma radiatum
Sorign. aus turonem Pläner wohl am nächsten stehen; indess unter-
scheiden auch hier auf den ersten Blick das eingesenkte Peristom,
die radiirten Warzenhöfe etc.
1) Correau, Pal. frane. terr. eret. tom, VII, tab. 1187.
tab! 11137.
3) Cörzeau, 1. c. tab. 1151.
9, Corzeau, |. c. tab. 1134.
5) Corrzzav, ]. ec. tab. 1142.
6) Corzeau, |. c. tab. 1140.
pr
2
2) Correau, |.
m
Q
28 I. Diadematidae.
Das nur in einem Exemplare vorhandene Phymosoma granu-
losum Goldf. aus der Maestricht- Kreide, dessen obere Hälfte un-
bekannt ist, unterscheidet sich durch plötzlich aus leicht ovalen
Warzenhöfen aufsteigende Warzenkegel und stärkere Entwickelung
der vertikalen Granulabänder auf den Ambulacralfeldern, näheres
Aneinandertreten der Warzenhöfe etc. :
Vorkommen. Das einzige bekannte Exemplar fand sich in
der jüngsten senonen Kreide bei Kunraed, nordwestlich von Aachen,
und befindet sich im Besitze des Herrn Mineralienhändlers CAsımIR
UsgacHs in Maestricht.
Phymosoma pentagonale, Jos. MÜLLER sp.
Goniophorus pentagonalis, Jos. MürLver, Monogr. der Petrefacten der Aachener
Kreideform. Supplementheft, 1559, pag. 6, tab. 7, fig. 3.
Aus den Horn- und Feuersteinen des Aachener Waldes nennt
JOSEPH MÜLLER einen Goniophorus pentagonalis, den er ledig-
lich »wegen der winkligen Form des Petrefactes«e zu Goniophorus
stellt, womit er in der That gar nichts zu thun hat. Es kann
sich hier wohl nur um Phymosoma oder Pseudodiadema handeln.
Da MÜLLER ausdrücklich angiebt, die Warzen seien durchbohrt,
so könnte es sich nur um Pseudodiadema handeln, allein in der
Zeichnung ist nichts davon zu erkennen und in so jungen
Schichten ist bis jetzt noch keine Pseudodiadema gefunden. Wäh-
rend sich im Cenoman noch etwa 17 Arten finden, scheinen sie
bereits im Turon mit nur noch 2 Arten zu erlöschen. Sonach
steht vor der Hand zu vermuthen, dass die Angabe der Durch-
bohrung auf irriger Beobachtung beruhe und die Stücke zur Gat-
tung Phymosoma gehören.
In der Abbildung von Jos. MÜLLER — die Vorkommnisse
sind nur als Abguss des Inneren und Abdruck der Aussenseite
bekannt — sind die Interambulacralfelder wahrscheinlich so ent-
standen, dass auf den inneren Abguss der Abdruck der Aussen-
seite unmittelbar aufgezeichnet wurde, denn am Peristom ist die
durch das Fehlen der Schale entstandene Lücke mitgezeichnet
Il. Diadematidae. 29
worden. Wie die wunderlichen Ambulacralfelder mit den 4 Reihen
gedrängt stehender Warzen entstanden sind, ist weniger leicht zu
sagen. Sollten hier nicht die kleinen, höckerförmigen Abgüsse
der Ambulacralporen zu Missverständnissen Anlass gegeben haben?
oder stellen die äusseren Reihen seitliche Secundärwarzen der
Interambulacralfelder dar?
Wie dem auch sei, immerhin verdienen diese Vorkommnisse
des Aachener Waldes Aufmerksamkeit, um so mehr, da sie sich
leicht charakterisiren durch ihre scharf fünfseitige Gestalt!), welche
bei keiner anderen Art in senonen Schichten sich wieder findet.
Mir liest ein Exemplar von 43=® Durchmesser und 16"
Höhe vor. Die Porengänge sind in ihrem ganzen Verlaufe einfach,
in der Nähe des Scheitels geradlinig, oder doch fast geradlinig,
dagegen am Umfange und auf der Unterseite stark undulirt. Die
Interambulacralfelder bestehen aus wenigstens je zwölf Paaren
breiter Asseln, welche auf der Oberseite sehr niedrig, am Umfange
des Gehäuses an Höhe zunehmen. Die Stachelwarzen standen
nicht in der Mitte der Asseln, sondern etwas der Mittellinie der
Felder genähert, wodurch es wahrscheinlich wird, dass (am Um-
fange) sich seitlich Secundärwarzen befanden.
Bei dem grossen Formenreichthum ist ein
Rückblick
auf die Verbreitung der Gattung Phymosoma?)
von Interesse.
Ausser den vorstehend aus der Kreide Norddeutschlands näher
besprochenen Arten der Gattung Phymosoma wurde von GOLDFUSS
I) Freilich birgt dieser Hornstein auch noch andere Arten. Vielleicht steckt
darunter Phymosoma Corneti, von Corrsau (Bull. soc. geol. 1874, pag. 117) aus
der oberen Kreide Belgiens beschrieben.
?) Aus der Jura-Formation scheinen bis jetzt erst 2 Arten beschrieben zu
sein: Phymosoma supra corallinum Cott. (Catal. raiss. des Echin. foss. de l’Aube),
Etage Kimmeridgien; Phymosoma Douvillei Gott. (Eehin. nouv. ou peu connus,
1875, pag. 180, tab. 25, fig. 1), Etage Corallien.
30 I. Diadematidae.
Phymosoma granulosum beschrieben und fanden sich die Stacheln
von Phymosoma cf. spatuliferum im Emscher Mergel. Diese 16 Arten
vertheilen sich wie folgt:
Im Neocom:
Phymosoma cf. Perroni Cott.
» Hüsüi Schlüt.
Im Gault wurde noch keine Art beobachtet.
Im Cenoman:
Phymosoma Goldfussi Schlüt.
> cenomanense Gott.
Im Turon:
Phymosoma regulare Ag.?
> quwinquangulare Schlüt.
» radiatum Sorig.
Im Emscher:
Phymosoma ef. spatuliferum Forb.)).
Im Unter-Senon (Horizont des /noceramus lobatus):
Phymosoma Gehrdenense Schlüt.
» cf. magnificum Ag.
Im Ober - Senon (Coeloptychien - Kreide und Maestricht-
Schichten):
Phymosoma ornatissimum Ag.
» pseudoradiatum Schlüt.
princeps Hag. '
» taeniatum Hag.
» granulosum Goldf.
» maeandrinum Schlüt.
> pentagonale Müll.
!) Dixox’s Geology of Sussex, 1850, pag. 340, tab. 24, fig. 20. Ich sammelte
nur einige Stacheln von schwarzer Farbe mit ovalem Querschnitt, welche nach
oben hin sich mehr abplatten. Stiel glatt, Hals und Ring fein gestreift. Kohlen-
schacht bei Horst in Westfalen.
I. Diadematidae. 31
In anderen Kreideterritorien ist die Verbreitung so:
Aus der sächsisch-böhmischen Kreide nennt H. B.
GEmITZ):
Phymosoma granulosum Gldf. Aus Cenoman von Plauen).
» cenomanense Cott. Unterer Pläner von Plauen.
> subcompressum Cott. (Stacheln) ibid.
» radiatum Sorig. Turon -Pläner von Strehlen,
Weinböhla, Hundorf.
In der Kreide Belgiens nach den Untersuchungen von ÜOTTEAU?):
Phymosoma cenomanense Cott. Tourtia de Tournay.
» corollare Ag. Craie de Nouvelles de Spiennes
(Senon).
» radiatum Sorig. Poudingue de la Malogne
(Senon).
» Corneti Cott. sp. n. ibid.
Aus der Kreide Englands kennen wir durch WrıcHT%:
Phymosoma gramulosum Goldf. Lower Chalk.
» radiatum Sorig. » »
> corollare Klein. Upper Chalk.
» Koenigi Mant. » »
» magnificum Agass. >» »
» Wetherelli Forb. » »
» spatuliferum Forb. >» >
Aus Frankreich kennen wir (an Gehäusen, von isolirten
Stacheln abgesehen) durch Corrzeaud) 33 Arten:
') H. B. Geisırz, das Elbthalgebirge in Sachsen. I, pag. 72, tab. 2, fie. 8.
°) Nur ein Fragment, welches vielleicht zu Phym. Goldfussi gehört.
3) Correau, Note sur les Echinides eretaces de la province du Hainaut.
Soeiete geologique de France. Reunion extraordinaire & Mons (Belgique) et
& Avesnes (Nord) 1874, pag. 110 — 132, tab. 19 u. 20.
4) Wrıear, A Monogr. of the British Echinodermata from the Cretaceous
Formations. Palaeont. Society. I, pag. 128 — 144.
5) Paleontologie frang. terr. eret. tome VII, pag. 567 — 698.
32
Aus
Aus
Aus
Aus
Aus
Aus
Neocom: 4,
I. Diadematidae.
Phymosoma Perroni Cott.
Aptien: 1,
paueituberculatum Gras.
Loryi Gras.
Agwitanieum Oott.
Phymosoma Loryi Cott.
Albıen keine.
Cenoman: 2,
Phymosoma
>»
Turon: 4,
Phymosoma
Senon: 22,
Phymosoma
Cenomanense Gott.
Bargesi Cott.
tenwistriatum Agass.
regulare Agass.
d’Orbignyanum Cott.
radiatum Sorig.
Archiaci Cott.
costulatum Gott.
perfectum Agass.
Delaunayi Cott.
Bourgeoisi Cott.
microtuberculatum Üott.
magnificum Agass.
Carantonianum Des.
Saemanni Cogq. :
Girumnense Des.
rarituberculatum Vott.
pulchellum Cott.
Des Moulinsi Cott.
Ameliae Gott.
Raulini Cott.
eircinatum Agass.
corollare Agass.
Tiara Agass.
I. Diadematidae. 33
Phymosoma Koenigi Mont.
» granulosum G.
» Bonissenti. Cott.
und Phymosoma pseudomagnifieum Cott.)).
Bloss als Stacheln sind bekannt:
Phymosoma dimidiatum Ag. Cenoman.
» subcompressum Cott. »
» subnudum Cott. Senon.
» remus Üott. »
» elongatum Cott. »
Hierzu kommen noch fünf jüngst durch H. ArnaUD aus dem
südwestlichen Frankreich beschriebene Arten?):
Phymosoma minus, Arn. Dordonien inferieur et moyen.
» propinguum, Arn. Dordonien inferieur.
» Cotteaui, Arn. Campanien inferieur.
> engolismense, Arn. Angoumien inferieur.
> inflatum, Arn. Campanien infer. et moyen.
Aus der Schweiz nach DE LoRIOL®):
Phymosoma nobile Des. Valangien ( Unter-Neocom).
» Perroni Cott. Neocomien moyen.
» Loryi Gras. Urgonien.
Aus Algier nach CorTtTEAU*) und CoQUAND>):
Aus Öenoman:
Phymosoma Algirum Cogq.
!) Corrzau, Descript. des Echin. de la Colonie du Garumnien, Bull. soe. geol.
tome 9, 1878, pag. 55, tab. 4, fig. 1—6.
2) von denen ich erst nachträglich durch die Güte des Verfassers Kunde
erhielt. H. Arsaun, Etude sur le genre Cyphosoma dans la craie du Sud-Ouest.
Extr. des Actes de la Societe Linnsenne de Bordeaux, tome XXXI, 2° lin. 1876,
Bordeaux 1977.
. ®%) ne Lorıor: Echinologie Helvetique. Description des Oursins fossiles de
la Suisse. Deuxieme partie, Echinides de la periode Crötacde. 1873, pag. 137—144.
4) Corrzau, Paleont. frang. 1. e.
5) Coquasp, Geologie et Paleont. de la region Sud de la province de Con-
stantine. Mem. de la societ. d’Emulation de la Provence, Marseille, 1362,
pag. 255 —258 und pag. 328.
34 I. Diadematidae.
Aus Turon:
Phymosoma Baylei Cott.
> Coquandi Cott.
» Delamarrei Desh.
» Schlumbergeri Cott.
>» Batnense Cott.
» majus. Cogq.
Aus Senon:
Phymosoma Maresi Oott.
» Aublini Cott.
Während die letzte Arbeit Coguanp’si) vom Jahre 1880 keine
Bereicherung der Gattung mehr gebracht hat, vermehrt das Werk
von COTTEAU, PERON et GAUTHIER?) über die Echiniden Algiers
(von welchem die betreffenden Hefte mir erst in dem Augenblicke
zugehen, wo dieser Bogen in die Druckerei abgehen soll) unsere
Kenntniss über das Vorkommen von Phymosoma in Nordafrica sehr
erheblich. Es werden genannt:
Aus Etage Turonien:
Phymosoma majus og.
> Baylei Cott.
> Coquandi Cott.
» Schlumbergeri Gott.
» Pistrinense Per. Gauth.
> regale Per. Gauth.
Therestanense Per: Gauth.
1) Htudes supplömentaires sur la Paleontologie Aleerienne faisant suite A la
description Geologique et Paleontologique de la region Sud de la province de Con-
stantine par Coquasn. Extrait du Bulletin de ’Academie d’Hippone. Bone, 1880.
2) Jöchinides foss. de ’Algerie. Deseription des espöces deja recueillies dans
ce pays et considerations sur leur position stratigraphique par Cowrzau, Prrox
et Gaunmmr. Bis jetzt 8 Fascikeln, Paris 1375— 1881. Anscheinend alles Separat-
abzüge aus: Bibliotheque de l’ecole des hautes etudes. Section des sciences
naturelles. i
I. Diadematidae. 35
Phymosoma ambiguum Per. Gauth.
> radiatum Sorig.
Aus Etage Santonien:
Phymosoma Delamarrei Desh.
(= Baitnense Cott.)
» Foukanense Per. Gauth.
» Baylei Gott.
(= Pseudod. Gauthieri Coqg. 1880)
» Maresi Cott.
» Aublini Cott.
> Archiaci Ag.
» subasperum Per. Gauth.
» rectlineatum Per. Gauth.
» Tamarinense Per. Gauth.
=> Mansour Per. Gauth.
» Meslei Per. Gauth.
» Mecied Per. Gauth.
Aus Etage Campanien:
Phymosoma Maresi Cott.
» Joudi Per. Gauth.
Aus Etage Dordonien:
Phymosoma Mahdid Per. Gauth.
2 sohtarium Per. Gauth. ’
» Said Per. Gauth.
» magnificum Per. Grauth.
Aus Palaestina nennt LARTET)):
Phymosoma Delamarrei Des.
ı) Exploration geologique de la mer morte de la Palestine et de L’Idumee,
Paris 1376, pag. 156.
36 I. Diadematidae.
Gatt. Pseudodiadema, Desor 1856.
Pseudodiadema rotulare, Acassız 1836).
Schon Vv. STROMBECK?) kannte die Art als seltenes Vorkommen
im Hils von Berklingen und Gross-Vahlberg und nennt auf Grund
einer Bestimmung DEsSor’s daneben auch das schwer davon unter-
scheidbare:
Pseudodiadema Bourgueti, Acassız 18403).
Mir liest nur ein Exemplar*) von ungünstiger Erhaltung aus
dem mittleren Hils von Achim bei Börssum vor.
Daselbst fand sich auch:
Pseudodiadema macrostoma, AGassız,
in einem Exemplare von 7,5"" Durchmesser und 3"" Höhe, welches
von ÜOTTEAU und DE LORIOL als jugendliches Gehäuse des Pseudo-
diadema rotulare aufgefasst wird.
Das vorliegende ungenügende Material gestattet kein eigenes
Urtheil. Pseud. rotulare ist weit verbreitet im gesammten Neocom
Frankreichs und der Schweiz, häufig jedoch nur im mittleren Neo-
com zusammen mit Zehinospatangus cordiformis. WRIGHT) nennt
die Art auch aus dem Lower Greensand Englands, DE LorIoL
bezweifelt aber die Richtigkeit der Bestimmung. — Pseud. Bour-
gueti findet sich auch in Frankreich und in der Schweiz zusammen
mit Pseud. rotulare.
ı) Vergl, Corrsau, Pal. france. terr. eret. tome 7, pag. 422, tab. 1097 — 1099;
px Lortor, Kchin. Helv., Kch. cerdt. pag. 109, tab. 6, fig. 4, 5.
2) Jahrb. für Mineral. 1954, pag., 650.
») Corrzau, |. ec. pag. 415, tab. 1095 — 1097; pe Lorror, Kchin. Helv., Beh.
eret. pag. 107, tab. 6, fig. 6, 7. -— Vergl. Nrumayr über Zoriolia n. &. Zeitschr.
d. D. geol. Ges. 1881, Bd. 33, pag. 570.
%) Durchmesser 21mm, Höhe [Omm,
>) Wrienn, Cretaceous Echinodermata, Pal. soc. 1864, pag. 37, tab. 14, tie. 3.
I. Diadematidae. 37
Pseudodiadema Brongniarti, AGassız.
Tetragramma Brongniarti, Acassız, chin. Suisses, II, pag. 25, tab. 14, fig. 4—6.
Corzzavu, Pal. france. pag. 456, tab. 1104.
DESoR nennt die Art in seinen Additions et Corrections zur
Synopsis des Echinides fossiles pag. 486 aus dem Flammenmergel
von Neu- Wallmoden. Ich kenne nur ein Exemplar von dort;
dasselbe, ein Steinkern, befindet sich im Besitze des Herrn Dr.
GRIEPENKERL in Königslutter.
Pseudodiadema tenue, Acassız 1840.
Dieser Art gehören einige Fragmente von Essen an, welche
auf en Gehäuse von 13"” Durchmesser hinweisen. Die Höhe
geringer als der halbe Durchmesser. Ober- uud Unterseite ziem-
lich gleichmässig abgeplattet, letztere leicht concav. Porengänge
undeutlich, gebildet von einfachen Porenpaaren, welche nur an der
Mundlippe etwas auseinandertreten, indem sich hier zwei schräge
Reihen von je zwei Paaren zeigen. Die Suturen der Porentäfel-
chen bilden kleine, den Warzenkegel berührende Furchen, welche
der Aussenseite der grössern Ambulacraltafeln ein gestrahltes Aus-
sehen verleihen, ein Umstand, der bei Pseudodiadema ungewöhnlich,
“bei Acrocidaris immer und bei Phymosoma bisweilen beobachtet wird.
Die Ambulacralfelder tragen zwei Reihen durchbohrte und
erenelirte Stachelwarzen, etwa zehn in jeder Reihe, welche sich in
der Nähe des Peristoms und Periprocts sehr verkleinern. Die Gra-
nulen bilden eine gebrochene Vertikalreihe zwischen den Stachel-
warzen und begleiten die horizontalen Nähte der Ambulacraltafeln
bisweilen in mehrfacher Reihe.
Die Interambulacralfelder führen ebenfalls zwei Reihen
Stachelwarzen, 10— Il in jeder Reihe. Die beiden Reihen nehmen
ein Band von Granulen, welches die Scheitellücke nicht erreicht,
zwischen sich. Die Warzenhöfchen pflegen sich zu berühren.
Secundärtuberkeln sind schwach entwickelt und treten vom Um-
fange her nicht auf die Oberseite über.
38 I. Diadematidae.
Peristom etwas eingesenkt. Kiemeneinschnitte breit, aber
nicht tief.
Bemerkung. Die Art wurde 1840 durch Acassız) als Dia-
dema tenue aufgestellt, von DESOR?) 1856 zu Pseudodiadema ge-
bracht, zum ersten Male durch CorTtEAu?) 1859 in einem kleinen
Exemplare abgebildet und eingehend beschrieben, worauf dann noch
weitere Darstellungen folsten®). Ob das, was Av. RÖMER aus dem
Pläner von Sehlde als Diadema tenue aufführt, hierher gehört, ist
sehr zweifelhaft.
Vorkommen. Die Art gehört sowohl in Frankreich wie
in der Schweiz dem Cenoman an. Die vorliegenden Exemplare
habe ich in der Tourtia von Essen gesammelt.
\
Pseudodiadema variolare, BRONGNIART 1822.
Die vorliegenden Exemplare erreichen eine Grösse bis zu
39=m Durchmesser bei 15”” Höhe. Die Erhaltungsart lässt nicht
alle Einzelheiten erkennen, dennoch dürfte die Bestimmung keinem
Zweifel unterliegen. Deutlich erkennt man auf den Interambula-
cralfeldern die vier Reihen grosser und crenelirter Stachelwarzen,
von denen nur die inneren bis an die Scheitellücke herantreten.
Ausserdem noch kleinere Secundärtuberken. Die Porengänge in
der Nähe des Scheitels bigemin. Peristom kaum eingesenkt. Riemen-
einschnitte fast unsichtbar. Lücke des ausgefallenen Scheitelschildes
gross, deutlich fünfseitig.
Bemerkung. Entsprechend dem häufigen Vorkommen ist die
Art oft genannt und abgebildet, so von BRONGNIART®), GRASs®),
COTTEAU?), WRIGHT®), QUENSTEDT)).
1) Cat. syst. Eetyp. foss. Mus. neocom. pag. 8.
2) Synop. des Kchin. foss. pag. 72.
3) Corrwav et Trıcer, Kchin. du dep. de la Sarthe pag. 137, tab. 25,
4) Cowrsau, ‚Pal. franc. terr. eret. tome 7, pag. 47, tab. 1113, fie. 1
po» Lorior, chin. lelvet.,; Behin. eret. pag. 122, tab. 7, hie. 7.
fie. 10— 13.
— 11, und
?) Broxsntrr, Geog.phys. des env. de Paris, 1822, pag.S4, pag. 390, tab. 5, fig. 9.
6) A. Gras, Oursins loss. de ’/Isere 1848, pag. 33, tab. 2, fie. 16 — 18.
?) Corıwau, Pal. frang., terr. eret. tome 7, pag. 488, tab. 111T— 1120.
8) Wricur, Brit. loss., Behinod. eretac., Form, 1868, pag. 107, tab. 17, 18.
°) Quessteor, Petrefactenkunde Deutschl., Echin. 1875, pag. 321, tab. 72, fig. 70.
T. Diadematidae. 39
Die Art wurde durch BRONGNIART als Cidarites variolaris
aufgestellt. Acassız und DESOR!) trennten davon zwei Varietäten
als Diadema subnudum und Diadema Roissyi, welche beide mit
der Hauptart später von DESOR?) zu der inzwischen wohl allgemein
aufgegebenen Gattung Diplopodia gestellt wurden. Was GoLDrUuss°)
als Cidarites variolaris Brong. aus der Mucronatenkreide von Üoes-
feld abbildet, ist sehr verschieden, wurde durch DESOR®) irrig zu
Phymosoma Koenigi gestellt und ist in dieser Abhandlung als
Phymosoma ornatissimum Ag. aufgeführt worden. Verwandt ist
Pseud. Brongniarti Des. aus dem oberen Gault. Die Beziehungen
hat CoTTEAu?) erörtert. Ebenso ist Pseud. Marticense Oott.$) aus
dem Turon nur verschieden durch mehr fünfseitigen Umriss, mehr
eingedrückte Gestalt, nicht eingesenktes Peristom etc.
Vorkommen. Die Art gehört überall dem Cenoman an.
Aus Deutschland nennt sie A. RÖMER”) fraglich aus der Tourtia®).
Dagegen wird Tetragramma depressum A. Röm.?) aus dem un-
teren Pläner von Rethen yon unserer Art nicht verschieden sein.
v. STROMBECK!P) führt sie aus dem subhercynischen Varians-
Pläner mit Diplopodia Rorssyi Ag. an.
Mir liegen 4 Exemplare aus dem cenomanen Pläner von Salz-
gitter vor und 1 Exemplar var. aus der Tourtia von Essen.
1) Acassız et Desor, Cat. raiss. des Echin. Ann. sc. nat. 3. ser. 1346, pag. 350;
abgebildet bei Correau und Trıeer. Echin. de la Sarthe 1859, pag. 144, pag. 363,
tab. 34, fig. 1—3, tab. 61, fig. 1—2.
2) Desor, Syn. des Echin. foss. 1856, pag. 78.
3) Goupruss, Petref. Germ., I, pag. 133, tab. 40, fig. 9.
%) Desor, Syn. Hchin. foss. pag. 86.
5) Correau, Pal. frang. 1. c. pag. 459.
6) Correau, ibid. pag. 507, tab. 1122.
?) A. Römer, Verst. d. nordd. Kreidegeb. pag. 29.
8) Wahrscheinlich var. subnudum.
®) — Pseudodiadema Römeri, Des. Syn. Echin. foss. pag. 74.
10) N. Jahrb. für Min. 1357, pag. 785.
40 I. Diadematidae.
Pseudodiadema Michelini, Acassız 1840.
Diadema Michelini, Acassız, Cat. syst. Eetyp. Mus. neoc. 1840, pag. S.
Mit dem vorhin genannten Pseudodiadema variolare theilt eine
zweite Art dasselbe Lager, welche sich durch geringere Grösse,
höhere Gestalt, eingesenktes Periproct, einfache, am Scheitel nicht
verdoppelte Porengänge und nur zwei Reihen grosser Interambula-
craltuberkeln, neben welchen seitlich am Umfange und der Unter-
seite sich kleinere Secundärtuberkeln finden, — leicht unterscheidet.
Die Erhaltungsart der vorliegenden Exemplare gestattet keinen
näheren Vergleich mit den beiden verwandten Arten: Pseudodia-
dema ornatum Goldf. sp. bei CoTTEAU ete.!) und Pseudodiadema
pseudoornatum Cott.?), welche ebenfalls, jedoch selten, im Cenoman
gefunden sind.
CoTTEAU?) zieht als synonym zu der Art das von ihm früher *)
aufgestellte Pseudodiadema pulchellum, sowie Diadema Beneitiae,
welches jedoch von WRIGHT?) aufrecht erhalten wird.
Vorkommen. Die Art gehört überall dem Cenoman an.
Schon v. STROMBECK®) nannte sie aus dem subhereynischen Va-
rians-Pläner. Aus Deutschland liegt sie vor aus dem cenomanen
Pläner von Rethen, Irangelsheim und Salzgitter.
1) Correau, Pal. france. terr. eret. tome VII, pag. 480, tab. 1115. Es darf
hier nicht unerwähnt bleiben, dass Cidarites ornatus Goldf. von allen folgenden
Schriftstellern falsch aufgefasst wurde. Zunächst stammt das Stück nicht, wie
meist angenommen wird, aus der Tourtia von Essen, da das ausfüllende Gestein
ein weisslicher Kalkmergel ist, wie er sowohl im Pläner, wie im weissen Jura
angetroffen wird. Dann ist das Periproet gross mit deutlichen Kiemeneinschnitten
und nicht im mindesten eingesenkt. Da auch die Porengänge sich am Scheitel
verdoppeln, wie Gotpruss selbst angiebt, und am Peristom zu kurzen, schrägen
Reihen ordnen, so ist das, was die französischen und englischen Schriftsteller
Corızsau, Wersar etc. mit dem Gowpruss’schen Namen bezeichnen, völlig ver-
schieden, und muss neu benannt werden.
2) CorrsAu, ibid. pag. 486, tab. 1116, fig. 5 —- 15.
3) Corzeau, ibid. pag. 476, tab. 1114.
4) OorrEAU, |öchin. nouveaux ou peu connus, 1553 (Revue et magasin de
Zool.); I. part., pag. 3.
5) Wericat, 1. c. pag. 101, tab. 121.
6 N. Jahrb. für Min., 1857, pag. 785.
I. Diadematidae. 41
Rückblick.
Pseudodiadema fand sich in Deutschland wie folgt:
Im Neocom:
Pseudodiadema rotulare Ag.
> Bourgueti Ag.
» macrostoma Ag.
Im oberen Gault (Flammenmergel):
Pseudodiadema Brongniarti Ag.
Im Cenoman:
Pseudodiadema tenue Ag.
> variolare Brong.
» var. subnudum Mich.
» Michelini Ag.
In den zunächst benachbarten Kreideterritorien Sachsen,
Böhmen und Belsien hat sich bisher nur 1 Art der Gattung ge-
funden, nämlich:
Pseudodiadema variolare Brong.
Die Pal. frane. nennt aus Frankreich folgende Arten:
Neoe. inf. (Valangienne):
Pseudodiadema Grasi Des.
> Guirandi Cott.
» Bourgueti Des.
> rotulare Des.
» Pieteti Des.
> Hloriferum Gott.
Neoc. moyen:
Pseudodiadema Bourgueti Des.
» rotulare Des.
» Jaccardi Cott.
» Autissiodorense Gott.
Picteti Cott.
y incertum Lor,
I. Diadematidae.
Neoc. sup. (Urgonienne):
Pseudodiadema
Aptien:
Pseudodiadema
»
»
»
Albien:
Pseudodiadema
D)
»
Cenoman:
Pseudodiadema
rotulure Des.
Jaccardi Cott.
Pieteti Cott.
Raulini Cott.
Pieteti Cott.
dubium. Cott.
Carthusianum Des.
Malbosi Cott.
Trigeri Cott.
Renevieri Cott.
Dupini Oott.
Brongniarti Des.
Rhodani Des.
Blancheti Des.
Blancheti Des.
Normanniae Üott.
macropygus Üott.
Michelini Des.
ornatum Des.
annulare Des.
pseudoornatum Cott.
varvolare Gott.
Verneuili Gott.
Guerangeri Gott.
Deshayesi Cott.
elegantulum Cott.
Marticense Cott.
Maresi Üott.
piniforme Oott.
I. Diadematidae. 43
Turon:
Pseudodiadema variolare Gott.
> elegantulum Cott.
In England sind bekannt nach WRIGHT:
Pseudodiadema rotulare Ag. Lower Greensand.
» Fittoni Wr. » »
» Malbosi Ag. » »
» Wiltshirei Ag. Gault.
» Michelini Ag. Upper Greensand.
» Rhodani Ag.
» Benettiae Forb.
» ornatum Goldf. Gray Chalk.
» Normanniae Cott. » »
» variolare Brong. Upper Greensand.
» Brongniarti Ag. Gray Chalk.
In Algier sind bekannt nach CoTrEAU, PERON und GAUTHIER:
Pseudodiadema, Anouelense Gauth. : Neoc.
» Malbosi Cott. Aptien.
> porosum Gauth. »
» pastillus Gauth. >»
» variolare Gott. Albien.
> variolare 2 Cenoman.
> Algirum Per. Gauth. >
» macilentum Per.- Gauth. »
» margaritatum Per. Gauth. >»
Gatt. Orthopsis, CorrEau 1863.
Vertreter der Gattung Orthopsis sind bisher aus dem nörd-
lichen Deutschland noch nicht mit Sicherheit bekannt geworden.
Ein einzelnes, aus dem cenomanen Pläner von Langelsheim vor-
liegendes Exemplar scheint auf die Gattung hinzuweisen; da aber
44 I. Diadematidae.
der ungünstigen Erhaltung wegen über Durchbohrung oder Crene-
lirung der Stachelwarzen nichts festzustellen ist, so ist eine sichere
Bestimmung unthunlich.
Das Stück steht der
Orthopsis granularis, COTTEAU,
Pal. france. pag. 554, tab. 1130,
nahe, aber die Secundärtuberkeln sind weniger entwickelt.
Gatt. Echinocyphus, CorrEau 1860.
Eehinoeyphus diffieilis, Acassız 1840.
Cyphosoma diffieilis, Acassız, Catal. syst. Eetyp. Mus. neoc. 1840, pag. 12.
CortEAu!), der Begründer der Gattung, nennt zwei Arten
aus dem Cenoman Echinocyphus difneilis Ag. und Echinoe. rotatus
Forb.?) sp. und ausserdem aus dem Turon noch eine dritte Art,
welche den Ausgangspunkt der Gattung bildete?), der später
WRrı6GHT noch eine neue Art zugefügt hat. Hechinoe. rotatus soll
sich insbesondere dadurch von Echinoe. difnieilis unterscheiden, dass
bei ersterer die eine der beiden ambulacralen Warzenreihen sich
auf Kosten der anderen vergrössert, so dass die zweite mehr oder
minder verschwindet. Wrıcur®) will hierin kein Artmerkmal,
sondern nur eime Missbildung erkennen. Das mir vorliegende
Material gestattet kein genügendes Urtheil über die Selbstständig-
keit der beiden Arten, aber jedenfalls fällt es auf, dass sämmtliche
aus dem cenomanen Pläner vorliegenden 6 Gehäuse diese »Miss-
bildung« zeigen und von 5 in der Tourtia gesammelten Stücken
1) Corrsau, Pal. frane. terr. eret. tome VII, pag. 708, 711, tab. 1174, 1175.
®) Forees, in Morris, Catal. of Brit. foss. sec. Edit. 1354, pag. 77.
, .» Vergl. Behinocyphus tenwistriatus (= Glyphocyphus tenuistriatus Des. Syn.
lichin. foss. pag. 103). Cormwau et Tersur, Kchin. de la Sarthe pag. 226, pag. 402.
g..22
) Wien, Brit. foss. Echinod. eretae. Form. 1864, pag. 117, tab. 22, fig. 1—2,
I. Diadematidae. 45
ein Gehäuse dieselbe erkennen lässt. Weiter kann nur noch
hinzugefügt werden, dass sämmtliche »missgebildeten« Stücke ein
eingesenktes Periproct besitzen, während die Exemplare mit zwei
ausgebildeten Reihen von Ambulacraltuberkeln eine völlig plane
Basis zeigen. Wenn dieses nicht eine zufällige Erscheinung ist,
sondern sich allgemein bestätigt, so dürfte ein Merkmal mehr ge-
funden sein, jene beiden Formen auseinanderzuhalten. Die Grösse
der vorliegenden Gehäuse schwankt zwischen
9,5 und 17"® Durchmesser,
4,5 und 7= Höhe.
Die zuletzt angegebene Höhe des grössten Gehäuses ist wahr-
scheinlich durch Druck vermindert.
Echinocyphus radiatus Hönig. bei GoLpruss, tab. 40, fie. 13,
pag. 124 von Essen, wovon das Original sich im Museum zu Bonn
nicht befindet, ist von AGassız etc. wahrscheinlich irrig gedeutet
(@lyphocyphus) und stellt wahrscheinlicher unsere Art dar.
Vorkommen. Die Art gehört überall dem Cenoman an.
Ich sammelte 5 Exemplare in der Tourtia von Essen. Ausserdem
liegen 6 Exemplare aus dem cenomanen Pläner der Umgegend von
Salzgitter vor, von denen 2 in der geologischen Landesanstalt in
Berlin, die übrigen in meiner Sammlung.
Echinoeyphus mespilia, WoopDwArD sp. 1856.
Cyphosoma mespilia, Woopwarp, App. Decade V. Mem. of the geol. Survey of
the United Kingdom, London 1856, pag. 3.
Die Beschreibung, welche Wo0nDwAarD liefert und WriIGHT!)
reproducirt, begleitet von der Abbildung des einzigen ihm be-
kannten, im British Museum befindlichen Exemplares, stimmt, ein-
begriffen die Grösse des Gehäuses, völlig überein mit einem von
Graes vorliegenden Stücke, soweit die etwas abgerollte Oberfläche
einen Vergleich gestattet.
Durchmesser 9,5"”, Höhe 6"".
1) Brit. foss. Echmodermata from the eretaceous Formations 1868, pag. 119,
tab. 22, fig. 3.
46 I. Diadematidae.
Gehäuse klein, zusammengedrückt kugelig; Mund- und
Scheitellücke fast von gleicher Grösse.
Ambulacralfelder schmal, etwa halb so breit wie die Inter-
ambulacralfelder, nur mit einer Reihe grosser crenelirter, aber
nicht durchbohrter Stachelwarzen besetzt, die zweite Reihe ver-
kümmert.
Porengänge fast geradlinig, in ihrer ganzen Erstreckung von
einfachen, sehr entfernt stehenden und sehr schräg gestellten Poren-
paaren gebildet.
Interambulacralfelder mit zwei Reihen crenelirter, nicht
durchbohrter Stachelwarzen, etwa 7 in jeder Reihe. Asseln fast so
hoch wie breit, die horizontalen Nähte leicht eingedrückt. Die den
Warzenhof umgebenden Granulen verlängert, wodurch die Täfelchen
wie radiirt erscheinen. Keine Secundärtuberkeln.
Ein zweites, etwas verdrücktes, sonst in seinen Charakteren
nicht abweichendes Exemplar liest vor aus dem rothen subhercy-
nischen Pläner.
Ein Gehäuse von WATTENSCHEIT!) von fünfseitig gerundetem
Umriss, dessen Oberseite etwas mehr gewölbt als die Unterseite,
ist von guter Erhaltung. Die beiden Warzenreihen der Ambula-
cralfelder deutlicher -entwickelt?), die Poorenpaare durch Wäille
getrennt, vertieft, was an den ersten Stücken wohl der Erhaltung
wegen weniger deutlich. Desgleichen dürfte es an der besseren
Erhaltungsart liegen, dass zwischen den interambulacralen Warzen-
reihen am Umfange und höher die Granulen gehäufter erscheinen.
Die Asseln sind sonst von der gleichen fast quadratischen Gestalt
und radiüirt; die Porenpaare sehr entfernt stehend und schräg se-
stellt, so dass nicht etwa ein kleines Exemplar von Echinoeyphus
diffieilis vorliegt,
Vorkommen. Das englische Exemplar wurde im Lower
Chalk gefunden in Gesellschaft von Cyphosoma simplex Forb. *?)
und Salenia granulosa Forb. In Deutschland ist das Lager über-
) Nur von 6mm Durchmesser und 3,5mm Höhe.
2) Und ihre Zahl dem Anscheine nach etwas grösser als sonst.
3) — Phymosoma radiatum orig.
I. Diadematidae. 47
einstimmend der untere turone Pläner. Bei Graes unweit Ahaus
in. Westfalen liegt die Art ebenfalls zusammen mit Salenia granu-
losa und Phymosoma radiatum‘). Von dort ein Exemplar im Mu-
seum der Universität zu Berlin und ein Stück in meiner Sammlung.
Ein Exemplar aus dem rothen Pläner des Ringelberges bei
Salzgitter in meiner Sammlung.
Das kleine Exemplar von WATTENSCHEIT wurde ebenfalls im
unteren turonen Pläner gefunden. Ob daselbst neben Schichten
mit /noceramus labiatus auch Brongniarti-Pläner ansteht, ist noch
nicht festgestellt.
Echinoeyphus tenuistriatus, DEsoR sp. 1856.
Glyphocyphus tenuistriatus, Desor, Synopsis des Kcehinides foss. pag. 103, exel. syn.
Das kleinste und grösste vorliegende Gehäuse messen
4,5 — 8"2 Durchmesser,
2 — 4,5"n Höhe.
Das kleine Gehäuse kreisförmig oder fünfseitig gerundet,
Oberseite leicht gewölbt, Rand gebläht, Unterseite plan.
Porengänge in ihrem ganzen Verlaufe einfach, gerade, ge-
bildet von schräggestellten Porenpaaren.
Die Ambulacralfelder tragen zwei Reihen Stachelwarzen,
welche seitlich gerückt einen von Granulen bedeckten, ziemlich
weiten Raum zwischen sich nehmen.
Auch die Interambulacralfelder — welche im Gegen-
satze zu den schon besprochenen Arten insbesondere am Umfange
und der Unterseite niedrige, aber breite Asseln zeigen — führen
ebenfalls zwei Reihen auf der Tafelmitte stehender Stachelwarzen,
11— 12 in jeder Reihe der grossen Exemplare. Sämmtliche Stachel-
warzen sind klein, fein crenelirt, aber nicht durchbohrt, und von
sehr engen Warzenhöfen, welche an der Oberseite der Tafeln
durch eine Granulen-Reihe, an der Unterseite durch eine Sutural-
furche getrennt werden, umgeben. Eine Radiirung ist nicht wohl
l) Diese selten.
48 I. Diadematidae.
wahrnehmbar. Die Mitte der Felder zeigt eine schwache, vertikale
Furche, welche sich mit den horizontalen verbindet. Secundär-
tuberkeln fehlen, doch bemerkt man an der Unterseite einige
mammelonirte Granulen. Die Granulen finden sich an der Ober-
seite sparsamer als weiter unten. Das runde Peristom hat an den
grössten Exemplaren einen Durchmesser von 3"® und ist nicht
eingesenkt. An einem Exemplare ist ein Theil des ringförmigen
Scheitelschildes erhalten, aus welchem die grosse Madreporenplatte
buckelförmig hervorrast.
Bemerkung. Wenn CoTTEAU angiebt: »Peristome s’ouvrant
dans une depression du teste, so möchte das vielleicht mit der
beträchtlicheren Grösse der französischen Exemplare zusammen-
hängen. Ueberhaupt wird man in der Gattungsdiagnose das
»Assez fortement concave en dessous!)« und »very concave at the
base?)«, da auch die Exemplare von Kchinocyphus difneilis keine
Vertiefung der Unterseite zeigen und von Echinocyphus mespilia
WOooDWARD und WrıcuT selbst angeben: »Convex above and
below«, streichen müssen. Die Art wurde von DESOR |]. c. wegen
der Suturaldepressionen zur Gattung Glyphocyphus gestellt, und,
wie schon ÜOTTEAU bemerkte, irrigerweise Phymosoma tenwistriatus
Agass. zugezogen. (OTTEAU?) trennte dann die Art wegen der nicht
durchbohrten Stachelwarzen ab und errichtete für sie die Gattung
Echinocyphus, die durch vortreftliche Abbildungen erläutert wurde
und später in der Pal&ontologie frangaiset) zur abermaligen Dar-
stellung gelangte.
Vorkommen. In Frankreich fand sich die Art als Selten-
heit im Unter-Turon) des Sarthe - Departements. In Deutschland
sammelte ich 3 Exemplare im Grünsande von Speldorf zwischen
Duisburg und Mülheim a. d. Ruhr. .
1) Cowrsau, pag. 707.
2) Waren, pag. 116.
3) Corrsau, Wehin. du departement de la Sarthe 1860, pag. 226, pag. 402,
tab. 392, fie. 3—6.
4) Terr. eröt. tome VII, pag. 714, tab. 1175, fie. 5— 10.
>) Zone der Terebratula Carantonensis.
I. Diadematidae. 49
Eehinoeyphus pisum sp. n.
TEchinopsis pusilla, Av. Römer, Verst. d. nordd. Kreidegeb., 1841, pag. 30, tab. 6,
fie. 10.
Durchmesser der vorliegenden Gehäuse 6 — 7,2”,
Höhe A Hu
Gehäuse sehr klein, kreisförmig, Oberseite stark gewölbt.
Rand gebläht. Unterseite plan.
Porengänge gerade, nur am Umfange sehr schwach undulirt,
gebildet von einfachen, gedrängt stehenden Porenpaaren, welche so
schräg gestellt sind, dass die Poren fast senkrecht übereinander
stehen.
Die Ambulacralfelder, etwa halb so breit wie die Inter-
ambulacralfelder, sind besetzt mit zwei Reihen nicht durchbohrter,
aber crenelirter kleiner Stachelwarzen. Dieselben stehen seitlich
den Porengängen sehr genähert, sind auf der Unterseite und am
Umfange grösser und einander sehr nahe gerückt, treten auf der
Oberseite weiter auseinander und verlieren damit zugleich an Vo-
lumen. Etwa 11 in jeder Reihe; ihr Warzenhof fast gleich Null.
Der breite Zwischenraum zwischen beiden Warzenreihen ist völlig
besetzt von gedrängt stehenden Granulen, welche auch in die
Reihen selbst hineintreten.
Die Interambulacralfelder tragen ebenfalls zwei Reihen
Stachelwarzen von derselben Beschaftenheit und demselben Ver-
halten wie die Ambulacralen. Sie stehen auf der Mitte der Asseln
und bilden auf der ganzen Oberseite zwei parallele Reihen, indem
sie in der Nähe des Scheitels etwas seitlich rücken; auf der Unter-
seite aber treten beide Reihen am Peristom bis zur Berührung
nahe zusammen. In jeder Reihe 13. Secundärtuberkeln sind nicht
vorhanden.
Auch die Interambulacralfelder sind dicht besetzt mit Gra-
nulen; doch zeigen ein oder zwei besser erhaltene Stücke in der
Mittellinie auf der Oberseite einen granulenfreien Raum, wodurch
jene vertieft erscheint. Nahtimpressionen im allgemeinen schwer
wahrnehmbar und scheinbar fehlend, doch auf der Unterseite an
1 oder 2 Gehäusen sehr deutlich.
50 I. Diadematidae.
Peristom von mittlerer Grösse, zehneckig, nicht eingesenkt.
Scheitelschild schmal ringförmig.
Bemerkung. Einige Aehnlichkeit zeigt Phym. pulchellum
Cotteau.
Av. RÖMER hat die Art von Gehrden beschrieben und zu
der Gattung Eechinopsis gestellt. Da deren Tuberkeln durchbohrt
und nicht crenelirt sind, so kann sie dort nicht belassen bleiben,
obwohl auch AGassız!) sie unter Hchinopsis aufnahm.
DEsorR?) nahm sie bei der ungenügenden Darstellung RÖMER’s
und vielleicht verführt durch die falsch benannte Abbildung von
FORBES?) irriger Weise unter die Synonyma von Glyphocyphus
radiatus auf, worin ihm COTTEAU und TRIGER*) und COTTEAU in
der Pal. frane. folgten.
Die abweichende Beschaffenheit der Stachelwarzen gestattet
auch nicht, die Gattung Glyphocyphus festzuhalten. Selbst die
Speciesbezeichnung muss abgeändert werden, da GOLDFUSS einen
Echinus pusillus aus dem Oligocän von Bünde beschrieb, der mit
seinen nicht durchbohrten, fein crenelirten Stachelwarzen, ein-
fachen Porengängen und Suturalimpressionen®) ebenfalls der Gat-
tung Kchinoeyphus angehört und dieser also die Speciesbezeichnung
pusillus verbleiben muss.
Vorkommen. ADp. RÖMER beschrieb die Art aus dem Unter-
Senon von Gehrden unweit Hannover.
Mir liegen 5 Exemplare aus gleichem Niveau vor von Bülten
bei Peine (Hannover) und Recklinghausen ( Westfalen).
D
1) Acassız, Cat. rais. des Echin. 1. c. pag. 855.
2) Desor, Syn. des Köchin. pag. 103.
®) In Dixon, Geolog. of Sussex 1559, pag. 340, tab. 25, fie. 31. .
1) Cormwau et raue, Wehin du depart. de la Sarthe 1550, pag. 158.
>) Nur an grossen Gehäusen deutlich.
I. Diadematidae. 51
Rückblick
auf die Gattung Hchinocyphus.
Von den 4 in Deutschland bekannten Arten der Gattung,
welche sich auf Cenoman, Turon und Senon vertheilen, ist
Eehinocyphus pisum nur aus Norddeutschland bekannt.
In den zunächst benachbarten Kreideterritorien Sachsen,
Böhmen und Belgien sind Vertreter der Gattung bisher nicht
aufgefunden worden.
Aus England nennt WRIGHT:
Echinocyphus diffieilis Agass. sp. Upper Greensand.
» mespilia Woodw. Lower Chalk.
Aus Frankreich nennt die Pal. frane.:
Echinocyphus diffieilis Agass. sp. Cenoman,
» rotatus Cott. sp. >
» tenwistriatus Des. sp. Turon.
Gatt. Goniopygus, Agcassız 1838.
Goniopygus cf. Bronni, Acassız 1840.
Das Vorkommen der Gattung Goniopygus in Deutschland
wird zum ersten Male erwähnt 1838: von AGassız im Anhange
zu seiner Monographie des Salenies. Er sagt von dem Stücke,
welches er BRONN verdankt: » Ad Goniopygum Menardi prowime
accedit; a quo tamen differt assulis disci ovarialis acutioribus et inde
disco in margine valde serrato. Apertura analis transversim ovata.
Goniopygus Bronni dicendus. E stratis cretaceo-margaceis West-
Faliae.
4*
52 I. Diadematidae.
Wir begesnen dann demselben Namen mit dem Fundpunkt
Essen 1840 in dem Catalogus systematicus ectyporum Echinoder-
matum pag. 11, sowie 1846 in dem Catalogue raisonne des Echi-
nides?). BRONN selbst gibt 1852 in der Zethaea geognostica,
Kreidegebirge pag. 185, als Lagerstätte der Art den Grünsand
von Essen an und fügt hinzu, dass der von ADOLF RÖMER?) vom
gleichen Fundpunkte genannte Goniopygus peltatus Ag.?) wahr-
scheinlich derselbe sei. — Durch CoTrTEAuU®) wurde Goniopygus
Bronni, der sonst nicht näher bekannt geworden ist®), unter die
Synonyma von Goniopygus Menardi Ag. verwiesen.
Ich selbst kenne kein Gehäuse von Goniopygus Bronni, da-
gegen habe ich ein paar Stacheln bei Essen gesammelt, welche
auf die Gattung hinweisen.
Die Stacheln von Goniopygus Menardi wurden zuerst durch
COTTEAUS) als Pseudodiadema carinella beschrieben, aber bereits
in einer späteren Lieferung desselben Werkes‘), sowie in der
Paleontologie frangaise®) zu- Goniopygus Menardi verwiesen, mit
dem sie zusammen vorkommen.
Da die wenigen vorliegenden Stacheln keine eingebogene
Spitze zeigen, auf der einen Seite gerundet und glatt, auf der
anderen kantig und “die Kiele deutlich geperlt sind, so lassen sie
sich bis jetzt nicht mit Goniopygus Menardi vereinen, und dürfte
es räthlich sein, für sie die Bezeichnung der einzigen vom gleichen
Fundpunkte benannten Art zu verwenden.
Vielleicht kommt daselbst noch eine zweite Art der Gattung
vor, deren Stacheln eine Länge von 47” erreichen. Dieselben
scheinen übereinzustimmen mit den Stücken, welche GEINITZ aus
!) Ann. sc. nat. 3. ser., tome VII, pag. 344.
2) Verst. des nordd. Kreidegeb. 1841.
3) Der nur. aus dem Neocom bekannt ist.
4) Pal. france. terr. eret. Wehin. pag. 735.
>) Auch Dasor brachte in d. Syn. des chin, pag. )5, nichts Näheres bei.
6%) Behin. foss. de la Sarthe 1859, pag. 147, tab. 27, hie. 15, 1S, und Pal.
[rane. pag. 516, tab. 1123, lie. 23— 27.
?) pag. 408.
8) l. ec. pag. 738.
I. Diadematidae. 53
dem unteren Pläner von Plauen!) und mit verschiedenen anderen
abweichenden Formen zu Cyphosoma subcompressum Cott. stellt.
Vorkommen. Aeusserst selten in der Tourtia bei Essen.
Unter mehreren Tausend daselbst gesammelten Echiniden-Stacheln
gehören nur ein Paar dieser Art an.
Gatt. Codiopsis, Acassız 1840.
Godiepsis Lorini, CortEAu 1851.
Codiopsis Lorini, Correau, Cat. meth. des ehin. neoc. du dep. de l’Yonne
Bull. sc. hist. et nat. de l’Yonne tome V, pag. 237.
Maasse:
Hohen ar Meier
Duxchmessere WS re el
Ambulaeraltelderree SEE ee 25
Interambulacralfelder . . . 2... 4»
Peristomsree Dell ud. ehren
Das einzige vorliegende Exemplar ist klein, von fünfseitig
gerundetem Umriss, mit mässig gewölbter Ober- und breiter planer
Unterseite.
Die Porengänge ein wenig eingesenkt, gerade, von ein-
fachen Porenpaaren gebildet, verbreitern sich jedoch in der Um-
gebung des Peristoms, indem sie sich in kurze, schräge Reihen
auflösen, von denen die oberen aus je drei Porenpaaren, die tief-
sten mehr gegen die Mitte der Felder gerückten aus zwei Paaren
gebildet werden. Diese Poren der Unterseite liegen in kleinen
Furchen und scheinen von geringerem Durchmesser zu sein wie
die des Umfanges und der Oberseite. Die mit den Ecken des
Pentagons correspondirenden, ein wenig vortretenden Ambulacral-
felder nehmen vom Scheitel an langsam und gleichmässig an Breite
zu und verengen sich dann rascher ein wenig in der Nähe des
Peristoms. Sie führen nur auf der Unterseite und am Rande
1) Geisırz, Elbthalgeb. I, tab. 17, fig. ab.
54 I. Diadematidae.
echte, starke, getrennt stehende Stachelwarzen, welche weder cre-
nelirt, noch durchbohrt sind. Dieselben bilden vertikale Reihen,
3 bis 4 in jeder.
Im Uebrigen zeigen die Ambulacralfelder nur flache,
grössere und kleinere, eng beisammen stehende Granulen.
Die Ornamentik der Interambulacralfelder ist überein-
stimmend mit derjenigen der Ambulacralfelder. Die Stachelwarzen
sind auch hier auf die Unterseite beschränkt, je zwei Reihen bil-
dend, jede an der seitlichen Grenze der Felder gelegen. Die
flachen Granulen sind an der Unterseite klemer und gedrängter
stehend, weiter zum Scheitel hin schieben sich grosse Granulen
zwischen, jedoch nicht in der Mitte der Felder. Einige wenige
Granulen sind mammelonirt. Von einer feinen, die Granulen
durchziehenden Streifung des Gehäuses bemerkt man nichts, was
vielleicht nur eine Folge der Erhaltungsart ist.
Peristom kreisförmig, gross, gleich dem halben Durchmesser
des Gehäuses; kaum wahrnehmbar eingesenkt; mit deutlichen Ein-
schnitten für die Kiemen versehen. Scheitelschild rundlich stern-
förmig, in dessen Mitte das kleine Periproct, welches gänzlich
von den Övarialplatten umschlossen wird, während die kleineren
Öcellarplatten in den äusseren einspringenden Winkeln der letz-
teren liegen. Die Genitalöffnungen nicht im Oentrum der Platten,
sondern dem keilförmig zugeschärften Aussenrande sehr genähert.
Sämmtliche Tafeln des Scheitelschildes in ähnlicher Weise mit
flachen Granulen bedeckt wie die Ooronaltafeln.
Bemerkung. Nachdem die Art bereits 1851 ]. c. aufgestellt
und auch von DESOR in seine Synopsis!) aufgenommen war, wurde
sie durch CortEAu?) 1860 zum ersten Male und 1866°) noch-
mals abgebildet.
Als Synonym zieht CottEau hinzu Codiopsis Alpina A. Grast).
1) Correau, Syn. des Echin. foss. 1956, pag. 112.
2) Corrwau, Etudes sur Echin. foss. du dep. de I’Yonne tome II, pag. 52,
fig. 15, 16, tab. 53, fig. 1—4.
°) Öorssau, Pal. range. terr. eret, tome VII, pag. 775, tab. 1189 u. 1190.
) A. Gras, Cat. des corps organ. foss. du dep. de l’Isere 1850, pag. 33, 50,
tab. 11, fig. 7. Vergl. Desor, Syn. des Kehin. foss, Suppl. pag. 446.
I. Diadematidae. h 55
Das vorliegende Exemplar stimmt mit den angezogenen Dar-
stellungen überein bis auf den Umstand, dass es etwas niedriger
ist, und, wie angegeben, die vertikale Streifung nicht zeigt und
die Stachelwarzen noch etwas mehr in der Grösse differiren und
insbesondere zwischen Umfang und Mundlücke dichter gedrängt
stehen. In letzterem Umstande nähert sich das Stück mehr der
nur in einem Exemplar bekannten nordafrikanischen Codiopsis
Meslei Gauth.!), welche, ebenfalls dem Neocom angehörig, der Co-
diopsis Lorini sehr nahe verwandt, aber verschieden ist »par son profil
s’inflechissant plus rapidement vers le sommet, par sa granulation
plus inegale et plus serrde, et enfin par sa grande taille. Diam.
24", Haut. 17, Peristome 10mn«.,
Vorkommen. In Frankreich hat sich nach CorTTEAU die
Art als Seltenheit im unteren Neocom (Valangien) bei Auxerre
und Villers-le-Lac?) gezeigt. Das beschriebene Stück stammt aus
dem (mittleren) Neocom von Neindorf®) (Braunschweig).
Original in meiner Sammlung.
Codiopsis doma, DESMARETS 1825.
Codiopsis doma, Desmarers, Dict. des scienc. nat. 1825, tome 37, pag. 101.
Codiopsis doma ist die am längsten gekannte Art des Ge-
schlechts, auf welche Acassız?) die Gattung gründete. Die zahl-
1) Gaurmer, Kchinides fossiles de P’Algerie par Corrzau, Prrox et Gausuer,
Paris 1875, pag. 92, fig. 122 — 126.
2) Das von Villers-le-Lac stammende (durch M. Jaccarn aufgefundene) bei
Corrsau tab. 1189 abgebildete Exemplar ist auch das einzige Stück, welches der
Darstellung von Lorıor (Echinol. Helv., Kehin. eret. 1873, pag. 155, tab. 10, fig. 8)
zu Grunde liest.
%) Ein zweites Exemplar wurde vom verstorbenen Ober-Salinen -Inspector
A. Scatöngachn im Neocom bei Salzgitter (»Schurf No.8 in d. unt. Landwehr«)
gesammelt und befindet sich jetzt mit dessen Sammlung im Museum der geolog.
Landesanstalt und Bergakademie zu Berlin. Dasselbe ist bedeutend grösser als
das vorliegende Stück und übertrifft an Grösse noch die grössten französischen
Gehäuse, bleibt jedoch an Höhe ebenfalls etwas hinter denselben zurück. Sein
Durchmesser 23®m, Höhe 12mm, Peristom 14,5mm,
#) Acassız, Cat. syst. ectyp. foss. Mus. neoc. 1840, pag. 13.
56 I. Diadematidae.
reichen Darstellungen, welche sie erfuhr!) von D’ARCHIAC?),
Desor), PICTET*), COTTEAU et TRIGER?), COTTEAUS), GEINITZ)),
haben die Art in erschöpfender Weise kennen gelehrt. Von der
bereits besprochenen Codiopsis Lorini des Neocom unterscheidet
sich die vorstehende durch mehrere Grösse, höhere Gestalt, klei-
neres Peristom, scharf ausgeprägte, kurze, etwas wellige Striche-
lung der Oberseite des Gehäuses, grössere Zahl der echten Stachel-
warzen der Unterseite und weitere Ausbreitung der Porengänge in
der Umgebung des Peristoms.
Vorkommen. Die Art hat sich gezeigt in Aleier, Frank-
reich, Belgien und Deutschland und gehört dem tieferen Cenoman
an. Aus Deutschland nannte sie Ad. RÖMER®) aus der Tourtia
von Essen, wo sie äusserst selten ist. Ich kenne nur zwei Exem-
plare von dort, das eine im paläontologischen Museum der Uni-
versität zu Berlin, das andere in meiner Sammlung >).
Nach H. GemITZ nicht selten in Sachsen im unteren Pläner
von Plauen und Koschütz.
1) Acassız et Desor, Cat. rais. des Eehin., Ann. des sc. nat., 3. ser, tome VI,
1846, pag. 357, tab. 15, fig. 14, 15.
2) v’Arcnıac, Rapport sur les foss. du Tourtia. Mem. soc. geol. de France
1847, tome Il, pag. 299, tab. 13, fig. 1.
3) Desor, Syn. des Kchin. foss. 1856, pag. 112, tab. 19, fig. 10— 12.
4) Pıerer, Traits elöm. de pal., 2. edit. 1857, tome IV, pag. 240, tab. 96, fig. 7.
5) Corrzau et Trier, Tehin. de la Sarthe, 1859, pag. 164, tab. 29, fig. 1—S.
6) Corrzau, Pal. frauc. terr. cret. 1862, tome VII, page. 781, tab. 1191, 1192.
?) Geiurz, Elbthalgeb. 1871, tome I, pag. 74, tab. 17, fig. 1.
°) An. Röner, Verstein. d. nordd. Kreideg., 1841. Ä
») Dieses Stück von prächtiger Erhaltung — 20mm hoch, 28mm Durch-
messer — zeigt das bemerkenswerthe Verhalten, dass von den 5 Ovarialplatten
3 von einer Ovarialöffnung durchbohrt sind, während 2 derselben je zwei gleich
grosse Ovarialöffnungen zeigen.
I. Diadematidae. 57
Nachdem die im Allgemeinen sparsam auftretende Gattung
Codiopsis durch neue Funde — besonders in Afrika — eine
erhebliche Bereicherung erfahren hat, dürfte ein
Ueberblick
über die bekannten Arten von Interesse sein.
Sämmtliche Arten der Gattung Codiopsis gehören der Kreide-
formation an.
Das Neocom birgt vier Arten:
Codiopsis Lorini Cott.
» Jaccardi Cott.
> Meslei Gauth.
» major Cott.!).
Das Aptien eine Art:
Codiopsis Nicaisei Gauth.
Im Cenoman zwei Arten:
Codiopsis doma Desmar.
» Aissa Per. u. Gauth.
In der Hippuriten-Kreide Spaniens:
Codiopsis Pratoi Des. ?).
Im Unter-Senon?:
Codiopsis Arnaudi Gott.
Im Ober-Senon:
Codiopsis disculus Per. u. Gauth.
Von diesen 8 Arten haben sich bis jetzt nur zwei in Deutsch-
land gefunden:
Codiopsis Lorini und Codiopsis doma.
Was sonst noch an Arten der Gattung aufgeführt ist, musste
wieder eingezogen werden.
1) Notice sur les Bchinides Urgoniens recueillis par M. Cmanıns Barroıs
dans la province d’Oviedo (Espagne) par M. Corrsav. Ann. des sc. geol. tome X,
page. 6, pl.1l, fig. 1 —18.
2) Desox, Syn. pag. 112.
58 I. Diadematidae.
Codiopsis simplew Ag., Cat. syst. pag. 13, wurde von AGassız
selbst!) später als ein abgeriebenes Exemplar von Codiopsis doma
erkannt.
Codiopsis Alpina M. Gras?) fällt nach CoTTEAU zusammen
mit Codiopsis Lorini Cott.
Codiopsis Michelini Gueranger wurde von COTTEAU?), ebenso
wie Codiopsis Pisum Des.*) anfänglich als Codechinus Pisum Des.)
beschrieben, unter die Synonyma von Codiopsis doma gestellt.
Für Codiopsis Cotteaui Coquand®) aus dem Cenoman Algiers
wurde von CoTTEAU’) die Gattung Micropedina errichtet.
!) Acassız, Cat. rais. pag. 357.
2) Desor, Syn. Suppl. pag. 112.
®) Pal. frang. 1. c. pag. 781.
#) Disor, Syn. chin. foss. Suppl. pag. 487.
5) ibid. pag. 111, tab. 19, fig.,13, 14.
%) Coquasp, Geol. et Paleont. de la region sud de la province de Constantine.
Mem. de la soc. d’&mulation de la province, 1862, pag. 254, tab. 27, fig. 11—13.
”) Pal. frang. 1. ce. pag. 822.
II. Eehinidae.
Gatt. Psammechinus, Acassız, 1846.
Psammechinus fallax, AGassız.
Echinus fallax, Acassız, Echin. Suisse, II, pag. 86, tab. 27, fig. 2— 1.
An. RÖMER führt) Echinus fallav aus dem unteren Hils von
Gr. Vahlberg auf.
Mir ist kein Exemplar aus dem norddeutschen Neocom zu
Gesicht gekommen ?).
1) Neueste Fortschritte der Mineral. u. Geognosie, Hannover 1865, pag. 39.
2) Gorpruss (pag. 126, tab.49, fig. 15) nennt einen Echinus alutaceus aus
dem Mergelgrande (Tourtia) von Essen a. d. Ruhr. Im Museum zu Bonn befinden
sich mit dieser Bezeichnung mehrere Exemplare auf ein Brettchen geklebt, welche
zweifellos Magnosien aus dem Jura von Streitberg sind. Da mir auch sonst
nichts Aehnliches von Essen bekannt ist, so dürfte die Bezeichnung Echinus
alutaceus vielleicht zu unterdrücken sein. — Ohne etwas anderes zu kennen als
die Darstellung von GoLvruss, stellt Acassız (Catal. rais. des Echinides foss. c.
pag. 355) den Echinus. alutaceus zur Gattung Arbacia, und Desor (Syn. chin.
foss. pag. 122) zur Gattung Psammechinus. Wenn auch Ferv. Römer (Zeitschr.
d. D. geol. Ges. 1854, pag. 136) Arbacia alutacea ebenfalls aus der Tourtia von
Essen aufführt, so ist dieses Citat ohne Zweifel’ nur den genannten Autoren ent-
lehnt.
60 II. Eehinidae.
Gatt. Phymechinus, Drsor 1858.
Phymechinns eretaceus sp. n.
Taf. 5, Fig. 1—7.
Maasse:
Durchmesser des Gehäuses . . . . . . 1j8m
Hioherdesn Gehäuses 36
Breite der Ambulaexaltelderr 2 2 EI 5
Breite der Interambulacralfelder . . . . . 14»
Beristomrulnel BE IN
Gehäuse von mittlerer Grösse; Höhe gleich dem halben
Durchmesser; Oberseite halbkugelis, mit etwas abgeflachtem
Scheitel; Rand gerundet. Unterseite fast plan.
Die Ambulacralfelder, am Umfange des Gehäuses halb
so breit wie die Interambulacralfelder, verbreitern sich nur lang-
sam gegen den Rand hin und verengen sich dann ein wenig in
der Nähe des Peristoms.
Porengänge gerade, breit, nicht vertieft, ganz in der Ebene
der Schale gelegen, jederseits des Feldes aus zwei vertikalen Reihen
von Porenpaaren gebildet, welche in der Nähe des Scheitels und
am Rande sich ein wenig verschmälern, indem die Porenpaare
näher zusammenrücken, dagegen in der Nähe des Peristoms sich
stärker verbreitern, indem sich hier die Porenpaare zu schrägen
Reihen von 3—4 Paaren gruppiren. Auf einer Ambulacraltafel
6 Porenpaare.
Die schmalen Ambulacralfelder führen zwei Reihen kräftiger,
von emem Warzenhofe umgebener Stachelwarzen, welche weder
gekerbt, noch durchbohrt sind. 13 —15 in jeder Reihe. Sie
nehmen vom Scheitel aus — in dessen Nähe die beiden Reihen
noch nicht deutlich entwickelt sind — langsam an Grösse zu und
verkleinern sich rascher an der Unterseite bis zur Mundlippe,
wo sie zugleich näher an einander rücken. Der Warzenkegel der
grösseren Stachelwarzen zeigt deutliche Einschnitte (Kerben), die
Suturen der Porentäfelehen. Der Zwischenraum zwischen den
beiden Warzenreihen ist schmal, besetzt von einer gebrochenen
II. Echinidae. 61
Reihe von Granulen, deren grössere deutlich mammelonirt sind.
Die gleichen Granulen bilden auch kurze, vertikale Reihen zwischen
den Warzenhöfen. Gegen den Scheitel, wie gegen den Mund hin,
verschwinden die Granulen.
Die Interambulacralfelder verbreitern sich stark gegen
den Umfang des Gehäuses hin und verschmälern sich dann rasch
bis zum Peristom. Sie führen ebenfalls zwei Reihen kräftiger,
nicht durchbohrter und nicht crenelirter Stachelwarzen, welche ein
wenig grösser sind als diejenigen der Ambulacralfelder. 11 bis 12
in jeder Reihe. In der Nähe des Scheitels und Peristoms ver-
mindert sich ihr Volumen. Die zwei oder drei obersten berühren
mit ihrem Warzenhofe die Porengänge, weiter abwärts treten sie
mehr vom Seitenrande zurück. Während die beiden Reihen in
der halben Höhe des Gehäuses am weitesten auseinanderliegen,
nähern sie sich am Scheitel und am Peristom.
Die Secundärtuberkeln bilden an jeder Seite der Felder eine
unregelmässige Reihe und zwei dergleichen zwischen den primären
Reihen, die nach oben hin undeutlicher werden. Die Granulen
sind von verschiedener Grösse, zum Theil mammelonirt, so dass
man sie als Tertiärtuberkeln bezeichnen kann, im Allgemeinen
sparsam, besonders in der Mittellinie und dem oberen Theile der
Felder, stehen am Umfange des Gehäuses etwas gedrängter und
umziehen die kleinen Warzenhöfe der Primär- und zum Theil der
Secundär - Warzen. .
Das nicht eingesenkte Peristom ist gross, gleich dem halben
Durchmesser des Gehäuses, zehneckig, mit ziemlich tiefen, um-
randeten Einschnitten für die Kiemen. Die Ambulacrallippen
breiter als die Interambulacrallippen.
Die Säulen der Mundohren divergiren, sind nicht verbunden
und stark gegen die Körperwandung geneigt.
Das kleine Scheitelschild ist ringförmig, das Periproct um-
schliessend. Die Genitaltafen, nach aussen keilförmig zugeschärft,
führen eine ovale Genitalöfnung im äussern Winkel. Von den
Ocellartafeln berühren 4 in voller Breite das Periproct, eine ist
völlig ausgeschlossen. Die Madreporenplatte ist ausgefallen. Auf
der Mitte der Tafeln einige wenige Granulen.
62 II. Echinidae.
Bemerkung. Die Gatttung Phymechinus wurde von DESOR 1)
für Eechinus mirabilis Ag. aus dem französischen Corallien errichtet,
welche AGassız später?) dem DEsmouLiss’schen Geschlechte He-
liocidaris beigefügt hatte. ETALLON benannte eine zweite Art?)
Phum. Thiollieri, und LoRIOL beschrieb ausser dem Phym. mirabilis
noch den Phym. Langit), aus gleichem Niveau, dem Terrain &
chailles. QUENSTEDT?) glaubt den Phym. mirabilis auch in Schwaben
gefunden zu haben und nennt eine zweite Art aus dem weissen
Jura e der schwäbischen Alp Phym. alternans. Als Gattungsnamen
möchte er die Bezeichnung Alternechinus vorziehen, da der Name
Phymechinus auf grosse Warzenzahl hindeuten solle, welche, ab-
gesehen von der falschen Namenbildung, nicht vorhanden sei.
Unter den genannten Arten steht Phym. mirabilis namentlich
unter Zugrundelegung der Darstellung DEsor’s am nächsten in
der Gestalt des Gehäuses, der Grösse des Peristoms etc. Das von
LorroL abgebildete Gehäuse ist oben mehr abgeflacht und das
Peristom kleiner. Die Bildung der Porengänge scheint überein-
zustimmen, aber es ist zweifelhaft, ob sie sich bei der jurassischen
Art am Scheitel und am Umfange etwas verengen. Bei diesen
sind die einzelnen Poren durch eine Granula getrennt, was bei der
vorliegenden nicht der Fall ist. Bei der letzten sind die ambula-
cralen Warzenhöfchen deutlich gestrahlt, bei der jurassischen Art
nicht. Die Ambulacralfelder von Phym. mirabilis sind verhältniss-
mässig etwas breiter als bei Phym. cretaceus. Auch in der Bil-
dung und Zahl der Höcker stehen beide Arten sehr nahe. Doch
zeigen die Secundärtuberkeln, obwohl LORIOL von ihnen angibt:
»forment quatre rangees peu regulieres dont deux internes et une
externe de chaque cöte«, zufolge der Abbildungen eine grössere
Regelmässigkeit als das vorliegende Stück. Auch giebt LORIOL an,
dass einzelne Secundärtuberkeln die Grösse der Primärtuberkeln
erreichen, was an unserem Stück nicht der Fall ist. Bei Phym.
') Desor, Syn. Kehin. pag. 133.
2) Acassız, Cat. rais. 1. ce. 1346, pag. 372.
®) Mir nicht bekannt.
4) Lorror, Echin. Helv., lehin. erst. 1870, pag
°) Quessvepr, Echiniden 1875, pag. 366, tab. 75, fig. 6.
II. Echinidae. 63
mirabilis berühren nur zwei Ocellartafeln das Periproct, drei sind
davon ausgeschlossen. Nach QUENSTEDT sind an den schwäbischen
Stücken die Säulen der Mundohren convergent und oben ver-
bunden.
Vorkommen. Das einzige bekannte Exemplar fand sich in
der weissen Kreide mit Belemnitella mueronata bei Ciply.
Original in meiner Sammlung.
Gatt. Diplotagma, ScHhLüter 1870.
Gehäuse von mehr als mittlerer Grösse, dickschalig, von
kreisförmigem Umriss, hoch gewölbt, ungefähr so hoch wie breit,
unten etwas abgeplattet. Peristom an der Unterseite central,
klein, decagonal, Einschnitte kaum sichtbar. Periproct in der
Mitte des schmal-ringförmigen Scheitelschildes berührt von sämmt-
_ lichen 10 Tafeln. Ambulacralporen in ihrem ganzen Verlaufe zwei
vertikale geradlinige Doppelreihen an jeder Aussenseite eines Am-
bulacralfeldes bildend.. 5—8 Porenpaare auf einer Ambulacral-
tafel. Stachelwarzen nicht durchbohrt, nicht gekerbt, sehr zahl-
reich, ausser zwei vertikalen Reihen auf jedem ambulacralen und
interambulacralen Felde noch Secundärwarzen in grosser Zahl.
Verwandschaft und Stellung der Gattung im System.
Zwei Doppelreihen von Poren besitzt auch die Gattung Sal-
macis Ag.!), allein es kommen nur 3 Porenpaare auf eine Am-
bulacraltafel und die ebenfalls zahlreichen, in horizontale Reihen
geordneten Stachelwarzen sind gekerbt; auch sind Winkelporen
vorhanden. i
Das hochgeblähte Gehäuse von Mespilia?) zeigt ebenfalls
zwei Doppelreihen von Poren, und es sind auch die zahlreichen
Stachelwarzen weder gekerbt noch durchbohrt, aber es kommen
auch hier nur drei Porenpaare auf eine Ambulacraltafel und es
1) Desor, Syn. pag. 108.
2) Desor, Syn. pag. 110. Acassız, Revision of the Echin. tab. 8%.
64 Il. Echinidae.
drängen sich die Tuberkeln auf die Seiten der Felder zusammen,
so dass die Mitte derselben nackt ist. Auch hier Suturalporen.
Die stark geblähte Schale von Mierocyphus Ag.!) hat gleich-
falls übereinstimmende Bildung der Ambulacren und undurch-
bohrte und ungekerbte Stachelwarzen in grosser Zahl, allein auch
hier kommen nur drei Porenpaare auf eine Ambulacraltafel, des-
gleichen sind Suturalporen vorhanden, und es gruppiren sich die
Stachelwarzen so, dass nackte Stellen auf der Schale bleiben.
Ein ähnliches Gehäuse besitzt auch Codechinus Des.?), von der
nur eme Art aus dem Aptien, bekannt ist. Das Peristom ist klein,
die zahlreichen Stachelwarzen undurchbohrt und ungekerbt, aber
die Porenpaare ordnen sich zu jedesmal drei Vertikalreihen, trotz-
dem nur drei Porenpaäre auf einer Ambulacraltafel stehen. Im
Scheitelschilde berühren sich die 5 Ovarialtafeln vollständie, so
dass die 5 Ocellartafeln gänzlich- vom Periproct ausgeschlossen sind.
Die grösste Uebereinstimmung in der Gestalt zeigt die von
COTTEAU zuerst gegebene Abbildung der auf Tertiär beschränkten
Gattung Leiopedina Cott.°). Es sind aber die Stachelwarzen durch-
bohrt, die Porenpaare bilden je drei vertikale Reihen, drei Paare
derselben auf einer Ambulacraltafel.
Die fünf genannten Gattungen gehören zu derjenigen Gruppe
der Echiniden, welche Desor als oligopore latistellate Cidariden
bezeichnete. Ebenso die durch hohes, geblähtes Gehäuse, zahlreiche
Stachelwarzen etc. ausgezeichneten lebenden Gattungen Ambdly-
pneustes Ag.*) und Holopneustes®).
I) Desor, Syn. tab. 110. Acassız zeichnet die Poren, je 3 Paare eine kurze,
schräge Reihe bildend. ®
2) Desor, Syn. pag. 111, tab. 19.
3) Leiopedina Tallavignesi Cott., Vchinides nouveaux ou peu connus. Revue
et magasin de Zoologie 1366, Sep. pag. 114, tab. 16, fig. 1—3. Später durch
Lauer, Beitrag zur Kenntniss der Echinodermen des vicentinischen Tertiärgeb.,
Denkschriften der Wiener Akademie pag. 15, tab. 1, als Chrysomelon Vicentiae
und Ohrys. pictum beschrieben. Pavay fügte 1871 (Kolozvar Geologiaja pag. 67)
aus dem Tertiär Zeiopedina Sumusi, die auch Lorıor,, Deseript. des oursins tertiaires
de la Suisse pag. 31, tab. II, fig. 8, in der Schweiz wiederfand, hinzu.
') Disor, pag. L10.
5) Vergl. A, Acassız, Revision of the Behin. pag. 483, tab. VIII“, und Corswau,
pag. SIT u. SIS.
II. Echinidae. 65
Die Gattung Diplotagma aber gehört der Gruppe der poly-
poren latistellaten Cidariden an. In dieser Gruppe zeigen
die Gattungen Pedinopsis Cott. und Phymechinus Des. in je zwei
vertikale Reihen geordnete Porenpaare, aber bei Pedinopsis sind
die zahlreichen, in vertikale Reihen gruppirten Stachelwarzen
durchbohrt und gekerbt. Die Porenpaare haben an der Unterseite
das Bestreben, sich einreihig zu ordnen und weiter in der Nähe
des Peristoms sich durch Verschiebung zu verbreitern ete. Die
Gattung Phymechinus führt nicht durchbohrte und nicht gekerbte
Stachelwarzen; ihre Zahl verhältnissmässig geringer, Porenpaare
fünf auf einer Ambulacraltafel; das Peristom sehr gross; die Ocellar-
tafeln berühren nicht alle das Periproct. Die Gestalt des Gehäuses
verhältnissmässig niedrig und die Unterseite weit.
So ist die Gattung Diplotagma neben den beiden genannten,
den polyporen latistellaten Cidariden, und zwar den Se-
rıaten beizufügen.
Lest man nicht mit DEsoR das Hauptgewicht auf die An-
ordnung der Paare, sondern mit WRIGHT und COTrTEAU auf die
Beschaffenheit der Stachelwarzen, so werden Pedinopsis und Diplo-
tagma nicht zusammenzustellen sein, indem Pedinopsis der Haupt-
rubrik A. CoTTEAU’s, deren Stachelwarzen entweder gekerbt oder
durchbohrt sind, angehört, während Diplotagma in die Rubrik B.
fällt, bei der die Stachelwarzen weder gekerbt noch durchbohrt
sind. Auch bei dieser Gruppirung erweisen sich Phymechinus und
Diplotagma als nächste Verwandte: Poren geordnet zu mehrfachen
Paaren; Ambulacren gerade, breit; Periproct central; Scheitelschild
von 10 Platten gebildet.
A. Stachelwarzen gekerbt und durchbohrt:
a. Drei Porenpaare auf einer Ambulacralplatte, Oligopori,
b. mehr als drei Porenpaare auf einer Ambulacralplatte,
Polypori . . . Pedinopsis!).
I) Wrieur: Brit. foss. Echin. eretac. form. pag. S4 folgt der ersten irrigen
Auffassung Correau’s und stellt Pedinopsis zu den Diadematiden, und zwar in
die Gruppe B. »Tubercles perforated and not erenulated«.
66 II. Echinidae.
B. Stachelwarzen weder gekerbt, noch durchbohrt:
a. Drei Porenpaare auf einer Ambulacralplatte, Oligopori,
b. mehr als drei Porenpaare auf einer Ambulacralplatte,
Polypori,
. die Ambulacralporen bilden zwei vertikale Reihen,
. Warzen grösser, wenig zahlreich; Peristom gross, tief
eingeschnitten; Gehäuse nicht hoch; nicht alle Ocellar-
tafeln berühren das Peristom ... Phymechinus,
. Warzen kleiner, sehr zahlreich; Peristom klein, nicht
tief eingeschnitten; Gehäuse hoch; sämmtliche Ocellar-
tafeln berühren das Periproct ... Diplotagma.
Diplotagma altum, SCHLÜTER 1870.
Taf. 4, Fig. 1—5.
Sitz. d. niederrhein. Gesellsch. für Natur- u. Heilkunde in Bonn, 1570, pag. 132.
Maasse zweier Gehäuse:
IL, II.
Elöherdes@@&ehäusese 2 ne rn
Durchmesser des Gehäuses . . . . 50 —ca.30 »
Breite der Ambulacralfeldere .. . 1 — 9E>
Breite der Porengänge . . ». 2... 2 —ca. 1»
Breite der Interporiferenräume . . 2 — 3
Zahl der ambulacralen Primärtuberkeln
m edersReiheg rn Se
Zahl der interambulacralen Primär-
tuberkeln in jeder Reihe . . . . 23 — 19
Breite der Interambulacralfelder . . 19 — 13 »
‚Weite des Peristoms . . . .. . 155 —ca.ll ».
Das Gehäuse erreicht eine ziemlich erhebliche. Grösse, ist
sehr gebläht, kugelig, ungefähr so hoch wie breit, Umfang kreis-
förmig, Unterseite etwas abgeflacht, oben etwas mehr verengt wie
unten, daher Gestalt apfelförmig. Die geraden, breiten, nicht ver-
II. Echinidae. 67
tieften, sondern in der Ebene der Schale liegenden Porengänge
werden vom Scheitel bis zur Basis gebildet von je zwei vertikalen
Reihen von Porenpaaren), je 7 oder 8 auf einer Ambulacraltafel.
Die Poren sind klein, kleiner als die sie trennende, deutlich vor-
springende Granula. Wo Raum vorhanden ist, schiebt sich gerne
eine etwas grössere Granula zwischen den Porenpaaren, besonders
in der Mittellinie zwischen den beiden Doppelreihen, ein.
Die schmalen Ambulacralfelder — etwas mehr als halb
so breit wie die Interambulacralfelder — führen zwei vertikale,
regelmässige Reihen von zahlreichen Stachelwarzen, welche, weder
gekerbt noch durchbohrt, von einem kleinen Warzenhofe umgeben
sind und sich dicht an die Porengänge herandrängen. Bei einem
kleineren Exemplare 21, bei einem grösseren Gehäuse 29—30 in
jeder Reihe. Gegen den Scheitel und das Peristom treten sie
näher zusammen, nehmen aber kaum an Volumen ab. Ausser
diesen primären Tuberkeln sind noch zahlreichere kleinere, eben-
falls von einem Höfchen umgebene Secundärtuberkeln vorhanden.
Zunächst kann man von zwei inneren Reihen sprechen, von denen
jede Warze auf der oberen Partie der Asseln steht, und zwar dem
Primärtuberkel so nahe, dass ihre Warzenhöfe sich berühren.
Hierzu kommen weiter zwei noch mehr nach innen gelegene
Reihen von etwas kleineren Tuberkeln, welche rascher endigen
wie die vorigen Reihen. Ihre Tuberkeln liegen auf der inneren
unteren Ecke der Asseln. Ausserdem zuletzt jederseits eine äussere
Reihe kleiner Stachelwarzen, welche den Porengängen noch etwas
mehr genähert als die Primärtuberkeln, und auf der Naht zwischen
je zwei der letzteren liegen. Die Granulen sind von verschiedener
Grösse und gruppiren sich mehr oder minder um die genannten
Warzenhöfe.
Die Asseln der Interambulacralfelder sind an dem grösse-
ren Gehäuse leicht gewölbt, so dass ihre Nähte und ebenso die
1) Es scheint an einer Stelle des grösseren Gehäuses, als ob die Porenpaare
der inneren Reihe nicht völlig senkrecht übereinander folgten, sondern als ob je
drei Paare eine etwas schräge Reihe bildeten.
68 II. Echinidae.
anstossende Partie der Porensänge etwas vertieft erscheinen. Auch
hier zwei Reihen von Primärtuberkeln, welche weder gekerbt, noch
erenelirt, jedoch von einem kleinen Höfchen umseben, in ihrem
ganzen Verlaufe an Grösse ziemlich gleich bleiben und sich auch
in dieser Hinsicht kaum von denen der Ambulacralfelder unter-
scheiden. Sie rücken ziemlich rasch von der Seite zu der Mitte
der Assel zu, erreichen diese aber nicht ganz. Auf einem kleinen
Exemplare zählt man 19, auf einem grösseren 23 in jeder Reihe.
Die Zahl der Secundärtuberkeln ist sehr gross, sie ordnen sich
weder in vertikale, noch in horizontale Reihen. Sie gruppiren
sich anfänglich so, dass 4 derselben eine Primärtuberkel umgeben,
und zwar so, dass die beiden oberen näher zusammenstehen als
die beiden unteren. Dann wächst mit der Grössenzunahme der
Asseln ihre Zahl so, dass etwa 12 von verschiedenem Volumen
auf eine Assel kommen. Zwischen diesen zahlreichen kleinen
Stachelwarzen noch Granulen von verschiedener Grösse.
Peristom central, auf der Unterseite, nicht gross, kleiner als
1/; des Gehäuse-Durchmessers, nicht (oder doch kaum sichtbar)
eingesenkt. Zehneckig, die Ambulacrallippen etwas breiter als die
Interambnlacrallippen. Kiemeneinschnitte sehr schwach.
Der Scheitelsehild stellt einen schmalen Ring dar, der das
Periproct umgiebt. Sämmtliche 10 Tafeln berühren in ihrer ganzen
Breite das Periproct. Die Ovarial-Tafeln springen nach aussen
(spitz-) winklig vor, mit Ausnahme der durch Grösse und höhere
Wölbung ausgezeichneten Madreporenplatte. Die Oeffnung liegt
an der äusseren Spitze. Von den ÖOcellartafeln sind zwei breiter,
zwei etwas schmäler und die letzte etwa ebenso breit wie die
Ovarialtafeln. In der Afterlücke selbst befinden sich noch After-
täfelchen, welche eben so kräftig sind wie die genannten Stücke.
Sämmtliche Tafeln, vielleicht mit Ausnahme der Madreporenplatte,
tragen. Granula.
Auf dem Steinkerne zeigt sich auf den Ambulacralfeldern
die vertikale Mittelnaht stark vertieft, die vertikalen Seitennähte
linienartig vortretend. Auf den Interambulacralfeldern die zick-
zackförmige Mittelnaht vortretend, die horizontalen Nähte vertieft.
Die Asseln wölbie.
Il. Echinidae. 69
Vorkommen. Die Art gehört der unteren Mucronaten-
kreide an. Ein grosses Gehäuse sammelte ich im Sükerhoek
NO. von Coesfeld in Westfalen. Ein kleines Exemplar bei Darup
in Westfalen.
Kommt vielleicht auch in den Mucronatenschichten des Schnee-
berges bei Aachen vor.
Zur Untersuchung lagen 2 Exemplare vor.
Originale in meiner Sammlung.
Erklärung der Tafeln.
Tafel 1.
Seite
Fig. 1—5. Phymosoma Hilsii, Schrürer. Aus dem Neocom von Gross-
Vahlberos es, Same eK ee
1. Oberansicht des Gehäuses in natürlicher Grösse.
2. Unteransicht » » » » »
3. Seitenansicht » » » » »
4. Interambulacralfeld in fünffacher Grösse.
5. Ambulacralfeld » » »
Fig. 6—10. Phymosoma Perroni, Corrzau. Aus dem Neocom . . . . 1
6. Oberansicht des Gehäuses in natürlicher Grösse.
7. Unteransicht » » » » »
8. Seitenansicht » » > » »
9. Interambulaeralfeld in dreifacher Grösse.
10. Ambulacralfeld » » »
Tafel 2.
Fig. 1—5. Phymosoma quinquangulare, Scrhwörer. Aus dem Turon von
GraesäbeirAhause rl)
l. Oberansicht des Gehäuses in natürlicher Grösse,
2. Unteransicht » > De» >
3. Seitenansicht » » » » »
4. Interambulacralfeld in dreifacher Grösse.
5. Ambulacralfeld > » >
Fig. 6—10. Phymosoma Goldfussi, Schwörer. Aus der Tourtia!) von Essen 6
6. Oberansicht des Gehäuses in natürlicher Grösse.
7. Unteransicht » > S 5
$. Seitenansicht » S ) » >
9. Interambulacralfeld in dreifacher Grösse.
10. Ambulacralfeld )
Auf der Tafel ist irrthümlich »Cenomon« statt »Oenoman« gedruckt.
Erklärung der Tafeln.
Tafel 3.
Fig. 1—5. Phymosoma Gehrdenense, Scutürer. Aus dem Unter -Senon
von Gehrden bei Hannover .
ÖOberansicht in natürlicher Grösse.
Unteransicht » » »
Seitenansicht » » »
Interambulacralfeld in dreifacher Grösse.
NB. In der Nähe der Mundlippe sind an der rechten und
linken Seite die Granulabänder zu breit gezeichnet.
en
Ambulacralfeld in dreifacher Grösse.
ou
Fig. 6—10. Phymosoma maeandrinum!), Scarürer. Aus dem Ober-Senon
von Kunraed, NW. von Aachen
6. Oberansicht in natürlicher Grösse.
7. Unteransicht » » »
8. Seitenansicht » » »
9. Interambulaecralfeld in doppelter Grösse.
10. Ambulacralfeld » » »
Tafel 4.
Fig. 1 —5. Diplotagma altum, Schrürer. Aus dem Ober-Senon von
Coesfeld
1. Seitenansicht in natürlicher Grösse.
2. Unteransicht » » »
3. Oberansicht » » »
4. Ambulacralfeld in doppelter Grösse.
5. Interambulacralfeld » » DE
Tafel 5.
Fig. 1 —7. Phymechinus eretaceus, Scutürer. Aus dem Ober-Senon
1. Oberansicht in natürlicher Grösse.
2. Unteransicht » » S
3. Seitenansicht » » »
4. Ambulaeralfeld in dreifacher Grösse.
5. Interambulacralfeld » > »
6. Scheitelschild und Umgebung in dreifacher Grösse.
7. Ambulacrale Grosstafel in sechsfacher Grösse.
') Soll auf der Tafel ebenso gedruckt sein, anstatt »mäandrinum«.
7
Seite
15
25
66
60
72
Kıg. I —
BP wow
©
Fig. 1—5.
om
A.W.
©
Erklärung der Tafeln.
Tafel 6.
Phymosoma princeps, v. Hıcenow. Öber-Senon der Insel
Rügen
Oberansicht in natürlicher Grösse.
Unteransicht » » »
Seitenansicht » » »
Interambulacralfeld in 1!/g der natürlichen Grösse.
NB. Die Ringe auf den Warzenhöfen sind zu kräftig ge-
zeichnet.
Amlıulacralfeld in 1!/g der natürlichen Grösse.
NB. Ebenso.
Tafel 7.
Phymosoma taeniatum, v. Hacznow. Ober-Senon der Insel
Rügen
ÖOberansicht in natürlicher Grösse.
Unteransicht » » »
Seitenansicht » » »
NB. Sämmtliche Warzenhöfe zu stark schattirt; am Original
kaum vertieft.
Interambulacralfeld in dreifacher Grösse.
Ambulacralfeld » » »
NB. In Fig.4 u. 5 ist die Basis der Warzenkegel zu scharf
märkirt; am Original allmählich in den flachen Hof
übergehend.
Schade's Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin, Stallschreiberstr. 45 46.
Seite
ww
DD
Abhandl.d. geol. Landesanstalt. Schlüter, Kreide -Echiniden. Taf.1.
55 A. 1. N. Io Ale
53 Phymosoma Hilsii, Schlüt. Neocom.
6-10 Phymosoma Perroni Cott. Neocom
Lith.JnstwAeney, Bonn
N
Unger
RUM
Tan?
Schlüter, Kreide-Echiniden
Abhandl.d. geol. Landesanstalt.
Inf Anonlare
ınquangulare,
[|
soma q
)
fussi,
|
d
u
6-10 Phymosoma Gol
Lith. Inst
Abhandl.d geol. Landesanstalt. Schlüter Kreide-Echiniden Taf. 3.
erg,
£3
ER:
1-3 Phymosoma Gehrdenense, Unt. Senon
b-10 Phymosoma maandrınum. Ob. Senen
Liih.Jnst.v.A.Henry Bon
Abhandl.d. geol. Landesanstalt. Schlüter, Kreide-Echiniden. Taf.4.
er ö
&
on
2
a2
Re)
&
>
ot
155 Diplotagma altum, Schlüt. Ob
Senon
Lüh.Jnst.v.A.Henry, Bonn
Taf. 5
Schlüter, Kreide-Echiniden
Abhandl.d. geol. Landesanstalt.
17. Phymechinus cretaceus, Schiit. 0b Senon
Bonn
}
thlnstw.A:Henry,
Li
Abhandl.d. geol. Landesanstalt. j Schlüter Kreide -Echiniden. Taf.
1-5 Phymosoma PrIncepS, Has. Üb. Senon
Abhandl. d geal Landesanstalt Schlüter, Kreide -Echiniden Taf.7.
159 Phymosoma taenictum, Hag. Ob
J
WEITNEY LIBRAR
a MUS. COMP. ZOOL,
Abhandlungen
ZUT
geolorischen Speeialkarte
von
Preussen en
und
Ä den Thüringischen Staaten.
BAND IV.
Heft 2.
Mit einem Atlas, enthaltend‘ 8 lithographirte Tafeln.
III ERAARIIRINan are
BERLIN.
"Verlag der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung,
(J. H. Neumann.)
1883.
2
MN O2r 22,3
7 er Noch
Abhandlungen
_ geoloeischen Specialkarte
Preussen
und
den Thüringischen Staaten.
BERLIN.
Verlag der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung.
(J. H. Neumann.)
1883.
Monographie
der
Eos Arten
des
Rheinischen Unterdevon
Dr. Carl Koch,
Kgl. Landesgeologen.
Herausgegeben
von
der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt.
BERLIN.
Verlag der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung.
(J. H. Neumann.)
1333.
D
IM Ju
N
op ns ma
„eu “ | u
Vorwort des Herausgebers.
Der Verfasser der vorliegenden Abhandlung, der verstorbene
Landesgeologe Dr. Cart Koch, hat sich viele Jahre hindurch mit
den Homalonoten des rheinischen Unterdevon beschäftigt. Ein
erstes Resultat dieser Studien war der Vortrag, den derselbe im
Jahre 1880 auf der Herbstversammlung des naturhistorischen Ver-
eins zu Bonn hielt und der gewissermaassen als ein Prodromus
der von ihm vorbereiteten ausführlichen Monographie gelten kann.
(Vergl. Verhandl. des naturhist. Vereins für Rheinl. u. Westfalen
Bd. XXXVII, Corr.-Bl. pag. 132 — 141.) Leider sollte es dem
Verfasser nicht vergönnt. sein, . seine Arbeit selbst zum Ab-
schluss zu bringen. Wenige Tage vor seinem Hinscheiden (im
April 1882) übergab er dieselbe dem Unterzeichneten mit der
Bitte, die Herausgabe übernehmen zu wollen. Glücklicherweise
war KocH’s Manuscript, als es in die Hände des Herausgebers
gelangte, in der Hauptsache bereits vollendet, so dass für den
Letzteren nicht mehr viel zu thun übrig war. Die ausführ-
liche Beschreibung der von KocH unterschiedenen. rheinischen
Homalonotus-Arten, die den Kern der Abhandlung bildet, war
bereits vollständig fertig und konnte, ebenso wie die einleitenden
Abschnitte der Arbeit, fast unverändert zum Abdruck gebracht
werden. Nur hie und da hat der Herausgeber kleine Zusätze
anzubringen für nöthig erachtet, die sich aber in den meisten
Fällen lediglich auf das von Koch noch nicht benutzte Sammlungs-
Material der geologischen Landesanstalt beziehen und nur an ein
paar Stellen Versehen berichtigen, die darauf zurückzuführen sind,
dass KocH in Wiesbaden mit beschränkten literarischen Hülfsmit-
teln arbeitete und namentlich die wichtigen Publicationen SALTER's
in den Schriften der Palaeontographical Society gar nicht kannte.
VI
An der Abgrenzung der zahlreichen von Koch unterschiedenen
Arten hat der Herausgeber Nichts geändert, obgleich es sehr wohl
möglich ist, dass der Autor, wenn er selbst die Endredaction seiner
Arbeit hätte ausführen können, Aenderungen in dieser Beziehung
würde vorgenonmen haben.
Die Zusätze des Herausgebers sind immer in Form von
Anmerkungen unter dem Text angebracht worden und durch ein
beigefüsgtes »(E. K.)« ausgezeichnet.
Zur Illustration der Artenbeschreibung hatte Koch, theils nach
Exemplaren seiner eigenen, theils nach solchen anderer öffentlichen
und privaten Sammlungen, eigenhändig eine grosse Menge von
Zeichnungen angefertist. Für einen Theil dieser Zeichnungen
konnten vor ihrer Uebertragung auf den Stein die mit der Kocm’-
schen Sammlung nach Berlin gelangten Original-Exemplare ver-
glichen werden; für die Mehrzahl der Abbildungen aber lagen die
Originale nicht vor, und in diesen Fällen blieb nichts übrig,
als die Koct’schen Zeichnungen unverändert lithographiren zu
lassen. Ausserdem sind vom ‚Herausgeber noch einige wenige
Abbildungen nachträglich zur Ergänzung der Koc#'schen hinzu-
gefügt worden. Diese Abbildungen beziehen sich sämmtlich auf das
Sammlungs-Material der geologischen Landesanstalt und sind durch
einen besonderen Vermerk als spätere Hinzufügungen kenntlich.
Ganz neu und selbstständig ist vom Herausgeber der letzte
Abschnitt der Arbeit verfasst worden, der sich mit der Vergleichung
der rheinischen Homalonoten mit denen anderer Devon -Gebiete
beschäftigt und von Koch zwar beabsichtigt, aber noch nicht
in Angriff genommen war. Für diesen Abschnitt, für den die
Verantwortung dem Herausgeber allein zufällt, schien es er-
wünscht, einige Reste einer schon vor längeren Jahren durch
A. RÖMER aus dem Harz beschriebenen Homalonotus- Art (Homal.
gigas) abzubilden, um zu zeigen, dass dieselbe mit einer von Kocn
neu aufgestellten Art (Homal. scabrosus) zusammenfällt.
Berlin, December 1882.
E. Kayser.
Ir. Carl Koch,
Königl. Landesgeologe, Museums-Inspector und Secretär des Nassauischen Vereins
für Naturkunde in Wiesbaden.
Ein Lebensbild
von
Dr. H. von Dechen').
Wenn ein Mann aus dem Kreise unserer Freunde und Ge-
nossen scheidet, der in einem langen, thätigen und erfolgreichen
Leben viele Jahre hindurch uns ein nachahmungswürdiges Vorbild
gewesen ist, so dürfen wir nicht klagen, sondern dankbar müssen
wir das Geschick anerkennen, welches uns so lange in ihm seine
Erfahrungen, seine Belehrung und Ermunterungen erhalten hat.
Ganz andere Gefühle bitteren Schmerzes werden aber in uns
erregt, wenn ein Freund, ein Genosse ernster Arbeit aus unserem
Kreise dahinsinkt in ein frühzeitiges Grab, viele Hoffnungen auf
die Erfolge seiner Thätigkeit mit ihm zerstört werden. Dann
haben wir ein Recht zur Klage. Die Arbeit, die er mit rastlosem
Eifer gefördert, die mit der errungenen Erfahrung einer immer
grösseren Vollkommenheit rascheren und sicheren Schrittes ent-
gegengeführt worden wäre, sie liegt verlassen da. Keiner ist da,
der sie mit gleichem Geschick, mit gleicher Aussicht auf eine er-
folgreiche und glückliche Durchführung wiederaufnimmt; Keiner
füllt die Lücke aus, die durch seinen Verlust in den verschieden-
sten Kreisen seiner ausgedehnten Thätigkeit entstanden ist.
) Mit gütiger Genehmigung des Herrn Verfassers wiederabgedruckt aus
den Verhandl. des naturhistor. Vereins für Rheinl. u. Westfalen, Bd. XXXIX,
1882, Corr.-Bl. pag. 35 ff.
VIII
Solche Gefühle und Gedanken mögen viele der Leidtragenden
erfüllt haben, als sie dem langen Trauerzuge sich anschlossen, der
die sterblichen Reste des verewigten Dr. CARL KocH in Wiesbaden
am 20. April d. J. zu ihrer letzten Ruhestätte begleiteten.
Wenn ich es unternehme, ein Lebensbild des durch seltene
Geistesgaben, durch einen fest durchgebildeten Charakter, durch
allgemeines Wohlwollen, durch Begeisterung für alles Edle und
Grosse, durch ein warmes, herzliches Freundschaftsgefühl ausge-
zeichneten und mir seit einer Reihe von Jahren eng befreundeten
Mannes zu entwerfen, so muss ich die nächsten und näheren
Freunde desselben um Nachsicht bitten. Sie werden viele Züge
in dem reichen Bilde vermissen, da ich niemals mit dem Dahin-
geschiedenen an einem und demselben Orte gelebt und nur auf
vielen gemeinsamen, geognostischen Ausflügen, durch gemeinsame
Arbeiten und einen eifrig gepflegten Briefwechsel mit ihm bekannt
geworden bin.
CARL JACOB WILHELM LupwıiG KocH war zu Heidelberg am
1. Juni 1827 als ältester Sohn des Gasthofsbesitzers zum Carls-
berg geboren. Seine Mutter WILHELMINE Haas stammte aus
einer Familie von Dillenburg, welche sich in einem ansehnlichen
Bergwerks- und Hüttenbesitz befand. Er hatte nur einen um
2 Jahre jüngeren Bruder LupwiG. Der Vater starb bereits 1831,
und dieser Umstand war von um so grösserem Einfluss auf die
Erziehung der beiden Knaben, als der Oheim mütterlicherseits,
LupwıG Haas in Dillenburg, ihr Vormund war. Sie blieben je-
doch mit der Mutter bis zum Jahre 1844 in Heidelberg, wo CARL
seine Schul- und Gymnasialbildung bis zur Prima erhielt. Durch
Familienverhältnisse geleitet, widmete er sich der bergmännischen
Laufbahn und machte unter den Augen seines Oheims und Vor-
mundes einen Oursus bergmännischer Arbeiten 1844 durch und
vollendete im folgenden Jahre seine Gymnasialbildung auf der
Real-Schle I. Ordnung in Siegen, welche sich damals eines vor-
züglichen Rufes erfreute. Zu Ostern 1846 bezog er die Univer-
sität Heidelberg und setzte seine Studien 1848 in Marburg, 1849
bis 1850 in Giessen fort. Anfänglich waren dieselben wesentlich
auf die Naturwissenschaften, und zwar ziemlich gleichmässig auf
IX
die Zweige der beschreibenden, sowie der allgemeinen : Chemie
und Physik gerichtet. Der günstige Einfluss, den die breite Basis
dieser naturwissenschaftlichen Studien auf seine spätere Entwicke-
lung übte, blieb überall sichtbar. Durch den Willen seines Oheims
und den Wunsch seiner Mutter wurde er bewogen, in eine
praktische Laufbahn einzutreten, doch bevor er dazu überging,
unternahm er 1852 eine grössere Reise und wanderte durch die
Schweizer und Tyroler Alpen, später nach Italien. Auf dieser
Reise beschäftigte er sich vorzugsweise mit Botanik, Mineralogie
und Geognosie. Zurückgekehrt erhielt er auf Empfehlung seines
alten Lehrers, des Geheimenrathes ©. von LEONHARD in Heidel-
berg, die Aufsicht über die tief eingeschachteten, damals in eigen-
thümlichem Betrieb stehenden Gipsgruben am Neckar unterhalb
Heilbronn, welche sich im Besitze des Grafen VON REICHENBACH-
Lessonitz befanden. Diese Stellung gab ihm auch schon Ver-
anlassung zu litterarischer Thätigkeit. Er schrieb damals, 1853,
über die Trias am Badenschen Neckar, und 1854 über den Gips-
bergbau daselbst für »G. LEONHARD, Beiträge zur mineralogischen
Kenntniss Badens«. Er vertauschte jedoch bald diese Stelle mit
der. vortheilhafteren Direction des Kinzigthaler Bergwerks-V ereins,
einer englischen Gesellschaft, welche die alt berühmten Silber-
gruben von Schapbach im Schwarzwalde wieder aufgenommen
hatte. Nachdem er sich am 3. April 1853 mit SOPHIE GÖBEL,
Tochter des verstorbenen Besitzers der Burger Eisenwerke bei
Dillenburg, seiner jetzt trauernden Wittwe, verheirathet hatte,
verwaltete er diese Stelle bis zum Ende des Jahres und zog dann
nach Dillenburg. Schon im folgenden Jahre verband er sich mit
einigen nahen Anverwandten zur Uebernahme einer grösseren Zahl
von Eisensteingruben und des Scheldener Werkes, eines mit aus-
gedehnter Giesserei verbundenen Hochofens.. Auf Wunsch der
Gesellschaft übernahm er zunächst die technische Leitung, bald
danach die ganze Geschäftsführung dieses Werkes, welche er
12 Jahre lang führte. Als Frucht dieser Beschäftigung ist seine
erste grössere, geologische Arbeit »Die palaeozoischen Schichten
und Grünsteine in den Nassauischen Aemtern Dillenburg und
Herborn«, zu betrachten, welche im 13. Hefte der Jahrbücher des
x
Vereins für Naturkunde in Nassau 1858 erschienen ist. Er zeigte
darin, wie seine wissenschaftliche Ausbildung, verbunden mit
dem bersmännisch praktischen Blick, ihn zur Entwickelung der
schwierigsten Lagerungsverhältnisse befähigte.e In dem Falten-
systeme der Schichten des rheinisch-westfälischen Devons giebt
es wohl kaum eine Stelle, welche die Lahnmulde in Dillenburg
und Herborn an Verwickelung übertreffen dürfte. So hatte sich
Koch, nicht durch freie Wahl, sondern durch die Lage seines
Wohnortes und durch Besitzverhältnisse veranlasst, gleich von
Anfang an die schwierigste Aufgabe gemacht und sie mit grösster
Ausdauer und Scharfsinn, mit feiner Beobachtungsgabe, unter leb-
haftester Anerkennung der Fachgenossen gelöst.
So günstig sich seine äusseren Verhältnisse im Anfange in
Dillenburg bei dem Aufschwunge, den das Eisenhüttengewerbe in
jener Zeit in Deutschland nahm, gestaltet hatten, so trat gegen
Ende der 50. Jahre ein sehr erheblicher Rückgang in allen gewerb-
lichen Verhältnissen ein, unter denen besonders die Eisenhütten
sehr litten und schwere Verluste in ihren Abschlüssen zu ver-
zeichnen hatten. Bei KocH äusserten sich diese Verhältnisse in
höchst bitterer Weise. Er suchte seine Bergwerks- und Hütten-
antheile zu veräussern, was erst im Jahre 1867 und nach und nach
2 Jahre später unter sehr ungünstigen Verhältnissen gelungen ist.
Er selbst drückte sich darüber in folgenden Worten aus:
»Da ich meine materiellen Mittel verloren habe, bin ich auf meine
Praxis als Civil-Ingenieur angewiesen«e. Aber gerade in diesen
gedrückten Verhältnissen zeigte er eine Stärke und Unabhängig-
keit des Charakters und entwickelte, zwar bei harten Entbehrungen,
eine Energie, die ihm die allgemeinste Hochachtung seiner Mit-
bürger in weiten Kreisen erwarb.
In der Zeit, in welcher diese Zustände sich vorbereiteten,
fällt eine bedeutungsvolle, zoologische Arbeit:
»Das Wesentliche der Chiropteren, mit besonderer Be-
schreibung der in Nassau und den angrenzenden Landes-
theilen vorkommenden Fledermäuse«,
welche in dem 17. und 18. Doppelhefte der Jahrbücher des Vereins
für Naturkunde in Nassau 1862 und 1863 veröffentlicht worden ist.
#
XI
Wir sehen hier in Koch den geübten, unermüdlichen Jäger, den
keine Mühe verdriesst, das Leben der Thiere bis in die feinsten
Züge hinein zu beobachten und in ihren Gründen zu erforschen,
neben dem wissenschaftlichen Systematiker. Schon 1860 hatte er
sich mit diesem Gegenstande eingehend beschäftigt, wie der Be-
richt der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde
zeigt, der die Fledermäuse Oberhessens zum Gegenstande der
Beschreibung genommen hat. Ebenso behandelt er in der Pollichia
1863 die Chiropteren der bayerischen Pfalz. Die letzte Arbeit
über diesen von ihm mit grosser Beharrlichkeit und lebhaftestem
Interesse verfolgten Gegenstand findet sich in dem Berichte der
SENKENBERG’schen Gesellschaft von 1870: »Die Lebensweise der
einheimischen Fledermäuse.e.
Im Herbste 1867 übernahm Koch den Unterricht in Minera-
logie, Geologie, Physik, Chemie und Mathematik an der provisorisch
wieder eingerichteten Bergschule in Dillenburg. Bei seinen ge-
diegenen theoretischen Kenntnissen und bei der seit frühen Jahren
erworbenen Vertrautheit mit der Praxis des Bergbaues konnte er
um so mehr in dieser Stelle leisten, als er bei seiner grossen
Lebendigkeit die Schüler, junge praktische Bergleute, für ihren
Beruf zu begeistern verstand.
In der Zeit seiner Lehrthätigkeit an der Bergschule in Dillen-
burg wurde ihm eine Anerkennung von Seiten der Universität
Bonn durch Verleihung der philosophischen Doctorwürde honoris
causa an dem 50jährigen Jubiläumsfeste derselben 1868 für seine
vorzüglichen Leistungen im Gebiete der Zoologie und der Geologie
zu Theil. Es gewährte ihm diese Auszeichnung nicht allein eine
grosse Befriedigung an sich, sondern besonders durch den Um-
stand, dass ihm dieselbe an demselben Tage zu Theil geworden
war, an dem Seine Kaiserl. Königl. Hoheit der Kronprinz des
Deutschen Reiches und von Preussen diese Huldigung der Bonner
Universität entgegen zu nehmen geruht hatte. Gern erwähnte er
diesen Umstand.
Aber auch ein unmittelbarer Vortheil ergab sich für ihn
daraus, als er im Herbst 1869 einen Ruf als Lehrer der Mathe-
matik und Naturwissenschaften an die »Unterrichts- Anstalt der
XII
israelitischen Religions-Gesellschaft in Frankfurt a. M.« erhielt.
Das Provinzial-Schulcollegium in Cassel bestätigte seine Berufung
unter Anerkennung der Facultas docendi für die beiden oberen
Classen einer Realschule II. Ordnung in Mathematik und Natur-
wissenschaften unterm 13. November 1869. Schon am 25. des-
selben Monats erfolgte darauf seine Einführung in das neue Amt,
wobei er den Amtseid leistete.
Ein grösserer Wirkungskreis war seiner Lehrthätigkeit damit
eröffnet, einen noch viel grösseren boten ihm die gebildeten, wissen-
schaftlichen Kreise, welche sich in der reichen und eigenartig ent-
wickelten Grossstadt vereinigten. Er hat nur 3 Jahre in Frankfurt
gelebt, aber was er in dieser Zeit geleistet, ist wahrhaft erstaunens-
werth, und ebenso. zu bewundern, wie er sich unter dem Einflusse
der grossen Stadt in dieser Zeit selbst entwickelt hat.
Die erste Zeit in Frankfurt brachte ihm strenge Arbeit unter
vielfachen Entbehrungen. Er musste sich zum Zwecke des Unter-
richts in Mathematik und Chemie wieder einarbeiten, er durfte
dabei eigene, wissenschaftliche Arbeiten und seine Sammlungen
nicht vernachlässigen. Er suchte einen weiteren Erwerb durch
technische Gutachten, durch Unterricht an anderen Schulen und
bei Privaten, so dass die Zahl der von ihm ertheilten Unterrichts-
stunden zeitweise-auf 39 in der Woche stieg, Im Jahre 1872
lieferte er für das Programm der Schule eine ausführliche Ab-
handlung über »die Architektur der Thiere«, eine Arbeit, die ihm
viele Freude machte und in der er ein ganz ungewöhnliches
Wissen mit vielen eigenen Beobachtungen in geistvollster Weise
vereinigte.
“In der Schule wirkte er ungemein anregend, war von dem
Director, dem geistreichen Rabbiner S. Hırscn und den Üollegen
hoch geschätzt. Die Schüler waren voll von Vertrauen und Liebe
zu ihm, die sie auch dadurch bewiesen, dass sie ganz besonders
Rath ‘bei dem ehemaligen Lehrer suchten. Sein Nachfolger im
Schulamte bezeugt, wie schwer es ihm geworden, nach einem
solchen Manne sich zur Geltung zu bringen.
Einen grossen Einfluss hat Koct während dieser Zeit in den
»Vereinen für naturwissenschaftliche Unterhaltung«e und in der
XIII
»SENKENBERG’schen naturforschenden Gesellschaft« in weiten Krei-
sen in Frankfurt geübt, der sich auch noch nach seinem Scheiden
fortsetzte. Zu dem ersteren Vereine war er vom Anfange seines
Aufenthaltes an, von 1869 bis 1880, thätig. Er war im Jahre
1871/72 Präsident desselben. Kaum einem seiner Mitglieder hat
dieser Verein so viel belehrende Anregung, so viel eigenthümliche
Mittheilungen zu danken, als ihm. Als Koch 1872 Frankfurt ver-
liess und seinen Wohnsitz in dem nahen Wiesbaden nahm, kam
er vielfach an einzelnen Tagen dorthin, um Vorträge in der
SENKENBERG’schen Gesellschaft zu halten. Dieselben waren auf
die Sitzungstage des Vereins für naturwissenschaftliche Unter-
haltung verlegt, damit auch dessen Mitglieder seine Anwesenheit
geniessen konnten, die sich alsdann zahlreicher als sonst mit der
sichersten Aussicht auf einen lehr- und genussreichen Abend ver-
sammelten.
In der SENKENBERG@’schen naturforschenden Gesellschaft hielt
er bereits am 8. Januar 1870 den ersten Vortrag: ȟber die
Lebensweise der einheimischen Fledermäusee. Als wirkliches,
arbeitendes Mitglied dieser Gesellschaft wurde er am 22. Januar
aufgenommen. In dem Jahresbericht dieser Gesellschaft 1871/72
ist eine Abhandlung: »Beiträge zur Kenntniss der Arachniden
der Canarischen Inseln« gedruckt, zu der das Material von Dr.
GRENACHER und Dr. NorL auf eine für die Rüppel-Stiftung aus-
geführten Reise auf Teneriffa im September 1871 gesammelt war;
ebenso: »Die Formen und Wandlungen der ecaudaten Batrachier
des Unter-Main und Lahngebietes«, eine besonders wichtige, in
vielen Beziehungen grundlegende und allgemein anerkannte Arbeit.
Darauf folgen im Jahresbericht 1872/73 »Beiträge zur Kenntniss
der Arachniden Nord- Afrikas, insbesondere der in dieser Richtung
unbekannt gebliebenen Gebiete des Atlas und der Küstenländer
von Marocco«. In demselben ist das Material verarbeitet, welches
Dr. Frhr. von Fritsch und Dr. Reıv im Frühjahr 1872 gesammelt
hatten. Er nahm hieran um so grösseren Antheil, als er längere
Zeit hindurch die Absicht gehabt, sich den beiden Reisenden
anzuschliessen und ernstliche Vorbereitungen zu diesem Zwecke
getroffen hatte. Schliesslich gab er diesen Plan auf, da bereits
XIV
andere Arbeiten für ihn in naher Aussicht standen. Darauf folgen
Vorträge:
» Lebensweise und Nestbau der bei uns einheimischen Spinnen«,
. »Neuere Anschauungen über die geologischen Verhältnisse«,
in der wissenschaftlichen Sitzung vom 25. März 1876.
»Beitrag zur Kenntniss der Ufer des Tertiär-Meeres im Mainzer
Becken’ 5. März 1877.
Die beiden letzteren Arbeiten fallen bereits in die Zeit, in der
KocH seinen Wohnsitz von Frankfurt nach Wiesbaden verlegt
hatte, und so mag denn auch hier gleich als eine Folge seines
Aufenthaltes in Frankfurt erwähnt werden, dass er noch später in
Frankfurt, auf Veranlassung der SENKENBERG’schen naturforschenden
Gesellschaft, Vorträge über geologische Gegenstände gehalten hat,
und zwar im Winter 1876/77 ȟber Geologie, mit besonderer
Berücksichtigung der Gegend von Frankfurt«; im Winter 1878/79
»über Geognosie und Palaeontologie der älteren (palaeozoischen)
Gebirgsformationen, mit besonderer Berücksichtigung des Taunuss
und im Winter 1879/80 ȟber neozoische Schichten, besonders
über das Mainzer Becken und die Diluvialgebilde«. Diese Vor-
lesungen wurden sehr stark besucht und fanden in den gebildeten
Kreisen Frankfurts ungetheilten Beifall durch ihre ungemeine Klar-
heit, die Lebendigkeit und Gewandtheit des Vortrages.
Seine Sympathie für die SENKENKBERG’sche Gesellschaft be-
thätigte er durch seine regelmässige Theilnahme an deren Jahres-
festen und dadurch, dass er bereitwilligst die Bearbeitung des
Capitels »Bodenverhältnisse der Stadt Frankfurt« für die Fest-
schrift zum Jubiläum von VARRENTRAPP übernahm, wozu er mehr
wie jeder andere durch seine geologische Kartirung der Section
Frankfurt und der angrenzenden Sectionen im Maassstabe von
1/95000 befähigt war.
Bereits im Jahre 1870 begann die Veröffentlichung der
geologischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen
Staaten, wobei die Messtischblätter im Maassstabe von 1: 25000 als
topographische Grundlagen verwendet wurden. Sobald als diese
Karten für den Regierungsbezirk Wiesbaden vollendet waren und
eine Ausdehnung der geologischen Aufnahmen auf diesen Landes-
XV
theil ermöglichten, wurde Koch als die bei Weitem geeignetste
Persönlichkeit zu der Ausführung dieser wichtigen und grossen
Arbeit in Aussicht genommen. Die Entwickelung der »Geologi-
schen Landesanstalt« verzögerte sich jedoch so, dass KocH erst
unterm 14. Mai 1873 zum Königl. Landesgeologen, mit Beibehal-
tung seines Wohnsitzes in Wiesbaden, ernannt wurde. Er hatte
sich schon im Jahre 1871 mit innerster Befriedigung zur Annahme
dieser Stelle bereit erklärt, in Aussicht auf eine für ihn ganz ge-
eignete und höchst erfolgreiche Thätigkeit. Am 24. October 1874,
1!/g Jahr nachdem er diese Stelle angetreten hatte, schrieb er: »So
habe ich in meinem 47. Lebensjahre den segensreichen Wirkungs-
kreis gefunden, den ich seit meinem 23. Lebensjahre vergeblich
erstrebt hatte. Im aufrichtigsten Dankgefühle für die Männer der
Wissenschaft, welche dazu beigetragen, zähle ich mich unter
die in ihrem Berufe Glücklichen der Erde.<
Schon vorher war ihm vom 1. October 1872 an provisorisch
die Lehrerstelle für Naturwissenschaften an der Königl. Land-
wirthschaftlichen Lehranstalt: (Oekonomie-Schule) zu Hof-Geisberg
übertragen worden. Definitiv wurde er vom Landwirthschaftlichen
Ministerium am 29. November 1873 dazu ernannt und bekleidete
diese Stelle bis zur Aufhebung der Anstalt. Er hatte beide Stellen
um so leichter mit einander verbinben können, als die letztere ihn
nur während des Winter-Cursus in Anspruch nahm.
Wie sehr Koch vorbereitet war, die Kartirung des Taunus
und der neozoischen Bildungen an dessen Abhange und Fusse bis
zum Rhein und Main auszuführen, zeigte sich bereits am 13. und
14. September desselben Jahres in der allgemeinen Versammlung
der Deutschen geologischen Gesellschaft in Wiesbaden, wo er die
bis dahin angefangenen Sectionen der Karte nebst den dazu ge-
hörigen Belegstücken vorlegte. Mehr noch giebt darüber Auskunft
der erste Bericht, den er an den Vorstand der Königl. Landes-
Untersuchung am 30. November 1873 erstattete.
Mit welchem überaus grossem Eifer sich Koch diesen
Arbeiten hingab, wurde in der im folgenden Jahre (1874) am
13. September in Dresden gehaltenen Conferenz der Mitarbeiter der
Preussischen geologischen Landesanstalt klargestellt, als er unter
XVI
Vorlegung einer, den Zusammenhang des Taunus und seiner links-
rheinischen Fortsetzung darstellenden Uebersichtskarte über seine
Aufnahmen der Sectionen Eltville, Wiesbaden, Langenschwalbach,
Platte, ferner Königstein und Hochheim berichtete, welche er im
Herbst, resp. im Winter zu vollenden gedachte. Die 4 ersteren
waren nach dem Berichte über die Thätigkeit der. geologischen
Landesanstalt in den Jahren 1873 und 1874 bis dahin druckfertis
hergestellt, während die beiden letzteren in Angriff genommen
sind. Die letzteren wurden 1875 mit dem rechtsrheinischen Theil
der Section Pressberg vollendet. Diese 6 Kartenblätter mit ihren
Erläuterungen sind erst 1880 als 15. Lieferung der geologischen
Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten in die
Oeffentlichkeit getreten. Sie verdienen aber bereits an dieser Stelle
erwähnt zu werden, da sie die grösste geologische Arbeit umfassen,
welche vollendet bei dem Ende ihres Verfassers vorliegt und die
grösste Anerkennung bei allen Fachgenossen, auch des Auslandes,
gefunden hat. Er hat im Verfolg der Jahre noch eine weitere
Reihe von Sectionen dieser Karte vollendet, aber es war ihm nicht
vergönnt, deren Erscheinen zu erleben und die Erläuterungen der-
selben abzuschliessen.
Zum Beweise seines unermüdlichen Arbeitseifers seı hier nur
angeführt, dass bis Ende 1880 die nächst zu erscheinende Liefe-
rung, die 4 Blätter: Schwanheim, Sachsenhausen, Rödelheim und
Frankfurt a. M. so weit fertiggestellt waren, dass der Farbendruck
beginnen konnte; die Erläuterungen sind zum Theil nur theilweise
bearbeitet. Auch für die demnächst folgende Lieferung, die 6 Blätter:
Kettenbach, Idstein, Feldberg, Homberg v. d. Höhe, Limburg und
Eisenbach enthaltend, ist die Schlussrevision beendet. Die Notizen
für die Erläuterungen sind zwar vorhanden, aber leider nicht be-
arbeitet.
Im Jahre 1878 wurden seine Untersuchungen in ihrer topo-
graphischen Reihenfolge durch den Auftrag der Ministerien unter-
brochen, die Quellenverhältnisse von Ems zu untersuchen. Er hat
darüber einen sehr umfassenden und höchst wichtigen Bericht er-
stattet, der aber bis jetzt noch nicht veröffentlicht ist, was er in
jeder Beziehung verdient. Diese Arbeit gab ihm Veranlassung,
XVII
viele Aufnahmen in den Blättern Ems, Oberlahnstein, Schaumburg,
Dachenhausen, Rettert und Algenroth auszuführen, die aber noch
nicht zum Abschluss gediehen sind. Untersuchungen in dem Blatt
Dillenburg und Herborn führten ihn im Jahre 1881 auf sein erstes
und ihm in den kleinsten Details bekanntes Arbeitsfeld zurück.
Aber leider wurden dieselben durch zunehmendes körperliches
Leiden unterbrochen, welches ihn schon zwei Jahre vorher zeit-
weise an anstrengender Arbeit gehindert hatte. Seine Freunde
können sich der Befürchtung nicht entschlagen, dass er durch das
Uebermaass seines Eifers in der Verfolgung seiner Ziele und der
Förderung des grossen Werkes zu wenig seine sonst rüstige Ge-
sundheit beachtet und dadurch wesentlich sein zu frühzeitiges, tief
beklagenswerthes Ende herbeigeführt hat.
Wenn oben dem Bedauern Ausdruck gegeben worden ist,
dass Koc#’s Bericht über die Quellen von Ems bis jetzt noch den
Kreisen seiner Fachgenossen unbekannt geblieben ist, so hat sein
dortiger Aufenthalt doch wesentlich dazu beigetragen, eine andere,
sehr wichtige Arbeit über eine »brennende Frage« in die Oeffent-
lichkeit und ihrer Lösung näher zu bringen. In dem Jahrbuche
der Königl. Preussischen geologischen Landesanstalt und Berg-
akademie für 1880 ist die Abhandlung »über die Gliederung der
rheinischen Unterdevon-Schichten zwischen Taunus und W ester-
wald« mit einer Tafel von Profilen (S. 191 — 242) abgedruckt.
Ich habe mich in der Sitzung der Niederrheinischen Gesell-
schaft für Natur- und Heilkunde am 20. Juni 1881 über den
hohen Werth dieser Abhandlung ausführlich geäussert und beson-
ders hervorgehoben, dass diese von Koch vorgeschlagene
Gliederung des Unterdevon immer Berücksichtigung
wird finden müssen, wenn die nördlich vom Westerwalde ge-
legenen Theile des Unterdevon bis zu ihrer oberen Grenze gegen
das Mitteldevon einer ähnlichen Untersuchung unterworfen sein
werden. Dasselbe gilt für die westliche Fortsetzung der gleichen
Schichten von dem linken Rheinufer bis zur Grenze von Belgien
und Luxemburg.
In demselben Bande ist eine Mittheilung von Kocth ȟber
die im Herbste 1879 auf der Grube Eleonore bei Fellingshausen
b
XVII
und Bieber (Hinterland-Kreis des Reg.-Bez. Wiesbaden) auf-
geschlossenen Vorkommen von Pflanzenresten, mit 1 Holzschnitt«
enthalten, welche, wiewohl nur einen ganz speciellen Fall be-
treffend, doch zeigt, wie der Verfasser durch Berücksichtigung
aller Verhältnisse es verstand, eine einfache und richtige Deutung
zu finden, wo Irrthum und Missverständniss bei einer oberfläch-
lichen Untersuchung so leicht entstehen konnte.
Um die Vielseitigkeit, die KocHm in den verschiedensten
Richtungen entwickelte, hervortreten zu lassen, mögen hier die
verschiedenen Vereine in chronologischer Reihenfolge aufgeführt
werden, denen er angehörte, mit dem Datum der Aufnahme.
1. Verein für Naturkunde im Herzogthum Nassau. Wies-
baden, 15. Januar 1852.
2. Landwirthschaftlicher Verein im Herzogthum Nassau.
Wiesbaden, 10. October 1855.
3. Vorsitzender des Herzoglich Nassauischen Local-Gewerbe-
Vereins in Dillenburg.
4. Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
Giessen, 9. Februar 1857.
5. Naturhistorischer Verein der Preussischen Rheinlande und
Westfalens. Bonn, 19. Januar 1858.
6. Mittelrheinischer geologischer Verein. Darmstadt, 1. Juni
1858.
7. Deutsche geologische Gesellschaft. Berlin, 7. August
1861; vorgeschlagen von BORNEMANN, ROTH und SENFT, unter
MITSCHERLICHs Vorsitz.
8. Pollichia, naturwissenschaftlicher Verein der Rheinischen
Pfalz. Dürkheim, 5. September 1863. Ehrenmitglied.
9. Offenbacher Verein für Naturkunde. Offenbach, 3. April
1868. Correspondirendes Mitglied.
10. SENKENBERG’sche naturforschende Gesellschaft in Frank-
furt a. M. 22. Januar 1870.
11. Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung in Frank-
furt a M. Präsident 1871/72.
12. Kaiserliche Leopoldino-Carolinische Akademie deutscher
Naturforscher; vorgeschlagen und empfohlen durch den Adjuncten
XIX
des 6. Kreises, Geheimen Hofrath FRESENIUS, Dr. Spiess in Frank-
furt a. M. und Professor TmomAE in Wiesbaden, Section für Mine-
ralogie und Geologie. Halle a. S., 3. November 1874.
13. Verein Nassauischer Alterthumsfreunde. Wiesbaden, 1. De-
cember 1874.
14. Rheinische naturforschende Gesellschaft. Mainz, 1. Ja-
nuar 1879.
In den Jahrbüchern des Vereins für Naturkunde in Nassau
finden sich zahlreiche Arbeiten und Vorträge von Koch, die schon
im 7. Hefte II. 1851 beginnen und bis zu seinem Lebensende
fortgehen. »Beiträge zur Kenntniss der Mollusken des oberen
Lahn- und Dillgebietes von FR. SANDBERGER und ©. Kock.
S. 276—285.« Die 7 Species, welche als in Nassau neu auf-
gefunden bezeichnet werden, sind von Koch in der Gegend von
Dillenburg gesammelt worden. Schon als Schüler hatte er mit
grosser Aufmerksamkeit das Sammeln von Thieren verschiedenster
Classen betrieben und seinen Blick geschärft. Zur Auffindung
neuer Species gehörte aber schon ein bedeutendes Maass von
Kenntnissen.
. Das 12. Heft 1857 enthält in den »Mineralogischen Notizen
von Dr. G. SANDBERGER« S. 396 unter den Nummern 10 bis 29
Mittheilungen von KocH, unter denen sich mehrere sehr inter-
essante Funde: wie Quarz mit seltenen Krystallflächen, Lievrit,
Franklinik, natürliche Mennige, Kupfernickel oe und Kobalt-
nickelkies, auszeichnen.
Das 14. Heft 1859, S. 455, enthält das Protokoll über die
9. Versammlung der Sectionen vom 5. October d. J. in Dillenburg
und den Vortrag, den Koch über das Oberdevon (Kramenzel)
und den Culm in der Gegend von Oberscheld und der Eisernen
Hand gehalten hat; ferner vom folgenden Tage den Vortrag
über Unter- und Mitteldevon, wobei er über den Orthoceras-
Schiefer sehr richtige und den heutigen entsprechende Ansichten
äusserte.
Das 15. Heft 1860, S. 232, bringt das Protokoll der 10. Ver-
sammlung vom 30. und 31. Mai d. J. in Diez, den am letzten Tage
von Koch gehaltenen, ausführlichen Vortrag über die Culmformation
hr
xX
in Nassau, wobei er auch die beiden darin aufgefundenen Cri-
noiden: Lophocrinus speciosus und Poteriocrinus regularis, beide
von H. von MEYER beschrieben, erwähnt.
Im 17. Hefte 1862 enthält das Verzeichniss der in Nassau
vorkommenden Säugethiere und Vögel von A. RÖMER sehr inter-
essante Beiträge von KocH, vorzugsweise bei den Myoxinen und
den Chiropteren; bei den Letzteren fehlt er bei keiner Species als
Gewährsmann.
Die wichtige, ausführliche Abhandlung über die Chiropteren
ist bereits oben erwähnt. In der 11. Versammlung der Sectionen
in Ems am 13. Juni 1862 sprach Koch über die Chiropteren in
der Gegend von Dillenburg unter Mittheilung vieler neuen Beob-
achtungen und Vorzeigung von Exemplaren.
Das 19. und 20. Heft 1864— 1866 enthält das Protokoll der
12. Versammlung zu Weilburg am 2. Juni 1865, in der Kocm die
Blätter der von DECHEn’schen Karte von Rheinland und West-
falen vorlegte und diejenigen Theile näher erläuterte, welche sich
auf Nassau beziehen, ferner hielt er einen Vortrag über den
ÖOrthoceras- oder Wissenbacher Schiefer, über dessen Stellung
immer noch Zweifel obwalteten und der nun auch im Thale des
Rupbaches unfern Balduinstein aufgefunden worden ist, und legte
interessante Versteinerungen aus demselben vor.
In demselben Hefte finden sich noch Beobachtungen von
KocH in den »mineralogischen Notizen und Pseudomorphosen von
GRANDJEAN«e. 5. 89.
In der Versammlung in Dillenburg am 21. April 1870 hielt
Koch, der inzwischen seinen Wohnsitz nach Frankfurt verlegt hatte,
einen ausführlichen Vortrag über Arachniden und Myriapoden.
Im folgenden Jahre finden wir ihn auf der Versammlung am
22. October in Rüdesheim wieder, wo er einen Vortrag über den
Dimorphismus der Batrachier hielt und Präparate des Larven-
zustandes und der entwickelten Thiere vorlegte.
Im 27. und 28. Jahrgange 1873 und 1774 liefert Koch S. 185
bis 210 eine werthvolle Abhandlung: »Beiträge zur Kenntniss der
Nassauischen Arachniden I.«, mit denen er sich seit länger als
8 Jahren eingehend beschäftigt hatte.
XXI
In der Versammlung zu Ems am 29. September 1872 sprach
er über einige von ihm beobachtete Spinnen und besonders über
eine Würespinne, die in südlicheren Gegenden seit länger bekannt,
er jetzt auf dem Westerwalde in Menge gefunden hat.
In der Vorstandssitzung am 25. Februar 1873 wurde die Bil-
dung einer vierten palaeontologischen Section in dem Vereine be-
schlossen und Koch vorläufig als deren Vorsteher bezeichnet. In
der Generalversammlung am 21. Juni d. J. wurde derselbe, in-
zwischen zum Königl. Landesgeologen ernannt, einstimmig für
diese Stelle gewählt. Er hielt in derselben Sitzung einen Vortrag:
»Züge aus dem Leben der Spinnen«.
In der 16. Versammlung am 23. August 1874 in Höchst be-
richtet KocH über die Thätigkeit der palaeontologischen Section,
erläutert die geologischen Verhältnisse des »Grindbrunnen in Frank-
furt a. M.« und spricht über die beiden in Nassau vorkommenden,
im Süden heimischen Schlangen: Zlaphis flavescens (Schlangenbader
Natter) und Tropidonotus tesselatus.
In der 17. Versammlung in Diez, 19. Juni 1875, trägt Koch
den Sectionsbericht vor und macht eine Mittheilung über seine
Untersuchungen des Taunusquarzit, welcher sich zunächst dem
Spiriferensandstein anschliesst.
Der Verein rief eine neue, für Wiesbaden wichtige Einrich-
tung ins Leben: wöchentliche Abendsitzungen zu freier Besprechung
naturwissenschaftlicher Gegenstände, welche am 1. December be-
gannen. KocH nahm wesentlich Antheil daran und er war ganz
der Mann dazu, um Sitzungen dieser Art eine grosse Anziehungs-
kraft zu geben und zu erhalten.
In der 18. Versammlung in Homburg v. d. Höhe am 13. Mai
1877 hielt er einen Vortrag über: »die geognostischen Verhält-
nisse der Umgebung von Homburg«, wobei er sich auch über
die unter dem Namen »Hercyn« zusammengefasste Schichtenfolge
äusserte.
In der 19. Versammlung, die noch in demselben Jahre in
Rüdesheim am 14. October stattfand, sprach Kocn über: »die
geologischen und orographischen Verhältnisse in der Umgebung
von Rüdesheim«.
XXI
In der darauf folgenden Generalversammlung am 22. December
hielt er einen Vortrag ȟber geologische Kartirung in ihren
Princeipien, Zwecken und gegebenen Mitteln«.
Wenige Tage nachher eröffnete er »die Reihe der Winter-
vorträge im Museumssaale in Wiesbaden, 9. Januar 1878, und
sprach über das Leben im Mainzer Tertiär-Meere und dessen con-
tinentaler Umgebung«.
In der 20. Versammlung in Limburg a. d. Lahn, 15. Juni 1878,
berichtet Koch über »tertiäre und diluviale Kiesablagerungen des
Mainzer Beckens und des Lahnthales in der Umgegend dieser
Stadt«, sowie über »Löss«.
In der 21. Versammlung in Biebrich, 8. Juni 1879, machte er
Mittheilungen über »die neuesten Forschungen seines Freundes
Oscar BÖTTCHER im Mainzer Tertiärbecken, Veränderungen der
Flussläufe durch Erosion, Verhältnisse der Schichtenfolge des
Rhein- und Mainthales, welche zwischen der Tertiärzeit und der
Jetztwelt abgelagert wurden«, wobei er des Rheindurchbruches
bei Bingen gedachte und verschiedene Profile zur Bestätigung des
Vorgetragenen vorlegte.
Die Generalversammlung am 21. December 1879 war mit der
Jubiläumsfeier des 50jährigen Bestehens des Nassauischen Vereins
für Naturkunde und mit der der 25jährigen Thätigkeit des Pro-
fessor KIRSCHBAUM als Secretär desselben und Museums-Inspector
verbunden. Bald nachher trat ein Ereigniss ein, welches ebenso
wohl diesen Verein betraf, als auf die Thätigkeit von Koch einen
grossen Einfluss äusserte.
Im Museumssaale hielt Kocn am 2. Februar 1880 ȟber die
Wirkungen von Polareis und Gletscher« einen Vortrag.
Professor KIRSCHBAUM wurde am 29. Februar 1880 von einem
Schlaganfalle betroffen, der am 3. März das Ende seines erfolg-
reichen Wirkens herbeiführte. Der Nekrolog desselben aus Kocm’s
Feder findet sich im Jahrbuche Heft 31, 32, 1878 — 1879, S. 324
bis 334. Wer hätte damals ahnen können, dass er dem Freunde
sobald nachfolgen würde. Hofrath Lem, Ehrenmitglied des Ver-
eins, führte einstweilen die Geschäfte des Secretärs, während
XXIII
Koch durch Ministerial-Verfügung vom 21. September 1880 zum
Museums-Inspector und Secretär des Vereins ernannt wurde. Er
war der vorzüglichste Ersatz, der für diese Stelle gefunden werden
konnte, doch hat er sich nur schwer zur Annahme entschlossen,
da er fürchtete, dass die Geschäftsführung seine Arbeiten als
Landesgeologe benachtheiligen würde.
Koch erstattete als Secretär des Vereins bereits den Jahres-
bericht in der Generalversammlung vom 18. December 1880. Den
folgenden, der in der Versammlung 1881 vorgelesen wurde, hat er
zwar noch geschrieben, aber er war durch die zunehmende Krank-
heit bereits an der persönlichen Theilnahme verhindert. Seine
Freunde waren von den schlimmsten Besorgnissen erfüllt und
sahen dunklen Blickes in die Zukunft.
Es konnte in dieser letzten Versammlung angezeigt werden,
dass im nächsten Jahrbuche wieder zwei wichtige Arbeiten von
Koch erscheinen würden, eine über »das Diluvium des Rhein-
und Maingebietes«e, die andere über »die Unter- und Mittel-
Devonschichten des Lahngebietes«, welche besonders zur Ergän-
zung und Berichtigung früherer Mittheilungen über diese Gebirgs-
formationen dienen sollte. Der güntige Einfluss, den Koch in
der kurzen Zeit des Jahres bereits auf den Verein geübt hatte,
zeigte sich in der Zunahme von 30 Mitgliedern.
Damit ist die Thätigkeit von KocH in verschiedenen Vereinen
noch keineswegs abgeschlossen.
In dem Local-Gewerbe-Verein in Dillenburg hielt Koch
populäre, auf den Kreis seiner Zuhörer wohl berechnete Vorträge
wodurch er sehr anregend wirkte:
»Ueber Vulkane und Erdbeben«, 3. Februar 1862.
»Ursachen und Wirkungen feuerspeiender Berge«, 24. No-
vember 1864.
»Ausgestorbene Thiere und Pflanzen«, 26. Februar 1866.
»Meteorsteine«, 28. Februar 1866.
»Sternschnuppen und Irrlichter«.
»Der Stein der Weisen«, 3. November 1867.
XXIV
In der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde
hielt KocH einen Vortrag »über die Fledermäuse Oberhessens
und der angrenzenden Ländertheile«. 8. Bericht. Giessen 1860.
S. 25 — 952.
Die Versammlungen des naturhistorischen Vereins der Preuss.
Rheinlande und Westfalens hat KocH seit 1852, wo er in Siegen,
10. Juli, einen Vortrag über die »Eisenspilite der Umgegend von
Dillenburg« hielt, der in den Verhandlungen des Vereins Jahrg. 19,
S. 302 — 308 abgedruckt ist, öfter, ganz besonders von 1872 an,
besucht. In diesem Jahre hielt er in Wetzlar, 21. Mai, einen
Vortrag ȟber die im Rheinlande und seinen Umgebungen beobach-
teten 17 Betrachier-Species in ihren verschiedenen Entwickelungs-
Zuständen«, und legte Präparate derselben vor.
So in Bonn, 5. October 1874, wo er einen Vortrag ȟber die
krystallinischen, metamorphischen und devonischen Schichten des
Taunus« hielt.
4. October 1875 zeigte er ein Stück von der. geglätteten
Oberfläche des Felsens Grauerstein bei Naurod vor, welcher einem
mächtigen Quarzgange angehört und für die er eine kaum ge-
nügende Erklärung vorschlug.
2. October 1876 sprach er über »die Versteinerungen im
Taunusquarzit zwischen der Saalburg und dem Weissberge bei
Homberg v. d. Höhes; über die »stammförmigen Gebilde von
Okstadt in der Wetterau«, welche er mit ähnlichen verglich, die
im Quarzitbruche unter der Saalburg, am Kühkopfe bei Friedberg
und auf dem Kammerforst bei Aulbausen vorkommen. Es bleibt
zweifelhaft, ob dieselben organischen oder anorganischen Ur-
sprunges sind. ;
1. October 1877 erläuterte er die Felsglättung am Grauen-
stein bei Naurod in befriedigendster Weise durch die Reibung
der Gerölle beim Ablauf der Gewässer des Lahnbeckens nach
dem Mainzer Tertiärmeere quer durch den Taunus.
In der Generalversammlung des Vereins am 11. Juni 1878
in Barmen machte Koch eine Mittheilung über die in Rheinland-
Westfalen vorkommenden Säugethiere, besonders die Fledermäuse,
XXV
von denen er 18 Species kennt, darunter 2 Ueberläufer aus an-
deren Gebieten und 2 als Wanderthiere.
Am 3. October 1880 in Bonn sprach er über das Vorkommen
der Gattung Homalonotus im Rheinischen Unterdevon. Die im
Jahrgang 37 der Verhandlungen S. 133 — 141 gedruckte Analyse
dieses Vortrages kann als Prodrom der leider unvollendet geblie-
benen Arbeit gelten, deren Fertigstellung er noch in seinen letzten
Lebenstagen seinem Freunde Professor Kayser (Berlin) über-
tragen hat.
Endlich machte er Bemerkungen über die vorgelegten stamm-
förmigen Gebilde aus dem Unterdevon von Hilchenbach bei Siegen,
welche er mit den ähnlichen Bildungen aus dem Taunusquarzit
verglich.
In dem 12. Bericht des Offenbacher Vereins für Naturkunde
für das Jahr 1870/71, Offenbach 1871, S. 52 findet sich eine Ab-
handlung von Koch: »Beiträge zur Kenntniss der Opilioniden des
Mittel-Rheingebietes«. Sie stehen als 1. Familie der Arthrogastra
den Arachneen am nächsten. Er kennt 9 Geschlechter derselben.
Bei den allgemeinen Versammlungen der Deutschen geologi-
schen Gesellschaft ist Kock!) in Wiesbaden als Geschäftsführer
thätig gewesen. Seine wissenschaftliche Thätigkeit in dieser Ver-
sammlung sowie der folgenden in Dresden: 1874, 13. September,
ıst bereits oben erwähnt.
In München, 13. und 14. August 1875, hat er sich ausführlich
über die Versteinerungen von Wissenbach geäussert, die Schiefer-
porphyroide am südlichen Rande des Unterdevon von Siegen
besprochen und ein Stück von der geglätteten Oberfläche des
Quarzfelsen Grauerstein bei Naurod vorgelegt. Die Nähe der Alpen
veranlasste ihn, nach dieser Versammlung noch einmal Tyrol zu
durchwandern.
In Berlin, 11. August 1880, sprach er über die Mineralquellen
an der unteren Lahn, besonders über diejenigen bei Ems.
) Derselbe wohnte der Versammlung in Heidelberg nach dem Verzeichnisse
der anwesenden Mitglieder am 13. und 14. September 1869 bei.
XXVI
In Saarbrücken, 9. August 1881, hielt er einen Vortrag über
die »Lagerungsverhältnisse der Schiefer von Wissenbach«, die ihn
seit so langen Jahren beschäftigt hatten und wobei er körperlich
schon recht leidend sich mit grosser Klarheit über die Eintheilung
der Devonschichten verbreitete. Es war der letzte Vortrag, den
er in einer wissenschaftlichen Versammlung gehalten hat. Allen,
die ihn damals gehört haben, wird er unvergessen sein.
In den Schriften anderer Vereine finden sich folgende Mit-
theilungen von Koch:
Notizblatt des Vereins für Erdkunde und verwandte Wissen-
schaften zu Darmstadt und des mittelrheinischen geologischen
Vereins 1857: Dachschiefer im Culm. Ferner April 1860, No. 41,
S.6 unter der Rubrik »geologische Correspondenz« steht eine
Mittheilung über die in alten Gruben der Gegend von Dillenburg
vorkommenden sogenannten »Vitriol-Eier«, Schalen von Braun-
eisenerz, die mit einer concentrirten Lösung von Eisenvitriol er-
füllt sind. Er giebt eine recht ansprechende Erklärung dieser
Gebilde, welche aus Kugeln von Pyrit entstanden sind.
Dann No. 42 und 43: »Das Vorkommen von Schwefelkiesen
und Pseudomorphosen nach denselben in der Kramenzelformation«.
In dem Zoologischen Garten zu Frankfurt a. M. von Dr.
©. Nor, 1870, firrdet sich eine Notiz »über einen blinden Albino
unter den Fledermäusen« ; ferner vom Jahre 1871: »über Atypus
Sulzeric; vom Jahre 1881: »Beobachtungen an- einer sogenannten
Singmaus«.
In dem Nachrichtsblatt der malakozoologischen Gesellschaft
zu Frankfurt a. M. 1871: ȟber Vitrina Heynemanni, verglichen
mit den verwandten Arten, mit Abbildungen«; darin sind zuerst
die Merkmale hervorgehoben, welche das Thier selbst zur Unter-
scheidung der Art bietet.
» Veränderungen in Conchylien-Faunen«.
Im Jahrbuche dieser Gesellschaft von 1874: »Beschreibung
und Abbildung von Limaw (Agriolimas) Fetschenkoi (Kocu und
HEYNEMANN) und von Aucalia maculata (K. und H.) aus Tur-
kestan«,
XXVI
In dem Jahresbericht des Frankfurter Taunus-Olub von 1873:
»die Reptilien des Taunus- Gebietes«.
In der Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpen-
Vereins von 1875: »zur Fauna des oberen Oectzthales«.
Aus der Aufzählung so vieler Arbeiten, die Koch geliefert
hat, so vieler Versammlungen wissenschaftlicher Vereine, die er
besucht und in denen er anregende und bedeutende Vorträge ge-
halten hat, ergiebt sich, dass er mit ungewöhnlicher Arbeitskraft
ausgestattet, im andauernden Eifer für die Wissenschaft, eine un-
ermüdliche Thätigkeit geübt hat. In einer eigenhändigen Auf-
zeichnung aus dem Jahre 1874 bemerkt er über die wissenschaft-
lichen Reisen, die er während seines Aufenthaltes in Dillenburg
und während der Schulferien in Frankfurt a. M. ausgeführt hat
und über die mir sonst keine besonderen Nachrichten zu Gebote
stehen, dass sich dieselben auf den mittleren und südlichen Theil
von Central-Europa erstreckten, auf denen er vom Strande der
Nordsee und des Mittelmeeres an, durch verschiedene Höhenlagen
und in den Alpen bis zu 4000” über der Meeresfläche die Fauna-
Gebiete einzelner Thierabtheilungen verfolgt und zum Gegenstande
seiner Beobachtungen und Studien gemacht hat.
Möge es mir verstattet sein, einige Worte über meine Be-
ziehungen zu dem so viel jüngeren, nun in den Jahren reifer Ent-
wickelung dahingeschiedenen Freunde hier einzuschalten. Ich habe
ihn 1854 in Dillenburg kennen gelernt, als ich anfing, mich mit
der geologischen Aufnahme der Sectionen Laasphe und Wetzlar
der Karte von Rheinland und Westfalen (Maassstab 1: 80000) zu
beschäftigen. Ich konnte diese Arbeit aber nur 1856 fortsetzen
und musste sie alsdann bis zum Jahre 1861 unterbrechen. In
diesen und den folgenden 3 Jahren habe ich auf vielen Begehungen
in diesem Bereiche und in dem östlichen Theile der Section Coblenz
mich seiner lehrreichen Begleitung zu erfreuen gehabt und viel-
fachen Nutzen aus seiner eingehenden Lokalkenntniss gezogen.
Die Aufnahmen wurden in dieser Zeit zum Abschluss gebracht.
Zum letzten Male in Dillenburg fand ich ihn 1866. Dann folgte
eine längere Unterbrechung unseres persönlichen Verkehrs, indem
XXVIN
ich während seines Frankfurter Aufenthaltes nur einmal im Mai
1872 mit ihm in Wetzlar zusammengetroffen bin. Von dem Jahre
1873 an habe ich ıhn jährlich in seinem Arbeitsfelde aufgesucht,
um mich von den Ergebnissen seiner Untersuchungen im Taunus,
am Rhein und an der Lahn durch eigene Anschauung zu unter-
richten. Im Jahre 1876 begleitete ich und der Landesgeologe
GREBE ihn auf einem Streifzuge an der Mosel, im Hunsrücken
und an der Nahe, um Vergleichungen zwischen dem Taunus und
dessen Fortsetzung auf der linken Seite des Rheines anzustellen,
die ihm bis dahin unbekannt geblieben war. Zum letzten Male
bin ich mit ihm in der Gegend auf der linken Seite der Lahn
zwischen Balduinstein und Limburg aufwärts im Rupbach- und
Emsbachthale im Juli 1879 gewandert, um seine neuesten Unter-
suchungen kennen zu lernen.
Auf diesen vielfachen Wanderungen in der langen Reihe von
Jahren war der nächstliegende Zweck »die Beobachtung der am
Wege vorhandenen Gesteins-Entblössungen«e. Die Vergleichung
und Discussion der Beobachtungen vollzog sich immer in eim-
gehendster und befriedigendster, durch die Lebhaftigkeit seiner
Unterhaltung angenehmsten Weise. Das Interesse wurde immer
von Neuem geweckt. Dabei war doch Gelegenheit genug vor-
handen, seine gründlichen und ausgedehnten botanischen und
zoologischen Kenntnisse kennen zu lernen. Ueberall war er darin
zu Hause und liebte es, seine eigenen Beobachtungen über das
Thierleben und die Standorte der Pflanzen in anziehendster Weise
mitzutheilen.
Die Wanderungen fanden zum grössten Theil in Gegenden
statt, die er genau kannte, in denen-er selbst aber auch sehr be-
kannt war und vielfache Bekannte besass. Ueberall war er will-
kommen und wurde als ein lieber Bekannter begrüsst. Er besass
in ungewöhnlichem Maasse die Gabe, mit den verschiedensten
Personen zu verkehren und sie an sich heranzuziehen. Die
Liebenswürdigkeit seines Wesens äusserte sich ganz besonders bei
solcher Beschäftigung in der freien Natur.
In den Jahren 1880 war ich in Berlin, 1881 in Saarbrücken
auf den Geologen-Versammlungen mit ihm zusammen.. Er ging
XXIX
nach der letzteren mit seiner Gemahlin noch in die Schweiz, in
der Hoffnung auf Besserung seiner stark erschütterten Gesundheit,
aber bei ungünstiger Witterung leider vergeblich. Ich sah ihn
im Anfang October in Wiesbaden leidender und geschwächter als
vorher. Er sprach aber sehr bestimmt die Hoffnung aus, dass
ein längerer Aufenthalt in der Schweiz im nächsten Frühjahr ihn
gänzlich wiederherstellen würde und er im Herbste dieses Jahres
seine Arbeiten werde aufnehmen können. Wenn er auch vielfach
im Laufe des letzten Winters sein Ende voraussah, so belebte ihn
doch in ruhigeren Zwischenräumen immer von Neuem die Hof-
nung auf Genesung.
Seiner Familie, seinen Freunden war diese Hoffnung schon
längst entschwunden, als er am 18. April in der Mittagsstunde
sein thätiges Leben sanft und ruhig endete.
Die Trauer war allgemein, der Verlust eines solchen Mannes
wurde tief empfunden. Die Theilnahme fand ihren Ausdruck in
dem langen Zuge, der die sterblichen Reste zu der letzten Ruhe-
stätte begleitete.
Aus Frankfurt hatte die SENKENBERG’sche. Gesellschaft den
Dr. KINKELIN, die Gesellschaft für naturwissenschaftliche Unter-
haltung den Dr. Brum als Vertreter nach Wiesbaden gesendet,
welche tiefgefühlte Worte am Grabe sprachen und mächtige Kränze
zum Zeichen der Theilnahme ihrer Mitglieder darauf niederlegten.
An demselben Tage schrieben die Directoren der geologischen
Landesanstalt in Berlin, Bryrıcn und HaucHköornE über das
Hinscheiden ihres ausgezeichneten Mitarbeiters und Freundes:
»es ist ein schwerer und kaum zu ersetzender Verlust, den die
Wissenschaft und insbesondere unser Arbeitskreis durch den Tod
unseres Freundes erleidet«.
Diesem Worte werden die Mitglieder aller wissenschaftlichen
Vereine zustimmen, denen er angehörte.
Er war der’ Mittelpunkt seines Familienkreises, ein leuchtendes
Vorbild treuester Pflichterfüllung, anregendster, geistiger Erhebung.
Er war ein treuer Freund, opferwillig, hülfsbereit, begeistert für
die Wissenschaft und für alle höheren Ziele der Menschheit.
XXX
Als echter Naturforscher gewissenhaft und eifrigst das Ein-
zelne beobachtend, beseelte ihn das ernste reine Streben nach
Erkenntniss der Wahrheit, hielt er doch das Allgemeine und das
Ganze fest im Auge. Er drückte es in den Worten aus: nur
wenn die verschiedenen Gebiete des Wissens zusammenarbeiten,
lässt sich das grosse Ganze im wissenschaftlichen Leben erstreben.
Nur mit vereinter Kraft wird das Grosse erzielt und in der Liebe
zur Forschung nach Weisheit und Wahrheit krönt das Werk die
waltende Göttin der Schönheit.
Mit Recht dürfen wir sein eigenes Wort auf ihn anwenden:
Die Kräfte des Körpers ersterben, er wird zu Erde und
Asche; aber der strebende Geist lebt unter den Lebenden fort.
Inhaltsverzeichniss.
Vorwort des Herausgebers .
IBioSrapliegd esi\/eriassers re:
Allgemeine Bemerkungen über das Genus Homalonotus .
Bau und Unterscheidungs- Merkmale der Homalonotus-Arten .
Beschreibung der Homalonotus- Arten:
IHomalonotuskanmatus "Bun Pe
» subarmatus Koch
» acUleatusP Ko Chyr re:
» ORTLATUSIERTOC HS a IE EI u 2 Ra U ne,
» Römeri de Kon.
» menanıısiRKo ch er
» ERAaSSIcaUd am Sand Dr Er
» SCaDROSUSBXOchwrE ES
» ObrLSUSES andre er:
» MmltLEo stanU.SMKO Chr Eee
» laevicaudam®) ven Ss a a N a er
» planus Sandb. . . .
Vergleichende Uebersicht der beschriebenen zwölf Homalonotus-
Arten. (Nebst einer Bestimmungs-Tabelle und einer Uebersicht über
die verticale Verbreitung der verschiedenen Arten.)
Vergleichung der aus fremden Gebieten beschriebenen devonischen
Homalonoten mit den rheinischen Species dieser Gattung
52
an
si.
Allgemeine Bemerkungen über das Genus
Homalonotus.
Wenn man die Trilobiten nach der meist verbreiteten An-
schauung als eine besondere Familie der Crustaceen - Ordnung
der Aspidostraca betrachtet und diese zwischen die Familien der
Poecillopoda und Phyllopoda stellt, so haben sie mit ersteren (den
Molukkenkrebsen oder Pfeilschwänzen) die wesentlichsten Theile
der Kopf- und Rückenbedeckung, sowie die Form und Stellung
der Augen gemein; mit den Phyllopoden oder Blattfüssern aber
den Mangel fester, in Chitinscheiden steckender Extremitäten.
Nach dieser Stellung in dem Systeme kann man nicht anders
annehmen, als dass die Trilobiten zweigeschlechtig waren, dass
die Männchen wahrscheinlich kleiner und schlanker gebaut waren
als die Weibchen, und dass sich die beiden Geschlechter auch
noch durch andere Merkmale unterschieden; wie auch die larven-
artigen und weiter entwickelten Jugendzustände bisweilen in an-
deren Formen auftreten, als die erwachsenen Individuen.
In der That findet man unter den fossilen Resten der Trilo-
biten Formen, welche die eben ausgesprochene Annahme zu
bestätigen scheinen; namentlich kommt solches bei den zu dem
Genus Homalonoius gehörenden Arten zuweilen in recht auf-
fallender Weise vor. Diese Erscheinung erschwert wesentlich das
Studium und die Bestimmung der meistens ohnedem ' ziemlich
schlecht erhaltenen Ueberreste.
Bis jetzt sind von SALTER, GREEN, KÖNIG, F. A. Römer,
MURCHISON, BURMEISTER, ANGELIN, D’ARCHIAGC et DE VERNEUIL,
BARRANDE, SANDBERGER, DE KONINCK, WOODWARD und Anderen
etwa 90 Arten von Homalonotus (einschliesslich der Untergattungen
1
>) Allgemeine Bemerkungen über das Genus Homalonotus. - [74]
Trimerus und Dipleura) beschrieben worden. Von vielen dieser
Arten sind indess bis jetzt nur einzelne Theile bekannt und es ist
bei den vielfach mangelhaften Beschreibungen möglich und wahr-
scheinlich, dass mehrere der aufgestellten Arten werden vereinigt
werden müssen.
Die Homalonoten gehören zu den grössten Formen der Trilo-
biten. Sie sind aus diesem Grunde, wie die meisten «rossen
Versteinerungen, meist unvollständig erhalten und finden sich
gewöhnlich nur in einzelnen abgerissenen und zerstreuten Theilen
der Bedeckung. Aus den vielfachen Verzerrungen und Ver-
schiebungen der erhaltenen Theile geht hervor, dass die Chitin-
decke im Allgemeinen zart und dünn gewesen sein muss; deshalb
findet man bei ihnen auch niemals die stabilen relativen Maass-
verhältnisse wie bei anderen Trilobiten, und Unterscheidungs-
Merkmale, die auf solchen basiren, dürfen nur ausnahmsweise und
mit grosser Vorsicht zur Anwendung gebracht werden.
Aus der oben erwähnten Stellung in dem Systeme geht unter
Anderem hervor, dass die Trilobiten regelmässig ihre Chitindecken
abwarfen, und es mag daher ein grosser Theil der versteinerten
Trilobitenreste in Form derartiger abgeworfener Häute im die
gesteinsbildenden Niederschläge gekommen sein, während nur ein
kleiner Theil von zu Grunde gegangenen Individuen herrührt.
Aus diesem Gründe findet man auch viel mehr Bruchstücke
und Trümmer als vollständige Individuen, ein Umstand, .der ganz
besonders bei den dünnschaligen Homalonotus- Arten auffällt, be-
sonders da, wo dieselben Schichten von geringer Mächtigkeit
erfüllen, in denen sie in grosser Menge zusammengedrängt und
durcheinandergeschoben vorkommen.
Solche mit Homalonotus- Resten ganz erfüllte Schichten sind
allerdings verhältnissmässig selten. Meistens finden sich der-
artige Reste ganz vereinzelt, und in vielen petrefactenreichen
Schichten solcher Formationen, in welchen man Homalonoten er-
warten dürfte, fehlen sie gänzlich. Die Verbreitung der Homalo-
noten ist überhaupt eine ziemlich beschränkte. Sie sind besonders
in der Nähe der Grenze des Silur- und Devonsystems zu Hause.
In tieferen Silursehichten treten zusammen mit /llaenus und
[75] Allgemeine Bemerkungen über das Genus Homalonotus. 3
Asaphus nur einige wenige Formen auf; erst gegen die obere
Grenze des Silursystems hin erscheinen grössere Homalonotus-
Arten, und ihre Hauptentwickelung fällt in die Unterdevon-
Schichten, über welche ihr Vorkommen — wenigstens in Europa —
nicht hinausgeht.
Bestimmt erkannte Typen halten in ihrem Vorkommen mei-
stens einen bestimmten Horizont inne und kommen selten oder
gar nicht in mehreren, von einander getrennten Niveaus zugleich
vor. Daher würden die Homalonoten ganz besonders wichtige
Leitpetrefacten abgeben, wenn sie weniger vereinzelt vorkämen.
Ueber die für diese Arbeit benutzten Materialien habe ich
Folgendes zu bemerken:
In der Sammlung des naturhistorischen Vereins für Rheinland
und Westfalen in Bonn befindet sich ein selten reiches Material
von Homalonoten aus dem Rheinischen Unterdevon, welches zum
grösseren Theile durch Herrn von DECHEN zusammengebracht
worden ist. Er ist es, dem ich sowohl die Anregung zu der vor-
liegenden Arbeit verdanke, als auch die Erlaubniss zur Benutzung
des in Bonn befindlichen Materials. Ausserdem gestattete mir
Professor TROSCHEL die Benutzung der reichen Universitäts-
Sammlung in Poppelsdorf, welche wahre Prachtexamplare von
Homalonotus, die in früherer Zeit von GOLDFUSS und Anderen
gesammelt worden sind, aufbewahrt. Ebenso konnte ich, Dank
der Güte des Herrn Geheimrath BeyricH, die Berliner Univer-
sitäts- Sammlung benutzen, und weiter standen mir die Sammlung
der SENKENBERG’schen Gesellschaft in Frankfurt, sowie die des
Vereins für Naturkunde in Wiesbaden zur Verfügung, welche
letztere die von G&. und F. SANDBERGER beschriebenen Original-
Exemplare besitz. Auch die Privatsammlungen der Herren Jos.
ZERVAS in Cöln, FRIEDRICH MAURER in Bendorf, Bergrath ULRICH
in Diez und Bergrath WENKENBACH in Weilburg enthalten ver-
schiedene ziemlich vollständige Exemplare von Homalonotus-Arten,
welche mir von den Besitzern auf das Freundlichste zur Beschrei-
bung anvertraut wurden. Endlich sandte mir noch mein College,
Herr Landesgeologe GREBE in Trier, einige nicht unwichtige
Stücke von bis jetzt nur unvollkommen gekannten Homalonotus-
1*
4 Allgemeine Bemerkungen über das Genus Homalonotus. [76]
Arten. Durch Vereinigung aller aufgeführten Materialien mit denen
meiner eigenen, in dieser Beziehung sehr umfangreichen Privat-
sammlung wurde mir ein sehr umfassender Einblick in die Formen
der unterdevonischen Homalonotus- Arten der Rheingegend möglich,
so dass ich durch die vorliegende Arbeit unsere bisher noch ziem-
lich dürftige Kenntniss der Gattung Homalonotus nicht unwesent-
lich vervollständigen zu können glaube.
%
82.
Bau und Unterscheidungs-Merkmale der Homalo-
notus-Arten.
Wie schon im $ 1 bemerkt worden, muss die Chitindecke
der Homalonotus-Arten dünner und zarter gewesen sein, als bei
vielen anderen Trilobiten. Schon das dichte Aufsitzen des Stein-
kernes auf dem Abdrucke spricht dafür, mehr aber noch die viel-
fachen Verdrückungen und Verzerrungen, sowie besonders eine
nicht selten vorkommende Fältelung einzelner, sonst glatter Theile.
Die in dieser Richtung gemachten Beobachtungen schliessen aber
nicht aus, dass neben den dünnschaligen Formen auch solche mit
dickerer Chitindecke existirt haben. Denn man findet unter den
silurischen Typen kleinere Formen mit festerer Schale, und auch
in dem rheinischen Unterdevon kommen solche vor. Aber auch
bei denjenigen Formen, deren Erhaltungszustand für eine dünnere
Chitinschale spricht, finden sich. einzelne Theile, welche derber
und fester waren, als die Decke im Allgemeinen, so namentlich
die Stacheln einiger Arten, allgemeiner aber noch die Leisten auf
der Innenseite der Rumpfsegmente, welche diese letzteren wesent-
lich verstärkten und auf den Steinkernen als tiefe Einschnitte
erscheinen. Durch diese Leisten- Eindrücke sieht der Steinkern
immer ganz anders aus, als ein mit der Schale erhaltenes Exem-
plar der gleichen Art oder ein im natürlichen Abdrucke gewon-
nener Abguss. In den meisten Sammlungen, namentlich in den
früher angelegten, findet man fast ausschliesslich Steinkerne, was
damit zusammenhängt, dass die Steinbrecher und Bergleute meistens
nur den Steinkern (inneren Abdruck) in die Hände des Sammlers
gelangen lassen, während der für die Beurtheilung der Seulptur
6 Bau und Unterscheidungs-Merkmale der Homalonotus-Arten. [78]
so wichtige Abdruck bei der Gewinnung des Steinkerns meistens
in Trümmer zerbricht und so verloren geht.
Die erwähnten Leisten der Segmenttheile setzen sich bei den
meisten Arten bis zu den Enden der Rippen fort; dann verhin-
dern sie das Ineinanderschieben der Rippen, und das Individuum
verliert das Vermögen, sich zusammenzukugeln, was bei vielen
Arten schon von vornherein in der ganzen Anlage des Baues be-
gründet ist. Bei einigen Typen schemt sich die Verdickung und
Verlängerung der fraglichen Leisten, welche ich »Spannleisten«
nennen möchte, erst nach und nach mit fortschreitendem Wachs-
thum des Individuums auszubilden. In Folge dessen sind die
Individuen in der Jugend noch kugelungsfähig, im Alter aber
immer gestreckt.
Der Kopf der Homalonoten ist in normalem, nicht verdrück-
ten Zustande ziemlich flach. Die Glabella bleibt beträchtlich vom
Vorderrande entfernt und erhebt sich wenig oder gar nicht über
die Seitentheile des Kopfschildes, von welchen sie durch flache
Gruben getrennt ist. Auch der gerade, abgestutzte oder flach-
bogige Vorderrand der Glabella wird durch eine ganz flache Ein-
senkung vom Vorderrande des Kopfschildes getrennt. Dabei ist
die Begrenzung der Glabella aber stets deutlich, und nach hinten
bildet ihr breiterer Theil einen flachen Wulst vor dem mittleren
Theile der Oceipitalfurche. Die Wangen sind nicht sehr breit
und an den Hinterecken gerundet. Einen grossen Theil derselben
nehmen die Buckel ein, auf deren Mitte die spitzkegelförmigen
Augenträger stehen, die oftmals von einer Einsenkung im Augen-
buckel umgeben werden. Die eigentlichen Augen sind winzig
klein und niemals in grösserer Anzahl vorhanden, und nur sehr
selten bemerkt man einmal eine Andeutung sehr feiner Körner.
In der Regel bleibt der Augenträger in dem Abdrucke stecken
und lässt sich dort selten präpariren, während man auf dem Stein-
kern oder dem Schalenstück nur den Querbruch des Augenträgers
als eine runde oder stumpf-ovale Scheibe sieht. Die Gesichtslinien
vereinigen sich unter dem Vorderrande auf dem nach unten um-
seschlagenen Theile der Schale und bilden zusammen mit dem
scharfen Vorderrande ein dreieckiges oder herzförmiges Schalen-
[79] Bau und Unterscheidungs-Merkmale der Homalonotus - Arten. 7
stück, dessen Form für die Bestimmung schwierig zu unterschei-
dender Arten gewiss von Interesse sein würde, wenn dasselbe
häufiger und besser präparirt werden könnte. Von der Form
dieses Schalenstückes hängt es auch ab, in welchen Abständen
die Gesichtslinien den Rand überschreiten. Von dem letzteren
aus laufen dieselben in kaum gebogener Linie durch die Augen-
träger, hinter welchen sie sich in gleichfalls sehr flachem Bogen
dem Seitenrande zuwenden, um entweder an den Hinterecken selbst
oder vor diesen den Seitenrand zu erreichen. Der Vorderrand
des Kopfschildes (Stirnrand) ist bei einigen Arten flachbogig, bei
anderen parabolisch und bei den meisten rheinischen Species ab-
gestutzt und durch hervortretende Ecken begrenzt. Der Oceipi-
talring scheint bei normaler Gestaltung mässig erhaben. Durch
Verdrückung von oben oder durch seitliche Verschiebung streckt
er sich bisweilen derart, dass er nur schwer zu bemerken ist,
_ während er sich durch Verdrückung in der Richtung der Längs-
axe zu einem schmalen, fast kantigen Ringe zusammenschiebt,
was — wie wiederholt hervorgehoben worden ist — mit der Dünn-
heit und Biegsamkeit der Schale zusammenhängt. Aus diesem
Grunde sind weder die Form des Occipitalringes noch die rela-
tiven Maasse anderer Kopftheile noch auch die Form der Augen-
träger oder die Verhältnisse von Länge und Breite des ganzen
Kopfes bei specifischen Bestimmungen mit Sicherheit zu ver-
werthen. Nur die Form des Stirnrandes und der Glabella bieten
gute Unterscheidungs-Merkmale, wo solche nicht in der Sculptur
gefunden werden.
Der Rumpf von Homalonotus besteht immer aus 13 Segmen-
ten; auch die jugendlichsten Individuen, welche mir bis jetzt vor-
gekommen sind, hatten schon diese Normalzahl. Die Spindel ist
flachbogig gewölbt und in sehr verschiedener Art gegen die Seiten-
theile abgesetzt, aber niemals sind die Dorsalfurchen zu beiden
Seiten der Spindel sehr tief und deutlich, und bei verschiedenen
Arten fehlen sie ganz. Die Seitentheile sind schmäler als die
Spindel, da die Rippen verhältnissmässig kurz sind. Die Enden
der Rippen sind nicht gerundet. Nur bei einigen Arten sind die
4 bis 5 vordersten Reihen am Ende flach abgestumpft oder durch
8 Bau und Unterscheidungs-Merkmale der Homalonotus-Arten. [80]
einen stumpfen Winkel begrenzt. Die Form der Rippenenden
dient bei manchen Arten als sehr gutes und sicheres Unterschei-
dungs-Merkmal; nur muss man dabei ungefähr wissen, ob man es
mit den vorderen, mittleren oder hinteren Rippen zu thun hat.
Die Spannleisten auf der Innenseite der Segmente sind schon
oben besprochen worden. Sie sind nur auf dem Steinkerne sicht-
bar, bezeichnen aber dort nicht die Grenze der einzelnen Segmente
gegen einander, wie man gewöhnlich annimmt, sondern die eigent-
lichen Segmente reichten über den rinnenförmieen Abdruck der
Spannleiste hinweg. Die hinteren Sesmente schieben sich unter
die vorderen und bilden auf dem Steinkerne an ihrer vorderen
Grenze den mehr oder weniger scharfen Absatz, welcher von ver-
schiedenen Autoren als rinnenförmige Theilung der Segmente
bezeichnet wird. Auf der Oberfläche‘ der Schale selbst bemerkt
man eine schwache Linie, die dem Rande der Segmente
parallel läuft. Bis zu dieser Linie ist das Segment unter das
davorliegende einschiebbar, und diese oft furchenartig eingedrückte
Linie entspricht der Spannleiste auf der Innenseite des Segmentes.
Die Wölbung der Segmente bietet ein gutes Unterscheidungs-
Merkmal für die Species; man darf aber nicht Steinkerne mit der
wirklichen Schalen-Oberfläche vergleichen, was leichter geschehen
kann, als man denken sollte. 4
Das Pygidium ist immer wesentlich schmäler als der Ocei-
pitalring. Das Verhältniss zwischen Länge und Breite ist ver-
schieden; ebenso ist auch das Hinterende sehr verschieden gestaltet
und bietet ein sehr sicheres Erkennungs-Merkmal für die Art. Der
umgeschlagene Randtheil ( Duplicatur) ist von dem Obertheil durch
eine Linie abgegrenzt, welche eine leistenartige Verstärkung der
Schale auf deren Innenseite andeutet. Auf dem Steinkerne er-
scheint diese Leiste als Furche und dient sowohl nach ihrer Form
als auch nach ihrer Lage in vielen Fällen sehr gut zur Unter-
scheidung der Arten, besonders da, wo sie nicht auf eine scharfe
Grenzfalte fällt, wie dies bei mehreren Arten vorkommt. Die
Oberseite des Pygidiums ist durch regelmässige Furchen gegliedert;
unter dieser Gliederung ist aber keine Trennung und Wieder-
verwachsung zu verstehen, weshalb dieser allgemein gebräuchliche
[81] Bau und Unterscheidungs-Merkmale der Homalonotus - Arten. 9
Ausdruck nicht zutreffend ist und besser durch Kerbung zu er-
setzen sein würde. Die Kerben oder Furchen auf der Rhachis
(Mitteltheil des Pygidiums) sind zahlreicher als auf den Seiten-
theilen. Die Rippen auf letzteren werden Pseudopleuren genannt.
Dieselben sind bisweilen so schwach, dass sie kaum bemerkbar
sind und verschwinden bei einer Art sogar ganz. Die Tiefe und
Deutlichkeit der die Pseudopleuren trennenden Furchen sowie
ihre Zahl sind wichtige Kennzeichen für die Bestimmung der
Arten.
Die Schalen-Oberfläche aller Thiere ist entweder glatt
oder mit Warzen und Papillen besetzt. Letztere erheben sich
bisweilen derart, dass sie nach Form und Umfang Stacheln ge-
nannt werden müssen. Solche Stacheln oder Dornen sind in der
Mitte hohl und geben vortreffliche specifische Erkennungs-Merk-
male ab, wenn ınan über Exemplare mit erhaltener Schale oder
gute Abdrücke verfügt. Die Hohlstacheln und die grösseren
Warzen oder Papillen sind auch auf dem Steinkern angedeutet,
während feinere Sculpturen daselbst verschwinden. Bei einzelnen
Arten bemerkt man auch feine Stigmen auf der Oberfläche der
Schale, welche wahrscheinlich die Ausgänge von Chitindrüsen an-
deuten. Solche sitzen bei Homalonoten mit rauher Oberfläche
zwischen den Papillen und Stacheln oder auf der Spitze der
feineren Wärzchen und müssen wohl eigentlich für alle Arten
angenommen werden. Sie würden je nach ihrer Anordnung ge-
wiss ein gutes Unterscheidungs- Merkmal abgeben, wenn ihr Aus-
sehen nicht zu sehr von der Art der Petrificirung abhängig wäre.
Nach dem Verlauf der Gesichtslinie am Seitenrande des Kopf-
schildes haben manche Forscher das Genus Homalonotus in zwei
Subgenera eingetheilt, für welche zugleich der Grad der Fur-
chung des Pygidiums charakteristisch ist. Andere Autoren, wie
BURMEISTER, nehmen drei Unterabtheilungen an, indem sie die
Bedornung mancher Arten als Charakter für ein weiteres Subgenus
benutzen. Diese Gruppirung hat eine gewisse Berechtigung, in-
dem der ganze Habitus und wahrscheinlich auch wesentliche
Punkte der Organisation bei den Arten jeder besonderen Gruppe
oder jedes Subgenus verschieden gewesen sind.
10 ° Bau und Unterscheidungs-Merkmale der Homalonotus- Arten. [82]
Im rheinischen Unterdevon kommen Arten aus allen drei
Unterabtheilungen vor. Diese Gruppen sind folgende:
A. Die Gesichtslinie läuft vor den gerundeten Kopfecken aus.
Die Spindel ist breiter als die Seitentheile; das Pygidium
parabolisch, am Ende stumpf oder in eine Spitze ausgezogen.
Rhachis und Seitentheile sind deutlich und tief gefurcht.
a) Oberfläche des Körpers mit Dornen besetzt: Hom.alo-
notws (Murchison).
b) Oberfläche des Körpers glatt oder mit feinen Warzen
bedeckt: Trimerws (Green).
B. Die Gesichtslinie läuft nach der Mitte der gerundeten Kopf-
ecken aus und theilt diese in zwei Hälften. Die Seiten-
theile sind so breit als die Spindel; das Pygidium stumpf
gerundet, entweder glatt oder nur schwach gefurcht: Di-
pleura (Green).
!) Etwas abweichend und zugleich weitergehend als die obige ist die von
Sauter im Jahre 1865 gegebene Eintheilung der Homalonoten in die 5 Gruppen
oder Sectionen Brongniartia Salt., Trimerus Green, Koenigia Salt., Dipleura Green
und Burmeisteria Salt. (vergl. Monogr. brit. Trilobites, pag. 104). Uebrigens gilt
auch von den Sarrer’schen Gruppen, dass sie sich keineswegs scharf gegen ein-
ander abgrenzen; nur die durch ihre Bedornung ausgezeichnete Gruppe der
Burmeisterien (Typus: Homalonotus armatus und Herschei), die sehr verbreitet
aber ganz auf das Devon beschränkt sind, schliesst sich gegen die übrigen Formen
schärfer ab. — Es sei bei dieser Gelegenheit die Bemerkung erlaubt, dass Ho-
malonotus crassicauda Sandb. und Ahrendi A. Röm., welche Sarrer fraglich in
die Gruppe der Dipleuren stellt, bei der spitz endigenden Gestalt und der star-
ken Rippung ihres Schwanzes auf keinen Fall zu dieser Gruppe gerechnet werden
dürfen, sondern wohl, zusammen mit Homalonotus rhenanus, ornatus und den ver-
wandten Arten, in die Abtheilung der Koenigien gehören, welche letztere demnach
nicht auf das Obersilur beschränkt sind, wie Sarrer annimmt, sondern auch ins
Unterdevon hinaufgehen. — Auch Homalonotus obtusus Sandb. wird von Sanrer
ohne Vorbehalt zu Dipleura gerechnet. Der Schwanz dieser Art besitzt zwar die
charakteristische, stumf-gerundete Gestalt, aber die deutliche Begrenzung der Axe
und die ziemlich starke Rippung der Seitentheile des Pygidiums erlauben es
keinenfalls, die fragliche Art als typische Dipleura neben Homalonotus Dekayi zu
stellen; sie kann vielmehr, wie es auch Koch in der am Schlusse dieser Ab-
handlung befindlichen Bestimmungstabelle thut, nur als Art Mittelglied zwischen
Dipleura und Trimerus angesehen werden. (R. K.)
[83] Bau und Unterscheidungs- Merkmale der Homalonotus- Arten. 11
Wenn man über reichliches Material zu verfügen hat und die
verschiedenen Theile der Individuen genauer untersuchen kann,
kommt man zunächst zu der Ueberzeugung, dass die Trennung
von Homalonotus und Trimerus nicht durchführbar ist und beide
als synonym gelten müssen. Anders ist es mit dem Subgenus Di-
pleura, welches für die amerikanische Art Homalonotus Dekayı von
GREEN aufgestellt worden ist. Hier kommt auch noch eine an-
dere wesentliche Eigenthümlichkeit hinzu, nämlich der aufgeworfene
Rand der Rumpfglieder, übrigens eine Eigenthümlichkeit, welche
für die rheinischen hierher zu rechnenden Formen nicht zutrifft.
Ausserdem ist das Pygidium der Dipleuren durchaus nicht immer
ganz glatt, wie man früher geglaubt hat, als noch weniger In-
dividuen zur Vergleichung vorlagen. Von Dipleura Dekayi kennt
man jetzt Pygidien mit ziemlich starker Furchung. Ebenso giebt
es eine bis jetzt noch nicht genauer beschriebene rheinische Art
(laevicauda), bei welcher dasselbe der Fall ist. Es will mir sehr
wahrscheinlich scheinen, dass zwischen den Individuen mit ge-
furchten und denen mit glattem Pygidium ein geschlechtlicher
Unterschied besteht, wie Aehnliches auch für Verschiedenheiten
in der Bedornung bei sich sonst gleichbleibenden Charakteren an-
zunehmen ist. Wollte man demnach die Trennung von Dipleura und
Homalonotus aufrecht erhalten, so müsste noch eine weitere Unter-
abtheilung für die rheinischen Formen eingeschoben werden, was
ich aber nicht für statthaft halte, zumal die Zahl der hierher ge-
hörenden Arten nicht gross genug ist, um eine Abtrennung noth-
wendig oder wünschenswerth erscheinen zu lassen.
83.
Beschreibung der Homalonotus- Arten.
No. 1. Homalonotus armatus BURMEISTER.
Taf. 1, Fig. 1—6.
Homalonotus armatus Burneıster, Organisation der Trilobiten, Berlin 1543, pag. 102,
tab. 4, fig. 1.
Homalonotus Herscheli Zeiver und Wirrges, Verzeichniss der Petrefaeten des Unter-
devons, in Leoxsarpr und Broxx’s Jahrbuch für Minera-
logie ete., 1852.
Homalonotus Herscheli Dieselben, in: Vergleichende Uebersicht der Versteinerungen
in der rheinischen Grauwacke, im Jahrbuch des naturhist.
Vereins für Rheinland und Westfalen, 1854.
Das Kopfschild ziemlich gewölbt, mehr als doppelt so breit
wie lang. Die Glabella ungefähr so breit als lang, bisweilen etwas
länger, in anderen Fällen aber auch etwas kürzer; der Hinterrand
immer etwas länger als der Vorderrand, wodurch die Glabella die
Gestalt eines Paralleltrapezes mit gerundeten Ecken erhält. Auf
der Glabella sitzen regelmässig acht starke Dornen: sechs grössere
Dornen bilden zwei Längsreihen; zwei kleinere stehen zwischen
den zwei hintersten grossen in der Mittellinie dicht neben ein-
ander, und bisweilen treten noch einzelne Nebendornen zwischen
den regelmässig vorhandenen auf. Solche sind kleiner und stehen
gewöhnlich zwischen dem zweiten und dritten Paare der Haupt-
dornen. Die Wangen sind flach gewölbt, mit gerundeten Kopf-
ecken, und tragen je einen Dorn hinter den Augen. Die Augen-
hügel sind so hoch wie ‘die Glabella, flach kegelförmig, die Augen
selbst kreisförmig gruppirt. Die Oceipitalfurche ist ziemlich schart
begrenzt, dabei aber ziemlich breit und in der Mitte nach vorn
ausgebuchtet. Der Occipitalring ist flach gewölbt und trägt drei
Dornen, einen in der Mitte und je einen seitlich der Glabella
i2
[85] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 13
unter den Augen. Der Stirnrand ist parabelförmig gebogen, in
der Mitte verbreitert und schmal wulstig gesäumt. Die hinteren
Kopfecken, welche selten wohl erhalten sind, bilden ziemlich spitz
ausgezogene Bogen. Die Gesichtslinie läuft von dem Stirnrande
aus in S-förnigem Bogen nach dem Augenträger, um diesen
herum den sogenannten Augendeckel bildend; dann in einem
stumpfen Bogen mit der ersten Richtung im ziemlich flachem
Bogen nach der Hinterecke, über welcher sie den Rand erreicht.
Der Rumpf (Thorax) ist verhältnissmässig flach gewölbt und
durch die starke, knieförmige Biegung der Pleuren kantig, nach
hinten etwas verschmälert, und es verhält sich die Länge zur
Breite wie 4 zu 3. Die einzelnen Segmente sind ziemlich breit, am
hinteren Rande durch eine schmale, flache Wulst begrenzt. Die
Spannleisten der Innenseite sind auf der Oberfläche durch eine deut-
liche, ziemlich tiefe Furche angedeutet, wodurch jedes Segment
der Länge nach in zwei Theile getheilt erscheint, von welchen
der vordere flach und nur halb so breit ist als der hintere, mehr
gewölbte und mit Dornen besetzte Theil. Die Dornen auf der
Spindel stehen nicht in regelmässigen Längsreihen, wie die auf
den Rippen über der knieförmigen Biegung. Gewöhnlich fehlt
ein Theil der Dornen, was bei flüchtigem Anblick den Eindruck
einer unregelmässigen Stellung derselben macht. Das Fehlen der
Dornen ist ohne Zweifel theilweise schon bei dem lebenden Thiere
durch Verletzungen im Jugendzustande bedingt worden, denn
ihre Stelle ist vielfach weder aussen noch innen angedeutet.
Andere Dornen mögen durch Abreibung vor der Einbettung oder
durch Verletzung im dem Zustande weiterer Entwickelung ab-
handen gekommen sein, indem dann ihre Stelle mehr oder weniger
markirt ist. Wo die Dornen vollständig vorhanden sind, muss
ihre Zahl 52 betragen: auf jeder Seite der dreizehn Rumpfglieder
steht eine Reihe kleinerer Dornen in regelmässiger Stellung zwi-
schen den Seitendornen des Oceipitalringes und den Dornen des
Pygidiums, wodurch jedes Rippenpaar zwei Dornen trägt. Diese
Rippendornen sind fast niemals vollständig und mögen zuweilen
ganz fehlen. Die Dornen auf der Spindel stehen auf dem ersten
Segmente unter den hinteren Dornen der Glabella, auf dem zweiten
14 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [86]
Segmente mehr entfernt gegen die Seite gerückt, auf dem dritten
wie auf dem ersten, auf dem vierten mehr der Mitte genähert, auf
dem fünften, achten und elften wieder sehr weit auseinander, auf
dem sechsten, neunten und zwölften wieder wie auf dem ersten,
und auf dem siebenten, zehnten und dreizehnten Segmente wieder
sehr nahe zusammen, so dass die beiden letzten Spindeldornen
vor der Wölbung der Rhachis des Pygidiums stehen. Die Pleuren
(Rippen) sind durch eine mitunter kaum sichtbare Einsenkung
von den Gliedern der Spindel getrennt und wenig kürzer als diese,
hinter den Rippendornen aber in scharfem Bogen nach unten ge-
knickt, so dass sie mit ihrer halben Länge die ziemlich geraden
Seiten des Thieres decken. Die Rippenenden sind nicht auffallend
breit, regelmässig gerundet und mit einer Längsfalte versehen.
Das Pygidium ist stark gewölbt, fast ebenso breit als lang,
mit geschweiften Seitenrändern und stark ausgezogener Spitze
(Schwanzdorn). Die durch sehr deutliche Längsfurchen von den
Seitentheilen scharf abgegrenzte Rhachis verschmälert sich zuerst
rasch, dann langsam, schnürt durch stark eingesenkte Querfurchen
elf rundlich gewölbte Glieder ab und verläuft in den etwas auf-
wärts gerichteten, zapfenförmigen, rundlichen Schwanzdorn. Die
Seitentheile des Pygidiums sind vorn so breit als die Rhachis,
hinten etwas breiter. Auf denselben liegen sieben Pseudopleuren,
von denen das erste Paar in der Regel je einen grossen Dorn
trägt, ebenso das fünfte Paar, während die anderen Pseudopleuren
nicht bedornt sind. Im Ganzen sind also vier Pygidialdornen
vorhanden. Abweichungen von dieser Regel kommen weiter unten
zur Erörterung. Der glatte Rand des Pygidiums ist nach der
Ebene der Unterseite ausgestreckt, ‚ziemlich schmal, nach hinten
etwas breiter und mit einem äusserst schmalen, gerundeten Rand-
saum versehen.
Die Sceulptur ist auf allen Körpertheilen so fein gekörnt, dass
man ‚die Schale fast glatt nennen kann. Ausser den ihrer Stel-
lung, nach bereits beschriebenen Dornen oder deren Verkümme-
rungen finden sich keine regelmässigen Erhebungen auf der
Schale. Die Dornen sind meistens abgebrochen und ihre Bruch-
fläche erscheint als ein rauher,. erhabener Fleck; doch liegen
[87] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 15
mir auch erhaltene Dornen und Steinkerne derselben vor. Diese
sind mehr als viermal so hoch wie breit und scharf zugespitzt.
Die Dornen des Oceipitalringes sind in flachem Bogen nach rück-
wärts gerichtet.
Abnormitäten im Bau scheinen hier weniger oft vorzu-
kommen als bei anderen Arten. Auch Verzerrungen kommen
seltener vor, was auf eine derbere Consistenz der Schale schliessen
lässt. Alte, sehr grosse Individuen bilden auf den sonst glatten
Rippen der Rhachis des Pygidiums unregelmässig aufgetriebene
Höcker aus, welche gleichsam als Fortsetzungen der beiden mitt-
leren Dornenreihen des Thorax erscheinen; solche Höcker sind
aber niemals zu eigentlichen Dornen ausgebildet. Wesentlicher
sind Versetzungen in den Dornen des Pygidiums, indem solche
bisweilen anstatt auf der ersten Pseudopleure auf der zweiten
sitzen, ebenso wie anstatt auf der fünften auf der vierten
oder sechsten. Merkwürdig ist es, dass ich unter der grossen
Anzahl von Pygidien, welche in den beiden grossen Sammlungen
in Bonn und Poppelsdorf aufbewahrt werden, kein einziges Exem-
plar mit unregelmässig gestellten Dornen fand, dagegen in der
Berliner Universitäts-Sammlung mehrere, darunter einen Abdruck,
dessen rechte Seite die erste und sechste, die linke Seite aber die
zweite und sechste Pseudopleure bedornt zeigt.
Die Grösse der hierher gehörenden Individuen schwankt we-
niger wie bei anderen Homalonoten. Die grossen Exemplare von
Daun messen: z
41" Kopflänge,
85 » berechnete Rumpflänge und
44 » Länge des Pygidiums bis zur Spitze des Schwanz-
dorns.
Zusammen 170"® Länge bei 92”" Kopfbreite und 50"” Breite
des Pygidiums.
Ein fast mit ganzem Thorax und Pygidium erhaltenes Exem-
plar aus der Sammlung des Vereins für Rheinland und Westfalen
misst ohne Kopf 90"; demnach mit Kopf eirca 118" bei einer
Breite von 50"" am vorderen Thorax.
16 Beschreibung der Homalonotus - Arten. > [88]
Das grösste mir bekannt gewordene Pygidium ist 72"” Jang,
was einer Gesammtlänge von 280” entsprechen würde.
Das Vorkommen von Homalonotus armatus scheint auf
die Unteren Coblenzschichten beschränkt zu sein. Die Original-
Exemplare von BURMEISTER stammen aus dem gelbgrauen, festen
Grauwackensandstein von Daun, in welchem auch die wohl erhal-
tenen Exemplare der Bonner Universitäts- Sammlung in Poppels-
dorf, sowie die der Sammlung des naturhistorischen Vereins ge-
funden wurden.
Bei Winnigen an der Mosel war diese Art am Fusse des
»Jungen Waldes« auf der rechten Moselseite ziemlich häufig, und
auch in der schiefrigen Grauwacke des Röttgens daselbst wurde
sie von Dr. ARNOLDI gefunden. Ebenso wurden Exemplare von
WIRTGEN bei Bertrich gefunden, nach von DECHEN auch bei
Neuerburg und Ehlenz, während die Angaben von Fundstellen im
Condelthale sich vielleicht auf die folgende, der in Rede stehenden
sehr nahe verwandte Art beziehen, wenn nicht daselbst beide
Arten vorkommen.
Auf der rechten Rheinseite ist mir die Art bis jetzt nur von
wenigen Punkten im nördlichsten Theile des ehemaligen Herzog-
thums Nassau bekannt geworden, was darauf hindeutet, dass dort
die Unteren Cablenzschichten stellenweise sattelartig aus den
Chondritenschiefern und den dort vorwaltenden Oberen Coblenz-
schichten hervortreten 1).
Bemerkungen über die Beziehungen von Homalonotus armatus
zu Homalonotus subarmatus sollen nach Beschreibung des letzteren
!) Im Besitze der geologischen Landesanstalt befindliche, aus der ehemals
Dansengerg’schen Sammlung stammende Pygidien von Dillbrecht nördlich Dillen-
burg scheinen nach den damit zusammen vorkommenden Versteinerungen nicht
der Unteren, sondern der Oberen Coblenzstufe anzugehören. Auch aus der den
Orthocerasschiefer unterlagernden Grauwacke von Olkenbach bewalırt die Samm-
lung .der geologischen Landesanstalt em Pygidium von armatus auf. Da die frag-
liche Grauwacke nach ihrer Fauna unzweifelhaft den Oberen Coblenzschichten
angehört, so geht daraus hervor, dass die Burmeisrer’sche Art, wenigstens ver-
einzelt, auch in die Obere Coblenzstufe hinaufgeht. — Auch die Schichten des
Condelthales gehören vielleicht der Oberen Coblenzstufe an. (BE. K.)
[89] Beschreibung der Homalonotus - Arten. 17
folgen. Im Uebrigen ist Homalonotus armatus eine so gute Art,
dass sie mit keiner anderen verwechselt werden kann. Die vor-
trefflich ausgeführte Abbildung von BURMEISTER giebt leider kein
correktes Bild der Art. Sie ist nach Bruckstücken aus der Sack-
schen Sammlung combinirt. Zunächst fehlen dem Schwanzschilde
4 Glieder, wodurch das Pygidium viel zu klein erscheint, sowie
die zwei vorderen Dornen; dann fehlen auch die Dorn - Andeu-
tungen auf den Pleuren selbst, was daher kommen mag, dass der
Autor nach einem einzelnen Segmente gearbeitet hat, welchem der
Dorn fehlte, wie dies vielfach vorkommt. Aus demselben Grunde
sind auch die Mitteldornen in zwei gerade Linien gestellt worden,
während sie in Wirklichkeit im Zickzack verlaufen. Schliesslich
ist der Stirnrand nicht spitz und die Hinterecken des Kopfes mit
dem Ende der Gesichtslinie haben eine andere Gestalt.
Taf. 1, Fig. 1 und la stellen ein wohl erhaltenes Kopfschild
aus der Universitäts-Sammlung in Poppelsdorf dar. Die restau-
rirten, nicht schattirten Seiten- und Stirntheile sind nach Exem-
plaren aus der Sammlung des naturhistorischen Vereins für Rhein-
land und Westfalen, sowie nach einem Exemplar aus meiner
Privatsammlung ergänzt. Bei Fig. la sind die Stacheln nach Stein-
kernen, auf demselben Stücke erhalten, ergänzt.
Taf1, Fig. 5 stellt einen solchen Stachel vom Oeeipitalringe
dar, Fig. 6 ein dabei liegendes Rippenende.
Taf.1, Fig. 3 und 3a stellen ein vollständig erhaltenes Pyei-
dium aus derselben Sammlung in genau demselben Gesteine dar,
wie Fig. 1. Sämmtliche Stücke stammen -von Daun in der Eifel,
also von demselben Fundorte, wie die Originale von BURMEISTER.
Taf. 1, Fig. 2 ist eines der vollständigsten Exemplare,
welches ich bis jetzt gesehen habe Es gehört der Sammlung
des naturhistorischen Vereins, ist durch die Sammlung von
SCHNUR in dieselbe gekommen, aber leider ohne Angabe des
Fundortes. Ich glaube, dass es von Bertrich stammen könnte.
Taf. 1, Fig. 4 stellt ein im Besitz der geologischen Landes-
anstalt befindliches Exemplar aus rothem Grauwackensandstein von
Ehlenz bei Bitburg dar. (Nachträglich zugefügte Abbildung.)
2
4
18 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [90]
No. 2. Homalonotus subarmatus nov. sp.
Taf. 1, Fig. 8, 9.
Von dieser Art habe ich bis jetzt mit Sicherheit nur Pygidien
beobachtet. Es wäre möglich, dass der Kopf dem von Homalo-
notus armatus sehr ähnlich ist und deshalb mit diesem verwechselt
wurde, obwohl darüber die verschiedene Sculptur hätte Auskunft
geben müssen.
Das Pygidium ist ziemlich flach gewölbt, bei nicht ver-
drückten Exemplaren etwas breiter als lang, mit einfach bogigen
Seitenrändern und schwach ausgezogener Spitze. Die durch deut-
liche aber flache Längsfurchen abgegrenzte Rhachis verschmälert
sich auf ihre ganze Länge gleichförmig, schnürt durch deutlich
markirte Querfurchen elf rundlich gewölbte Glieder ab und ver-
läuft in eine zapfenförmige, flachgedrückte, geradeaus stehende
Spitze, aber keinen eigentlichen Schwanzdorn. Die Seitentheile
des Pygidiums sind durchgehends etwa so breit als die Rhachis.
Auf denselben erheben sich sieben Pseudopleuren, von denen das
dritte Paar je einen breiten aber stumpfen Dorn trägt. Die an-
deren Pseudopleuren sind unbedornt, und nur bei alten Exem-
plaren erscheint zuweilen noch eine dornartige Auftreibung oder
ein verkümmerter Dorn auf dem sechsten Paare. Der glatte Rand
des Pygidiums ist nach der Ebene der Unterseite ausgebreitet,
ziemlich breit — besonders nach hinten —, der ganzen Länge nach
mit einem sehr schmalen, gerundeten, etwas aufgerichteten Rand-
saume versehen nnd gegen den gerippten Theil deutlich abgesetzt.
Die Sculptur besteht auf allen "Theilen des Pygidiums aus
deutlichen aber feinen Papillen von kaum 0,2" Durchmesser,
welche der Oberfläche ein deutlich gekörneltes Ansehen geben»
besonders da, wo sie sehr dicht stehen und ihre Zwischenräume
nur wenig breiter sind als der Durchmesser der Papillen selbst.
Auf den Gliedern der Rhachis bemerkt man bisweilen einige un-
deutliche Auftreibungen, welche eine kaum angedeutete Neigung
zur Dornbildung (wie bei der vorigen Art) anzeigt, hier aber auch
bei kleineren Individuen und häufiger vorkommt als dort. Die
[9 1] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 19
zwei Pygidialdornen sind stumpf und stellen bisweilen nur kegel-
förmige Warzen dar.
Die Grösse der Individuen kann nach dem geringen vor-
liegenden Material nicht in gewünschter Ausführlichkeit angegeben
werden. Die Individuen dieser Art scheinen nicht so gross zu
werden als die der vorigen.
Ein wohl erhaltenes Pygidium misst:
36”= Länge und
42 » Breite.
Das Vorkommen von Homalonotus subarmatus scheint sehr
beschränkt zu sein, denn bis jetzt sind mir nur Exemplare von
Winningen und aus dem Condelthale bekannt, welche theils in der
Sammlung des naturhistorischen Vereins für Rheinland und West-
falen liegen, theils durch Herrn Berggeschworenen GRANDJEAN
von mir bezogen wurden. Die Schichten, worin diese Pygidien
liegen, bestehen aus einer blaulichgrauen, schiefrigen Grauwacke,
welche wahrscheinlich demselben Horizonte angehören (den Unteren
Coblenzschichten) wie die Schichten von Winningen, in denen
Homalonotus armatus liegt. Vielleicht liegen indess die Schichten
mit Homalonotus subarmatus etwas höher.
Besondere Bemerkungen über diese Art beschränken sich
lediglich auf Zweifel über die Selbstständigkeit dieser Art, auf
welche hin ich auch den weniger bedeutsamen Namen »sub-
armatus« gewählt habe. Obgleich mir gleich bei dem ersten Be-
gegnen der fraglichen Pygidien neben solchen vom ächten Ho-
malonotus armatus deren verschiedener Habitus auffiel, welcher in
den zwei stumpfen (gegen die dortigen vier spitzen) Pygidial-
Dornen, in dem breiteren Rande und in der körnigen Sculptur liegt,
so konnte ich mich doch kaum entschliessen, bei der allgemeinen
Aehnlichkeit diese Art als selbstständig anzuerkennen, bevor auch
die dazu gehörigen Rumpf- und Kopftheile aufgefunden sein würden.
Mein nächster Gedanke war auf einen Geschlechtsunterschied ge-
richtet, und ich suchte solche bei lebenden, verwandten Orustaceen
in ähnlicher Weise zu constatiren, wenn dies auch bei der iso-
lirten Stellung der Trilobiten nur mit allem Vorbehalte geschehen
kann. Meine Zweifel wurden noch wesentlich erhöht, als ich bei
217
20 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [92]
Homalonotus armatus Unregelmässigkeiten in der Dornenstellung
kennen lernte, wenn auch schon die Form der Dornen trotz
aller Unregelmässigkeit einen Unterschied zu begründen scheint
und ich bis jetzt keinen Homalonotus armatus mit nur zwei
Pygidial-Dornen kenne. Demungeachtet würde ich immer noch
gerne die Pygidien mit zwei stumpfen Dornen für weniger ge-
schützte männliche Individuen, die grösseren, mit geschützterem
Eierträger versehenen aber für Weibchen gehalten haben, wenn
ich irgend einen Anhaltepunkt für diese Annahme hätte gewinnen
können. Schliesslich gaben die deutlichen Sculpturunterschiede
zwischen beiderlei Pysidien deshalb den Ausschlag, weil dieser
Unterschied an einer Reihe untersuchter Individuen beider Arten
constant blieb, ebenso wie der breitere Rand des Pygidiums.
ZEILER und WIRTGEN scheinen diese Art gekannt, aber mit
der vorigen zusammen für Homalonotus Herschelüi Murch. gehalten
zu haben, welcher vom Cedarberge in der Cap-Colonie stammt
und im rheinischen Schiefergebirge gewiss nicht vorkommt, ausser-
dem aber auch in der Bedornung wesentlich von den beiden vor-
stehend beschriebenen Arten verschieden ist!).
Die Abbildung auf Taf. 1, Fig. 9 stellt ein Exemplar meiner
früheren Privatsammlung dar, welches von Herrn Berggeschworenen
) Auch bei Olkenbach kommt in der den Orthoceras-Schiefer unterlagernden
Grauwacke ein Homalonotus aus der Gruppe des armatus vor, von dem die Samm-
lung der geologischen Landesanstalt ein vollständiges Pygidium besitzt. Die Mrag-
liche Form, die entschieden den Oberen Coblenzschichten Kocn’s angehört, besitzt
auf der von hinten gezählt dritten Pseudopleure eine starke, knotenförmige
Verdickung. Sie stimmt darin mit Homalonotus armatus überein; sie weicht aber
sowohl von dieser Art wie auch von subarmatus durch eine selbst in der Nähe
des Hinterendes noch sehr breite Axe oder Rhachis ab. Sie erinnert dadurch an
Sarrer’s Homalonotus elongatus aus dem englischen Unterdevon, dessen Axe in-
dess am Ende nicht ganz so breit ist und bei dem ausserdem erst die von hinten
gezählt vierte Pseudopleure einen Knoten trägt. Das letzte, 11/,® lange Ende
der Axe der Olkenbacher Form ist glatt. Auf dem von hinten gezählt achten
und neunten Axenringe bemerkt man zwei schwache, knotenförmige Anschwel-
lungen. Ein schmaler, glatter Randsaum ist noch zum Theil erhalten. Die Ober-
läche des einzigen vorliegenden Steinkernes ist glatt. Wahrschemlich stellt die
Olkenbacher Form eine besondere Art dar... (BE. RK.)
[93] Beschreibung der Homalonotus- Arten. >]
GRANDJEAN gesammelt wurde. Die von Bonn entliehenen Stücke
sind in der Form wie in der Art und Weise der Petrificirung
dem meinigen sehr ähnlich, zum Theil vollkommen gleich. Länge
des in Rede stehenden Pygidiums ca. 36"", Breite ca. 48mm,
Taf. 1, Fig. 8 stellt ein im Besitz der geologischen Landes-
anstalt befindliches, ebenfalls aus dem Condelthale bei Coblenz
stammendes, jugendliches Pygidium dar. (Nachträglich zugefügte
Abbildung.)
No. 3. Homalonotus aculeatus nov. sp.
Taf. 1, Fig, 7.
Diese jedenfalls ganz neue und selbstständige Art liegt leider
nur in einem ganz unvollkommenen Bruchstücke eines Pygidiums
vor, welches mir mein College Herr GREBE zur Beurtheilung über-
sandt hat. Dasselbe ist in seiner Bedornung so eigenthümlich,
dass es keiner anderen bis jetzt bekannten Art zugezählt werden
kann. Allenfalls könnte in einem anderen, grösseren, aber noch
viel unvollständigeren Bruchstücke ohne Fundortangabe aus der
Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn etwas Aehnliches
vorliegen.
Das Pygidium zeigt nur die zwei letzten Pseudopleuren der
rechten Seite und nur die hinteren neun Rhachisglieder. Nehmen
wir, wie bei den verwandten Arten, auch für die vorliegende elf
Rhachisglieder an, so fehlen hier die zwei vorderen, bei welchen für
jedes Glied zwei Dornen angenommen werden müssen, wie solche
auf den vorhandenen Gliedern stehen; nur auf dem siebenten und
zehnten Gliede sind die Dornen verkümmert, wenn auch ange-
deutet. Was hier besonders hervorgehoben werden muss, sind
zwei — nach den Narben zu urtheilen — sehr starke Dornen auf
dem glatten Endstücke der Rhachis, was bei keinem anderen der
bis jetzt bekannten Homalonoten vorkommt. Mit diesen beiden
Enddornen würde die Rhachis des Pygidiums 24 Dornen haben;
dagegen scheinen die Seitentheile, wenigstens an ihrem hinteren
22 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [94]
Ende, unbedornt gewesen zu sein. Obgleich die Berandung am
vorliegenden Bruchstücke fehlt, so erkennt man doch, dass das
Schwanzende breiter und flacher gewesen sein muss, als bei den
anderen bedornten Arten. Die Rhachis ist durch breite Längs-
furchen von den Seitentheilen getrennt, durch stark markirte Quer-
furchen gegliedert, die einzelnen Glieder hoch hervortretend und
oben gerundet. Die Sculptur besteht aus gedrängt stehenden
Warzen von 0,4”” Durchmesser, welche über die ganze Oberfläche
verbreitet sind. Die Dornen müssen — nach den scharf abgesetzten
Basaltheilen zu urtheilen — sehr schlank und hoch gewesen sein
und sind vollkommen rund.
Die Grösse des Individuums ist nach dem unvollkommenen
Bruchstücke schwer zu ermitteln, doch muss die Art zu den
grossen Homalonoten gezählt werden, namentlich wenn das er-
wähnte Bruchstück aus der Bonner Sammlung auch hierher gehört.
Der erhaltene Theil des beschriebenen Bruchstückes hat eine Länge
von 45”®,. Zusammen mit den fehlenden Theilen mag dieses Py-
gidium mindestens 65" lang gewesen sein, was einer Gesammt-
länge des Thieres von 260”" entsprechen dürfte. Das Bruchstück
der Bonner Sammlung aber mit seinen 9"m breiten Gliedern der
Rhachis des Pygidiums entspricht einem Thiere von fast doppelter
Länge, also einem “der grössten Trilobiten.
Das Vorkommen dieser seltenen Art scheint einer ziemlich
tiefen Stufe des rheinischen Unterdevon anzugehören. GREBE
fand dieses Bruchstück in dem aus blauen Schiefer bestehenden
Schotter am Homberge bei Buhlenberg in der Nähe von Birken-
feld. Es ist anzunehmen, dass das Material aus dem unteren
Hunsrückschiefer stammt; es könnte aber auch einer noch tieferen
Stufe angehören.
Bemerkungen über das Bruchstück aus der Sammlung des
naturhistorischen Vereins beschränken sich auf Zweifel an der
Zusammengehöriskeit mit der oben beschriebenen Art, obwohl
auch bei dem Bonner Stück zwei aufgerichtete Dornen auf jedem
Gliede der Pygidial-Rhachis stehen. Die Anordnung der Dornen
ist hier eine andere, indem auf einem Gliede die Dornen 18",
auf dem nächsten aber nur 6" von einander entfernt sind. So-
[95] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 23
dann ist die Sculptur viel gröber und in der Form verschieden,
indem die Warzen mehr abgebrochenen Hohlstacheln gleichen,
deren Basis gegen 1”" Durchmesser hat. Leider ist der Fundort
dieses Stückes unbekannt. Das Gestein und die Brachiopoden-
Abdrücke des Stückes erinnern an das Vorkommen im Laubach-
thal bei Coblenz.
No. 4. Homalonotus ornatus nov. sp.
Taf. 2; Taf. 3, Fig. 7.
Homalonotus cerassicauda @. u. F. Saspgercer, Versteinerungen des rheinischen
Schichtensystems in Nassau, Wiesbaden 1850 — 1856,
pag. 27, tab. 2, üg.7, z. Th.
Homalonotus ornatus gehört zu den grössten Arten des rhei-
nischen Unterdevon. Die Gestalt ist schlank. Die Chitindecke
muss verhältnissmässig sehr-zart gewesen sein, da die Individuen
fast immer sehr verdrückt sind und man nur selten gut erhaltene,
zusammenhängende Exemplare findet.
Das Kopfschild ist ziemlich flach, an den Hinterecken
herabgebogen, erheblich breiter als lang. Die Länge verhält sich
zur Breite wie 3 zu 4. Verzerrungen nach Länge und Breite
kommen häufig vor und ändern das angegebene Verhältniss. Die
Glabella ist nur wenig länger als breit und am Hinterrande nur
wenig breiter als am Vorderrande, so dass sie ungefähr ein Recht-
eck mit gerundeten Ecken bildet. Die Wangen sind durch grosse
Augenbuckel hoch gewölbt. Ohne diese würden sie flach zu
nennen sein, wie aus den Rändern um die Augenhöcker hervor-
geht. Die Hinterecken sind verhältnissmässig kurz und sehr regel-
mässig stumpf-gerundet. Die Augenhöcker sind mindestens dop-
pelt so hoch als die Glabella oder noch höher, halbkugelförmig,
mit einer ringförmigen Einsenkung um den Augenträger herum.
Dieser erhebt sich als conischer Zapfen ziemlich hoch über den
Rand der Einsenkung. Er ist spitzkegelförmig, etwas zusammen-
gedrückt und bei vollständiger Erhaltung mit der Spitze etwas
24 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [96]
rückwärts gebogen. Die Occipitalfurche ist deutlich abgegrenzt
aber seicht, und zwar besonders nach den Seiten. In der Mitte
ist sie ein wenig ausgebuchtet. Der Occipitalring ist flach ge-
rundet, nur bei verschobenen Exemplaren schärfer zusammenge-
drückt. Der Stirnrand ist gerade abgestutzt, in spitze Ecken aus-
laufend, welche zuweilen aufgerichtet erschemen, was aber durch
eine Verdrückung bedingt sein kann. Die an die Ecken an-
schliessenden Seitenränder bilden einen gleichförmigen, ganz flachen
Bogen, welcher sich erst mit Beginn der runden Kopfecken mehr
krümmt. Die Gesichtslinie beginnt am Stirnrande, dicht an den
Vorderecken, noch auf dem geraden Theile, läuft von da in ziem-
lich gerader Linie über die Augenträger hinweg, bildet hinter den-
selben einen scharfen Bogen und läuft wieder annähernd gerade
nach dem Seitenrande, welchen sie vor der Rundung der Hinter-
ecken schneidet.
Der Rumpf (Thorax) ist stark und gleichmässig gewölbt,
über dem Beginn der Rippen zu einer kaum angedeuteten Längs-
furche eingesenkt, unter dieser durch eine stumpf - knieförmige
Biegung der Rippen kantig aufgetrieben, auf den Seiten aber
wieder ziemlich eben. Der Rumpf ist nach hinten merklich ver-
schmälert, wenn auch weniger, als bei manchen anderen Arten.
Die grösste Breite verhält sich zur geringsten wie 7 zu 6, die
Länge zur Breite wie 9 zu 4. Die einzelnen Segmente sind
mässig gewölbt, einige der vorderen in der Mitte zu einem kleinen
Höcker aufgetrieben. Die Spannleisten gehen sehr tief hinunter
und sind breit und stark, auf der Oberseite aber nur durch. eine
feine Linie angedeutet, welche dem Vorderrande ziemlich nahe
liegt, so dass der schmale Theil des’ Segments kaum ein Viertel
des breiteren Theils beträgt, welcher letztere mit regelmässig ge-
stellten, länglichen Papillen besetzt ist. Die Rippen sind unter ihrem
Ansatze an die Spindelsegmente etwas aufgetrieben und -verflachen
und verbreitern sich von da nach ihrem Ende, wo sie kreisförmig
gerundet sind. Am Hinterrande sind sie mit einer Rinne ver-
sehen, welche auf dem gerundeten Theile verschwindet. Die
Länge der Spindelsegmente verhält sich zur Rippenlänge wie
Zuzuslr
[97] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 95
Das Pygidium ist gleichförmig gewölbt, nach hinten ge-
streckt und hat ungefähr die Form eines nach seinem Längsschnitt
in gleiche Hälften getheilten Conus, dessen Höhe sich zum Durch-
messer der Basis wie 3 zu 2 verhält. Vielfach ist das Pygidium
aber von der Seite oder von oben aus der normalen Gestalt her-
ausgedrückt und verschoben. Die durch mässig deutliche Längs-
furchen von den Seitentheilen abgegrenzte Rhachis verschmälert
sich gleichförmig und schnürt durch tiefe, nach vorn winkelig ab-
gesetzte Querfurchen 13 spitzbogig gewölbte, nach hinten steil ab-
fallende Glieder ab. Nach hinten nimmt sie allmählich an Höhe
ab und läuft mit schwacher Biegung in die flache, zungenförmig
ausgezogene Schwanzspitze aus. Die Seitentheile sind immer
breiter als die Rhachis: das Verhältniss ist nicht ganz wie 3
zu 2, ändert sich aber nach Art und Maass der Verdrückung.
In der Regel sind neun deutliche Pseudopleuren vorhanden, bei
einzelnen Individuen verschwindet aber die letzte oder ist kaum an-
gedeutet, wie auf dem besten mir vorliegenden Exemplare (Taf. 2,
Fig. 3); meistens tritt indess die letzte Pseudopleure sehr deut-
lich hervor, besonders bei alten Individuen. Bei solchen Exem-
plaren erscheinen auf den Rhachisgliedern und Pseudopleuren
sehr charakteristische, länglich - eiförmige Papillen, welche bei
kleineren Individuen sehr matt sind oder ganz fehlen, wie dies
auf Steinkernen fast immer der Fall ist. Der flachbogige Rand
des Pygidiums ist glatt, ziemlich schmal, nur nach hinten etwas
breiter und ohne aufgebogenen Randsaum ziemlich scharf nach
unten umgebogen, indess nicht winkelig-kantig, sondern spitzbogig.
Das gerade ausgestreckte, sehr flache Schwanzende ist spitz-para-
belförmig, und zwar beträgt der glatte Hintertheil ungefähr die
Hälfte des gegliederten Theiles der Rhachis, also ein Drittel der
ganzen Pygidium - Länge.
Die Sculptur besteht aus gestreckten, länglich-eiförmigen, in
gleichen Abständen stehenden Papillen, deren grösserer Durch-
messer der Längsaxe des Individuums parallel steht. Diese Pa-
pillen bilden regelmässige, einfache Zeilen mit den Rumpfsegmenten
und Gliedern des Pygidiums. Auf dem Steinkerne sind dieselben
nur selten angedeutet. Am besten sieht man sie auf der Schale;
26 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [98]
sonst muss man sie auf dem Abdrucke suchen. Auf den Pygidien
kleinerer Exemplare sind die Papillen selten deutlich. Am Kopfe
scheinen sie nur auf dem Occipitalringe vorzukommen. Ich kann
dies aber nicht bestimmt behaupten, weil mir vom Kopfschilde
nur Steinkerne vorlagen. Glabella, Wangen und Augenhöcker
sind mit einer feinen Körnelung bedeckt, die aber auch auf den
anderen Körpertheilen zwischen den Papillen vorzukommen scheint;
wenigstens sind diese Theile immer ziemlich rauh.
Abnormitäten kommen bei dieser Art scheinbar häufig vor,
da fast jedes Exemplar etwas anders aussieht als das andere.
Indess hängen diese Abweichungen wohl nur vom verschiedenen
Erhaltungszustande ab. Auch das Verschwinden der neunten
Pseudopleure und das öftere Fehlen der Papillen möchte in den
meisten Fällen der ungenügenden Erhaltung zuzuschreiben sein,
wiewohl es auch denkbar ist, dass solche Sculpturen schon bei
Lebzeiten des Thieres verloren gingen, ähnlich wie bei Homalonotus
armatus die Stacheln.
Die Grösse der Individuen schwankt in recht auffallender
Weise. Das vollkommenste Exemplar, welches mir vorlag, mag
gerade die Mittelform repräsentiren. Diesem Stücke fehlen zwei
Rumpfsegmente, ohne welche der Rumpf 83" misst, mit den-
selben also 90". Das daran hängende Pygidium ist 60”" lang, wäh-
rend der dazu gehörende Kopf 40”” lang sein müsste, was einer
Gesammtlänge von 190%" bis 200”® entspricht. In der Samm-
lung des Herrn F. MAURER befindet sich ein Pygidium von 120”
Länge, wenn man die fehlende Spitze dazu denkt (Taf. 5, Fig. 7).
Dasselbe ist in die Breite verzogen und 110” breit. Es deutet
auf ein Individuum von 380" bis 400" Länge. Dagegen liest
in der Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn ein sehr
zierliches, vollständiges Pygidium von nur 7”" Länge, an welchem
auch die neunte Pseudopleure deutlich hervortritt. Dieses Exem-
plar würde einem Individuum von 22” entsprechen, also 18 mal
kleiner sein als das vorhergenannte.
Das Vorkommen von Homalonotus ornatus beschränkt sich
in den unzweifelhaften, bis jetzt gefundenen Stücken auf die
[9 9] Beschreibung der Homalonotus - Arten. 27
Pterineen-Schiefer von Singhofen, die diesen ähnlichen Feldspath-
Grauwacken und andere wahrscheinlich gleichwerthige Schichten
des rheinischen Unterdevon. Häufig ist dieses Petrefact nirgends,
auch nicht bei Singhofen, von welcher Fundstelle bis jetzt die
meisten Exemplare vorliegen. Herr F. MAURER fand mehrere sehr
gut erhaltene Stücke in den petrefactenreichen Schichten einer
Feldspath-Grauwacke bei Bodenrod westlich von Butzbach. Aus
dem Hunsrückschiefer von Caub besitze ich ein Pygidium mit deut-
lichen Papillen und aus einem ähnlichen Schiefer von Holzappel
ein anderes ohne sichtbare Papillen. Beiden fehlt die Schwanz-
spitze, weshalb sie nur mit Vorbehalt hierher gerechnet werden
können. Dasselbe gilt von einem Endstück eines grösseren
Pygidiums mit der charakteristischen, zungenförmig ausgezogenen
Schwanzspitze, welches der Sammlung des naturhistorischen
Vereins angehört und vom Siegberge stammt. In der Berliner
Universitätssammlung liegen drei Exemplare von der Michel-
bacher Hütte im Aarthale, also ebenfalls aus dem Hunsrück-
schiefer. Mit grösserer Sicherheit gehört hierher ein von G. und
F. SANDBERGER benutztes Pygidium des Wiesbadener Museums.
Dasselbe trägt die Etiquette »Haintchen bei Usingen«. Dieser
Fundort erscheint mir aber deshalb zweifelhaft, weil auf dieselbe
Etiquette ein zweites von Haintchen stammendes Pygidium von
Homalonotus obtusus geklebt ist und auf der Unterseite eine frühere
Bleistiftnotiz als Fundort »Hainchen« angiebt, welcher Ort an der
nassauisch-westfälischen Grenze, nicht weit von Strassebersbach
liegt. Das eine Stück (Homalonotus obtusus) wird daher wohl
von Haintchen im Amte Usingen, das andere (Homalonotus ornatus)
von Hainchen stammen.
Linksrheimische Fundorte dieser Art sind mir bis jetzt nicht
bekannt geworden.
Die Abbildungen sind nach Exemplaren aus den Privatsamm-
lungen der Herren Jos. ZERVAS in Cöln und FRIEDRICH MAURER
in Bendorf angefertigt.
Taf. 2, Fig. 3 stellt den Steinkern desselben Exemplares dar,
von welchem Fig. 3a den Gypsabguss des zugehörigen Abdruckes
38 Beschreibung der Homalonotus - Arten. [100]
darstellt. Der Kopf auf Taf. 2, Fig. 2 war dem in Rede
stehenden Steinkerne künstlich angesetzt, gehört aber nicht dazu
und ist vom Stirnrand nach dem Oecipitalring stark zusammen-
geschoben. Taf. 2, Fig. 1 ist ein in anderer Richtung verzerrtes
Kopfschild, an welchem der rechte Augenträger besonders gut er-
halten ist. Die Originale zu den genannten Abbildungen gehören
sämmtlich der ZEervAs’schen Sammlung an und stammen aus dem
Pterineenschiefer von Singhofen.
Das grosse, etwas in die Breite ausgezogene Pygidium, wel-
ches auf Taf. 3, Fig. 7 abgebildet ist, stammt aus der tief- unter-
devonischen Grauwacke von Bodenrod unweit Butzbach und befindet
sich im Besitze des Herrn FRIEDRICH MAURER in Bendorf.
No. 5. Homalonotus Roemeri DE KoNInck.
Taf. 5, Fig. 6—13.
Homalonotus Roemeri L. G. ps Konınex, Notice sur quelques fossiles recueillis
dans le systeme Gedinnien etc. (Annales de la soc. geol. de
Belgique tome III, pag. 31, pl. 1, fig. 15) 18976.
Homalonotus erassicauda F. Römer, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch, Bd. 17,
pag. 592, tab. 17, fig. 12; Geologie von Oberschlesien
tab. 1, fig. 4.
Homalonotus angulatus C. Kocu (M. S.).
Homalonotus Roemeri Idem, Verh. d. naturhistor. Verems d. preuss. Rheinl. und
Westf. 1850, Corr.-Bl. pag. 154, 138.
Von dieser neuen und eigenthümlichen Art liegen nur Bruch-
stücke vor, welche zusammen gefunden wurden und deshalb als
zusammengehörig betrachtet werden 'müssen.
Vom Kopfschilde liest ein mangelhaftes Mitteltheil nebst
einem rechten und einem linken Seitentheile von verschiedenen
Individuen vor. Die schlecht erhaltene Glabella ist. sehr flach,
die Augenhöcker halbkugelförmig aufgetrieben und weit nach den
Seiten gerückt. Der Stirnrand ist geradlinig abgestutzt und zu
beiden Seiten durch schwach gerundete Ecken begrenzt, welche
1 0) 1] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 39
nicht über den vorderen Seitenrand hervortreten. Die Seitenränder
sind etwas concav-bogig, wodurch das Kopfschild annähernd die
Form eines Paralleltrapezes erhält. Die Occipitalfurche ist sehr
markirt aber nicht sehr tief, der Oceipitalring schmal und flach.
Die Gesichtsnaht überschreitet den Stirnrand 3”® von den Vorder-
ecken nach der Mitte zu, verläuft fast geradlinig nach dem Augen-
träger und von da flachbogig nach den gerundeten Hinterecken
des Kopfes, über welchen sie den Seitenrand erreicht.
Der Rumpf besteht aus dicken, mässig hoch gewölbten Seg-
menten. Dieselben sind regelmässig gebogen und mit einer deut-
lichen Depression vor Beginn der Pleuren versehen, in Folge dessen
die Axe durch deutliche Längsfurchen von den Rippentheilen ge-
trennt gewesen sein muss. Die Rippen sind zunächst der Axe
aufgetrieben und knieförmig gebogen, unterhalb dieser Biegung
ziemlich flach. Sie sind wesentlich länger als die halbe Breite
der Rumpfaxe. Die Rippenenden sind auffallend verbreitert und
durch zwei gerade, sich unter einem stumpfen Winkel treffende
Linien abgestutzt — eine Gestaltung, die bis jetzt bei keinem
anderen rheinischen Homalonoten bekannt geworden ist.
Das Pygidium besitzt, soweit es sich nach den mir vorliegen-
den, durch Verzerrung mehr oder weniger verunstalteten Stücken
beurtheilen lässt, eine dreieckige Gestalt und ist etwas länger
als breit. Nach hinten läuft es in eine breite Spitze aus. Die
Rhachis ist fast ebenso breit als die Seitentheile und setzt sich
aus 10—12(?) Gliedern zusammen, welche durch mässig tiefe
Furchen getrennt sind. Die letzten dieser Glieder werden un-
deutlich. : Die Seitentheile sind von der Rhachis durch nicht sehr
starke Furchen getrennt und tragen 7 oder mehr breite, flach
gerundete Pseudopleuren oder Rippen, welche unter spitzem
Winkel mit den Segmenten der Rhachis zusammenstossen. Die
zwischen den Rippen liegenden Furchen sind wenig markirt und
endisen bereits in grösserer Entfernung vom Rande, so dass dieser,
wie auch die Schwanzspitze, glatt ist. Nach hinten werden die
Rippen allmählich immer undeutlicher.
30 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [102]
Von einer besonderen Sculptur habe ich an meinen nur im
Steinkern erhaltenen Bruchstücken nichts beobachten können )).
Die Grösse der von mir untersuchten Reste ist etwa diejenige
mittelgrosser Exemplare von Homalonotus ornatus; darnach müssen
vollständige Individuen 150 — 200” gemessen haben.
Mit Homalonotus ornatus scheint die beschriebene Art in mehr-
facher Beziehung eine gewisse Aehnlichkeit zu haben; doch sind
ihre breiten, winkeligen Rippenenden charakteristisch genug, um
ihre Selbstständigkeit zu begründen. Auch die vier letzten Rippen
des silurischen Homalonotus delphinocephalus Green haben eine ähn-
lich breite, am Ende abgestutzte Gestalt; doch sind die Rippen der
amerikanischen Art geradlinig und nicht winkelig abgestutzt, wie
bei ornatus. Ueberdies ist der Stirnrand beider Arten ganz ver-
schieden gestaltet.
Auch mit crassicauda besitzt unsere Art eine unzweifelhafte
Verwandtschaft. Ihre Unterschiede von demselben liegen beson-
ders im Pygidium. Die Rhachis von crassicauda ist erheblich
breiter, die Rippen der Seitentheile stossen mit den Segmenten der
Rhachis unter weniger spitzem Winkel zusammen und das Schwanz-
ende ist weniger spitz als bei Roemer:t.
Anfänglich konnte ich mich schwer entschliessen, die hier
vorliegenden mangelhaften Reste als einer besonderen Art ange-
hörig anzusehen; nachdem ich mich aber an einer Reihe gut
erhaltener Exemplare der anderen rheinischen Arten überzeust
hatte, dass die der beschriebenen Art eigenthümliche Gestalt der
Rippenenden bei keiner anderen Species vorkommt, blieb mir nur
übrig, für die fraglichen Reste eine besondere Art anzunehmen.
Ich hatte für die unsere Art ursprünglich den Namen Homalo-
notus angulatus gewählt. Später indess überzeugte ich mich, dass
dieselbe mit dem von DE KonInck aus den tiefsten Schichten des
französisch-belgischen Devon beschriebenen Homalonotus Roemeri
identisch ist. DE KoNInck rechnet zu dieser Art mit Recht auch
1) pe Konmex giebt (1. ce. pag. 33) eime die ganze Oberfläche der Schale be-
deckende, nur mit Hülfe der Lupe beobachtbare, feine Granulation an. (E. K.)
[103] Beschreibung der Homalonotus - Arten. 31
eine von FERD. RÖMER aus dem weissen Quarzit des Dürrberges
im Altvatergebirge als Homalonotus erassicauda Sandb. beschriebene
Form. Wie Herr E. KAYsEr wahrscheimlich gemacht hat (Jahrb.
der Königl. preuss. geolog. Landesanstalt für 1880, pag. 260), darf
der Quarzit des Dürrberges mit dem des rheinischen Taunus-
quarzits als gleichaltrig angesehen werden. Darnach würde Ho-
malonotus Roemeri in den Ardennen wie in den Sudeten ein sehr
tiefes Niveau im Unterdevon einnehmen.
Was die rheinischen Reste dieser Art betrifft, so gehören
hierher einmal die von mir ursprünglich als angulatus bezeichneten
Reste aus dem Siegen’schen, die aller Wahrscheinlichkeit nach auch
einem tieferen Horizonte des Unterdevon (keinesfalls jünger als
die Unteren Coblenzschichten) entstammen. Die Sammlung des
naturhistorischen Vereins zu Bonn besitzt solche Reste vom Sieg-
berge bei Siegen und vom Ziegenberge bei Oberseelbach.
Ausserdem aber sind nach meiner jetzigen Ueberzeugung
hierher auch die Reste einer im linksrheinischen Taunusquarzit
nicht gerade selten vorkommenden Art zu rechnen. Ich kenne
solche Reste aus dem Quarzit von Rüdesheim. Auch Herr
DE KONINncK, der mein Material in Wiesbaden sah, theilte meine
Ansicht, dass sowohl die Form aus der älteren Siegen’schen Grau-
wacke, als auch die aus dem Taunusquarzit mit seinem Roemeri
aus dem Gedinnien zu vereinigen sei. Homalonotus Roemeri würde
demgemäss durch die ganze untere Hälfte des Unterdevon ver-
breitet sein. ;
Die Abbildungen Taf. 5, Fig. 6—9, beschränken sich auf
ein paar charakteristische Rippenenden, eine (von hinten gesehene)
Schwanzspitze und ein leider unvollständiges und verdrücktes
Pygidium. Die Originale liegen in der Sammlung des natur-
historischen Vereins und stammen aus der älteren Siegener Grau-
wacke.
Der Vergleiches wegen sind dann noch auf derselben Tafel,
Fig. 10—12 zwei Köpfe und ein Schwanz des belgischen, und
Fig. 13 ein solcher des schlesischen Vorkommmens dieser Art nach
den Abbildungen DE Koninck’s und Rönmkr’s dargestellt.
32 Beschreibung der Homalonotus- Arten. R 04]
No. 6. Homalonotus rhenanus n. sp.
1968, Ai 1 —%
Homalonotus erassicauda G. u. F. Sanpserser, Versteinerungen des rheinischen
Schichtensystems ete., pag. 27, z. Th.
Homalonotus Knightii Burmeister, Organisation der Trilobiten, Berlin 1843,
pag. 101.
Homalonotus obtusus Zeiwer und Wırrcen, Jahrbuch des naturhistorischen Vereins
für Rheinland und Westfalen, 1854, pag. 475, z. Th.
Diese den tieferen Schichten der rheinischen Grauwacke an-
gehörende Art wurde bisher meistens mit Homalonotus crassi-
cauda Sandb. und dieser wieder mit Homalonotus Knightii König
verwechselt. Homalonotus rhenanus ist ziemlich gedrungen gebaut,
schlanker als Homalonotus cerassicauda, aber nicht so schlank als
Homalonotus ornatus. Die Chitindecke scheint ziemlich dick und
fest gewesen zu sein, da die erhaltenen Reste weniger verdrückt
zu sein pflegen als die mancher anderer Arten. Die Länge des
Körpers betägt mehr als das Doppelte der Breite, aber nicht das
Dreifache, wie bei Homalonotus ormatus.
Das Kopfschiid ist ziemlich stark gewölbt. Seine Länge
verhält sich zur Breite wie 2 zu 3. Es gleicht einem Parallel-
trapeze mit etwas concaven Seiten. Die Glabella ist. gewöhnlich
ebenso lang als breit, vielfach etwas länger, und stellt ein Quadrat
oder kurzes Rechteck mit gerundeten Ecken dar. Die Wangen
sind mässig gewölbt; die Hinterecken kurz und regelmässig rund.
Die Augenhöcker sind wenig höher als die Glabella, welche letz-
tere in der Mitte ganz flach oder unmerklich eingesenkt ist. Die
kurzen, kegelförmigen Augenträger erheben sich auf den. flach-
kugeligen Augenhöcker zitzenförmig, ohne Einsenkung um die-
selben. Die Ocecipitalfurche ist mässig tief, schmal und sehr deut-
lich abgesetzt, in der Mitte etwas ausgebuchtet. Der Oceipitalring
dagegen ist breit, regelmässig gerundet und nicht höher als der
Hinterrand der Glabella. Der Stirnrand ist gerade abgestutzt, in
spitze Ecken auslaufend, welche flach und gerade nach vorn ge-
richtet sind. Die an die Ecken anschliessenden Seitenränder sind
vorn ganz flach concav, hinten ebenso flach concav, und erst mit
[sor] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 33
der Rundung der Hinterecken beginnt eine stärkere Biegung.
Die Gesichtslinie beginnt in der Nähe der Stirnecken, läuft von
da in schwachem Doppelbogen nach dem Augenträger und hinter
diesem in ziemlich gleichförmiger Biegung nach dem Seitenrande,
welchen sie vor der Rundung der Hinterecken schneidet.
Der Rumpf ist mässig und gleichförmig gewölbt und von
kurz spindelförmiger Gestalt. Die Spindel ist mässig gewölbt und
von den Rippentheilen durch ziemlich flache Längsfurchen getrennt.
Die letzteren biegen sich allmählich nach unten um. Die einzelnen
Segmente sind verhältnissmässig flach, die Spannleisten auf deren
Unterseite stark und tief, auf der Oberseite nur durch eine feine
Linie angedeutet. Die Rippen sind flach und endigen, wenig ver-
breitert, mit eiförmiger Rundung.
Das Pygidium hat einen dreieckigen Umriss, ist derb ge-
baut und etwas länger als breit oder so lang als breit. Die durch
markirte Dängsfurchen von den Seitentheilen abgegrenzte Rhachis
verschmälert sich nach hinten sehr gleichförmig, so dass die Längs-
furchen fast ganz geradlinig sind. Durch stark eingesenkte, kerben-
förmige Querfurchen sind auf der Rhachis zwölf deutliche Glieder
abgeschnürt, hinter welchen zuweilen noch ein weiteres, aber un-
deutliches Glied angedeutet ist. Die Glieder sind spitzbogig auf-
getrieben, hoch und scharfkantig und nach hinten steil abfallend.
Wenn man das Petrefact von der Seite betrachtet, fallen die höch-
sten Erhebungen jener Glieder in eine gerade Linie, die über den
gerippten Theil der Rhachis noch etwas hinausreicht und dann in
scharfem, regelmässigen Bogen nach der gerade ausgestreckten,
mässig dicken Schwanzspitze abfällt. Das glatte Schwanzende ist
nicht ganz halb so lang als der gegliederte Theil der Rhachis,
beträgt also nicht ganz ein Drittel der Gesammtlänge des Pygi-
diums. Die Schwanzspitze ist ziemlich spitz, aber nicht winkelig,
sondern gerundet. Die Seitentheile des Pygidiums sind ebenso
breit als die Rhachis und tragen acht Pseudopleuren, welche
ebenso hochbogig und markirt sind wie die Glieder der Rhachis.
Die vorderen Pseudopleuren verlaufen geradlinig und sind nur
bei älteren Exemplaren am Ende etwas nach vorn gebogen; die
hinteren Pseudopleuren aber sind stärker, und zwar immer nach
6)
2]
34 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [106]
vorn gebogen. Der ziemlich derbe Rand des Pygidiums ist glatt,
winkelig eingeschlagen, auf der Kante gerundet und auf der
Unterseite nahe der Kante mit einer Leiste versehen, welche auf
dem Steinkern als Rinne erscheint.
Die Sculptur ist meistens durch Versteinerungsmaterial alterirt
und selten deutlich sichtbar. Auf einem sonst ziemlich mangel-
haften Pygidium aus dem Stolln der »Alten Mahlscheidt« bei Her-
dorf im Siegen’schen nimmt man eine feine Körnelung zwischen
dicht stehenden Grübchen von 0,1 bis 0,15"® Durchmesser wahr,
auf deren Grunde die Stigmen der Chitindrüsen zu münden
scheinen. Sonst erscheinen die Steinkerne und Abdrücke fast
immer ziemlich glatt oder ganz fein gekörnelt. 2
Formenverschiedenheiten kommen bei dieser Art nicht selten
vor. Bisweilen sind sie auf Verdrückungen zurückzuführen, bis-
weilen aber scheinen die Unterschiede von solchen unabhängig
zu sein. Solche Verschiedenheiten zeigen sich in einer spitzeren
oder mehr gerundeten Endigung des Schwanzes, womit bisweilen
eine stumpfere Rundung der Glieder verbunden ist, oder in einem
schlankeren oder gedrungeneren Bau. Diese Unterschiede sind
aber selten so bedeutend, dass dadurch die Grenze gegen ver-
wandte Arten verwischt würde und man sich nur durch die
Sculpturverhältnisse zurechtfinden könnte. Vielfach bedingt auch
das Versteinerungsmaterial den veränderten Habitus des Petre-
factes. Im anderen Fällen sind die Gestaltverschiedenheiten auf
Alters- und Grössen- Unterschiede zurückzuführen. Jugendliche
Exemplare sind in der Regel am Schwanzende spitzer, am Kopf-
schilde gerundeter und ihrer ganzen Gestalt nach gestreckter.
Es wäre übrigens auch sehr möglich, dass diese Unterschiede
auf Geschlechtsunterschieden basiren, zumal wenn sie schon bei
jungen Exemplaren hervortreten, bei denen Gliederung und son-
stige charakteristische Merkmale im Allgemeinen wenig ausgebildet
und bei denen daher die verschiedenen Arten nur sehr schwierig
zu unterscheiden sind. Kleine, zierliche, in allen Theilen scharf
ausgeprägte Exemplare sind immer seltener als dicke, grosse,
obgleich man annchmen sollte, dass sie sich besser erhalten und
daher zahlreicher vorkommen müssten als die &rossen. Dieser
Umstand spricht ganz besonders für die oben ausgesprochene
5
Ö
[107] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 3
Vermuthung, dass wir es bei den kleineren Formen mit männ-
lichen Individuen zu thun haben im Gegensatz zu den grösseren,
welche Weibchen darstellen. In der heutigen Lebewelt sind der-
artige Unterschiede nichts Auffallendes. Dort wiederholt sich der
Fall ausserordentlich häufig, dass die verschiedenen Geschlechter
verschiedene Gestalt haben und eines derselben sich nur schwer
von dem gleichen einer anderen Art unterscheiden lässt. Dieses
kommt namentlich bei den Crustaceen fast regelmässig vor. Bei
den Dekapoden ist das Männchen gewöhnlich ebenso gross als
das Weibchen, oder grösser; bei den Phyllopoden dagegen, welche
den Trilobiten am nächsten stehen, ist das Männchen viel kleiner
als das Weibchen, vielfach anders gebaut und immer viel seltener.
Die Grösse der zu dieser Art gehörenden Individuen scheint
weniger zu schwanken als bei anderen Arten; auch gehört Ho-
malonotus rhenanus nicht zu den besonders grossen, sondern mehr
zu den mittelgrossen Arten. Nach zusammenhängenden Exem-
plaren beurtheilt, mögen die grösseren Individuen 150””" kaum
übersteigen, während 120”” als normale Länge für das ganze Thier
angenommen werden darf. Dabei ist aber nicht ausgeschlossen,
dass auch hier unter besonderen Verhältnissen einzelne Individuen
ein höheres Alter und damit eine ungewöhnliche Grösse erreichen
konnten, wie das den Zoologen von allen verwandten Thieren
bekannt ist. Das auf Taf. 3, Fig. 4 abgebildete Pygidium ist
5l"" lang und gehörte einem grösseren, mit Vorbehalt als Weib-
chen angesprochenen Individuum an. Das auf Taf.3, Fig. 5
abgebildete Pygidium dagegen stellt ein scheinbar wohl ausgebil-
detes, kleines Individuum von 17"® Pygidiumlänge mit spitzerem
Schwanzende dar und entspricht vielleicht einem Männchen.
Das Vorkommen von Homalonotus rhenanus fällt wesentlich
in die tieferen Schichten des rheinischen Unterdevon,, woselbst
die Art zu den gewöhnlichsten Homalonoten gehört. Sie pflegt
in keiner Sammlung zu fehlen, wurde aber bisher stets mit crassı-
cauda verwechselt. Der Hauptfundort für gute, typische Exemplare
ist die braungraue, feste Grauwacke von Stadtfeld unweit Daun in
der Eifel. Von anderen Fundorten erwähne ich noch die Grube
Alte Mahlscheidt bei Herdorf im Siegen’schen, Berg-Ebersbach,
Pr
36 Beschreibung der Homalonotusr Arten. [108]
Coblenz, Bertrich, Girnscheidt, Sahlershütte und die Landsteiner
“Mühle im Weilthale. Wahrscheinlich gehören noch mehrere an-
dere von verschiedenen Autoren für Homalonotus erassicauda au-
geführte Fundorte hierher, was aber nur durch Vergleichung der
betreffenden Original-Exemplare ausgemacht werden könnte.
Bemerkungen über die Verwandtschaft der in Rede stehenden
Art sind im Obigen bereits mehrfach gemacht worden. Dennoch
dürfte es nicht überflüssig sein, einige Andeutungen über die ge-
wöhnlichen Verwechselungen dieser Art zu geben. Früher wurde
Homalonotus rhenanus zusammen mit allen verwandten Arten immer
mit Homalonotus Knightii König und Homalonotus Ludensis Murch. })
aus den englischen ZLudlow rocks verwechselt und für identisch
gehalten. Auch G. und F. SANDBERGER standen im Jahre 1856
noch auf diesem Standpunkte, wie das Synonymenverzeichniss ihres
crassicauda in den »Versteinerungen des rheinischen Schichten-
systems«, pag. 27, beweist. Dies hat wahrscheinlich seinen Grund
darin, dass Rumpf und Pygidium sämmtlicher hierher gehörenden
Arten im Allgemeinen grosse Aehnlichkeit haben und die in der
Form der Schwanzspitze hervortretenden Unterschiede in den
meisten Fällen deshalb nicht zur Geltung kommen, weil dieser
Theil gewöhnlich mangelhaft erhalten ist oder ganz fehlt. Ebenso
verhält es sich mit den vortrefflichen, in der Schalen - Seulptur
liegenden Unterscheidungs- Merkmalen, welche auf den in der
Grauwacke und im Quarzit vorkommenden Steinkernen und Ab-
drücken nicht sichtbar sind. Auch sehen sich die Steinkerne der
verwandten Art im Allgemeinen so ähnlich, dass man an. eine
Unterscheidung derselben nicht dachte. Dieses gleiche Aussehen
kommt aber nicht allein für die Unterscheidung der rhemischen
Devon-Homalonoten unter einander in Betracht, sondern auch für
die dieser von den verwandten Formen aus den Silurschichten Eng-
lands. Freilich gehören diese letzteren durch ihre abweichende
Kopfbildung meist einer anderen Gruppe an, die sich durch convex-
bogigen oder parabelförmig vortretenden Stirnrand auszeichnet, wie
Homaälonotus delphinocephalus Green. Die hier gedachten Formen
!) Homalonotus Ludensis Murch. wird nach Saurur jetzt allgemein als Synonym
von Änightiü angesehen (Monogr. Brit. Tril., pag. 121). (E. K.)
R 09] Beschreibung der Homalonotus - Arten. 37
des rheinischen Unterdevon bilden dagegen eine Gruppe mit zwar
geradlinigem, aber mit zwei Ecken vorspringenden Stirnrande. Von
Formen des englischen Silurs gehören zu derselben Gruppe nur
Homalonotus Ludensis Murch. Dass SANDBERGER’s Homalonotus
crassicauda nicht identisch ist mit Homalonotus Knightü, sprach
zuerst FERD. RÖMER im Jahre 1865 (Zeitschr. d. D. geol. Ges.,
pag. 593) aus. Dieser Forscher unterschied aber nicht die spitz-
schwänzigen Formen von den stumpfschwänzigen, wie solches
später durch DE Koninck (Ann. d. belg. geol. Ges., 1876) ge-
schehen ist. Schon viel früher, nämlich im Jahre 1843, unter-
schied BURMEISTER nach Exemplaren der Sack’schen Sammlung
im rheinischen Unterdevon eine stumpfschwänzige und eine spitz-
schwänzige Art. Unter der stumpfschwänzigen Art aber verstand
dieser Autor nicht Homalonotus crassicauda, sondern den bis 1876
damit identificirten Homalonotus rhenanus von Stadtfeld, während
er unter der spitzschwänzigen Art den stellenweise noch häufigeren
Homalonotus scabrosus ©. Koch meinte. Doch verwechselte er den
letzteren wieder mit Homalonotus delphinocephalus, was nicht hätte
vorkommen können, wenn er den von delphinocephalus ganz ab-
weichenden, abgestutzten Kopf unseres rhenanus gekannt hätte.
Als ich im Jahre 1876 das reiche Material von Homalonotus-
Resten in der Sammlung des naturhistorischen Vereins in Bonn
kennen lernte, fiel mir sofort der Unterschied in den Schwanz-
spitzen auf und ich glaubte Homalonotus rhenanus und Homalonotus
crassicauda leicht unterscheiden zu können. Da ich aber in schein-
baren Mittelformen und extremen Typen bald wesentliche Schwierig-
keiten fand, so wurde ich zu einer eingehenderen Beachtung der
feineren Unterscheidungs-Merkmale, namentlich der Sceulpturver-
hältnisse, veranlasst. Indess kam ich erst zu einer gewissen Klar-
heit, als ich auf die Einreihung der nahe verwandten Arten in die
beiden Typen der spitzschwänzigen und stumpfschwänzigen Formen
Verzicht leistete und wesentlich nach den hier niedergelegten Prin-
cipien innerhalb der breitstirnigen Gruppe 5 Arten annahm, von
denen Homalonotus rhenanus eigentlich die Mittelform darstellt.
Von Homalonotus scabrosus ist rhenanus durch die Sculptur, welche
bei jener Art auch auf dem Steinkern immer deutlich hervortritt,
leicht zu unterscheiden. Schwieriger ist seine Unterscheidung
38 Beschreibung der Homalonotus - Arten. [110]
von Homalonotus ornatus, wenn dessen längliche Papillen nicht er-
halten sind und die neunte Pseudopleure fehlt. Dann bleiben als
Unterschiede besonders die verschiedene Breite der Seitentheile des
Pygidiums, welche bei Homalonotus rhenanus an Breite ungefähr
der Rhachis gleichkommen, bei Homalonotus ornatus aber dieselbe
übertreffen, sowie die verschiedene Form der Schwanzspitze, welche
bei Homalonotus ornatus flach und kantig, bei Homalonotus rhe-
nanus aber gewölbt und gerundet ist. Ausserdem aber ist auch
die Leiste auf der Unterseite des Pygidiums (oder deren rinnen-
förmiger Abdruck auf dem Steinkern) bei Homalonotus ornatus
weiter nach innen gerückt und sehr matt und flach; bei rhenanus
dagegen liegt die betreffende Rinne dicht am Unterrande und ist
viel stärker markirt. Endlich sind auch die vorderen Pseudo-
pleuren bei ornatus stärker nach vorn gebogen als bei rhenanus.
Homalonotus Roemeri ist mir bis jetzt am unvollständigsten bekannt,
indess durch die breiten, winkelig abgestutzten Rippenenden ge-
nügend gekennzeichnet. Wo diese nicht vorliegen, kann das
Pygidium der fraglichen Art an den auf den Seitentheilen an-
setzenden Leistenrinnen erkannt werden, das Kopfschild aber an
den mehr nach hinten gerückten, den Occipitalring tangirenden
Augenhöckern. Von cerassicauda, mit dem rhenanus zunächst ver-
wandt ist, ist letzterer im Pygidium leichter zu unterscheiden, weil
die charakteristischen Merkmale hier gewöhnlich erhalten sind.
Diese Merkmale sind folgende: Bei rhenanus fallen die Glieder
nach hinten steil ab, bei crassicauda sind sie gleichförmig gerundet.
Die hinteren Pseudopleuren sind bei rhenanus sehr deutlich
nach vorn gebogen, bei crassicauda fast gerade. Die Schwanz-
spitze ist bei Homalonotus rhenanus viel weniger dick und stumpf,
mit schwach unterständiger Rinne; bei Homalonotus crassicauda
dagegen trägt die kurze, stumpfe Schwanzspitze ihre Leistenrinne
genau auf der runden Umschlagskante.
Die Abbildung Taf. 3, Fig. 1 stellt ein an den Seiten nach
einem anderen Exemplar ergänztes, von Stadtfeld stammendes
Kopfschild aus der Bonner Universitäts- Sammlung, Fig. 3 einen
kleineren, ähnlich ergänzten Kopf vom gleichen Fundorte aus der
Sammlung des naturhistorischen Vereins dar. Fig. 4 und 5 sind
ip 11] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 39
zwei gut erhaltene Pygidien von demselben Fundort aus der
Poppelsdorfer Sammlung. Fig. 6 veranschaulicht die stark ver-
grösserte Sculptur eines Exemplars von der Grube Alte Mahl-
scheidt bei Herdorf, Fig. 3 [nachträglich zugefügt!] ein unvoll-
ständiges Kopfschild von Stadtfeld bei Daun in der Eifel.
No. 7. Homalonotus erassicauda SANDBERGER.
Taf. 5, Fig. 1-5.
Homalonotus crassicauda G. u. F. Sıspserger, Versteinerungen des rheinischen
Schichtensystems in Nassau, Wiesbaden 1856, pag. 27,
tab. 2, fig. 7.
Homalonotus minor F. A. Römer, Beiträge zur geologischen Kenntniss des nord-
westlichen Harzgebirges II, 1852, pag. 70, tab. 15, fig. 24.
Homalonotus crassicauda ist sehr gedrungen gebaut und kaum
mehr als doppelt so lang wie breit. Die Chitindecke scheint von
derber Beschaffenheit gewesen zu sein, da mir Verdrückungen
nicht bekannt sind. Vollständige Individuen sind bis jetzt nicht
vorgekommen und auch einzelne Theile, meist Pygidien, gehören
zu den selteneren Versteinerungen.
Kopfschilder sind bis jetzt mit Sicherheit nicht nach-
gewiesen und vom Rumpfe liegen nur einige zerrissene Segment-
theile vor. Nach diesen muss der Rumpf ziemlich stark gewölbt
gewesen sein und flache Längsfurchen oder nur Andeutungen von
solchen besessen haben. Das einzige vorliegende Rippenende ist
breit und vollkommen gerundet, verhältnissmässig kurz und auf
dem Steinkerne mit einer Rinne versehen.
Das Pygidium ist dick und nach allen Richtungen regel-
mässig gewölbt, wodurch es mehr die Form eines Ei- wie eines
Kegelabschnittes erhält. Dabei ist dasselbe immer breiter als lang.
Die durch flache, aber deutliche Längsfurchen von den Seiten-
theilen getrennte Rhachis verschmälert sich vorn fast rascher als
hinten. Dieselbe ist etwas breiter als die Seitentheile, was bei
anderen Arten nicht vorkommt. Durch flache, aber scharfe Quer-
furchen ist die Rhachis in 13 Glieder getheilt, deren letzte sehr
40 Beschreibung der Homalonotus- Arten. - [112]
undeutlich werden, so dass zwei derselben bisweilen fast ganz
verschwinden. Die Glieder sind halbkreisförmig gewölbt und
fallen hinten entweder sehr wenig oder nicht steiler ab als vorn.
Die höchsten Punkte dieser Glieder bilden eine deutlich convexe
Bogenlinie über dem Rücken des Rhachis, und zwar wird diese
Biesung auf dem glatten Endtheile stärker. Eine leichte Auf-
richtung der derben und kurzen Schwanzspitze ist für unsere
Art charakteristisch. Die acht Pseudopleuren auf den Seiten-
theilen sind derb, flachgewölbt und verlaufen in gerader Linie
nach dem Rande des Pygidiums. Der letztere ist derb, nicht auf-
geworfen, in gleichmässiger Rundung umgeschlagen und innen mit
einer feineren Verstärkungsleiste versehen, welche auf dem Stein-
kern als Rinne erscheint. Bei der typischen Form liegt diese
Rinne genau auf der gerundeten Kante zwischen Seite und Um-
schlag. Der glatte Hintertheil ist nur ein Drittel,so lang als der
gegliederte Theil der Rhachis, beträgt also nur ein Viertel der
Gesammtlänge des Pygidiums.
Die Seulptur ist vielfach, besonders im körnigen Quarzit,
durch das Versteinerungsmaterial alterirt. Doch liegen mir aus
der Grauwacke einige Pygidien mit gut erhaltener Oberfläche vor.
Nach diesen war die letztere mit ziemlich kleinen Grübchen ver-
sehen, in welchen währscheinlich die Chitindrüsen-Ausgänge lagen.
Diese Grübchen (Stigmen) sind deutlicher, grösser und entfernter
gestellt als bei Homalonotus rhenanus. Zwischen denselben ist die
Oberfläche sehr fein körnig, fast glatt und glänzend. Bei einem
Exemplar aus der Sammlung der polytechnischen Schule zu Aachen,
angeblich aus dem Condelthale bei Winningen, und einem anderen
Pygidium aus der Bonner Sammlung; von Daleiden stammend,
sind die Grübchen recht deutlich zu sehen, während sie auf dem
SANDBFRGER'schen Original-Exemplare aus dem Grauwackenquarzit
des unteren Lahnthales kaum angedeutet sind und mir erst auf-
fielen, nachdem ich die genannten, besser erhaltenen Stücke ge-
sehen hatte. Auf Steinkernen ist die Sculptur nicht zu sehen.
Formenverschiedenheiten können bei den wenigen deutlichen
Resten, welche von dieser seltenen Art vorliegen, eigentlich nicht
in Betracht kommen. Unter den wenigen, die ich beobachtet,
N 13] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 41
befindet sich ein kleines Pygidium aus dem Quarzit der Grube
Friedrichsseegen bei Braubach, welches mir Herr Bergrath
ULRICH mitgetheilt hat, und ein ähnliches aus einem festen
Grauwackensandstein vom Winterberger Forsthause bei Friedberg.
Beide erinnern an die bei der vorigen Art ausführlich besprochenen,
kleineren, spitzschwänzigen Formen, welche möglicher Weise als
Männchen der grösseren, dickschwänzigen Weibchen gedeutet
werden könnten. Das Pygidium von der Grube Friedrichsseegen
stimmt ziemlich gut mit dem von F. A. RÖMER aus dem Quarz-
sandstein des Kahleberges im Harz abgebildeten Homalonotus minor
überein, weshalb ich auch diesen Namen oben unter die Synonyme
unserer Art aufgenommen habe.
Die Grösse der Individuen von Homalonotus crassicauda über-
trifft diejenige des verwandten rhenanus nur um Weniges. Die
Länge mag dieselbe sein, also im Mittel ca. 150"; die Breite
dagegen ist bedeutender. Genau lässt sich das Verhältniss nicht
feststellen, weil es an zusammenhängenden Individuen fehlt. Nach
den Bruchstücken zu urtheilen, gehört Homalonotus cerassicauda
zu den mittelgrossen Homalonoten. Ein vollständiges Pygidium
von Daleiden ist 49"” lang und 56”” breit, welches Verhältniss
auch für das SANDBERGER’sche Origmal-Exemplar giltig ist. Die
von SANDBERGER gegebene Abbildung (1. ec. Taf. 2, Fig. 7) ist aus
mehreren sich ergänzenden, unvollständigen Pygidien eines und des-
selben, im Wiesbadener Museum aufbewahrten Handstückes com-
binirt, daher in den Dimensionen verfehlt. Die wenigen anderen,
mir in Bruchstücken vorliegenden Individuen sind kleiner als die
oben genannten. Das zierliche, kleine Pygidium von der Grube
Friedrichseegen ist 21”” lang, aber etwas von der Seite zusammen-
gedrückt, daher nur 15"® breit. Somit würde das in der Diagnose
angegebene Verhältniss hier nicht zutreffen; denn auch bei Be-
rücksichtigung der Verdrückung würde die Breite kaum der Länge
gleichkommen. Etwas Aehnliches wiederholt sich bei den kleinen
Individuen aller Arten und ist entweder auf Geschlechtsunter-
schiede oder auf Jugendzustände zurückzuführen.
Das Vorkommen des typischen Homalonotus crassicauda
ist immer selten und vereinzelt. Das Original-Exemplar von
42 Beschreibung der Homalonotus- Arten. A 1 4]
SANDBERGER im Wiesbadener Museum trägt die Etikette »Hohen-
rhein bei Oberlahnsteine.. Damit kann aber nicht der Haupt-
fundort für die zahlreichen Exemplare von Homalonotus scabrosus
gemeint sein, welche unter der Etikette Homalonotus erassicauda
von Hohenrhein verbreitet worden sind; denn das SANDBERGER’sche
Stück besteht aus einem weissgrauen, festen, grobkörnigen Quarzit,
wie solcher oberhalb der Hohenrheiner Hütte sattelartig aus
Plattensandsteinen und Chondritenschiefern hervortritt, während
die an Homalonotus-Resten überaus reiche, sandsteinartige, gelbe
Grauwacke am unteren Kohlenschuppen der Hohenrheiner Hütte
ansteht und dem Chondritenschiefer auflagert. Der Fundort des
Pygidiums von der Grube Friedrichsseegen liegt in einem dem
eben erwähnten parallelen Sattel von Grauwacken-Quarzit. In
einem ähnlichen Quarzit bei Burg-Schwalbach fand ich ein schlecht
erhaltenes Bruchstück. Die besten von mir aufgefundenen Stücke
stammen vom Winterberger Forsthause unweit Friedberg, aus
einer gelben, quarzitischen Grauwacke, welche dem Taunusquarzit
sehr nahe liegt. Von der linken Rheinseite ist mir nur das gut
erhaltene Pygidium von Daleiden in der Bonner Sammlung, sowie
ein anderes aus dem Condelthale in der Sammlung der polytech-
nischen Schule zu Aachen bekannt geworden. Die vielen anderen,
von verschiedenen Autoren angeführten Fundorte beruhen zum
grössten Theile auf Verwechselung mit anderen Arten dieser Gruppe,
wie dies oben für einige nachgewiesen worden ist.
Die Abbildung Taf. 5, Fig. 2, bezieht sich auf das mehr-
genannte Exemplar von Daleiden in der Sammlung des natur-
historischen Vereins zu Bonn, ebenso die stark vergrösserte
Sculptur Fig. 2a. In Fig. 1, 3 und ‘4 sind Bruchstücke aus dem
Wiesbadener Museum dargestellt, welche als Originale zu den
von G. und F. SANDBERGER combinirten Abbildungen auf deren
Taf. 2, Fig. 7 gedient haben. Fig. 5 endlich ist das mehrfach
genannte, kleine Pygidium von Friedrichsseegen.
115 Beschreibung der Homalonotus- Arten, 43
[ 8
No. 8. Homalonotus seabrosus C. Koch.
Taf. 3, Fig. 3— 10; Taf. 4.
Homalonotus delphinocephalus Burmeister, Organisation der Trilobiten ete., Berlin
1543, pag. 102.
Homalonotus scabrosus C. Kocn, Verhandl. des naturhist. Vereins für Rheinland
und Westfalen, 1880, Corr.-Bl. pag. 134, 137, 140.
Homalonotus Knightii und Homalonotus crassicauda div. Autoren.
Diese Form ist eigentlich nichts weniger als neu, denn von
allen Arten ist keine in den Sammlungen so regelmässig ver-
treten als sie. Auch ist keine leichter von den verwandten Formen
zu unterscheiden als sie, und es ist daher ganz besonders auf-
fallend, dass sie so lange verkannt geblieben ist.
Das Kopfschild ist flach gewölbt und sehr breit. Seine
Breite verhält sich zur Länge wie 2 zu 1; ja, bei manchen
Exemplaren ist es zwischen den Hinterecken mehr als doppelt so
breit wie lang. Die Glabella ist hinten etwas breiter als vorn
und hat dadurch die Gestalt eines Paralleltrapezes, dessen Ecken
weniger gerundet sind als bei anderen Arten. Ihre Höhe ist ge-
ringer als ihr Hinterrand, aber beträchtlicher als ihr Vorderrand.
Die Wangen sind ziemlich flach gebogen, die gerundeten
Hinterecken ziemlich in die Breite ausgezogen. Die Augen-
höcker sind flach gewölbt, in der Regel nicht höher als die Gla-
bella, welche letztere ihre grösste Höhe in der Mitte hat. Die
zapfenförmigen Augenträger sind an der Spitze stumpf gerundet
und sitzen an der Basis den Augenhöckern fast cylindrisch oder
spitz kegelförmig auf. Die Oceipitalfurche ist scharf und winkelig
eingeschnitten, ziemlich tief, aber nicht breit, in der Mitte gleich-
förmig und grade und nicht oder nur ganz unbedeutend aus-
gebuchtet; der Oceipitalring dagegen ist breit und gleichförmig
flachbogig gerundet, kaum so hoch als der Hinterrand der
Glabella. Der Stirnrand ist flachbogig concav und die ihn be-
grenzenden Ecken spitzer als bei den anderen Arten mit geradlinig
abgestutztem Stirnrande. Die an die Vorderecken anschliessenden
Seitenränder sind vorn gerade und verlaufen in ganz flacher, zu-
erst etwas concaver, dann convexer Biegung nach den gerundeten
44 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [116]
Hinterecken. Die Gesichtslinie beginnt in der Nähe der Vorder-
ecken in gerader Richtung und läuft dann in flach-convexem
Bogen nach den Augenträgern, hinter diesen aber in flach-con-
cavem Bogen mit S-förmiger Windung nach den Hinterecken,
um über deren Rundung den Stirnrand zu erreichen.
Von dieser Art ist auch ein Hypostoma erhalten (Taf. 4,
Fig. 4). Dasselbe gleicht in der Gestalt einem gekielten Wappen-
schilde, dessen Seitenränder als Fortsetzung der Gesichtslinien zu
betrachten sind, welche sich unter diesem Schalentheile vereinigen.
Der Rumpf liest nur in einzelnen Segmenten vor. Nach
diesen muss er ähnlich wie der von Homalonotus ornatus gewölbt
gewesen‘ sein, doch scheinen die Längsfurchen zu beiden Seiten
der Spindel nur äusserst schwach angedeutet gewesen zu sein.
Die Länge der Rippen beträgt etwas mehr als die Hälfte der
Spindelsegmente. Letztere sind hoch gewölbt, erstere an ihrer
Ansatzstelle nicht merklich aufgetrieben und nach den Enden ver-
flacht. Die Enden der vorderen Rippen sind stark winkelis con-
tourirt, die der hinteren etwas mehr gerundet. Auf dem Stein-
kern sind die Rippen mit einer tiefen Rinne versehen, welche den
Abdruck der tief eingesenkten, starken, gerundeten Spannleiste
der Segmente andeutet (Taf. 4, Fie. 5).
Das Pygidium ist in seiner Form vielfach durch Verdrückung
alterirt, wie auch die übrigen Theile eine sehr dünne und bieg-
same Chitindecke vermuthen lassen. Die Gestalt gleicht der Spitze
eines sehr gestreckten, halben Ellipsoids, indem der Rücken der
Rhachis etwas gebogen ist. Diese Biegung ist indess schwächer
als bei Homalonotus erassicauda. Die Länge des Pygidiums ver-
hält sich zur Breite wie 7 zu 6 oder auch wie 6 zu 5. Kleine
Exemplare sind etwas schlanker. Die Längsfurchen zu beiden
Seiten der Rhachis sind sehr flach und undeutlich, entsprechend
den kaum bemerkbaren Längsfurchen des Rumpfes. Die Quer-
furchen der Rhachis sind tief eingesenkt, die Glieder gleichförmig
gewölbt und oben flachbogiger als bei anderen Arten (nur denen
von Homalonotus erassicauda ähnlich). Man zählt im Ganzen elf
Glieder, von denen das letzte undeutlich wird. Der flachgewölbte
Rücken der Rhachis ist auf dem glatten Theile etwas stärker ge-
B 17] Beschreibung der Homalonotus- Arten. { 45
bogen und läuft allmählich in die horizontal ausgestreckte Schwanz-
spitze aus. Dieses glatte Ende ist genau halb so lang als der
gegliederte Theil der Rhachis, beträgt also ein Drittel der Ge-
sammtlänge des Pygidiums. Das Schwanzende ist winkelig spitz,
zuweilen etwas acuminat. Die Seitentheile des Pygidiums sind
etwas breiter als die Rhachis, besonders nach hinten zu. Auf
denselben erheben sich acht Pseudopleuren, deren letzte undeut-
lich ist und bei kleineren Exemplaren manchmal ganz fehlt. Im
Uebrigen sind die Pseudopleuren markirt, breit und flachbogig ge-
rundet, kaum gebogen, fast bis zum Rande reichend. Der derbe,
stumpfkantige Rand ist merklich aufgeworfen, erhebt sich gegen
hinten, so dass die Schwanzspitze über der Ebene der Unterseite
liegt, und läuft kurz vor der Schwanzspitze wieder geradeaus.
Die Leistenrinne auf dem Steinkern ist nicht tief, aber immer
deutlich und liegt zwar der Unterkante genähert, aber noch deut-
lich auf der Seite.
Die Sculptur ist bei Homalonotus scabrosus sehr interessant
und eigenthümlich. Die ganze Oberfläche erscheint mit starken
Warzen bedeckt. Diese sind zuweilen hoch, zapfenartig, und da-
bei findet die eigenthümliche Erscheinung statt, dass sie auf Stein-
kern und Abdruck zugleich und zwar correspondirend vorkommen.
Dadurch gewinnt man den Eindruck, als ob die Zäpfchen, die in
abgeriebenem Zustande als Wärzchen erscheinen, ursprüngliche
Ausfüllungen einer Durchbohrung der Chitindecke seien. Eine
solche siebförmig durchlöcherte Chitindecke lässt sich aber zoolo-
gisch und physiologisch nicht gut denken, und zwar umso-
weniger, als bei anderen, mit unserer Art verwandten Homalo-
noten noch niemals etwas Aehnliches beobachtet worden ist.
Ich denke mir die Warzen als Ausfüllungen zarter Hohlstacheln
und habe solche durch Schliffe und Querbrüche zu präpariren
gesucht. Dies ist aber nur einmal und ganz unvollständig ge-
lungen, und ich nehme daher an, dass die Stacheln in den meisten
Fällen vor der Einbettung abgebrochen und abgerieben waren,
wodurch wirkliche Löcher in der Chitindecke entstanden. Ein
Theil der Wärzchen besserer Abdrücke stellt jedenfalls die con-
vexen Abdrücke der zwischen den gröberen Hohlstacheln stehenden
46 Beschreibung der Homalonotus- Arten. 1 1l 8]
Mündungen der Stigmen dar, welche bei allen Trilobiten vor-
handen gewesen sein mögen; ein anderer Theil, welcher nicht
zapfenartig hervortritt, sondern wirkliche Warzen oder Papillen
bildet, mag als Verkümmerung eigentlicher Hohlstacheln zu
Papillen angesehen werden. Das ganze Thier war mit solchen
Organen besetzt, welche die beschriebenen Stachelnarben zurück-
liessen, und besass daher eine scharfe und rauhe Oberfläche. Auf
der Glabella sind die Warzen besonders gleichförmig und haben
0,5"" Durchmesser; auf den Spindelsegmenten des Rumpfes stehen
sie weniger dicht, sind aber theilweise dicker, bis zu 0,7” Durch-
messer; auf dem Pygidium endlich sind sie feiner, besonders an
dessen Rande und auf der Schwanzspitze.
Formenabweichungen scheinen bei Homalonotus scabrosus nur
in Folge von Verzerrungen oder durch das Versteinerungsmaterial
vorzukommen. Auch hier trifft man kleinere Individuen an, von
denen einige nur sieben Pseudopleuren besitzen.
Die Grösse der Individuen schwankt bei dieser Art etwas
mehr als bei Homalonotus crassicauda und Homalonotus rhenanus,
was aber daher kommen mag, dass Homalonotus scabrosus viel
häufiger ıst und deshalb mehr Individuen zur Untersuchung vor-
lagen. Die mittlere Grösse der Art mag auf 180 bis 200"" ange-
nommen werden; indess kommen grössere Individuen nicht selten
vor, wie einige Pygidien von 86%" Länge und 77" Breite zeigen,
welche Individuen von 340 bis 350”” Länge angehört haben mögen.
Die kleinen Pygidien von 6"" Länge entsprechen einer Minimal-
grösse von 23 bis 25" des ganzen Thieres.
Homalonotus scabrosus scheint auf einen ganz bestimmten
Horizont beschränkt zu sein, welcher auf der Grenze zwischen
Chondritenschiefer und den Oberen Coblenzschichten liegt und wohl
noch dem ersteren zugerechnet werden dürfte. Dadurch wird das
Petrefact ein gutes Leitfossil, besonders da es an der beschriebenen
Sculptur in allen seinen Theilen leicht erkannt und mit keiner
anderen Art verwechselt werden kann. Als Hauptfundort ist die
Hohenrheiner Hütte bei Niederlahnstein anzuführen, wo hinter dem
untersten Kohlenschuppen am Gehänge eine Schicht fester, gelb-
grauer Grauwacke zwischen blaugrauen Schiefern ansteht, die ca.
A 1 9] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 47
400" mächtig, stellenweise ganz mit Trümmern dieses Homalo-
notus erfüllt ist, ohne dass sich bis jetzt vollständige Exemplare
des Thieres gefunden hätten. Alle Exemplare, welche unter der
Bezeichnung Oberlahnstein und Niederlahnstein in vielen Samm-
lungen verbreitet sind, stammen von diesem Fundorte, welcher zu
verschiedenen Zeiten von Petrefacten-Händlern ausgebeutet worden
ist. Oberhalb des Bahnhofes von Ems, dicht bei dem Reservoir
der städtischen Wasserleitung, tritt in einem alten Steinbruche in
gleichem Horizont wie bei Hohenrhein über blaugrauem Chon-
dritenschiefer dasselbe Gestein, nur mit weniger gut erhaltenen
Resten von Homalonotus scabrosus, zu Tage. In einem der mitt-
leren Stolln der Grube Lindenbach unterhalb Ems, wo nach dem
Sattel- und Muldenbau der Schichten derselbe Horizont zu erwarten
ist, treten schwarzblaue Schiefer mit glimmerigen Grauwacken-
bänken auf, in welchen sich Homalonotus scabrosus in vereinzelten
Exemplaren findet (Sammlung von Bergrath WENKENBACH in Weil-
burg). Ausserdem ist mir diese Art noch von Kemmenau bekannt.
Auch auf der linken Rheinseite kann sie an einigen Orten nicht
selten sein. BURMEISTER giebt als Fundort der von ihm als
Homalonotus delphinocephalus beschriebenen, aus der Sack’schen
Sammlung stammenden Exemplaren eine gelbe, stark eisenhaltige
Grauwacke der Eifel an. Exemplare aus dieser gelben Grauwacke
liegen auch in Bonn, indess ohne nähere Fundort- Angabe. Auch
aus anders aussehenden Schichten sind in der reichhaltigen Samm-
lung des naturhistorischen Vereins verschiedene Theile aufbewahrt,
darunter ein sehr grosses, wohlerhaltenes Pygidium von Valendar
am Rhein).
Bemerkungen über besondere Unterscheidungs- Merkmale der
Art sind kaum nöthig, da schon aus der Beschreibung hervor-
1) Wie mehrere im Besitze der Landesanstalt und der Berliner Universitäts-
Sammlung befindliche Reste beweisen, kommt Homalonotus scabrosus auch im
Sandstein des Kahleberges und der Schalke zwischen Clausthal und Goslar vor.
Die Art erreicht dort noch viel grössere Dimensionen als am Rhein und ist von
A. Römer schon vor langer Zeit unter dem Namen Homalonotus yıgas beschrieben
worden (vergl. den letzten Abschnitt dieser Arbeit). Da übrigens die Kahle-
berger Fauna der Oberen Coblenzstufe gleichsteht, so geht daraus hervor, dass
scabrosus oder gigas höher hinaufgeht, als Koch annahm. (E. K.)
48 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [120]
geht, dass Homalonotus scabrosus in allen Theilen wesentlich von
den übrigen Arten unterschieden ist. Besonders ist es das zu-
gespitzte Schwanzende und die rauhe Oberfläche, welche sofort
in die Augen fallen. — BURMEISTER hat das erstgenannte Merk-
mal sehr wohl wahrgenommen. Auch das letztgenannte hat er
nicht übersehen, aber als allen Homalonoten zukommend angesehen
und daher nicht besonders erwähnt. Zur Zeit, als die Gebrüder
SANDBERGER ihre eifrigen und verdienstvollen Studien im rhei-
nischen Schichtensysteme machten, muss der reiche Fundort bei
Hohenrhein noch nicht aufgeschlossen gewesen sein, sonst hätte
derselbe jenen Forschern unmöglich entgehen können, zumal
ihnen der ungleich seltenere Homalonotus crassicauda von einem
ganz naheliegenden Fundorte in die Hände fiel. Die genannten
Gelehrten hatten im Jahre 1856 noch über ein verhältnissmässig
geringes Material zu verfügen, welches jetzt dem Museum des
Vereins für Naturkunde zu Wiesbaden angehört und mir für diese
Arbeit vorgelegen hat. In diesem Material befindet sich nicht ein
einziges Exemplar von Homalonotus scabrosus, und auch von ver-
wandten Arten sind nur Homalonotus erassicauda und ornatus in ver-
einzelten Pygidien vertreten. Das spitz auslaufende Schwanzende
von Homalonotus scabrosus bricht leicht ab, wodurch ein auffallendes
Merkmal verloren “geht, und dies ist wohl der Hauptgrund, wes-
halb die verhältnissmässig häufige Art bis jetzt gänzlich überschen
worden ist.
Die begleitenden Abbildungen sind sämmtlich nach Exem-
plaren von der Hohenrheiner Hütte bei Niederlahnstein ange-
fertigt.
Taf. 3, Fig. 8 und Taf. 4, Fie. 1 und 2 stellen drei wohl
erhaltene Kopfschilder, Taf. 3, Fig. 10 (nachträglich zugefügt!)
und Taf. 4, Fig. 3 und 6 drei Schwanzschilder dar. Taf. 3, Fig. 9
ist ein Pygidium eines sehr jungen Individuums. In Taf. 4, Fig. 4
ist ein Hypostoma abgebildet, in Fig. 5 endlich ein isolirtes Thorax-
Segment.
Sämmtliche Originale (ausser demjenigen zu Taf. 3, Fig. 10)
befinden sich in meiner Privatsammlung.
[121] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 49
No. 9. Homalonotus obtusus SANDBERGER.
Taf. 6, Fig. 1—4.
Homalonotus obtusus G. u. F. Sanpeereer, Die Versteinerungen des rheinischen
Schichtensystems in Nassau, Wiesbaden 1856, pag. 26, tab. 2,
fig. 6—6d.
Asaphus subtyrannus v’Arcurac et DE Verneum zum Theil, Geolog. Transact.
2. ser. vol. VI, pag. 336.
Vollständige Exemplare dieser Art sind bis jetzt nicht be-
kannt; unvollständige Stücke von Kopf und Rumpf liegen nebst
einer Anzahl mehr oder weniger vollständiger Pygidien von ver-
schiedenen Fundorten vor. Die Chitindecke scheint dünn und
zerbrechlich gewesen zu sein; daher der Mangel an vollständigen
Theilen und das wechselnde Aussehen der erhaltenen Reste.
® Das Kopfschild liest mir nur von der Unterseite sichtbar
vor und wurde in dieser Lage auch von SANDBERGER abgebildet
(Taf. 6, Fig. 3). Der Stirnrand ist darnach fast halbkreisförmig,
in der Mitte etwas nach vorn vorgezogen. Die Gesichtslinien ver-
laufen über denselben in einem Abstand von 8" bei einer Kopf-
breite von 60®® und vereinigen sich 9"® vom Vorderrande in
einem wenig stumpfen Winkel, dessen Schenkel schwach S-förmig
gebogen sind. Das zwischen Vorderrand und Gesichtslinien lie-
gende Schalenstück scheint dem bei Homalonotus scabrosus be-
schriebenen Hypostom zu entsprechen.
Der Rumpf ist ziemlich flach, mit sehr schwach angedenteten,
flachen Längsfurchen. Die Spindelsegmente sind fast eben und
nur am Hinterrande unmerklich aufgeworfen. Eine schmale, linien-
förmige Furche deutet die Lage der mässig dicken Spannleiste auf
ihrer Unterfläche an. Auf der Oberseite ist diese. Linie nach der
Vorderseite durch eine scharfe, fadenförmige Kiellinie begrenzt,
bis zu welcher sich die Glieder unter einander einschieben. Die
Rippen sind wesentlich schmäler als die Spindelglieder. Ihre
Enden sind schlecht erhalten, scheinen aber flachbogig abgerundet
zu sein.
50 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [122]
Das Pygidium ist breit, aber nicht ganz doppelt so breit
als lang, ziemlich flach und fällt langsam nach den Seiten und
noch langsamer nach hinten ab. Nur bei seitlich verdrückten
Exemplaren, wie sie nicht selten vorkommen, ist dieses Verhältniss
gestört. Die durch sehr flache, aber immer noch deutliche Längs-
furchen begrenzte Rhachis ist durch seichte, auch auf dem Grunde
gerundete Querfurchen in elf flachbogig gerundete Glieder getheilt,
deren beide letzte nicht selten verschwinden. Das Ende der Rhachis
fällt ganz allmählich nach der Schwanzspitze ab und bildet hinter
dem letzten Gliede ein matt angedeutetes Fünfeck mit gerundeten
Ecken, welches aber nur bei sehr gut erhaltenen Exemplaren
deutlich ist. Die Seitentheile des Pygidiums sind wenig breiter
als die Rhachis. Sie tragen acht Pseudopleuren, welche sich in
flacher Wölbung gleichmässig erheben und geradlinig nach dem
Rande verlaufen. Vorn liegen sie mehr in der Richtung @er
Rippen, hinten aber bilden sie immer einen stumpfen Winkel mit
den Rhachisgliedern. Dieser Winkel nähert sich nur bei ver-
drückten Exemplaren dem rechten. Der mässig breite Rand ent-
fernt sich von den Enden der Pseudopleuren in flachem Bogen
und erscheint dadurch ein wenig aufgeworfen. Die Schwanzspitze
tritt nicht über die Randbreite hervor, sondern ihr Ende rundet
sich in stumpfer Parabelform gleichförmig ab, so dass der glatte
Endtheil kaum ein Fünftel der Pygidiumlänge misst.
Die Sceulptur besteht bisweilen in einer feinen Körnelung
der Oberfläche, welche aber erst bei der Petrifieirung entstanden
zu sein scheint, weil sie an einigen sehr wohl erhaltenen
Stücken, namentlich einem Pygidium mit erhaltener Schale, nicht
sichtbar ist. Auf diesem wohlerhaltenen Schalenstücke sieht man
deutliche, sehr feine Stigmen mit trichterförmig ausgebreiteter
Mündung, die in regelmässigen Abständen über die Oberfläche
verbreitet sind. Zwischen den Stigmen ist die Schale fast glatt.
Formenschwankungen sind bei dieser Art durch Ver-
drückungen und Verzerrungen bedingt und kommen so oft vor,
dass verzerrte Stücke häufiger sind als nicht verzerrte. Andere
Unterschiede sind in der grösseren oder geringeren Deutlichkeit
N 23] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 51
der Rhachisglieder und Pseudopleuren begründet, sowie in der
mehr oder weniger stumpfen Rundung des Schwanzendes, bei dem
aber der Grad der Aufrichtung hauptsächlich von der Verschiebung
abhängen dürfte.
Die Grösse der Individuen schwankt wenig, da besonders
kleine Exemplare bis jetzt noch gar nicht vorgekommen zu sein
scheinen. Ein mir vorliegendes, in Rumpf und Pygidium voll-
ständiges Exemplar von Wissenbach ist 82”"" lang. Davon kom-
men auf den Rumpf 56, auf das Pygidium 26"®. Die meisten
vorliegenden Pygidien aber sind grösser, etwa 48”” lang und 80”
breit. Dagegen liegt mir auch ein Pygidium von 76”” Länge vor,
welches einem Thiere von 280 bis 300”” entsprochen haben dürfte,
während die Art gewöhnlich nur etwa 140 bis 150”® Länge er-
reicht haben dürfte.
Das Vorkommen von Homalonotus obtusus scheint sich auf
den Orthoceras-Schiefer zu beschränken. Die von SCHNUR ange-
führten Fundorte von Wachsweiler und Daleiden scheinen mir
sehr zweifelhaft und ich habe daher den Namen Homalonotus sub-
tyrannus nur nach SANDBERGER’s Vorgehen und mit Widerstreben
unter den Synonymen angeführt!). Die von WIRTGEN und ZEILER
im LEONHARD-BRoNN’schen Jahrbuch für 1852 und im Jahrbuch
des naturhistorischen Vereins für Rheinland und Westfalen, Jahr-
gang 1854 angeführten Fundorte sind sämmtlich zu ignoriren, da
die sonst so vortrefflich orientirten Forscher Homalonotus obtusus
mit Homalonotus crassicauda inclusive den verwandten Formen,
Homalonotus ornatus, rhenanus und scabrosus, verwechselt haben.
Der ächte Homalonotus obtusus liegt mir in des Autors Original-
Exemplaren und verschiedenen anderen, aus meiner Privatsammlung
) Unvollständige Bruchstücke in der Sammlung der geologischen Landes-
anstalt scheinen darauf hinzuweisen, dass die Art in der That bei _Daleiden vor-
handen ist. Aus etwa demselben Horizont wie Daleiden, aus dem Rotheisenstein
und den begleitenden Schiefern der Grube Schweicher Morgenstern unweit Trier,
besitzt die Landesanstalt ein ganz unzweifelhaft zu obtusus gehöriges Pygidium.
Aus dem Orthoceras-Schiefer von Olkenbach liegen in der Sammlung der Landes-
anstalt eine ganze Reihe hierher gehöriger Rumpf- und Schwanzreste. (E. K.)
4°
52 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [124]
stammenden Stücken von Wissenbach und Haiger, in enem guten
Pygidium von Ölkenbach in der Moselgegend, sowie in mehreren
Exemplaren von Haintehen im Amt Usingen und von Langenbach
im Weilthale vor.
Taf. 6, Fig. 1 und 2 stellen zwei Pygidien, Fig. 3 den
Unterrand eines Kopfschildes, Fig. 4 ein vergrössertes Stück der
Schale dar. Alle Stücke stammen aus dem Orthoceras- Schiefer
von Wissenbach.
No. 10. Homalonotus multieostatus ©. Koch.
Taf. 6, Fig. 1—9.
Diese der vorigen nahe verwandte Art liest in einigen bis
auf das Kopfschild wohl erhaltenen Exemplaren vor. Letzteres
scheint noch nie gefunden, vielleicht aber nur nicht beobachtet
worden zu sein. Auch hier spricht die Art und Weise der Er-
haltung nicht für eine feste Chitindecke, wenn dieselbe auch in
einzelnen Theilen fester war, wie bei obtusus.
Der Rumpf ist gestreckt und im Ganzen sehr wenig gewölbt.
Die vorderen vier Segmente wölben sich aber auffallend stärker,
so dass eine vollständige Auftreibung entsteht, die sich bei
so vielen Exemplaren wiederholt, dass man sie fast als Normal-
erscheinung ansehen könnte. Die Längsfurchen zur Seite der
Spindel fehlen entweder ganz oder sind durch kaum sichtbare,
ganz flache Einsenkungen angedeutet. Die Rippentheile sind etwas
breiter als die Spindel und ziemlich gerade gestreckt, dabei sehr
flach. Die Spannleiste liest dem Vorderrande der Segmente ge-
nähert und ist auf der Oberfläche durch eine deutliche, faden-
förmige Furche angedeutet. In der Nähe der Spindel trägt jede
Rippe eine Stachelnarbe. Eine zweite, ähnliche Narbe liegt weiter
nach aussen auf jeder Rippe, so dass im Ganzen vier Längsreihen
von Narben oder Punkten entstehen, die aber nicht an allen Exem-
plaren sichtbar sind. Die Rippen selbst sind gewöhnlich nur sehr
schwach abgedrückt und müssen deshalb sehr zart gewesen sein.
Sie werden nach den Enden merklich breiter.
[125] Beschreibung der Homalonotus - Arten. 5
Das Pygidium ist sehr breit, und zwar — wo es nicht in die
Länge verzogen ist — doppelt so breit als lang und gegen den Rumpf
gewöhnlich in Form eines Kreisbogens abgegrenzt. Es ist im Ganzen
ziemlich gleichförmig gewölbt und bildet fast einen Kugelabschnitt,
welcher gegen das Ende der Rhachis etwas aufgetrieben ist. , Seit-
lich zusammengedrückte Exemplare sind in der Regel stärker in die
Länge gezogen. Die Grenzen zwischen Rhachis und Seitentheilen
werden nur durch die unter sehr stumpfem Winkel angesetzten
Pseudopleuren bezeichnet und bilden keine eigentlichen Längs-
furchen. Die Seitentheile sind breiter als die Rhachis. Letztere ist
durch mässig tiefe, rundlich ausgehöhlte Querfurchen in dreizehn
Glieder getheilt. Diese letzteren sind bogis gewölbt und treten
vorn deutlich hervor, während sie nach hinten schwächer werden
und zuletzt zuweilen ganz verschwinden. Auf den Seitentheilen
erheben sich elf Pseudopleuren, in gleichem Verhalten wie die
Rhachisglieder. Beide bilden zusammen einen mässigen Kreis-
bogen, welcher nicht immer, aber vielfach auf der Grenze etwas
winkelig abgesetzt ist. Das Ende der Rhachis verläuft allmählich
und verhältnissmässig flach nach dem sehr stumpfen Schwanzende.
Der schmale, glatte Rand des Pygidiums tritt etwas aus der Wöl-
bungsrichtung der Seitentheile heraus, bleibt aber immer noch
etwas abwärts gesenkt. Er hängt mit dem Schwanzende ununter-
brochen zusammen und ist am hinteren Ende nicht breiter als an
der Seite, bisweilen sogar schmäler, wodurch das Pygidium eine
überaus stumpfe Gestalt erhält. Das glatte Schwanzende hat ein
Fünftel bis ein Sechstel der Gesammtlänge des Pygidiums.
Die Sculptur ist sehr einfach. Nur hier und da bemerkt man
Andeutungen von sehr feinen Stigmen; im Uebrigen ist die Ober-
fläche ziemlich glatt und glänzend. Die erwähnten Stachelnarben
sind mehrfach abgerieben, bei einigen Exemplaren aber treten die
Mittelzeilen recht scharf hervor, während die äusseren, von weit
feineren Stacheln herrührenden Narben fehlen. Wenn sie indess
vorhanden sind, sitzen sie nicht, wie erstere, auf dem Rande der
Segmente, sondern auf der feinen Spannringfurche.
Die scheinbaren Formverschiedenheiten beruhen mehr auf
Verdrückungen, als auf ursprünglichen Differenzen. Wie schon
54 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [126]
oben erwähnt wurde, ist gewöhnlich der vorderste Theil des
Rumpfes gewölbt, der hintere glatt und flach, wie das Pygidium.
Es giebt aber auch Exemplare, die in der ganzen Länge gewölbt,
wie auch solche, welche vorn flach und hinten gewölbt erscheinen.
Dadurch erhalten die Individuen einen sehr verschiedenen Habitus,
ebenso wie Pygidien, welche von der Seite zusammengedrückt
sind, anders aussehen, als flachgedrückte, rund-begrenzte. Letz-
tere ähneln denen von Homalonotus obtusus, unterscheiden sich
aber leicht durch den Mangel deutlicher Längsfurchen, durch die
grössere Zahl deutlich markirter Pseudopleuren nnd durch die
glatte, meist glänzende Oberfläche.
Die Grösse des Rumpfes mit Pygidium schwankt zwischen
82”m und 130”"® Länge, so dass man für das ganze Individuum
100—160”® annehmen kann. Dabei sind aber Individuen ge-
messen, welche nach ihren breit verzogenen Segmenten als in die
Länge gezogen betrachtet werden müssen. Nach anderen, voll-
kommeneren Pygidien darf als Maximallänge ganzer Individuen
160— 180"® angenommen werden. Individuen von Durchschnitts-
grösse sind 130°” lang und 60 — 70”” breit, bleiben also wesent-
lich hinter Homalonotus obtusus zurück. Auch von multicostatus
sind noch keine besonders kleine Individuen "bekannt geworden.
Das Vorkommen von Homalonotus multicostatus scheint sich
bis jetzt ganz auf den Dachschiefer von Nieder-Erbach bei- Hadamar
zu beschränken, welcher wahrscheinlich den oberen Schichten des
Unterdevon angehört, da er den mitteldevonischen Kalken nahe-
liegt.
Die Abbildungen Taf. 6, Fig. 6 und 9 sind nach einem Exem-
plar meiner Privatsammlung, Fig. 8 nach einem kleineren aus dem
Wiesbadener Museum, Fig. 7 nach einem anderen aus der Samm-
lung des Herrn Bergrath UrrıcH in Diez entworfen. (Fig. 5 nach-
träglich zugefügt!)
[127] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 55
No. 11. Homalonotus laevieauda QUENSTEDT.
Taf.$S, Fig. 1—6; Fig. 7?; Taf. 7, Fig. 5?
Homalonotus subtyrannus pD’Arcuırac et DE VErnEUL ex parte, Geolog. Transact.
2. ser. VI, pag. 336.
Homalonotus laevicauda Quessteor, Petrefactenkunde 1552, pag. 294, tab. 23, fig. 9-
Homalonotus oniscus Wırrgen und Zeiter, Verhandl. des naturhistor. Vereins für
Rheinland und Westfalen, 1354, pag. 475.
Homalonotus mutabilis C. Koch, Verhandl. des naturhistor. Vereins für Rheinland
und Westfalen, 1330, pag. 135, 138.
Von dieser Art besitzt die Sammlung des naturhistorischen
Vereins zu Bonn eine ziemliche Anzahl vollständiger, aber kleiner
Individuen. Mir selbst liegen grössere Individuen in allen Theilen
ziemlich vollständig, wenn auch nicht in zusammenhängenden
Exemplaren vor. Die kleinen und mittleren Individuen sind fast
immer vollständig gekugelt, die grösseren immer ausgestreckt. Es
scheint daher, dass die Art in der Jugend das Vermögen besass,
sich zusammenzukugeln, dasselbe aber mit zunehmendem Alter
allmählich verlor. Die kleinen und grösseren Individuen behalten
in lithologisch abweichenden Gesteinen eine ziemlich constante
Form, soweit solche nicht durch die unten zu erörternden Formen-
schwankungen des Thieres selbst alterirt wird. Daraus lässt sich
schliessen, dass die Art mit einer festen Chitindecke bekleidet
war, welche Verdrückungen und Verschiebungen nur in geringem
Maasse zuliess. Sowohl nach dem Verlauf der Gesichtslinien, wie
nach der Beschaffenheit der übrigen Theile gehört Homalonotus
laevicauda in das Subgenus Dipleura.
Das Kopfschild ist im Ganzen mässig gewölbt, bei klei-
neren Exemplaren noch stärker als bei grösseren, so dass es sich
hier dem Halbkugeligen nähert. Dabei. erheben sich die einzelnen
Partieen des Kopfschildes nur wenig über die anderen. Die Breite
des Kopfschildes beträgt nicht ganz das Doppelte der Länge. Die
Glabella ist fast noch einmal so lang als breit, am Hinterrande
ebenso breit, als an der breitesten Stelle des Vordertheiles, in der
Mitte aber wesentlich schmäler. Der Hinterrand ist ziemlich gerade,
mit einer flachbogigen Einbuchtung nach vorn, der Vorderrand
56 Beschreibung der Homalonotus- Arten. [128]
stark convex, die Seitenränder flach-convex. Im Ganzen erhält
die Glabella auf diese Weise die Gestalt eines Biscuits. Sie ist
mässig erhöht, gleichförmig gewölbt und durch flache Furchen
begrenzt. Die Wangen sind verhältnissmässig breit und flach-
gewölbt, nur in der Umgebung der Augenhöcker etwas erhoben.
Diese sind auf der der Glabella zugekehrten Seite fast doppelt so
hoch als die Glabella, auf-der Aussenseite aber ziemlich von gleicher
Höhe. Sie sind verhältnissmässig gross und bilden stumpfe, kugel-
förmige, vollkommen runde Zapfen. Die Occipitalfurche ist flach,
hinter der Glabella schmäler als auf den Seitentheilen. Der Ocei-
pitalring ist schmal und tritt nicht so hoch hervor als die Glabella.
Er verläuft in einem flach geschwungenen, in der Mitte etwas
nach vorn gerichteten Bogen. Der Stirnrand springt in stumpfer
Parabelform vor und setzt sich nach ganz flacher Einbiegung
gleichförmig in die Seitenränder fort. Diese bilden einen ganz
flachen Bogen, welcher allmählich mit stärkerer Biegung in die
gerundeten Hinterecken übergeht. Die Gesichtslinie beginnt am
Stirnrand mit einer flachen Einbuchtung, bildet dann einen con-
vexen, dem Seitenrande der Glabella parallelen Bogen und läuft
mehr geradlinig nach dem Augenträger. Unter dem Augenträger
biegt sie unter rechtem Winkel in der Richtung der Oceipital-
furche um und erreicht, parallel mit dieser verlaufend, den Rand
an: den Hinterecken.
Der Rumpf (Thorax) ist ziemlich stark und gleichförmig
gewölbt, erreicht aber selbst bei den kleinen, kugelungsfähigen
Individuen im Querschnitt niemals den vollen Halbkreis. Aeltere
Individuen sind wesentlich flacher. Vorn ist der Rumpf etwas
breiter als hinten. Bei kleineren Exemplaren verhält sich die
Länge des ersten Segments zu der des dreizehnten wie 3 zu 2;
bei grossen Exemplaren wie 4 zu 3. Die einzelnen Segmente sind
flach gewölbt, auf der Unterseite mit einer schmalen, aber tief-
gehenden Spannleiste versehen, welche auf der Oberseite durch
eine ziemlich tief eingeschnittene Rinne markirt ist. Diese Rinne
liest dem Vorderrande nur um Weniges näher als dem Hinter-
rande, wenn jener nicht durch das vorhergehende Segment ver-
deckt wird. Die Hinterseite ist durch eine feine, nicht aufgeworfene
Randlinie begrenzt und erhebt sich von dieser aus gleichförmig
[ l 29] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 57
mit flacher Wölbung, welche letztere auf den Seiten in Folge der
schrägen Stellung der Pleuren etwas stärker ist als auf der Spindel.
Die Rippen sind schmäler als die Spindel und etwas stärker
gewölbt. Nur bei grossen Individuen ist ihre Grenze gegen die
Spindel mitunter durch eine sehr schwache Einsenkung abgegrenzt.
Am Ende sind die Rippen mässig verbreitert und flach gerundet.
Die Ausläufer der Spannleiste setzen nicht so weit fort, wie bei
anderen Arten, besonders bei jugendlichen Dnenplaren, womit
deren Kugelungsvermögen zusammenhängt.
Das Pygidium ist nach allen Seiten gleichförmig gewölbt
und hat die Form eines stumpfen, flachgedrückten Paraboloids.
Seine Länge verhält sich zur Breite wie I zu 2 oder wie 2 zu 3,
bei ganz kleinen Individuen sogar bisweilen wie 3 zu 4. Die
Rhachis ist nicht durch Längsfurchen getrennt, vielmehr bildet das
ganze Pygidium mehr ein zusammenhängendes, eiförmiges Schild.
Nur bei Exemplaren mit stärkerer Quergliederung entsteht durch
die übereinanderliegenden stumpfen Winkel, in denen Pseudo-
pleuren und Rhachissegmente zusammenstossen, eine Andeutung
von Längsfurchen. Vollständig fehlt die Quergliederung eigentlich
niemals, ausser wo sie durch Abreibung verloren gegangen ist.
In der Regel findet man wenigstens eine Andeutung von acht
Pseudopleuren, welche sich flachbogig zwischen flachen Furchen
erheben, so dass ein senkrechter Durchschnitt derselben eine ziem-
lich regelmässige Wellenlinie darstellt. Von diesen gleichförmig
gerippten Pygidien aber kommen alle Uebergänge bis zu fast ganz
glatten vor. Kleine Formen sind in der Regel weniger stark ge-
rippt als grosse; doch giebt es auch grosse mit sehr schwacher
und kleine mit verhältnissmässig starker Rippung. Der Rand des
Pygidiums breitet sich flacher aus als die Seiten, ist hinten
ein wenig breiter als an den Seiten und bildet eine etwas vor-
tretende Schwanzspitze; an den Seiten wie am Schwanzende ist
der Rand scharfkantig und liegt so ziemlich in einer Ebene.
Die flache Wölbung der Mitte des Pygidiums schliest mit einem
flachen Buckel, welcher sich steil zu der ausgestreckten, kurzen,
flachen Schwanzspitze absenkt. Die Partie zwischen dem Buckel
und der Schwanzspitze entspricht dem sonst vorkommenden glatten
Endtheile und ist etwas länger als ein Fünftel des Pygidiums,.
58 Beschreibung der Homalonotus- Arten. 1 30]
Die Sculptur ist feinkörnig rauh. Bei erhaltener Schale be-
merkt man in der Decke feine Stigmen, welche mehr als noch
einmal so dicht bei einander stehen als bei Homalonotus obtusus.
Die Oberfläche des Steinkernes ist ziemlich glatt, theilweise fast
glänzend.
Formenschwankungen kommen bei dieser Art häufiger vor,
als bei irgend einer anderen, und es war daher sehr schwierig, ihre
Grenzen festzustellen. Dass diese Schwankungen nicht etwa durch
das Versteinerungsmaterial bedinst sind, geht daraus hervor, dass
ganz gleiche Formenreihen bei Exemplaren aus blaugrauem Schiefer,
bei solchen aus normaler Grauwacke und solchen aus einer Art
Hornstein vorkommen. Es scheint mir daher nicht zweifelhaft,
dass diese Formenwandelung zum Theil mit der Entwickelung zu-
sammenhängt: die noch kugelungsfähigen Jugendzustände sind, wie
schon bei anderen Arten angedeutet, immer schlanker gebaut, als
ältere Individuen. Mit dem Alter nimmt die Breite mehr zu als
die Länge; die Spannleisten verlängern sich und das Kugelungs-
vermögen geht mehr oder ‚weniger verloren. Mit dem Verhältniss
von Länge und Breite des Pygidiums scheint aber auch der Grad
der Rippung in Zusammenhang zu stehen. Glatte Pygidien sind
immer schlanker gebaut als gerippte, und zwar liegen von letz-
teren bis jetzt nur grössere Exemplare vor. ‚Dieses Verhältniss
könnte zwar auch theilweise auf die Entwickelung zurückzuführen
sein, weil Jugendzustände immer ein glattes und schlankeres
Pygidium haben; da sich aber diese Unterschiede schon bei einer
gewissen Grösse der Individuen geltend machen und sich dann bis
zur Maximalgrösse derselben steigern, und da sich ausserdem ein
starkes Ueberwiegen der kleineren, schmalschwänzigen, schwach ge-
rippten Formen gegen die grösseren, breitschwänzigen geltend macht,
so könnte auch hier an besonders stark hervortretende Geschlechts-
verschiedenheiten gedacht werden; und in diesem Falle möchte
ich die spitzschwänzigen, glatten Formen als Männchen, die
stumpfschwänzigen, breiten, gerippten dagegen als Weibchen an-
sehen.
Die Grösse der Individuen ist schon oben als sehr variabel
bezeichnet worden; im Ganzen muss aber die Art zu den kleineren
1 31] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 59
Homalonoten gezählt werden, obwohl grössere Individuen mittleren
Exemplaren mittelgrosser Arten gleichkommen. Das grösste mir
vorliegende, vollständig gekugelte Individuum hat 31”® Kugel-
durchmesser bei 35"" grösster Breite.
Der Kopf ist 21°” lang, der Rumpf berechnet sich auf 48””;
das Pygidium misst 19"", wobei 4”" Zwischenraum zwischen
Stirnrand und Schwanzende zu berücksichtigen sind. Die Summe
dieser Maasse ergiebt 92”%, während die Kreislinie bei 51”” Durch-
messer 97,35°® beträgt. Die 6”" betragende Differenz beruht
darauf, dass Kopf- und Pygidium-Länge nicht über den Bogen,
sondern in der Sehne gemessen werden müssen. Ebenso muss
aber auch der Rumpf im Stadium der Kugelung als im höchsten
Grade der Dehnung befindlich angesehen werden. Das gewon-
nene Resultat kann daher nicht das Verhältniss für Individuen
in gestreckter Lage bezeichnen, sondern die Rumpflänge muss in
diesem Falle auf 34" reducirt werden, wenn man 1,2"® Ein-
schiebung für jedes der 13 Glieder, also zusammen 14" in Abzug
bringt. Ein wohl erhaltenes Stück vom Rumpfe eines grossen
Individuums hat neun Segmente in gestreckter und ein zehntes
in nach unten umgebogener Lage. Die neun Segmente messen
42”m, was für 13 Segmente 60" ausmacht. Die Breite dieses
Stückes beträgt 68"%, welches Verhältniss die obige Berechnung
bestätigt, wenn man die zunehmende Breite bei älteren Individuen
in Betracht zieht.
Das grösste vorliegende Pygidium, welches ganz regelmässig
gestaltet ist und zu den breitschwänzigen, gerippten Formen ge-
hört, ist 45"” lang und 76” breit. Es würde nach Obigem unter
Berücksichtigung der allgemein maassgebenden Verhältnisse einem
Individuum von 155 bis 165%" Länge und 85"" Breite angehört
haben. Die meisten Exemplare unserer Art sind aber viel kleiner,
und es mögen für die breite Form 60 bis 100" als Mittelgrösse
anzunehmen sein.
Ein anderes Pygidium der mehr spitzschwänzigen und glatten
Form ist 22" Jang und 29”® breit. Dieses mag einem Indivi-
duum von 76” Länge und 37=” Breite (bei schlankerem Bau)
angehört haben.
60 Beschreibung der Homalonotus- Arten. 132]
Das Vorkommen von Homalonotus laevicauda scheint ein ge-
selliges gewesen zu sein. Im Ganzen ist die Art zwar nicht häufig,
aber wo sie bis jetzt beobachtet worden ist, finden sich immer
viele Individuen zusammen. Der Hauptfundort sind die bekannten
versteinerungsreichen Schichten von Daleiden in der Eifel. Dort
müssen sich früher zahlreiche Exemplare gefunden haben, nament-
lich kleine eingerollte und gekugelte Individuen, wie solche in der
Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn reichlich ver-
treten sind. Auch bei Niederlahnstein finden sich hin und wieder
hierher gehörende Pygidien, von denen QUENSTEDT eines abgebildet
hat. Ein im Besitze der Bonner Sammlung befindliches Exemplar
von Niederlahnstein stimmt mit QuEnstepr's Abbildung so voll-
ständig überein, dass es als Original für dieselbe gedient haben
könnte. Auch auf der linken Rheinseite scheint die Art vorzukom-
men, hier aber in einem viel tieferen Niveau, im unteren Hunsrück-
schiefer. Ich bin nämlich der Ansicht, dass mehrere Schwanz-
schilder und Theile des Kopfes einer Dipleura, die Herr Landes-
geologe GREBE in den Schiefern des Homberges bei Buhlenberg
unweit Birkenfeld aufgefunden hat (Taf. 7, Fig. 5; Taf. 8, Fig. 7),
trotz ihrer im Vergleich zum Daleidener /aevicauda sehr erheblichen
Dimensionen doch derselben Art angehören. Ganz ähnliche Stücke,
wie sie von Herrn GREBE gefunden worden sind, bezog ich auch
im Handel, angeblich aus der Gegend von Simmern.
In der Bonner Sammlung liegst ein mittelgrosses Exemplar
eines Homalonotus, welcher mit unserer Art nahe verwandt ist.
Dasselbe unterscheidet sich von laevicauda durch den stumpf ab-
gerundeten Rand des Pygidiums, durch einen nach hinten stärker
verschmälerten Thorax und eine in der Mitte viel weniger ver-
schmälerte Glabella. Durch die genannten Unterschiede zeichnet
sich die ächte Dipleura Dekayi Green aus den Hamilton -Sand-
steinen des Staates New- York aus. Ich halte das fragliche Stück
für die ächte Dipleura Dekayi, und es fragt sich nur, ob dasselbe
wirklich dem rheinischen Unterdevon angehört, oder ob es mit einer
fremden Süite in die Bonner Sammlung gekommen ist und aus
Amerika stammt. Vorläufig nehme ich das Letztere an, weil der
röthlichgraue Sandstein des Fossils nicht für die rheinische Grau-
1 3 3] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 61
wacke spricht. Im Uebrigen wäre es an und für sich nicht un-
wahrscheinlich, dass am Rhein neben laevicauda auch Dekayi vor-
kommt; doch liegen bis jetzt keine sicheren Belege für eine solche
Annahme vor.
Die Abbildungen Taf. 8, Fig. 1, 3, 5 und 6 sind nach Exem-
plaren von Daleiden aus der Bonner Sammlung angefertigt. Taf. 7,
Fig. 5 stellt den oben erwähnten Kopf aus dem Hunsrückschiefer
von Buhlenberg dar, Taf. 8, Fig. 7 das Pygidium vom gleichen
Fundort. Taf. 8, Fig. 4 ist das Pygidium der Bonner Sammlung
von Niederlahnsten. (Fig. 2 — von Daleiden — nachträglich zu-
gefügt!)
No. 12. Homalonotus planus SANDBERGER.
Taf. 7, Fig. 1—4.
Homalonotus planus SANDBERGER MS., im Wiesbadener Museum.
_ Homalonotus planus Murcuisox, Siluria, last edit. pag. 395. Anmerk.
Auch diese Art gehört dem Subgenus Dipleura, und zwar
den grösseren Typen von flacher und gedrungener Gestalt an.
Der vorigen Art verwandt, ist sie doch in einigen wesentlichen
Merkmalen verschieden und bei leidlicher Erhaltung immer wieder-
zuerkennen.
Das Kopfschild ist sehr flach, zwischen Oecipitalring und
Stirnrand kaum gewölbt, nach den Seitenrändern mit gleichförmiger
Wölbung abfallend. Die Breite des Kopfschildes beträgt mehr als
das Doppelte der Länge. Die Glabella dagegen ist länger, aber
nicht ganz anderthalbmal so lang als breit. Ihr Hinterrand ist
gerade, der Vorderrand flach-convex, die Seitenränder flach-concav,
dabei die Mitte nicht so stark verengt wie bei der vorigen Art.
Die in ihrer ganzen Ausdehnung fast flache Glabella ist sehr wenig
erhöht, daher auch nicht von deutlichen Furchen umgeben. Ebenso
sind die Augenhöcker sehr flach, kaum über die Glabella hervor-
tretend. Es ist indess möglich, dass diese Verhältnisse wesentlich
auf Rechnung der Erhaltungsart kommen. Die Augenträger sind
rund und weiter nach vorn gerückt als bei Homalonotus laevicauda.
[9% Beschreibung der Homalonotus- Arten. I 34]
Die Oceipitalfurche ist sehr schmal und nicht scharf eingesenkt,
der Oceipitalring mässig breit und flach, die Hinterecken ungleich-
förmig gerundet, da sie hinten stärker gebogen sind als vorn.
Der Stirnrand bildet eine flache, gleichförmige Bogenlinie, die in
der Mitte nicht vorspringt und mit gleichförmiger Rundung in die
etwas eingedrückten Seitenränder übergeht. Die Gesichtslinie ver-
läuft vom Stirnrande aus fast in einem Kreisbogen nach den
Augen, hinter denselben scharfbogig und zuletzt gerade nach
den Kopfecken.
Der Rumpf ist sehr flachgewölbt, breit und derb, vorn etwas
breiter als hinten, und aus breiten Segmenten zusammengesetzt.
Die Längsfurchen zwischen Spindel und Seitentheilen fehlen hier
ganz. Auf den flachen Segmenten bezeichnet eine nicht scharf
eingesetzte, fadenförmige Furche die Spannleiste der Unterseite.
Dieselbe ist hier gleich weit vom Hinter- und Vorderrande der
Segmente entfernt. Der Hinterrand scheint nicht gesäumt zu sein.
Die Rippen sind an den mir vorliegenden Exemplaren nicht er-
halten, scheinen aber der ganzen Anlage nach wesentlich schmäler
zu sein, als der auffallend breite Spindeltheil.
Das Pygidium ist, wie alle anderen Körpertheile, sehr flach
gewölbt, in der Mitte immer glatt, nach dem Rande aber theil-
weise ganz matt efurcht. 4 bis 6 Pseudopleuren sind noch eben
sichtbar. Der schmale Rand ist kaum durch eine Wendung der
Fläche von den Seitentheilen des Pygidiums abgegrenzt. Ebenso
fehlt die bei Homalonotus laevicauda noch deutlich sichtbare Er-
hebung auf dem Hintertheile, sowie jedes markirte Abfallen der
Rhachis nach dem Schwanzende. Die hintere Begrenzung des
Pygidiums bildet einen Halbkreis.
Die Sculptur besteht bei gut erhaltenen Exemplaren in einer
sehr feinen Körnelung. Die einzelnen Körner (Papillen) sind auf
der Glabella rund, auf dem Thorax länglich und nach vorn spitz
auslaufend (Taf. 7, Fig. 4). Auf dem Pygidium sind die Körner
wieder mehr rund, aber undeutlich.
In der Grösse stimmen die bis jetzt bekannten Exemplare
ziemlich überein. Ein Stück aus der Maurer’schen Sammlung
misst;
[135] Beschreibung der Homalonotus- Arten. 63
42mm Kopflänge,
81» Rumpflänge und
41» Länge des Pygidiums;
im Ganzen also: 164» Länge.
Ein anderes Exemplar, welches ich Herrn Bergrath GIEBELER
verdanke, ist bei neun vollständig erhaltenen Segmenten mit Pygi-
dium 120”® lang. Die vier fehlenden Segmente zu 35”” und den
Kopf zu 50”® gerechnet, würde sich eine Gesammtlänge von 205”"
bei einer Breite von 100%” ergeben. Das Original im Wiesbadener
Museum mit der SANDBERGER’schen Etikette ist um Weniges
kleiner, sehr undeutlich und durch Verdrückung in die Länge
gezogen.
Das Vorkommen von Homalonotus planus beschränkt sich nach
dem bis jetzt verliegenden Material auf die Schichten des Huns-
rückschiefers. Die meisten Exemplare wurden im Dachschiefer
der Grube Ludwig bei Caub gefunden, doch hat sich auch ein
. Stück in ähnlichen Schichten bei Auroff unweit Idstein gefunden,
wie mir Herr Professor F. SANDBERGER brieflich mitgetheilt hat.
Da die flache Form dieser Art wesentlich. durch das Ver-
steinerungs-Material bedingt ist, da das Pygidium mit gerundeter
Spitze endigt, da weiter die Glabella fast genau die Gestalt der
ächten Dipleura Dekayi hat und endlich auch die feinen Papillen
auf Kopfschild und Pygidium so ziemlich mit der Sculptur der
genannten Art übereinstimmen, so war ich lange Zeit der Ansicht,
dass unsere Art mit der amerikanischen ident sei. Dieser An-
nahme steht jedoch der Verlauf der Gesichtslinie vor den Augen
und die Beschaffenheit des Stirnrandes entgegen; auch verschmä-
lert sich der Rumpf von Dekayi von vorn nach hinten noch viel
stärker. Auf alle Fälle aber ist die amerikanische Art mit der
unsrigen nächstverwandt.
Die Abbildung Taf. 7, Fig. 1 stellt ein etwas verzerrtes
Exemplar aus der Maurer’schen Sammlung dar. Der Kopf
Fig. 2 und das Fig. 3 abgebildete Stück stammen aus meiner
eigenen Sammlung. (Fig. 3 nachträglich zugefügt!) Alle Exem-
plare stammen aus dem Hunsrückschiefer der Grube Ludwig bei
Caub.
$. 4.
Vergleichende Uebersicht der beschriebenen zwölf
Homalonotus- Arten.
(Nebst einer Bestimmungs-Tabelle und einer Uebersicht über die
verticale Verbreitung der verschiedenen Arten.)
Schon in den ersten ausführlicheren Schriften über die palaeo-
zoischen Schichten des rheinischen Gebietes, welche 1840 von
SEDGWICK und MURCHISON, sowie von D’AÄRCHIAC und DE V ERNEUIL
veröffentlicht wurden, wurde ein Homalonotus erwähnt, welcher dem
obersilurischen Homalonotus Knightüi Kön. sehr nahe stehen sollte,
und ausserdem noch der .von MURCHISON aus der Qap-Colonie
beschriebene Homalonotus Herschehi aufgeführt. In seiner 1843 er-
schienenen »systematischen Uebersicht der Trilobiten« (N. Jahrb.
f. Mineral. ete., pag. 560) führt GoLpruss aus dem rheinischen
Devon die folgenden Homalonotus-Arten an:
Homalonotus Knightii Kön.; Wissenbach, Altenahr, Daun.
» Herschelä Murch.; Daun.
» gigas A. Röm.; Siebengebirge.
» Greeniü n. sp.; Coblenz.
Die Namen Knightü und Herschelüi fasste der Bonner Forscher
jedenfalls in demselben Sinne auf, wie die genannten englischen
und französchen Gelehrten. Unter dem Namen G'reeni muss nach
der Diagnose eine Form der armatus-Gruppe gemeint gewesen
sein; über seine genauere Bedeutung aber lässt sich jetzt
nichts mehr ermitteln. Ebenso unsicher ist, was für eine Form
GoLpruss unter dem Namen gigas verstanden hat.
In demselben Jahre erschien BURMEISTER’S Organisation der
Trilobiten, worin der sog. Knightii nach DE VERNEUIL’s Vor-
gang ohne Vorbehalt mit dem ächten Homalonotus Knightü ver-
1 37] Vergleich. Uebersicht der beschriebenen zwölf Homalonotus-Arten. 65
einigt wurde. Die zweite Form fasst BURMEISTER als besondere Art
auf, die er unter der Benennung Homalonotus armatus beschreibt.
Eine dritte, spitzschwänzige Form endlich, welche zusammen mit
dem vermeintlichen Homalonotus Knightii in der Grauwacke vor-
"kommt, wird mit dem amerikanischen Homalonotus delphinocephalus
Green identificirt. Somit waren also drei rheinische Arten auf-
gestellt, zu welchen noch eine vierte in dem von DE VERNEUIL
beschriebenen Homalonotus (Asaphus) subtyrannus kam.
1850 — 1856 veröffentlichten G. und F. SANDBERGER ihr
verdienstvolles Werk über ‘die Versteinerungen des rheinischen
Schichtensystems in Nassau. Darin blieben die beiden von
BURMEISTER beschriebenen, nur auf der linken Rheinseite be-
kannten Arten, als ausserhalb der Grenzen des Untersuchungs-
gebietes vorkommend, unberücksichtigt. Unter den nassauischen
Funden sahen die genannten Forscher eine Form als mit dem
englischen Homalonotus Knightü, eine zweite als mit VERNEUIL’s
subtyrannus identisch an, gaben aber beiden die neuen, ihnen pas-
sender erscheinenden Namen Homalonotus crassicauda und Homalo-
notus obtusus.
1863 zeigte sodann F. Römer, dass Homalonotus erassicauda
nicht mit dem silurischen Homalonotus Knightü ident sei, während
DE Konınck 1876 nachwies, dass ein Theil der zu Homalonotus
crassicauda gerechneten Formen eine neue Art darstelle, welche
er Homalonotus Roemeri nannte. j
WIRTGEN und ZEILER erwähnen noch Homalonotus Pradoanus
und oniscus. Diese Namen sind zwar nach den von ihnen ge-
gebenen Notizen nicht sicher zu deuten; ich glaube indess, dass
unter oniscus der von QUENSTEDT 1852 beschriebene Homalonotus
laevicauda gemeint ist.
Angenommen dass dem so wäre, so würden bis jetzt sechs
verschiedene Homalonotus- Arten beschrieben sein, zu denen nach
einer Bezeichnung von F. SANDBERGER im Wiesbadener Museum
noch eine siebente, nämlich Homalonotus planus aus dem Dach-
schiefer von Caub hinzukommt. Von diesen sieben Arten dürfen
zwei ihre bisherige Benennung nicht beibehalten, weil die eine
(Homalonotus delphinocephalus) nicht mit der amerikanischen Art
5
66 Vergleich. Uebersicht der beschriebenen zwölf Homalonotus-Arten. [138]
identisch ist, während die andere (Homalonotus subtyrannus) in
ihrer eigentlichen Bedeutung nicht festgestellt werden konnte.
Diese sieben Arten erscheinen in vorliegender Arbeit unter
den Benennungen:
Homalonotus ornatus Burmeister
» Roemeri de Koninck
> crassicauda Sandberger
» scabrosus C. Koch
» obtusus Sandberger
» laevicauda Quenstedt
» planus Sandberger.
Bei weiterer Sichtung des reichen in den rheinischen Samm-
lungen angehäuften Materials konnte ich trotz der Schwierigkeiten,
welche die fragmentarische Natur der meisten von mir unter-
suchten Reste verursachte, die Grenzen jener sieben Arten ge-
nauer feststellen. Fünf weitere Formen aber liessen sich nicht inner-
halb dieser Grenzen unterbringen, und ich war daher genöthigt,
diese als besondere Arten zu beschreiben. Von diesen bisher un-
beschriebenen Arten sind zwei in so wohlerhaltenen Exemplaren
oder wenigstens in so vielen sich ergänzenden Bruchstücken be-
kannt, dass ihre Charaktere im Wesentlichen vollständig festgestellt
werden konnten.
Diese beiden Arten sind:
Homalonotus ornatus C. Koch
» multicostatus ©. Koch.
Eine dritte Art, Homalonotus rhenanus Koch, liest zwar
nicht in der Vollständigkeit vor wie die beiden genannten, in-
dess zeigen die bis jetzt allein bekannt gewordenen Kopf- und
Schwanzreste so charakteristische Eigenthümlichkeiten, dass ich
mich genöthigt sah, sie als eine besondere Species aufzufassen.
‚Alle drei Arten sind nicht neu, sondern in vielen Sammlungen
vorhanden, in denen die erste und dritte Art mit Homalonotus
crassicauda, die zweite aber mit Homalonotus obtusus vereinigt
zu werden pflegt.
Von den zwei übrigen in vorliegender Abhandlung beschrie-
benen Arten ist Homalonotus subarmatus Koch mit armatus so
[139] Vergleich. Uebersicht der beschriebenen zwölf Homalonotus-Arten. 67
nahe verwandt, dass die im Obigen geltend gemachten Zweifel an
der Selbstständigkeit dieser Species gerechtfertigt erscheinen. So
lange aber die Vermuthung, dass hier nur eine geschlechtliche
Abweichung vorliege, nicht durch bestimmte Beobachtungen er-
wiesen ist, wird man subarmatus als eine selbstständige Species
festhalten müssen.
Als eigentlich neu ist unter den oben beschriebenen Arten
nur die zwölfte und letzte Art, Homalonotus aculeatus Koch, an-
zusehen. Die wenigen von dieser Art erhaltenen Reste unter-
scheiden sich von denen anderer Arten durch so bestimmte Merk-
male, dass nur die Wahl blieb, jene Reste als unbestimmbar zu
bezeichnen oder als zu einer besonderen Art gehörig zu betrachten.
Zur besseren Uebersicht über die beschriebenen 12 Arten
stelle ich in Nachstehendem deren wesentlichste Unterscheidungs-
Merkmale zusammen.
Bestimmungs - Tabelle
für die
Homalonotus-Arten des rheinischen Unterdevon.
a) Kopf, Thorax und Pygidium mit regelmässig gestellten Dornen
besetzt (untergeordnete Stachelnarben oder dergleichen nicht
als solche gerechnet). Stirnrand gerundet und vortretend.
Pygidium in eine acuminate Spitze ausgezogen c 3
1.} D) Kopf, Thorax und Pygidium ohne eigentliche Dornen (ilei-
nere Stacheln, deren Narben und Papillen nicht als Dornen
gerechnet). Stirnrand breit, gerade oder rund. Pygidium
nicht in eine Spitze ausgezogen, meist hinten rund, seltener
winkeliesauslaufend er. Bee ae en AA
Io)
( a) Pygidium auf dem Endgliede mit zwei Dornen; die übrigen
Rhachisglieder ebenfalls mit je zwei Dornen, welche aber
durch Abreibung theilweise fehlen können
I Homalonotus aculeatus Koch.
b) Pygidium auf dem Endsliede glatt; die übrigen Rhachisglieder
entweder auch glatt oder theilweise mit rudimentären Dornen
[besetzUReR e aeret:
b)
—
Vergleich. Uebersicht der beschriebenen zwölf Homalonotus-Arten. [140]
Pygidium auf den Seitentheilen vier Dornen tragend, von
denen auf jeder ersten und jeder fünften Pseudopleure einer
steht (die in der Beschreibung erwähnten Unregelmässig-
keiten in der Dornstellung sind zu berücksichtigen)
Homalonotus armatus Burm.
Pygidium auf den Seitentheilen zwei Dornen tragend, welche
auf dem dritten Pseudopleurenpaare stehen
Homalonotus subarmatus Koch.
Stirnrand abgestutzt, durch Ecken begrenzt. Gesichtslinie
vor den Hinterecken auslaufend. Thorax und Pygidium mit
deutlichen Längsfurchen. Schwanzspitze deutlich ausgestreckt
Subgenus Trimerus!) 5.
Stirnrand bogig vortretend, ohne Ecken. Thorax und Pysi-
dium ohne deutliche Längsfurchen, auf letzterem solche etwas
mehr angedeutet. Schwanzspitze nicht ausgestreckt, wenig
oder gar nicht vortretend
Zwischenstufe zwischen Trimerus und Dipleura 8.
Stirnrand bogig vortretend, ohne Ecken. Gesichtslinie in den
Hinterecken oder unter denselben auslaufend. Thorax und
Pygidium ohne Längsfurchen, auf letzterem solche nicht an-
gedeutet. Schwanzende ohne Spitze, bogig mit den Seiten-
rändern verlaufend. . . . . . .... Subgenus Dipleura 9.
u
Stirnrand zwischen den Vorderecken concav. Schwanzspitze
spitzwinkelig auslaufend. Kopf, Thorax und Pygidium mit
unregelmässig gestellten Stachelnarben oder Warzen dicht
besezt . . . Homalonotus scabrosus Koch (= gigas A. Römer).
Stirnrand zwischen den Vorderecken gerade. Schwanzspitze
gerundet. Kopf, Thorax und Pygidium mit Papillen oder
{oz}
Koornernl'besetzti rs namen Ne el Rewe SE,
1) Das Merkmal: »Stirnrand abgestutzt, durch Ecken begrenzt«, trifft zwar
für Homalonotus scabrosus und rhenanus zu, aber nicht für die Art, welche man
stets als Typus der Untergruppe Trönerus angesehen hat, nämlich Homalonotus
delphinocephalus Green, bei welchem vielmehr der dreickige Kopf an der Stirn
spitzbogig begrenzt ist. — Einen änlich contourirten Stirnrand, wie die eben
genannten rheinischen Arten, hat unter den silurischen Formen der bekannte
Homalonotus Knighti Kön., den Sarıwr zum Typus der Untergruppe Koenigia
- erhebt.
(E. K.)
[141] Vergleich. Uebersicht der bese rıe enen zwölf Homalonotus-Arten. 69
[oo]
-
—-
a)
b)
e)
Ecken des Stirnrandes seitlich etwas vortretend. Rippenenden
geradlinig, in stumpfem Winkel abgestutzt. Leistenrinne am
Pysidialrande gegen das Schwanzende auf der Seite des Pygi-
diums verlaufend . . . . . . Homalonotus Roemeri de Kon.
Ecken des Stirnrandes gerade. Rippenenden rundbogig. Leisten-
rinne am Pygidialrande gegen das Schwanzende hart auf der
Kante oder auf der Unterseite des Pygidiums . . ...7.
Pygidium über die Rückenlinie gerundet. Der glatte End-
theil ein Drittel so lang als der gerippte Theil der Pygidial-
Rhachis. Schwanzende stumpf und dick, etwas in die Höhe
gerichtet. Leistenrinne im Pygidialrande gegen das Schwanz-
ende auf der Kante. Oberfläche mit trichterförmig einge-
senkten, groben Stigmen unregelmässig bedeckt
Homalonotus crassicauda Sandb.
Pygidium über die Rückenlinie geradlinig. Der glatte End-
theil nicht ganz halb so lang als der gerippte Theil der
Pysgidial-Rhachis. Schwanzende spitzbogig und mässig dick.
Eeistenrinne am: Pygidialrande gegen das Schwanzende auf
der Unterseite, aber der Kante genähert. Oberfläche mit
sehr feinen Stigmen sehr unregelmässig bedeckt, feinkörnig
oder glatt . . . . 2... 2... Homalonotus rhenanus Koch.
Pygidium über die Rückenlinie geradlinig. Der glatte End-
theil wenig mehr als halb so lang wie der gerippte Theil
der Pysidial-Rhachis. Schwanzende spitzbogig, flach und
gerade ausgestreckt. Leistenrinne am Pygidialrande gegen
das Schwanzende tief auf die Unterseite gerückt. Oberfläche
auf Gliedern und Segmenten mit länglichen Papillen in regel-
mässigen Reihen besetzt (diese öfters undeutlich oder- abge-
rieben) . 2 2 2 020200202000. Homalonotus ornatus Koch.
Rippen viel kürzer als die Spindelsegmente. Längsfurchen
schwach, aber noch deutlich, besonders auf dem Pygidium.
Rand am Schwanzende breiter als an den Seiten des Pygi-
diums. Zahl der Pseudopleuren 8; diese gerade
Homalonotus obtusus Sandb.
Rippen wenig kürzer als die Spindelsegmente. Längsfurchen
fehlend oder nur auf dem Pygidium angedeutet. Rand am
Schwanzende nicht breiter als an den Seiten des Pygidiums.
Zahl der Pseudopleuren 11; diese nach hinten gebogen (die
letzten zwei oft undeutlich und verloschen)
Homalonotus multicostatus Koch.
70 Vergleich. Uebersicht der beschriebenen zwölf Homalonotus-Arten. [142]
a) Stirnrand in der Mitte vortretend, etwas nach vorn gestreckt.
Glabella in der Mitte stark eingeengt. Pygidium mit schneidig
scharfem Rande. Seitentheile mit acht deutlich angedeuteten
Pseudopleuren oder glatt . . Homalonotus laevicauda Quenst.
b) Stirnrand nicht vortretend, flachbogig. Glabella in der Mitte
nur wenig eingeengt. Pygidium stumpfrandig. Seitentheile
mit 4—6 schwach angedeuteten Pseudopleuren
Homalonotus planus Sandb.
Obwohl in dieser Bestimmungstabelle möglichst darauf Bedacht
genommen wurde, Unterscheidungs-Merkmale, welche zu Irrthümern
Veranlassung geben könnten (wie z. B. die bisweilen fehlende neunte
Pseudopleure bei Homalonotus ornatus), wegzulassen, so muss doch
bei Gebrauch derselben immer beachtet werden, ob man es mit
Abdrücken der Aussenseite oder der Innenseite zu thun hat, wie
denn überhaupt der ganze Zustand des Petrefactes bei der nicht
immer ganz einfachen Bestimmung wesentlich mit in Betracht
kommt. Ganz besonders aber müssen die vielfach vorkommenden
Verdrückungen und Verschiebungen berücksichtigt werden, beson-
ders da, wo es sich um relative Maassverhältnisse handelt.
Aus dem mir vorliegenden Materiale geht schon hervor, dass
die Fauna unserer rheinischen Homalonoten mit diesen zwölf Arten
noch nicht erschöpft ist. Ich konnte mich aber nicht entschliessen,
auf Unterschiede, die nur an einzelnen Bruchstücken beobachtet
worden, noch weitere Arten zu gründen — wie ich dies in den beiden
Fällen gethan habe, wo Merkmale vorlagen, die eine Vereinigung
mit den übrigen aufgestellten Arten absolut ausschlossen.
[143] Vergleich. Uebersicht der beschriebenen zwölf Homalonotus-Arten.
Tabellarische Uebersicht
über
71
die verticale Verbreitung der Homalonotus-Arten im rheinischen
Unterdevon.
5 g ö
S = ; S
= |&u. | 22 | 98|1|85 | 3%,
@ 38 |282|==2|38 | 58
Name der Species , ZE= Os | ie So SS
{=} ©
sale | ee
| = (@) 2 (@)
a) 5) @)
Homalonotus armatus Burm. . +
» subarmatus Koch . ? + |
| |
» aculeatus Koch . + | |
I}
» Roemeri de Kon. + ? | |
| I}
. |
» crassicauda Sandb. Ar + |
» ornatus Koch . ? +
> rhenanus Koch . +
» scabrosus Koch = gigas
ASRomE see + ?
» obtusus Sandb... . . ? E=
» multicostatus Koch . Ar
» planus Sandh. . Ar
» laevicauda Quenst. 2? --
S 2.
Vergleichung der aus fremden Gebieten
beschriebenen devonischen Homalonoten mit den
rheinischen Species dieser Gattung.
(Von Herrn E. Kayser.)
l. Harz.
1. Homalonotus Ahrendi F. A. RÖMER.
Versteiner. des Harzgebirges, 1843, pag. 39, tab. 11, fig.5. Aus den Spiriferen-
sandsteinschichten des Adenberges bei Oker.
Das Original dieser, wie der meisten von Av. RÖMER be-
schriebenen Homalonoten, ist leider in der Clausthaler Sammlung,
in der man es vermuthen sollte, nicht vorhanden. Man ist daher
für die Deutung der Art gänzlich auf die sehr mangelhafte Ab-
bildung und die kurze Beschreibung RÖMER’s angewiesen.
Nach der Vermuthung der Brüder SANDBERGER wäre die
harzer Form identisch mit Homalonotus cerassicauda. Imdess läuft
der Schwanz beim typischen Homalonotus crassicauda weniger
spitz aus, als RÖMER es bei seinem Ahrendi darstellt. Die spitze
Endisung des Pygidiums, die von RÖMER ausdrücklich erwähnte
Anschwellung der Pleuren an ihrer Ansatzstelle an die Rumpf-
segmente, sowie die aus seiner Abbildung ersichtlichen, an jener
Stelle sich erhebenden Knoten oder Tuberkeln erinnern vielmehr
sehr an den dieselben Merkmale zeigenden Homalonotus ornatus
Koch. Es muss indess bis zur Auffindung neuer Exemplare
am Adenberge dahingestellt bleiben, ob beide Formen wirklich
zusammenfallen.
[145] Vergleich. der aus fremden Gebieten beschrieb. devonischen ete. 15
2. Homalonotus punctatus F. A. RÖMER.
l. e. fig. 9. Aus dem Spiriferensandstein des Rammelsberges.
Die von RÖMER hervorgehobene, »ziemlich grobe« Punktirung
des von ihm abgebildeten Schwanzfragmentes scheint darauf hin-
zuweisen, dass dasselbe der folgenden Art angehört,
3. Homalonotus gigas F. A. RÖMER.
l. e. fig. 10. Aus dem Spiriferensandstein des Kahleberges.
RÖMER kannte von dieser im Quarzsandstein des Kahleberges
ziemlich häufigen Art nur sehr unvollkommene Bruchstücke, deren
Hauptkennzeichen in ihrer Grösse liegen sollte. Indess bildet der
Autor (l.c. bei e) ein als Steinkern erhaltenes Pleurenende ab,
welches auser einer sehr tiefen, von der Spannleiste herrührenden
Rinne eine auffällig scharfwinkelige Endigung zeigt.
Ganz dieselben Merkmale lässt nun auch ein im Besitze der
Landesanstalt befindliches, sehr wohl erhaltenes Rumpfsegment
vom Kahleberg erkennen, welches ich auf Taf. 8, Fig. 11 habe
abbilden lassen. Da sich dasselbe zugleich durch ungewöhnliche
Grösse auszeichnet, so dürfte seine Zugehörigkeit zu RÖMER’S gigas
nicht zweifelhaft sein. Nun aber stimmt dies Segment in seiner
ganzen Gestalt, in der auffällig winkeligen Endigung, in der un-
gewöhnlichen Tiefe des Eindrucks, den die dem Vorderrande nahe-
liegende Spannleiste erzeugt, sowie endlich in dem eigenthümlichen,
jedenfalls zur Articulation dienenden zahnförmigen Fortsatz, der am
Unterrande, an der Grenze von Axe und Pleuren liegend, einen
tiefen Eindruck hervorbringt (und der ganz ähnlich bereits durch
WoopDWARD bei Homalonotus Champernownei beschrieben worden
ist [Geolog. Magaz., 1881, pag. 490]), auf das Allervollständigste
mit den Segmenten von Homalonotus scabrosus Koch überein,
wie ein solches auf Taf. 4, Fig. 5 abgebildet ist.
Weist schon diese Uebereinstimmung darauf hin, dass Ho-
malonotus scabrosus und gigas ident seien, so wird diese Ansicht
74 Vergleich. der aus fremden Gebieten beschrieb. devonischen [146]
noch weiter bestätigt durch die Vergleichung der Köpfe der frag-
lichen harzer und rheinischen Formen. Die Sammlung der hiesigen
Universität besitzt ein schönes, sehr grosses Fragment eines Kopfes,
die Sammlung der Clausthaler Bergakademie mehrere gute, klei-
nere Köpfe des harzer gigas. Diese Köpfe, deren ich auf Taf. 8,
Fig. 8 und 9 zwei habe abbilden lassen, zeigen besser als jede
Beschreibung die grosse, auch hier bestehende Uebereinstimmung.
Als besonders charakteristisch will ich nur die sowohl an diesen
beiden harzer Köpfen, wie auch an den Taf. 4, Fig. 1 und 2 ab-
gebildeten Kopfschildern des Kocw’schen scabrosus deutlich hervor-
tretenden, merkwürdigen Erweiterungen der Dorsalfurchen an ihrer
Einmündung in die Nackenfurche hervorheben, durch die hier ein
lang-ovaler, vertiefter, glatter Raum an den beiden inneren Wangen-
ecken entsteht!). Da weiter auch die Schwänze von gigas und
scabrosus — vergl. die Abbildungen Taf. 8, Fig. 10 und Taf. 4,
Fig. 3 und 6 — dieselbe Uebereinstimmung zeigen, und endlich
auch die Sculptur, die grobe, alle Körpertheile bedeckende Körne-
lung, bei beiden Formen übereinstimmt, so kann deren Identität als
gesichert gelten. Als dem älteren kommt dem Römer’schen Namen
gigas vor der Koc#’schen Benennung scabrosus die Priorität zu.
Ds
4. Homalonotus obtusus SANDBERGER ?
A. Römer, Beitr. zur geol. Kenntn. des nordwestl. Harzgeb. II, 1852, tab. 1, fig. 5.
Von Andreasberg, also aus dem Niveau des Hauptquarzits der Wieder Schiefer.
Von dieser Form ist ein unvollständiges, wohl nicht ganz
correct dargestelltes Pygidium abgebildet (die Seitenrippen reichen
so weit nach innen, dass für die Spindel kaum Platz bleibt). Nach
seinem stumpf abgerundeten Umriss und der ziemlich starken Rip-
l) Ganz ähnliche Erweiterungen hat schon Sauer bei Homalonotus Knightii
(Monogr. Brit. Trilobites tab. 12, fig. 4 und Holzschnitt auf pag. 120) und bei
Homalonotus bisulcatus (Holzsehnitt auf pag. 106) beobachtet und in der Erklä-
rung zu Taf. 12, Fig. 4 als depressed spaces at the base of the cheeks be-
zeichnet.
[147] Homalonoten mit den rheinischen Species dieser Gattung. 75
pung könnte dasselbe in der That zu odtusus, vielleicht aber auch
zu multicostatus gehören.
5. Homalonotus minor A. RÖMER.
l. ce. tab. 5, fig.24. Aus den Spiriferensandsteinschichten der Schalke.
Von dieser Form bildet RÖMER nur ein kleines, dreieckig
contourirtes, 'spitz endigendes Pygidium mit mässig breiter, scharf
abgegrenzter Axe und deutlich gerippten Seiten ab. Solche kleine
Pygidien finden sich an der Schalke und am Kahleberge ziemlich
häufig und liegen mir sowohl aus unserer eigenen, wie auch aus
der Clauthaler Sammlung vor. Koch erklärte, als er im August
1880 in Berlin war, eines derselben für einen Jugendzustand
von crassicauda. In der That lässt sich die Aehnlichkeit mit
diesem nicht verkennen; da aber, wie Koch bei Beschreibung
der betreffenden Arten ausgeführt hat, die Jugendzustände von
crassicauda, rhenanus, ornatus und scabrosus sich überaus ähn-
lich sind, so muss man die Möglichkeit, dass die kleinen
Schalker Schwänze vielleicht nicht crassicauda, sondern einer der
zuletzt genannten Arten angehören, offen halten. Die Identität
von gigas und scabrosus ist KocH unbekannt geblieben; nachdem
dieselbe sich aber ergeben hat, ist der Gedanke kaum abzuweisen,
dass die kleinen, als minor beschriebenen Schwänze Jugendzustände
von derjenigen Art darstellen möchten, der auch die an derselben
Fundstätte vorkommenden Reste älterer Individuen angehören, näm-
lich von Homalonotus gigas Röm.
6. Homalonotus Barrandei. A. Römer.
l. e. tab. 5, fig. 25. Vom Rammelsberge.
Römer bildet ein abgeriebenes und offenbar von den Seiten zu-
sammengedrücktes, aber bis auf den Schwanz vollständiges Exemplar
dieser Form ab. Ohne Vergleichung des wahrscheinlich verloren ge-
gangenen Originales scheint eine sichere Beurtheilung der Form kaum
76 Vergleich. der aus fremden Gebieten beschrieb. devonischen [148]
möglich; es ist indess nicht unwahrscheinlich, dass die beiden
ovalen Vertiefungen, welche RÖMER auf beiden Seiten der Glabella
über der Nackenfurche zeichnet, die eisenthümlichen, brillenför-
migen Erweiterungen der Seitenfurchen darstellen sollen, die oben
als so charakteristisch für Homalonotus gigas beschrieben wurden.
Ist diese Vermuthung richtig, so würde Homalonotus Barrandei
als ein weiteres Synonym von gigas zu betrachten sein,
7. Homalonotus latifrons A. RöMrR.
Beitr. III, 1855, tab. 3, fig. 21. Aus dem. Spiriferensandstein der Schalke.
Das Original dieser Form ist glücklicher Weise noch in der
Clausthaler Sammlung vorhanden. Dasselbe zeigt, dass RöMERr’s
Abbildung in irrthümlicher Weise ergänzt ist. Der bei RÖMER
flachbogig gezeichnete Stirnrand ist am Original: weggebrochen.
Ebenso wenig sind die Wangen erhalten. Die Augen sitzen nicht
so weit nach vorn, wie auf der Römer’schen Abbildung. Ich gebe
Taf. 8, Fig. 9 eine neue, correkte Abbildung. Der Leser wird
beim Vergleich derselben mit den auf derselben Tafel, sowie den
auf Taf. 4 abgebildeten Köpfen von Homalonotus gigas (— sca-
brosus) sofort erkennen, dass dasselbe nur einem jugendlichen
Individuum der genannten Art angehören kann.
8. Homalonotus Schusteri A. RÖMER.
Beitr. III, 1855, tab. 3,‘ fig. 20. Vom Drei-Jungferngraben bei Andreasberg, also
aus dem Niveau des Hauptquarzits der Wieder Schiefer.
RÖMER bildet von dieser Art ein halbes Kopfschild mit an-
hängenden Theilen des Rumpfes ab. Nach den an anderen Abbil-
dungen gemachten Erfahrungen scheint es nicht unzweifelhaft, ob die
in Rede stehende Abbildung naturgetreu ist. Dieses vorausgesetzt,
würde der Umriss des Kopfes, sowie auch die in der Mitte ein-
geschnürte Gestalt der Glabella auf eine Verwandtschaft mit dem
rheinischen Homalonotus laevicauda ‘hinweisen. Indess läuft der
[149] Homalonoten mit den rheinischen Species dieser Gattung. u
Kopf bei dieser Art an der Stirn lange nicht so spitz zu als bei der
Andreasberger Form, welche dadurch vielmehr dem amerikanischen
Homalonotus Dekayi nahekommt. Jedenfalls liegt hier eine Art
aus der Gruppe der Dipleuren vor, wie schon aus dem Mangel
einer deutlichen Dreitheilung an den noch vorhandenen Theilen
des Rumpfes hervorgeht.
9. Homalonotus granulosus TRENKNER.
Abhandl. der naturf. Ges. zu Halle, Bd. X, pag. 201, tab. 15, fig. 2. Ein iso-
lirter Kopf von der Schalke.
Die in der Abbildung deutlich hervortretende, starke Erweite-
rung der Seitfurchen der Glabella über der Nackenfurche lässt uns
auch hier unschwer ein abgeriebenes und verdrücktes Exemplar
von Homalonotus gigas erkennen.
Als Resultat unserer obigen Analyse der bisher aus dem
Harz beschriebenen Homalonotus- Arten würde sich das folgende
Arten- und Synonymen-Verzeichniss ergeben:
1. Homalonotus ornatus Koch? (= Homalon. Ahrendi A. Röm.)
Adenberg.
2. Homalonotus gigas A. Röm. (= scabrosus Koch). - Schalke,
Rammelsberg.
» » » — latifrons A. Röm.
» » » — punctatus 1d. (?)
» » » — Barrandei Id. (2)
» » » — minor Id.
> 5 » — granulosus Trenkn.
Homalonotus obtusus Sandb.? Andreasberg.
4. Homalonotus (Dipleura) Schusteri A. Röm. Andreasberg.
78 Vergleich. der aus fremden Gebieten beschrieb. devonischen [150]
ll. Altvatergebirge.
Homalonotus erassicauda SANDBERGER.
F. Römer, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XVII, pag. 592, tab. 17, fig. 12;
Geologie von Oberschlesien, tab. 1, fig. 4.
Wie auf S. 30 erörtert, ist diese aus dem altdevonischen
Quarzit des Dürrberges stammende Form später von DE KonInck
mit dem von ihm aus den. ältesten Devonschichten (Gedinnien)
der belgisch-französischen Ardennen beschriebenen Homalonotus
Roemeri identificirt worden (Ann. de la Soc. geol. de la Belgique,
tome III, pag. 31, tab. 1, fig. 15, 1876). Koch rechnet hierher
auch eine sich im rheinischen Taunusquarzit und in der älteren
Siegen’schen Grauwacke findende Homalonotus- Art.
Il. Französisch-belgische Ardennen.
Homalonotus Roemeri DE KoNnInck.
lasıc! ”
IV. England.
1. Homalonotus elongatus SALTER.
Monogr. Brit. Trilob. pag. 122, tab. 10, fig. 12, 1864.
Nur das Pygidium ist bekannt. Dasselbe ist. von verlängert
dreiseitigem Umriss und stark gewölbt. Axe beträchtlich convex,
halb so breit als die Gesammtbreite, aus 12 deutlichen Ringen
bestehend, von denen der erste, zweite, vierte und fünfte ein
Tuberkelpaar tragen. Seiten mit etwa 8 sehr schrägstehenden,
starken Rippen, von denen die zweite und fünfte einen dicken,
knotenförmigen Tuberkel tragen.
[151] Homalonoten mit den rheinischen Species dieser Gattung. 79
Nur ein einziges Exemplar ist bekannt, welches aus dem
Unterdevon von Meadsfoot bei Torquay in South Devon stammt.
Die Art gehört nach ihrer Bewehrung mit Tuberkeln in die
Gruppe des Homalonotus armatus (SALTER’s Section Burmeisteria).
Unter den dieser Gruppe angehörigen rheinischen Arten kann
mit ihr nur Homalonotus armatus selbst verglichen werden, der
ebenfalls je zwei Tuberkeln auf den Seiten des Pygidiums besitzt;
doch ist es bei armatus im Unterschiede von elongatus die erste
und fünfte Rippe, die einen Tuberkel trägt, und dieser letz-
tere selbst hat keine knoten-, sondern eine dornförmige Gestalt.
Ausserdem ist bei der rheinischen Art die Axe nicht so breit,
namentlich am Ende, und das ganze Pygidium wesentlich kürzer.
Die von Koch als subarmatus beschriebene Form unter-
scheidet sich von elongatus durch nur einen Tuberkel auf jeder
Seite des Pygidiums, KocH’s aculeatus aber dadurch, dass hier
sämmtliche Axenringe des Schwanzschildes mit einem Tuberkel-
‘ paare bewehrt sind.
2. Homalonotus Champernownei H. WooDwARD.
Geolog. Magaz. 1881, pag. 489, tab. 15.
Erst kürzlich auf Grund eines bis auf den Schwanz ziemlich
vollständigen, indess etwas verdrückten Exemplares (Steinkern)
aufgestellt, welches ebenfalls von Torquay, und zwar angeblich
aus den daselbst an der Basis des Mitteldevon (?) liegenden rothen
Grauwackensandsteinen herstammt.
Die Art gehört zur armatus-Gruppe. Sie ist durch eine
schwache Dreilappung ausgezeichnet und ähnelt hierin Homalo-
notus Herscheli Murch. aus dem Unterdevon der Oap- Colonie.
13 Rumpfringe. Axe sehr breit. Jeder Axenring trägt ein paar
Dornen, die ungefähr 2°%® von einander entfernt stehend, zwei
parallele Reihen bilden.
Die Glabella besitzt nach WoopwArp’s Beschreibung drei
Paar Stacheln auf den Seiten und drei auf der Mittellinie, von
80 Vergleich. der aus fremden Gebieten beschrieb. devonischen [152]
denen das vorderste doppelt gewesen zu sein scheint. Keine
Andeutung eines Nackenstachels.
Zu dieser Form ist später (Geol. Magaz. 1882, pag. 157,
tab. 4, fig. 3) ein sehr defecter Schwanz gezogen worden. Der-
selbe läuft spitz aus; Axe aus ca. 12 Ringen zusammengesetzt,
deren vorderste mit einer doppelten Reihe von Dornen besetzt
waren [was aus der Abbildung nicht ersichtlich ist]. Die Seiten
tragen ungefähr 6 Ringe.
Homalonotus armatus besitzt einen Nackenstachel und hat
auf der Glabella zwar ebenfalls drei seitliche, aber keine mittlere
Dornen. Die Dornen auf den Axenringen des Rumpfes sind nicht
in gerade Reihen geordnet und ausserdem ist auch noch ein Dorn
am Ende jeder Pleure vorhanden. Gehört der oben beschriebene.
Schwanz wirklich zu Champernownei, so würde die Bedornung
auch hier von derjenigen von armatus abweichen, da der Schwanz
von armatus auch auf den Seiten Dornen trägt.
3. Homalonotus goniopygaeus H. WooDwARD.
Geolog. Magaz. 1382, pag. 157, tab. 4, fig. 1.
Auf ein zusammen mit der vorigen Art gefundenes Schwanz-
schild gegründet. Dasselbe ist lang, dreiseitig und stark gegliedert.
Axe ausserordentlich breit, aus 12 oder 13 Segmenten zusammen-
gesetzt. Auf den Seiten 8 oder mehr deutliche Rippen, die in
einem stumpfen Winkel mit den Axenringen zusammentrefien. —
Keine Andeutung von Dornen oder Tuberkeln.
Der beschriebene Schwanz ist im Allgemeinen den kleinen,
schmalen, langen, stark gegliederten, von Koch auf männliche
Individuen bezogenen Schwänzen von rhenanus, crassicauda ete.
ähnlich und dürfte wohl jedenfalls der Gruppe des crassicauda
angehören. Indess besitzt keine der hierher gehörigen rheinischen
Formen eine so breite Axe als goniopygaeus.
[153] Homalonoten mit den rheinischen Species dieser Gattung. 81
V. Westliches Frankreich.
1. Homalonotus Gervillei VERNEUIL.
Tenmmarcnerr, Asie Mineure, Paleont. pag. 448, pl. 20, fig. 1. 1866. — Bayır et
Zeivver, Explicat. de la Carte geol. de la France, IV, tab. 2, fig. 1, 3, 6. 1878.
(Bessere Abbildungen.)
Diese sich in den unterdevonischen Schichten von Nehou
(und auch bei Constantinopel) findende Art ist in allen ihren
Theilen bekannt. Kopf und Schwanz sind halbkreisförmig be-
grenzt. Die Dreitheilung des Körpers ist sehr wenig scharf, die
Rippung dagegen ziemlich stark ausgebildet. Die viereckige, nahe
bis an den Stirnrand reichende Glabella ist vor den meisten an-
deren Homalonoten durch eine, wenn auch nur schwache, Loba-
tion ausgezeichnet. VERNEUIL bemerkt, dass die Art Homalonotus
obtusus Sandb. von Wissenbach sehr nahe zu stehen scheine.
Leider ist von obtusus bis jetzt mit Sicherheit nur der Schwanz
bekannt und daher ein endgültiges Urtheil über die Beziehungen
resp. die Identität beider Formen noch nicht möglich; doch will
es mir scheinen, als ob die Axe des Schwanzes bei obtusus nicht
so breit und deutlicher begrenzt sei als bei der französischen Art.
2. Homalonotus Hausmanni M. Rovaurt sp.
Asaphus Hausmanni Brongn. bei Rou., Bull. Soc. geol. de France. 2. ser., VII,
pag. 379. 1851. Nur der Schwanz ist bekannt und sehr schematisch abgebildet.
Von Izx.
Steht, wie schon von VERNEUIL hervorgehoben, Homalonotus
Gervillei mindestens sehr nahe.
3. Homalonotus Legraverendi M. RouAuLr.
l. e. pag. 381. Ebenfalls von Izx.
Auch von dieser Art ist nur der Schwanz bekannt, aber nicht
abgebildet worden. Die kurze Beschreibung giebt kein hinreichend
6
82 Vergleich. der aus fremden Gebieten beschrieb. devonischen [154]
deutliches Bild der Art, um einen Vergleich mit anderen Arten
zu ermöglichen.
Bonissent führt in seiner Arbeit über die Geologie des
Departement de la Manche (Mem. de la soc. des sc. nat. de
Cherbourg, vol. X, 1864, pag. 200) aus dem Unterdevon des
Contentin noch die folgenden Arten auf:
Homalonotus Forbesi Rou.
» Buchü Vern.
» Brongniarti Vern.
Es ist mir unbekannt, ob jemals eine genauere Beschreibung
und Abbildung dieser Arten gegeben worden ist.
Es werden in der neueren französischen Literatur noch einige
weitere Arten genannt, von denen aber bis jetzt ebenfalls weder
Beschreibungen noch Abbildungen existiren (Homalonotus Gahar-
densis Trom. et Lebesec. ete.).
VI. Spanien.
Homalonotus Pradoanus VERNEUIL.
Bull. Soc. geol. de France, 2. ser., 1350, tab. 1, fig. 4.
Eine sehr grosse, aber nur unvollständig bekannte Art, die
durch sehr zahlreiche, über den ganzen Rumpf und Schwanz zer-
streute Körner und Tuberkel ausgezeichnet ist. Es ist ihr in
dieser Hinsicht keine andere bis jetzt beschriebene Art vergleichbar.
Die Quergliederung des breiten, gerundeten (?) Pygidiums ist sehr
deutlich, die Abgrenzung der Axe von den Seiten wenig scharf. —
Wird von SALTER zur armatus- Gruppe gerechnet.
Vi. Türkei (Bosporus).
1. Homalonotus Gervillei VERNEUIL.
Wurde schon oben aus Frankreich angeführt.
o-
[1 55] Homalonoten mit den rheinischen Species dieser Gattung. 83
2. Homalonotus Salteri VERNEUIL.
Asie Mineure, Paleont. pag. 450, tab. 20, fig. 2.
Auf ein einziges Pygidium von kurz gerundetem Umriss mit
deutlich gegliederter Axe und Seiten gegründet. Axe ebenso breit
wie die Seiten. Auf beiden zählt man nur 5 Articulationen. Ein
schmaler, glatter Randsaum ist vorhanden.
VERNEUIL giebt an, dass er den fraglichen Schwanz anfäng-
lich als zu Phacops gehörig betrachtet, später aber auf SALTER’s
Autorität bei Homalonotus untergebracht habe. Wir müssen be-
kennen, dass wir trotzdem Zweifel hegen, ob die Art wirklich zu
Homalonotus gehöre.
Vilt. Afrika, Cap-Colonie.
1. Homalonotus Herscheli Murcnison.
Sil. Syst. II, pag. 652, tab. 7 bis, fig. 2.
Aus den Grauwackensandsteinen des Cedarberges und nach
SANDBERGER (Neues Jahrb. 1852, pag. 581, und Rhein. Schichten-
system Nassau, pag. 477) unzweifelhaft devonischen Alters.
Ist von allen Autoren als naher Verwandter von Homalonotus
armatus angesehen worden und gehört auch unzweifelhaft in die
Section der Burmeisterien; indess scheinen im Unterschiede von
armatus die Seitentheile des Pygidiums von Stacheln frei zu sein.
2. Homalonotus erassieauda SANDBERGER.
kommt nach Angabe der Brüder SANDBERGER (Rhein. Schichten-
system Nassau, pag. 477) zusammen mit der vorigen Art und
anderen devonischen Versteinerungen im Sandstein des Oedar-
berges vor.
6*
84 Vergleich. der aus fremden Gebieten beschrieb. devonischen [156]
IX. Nordamerika.
1. Homalonotus Dekayi GREEN.
Pal. New-York, vol. V, Illustr. Devon. Foss. 1376. — F. Röner, Lethaea palaeo-
zoica, Atlas, 1876, tab. 25.
Aus den Hamilton-Schichten. Eine typische Dipleura, die
sich von den rheinischen Dipleuren durch den nach der Stirn
spitzbogig zulaufenden Umriss des Kopfes und eine rectanguläre
Glabella unterscheidet. Trotzdem ist die allgemeine Aehnlichkeit
der kleinen Form von Daleiden (laevicauda) mit Jugendzuständen
der amerikanischen Art recht gross.
2. Homalonotus Vanuxemi Harr.
Pal. New-York III, pag. 352, tab. 73, fig. 9— 13.
Nur in Bruchstücken des Rumpfes und Schwänzen bekannt.
Nach diesen letzteren besteht eine Verwandtschaft mit Homalonotus
rhenanus. — Aus der Unter- Helderberg- Gruppe.
X. Südamerika, Brasilien.
Homalonotus Oiara Harrr et RaTHBun.
Ann. of the Lyceum of nat. hist. of New-York, vol. XI, pag. 114 (ohne Abbild.).
Soll sich von Dekayi durch weiter nach vorn gerückte Augen
unterscheiden.
[157] Homalonoten mit den rheinischen Species dieser Gattung. 85
Aus Obigem ergiebt sich, dass sich bis jetzt nur wenige von
den rheinischen Homalonotus- Arten in fremden Devon-Gebieten
wiedergefunden haben. Die meisten Arten hat mit dem Rheinland
der Harz gemein (Homalonotus gigas A. Röm., ornatus Koch (?) und
obtusus Sandb.?). Aus den Ardennen und Sudeten kennt man
bisher nur eine rheinische Art (Homalonotus Roemeri de Kon.).
England, Frankreich und das übrige Europa, sowie auch Amerika,
haben bis jetzt keine mit Sicherheit auch am Rhein vorkommende
Species geliefert; dagegen wird eine rheinische Art (Homalonotus
erassicauda Sandb.) aus dem Caplande angegeben.
Aus obigen Mittheilungen ist weiter ersichtlich, dass auch
die fremden Devon-Gebiete untereinander nur sehr wenige Arten
gemein haben. Zu diesen Arten gehört ausser dem schon ge-
nannten, in den Ardennen und in Sudeten vorkommenden Ho-
malonotus Roemeri noch Homalonotus Gervillei Vern., der sich in
Frankreich und zugleich in der Türkei gefunden haben soll.
Nachschrift.
Erst nachdem Obiges gedruckt war, erfuhr ich durch Herrn
Professor VON KOENEN, dass das Original zu A. Römer’s Homalo-
notus Ahrendi vom Adenberge bei Oker (vergl. S. 72) in der Göt-
tinger Universitäts-Sammlung aufbewahrt werde. Das mir auf
meine Bitte durch Herrn von KoENEN freundlichst übersandte
Stück stellt einen verdrückten und stark abgeriebenen Steinkern
dar, der kein sicheres Urtheil darüber erlaubt, welcher Art das
Stück angehört; indess erscheint mir die oben (l. ce.) ausge-
sprochene Vermuthung, dass dasselbe zu Homalonotus ornatus
Koch gehören könne, auch nach Untersuchung des Originals nicht
unwahrscheinlich. Es sprechen dafür die grosse Breite der Axe
des Rumpfes, die runde Endigsung der Rippen, ihre deutliche An-
schwellung an ihrer Ansatzstelle an die Rumpfsegmente, die ver-
hältnissmässige Schmalheit der Axe des Pygidiums, sowie die flache
Gestalt der Schwanzspitze.
A. W. Schade’s Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin, Stallschreiberstr, 45/46.
Dich
3 ee Dar We) i = x EEE
IR ; hade’s Buchäruokerei (L Berlin, 'Stallschr,
AV ALIIINAUI LAIDIVUIVA
MUS. COMP, ZOO.
728 7
Abhandlungen
geologischen Specialkarte
Pr eussen E iger, ;
und
den Thüringischen Staaten.
BERLIN.
| Verlag der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung.
ö (J..H.. Neumann.)
IE
1883.
R
a
Abhandlungen
veolorischen Specialkarle
Preussen
und
den Thüringischen Staaten.
BERLIN.
Verlag der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung.
ö (J. H. Neumann.)
1583.
“
Beiträge
zur
Kenntniss der Tertiärflora
der
Provinz Sachsen
von
Dr. Paul Friedrich,
Oberlehrer am Katharineum zu Lübeck.
Herausgegeben
von
der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt.
Mit 2 Holzschnitten im Text, einer Karte und einem Atlas, enthaltend
31 Lichtdrucktafeln.
BERLIN.
Verlag der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung.
(J. H. Neumann.)
1385.
EN
0
# :
EG le
\ Re Kit MR
}
Ballen uum®
Die vorliegende Arbeit, schon seit Jahren in Angriff ge-
nommen, konnte erst in den letzten Wochen vollendet werden,
weil es dem Verfasser, der nicht Botaniker von Fach ist, schwer
werden musste, sich in ein so eigenartiges Gebiet einzuarbeiten,
bei welchem eine Vertiefung in die Lebewelt weit schwieriger ist
als bei der Thierpalaeontologie.e Während die Merkmale, auf
welchen der Zoologe seine Gruppen aufbaut, zum grossen Theile
auch bei der Untersuchung fossiler Thiere von hervorragendem
Werthe sind, fehlen dem Pflanzenpalaeontologen Vorarbeiten,
welche ihm das Studium der meist nur durch Blätter erhaltenen
fossilen Pflanzen erleichtern könnten, aus dem Gebiete der Lebe-
welt fast ganz. Während dem Thierpalaeontologen bei neuen
Funden in der Regel eine gute Anzahl wohl erhaltener Petre-
facten unter die Hände kommen und selbst die dürftigen Knochen-
und Schalenreste ihn in den Stand setzen, das ganze Thier zu
reconstruiren, erhält der Pflanzenpalaeontologe nur ein Haufwerk
von schlechten Blattresten, welche nur in wenigen günstigen
Fällen das feinere Netzwerk gut erhalten zeigen, aber gar zu
häufig zu neuen Artbestimmungen benutzt worden sind. Es ist
nun zwar sehr leicht, eine neue Art zu bilden; wie schwer es
aber ist, 'die Gattung derselben zu begründen, das lehrt erst ein
eingehendes Studium der Blätter lebender Pflanzen.
Nur allzu wahre und beherzigenswerthe Worte sind es, welche
Stur im Hinblick auf diesen Mangel phytopalaeontologischer For-
schung seinen »Studien über die Altersverhältnisse der nordböh-
mischen Braunkohlenbildung« (Jahrb. der K. K. geol. Reichsanst.
VI
1879, Bd. 29) hinzufügt: »Wir pflegen allerdings zuerst die best-
erhaltenen Reste zu bestimmen; nach diesen bleibt aber der grössere
Theil des Materials noch übrig
>)
stimmbaren, weil in der Regel schlecht erhaltenen Dingen. Es
scheint uns oft ein Schade zu sein, wenn wir diesen voluminösen
Theil des Materials unberücksichtigt lassen sollten, und sind oft
stolz darauf, solche unansehnliche, eigentlich unbrauchbare Stücke
bestehend eigentlich aus unbe-
zu enträthseln im Stande zu sein. Da wird denn die Spitze eines
sonst recht interessanten Blattes mit einem anderen Blatte ver-
glichen und mit diesem für ident erklärt, von dem aber nur ein
einziges Mal die Basis gefunden wurde, und umgekehrt; dann
Blätter, denen der Rand zum grössten Theile fehlt, wegen der
Nervation mit anderen Blättern identificirt, an welchen das charak-
teristische Merkmal gerade in der eigenthümlichen Beschaffenheit
dessen Randes liegt... .«.
»Auf diese Weise bekommen wir eine Masse von Namen, die
. aber in den allermeisten Fällen, wo sie angewendet werden, stets
etwas anderes bedeuten als das, was man damit angeben will. Auf
diese Weise bekommen wir für jede Stufe des Tertiärs eine grosse
Menge von durchgehenden Arten, welche in der That nicht exi-
stiren, die uns aber fort hindern, das Bild einer jeden Stufe
für sich klar fassen zu können. Diese auf unzulängliche Bruch-
stücke hin vorgenommenen Identifieirungen, die überdies in den
meisten Fällen in der Literatur gar nicht fassbar und nicht nach-
weisbar sind, da man das Abbilden solcher Stücke unterlässt und
sie zu einer anderen Abbildung einfach hinstellt oder ganze Floren
in Form von Namenverzeichnissen publieirt, sind die Veranlasser
der so häufigen Nichtübereinstimmung stratigraphischer und phyto-
palaeontologischer Resultate. «
»Das Nichtklappen der phytopalaeontologischen mit stratigra-
phischen Daten kann uns aber auch kaum verwundern. Man
verlangt eigentlich Unmögliches, wenn man wünscht, dass der
Phytopalaeontologe das specielle Alter einer Lagerstätte aus den in
derselben gefundenen Pflanzenresten errathen soll. Wir sind vor-
läufig nur so weit, dass wir die Formation heute fast mit voller
Sicherheit nach Pflanzenresten bestimmen können: Miocän, Eocän,
VII
obere Kreide, Jura, Lias, Rhät, Dyas, Carbon und Culm; die
Stufen treffen wir häufig auseinanderzuhalten, sind aber nicht im
Stande, groben Fehlern in dieser Hinsicht auszuweichen.«
Hätte man schon früher im Sinne dieser Worte gehandelt,
so hätte die Phytopalaeontologie zwar nur den halben Ballast
von Arten, aber dafür eine gesichertere Grundlage für künftige
Untersuchungen. Leider überraschen diese Worte am Schlusse der
Srur’schen Abhandlung insofern, als STUR kurz vorher in der-
selben Abhandlung gegen seine eigenen Worte arg verstösst, indem
er durch eine einseitige Bevorzugung der Pflanzenversteinerungen
und vor allem unzuverlässiger Bestimmungen die hergebrachte
Gliederung des deutschen Tertiärs und besonders auch desjenigen
der Provinz Sachsen umzugestalten sucht.
Um den lästigen Ballast von werthlosen Arten und zweifel-
haften Gattungsbestimmungen nicht noch zu vermehren, ist ein
grosser Theil von Blattresten und Früchten hier unberücksichtigt
geblieben und ein anderer Theil zweifelhafter Stücke abgebildet,
aber nicht benannt worden.
Das Material zu dieser Arbeit stammt aus einer Anzahl von
Fundorten der Provinz Sachsen, welche sämmtlich dem Unter-
Oligocän angehören. Die Hauptmasse der beschriebenen Pflanzen
befindet sich in der Bergakademie zu Berlin und im Mineralo-
gischen Museum der Universität Halle, einige Exemplare auch
im Berliner Universitäts-Museum und in der Bergschule zu
Eisleben, sowie im Besitze der Herren Dr. Menuıs, Dr. Heine,
KAUTZLEBEN und STEINICKE in Eisleben. — Die Pflanzenreste von
Bornstedt wurden zum grössten Theile in den letzten Jahren auf
Veranlassung des Herrn Reichstags- Abgeordneten Dr. MÜLLER in
Bornstedt für das Hallesche Museum und die Bergakademie zu
Berlin gesammelt. — Die Eislebener Pflanzen wurden zufällig beim
Abteufen des Segengottesschachtes zwischen Eisleben und Wimmel-
burg in einem gelben Thone entdeckt, von welchem das Hallesche
Museum und die Bergakademie eine grössere Quantität durch
die Vermittelung des Herrn Geh. Bergrath LEUSCHNER erhielten.
Die Pflanzen von Dörstewitz und Trotha verdankt die Berg-
akademie der Güte des Herrn Berginspector KAHLENBERG in
Verbesserungen.
Seite 4 Zeile 17 lies: Knollensteingeschiebe statt: Knollengesteingeschiebe.
Da EG önnern! » Cönnen.
» 71 » 11 » Kenntniss » Kenntnisse.
» 81 » 11 » lebenden » lebender.
» 86 » 14 » Braunkohlenstufe » Braunkohlenflora.
» 108 » 6 v.u. lies: Fie. 5 (), 6 >» Rie5,6
» 135 » 2 lies: parvifolia » parvifollus.
» 140 zu Kiggelaria. Die Blätter sowohl der lebenden als der fossilen Art
sind nicht zusammengesetzt, sondern einfach, abwechselnd. Daher muss
die Diagnose lauten: Folia alternantia.... An der Analogie zwischen
der lebenden und der fossilen Art ist trotzdem festzuhalten.
» 162 Zeile 2 lies: Koninckianum statt: Koninckiana.
» 169 » 8 v.u. lies: Taf. 20 » Taf.21.
» 248 » 5u.8 v.u. lies: Thümmlitzer Wald » Thümmlitzwald.
» 2831 » 16 lies: longifolium » longifolia.
Le
Geognostisches.
Die Thüringisch-Sächsische Tertiärbucht wird ausschliesslich
vom Oligocän gebildet, welches am besten in der Gegend von
Halle und Leipzig untersucht ist. Die Lagerungsverhältnisse des
Halleschen Tertiärs sind nach Laspeyres (geognost. Mittheilungen
aus der Provinz Sachsen, Zeitschr. d. D. geol. Ges. Bd. 24, 1872,
pag. 256 etc.) folgende:
1. Obere Sande, Form- oder Glimmersand.
Wilelk 2. Septarienthon. en
Oligoeän.
( 3. Magdeburger- oder Aluminitsand.
4. Oberflötz.
5. Stubensand.
Unter-
Oligocän. \ 6. Unterflötz. *
7. Knollenstein.
‚ 8. Kapselthon.
Der obere Sand, wegen seiner Verwendung zu Gussformen
Formsand genannt, ist en 6—-15" mächtiger, staubartiger,
glimmerreicher, versteinerungsleerer Quarzsand (Glimmersand).
Der Septarienthon ist durch das Auftreten zahlreicher
mariner Conchylien ausgezeichnet, von denen die aus der Grube
Rosalie Luise bei Beidersee stammenden von GIEBEL (Zeitschr.
f. d. ges. Naturw. 1865, Bd. 25, pag. 473) und vox Könen (Zeitschr.
d. D. geol. Ges. Bd. 17, pag. 462) bearbeitet worden sind.
Der Magdeburgers and, ein mehliger, glimmerreicher,
chokoladenfarbiger Sand, wird wegen seines Gehaltes an Braun-
kohlensubstanz auch »Braunkohlensand«, als Muttergestein
des Aluminits auch »Aluminitsand« genannt.
>) Geognostisches. I 60]
Der Stubensand oder Quarzsand besteht aus eckigen,
scharfen Körnern von farblosem, durchsichtisem Quarz, erscheint
daher schneeweiss und nimmt nur in der Nähe der Flötze eine
braune oder schwarze Farbe an.
Der Knollenstein oder Braunkohlensandstein ist ein Ȋusserst
feinkörniger, sehr harter, grauweisser Sandstein, der durch Zu-
sammenfritten feiner, weisser Quarz- und Stubensande entstanden
ist und entweder in grossen oder kleinen Knollen — daher der
Name »Knollensteine — oder als stark geklüftete Bänke die Sohle
der Braunkohlenflötze bildet« (SPEYER, Erläuterungen zu Blatt
Schraplau pag. 24).
Der Kapselthon, so genannt nach seiner Verwendung zu
feuerfesten Kapseln für die Porzellanfabriken, ist ein weisser oder
lichtgrauer, plastischer Thon, welcher in der Nähe der Flötze
kohlig und braun wird und nach unten häufig in. Porzellanerde
und durch Aufnahme von Quarzkrystallen und Porphyrstücken in
Porphyrgrus übergeht.
Die drei oberen Schichten gehösen dem Mitteloligocän an,
alle übrigen sind dem Unteroligocän zuzurechnen, weil sie nördlich
vom Harze von einer marinen, petrefactenreichen Ablagerung von
echt unteroligocänem Charakter, den sogenannten »Egelner Schich-
ten«, überlagert werden, wie folgendes Profil aus Grube Luise bei
Westeregeln am Nordrande des Beckens von Egeln beweist.
Alluvium.
Diluvium, 2m,
Schwarze, graue oder grüne , (Glaukonit) Thone,
»Egelnthone« nach EwALpD, und grüne oder
graue, thonige Sande mit Glaukonit und Conchylien,
»Egelnsandee nach Ewarp.
Oberflötz von meist erdiger, selten knorpliger Be-
schaffenheit und in den untersten Lagen reich an
Schwefelkiesknollen.
Grauer oder weisser, thoniger Sand, Stubensand.
Umeridir
Weisser Thon, Kapselthon.
[161] Geogmnostisches. e\
Die von LASPEYRES für die Gegend von Halle versuchte
Gliederung besitzt nicht blos keine Gültigkeit für das benachbarte
Tertiär von Leipzig und Weissenfels, sondern erfährt auch in der
engeren Umgebung von Halle selbst mannigfache Abweichungen,
indeın z. B. der Kapselthon von Bennstedt nach Prof. v. Frırscn
(Erläuterungen zu Blatt Teutschenthal) zum grossen Theil über
dem Braunkohlenflötze liegt und die Pflanzen-führenden Stuben-
sande von Stedten noch das Oberflötz überlagern. — Nach
H. CREDNER (Das Oligocän des Leipziger Kreises; Zeitschr. d.
D. geol. Ges. Bd. 30, 1878, pag. 615) kommt in dem Leipziger
Tertiär der Kapselthon in allen Niveaus vor von der Basis des
Unteroligocäns bis ins Liegende des Öberflötzes, der Stubensand
auch noch im Oberoligocän. — In der Gegend von Weissenfels
scheinen 2 Knollensteinzonen aufzutreten, die eine unter dem
Unterflötze (Runthal), die andere im Hangenden desselben (vergl.
die zahlreichen Angaben in ZINCKEN, Physiographie der Braun-
kohle pag. 273 fi.). Die untere Knollensteinzone ist in dem in
dieser Abhandlung gegebenen Profile von Runthal aufgeführt, die
Knollensteine der oberen Zone sind meist in Tagebauten aufge-
schlossen. In einem Steinbruche bei Schortau, südlich von Teu-
chern, in welchem der feinkörnige, feste Knollenstein als treffliches
Baumaterial gewonnen wird, wurden folgende Lagerungsverhältnisse
beobachtet (ZiNcKEn, Physiographie pag. 278):
1. | Lehm, Kies und Sand.
2. Braunkohlensandstein (Knollenstein) in 1 bis 10 Fuss
mächtigen Bänken.
3. BEnEonenarz.
Thon und weisser Sand.
Dem Sandsteine entstammen die wenigen bis jetzt gefundenen
Exemplare von Limulus Decheni (Zeitschr. f. d. ges. Naturw.
Bd. 19, pag. 329, und Bd. 21, pag. 64; LEoxHAarD’s Jahrb. 1863,
pag- 249) und neben zahlreichen, unbestimmbaren Blattresten die
von HEER (ZincKken, Ergänzungen zur Physiographie der Braun-
kohle 1871, pag. 25) bestimmten Blätter von Cinnamomum
1*
4 Geognostisches. | [162]
Scheuchzeri Heer und Sterculia labrusca Ung., sowie das
auf Taf. 1, Fig. 1 abgebildete, von Herrn IntrAu in Krössuln
gesammelte Wedelstück von Sabal major Ung. sp.
Nach den bisher gemachten Erfahrungen muss die LASPEYRES-
sche Gliederung des Unteroligocäns in der Weise erweitert werden,
wie es von Seiten der sächsischen Sectionsgeologen für die Gegend
von Leipzig geschehen ist:
1. | Stufe der Kiese, Sande und Thone im Hangenden
des oberen Braunkohlenflötzes.
2% | Oberes een
3. | Stufe der Kiese, Sande und Thone im Hangenden
des unteren Braunkohlenflötzes.
4. \Unteres oder Hauptbraunkohlenflötz.
5. | Stufe der Knollensteine.
Die Orte, denen die im Folgenden beschriebenen Pflanzen
entstammen, sind folgende:
1. Nachterstedt bei Aschersleben; Knollengesteingeschiebe
im Diluvium.
2. Skopau, Klein-Corb etha, Rattmannsdorf, Lauch-
stedt und die nicht genauer bezeichneten Funde von Knollenstein-
pflanzen südlich von Halle; Knollenstein im Liegenden des Halle-
schen Tertiärs.
3. Schortau bei Weissenfels; Knollenstein im Hangenden
des unteren Braunkohlenflötzes.
4. Stedten; Stubensande im Hangenden des obersten der
3 Flötze.
5. Bornstedt; oberes Alaunerdeflötz (Unterflötz) und die
das Liegende desselben bildenden Thone.
6. Eisleben (Segen-Gottes-Schacht und Grube »Schwarze
Minna«); Niveau des Stubensandes von LASPEYRES, wenn die Lage-
rungsverhältnisse der benachbarten Helbraer Mulde (LASPEYRES,
Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1872, pag. 350),
[163] Geognostisches. 5
Diluvium,
Kies, Sand, sandiger Letten (Stubensand), n
Unterflötz (12 — 17”),
Dunkler Sand (Kuollensteinzone),
Weisser, plastischer Thon (Kapselthon),
denen von Eisleben in der Weise entsprechen, dass das Unterflötz
mit dem 11/, Lachter mächtigen Flötze der ehemaligen Grube
»Schwarze Minna« und dem dünnen Kohlensteg des Segen-Gottes-
Schachtes zusammenfällt.
7. Riestedt; untere Flötzgruppe.
8. Dörstewitz; Unterflötz.
9. Trotha; Unterflötz.
10. Runthal bei Weissenfels; Thone im Liegenden des
Unterflötzes und Hangenden der Knollensteinzone.
Die ausführlichere Beschreibung der Lagerungsverhältnisse an
allen diesen Orten ist der Beschreibung jeder Specialflora voran-
gestellt.
Dem Alter nach ordnen sich die Specialfloren in folgender Weise:
| Pflanzenfunde in der Pflanzenfunde im Leip-
Stufe : ; Te
Provinz Sachsen | ziger Tertiär
1. Stufe der Kiese, Sande | Stedten. | Bockwitz bei Borna.
und Thone im Hangen- | |
den des oberen Braun-
kohlenflötzes. |
2. Ober. Braunkohlenflötz. Section Lausigk (Bock-
| witz und Kesselshain) mit
Sequoia Couttsiae Heer.
3. Stufe der Kiese, Sande | Eisleben (Segen - Gottes- | Naundorf (Sect. Grimma).
und Thone im Hangen- | Schacht und Schwärze
den des unteren Flötzes. | Minna) und Schortau. |
4. Unterflötz. | Riestedt, Trotha, Dörste- | Section Frohburg, Section
| witz und Grimma, Keiselwitz und
| | Zschadrass (Sect. Colditz),
|. Sect. Borna und Lausick.
n | Bornstedt. nn -
|
5. Stufe der Knollensteine. | Skopau, Rattmannsdorf, | Göhren (Section Penig;),
q Klein - Corbetha, Lauch- | Thümmlitzer Wald (Sect.
| stedt, Runthal (Thone). Leisnig), Tamricke bei
| ı Kaditzsch (Sect. Grimma).
6 Fossile Hölzer. [164]
Fossile Hölzer.
Die fossilen Hölzer, welche an manchen Orten der Provinz
einen Hauptbestandtheil der Flötze bilden, konnten vom Verfasser
nicht berücksichtigt werden, weil er mit der Kenntniss des ana-
tomischen Baues der Holzstämme nicht vertraut ist. Daher sind
im Folgenden nur die bereits vorliegenden, in dieser Richtung ge-
wonnenen Resultate zusammengefasst.
Aus den Braunkohlen von Nietleben, Riestedt, Voigtstedt und
Sangerhausen führt HarrtıG (Botan. Zeit. 1848, pag. 166) an:
Niet- Rie- Voigt- Sanger-
leben stedt stedt hausen
Pitozylon Booensis(A re
Heterowylon Seyferti . Ar
Thujowylon austriacum
++ +4
+
Taxoaylon Goepperti . +
Amylozylon Huttonü .
Campozylon Hoedhianum Ung.
Melitowylon Ungeri
+44
Callitrowylon Aykei m
Ommatoaylon Germari . ». 2... .. —+
Balneoznlonn Enälicheri er +
Diesen fügt ANDRAE (Erläuternder Text zur geognost. Karte
von Halle 1850, pag. 85) noch hinzu:
Porowylon tawoides
von Nietleben.
und Calloxylon Hartigü \
Im vergangenen Jahre hat J.-FELIx in seinen »Beiträgen
zur Kenntniss fossiler Coniferen-Hölzer« (ENGLER, botan. Jahrb.
für Systematik, Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie Bd. III.,
1882, pag. 269) auch Braunkohlenhölzer der Provinz Sachsen be-
schrieben. Die von ihm’ untersuchten Hölzer gehören nur einer
einzigen Art an, nämlich Cupressinoaylon Protolarix, welche
theils mit Seguoia Couttsiae Heer, theils mit Sequoia Langsdorfiüi
Brent. sp. zu vereinigen ist. Derselben Art dürfte auch Callo@ylor
Hartigeii Andr. zuzurechnen sein,
g
[ 16 5] Literatur. m
In den Braunkohlen von Cönnen tritt eine Faserschicht auf,
deren anastomosirende Fasern von HARTIG (Botan. Zeitung 1848,
pag. 167) mit den Milchsaftgefässen der Euphorbiaceen verglichen
werden.
Verzeichniss
der Abhandlungen, welche im Folgenden in abgekürzter
Form eitirt sind.
BRONGNIART, Prodome d’une historie des vegetaux fossiles. Paris
1828. 8°.
L. COrı&, Recherches sur la vegetation de l’ouest de la France &
l’epoque tertiaire; Ann. d. sciences geol. T. IX. Paris
18707080
H. ENGELHARDT, die Tertiärflora von Göhren; Nova Acta Acad.
Caesar. Leopold. - Carolin. Bd. 36. Dresden
1873. 49.
> ‚ Tertiärpflanzen aus dem Leitmeritzer Mittel-
gebirge, ibid. Bd. 38. 1876.
» _ „ über die fossilen Pflanzen des Süsswassersand-
steins von Grasseth, ibid. Bd. 43. 1881.
» , über Pflanzenreste aus den Tertiärablagerungen
von Liebotitz und Putschirn; Sitzungsber. der
Isis zu Dresden 1880, pag. 77. 8°.
C©. v. ETTINGSHAUSEN, fossile Flora von Wien; Abbhdl. der k. k.
geol. Reichsanst. Bd. II. Wien 1851. Fol.
» fossile Pflanzenreste aus dem trachyt. Sand-
er
stein von Heiligenkreuz bei Kremnitz; ibid.
Bd. II. 1852.
Beitrag zur Kenntniss der foss. Flora von
Wildshut; Sitzungsber. der K. Akad. der
Wissensch. Bd. IX. Wien 1852. 8.
Beitrag zur Kenntniss der foss. Flora von
Tokay; Sitzungsber. Bd. XI. 1853.
r
7
8
C. v. ETTINGSHAUSEN,
—
er
Ir}
=
2
I
>
E)
=
Literatur. [166]
die tertiäre Flora von Häring in Tyrol;
Abhadl. d. geol. Reichsanst. Bd. II. 1853.
die eocäne Flora des Monte Promina; Denk-
schriften der K. Akad. der Wiss. Bd. VIII.
Wien 1854. 4°.
fossile Flora von Köflach in Steiermark;
Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst., Jahrg. 8.
Wien 1857. 8.
Beitrag zur Kenntniss der foss. Flora von
Sotzka in Steiermark; Sitzb. Bd. XX VII.
1858.
fossile Flora des Tertiärbeckens von Bilin,
I— III; Denkschr. 1867 — 69.
die fossile Flora d. älteren Braunkohlenform.
der Wetterau; Sitzungsb. Bd. LVII. 1868.
Beitr. zur Kenntn. der Tertiärflora Steier-
marks; Sitzungsbericht Bd. LX. 1869.
Beitrag zur Kenntniss der foss. Flora von
Radoboj; Sitzungsber. Bd. LXI. 1870.
die foss. Flora von Sagor in Krain, I u. II;
Denkschr. Bd. XXXII u. XXXVNH. 1872
und 1877.
J. S. GARDNER and Ö. v. ETTINGSHAUSEN, a monograph of the
British Eocene flora. Vol. I. Filices. Palaeonto-
graphical Society. 1879 —82. London. 4°.
H. B. GEinITzZ, über Versteinerungen des Herzogthums Altenburg.
Altenburg 1842. 8%.
GAUDIN et StRozzLI, Contributions A la flore foss. italienne, II. mem.;
Neue Denkschriften der Schweizer naturforsch.
Ges. Bd. XVII 1860. 4°.
OÖ. Heer, Beiträge zur näheren Kenntniss der Sächs.- Thüring.
Braunkohlenflora; Abhandl. des naturwiss. Vereins für
die Provinz Sachsen u. Thüringen. Berlin 1861. Fol.
» „ Lignites of Bovey Tracey; Philos. Transact. of the Roy.
Soc of London for the year 1862. Vol. CLII, Part II.
London 1863,
[167] Literatur. 9
O. HEER, über einige fossile Pflanzen von Vancouver und British-
Columbia. 1865. 4°.
» „über die Braunkohlenpflanzen von Bornstedt; Abhandl.
der naturforsch. Ges. zu Halle Bd. XI. 1870. 4°.
L. LESQUEREUX, Contributions to the fossil flora of the Western
Territories. Part II: the Tertiary Flora; in
F. V. Haypen, Report of the U. S. Geol. Survey
of the Territories. 1878. Vol. VII. 49.
A. MassaLonGo, Studi sull. flor. foss. del Senogalliese, Imola.
1859.
G. DE SAPORTA, Prodrome d’une flore foss. des travertins anciens
de Sezanne; Mem. de la soc. geol. de France.
2° ser., Vol. VIII. Paris 1868.
G. DE SAPORTA et A. F. Marıon, Essai sur l’etat de la vegetation
a l’epoque des marnes heersiennes
de Gelinden; Me&m. couronn. et
Mem. des savants &trangers publ.
par l’acad. roy. des sc. des lettres
et des beaux’ arts de Belgique.
Vol. XXX VI. 1873. 40.
» >» Revision de la flore heersienne de
Gelinden, ib. Vol. XLI. 1878.
J. SIEBER, Beitrag zur Kenntn. der nordböhm. Braunkohlenflora;
Sitzungsbericht der K. Akad. der Wissensch. Jahrg.
1880, Bd. LXXXII. Wien. 8. 3
SISMONDA, Materiaux....; Mem. dell. Acad. di Torino. Vol. XX11.
1865. 4°.
C. v. STERNBERG, Versuch einer geogn. - botan. Darstellung der
Flora der Vorwelt. Leipzig 1821 —38. Fol.
F. UnGER, Foss. Pflanzen von Wieliczka; Denkschr. der K. Akad.
der Wissensch. Bd. I. 1849.
» , Blätterabdrücke aus dem Schwefeltlötze von Swoszowice
=
in Galizien; Naturwiss. Abhandl. von W. HAIDINGER,
Bd. IIi. Wien 1850. Fol.
„ die foss, Flora von Sotzka; Denkschr. Bd. III. 1851,
10 Literatur. I 68]
F. UnGER, Iconographia plantarum fossilium; Denkschr. Bd. IV.
E 1852.
> „ dıe foss. Flora von Kumı auf Euböa; Denkschr. 1867.
» , die foss. Flora von Radoboj; Denkschr. Bd. XXIX.
1869.
» , die fossile Flora von Szantö in Ungarn; Denkschr.
Bd. XXX. 1870.
WATELET, Description des plantes fossiles du bassın de Paris.
1866. 4°.
J. WENTZEL, Flora der tert. Diatomaceenschiefer von Sulloditz im
böhm. Mittelgebirge; Sitzungsber. der K. Akad. der
Wissensch. Bd. LXXXII. 1881. 8°.
Uebersicht
der in dieser Arbeit aufgeführten Fundorte von Tertiärpflanzen.
(Das Alter von Kumi, Brognon, Wildshut und Striese bei Praussnitz in Schlesien blieb dem Verfasser unbekannt.)
Zu Seite 10.
Deutsches Reich.
Oesterreich
ee
Plioeän | Unter-
sts ste, TI
f
Ober-
Mittel-
Mioeäin !
i Unter-
m
u
Ober-
Mittel-
Oligocän
Unter-
Piacentische
Stufe
|
I
Tortonische
Stufe
Rhön, Schossnitz.
Gleichenberg; Zillingsdorf, Neufeld
und Laaerberg bei Wien und Inzers-
dorfer Tegel (nach Srur).
Hernals, Straden und Breitensee
(nach Stur).
Ungarn mit Galizien
und Siebenbürgen
Wieliezka.
Tokay, Heiligenkreuz
bei Kremnitz, Erlau,
Erdöbenye, Szanto, Thal-
heim, Szakadat, Swoszo- |
wice (nach Srur).
Schweiz
Oeningen, Wangen, Schrotzburg, Stei-
nerberg, Albis, Irchel, Steckborn,
Berlingen, Elgg, Herderen, Locle,
Montavon.
Italien
, Arnothal, Montajone,
, Sienna; Sarzanello,
Stradella u. Guarene;
Sinigaglia.
Frankreich und Belgien
England
Stufe
| Helvetische | Günzburg; Bischofsheim i. d. Rhön (?).
kalk von Kostenblatt, Brandschiefer
von Sobrussan, Sphärosiderit u. Thon
von Lang-Augezd und Preschen. —
Parschlug, Leoben, Köflach, Voits-
burg, Fohnsdorf, Eibiswald.
Grasseth (Cyprisschiefer), Süsswasser-
Petit Mont bei Lausanne, Estave,
Croisettes, Montenailles, Moudon,
Payerne, St. Gallen, Luzern, Bäch.
Turin, Superga bei
Turin, Monte Bam-
boli.
Mainzer
Stufe
Aquitanische
Stufe
Kaltennordheim, Münzenberg,
Rockenberg, Seckbach. — (?) Liebi-
berg bei Günzburg.
Seifhennersdorf. — Salzhausen,
Hessenbrücken, (?) Nieder-Olm und
Selzen (Sandstein) Niederrhein. Becken
(Rott, Orsberg, Quegstein ete.), Spee-
bach im Elsass, (2) Jestetten in
Württemberg, Miesbach, Pensberg,
Peissenberg.
Sulloditz (Diatomaceenschiefer), Tuffe
Kundratitz, Polirschiefer von Kutsch-
lin, Menilitopal von Schichow. —
Radoboj, Tüffer, Sagor, Trifail.
Sandstein von Altsattel, Grasseth,
Schüttenitz, Tschernowitz, Saaz und
Teplitz; plastischer Thon von Priesen,
Thone von Liebotitz. — Sotzka,
Möttnig.
von Salesl, Putschirn, Holaikluk und |
Zsilythal.
Eriz, Delsberg, Develier, Neucul,
Aarwang, Wynau, Egerkingen,
Lausanne (Tunnel), Solitude, Rove-
reaz, Calvaire, St. Galler Findlinge,
Mönzlen, Ruppen, Altstätten, Luzern,
Öberägeri, Walpkringen, Riautmont,
Bollingen, Utznach.
Horw, Vevay, Montagny, Monod,
Rivaz, Paudez, Rochette, Belmont,
Conversion, Rüfiı, Rossberg, Rothen-
thurm, Hohe Rhonen.
Ralligen, Schwarzachtobel, Wäggis,
Zovencedo, Cadibona
(Bagnasco, Stella,
Cosseria ete.).
Thone von Marseille, Fisch- |
schiefer von Bonnieux. |
Menat, Armissan, Peyriac;
Manosque (Bois d’Asson,
Vallee de la Mort-d’Imbert,
Forecalquier).
Tongrische
Stufe
Rixhöft und Samland.
Salcedo, Chiavon,
Novale.
Roncon; littor. Kalkmergel
von Marseille (St. Jean-
de-Garguier, Allauch,
Camoins-les- Bains),
St. Zacharie, Vaucluse
(Gargas, Saulthal, Apt),
Castellane (Basses-Alpes).
Ligurische
Stufe
Sämmtliche Fundorte von Tertiär-
pflanzen in der Provinz Sachsen,
Leipziger Tertiär (Göhren, Bockwitz
ete.), (?) Quatitz, (?) Harthau,
(2) Berthsdorf, (2) Zittau, (?) Bautzen.
— Gross-Kuhren (Samland).
Häring (nach Günser), Monte Pro-
mina (nach Havzr), (?) Reut im
Winkel.
|
Thal der Sarthe (Le Mans
und Angers), Gyps von Aix,
Massale.
| Hempstead.
mm kette rem nn nn Lett tt m
Mittel-
Eoeän J
Unter-
Belleu, Coureelles), Gelinden.
\ Bartonsche
Stufe
Pariser Monte Bolca und Arcueil. Bournemuth,
Stufe Monte Postale. Alumbay,
Bovey Tra-
cey (nach
GARDNER).
Londoner
Stufe
Woolwich-u. 3 { Counter Hill
Reading b. Lewisham.
series
| Soissonische z i Sezanne; Sande von
Stufe Bracheux (Vervins, Pernant, |
Beschreibung der Localfloren der
Provinz Sachsen.
Knollensteinflora.
Die dem Knollenstein angehörenden Pflanzen sind auf eine An-
zahl von Localfloren vertheilt, welche in der Provinz zerstreut liegen.
Die Localfloren einzeln zu betrachten, würde, da von einigen der-
selben nur wenige Arten bekannt sind, das allgemeine Bild ver-
wischen. Die in Betracht kommenden blätterführenden Knollen-
steine von Skopau, Rattmannsdorf, Klein-Corbetha, Alber-
stedt und Lauchstedt gehören in das Liegende der Braunkohle,
die wenigen Pflanzen von Schortau stammen aus dem als Han-
gendes des dortigen Flötzes auftretenden, mächtige Bänke bildenden
Sandsteine, die Nachterstedter Pflanzen endlich gehören Knollen-
steingeschieben des Diluviums an.
Die Knollensteine von Skopau und Lauchstedt werden durch
Steinbruchsbetrieb gewonnen. Das Vorkommen der Nachterstedter
Pflanzen ist aus folgendem Profile (Zixcken, Braunkohle pag. 686,
Angaben vom 31. August 1863) ersichtlich:
Nordischen Geschiendl lodke von Muschelkalk u
Placodus, Quadersandstein, Feuerstein, Kies, Gerölle,
grober Sand (7— 12 Fuss).
10—21 Zoll mächtige Schicht mit 1/„—!/5 Zoll starker,
gelblichgrüner, thonig-sandiger Lage von Meerescon-
chylien.
12 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [170]
!Grober, weisser Sand (1/,— 1 Fuss).
Geröll, Kies, Sand (4—6 Fuss).
4—10 Zoll starkes, festes Oonglomerat von Quarz-
körnern und Eisenkies.
Kohlenflötz.
Aus der 7--12 Fuss mächtigen Schicht nordischer Geschiebe
stammen die Quarzitblöcke mit den weiter unten beschriebenen
Blattresten von Ohamaerops helvetica Heer und Phoenicites
borealis n. sp. Aus demselben Tagebau erwähnt auch ZINCKEN
(l. ec. p. 687) Blöcke »mit Palmenblättern (Flabellaria (2) chamaero-
pifolia) und bis 5 Zoll langen und 1 Zoll breiten, lanzettförmigen
Blättern«. Das Vorkommen der beiden genannten Palmen in diesen
Blöcken lässt es ausser Zweifel, dass diese nicht dem Quader-
sandsteine, sondern dem Tertiär entstammen. Diese Zweifel würden
ferner auch die ausgezeichneten Hohldrücke von Coniferenzapfen
beseitigen helfen, welche ich vor mehreren Jahren in der Samm-
lung des Herrn Grubendirector SEYFFERT zu Nachterstedt sah,
aber später bei der Bearbeitung dieser Flora nicht erhalten konnte.
Das Zusammenvorkommen der Quarzitblöcke mit anderem ein-
heimischen Materiale lässt auf einen nahen Ursprung derselben
schliessen. -
Es sei hier erwähnt, dass im norddeutschen Diluvium wieder-
holt Quarzite beobachtet worden sind, welche petrographisch von
den Knollensteinen der Umgegend von Halle und Weissenfels sich
nicht unterscheiden lassen. Einige solcher Stücke, welche Herr
Dr. GorTrscHE im holsteinschen Diluvium gesammelt hat, enthalten
Zweigstücke von Sequoia Couttsiae Heer, wie sie von Skopau
und Alberstedt bekannt geworden sind (Zeitschr. d. D. geol. Ges.
Bd. 33, pag. 502).
Die ältesten Bestimmungen von Knollensteinpflanzen rühren
von L. v. Buch her. Derselbe führte von Lauchstedt (Ber. d.
K. Akad. d. Wissensch. Berlin 1851, pag. 699) auf: Veanothus
polymorphus und Daphnogene cinnamomeifolia. Durch
L. v. Bucn sollen nach Zincken (Physiographie der Braunkohle
pag. 132) ferner bestimmt worden sein; Cinnamomum lanceo-
[171] Knollensteinflora. 13
latum und Juglans costata. ANDRAE (Text zur geogn. Karte
von Halle pag. 78) fügt diesen noch Phyllites salignus Rossm.
hinzu und vergleicht zwei andere Blätter von demselben Fundorte
(de formatione tert. Hal. prox. pag. 19) mit Phyllites juglandoides
Rossm. und salignus Rossm.
Eine ausführliche Abhandlung über die Knollensteinpflanzen
von Skopau verdanken wir HErR (Beitr. zur näheren Kenntniss
der Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora; Abhandl. des naturwiss.
Vereins für die Prov. Sachsen u. Thüringen. 1861. 2. Bd.). Seit
dieser Bearbeitung ist ausser einigen brieflichen Mittheilungen von
HEER an ZINncKEN betrefiend Knollensteinpflanzen von Schortau
(ZINCKEN, Ergänzungen zur Physiogr. der Braunkohle pag. 25)
über die Knollensteinflora der Provinz Sachsen nichts wieder ver-
öffentlicht worden Der Steinbruchsbetrieb in den Knollensteinen
lieferte in den letzten Jahren nur spärliche Pflanzenreste. Die
wenigen Arten, welche im Folgenden beschrieben werden, sind
zum grössten Theile auf Excursionen gesammelt, welche Herr
Professor von Fritsch alljährlich mit seinen Zuhörern unternimmt.
Beschreibung der Arten.
Fungi.
Phaeidium speetabile HEERr.
Heer, Sächs.-Thüring. Braunkohlenflora pag. 3, Taf. 6, Fig. 7
Vorkommen: Skopau.
Filices.
Lygodium Kaulfussi HEeEr.
Heer, ]. c. pag. 3, Taf. 8, Fig 21 und Taf. 9, Fig. 1.
Siehe diese Abhandl., Bornstedt.
Vorkommen: Skopau.
14 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [172]
Coniferae.
Sequoia Couttsiae HEER.
Siehe diese Abhandl., Bornstedt.
Sequoia Sternbergi Heer, ]. c. pag. 4, Taf. 5, Fig. 10.
(2) Glyptostrobus europaeus Hrer, ib. pag. 3, Taf. 5, Fig. 11.
Zweigstücke dieser Art sind wiederholt in dem Knollenstein
von Skopau gefunden worden. Sie sind besonders häufig auf
Knollensteinplatten von Alberstedt, welche Dr. HEmE dem Halle-
schen Museum geschenkt hat.
Vorkommen: Skopau, Alberstedt.
Gramineae.
Arundinites deperditus HEER sp.
Bambusium deperditum Hexx, ]. ce. pag. 4, Taf. 6, Fig. 10, 12m (1861).
Scmmrer, traitö de pal. veg. II, pag. 396.
Vorkommen: Skopau.
Palmae.
Amesoneurum plieatum HEEr.
Heer, ]. c. pag. A, Taf. 7, Fig. 14— 15.
Vorkommen: Skopau.
Chamaerops helvetica HEEr.
Taf. 2, Fig. 1.
Heer, flor. tert. Helv. I, pag. 36, Taf. 31 u. 82 (1855); IU, pag. 200 (1859).
Schineer, traite de pal. veg. II, pag. 987 (1870 — 72).
Folia cordato-suborbieularia, flabelhiformia, palmato-multifida,
rigida; radii induplicativi e rhachide abbreviata, rotundata
eweuntes.
Das sehr schöne Blatt aus einem Knollensteingeschiebe von
Nachterstedt ist kugelig gewölbt. Die für Chamaerops charakte-
ristische, vorn abgerundete Spindel ist noch deutlich erhalten. Die
Strahlen sind vor ihrer Gabelung abgebrochen, die Nerven gänzlich
[173] Knollensteinflora. 15
verwischt. Die längsten Strahlenstücke sind bei einer Breite von
18"m 14,5°% lang, andere besitzen bei einer Breite von 17%” eine
Länge von 11°“. Die Längen- und Breitenverhältnisse in be-
stimmten Abständen von der Spindel sind bei der Trennung der
Arten nicht maassgebend, da dieselben an einem und demselben
Blatte sehr differiren.
Unser Blatt passt recht gut zu den Hrer’schen Abbildungen.
Während an den letzteren 23 Strahlen gezählt werden, welche
noch nicht die vollständige Anzahl derselben vorstellen, besitzt
unser Blatt, dessen Basis vollständig erhalten zu sein scheint,
deren nur 19. Dass auch diese Unterschiede zur Aufstellung
neuer Arten nicht hinreichen, lehrt ein Vergleich der Blätter einer
und derselben lebenden Art.
Chamaerops Kutschlinica Ett. (Bilin I, pag. 108, Taf. 7,
Fig. 16) stellt einen kümmerlichen Blattrest vor.
Die Gattung Ühamaerops (ca. 12 Arten) ist durch das Medi-
terrangebiet, Afghanistan, Belutschistan, Indien bis China und Japan
verbreitet und bildet überall in der alten Welt die Nordgrenze der
Palmen (Nizza 430 41’).
Verbreitung unserer Art:
Unter - Miocän : Bollingen, Utznach.
Unter-Oligocän: Nachterstedt (nördlichster, bis jetzt bekannter Ort
der Erde mit Tertiärpalmen).
Verwandte Art: Uhamaerops humilis L., von GAUDIN
(Contrib. V, pag. 8, tab. 1, fig. 8, 9; tab. 2, fig. 6, 7; tab. 3, fig. 6)
auch im vulkanischen Tuffe von Lipari nachgewiesen.
Sabal major UNGER sp.
Taf. 1, Fig. 1.
Flabellaria major Uxger, Gen. et spec. plant. foss. pag. 330 (1850). Chlor. prot.
pag. 42, tab. 14, fig. 2 (1847).
» » Errınesuausen, Häring pag. 33, Taf. 3, Fig. 3—7 (1853).
Sabal major Heer, flor. tert. Helv. I, pag. 88, tab. 35; tab. 36, fig. 1—2 (1555).
» » Heer, ibid. Il, pag. 168 (1859).
» » Gaupin et Srrozzı, Contribut. II, pag. 38, tab. 1, fig. 14; tab. 2,
fig. 16 (1560).
E » Lunpwıc, Palaeontogr. VIII, pag. 85, Taf. 20, Fig. 1 (1560).
16 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. . [174]
Sabalites major SAPORTA, Et. II, 2, Ann. d. sc. nat. 5. ser., III, pag. 82, tab. 2
(1865).
» » Sarorra, Et. II, 3, ibid. IV, pag. 244 (1865).
Sabal major Errısssuausen, Bilin I, pag. 108, Taf. S und 9 (1867).
» » Errinasuausen, Wetterau pag. 323 (1868).
®» » Errisesuausen, Steiermark pag. 39 (1869).
» » Schmueer, traite de pal. veg. II, pag. 497, tab. 82, fig. 1 (1870—72).
Flabellaria maxima Uxeer, Chlor. prot. pag. 41, tab. 12; tab. 13, fig. 1—2;
tab. 14, fig. 1 (1847).
» » Weser, Palaeontogr. Il, pag. 158 (1854).
» » Scumrer, palaeontologia alsatica pag. 3, tab. 1 und 2 (Mem.
de la Soc. d’hist. nat. de Strasbourg, vol. IV).
Flabellaria raphifolia Sterssere, Vers. I, 2, pag. 32 und pag. XXXIV, Taf. 21
» » (1821).
» Parlatorü, Massavoxco, enumerat. delle piante foss. mioc. pag. 11.
» » Massatoneo, prodr. flor. foss. senogall. pag. 6.
» _ giganteum, MaAssavoxco, plant. foss. nov. pag. 12 (?).
Sabal Lamanonis Lupwıc, Palaeontogr. VII, pag. 85, Taf. 21, Fig. 1 (1860).
Flabellaria eocenica Lesauzrevx, tert. flora pag. 111, tab. 13, fig. 1—2 (1378).
Folia magna, valide et inerme petiolata, flabellato-pinnata,
petiolo 21/4 — 4°” lato, apice in appendicem acuminatam longe
provecto, radiis ca. 50 secus rhachidis dechwvitatem affıwis, latis,
longe productis, plicato - costatıs.
Von dieser Art ist aus den Knollensteinen nur der abgebildete
Palmenrest bekannt. Die meisten der bisher beschriebenen Bruch-
stücke dieser Art bringen die Unterseite des Blattes zur An-
schauung. Die Oberseite ist nur in Palaeontogr. WAGIE, ts Di,
Fig. 1 und LESQUEREUX, tertiary flora tab. 13, fig. 1 dargestellt.
In beiden Abbildungen ist nicht so schön wie an unserem: Blatte
die Verlängerung des Blattstieles unterhalb des Blattes verdeutlicht.
Die Veremisung der oben aufgezählten Synonyma ist zum
grössten Theile bereits durch HEER (]. c.) geschehen und be-
gründet. — Flabellaria eocenica Lesq., 1. c. Fig 1 und 2, ist
von dem ebenda Fig. 3 abgebildeten Palmenreste zu trennen und
mit unserer Art zu vereinigen. — Die von WATELET in seiner
»Description des plantes foss. du bass. de Paris« beschriebenen
Palmenreste sind zu einer sicheren Bestimmung nicht hinreichend.
Sie scheinen z. Th. zu Sabal major und haeringiana zu gehören.
1 75] Knollensteinflöra. 1
Verbreitung der Gattung Sabal (ca. 6 Arten) in der
Jetztwelt: Carolina, Georgia, Florida, Alabama, Mississippi, Loui-
siana und Texas, Mexico und westindische Inseln von Cuba bis
Trinidad.
Verbreitung unserer Art:
Ober - Miocän: Arnothal, Sinigaglia.
Mittel-Miocän: Monte Bamboli, Leoben (?).
Unter-Miocän: Münzenberg, Radoboj, Lausanne, Mont Cal-
vaire, Aarwangen, Rovereaz ob Lausanne.
Ober - Oligocän: Salzhausen, Rott, plast. Thon von Priesen,
Montagny ob Lutry, Armissan.
Mittel-Oligocän: Kalkmergel von Marseille, Hempstead.
Unter-Oligocän: Schortau bei Weissenfels, Stedten, Häring,
Massale.
Amerikanisches Tertiär: Black Buttes (erste Gruppe).
Phoenieites borealis nov. spec.
Taf. 3.
Folia pectinato-pinnata, rhachide angulosa; pinnae oblique in-
sertae, lineares, angustae, alternae, inter se non tangentes,
basi conduplicatae.
Der schöne, grosse Palmenwedel zeigt noch deutlich die aus-
gehöhlte, in der Mittellinie mit einer erhabenen Längskante ver-
sehene Rhachis, rechts 4 Insertionsstellen, links 9 Fiederblätter,
deren Insertionsstellen zum Theil noch recht gut sichtbar sind. Die
Fiederblätter sind am Grunde eng zusammengeschnürt, breiten sich
aber schnell aus und verflachen sich, so dass die mittlere Kante
nur noch als ein niedriger Kiel hervortritt. Die Parallelnerven
sind nicht mehr sichtbar. Die grösste Länge der schmalen, linearen
Fiedern beträgt 315”®, die grösste Breite 15"",
Fiederpalmen sind bereits aus dem österreichischen und
schweizerischen, in grösserer Anzahl nur aus dem Tertiär Italiens
2
18 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [176]
beschrieben worden. Die Trennung aller bis jetzt bekannten Arten
ist, weil die Mehrzahl derselben auf schlecht erhaltene Bruchstücke
gestützt ist, noch sehr willkürlich. Ein Vergleich von Blättern
führt, so lange Blüthen- und Fruchtreste fehlen, nur dann zu einem
einigermassen sicheren Resultate, wenn gleichwerthige Fiederstücke
in Bezug auf Grösse und Stellung der Blattfiedern untersucht
werden können. Da dies in der Regel unmöglich ist, können nur
die von einander am meisten abweichenden Arten immer gut von
einander getrennt werden.
Die Fiedern von Phoenicites spectabilis Ung. (Chlor.
prot. pag. 34, Taf. 11) sind breiter als ihre Insertionsstellen von
einander entfernt sind und decken sich dachziegelförmig.
Von den von VısIanı beschriebenen Palmen von Salcedo
(Palm. pinnatae tert. agri Veneti; Estr. dal Vol. XI delle Memor.
d. Instituto ven. di sc. lett. ed art. Venezia 1864) gehören zu dem
Typus unserer Palme: Phoenicites italica Mass., Sanmicheliana
Vis., Lorgnana Mass., Fracastoriana Mass. und densifolia Vis. —
Bei Ph. Fracastoriana nimmt die Rhachis nach oben sehr
schnell an Breite ab, bei Ph. densifolia sind die fast recht-
winklig abzweigenden Fiederblätter dicht gedrängt. Die beiden
Abbildungen von Ph. Lorgnana stellen nur die Endstücke zweier
Wedel dar mit sehr dünner Spindel und ziemlich dichtstehenden
Fiedern. Der Bau des Blattes erinnert an unsere Figur. Als
Ph. italica hat Vısıanı zwei hinsichtlich der Länge der Fiedern
gänzlich von einander abweichende, sehr gut erhaltene Blätter ab-
gebildet. Das eine (Taf. 1), von ca. 112°® Länge, schliesst sich
an unser Blatt an, kann aber, wenn auf folgende Verhältnisse
Gewicht gelegt werden darf, nicht mit ihm zu einer Art vereinigt
werden.
Breite Breite Entfernung
SR | nr | N»
der Spindel | der Fieder | der Fieder
RS i
TERDENNGUESEN SD eCHEr Gmun ton. | 30 — 49mm
Ph. italica, unteres Blattstück . 12 » 24 — 27mm | 22 (selten 30) mm
Ph. italica, oberes Blattstück . 10 » J4qmım \ 15 (selten 22) »
|
1 (d 7] Knollensteinflora. 19
Wenn auch diese Zahlen nur einen geringen Grad von Ge-
nauigkeit besitzen, da sie zum Theil einer zu ?/s der natürlichen
Grösse verkleinerten Zeichnung entnommen werden mussten, so
geht doch mit Gewissheit aus ihnen hervor, dass
]. bei Ph. italica die Breite der Fiedern fast immer grösser,
bei unserer Art viel kleiner ist als die Entfernung ihrer
Insertionsstellen ;
2. die Entfernung der Insertionsstellen an der dicken Spindel
von Ph. italica viel geringer ıst als an der halb so dicken
Spindel unserer Art.
Phoenicites Pallavicinii Sism. (Mat. pag. 26, tab. 33)
stellt ein 1!/a® langes Wedelstück mit schmalen Fiederblättern vor.
Letztere lassen eine deutliche Mittelkante nicht erkennen und
scheinen eine stark verbreitete Basis zu besitzen.
Phoenieites salicifolius Stbg. sp. (Flora der Vorwelt II,
pag. 195, Taf. 40, Fig. 1) von Altsattel ist ein klemes, zum Ver-
gleiche unbrauchbares Bruchstück eines Palmenwedels. — Phoeni-
cites angustifolius Stbe. sp. (1. c. pag. 195, Taf. 44), ein grosses
Wedelstück mit schmalen, linearen Blättern von Altsattel, ist in
den Details schlecht erhalten.
Verbreitung der Gattung Phoenix in der Jetztwelt (mit
ca. 12 Arten): Südeuropa, Afrika mit Ausschluss der Kalaharı und
Capflora, Sumatra und Java, Vorder- und Hinter-Indien, Ceylon,
Länder des Euphrat und Tigris, Arabien. :
Dass früher die Gattung Phoenix weiter nach Norden aus-
gebreitet war als jetzt, beweist das Zusammenvorkommen von ge-
fiederten Blättern und männlichen Blüthen bei Puy (Haute-Loire),
welche beide auf Phoenix deuten (Phoenicites pumilus Brongn.
Tabl. d. genr. pag. 118 und Sap. Et. Suppl. I, pag. 39).
Verwandte fossile Arten:
l. Phoenieites italica Mass.
2% Lorgnana Mass.
De Sanmicheliana Vis. \ i Sellasco
4. » F'rracastoriana Mass. \ el Olga)
3. » densifolia \ is.
20 Berschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. 178]
Myricaceae.
Myrica Germari HEer.
Heer, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 5, Taf. 8, Fig, 12— 16.
Diese Art ist noch zweifelhaft. Die winzigen Bruchstücke von
Myrica Germari Engelh. (Flora der Braunkohlenform. im Königr.
Sachsen pag. 31, Taf. 8, Fig. 11— 12) sind nicht bestimmbar.
Vorkommen: Skopau.
Myriea laevigata HEER sp.
Dryandroides laevigata Hxer, flor. tert. Helv. II, pag. 101, Taf. 99, Fig. 5—7
(non S) (1856).
» » Heer, flor. tert. Helv. III, pag. 285 u. 287 (1859).
» » Heer, Sächs.-Thüring. Braunkohlenflora pag. 9, Taf. 6,
Fig. Ss—9 (1861).
» » Hrer, Bovey Tracey pag. 1065, tab. 65, fig. 9— 11
(1862).
Myrica laevigata SAroRTA , Et. II, 3, Ann. d. sc. nat. 5. ser., IV, pag. 100
(1865).
2 >» Sarorra, Et. III, 3, ibid. VIII, pag. 58 (1567).
» » Sarorra, flore foss. d. cale. coneret. de Brognon pag. 15
(1866). j
@& >» » Sarorra, Üt. Suppl. I, pag. 122 (1872 — 73).
» » Scuineer, traite de pal. veg. II, pag. 542 (1370 — 72).
» » Heer, Zsilythal pag. 14, Taf. 2, Fig. la, b (1872).
Diese Art, von welcher in den letzten Jahren keine Blätter
wieder gefunden worden sind, ist schwer von Myrica hakeae-
Folia Une. sp. und Myrica lignitum Ung. sp. abzutrennen.
Von den meisten Fundorten liegen keine Abbildungen vor, so
dass die Verbreitung dieser an sich schlechten Art zur Beurthei-
lung ‘der Floren keinen grossen Werth hat. Dryandr. laevigata
Sism. (Mat. pag. 53, tab. 17, fig. Sb) zeigt blos den Umriss des
Blattes.
Lebende Analoga: Myrica cerifera Lam. (Nord- Amerika,
Erie-See bis Alabama), Myrica salicina Hochst. (Abessinien).
[179] Knollensteinflora. 91
Verbreitung:
Ober -Oligocän: Peissenberg, Monod, Hohe Rhonen, Rochette,
Bois d’Asson, Armissan, Zsilythal.
Unter-Oligocän: Skopau, Aix (?)
Mittel-Eocän: Bovey Tracey.
Unbekannter Horizont: Brognon (Cöte d’Or).
Cupuliferae.
Quereus neriifolia Ar. Braun.
Taf. 1, Fig. 2.
Heer, flor. tert. Helv. II, pag. 45, Taf. 74, Fig. 1—7, 16a—d; Taf. 1, Fig. 3;
Taf. 2, Fig. 12; (?) Taf. 75, Fig. 2 (1856).
» flor. tert. Helv. III, pag. 178, Taf. 152, Fig. 3 (1859).
(?) Ersınesuausen, Köflach pag. 13 (1857).
Massaronco, stud. flor. Senogall. tab. 31, fig. 6 (1859).
Sarorra, Et. II, 3, Ann. d. sc.-nat. 5. ser., IV, pag. 112 (1865).
(?) Erriscsnausen, Bilin I, pag. 54, (1867).
Scnruere, trait& de pal. veg. II, pag. 621 (1870— 72).
Exget#arpr, Leitmer. Mittelgeb. pag. 403, Taf. 11, Fig. 2 u. 3 (?), non 4 (1876).
(2?) Lesauerrevx, Tert. flor. pag. 150, tab. 19, fig. 4«—5 (1878).
Quercus lignitum Av. Braun, in Stizenb. Verz. pag. 77.
» » Heer, Uebersicht der Tertiärflora pag. 53.
» commutata Hzer, flor. tert. Helv. I, pag. 14, 21 (1555).
Folia petiolata, subcoriacea, elongato-lanceolata, utrinque
acuminata, integerrima vel apice sparsim denticulata. Nervi
sec. numerosi, dietyodromi. Glans brevis, ovalis, 8 — 11" longa,
6— 9 lata, apiculata, distinete longitudinaliter striata.
Das Blatt von Skopau stimmt mit den Hrer’schen Abbildun-
gen und Oeninger Vergleichsstücken überein. Die sich gabelnden
und in nur undeutlichen Schlingen aufsteigenden Secundärnerven
unterscheiden es hinreichend von den Blättern von Rhododendron.
Wenn die oben aufgezählten Funde zu vereinigen sind, so
gehört unsere Eiche zu den langlebigsten und verbreitetsten
Pflanzen, da sie sowohl im europäischen Tertiär vom Unteroligocän
22 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [180]
bis in die Oeninger Schichten, als auch im nordamerikanischen
Tertiär einen charakteristischen Baum bildet.
Quercus neriifolia Heer, flor. tert. Helv. Taf. 75, Fig. 2
ist breiter als die übrigen Blätter, und die Secundärnerven ent-
springen unter spitzeren Winkeln. Daher ist die Bestimmung
dieses Blattes zweifelhaft, ebenso die von (uercus nerüfolia
Stur (Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt 1867, I, pag. 153)
von Swoszowice, welche STUR mit der Hrer’schen Abbildung
vergleicht. Noch mehr weicht von unserem Typus Quercus nerü-
folia Gaud. et Strozzi (Contrib. VI, pag. 12, tab. 2, fig. 1) von
Bozzone ab. — Quercus nerüfolia Sism. (Mat. pag. 46, tab. 9, fig. 1)
erinnert mehr an Ficus- Arten und an Notelaea eocenica. — Die
nah verwandte Quercus bifurca Wat. (Paris-pag. 138, tab. 35,
fig. 9) aus dem Unter-Eocän von Pernant hat schmalere, parallel-
randige Blätter.
Lebende Analoga: Amerikanische Eichen vom Typus Qu.
imbricaria Mchx. und phellos L.; Vereinigte Staaten von New-
Jersey bis zum Golf von Mexico.
Verbreitung:
Ober - Miocän: Oeningen, Swoszowice (?), Sinigaglia.
Mittel-Miocän: Brandschiefer von Sobrussan (?), Köflach (?).
Ober-Oligocän: Armissan.
Unter-Oligocän: Skopau.
(?) Amerikanisches Tertiär: Florissant (Colorado), 4. Gruppe,
Raton Mountains (N. Mex.), 1. Gruppe.
Nah verwandte Art:
Quercus bifurca Wat.: Pernant (‚Unter- Eocän).
Dryophyllum Dewalquei SarorTA et MARION.
Tafel 1, Fig. 3 und 6.
Sarorsa et Marıon, Essai sur l’etat de la veg. heers. de Gelinden pag. 37, tab. 2,
fig. 1—6; tab. 3, fig. L—4; tab. 4, fig. L—4 (1873).
» » Revision ete. pag. 50, tab. 7, fig. 4—5; tab. S, fie. 1—7
(1878).
[181] Knollensteinflora. 23
conf. diese Abhandl., Bornstedt, Taf. 9, Fig. 6.
Quercus drymeia Herr, Sächs.- Thüring. Braunkohlenfl. pag. 5, Taf. 5, Fig. 6, 7
(1861).
Dryandroides Meissneri Heer, ibid. pag. 10, Taf. 5, Fig. 12, 13.
» aemula Hrer, ibid. pag. 9, Taf. 5, Fig. 11— 17; Taf. 6,
Fig. 12a (2), 12e.
Myrica aemula Sckimrer, traite de pal. veg. II, pag. 548 (1870 — 72).
» Meissneri Schineer, ibid. pag. 549.
Folia coriacea, petiolata, e basi integra obtuse vel acute cuneata
sursum plus minusve elongata, apice breviter vel sensim attenuata,
margine argute serrata. Nervi sec. angulis acutis emissi, plus
minusve nmumerosi quandoque multiplices, paralleli, eraspedodromi,
extremo apice furcati. Nervuli transversi, in rete tenuissimum, tandem
anastomosati.
In die Gruppe von Quercus spicata (Fig. 3a) gehört bereits
eine grössere Anzahl sehr variirender Arten, so dass durch das
Hinzukommen neuer Funde die Umerenzung derselben immer
schwieriger wird. Unser Blatt Fig. 6 ist von SaPoRTA et MARION,
Essai tab. 2, fig. 2—3; tab. 3, fig. 3—4 und tab. 4, fig. 1—4
nicht zu unterscheiden, und ebenso stimmt das Blattstück Fig. 3
recht gut mit SAPORTA et MARIoN, Essai tab. 2, fig. 4 und Re-
vision tab. 7, fig. 4 überein.
Quercus drymeia Heer (]. c.) schliesst sich an unsere Fig. 3
an, dagegen sind ibid. Taf. 6, Fig. 12h und Dryandroides aemula
Heer ibid. Taf. 6, Fig. 12b, weil schlecht erhalten, bei jeder künf-
tigen Untersuchung auszuschliessen.
Myrica aemula Crie (l’ouest de la France ä l’epoque tert.
pag. 32, tab. H et I) bildet eine selbstständige Art, welche mehr an
die Dörstewitzer Eiche als an unsere Art erinnert. Den Secundär-
nerven laufen ziemlich kräftige, dem Mittelnerv entspringende
Nerven parallel.
Dryophyllum subfalcatum Lesq. (tert. flor. pag. 163,
tab. 63, fig. 10) ist unserer Art nah verwandt. Es erinnert be-
sonders an SAPORTA et MARIOoN, Essai tab. 3, fig. 2.
24 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [182]
Verbreitung:
Unter-Oligocän: Skopau (Fundort von Fig. 6 unbekannt,
Gegend von Skopau und Rattmannsdorf).
(2) Bornstedt.
Unter-Eocän: Gelinden.
Verwandte Arten: siehe Bornstedt.
Moreae.
? Fieus Schlechtendali HEER.
Heer, Sächs. - Thüring. Braunkohlenflora pag. 6, Taf. S, Fig. 20.
Vorkommen: Skopau.
Fieus Giebeli Herr.
Heer, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 6, Taf. 2; Taf. 5, Fig. 8—9 (1861).
Scnmmper, traite de pal. veg. II, pag. 730 (1870 — 72).
Encetuarpr, Flora der Braunköhlenform. im Königr. Sachsen pag. 37, Taf. 13,
Fig. 1 (1870).
Crıs, L’ouest de la France & l’epoque tert. pag. 38 (1877).
Verbreitung:
Unter-Oligocän: Skopau, Harthau (?), Angers (Thal der
Sarthe) (?).
Nächst verwandte Arten:
Protoficus sezannensis Sap., Sezanne tab. 6, fie. 1.
» insignis Sap., ibid. fig. 2—4.
Laurineae.
Cinnamomum Scheuchzeri HEer.
Heer, briefl. Mittheilung, Zixexrex, Ergänzung I zur Physiogr. dev Braunkohle
pag. 25 (1571).
Vergl. diese Abhandl., Bornstedt.
Vorkommen; Schortau bei W eissenfels.
[183] Knollensteinflora. 235
Cinnamomum lanceolatum UNGER sp.
Taf. 1, Fig. 4.
Vergl. diese Abhandl., Stedten.
Vorkommen: Skopau.
Cinnamomum sezannense W ATELET.
Taf. 1, Fig. 5.
Oinnamomum sezannense Warener, Paris pag. 175, tab. 50, fig. 2 (1866).
(2) Daphnogene sezannensis Sarorra, Sezanne pag. Sl, tab. 8, fie. 8 (1868).
» » Sarorra et Marron, Essai sur l’etat de la veg. A
l’epoque des marnes heers. de Gelinden pag. 47, tab. 6,
fig. 5—6 (1873).
» » SCHINPER, traite de pal. veg. II, pag. 852 (1870—72).
Cinnamomum sezannense Sarorra et Marıon, Revision de la flore de Gelinden
pag. 60, tab. 9, fig. 2—6 (1873).
» dubium Warsver, Paris pag. 176, tab. 50, fie. 4.
Daphnogene pedunculata Warzrzr, ibid. pag. 178, tab. 50, fig. 6 — 10.
Folia coriacea, elongato-lanceolata, basi in petiolum angustata,
in apicem sensim elongatum attenuata, margine integerrima, tripli-
nervia; nervi laterales alterni, suprabasilares, margine
paralleli, cum nervis sec. camptodromo-anastomosantes; nervi
tert. angulo recto e nervo prim. egredientes, parallel.
Die gestreckte Gestalt, die beiden über der Basis entspringenden,
dem Rande parallel laufenden und sich erst über der Blattmitte mit
den Secundärnerven durch aufsteigende Schlingen verbindenden
Seitennerven, endlich die zahlreichen wagerechten Tertiärnerven
unterscheiden unser Blatt hinreichend von den jüngeren Arten.
Wir finden dieselben Merkmale bei Cinnamomum sezannense
Wat. wieder, mit welchem SArORTA und MARION, und wohl
mit Recht, auch Daphnogene pedunculata Wat. und
Cinnamomum dubium Wat. vereinigen. Die Bestimmung von
Daphnogene sezannensis Sap. von Sezanne ist fraglich, da
bei diesem die Tertiärnerven unter spitzen Winkeln ausgehen.
Daphnogene longingua Sap. et Mar., welche SarorTA und
96 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [184]
Marıon (Essai etc. pag. 48, tab. 4, fig. 7) zu derselben Art zu
stellen geneigt sind, muss entfernt werden, da bei ihr die Seiten-
nerven sehr weit oberhalb der Basis entspringen und die Secundär-
nerven weiter hinunter gerückt sind, so dass der Raum zwischen
beiden sehr klein erscheint.
Unsere Art schliesst sich an Cinnamomum lanceolatum
Ung. sp. an, am besten an die Form Phyllites cinnamomeus Rossm.,
Altsattel pag. 23, Taf. 1, Fig. 2.
Lebende Analoga nach SAarorTA: Uinnamomum Culi-
lawan Nees, Burmanni Bl. und tamala Nees, sämmtlich dem
tropischen Asien angehörend.
Verbreitung:
Unter-Oligocän: Gegend von Rattmannsdorf bei Halle, Fund-
ort unbekannt.
Unter-Eocän: Sezanne, Belleu, Gelinden.
Daphnogene veronensis MASSALONGO.
Heer, Sächs.-Thüring. Braunkohlentlora pag. 8, Taf. 6, Fig. 1.
Verbreitung:
Unter-Oligocän: Skopan.
Mittel-Eocän: Monte Bolca, Alumbay.
Daphnogene elegans W ATELET.
Taf. 1, Fig. 9.
Warerer, Paris pag. 180, tab. 51, fig. 5—6; tab. 54, fig. 9 (1866).
Sarorra, Nezanne pag. 368, tab. 8, fig. 11L—12 (1568).
Schimeer, traite de pal. veg. II, pag. Sl, tab. 92, fig. 8-9 (1870 — 72). :
Sterculia labrusca Hxer, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora Taf. 8, Fig. 19
(1861).
Folia coriacea, ovata, acuminata, basi attenuata, mangine
integerrima, triplinervia. Nervi laterales suprabasilares, margine
subparalleli, cum secundarüs alternis cuwrvato- ascendentibus anasto-
mosantes. Nervuli flexuosi, rete pölygonum formantes.
[185] Knollensteinflora. 37
Das abgebildete schöne Blatt passt bis auf die abzerundete
Spitze recht gut zu Daphnogene elegans. Die Abrundung muss
nach Analogie der lebenden Laurineen als eine zufällige Ver-
kümmerung der Blattspitze angesehen werden, wie gleiches bei
lebenden und fossilen Arten, besonders von Cinnamomum, häufig
beobachtet werden kann. Es giebt kaum eine Laurinee mit für
die Art charakteristischen, abgerundeten Blättern. Die beiden
Exemplare von Oreodaphne obovata Meissn. im Königl. Her-
barıum, deren Blätter abgerundet sind, scheinen noch nicht maass-
gebend zu sein gegenüber der ausserordentlich reichen Fülle der
übrigen spitzblättrigen Laurineen. Zwei in derselben Weise von
einander hinsichtlich der Entwickelung der Spitze abweichende
Blätter hat Sarorra (Et. III, 3, Ann. . ., 5. ser., VIII, pag. 76,
tab. 15, fig. 4—5) zu derselben Art, Laurus superba, vereinigt.
Sterculia labrusca Heer, ]. c., ein einfaches Blatt mit zwei
oberhalb der Basis aus dem Hauptnerv hervortretenden Seiten-
nerven, gehört zu unserer Art.
Die nächsten Beziehungen besitzen nicht, wie WATELET und
SAPORTA meinen, Qreodaphne (foetens), Uryptocarya und Nectandra,
sondern Litsaea, namentlich /. foliosa Nees, unter den fossilen
Pflanzen die neueren Litsaea- Arten von Bornstedt und L. magni-
Jica Sap.
Verbreitung:
Unter-Oligocän: Skopau, Gegend von Rattmannsdorf bei Halle,
Fundort unbekannt. Auf demselben Gesteins-
stück befindet sich Cinnamomum sezannense
Wat.
Unter-Eocän: Sezanne.
Actinodaphne Germari HEER sp.
Taf. 2, Fig. 2.
Vergl. diese Abhandl., Bornstedt.
An dem abgebildeten Blattstücke ist das Maschennetz bis ins
feinste Detail erhalten. In der unteren Hälfte sind Randstreifen
28 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [186]
derartig abgebrochen, dass die unteren Seitennerven jetzt den Rand
bilden. Das leicht zu vervollständigende Blatt erinnert am meisten
an die Blätter von Actinodaphne Germari von Bornstedt, mit denen
es in allen Details übereinstimmt.
Vorkommen: Gegend von Skopau, Fundort unbekannt.
Laurus saxonica nov. spec. >
Taf. 1, Fig. 3; Taf. 2, Fig. 4.
Folia coriacea, elliptica, basi angustata; nervus prim. validus,
nervi sec. camptodromi, curvati, angulis acutis varııs orientes, distantes,
nervuli rete angustum distinctum polygonum efformantes.
Fig. 4 auf Taf. 2 stellt ein dicklederartiges Blatt mit kräftigen
Haupt- und Secundärnerven vor. Die mit blossen Augen kaum
sichtbaren Tertiärnerven werden an Deutlichkeit von einem scharf
ausgeprägten, polyedrischen Netzwerk übertroffen, dessen Zwischen-
räume wie feine Wärzchen erscheinen. Auch in dem Blatte Taf. 1,
Fig. 8 treten die Tertiärnerven nur wenig aus dem gut sichtbaren,
polyedrischen Netzwerk (Fig. Sa) hervor, die vom Hauptnerv aus-
gehenden laufen den Secundärnerven fast parallel, während die
entsprechenden Nerven in Taf. 2, Fig. 4 fast rechtwinkelig ab-
zweigen. Diese Abweichung der beiden sonst übereinstimmenden
Blätter kann nicht als Artunterschied aufgefasst werden, da gleiche
Unterschiede auch bei ein und derselben Art unter den lebenden
Laurineen, mit denen unsere Blätter der Nervatur und Textur
nach verglichen werden müssen, häufig beobachtet werden.
Unsere Blätter erinnern am meisten an Laurus styracifolia
Web. (Palaeontogr. II, pag. 180, Taf. 20, Fig. 3) von Orsberg
und Oeningen und Oreodaphne Heeri Gaud. et Strozzi (Con-
trib. I, pag. 35, tab. 10, fig. 4—9; tab. 11, fig. 1—7) aus dem
Miocän und Pliocän Italiens und dem Pliocän von Meximieux,
namentlich an l.c. Taf. 11, Fig. 2. Für die jungtertiäre Oreo-
daphne-Art sind die in den Achseln der Secundärnerven sitzenden
Warzen charakteristisch, welche diese Art am meisten der lebenden
Oreodaphne foetens Nees (SAPORTA, Meximieux tab. 26, fig. B)
Bi 87] Knollensteinflora. 39
nähern, einem Baume, der einen grossen Theil der Wälder
auf den Canarischen Inseln bildet. Hinsichtlich der kürzeren,
unteren Secundärnerven und des Fehlens der Warzen schliesst
sich unsere Art mehr an amerikanische Pflanzen an, z. B. an
Oreodaphne californica Nees (ETTINGSHAUSEN, “ Apetalen
Taf. 33, Fig. 5) und Oreod. indecora Nees (ibid. Fig. 2).
Die Gattung Ocotea (Oreodaphne und Mespilodaphne)
umfasst 200 meist dem tropischen und subtropischen Amerika
angehörende Arten. Nur wenige Arten bewohnen Afrika und
die Canarischen Inseln.
Vorkommen: Taf. 1, Fig. 8: Klein - Corbetha. Taf. 2,
Fig. 4: Dieselbe Gegend, Fundort mir nicht
bekannt.
(?) Laurus primigenia UNGER.
Heer, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 7, Taf. 6, Fig. 12i, k.
Vergl. diese Abhandl., Bornstedt.-
Vorkommen: Skopau.
Laurus Apollinis HEER.
Herr, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 7, Taf. 7, Fig. 7—8.
Vorkommen: Skopau.
Laurus excellens WATELET.
Laurus excellens Wareter, Paris pag. 185, tab. 52, fig. 2 (1866).
Lalages Hzer, Sächs.- Thüring. Braunkohlenfl. pag. 7, Taf. 7, Fig. 9 —11
(1s61).
» praecellens SarorTA, Et. I, 5, Ann. d. sc. nat. 4. ser., XIX, pag. 210, tab. 6,
fig. 4 (1863). Seitenzahl nach dem zusammenhängenden Werke.
Folia coriacea, ovato-lanceolata, apice basique sensim
attenuata, integerrima; nervi sec. angulis acutis orientes, curvatı,
camptodromi, nervi tert. subreti.
30 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [188]
Die von HEER mit Zaurus Lalages (]. ec.) vereinigten Blätter
müssen von dieser Art getrennt werden, da sie sich am Grunde
langsamer verschmälern und die unter spitzeren Winkeln aus-
gehenden Secundärnerven stärker gebogen sind. Ich vereinige sie
mit dem Blatte von Laurus excellens Wat., mit welchem sie
sich bis auf die weniger zahlreichen Secundärnerven vollständig
deckt. Von der WATELET’schen Art vermag ich ferner auch
Laurus praecellens Sap. nicht zu trennen. n
Die ähnlichen Blätter von Persea belenensis Wat. sind
breiter. Persea palaeomorpha Sap. et Mar. (Revision etc.
tab. 10, fig. 1) wird wahrscheinlich bei dem Vorhandensein von
besserem Materiale später mit unserer Art zusammenfallen. Sie
nähert sich am meisten Laurus praecellens Sap. und ewcellens W at.
Verbreitung:
Mittel-Oligocän: St. Zacharie.
Unter-Oligocän: Skopau.
Unter-Eocän: Belleu.
Pimeleaceae.
Pimelea borealis HEer.
Herr, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 8, Taf. 5, Fig. 18.
Vorkommen: Skopau.
Proteaceae.
Dryandroides erenulata HEeERr.
Taf. 4, Fig. 1.
Dryandroides crenulata Hswr, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 10, Taf. 5,
Fig. 1—3 (1861).
» erenata Scrnumper, traite de pal. veg. II, pag. SI1 (1870 — 72).
Folia coriacea, lanceolata, in petiolum sensim attenuata,
serrulata. Nervi sec. tenuissimi, camptodromi, amgulo acuto,
inferiores angulo acutissimo orientes.
Ri 89] Knollensteinflora. 91
Die Hrer’schen Abbildungen stellen Bruchstücke von klei-
neren Blättern vor. Für alle Blätter ist charakteristisch, dass die
unteren Secundärnerven unter viel spitzerem Winkel aufsteigen
als die folgenden.
Die entsprechende lebende Gattung ist nach HrEER Cenar-
rhenes mit nur einer Art (Cenarrh. nitida Sieb. auf Tasmanien).
Aehnliche Blätter besitzt auch T’elopea speciosissima R. Br.
(ETTINGSHAUSEN, Apet. Taf. 42, Fig. 2—3). Die Bestimmung
unserer Blätter ist sehr fraglich.
Vorkommen: Skopau.
Grevillea nervosa HeEER.
Grevillea nervosa Heer, Sächs.-Thüring. Braunkohlenflora pag. 8, Taf.5, Fig. 4—5
(1S6).
» » Schmeer, traite de pal. veg. II, pag. 788 (1870 — 72).
» ‚provincialis Sarorra, Kt. I, 4, Ann. d. sc. nat. 4. ser., XVII, pag. 252,
tab. 8, fig. 3 (1862).
» » Sarorra, Et. Suppl. I, 2, pag. 149 (1872 — 73).
» » Schmeer, traite Il, pag. 786, tab. 85, fig. 28.
» verbinensis Warener, Paris pag. 192, tab. 53, fig. 4 (1866).
Folia coriacea, linearia, basi angustata, integerrima. Nervi
sec. numerosi, angulis peracutis orientes, camptodromi; ner-
villi retieulati.
Es sind bereits eine grössere Anzahl von fossilen Grevzllea-
Arten beschrieben worden, welche von unserer Art kaum ver-
schieden, sich sämmtlich an die beiden, nur wenig von. einander
abweichenden, lebenden Arten @Grevillea sericea R. Br. und
oleoides Sieb. anschliessen. Es sind Grevillea coriacea Sap., rigida
Sap., lancifolia und Jaccardi Heer, haeringiana Ett., verbinensis
Wat. und provincialis Sap. Von diesen stimmen die beiden letzten
mit unserer Art überein, denn sie besitzen dieselbe Gestalt und
gleiche Nervatur. Trotz dieser Uebereinstimmung finden wir
weder bei Sarorra noch bei WATELET unsere Art erwähnt.
Grevillea lancifolia Heer, Jaccardi Heer und haeringiana Ett., nur
schwer zu trennende Arten, gehören, wie unsere Pflanze, in die
32 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [190]
Formenreihe von @rev. oleoides Sieb. (ETTINGSHAUSEN, Apet.
Taf. 38, Fig. 8). @rev. sericea R. Br., von der anderen lebenden
Art nur durch geringere Blattlänge unterschieden, ist im Tertiär
durch Grevillea coriacea Sap. vertreten. — Die Mitte zwischen
beiden lebenden Arten nimmt Grevillea rigida Sap. ein. Die ge-
zahnten Formen von Grev. Kymeana Ung. gehen allmählich in
ganzrandige über, welche sich von Grev. Jaccardi und haeringiana
nicht unterscheiden lassen. UNGER (Kumi pag. 35) ist daher
geneigt, die letztgenannten nur als Endform der Kumi-Art anzu-
sehen.
Von den ca. 160 lebenden Arten von Grevillea bewohnen
nur 7 Neu-Caledonien, alle anderen das Festland Australiens.
Verbreitung:
Unter-Oligocän: Skopau, Aix.
Unter-Eocän: Vervins.
Oleaceae.
Notelaea eocaenica ETTINGSHAUSEN.
ErrisesHausen, Beit- zur Kenntn. der foss. Flora von Sotzka pag. 526, Taf. 2,
Fig. 4 (1858).
Hrer, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 13, Taf. 6, Fig.5:; (2) pag. 20,
Taf. 10, Fig. 1 (1861).
(2?) Ficus arcinervis Hrer, ibid. pag. 6, Taf. 6, Fig. 4, 121.
Ficus arcinervis Heer (l. c.), von der RossmÄsstEr'schen Art
durch die zarten Secundärnerven abweichend, scheint zu dieser
schlechten Art zu gehören. Die Gattung Notelaea umfasst
8 australische Arten (Qucensland, Neu-Süd- Wales, Victoria,
Tasmanien).
Verbreitung:
Ober-Oligocän: Sotzka.
Unter-Oligocän: Skopau, Weissenfels (?).
[191] Knollensteinflora. 33
Apocyneae.
Apoeynophyllum neriifolium Herr.
Heer, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 13, Taf. 8, Fig. 1—8.
Vergl. diese Abhandl., Stedten.
Verbreitung: Skopau (sehr häufig), Stedten.
Myrsineae.
Myrsine formosa Herr.
Hexer, Sächs- Thüring. Braunkohlenfl. pag. 12, Taf. 6, Fig. 6; Taf. 8, Fig. 10—11.
Myrsine formosa Crie, l’ouest de la France & l’epoque tert.
pag. 48, tab. K, fig. 69 ist ein unbestimmbarer Blattrest.
Vorkommen: Skopau.
Sapotaceae.
Sapotaeites relieulatus HEERr.
Heer, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 12, Taf. 6, Fig. 12d, e.
Vorkommen: Skopau.
Ebenaceae.
Diospyros vetusta HreER.
Taf. 4, Fig. 3.
Diospyros vetusta Heer, Sächs. - Thüring. Braunkohlenfl. pag. 10. Taf. 7, Fig. 1—6.
» » ScHineer, traite de pal. veg. II, pag. 946.
Persoonia Kunzü Heer, 1. c. pag. 9, Taf. 8, Fig. 22.
» » SchHiueer, l.c. II, pag. 783.
Das abgebildete Blatt stimmt mit denjenigen Blättern von
Skopau überein, deren grösste Breite in der Mitte liegt. Per-
°
p}
o
34 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [192]
soonia Kunzii HEER ist hierher zu ziehen. Die Nervatur der-
selben weicht gänzlich ab von derjenigen bei Persoonia mit in der
Hauptrichtung des Blattes gestreckten Zellen.
Vorkommen: Skopau (Blätter und Früchte), Lauchstedt.
Sterculiaceae.
Stereulia labrusea UNGER.
Taf. 30, Fig. 7.
Heer, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 15, Taf. 3 und 4.
Sassafras germanica Hser, ibid. pag. S, Taf. 3, Fig. 7; Taf. 7, Fig. 12— 13,
Vergl. diese Abhandl., Trotha.
Vorkommen: Skopau (häufig), Schortau bei Weissenfels
(nach HEER, briefl. Mittheilung an Zincken;
vergl. Ergänz. I zur Physiogr. der Braunkohle
pag. 25).
Saxifragaceae.
Geratopetalum myrieinum LAHARPE.
Herr, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 14, Taf. 6, Fig. 11; pag. 20, Taf. 10,
Fie. 3. 2
Vergl. diese Abhandl., Eisleben.
Vorkommen: Skopau.
Elaeocarpeae.
Rlaeocarpus Albreehti HEERr.
Taf. 2, Fig. 3.
Hexer, mioc. balt. Flora pag. 42, Taf. 10, Fig. 1—4 (1869).
Schrmper, traite de pal. veg. Ill pag. 126, tab. 99, fig. I—12 (1574).
Folia subcoriacea, ovato-elliptica, basi angustata, margine
cerenata; nervi sec. angulo ca. 50° orientes, dietyodromi, tert.
[193] Knollensteinflora. 35
transversi. Fructus drupacei, putamine ovali, longitudinaliter tuber-
eulato-rimoso, qwinque-loculari, loculis minutis.
Das abgebildete Blatt passt recht gut zu dem Blatte des
Samlandes. Der gekerbte bis stumpf gezahnte Rand, die sich
gabelnd verästelnden und dann wieder in grossen Bögen ver-
bindenden Secundärnerven und die schiefen Tertiärnerven sind
auch für das Blatt des Samlandes und die lebenden Arten von
Elaeocarpus bezeichnend. Die von HEER beschriebenen Früchte
(l.c. Fig. 2—4) erinnern am meisten an Hlaeocarpus sphae-
ricus (Ostindien), die Blätter an Elaeoc. oblongus Sm. (Ost-
indien).
Eine andere Art mit spitzen Zähnen, Elaeocarpus euro-
paeus Ett. (Bilin III, pag. 16, Taf. 43, Fig. 6— 10) stammt aus
dem Polirschiefer von Kutschlin und dem platischen Thone von
Langaugezd.
Die 5 lebenden Arten von Blaeocarpus bewohnen das
tropische Asien, Australien, die australischen und pazifischen
Inseln.
Verbreitung:
Mittel-Oligocän: Rauschen.
Unter-Oligocän: Gegend von Skopau, Fundort mir nicht be-
kannt.
Juglandeae.
(?) Carya Heerii ETTINGSHAUSEN sp.
Heer, Sächs.-Thüring. Braunkohlenflora pag..16, Taf. S, Fig. 17.
Das kleine Blattstück stimmt zwar mit den Blättern von
Tokay überein (ETTINGSHAUSEn, Tokay pag. 35, Taf. 2, Fig. 5—7),
ist aber erst dann zu einer Identificirung geeignet, wenn Fieder-
blätter bekannt geworden sind.
Vorkommen: Skopau.
36 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. | [194]
Myrtaceae.
? Eucalyptus oceaniea UNGER.
Heer, Sächs.- Thüring. Braunkohlenfl. pag. 14, Taf. 6, Fig. 15, 16; Taf. S, Fig. 18.
Zu der UNGER’schen Art sind eine grössere Anzahl von
Blättern der Olivenform gezogen worden, welche bei zahlreichen
Familien vorkommt. Da sie meist schlecht erhalten sind, sind sie
fast sämmtlich zu einer genaueren Bestimmung ungeeignet.
Callistemophyllum Giebeli HEER.
Heer, 1. c. pag. 14, Taf. 6, Fig. 17.
Von den ca. 12 Arten von Callistemon bewohnen nur 1 oder 2
Neu-Caledonien, alle übrigen das Festland Australiens.
Vorkommen: Skopau.
Metrosideros Saxonum HEeEr.
Heer, 1. c. pag. 14, Taf. 6, Fig. 18.
Vorkommen; Skopau.
Eugenia Hollae HEEr.
Heer, 1. c. pag. 15, Taf. 6, Fig. 13, 14.
Vorkommen: Skopau.
Papilionaceae.
Leguminosites Sprengeli HEER.
Heer, ]. c. pag. 16, Taf. 8, Fig. 9.
Das Blättchen erinnert an Caesalpinia.
Vorkommen: Skopau.
[195] Knollensteinflora. 37
Unbestimmbare Blattreste.
Phyllites retieulosus RossMmÄssLER.
Taf. 4, Fig. 2.
Phyllites reticulosus Rossmässter, Altsattel pag. 32, Taf. 6, Fig. 23 (1840).
Chrysophyllum reticulosum Her, Sächs.-Thüring. Braunkohlenflora pag. 19, Taf. 9,
Fig. 12—16 (1861).
» » ScHinper, traite de pal. veg. II pag. 938 (1870 — 72).
» » ExeetHarpr, Grasseth pag. 35, Taf. 9, Fig. 13 — 17;
Taf. 10, Fig. 6; Taf. 11, Fig 1 (1881).
Folia coriacea, oblongo-ovalia, apice emarginata, inte-
gerrima. Nervi sec. patentes, camptodromi, subtales.
Die Blätter dieser Art gehören zu den häufigsten bei Weissen-
fels und Stedten. Bei Chrysophyllum konnte ich keine Art finden,
welche sich mit den fossilen Blättern nur annähernd vergleichen
liesse. Chrysophyllum Caineto L., mit welcher HEER unsere
Art vergleicht, gehört einem anderen Typus an.
Verbreitung:
Ober-Oligocän: Altsattel, Grasseth (Sandstein).
Unter-Oligocän: Klein-Corbetha, Stedten, Weissenfels.
Taf. 1, Fig. 7 erinnert am meisten an Ficus Brauni Heer.
Skopau.
Taf. 4, Fig. 4. Mehrere Blätter gleicher Art liegen auf dem-
selben Gesteinsstücke. Die am Rande gabelspaltig sich theilenden
Secundärnerven erinnern am meisten an Brachychiton diversi-
Folium. Wäre das abgebildete Bruchstück ein Theil eines ge-
lappten Blattes, so wäre die Beziehung zu der lebenden Art gesichert.
Entferntere Aehnlichkeit besitzen die Blätter von Hardtenbergia
monophylla Benth. (ETTINGSHAUSEN, Dicot. Taf. 90, Fig. 12—13).
Vorkommen: Klein-Corbetha.
Taf. 4, Fig. 5. Das grosse Blatt nähert sich den bei HEER
l. c. abgebildeten Blättern von Ficus @rebeli.
Vorkommen: Gegend von Skopau; Fundort mir nicht be-
kannt.
38 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. | [196]
Stedten.
Die von Stedten bekannt gewordenen Pflanzen stammen sämmt-
lich aus der Grube Walters Hofinung, einem östlich von diesem
Orte gelegenen Tagebau. Die Lagerungsverhältnisse waren früher
nach den Angaben Zinckenx’s ( Physiogr. der Braunkohle pag. 636)
folgende:
Geschiebelehm mit nordischen Geschieben Ela Lehtr.).
Heller, s sandiger Uehın mm vielen Sandkörnern und
Knollensteinen Ale Lehtr.).
ne er isabellfar biger Letten (»Mergel« ge-
nannt) von grobschiefriger Lagerung mit zahlreichen
Dicotyledonenblättern (21/, Lehtr.).
Erdige ae kleinknorplige Braunkohle (21, —3 L.).
Die Angaben ZINCKEN’s stammen bereits aus dem Jahre 1867.
In den letzten Jahren sind in derselben Grube von Herrn Prof.
K. von Frırscn (Erläuterungen zu Blatt Teutschenthal) 3 Flötze
beobachtet worden. Der das oberste derselben, das Hauptflötz,
bedeckende Sand ist ein »Braunkohlensand«, ebenso der Sand zu-
nächst unter dem 9— 12” mächtigen Hauptflötze; der 6% mächtige
Sand zwischen dem mittleren und unteren Flötze ist ein echter
Stubensand. — Der Stubensand nimmt hie und da in der Um-
gegend von Halle den Charakter eines Braunkohlensandes an,
indem er durch reichlich beigemensten Kohlenstaub braun wird;
so auch bei Stedten. »Der sehr feine, etwas thonige Sand (der
isabellfarbige Letten im Zincken'schen Profile), der dem Braun-
kohlen- oder Aluminitsande von LASPEYRES petrographisch sehr
gleicht und in Grube Walters Hoffnung das mächtige obere der
3 dort bekannten Flötze bedeckt, ist seit langer Zeit als Lager-
stätte wohl erhaltener, aber sehr schwer conservirbarer, fossiler
Blätter etc. bekannt, welche bei der grossen Zerreiblichkeit des
Gesteines vom Transport und von jeder Berührung schon viel
leiden. Diese Blätter und die in derselben Grube über der Braun-
[197] Stedten. 39
koble selbst gefundenen, blasenähnlichen Hüllen von Früchten,
welche etwa die Grösse kleiner Weinbeeren haben«, sind in den
übrigen Gruben der Nachbarschaft nirgends gefunden worden.
Bestimmungen von Stedtener Blättern sind wiederholt ver-
öftentlicht worden. Die ersten rühren von ©. J. AnpRAR her, der
in seiner Inaugural- Dissertation: »de formatione tertiaria Halae
proxima, Halis 1848« pag. 20 aufzählt:
Pecopteris stedtensis Andr.,
Flabellaria plicata Andr.,
Phyllites reticulosus Kossm.,
» furcinervis Rossm.,
> cuspidatus Rossm.,
» myrtaceus Rossm.,
» inaequalis Andr.,
Populus crassinervis Andr.,
Juniperus baccifera Ung.
Später fügte ANDRAE seinem »erläuternden Text zur geolog.
Karte von Halle« (1850) pag. 94 eine kurze Beschreibung von
Pecopteris stedtensis, Flabellaria plicata, Populus erassinervis, Phyl-
hites inaequalis bei, nach welcher die dem Halleschen Museum
gehörenden Originale zu diesen Arten leicht wieder zu er-
kennen sind.
LEoP. von BucH erwähnt (Ber. d. K. Akad. d. Wissensch.
zu Berlin 1851, pag. 699) von Stedten:
Pecopteris,
Flabellaria,
Juniperus baccifera,
Quercus furcinervis und cuspidata und
Juglans costata.
Eine genaue Beschreibung nebst Abbildungen von 4 Pflanzen-
resten:
Widdringtonia Ungeri Endl.,
(Quercus chlorophylla Ung.,
Dryandra rigida Heer,
Diospyros pannonica Eitt.,
40 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [198]
finden wir erst in HEER, Beitr. zur näheren Kenntn. der sächs.-
thüring. Braunkohlenflora (2. Bd. der Abhandl. des naturwissensch.
Vereins für die Prov. Sachsen und Thüringen 1861, pag. 427)
pag. 21, Taf. 10.
Im ersten Ergänzungshefte zu seiner Physiographie (1871)
führt Ziıncken eine Anzahl von SCHENK bestimmter Pflanzen auf:
Myrica formosa Heer,
Diospyros brachysepala A. Br.,
» pannonica Ett.,
Chrysophyllum reticulosum Heer,
Dryandroides hakeaefolia Ung..,
Öinnamomum polymorphum Heer,
Sequoia Sternbergi Heer,
Quercus chlorophylla Heer,
» furcinervis Rossm. sp.,
Phragmites oeningensis Heer,
Sabal sp.,
denen er im 2. Ergänzungshefte (1878) pag. 24 noch folgende
SCHENK'sche Bestimmungen hinzufügt:
Typha latissima Al. Br.,
Ephredites sotzkianus Ung.,
Dryandroides erenulata Heer,
Cinnamomum Rossmaessleri Heer,
» Scheuchzeri Heer,
Eucalyptus haeringiana Ett.
Einige von diesen Arten, wie Mwyrica formosa Heer und
Dryandroides hakeaefolia Heer, konnten von mir nicht wieder
beobachtet werden und sind, weil von Stedten niemals abgebildet,
bei der folgenden Betrachtung der Arten unberücksichtigt ge-
blieben.
Die neuesten Bestimmungen von Stedtener Pflanzen rühren
von ENGELHARDT her (Sitzungsber. der naturwissensch. Ges. Isis
in Dresden, Jahrg. 1876 pag. 97 und 1877 pag. 14). Nach einer
Aufzählung einiger von GÖPPERT bestimmter Reste, nämlich:
=) 5 ’ \
[199] Stedten. 41
(Quercus elaena Ung.,
Cinnamomum Rossmaessleri Heer,
Gautiera lignitum W eb.,
Zizyphus tiliaefolius Ung. sp.,
bringt er ein Verzeichniss von zum Theil schon oben erwähnten,
zum Theil für Stedten neuen Arten. Die Originale zu diesen
Bestimmungen werden fast sämmtlich im Halleschen Museum
aufbewahrt. Sie sind so zerkratzt, dass die Bestimmungen
ENGELHARDT’ s zum Theil auf »Versuchen beruhen, Unbestimm-
bares zu benennen«. Einige bestimmbare Blätter, die auch auf un-
seren Tafeln abgebildet sind, sind von ENGELHARDT falsch gedeutet.
So ist Laurus Swoszowiciana Engelh. (unsere Taf. 6, Fig. 10) zu
Fieus multinervis, Dryandroides crenulata Engelh., ein am Rande
verletztes Blatt (Taf. 5, Fig. 12), zu Apocynophyllum nerüfolium
Heer zu stellen. Ferner lassen die von ENGELHARDT zu Puca-
Iyptus haeringiana und oceanica gezogenen schmalen, lang-
gestreckten Blätter 2 deutliche Lateralnerven erkennen (Taf. 5,
Fig. 3), gehören daher zu.Cinnamomum lanceolatum Ung.;
endlich muss ein von ENGELHARDT als Phragmites oeningensis
bestimmter Rest eines sich spaltenden Monokotyledonenblattes zu
Sabal gebracht werden. Welchen Grad der Zuverlässigkeit die
EnGELHARDT' schen Bestimmungen besitzen, beweist ferner die
Vereinigung der Proteaceengattung Dryandra mit Farnkräutern
. (Sitzungsber. 1876, pag. 97).
Beschreibung der Arten.
Filices.
Osmunda lignitum GIEBEL sp.
Taf. 4, Fig. 6.
Pecopteris lignitum, Leucopetrae, angusta, crassinervis Giesen (Zeitschr. f. d. ges.
Naturw. X, 1857, pag. 305»
Taf. 2).
Aspidium Meyeri Lupwre (non Heer), Palaeontogr. VIII, pag. 63, Taf. 12, Fig. 3
(1860).
42 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [200]
Aspidium lignitum Heer, Beitr. zur Kenntn. der Sächs.-Thüring. Braunkohlenflora
pag. 18, Taf. 9, Fig. 2—3 (1861).
Dryandra rigida Hxer, ibid. pag. 21, Taf. 10, Fig. 15 (1861).
Pecopteris lignitum Hxwr, -Lignites of Bovey Tracey Philos. Trans. vol. 152,
pag. 1047, tab. 55, fig. 5 (non 4 und 6); tab. 56, fie. 2—8
(non 1, 9— 11); tab. 57, fig. 1—5, 7 (non 6) (1862).
» » Sarorra, Et. II, 1, Ann. d. sc. nat. 5. ser. Bot. VIII, pag. 42,
tab. 3, fig. 4—5 (1867).
» » Schmper, traite de pal. veg. I, pag. 540 (1869).
Osmunda Grutschreiberi Srur, Jahrb. der k. k. geol. Reichsanst. XX, pag. 9, Taf. 2
» (1570).
» lignitum Srur. ibid. pag. 13.
» » Hrsr, über die Braunkohlenflora des Zsily-Thales, Jahrb. der
k. Ungar. geol. Anst. Il pag. 9, Taf. 1, Fig. 2, 3 (1872).
» » GarDneER et Errinesuausen, Palaeontogr.-Society, British Eocene
flora pag. 49, tab. 4, fig. L—3; page. 66, tab. 13, fig. 1-4
(1879 — 82).
» » Vergl. diese Abhandl., Eisleben, Taf. 20, Fig. S.
Frons pinnata, coriacea; pinnae longae, lineares, apice valde
attenuatae et acuminatae, plerumque breviter petiolatae, profunde
inciso-serratae, nervi tert. furcati, inferiores valde curvati
in sinum laciniarum exeurrentes.
Die Stedtener Flora hat eine grössere Anzahl von Bruch-
stücken dieses Farnkrautes geliefert, welches, wie die Synonyma
ergeben, auch an vielen anderen Orten beobachtet worden ist, an
einigen derselben sogar die herrschende Pflanze gewesen sein
dürfte.
Die Gattungsnamen Pecopteris, Hemitelia, Aspidium, Os-
munda und Dryandra beweisen, dass man lange Zeit über
die systematische Stellung dieser Pflanze im Unklaren war.
UNGER (Sitzungsber. der k. k. Akad. der Wissensch. zu Wien
1864, Bd. 49, pag. 2, Taf. 1 und 2, Fig. 1—6) wies zuerst durch
Untersuchungen von Rhizomen aus Sotzka und Salzhausen, die
mit den von HEER aus Bovey Tracey und von LupwIG aus
Münzenberg (Palaeontogr. VIII, Taf. 10, Fi
einstimmten, nach, dass wenigstens diese weder zu Hemitelia, noch
3) abgebildeten über-
8,
fo)
zu Aspidium gehören, sondern am meisten sich in der Structur
den Rhizomen von Osmunda anschliessen. STUR wies darauf auf
20 1] Stedten. 43
Osmunda (Plenasium) Presliana J.Sm. als nächstes lebendes
Analoson hin (Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt XX, 1870,
pag. 13 etc.), deren eine auf Luzon und Java vorkommende
Varietät, Plenasium banksiaefolium Presl (ETTINGSHAUSEN, Farn-
kräuter der Jetztwelt Taf. 152, Fig. 66—67), der fossilen Art so
nahe steht, dass sie nur durch die in der Mitte etwas breiteren
Fiedern und die grössere Anzahl der Tertiärnerven unterschieden
werden kann. — GARDNER und ETTINGSHAUSEN, welche die
Verwandtschaft der fossilen Pflanze mit der von Kamtschatka bis
Japan und Ceylon verbreiteten und im Wachsthum den Cycadeen
gleichenden Osmunda javanica Bl. vorziehen (1. c. pag. 49 etc.),
führen als weitere Bestätigung der Srur’schen Gattungsbestim-
mung an: 1. das Fehlen der Fructificationsorgane, die bei Osmunda
bekanntlich auf besonderen Stengeln sitzen; 2. das leichte Abfallen
der Osmunda-Fiedern von der Blattspindel.
GARDNER und ETTINGSHAUSEN haben die bisher mit unserer
Art vereinigten Formen eingehend auf ihre Verwandtschaft geprüft
(l.c.), es ist daher nicht: nöthig, nochmals darauf einzugehen.
Die bisher beschriebenen Reste dieses Farnkrautes beschränken
sich fast sämmtlich auf lose Fiederstücke. Das einzige bis jetzt
bekannte Beispiel einer directen Verbindung der Fiedern mit der
Spindel bietet das von Stur als Osmunda Grutschreiberi be-
schriebene Wedelstück aus den Sotzkaschichten von Möttnig,
welches GARDNER und ETTINGSHAUSEN mit unserer Art vereinigen.
Die Gattung Osmunda umfasst 6 lebende, meist tropische
Arten, von denen nur eine m der südlichen gemässigten Zone
vorkommt. Osm. javanica Bl. ist von Kamtschatka bis Java
und Ceylon verbreitet.
Verbreitung unserer Art:
Unter-Miocän: Münzenberg.
Ober - Öligocän: Sotzka, Möttnie, Zsilythal (Un
(Bois d’Asson).
Unter-Olisoeän: Stedten, Segenvottesschacht bei Eisleben, Run-
ko} ’ to) fo) b}
arn), Manosque
oO
to)
thal bei Weissenfels.
Mittel- Eocän: Bournemouth, Bovey Tracey.
44 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [202]
Pteris stedtensis ANDRAE sp.
Taf. 5, Fig. 2.
Siehe diese Abhandl., Bornstedt. °
Pecopteris stedtensis Anprar, Text zur geognost. Karte von Halle a/S. pag. 94
(1850).
Pteris bilinica, EnseuHarpr, Tertiärflora des Leitmeritzer Mittelgeb. Nov. Act.
Leop. Bd. 38, pag. 353, Taf. 1, Fig. 2.
» » Excernaror, Sitzungsber. der Isis 1380, pag. 77, Taf. 1, Fig. 1.
Folia pinnata (?), pinnae pinnatifidae, laciniae suboppo-
sitae, ovatae veloblongo-lanceolatae, obtusae, integerrimae.
Nervi pinnarum sec. angulis 40-— 50° egredientes, nervi tert. semel
Furcati.
Das abgebildete Wedelstück, das Original zu der ANDRAF-
schen Art, stimmt mit den von ENGELHARDT zu Pteris bilinica Eitt.
gezogenen Farnresten von Salesl und Liebotitz überein. Die Fieder-
blättchen der ETTINGSHAUSEN’schen Art sind am Rande gekerbt (an
der Detailzeichnung bei ETTINGSHAUSEN, Bilin I, Taf. 3, Fig. 15
deutlich zu sehen, während in der Diagnose »lacinüs integerrimis«
steht) und besitzen wiederholt gegabelte Secundärnerven. Da die
Beschäffenheit des Blattrandes bei Farnkräutern oft unwesentlich
ist und die Anzahl der Nervengabelungen sich an demselben
Wedel ändert, dürfte sich bei dem Vorhandensein reicheren
Materiales die ETTINGSHAUSEN’sche Art vielleicht als ident mit
der unsrigen erweisen.
Von Bleehnum atavium Sap., Sezanne tab. 22, fig. 10—13,
stimmen Fig. 11, 12 und 13 mit unseren Abbildungen überein;
ältere Wedelstücke des Sezanner Farnes (Fig. 10) zeigen jedoch
eine abweichende Entwickelung in der Laubbildung. Die Fieder-
blättchen sind bis zum Grunde getrennt und die Nerven in der
Regel zweimal gegabelt. Hinsichtlich dieser Merkmale ist die
französische Art besser bei Blechnum als bei Pteris untergebracht.
Alle Blechnum- Arten, welche sich mit unserer Art noch am besten
vergleichen lassen, haben getrennte Fiederblättchen, die erst nahe
der Wedelspitze am Grunde mit einander verwachsen (wie bei
Sezanne ]. c. Fig. 11— 13).
[203] Stedten. 45
Die nah verwandte Pteris Sitkensis Heer (flor. foss. alask.
pag. 21, tab. 1, fig. 7a) unterscheidet sich durch den zarten Mittel-
nerv und den deutlich gezahnten Rand. — Die Mehrzahl der
übrigen fossilen Pteris- Arten, von denen zum Theil fructifieirende
Exemplare mit umgeschlagenem Rande und darunterliegenden
Soren bekannt geworden sind, gehören dem Typus Pteris oenin-
gensis Ung. an, der im Tertiär weit verbreitet ist und in der
eocänen Pteris Bournensis Ett. u. Gardn. (eoc. Flora pag. 33,
tab. 4, fig. 7) seinen ältesten Vertreter haben dürfte.
Lebende Analoga zu unserer Art sind:
Pteris Smithiana Presl (ETTINGSHAUSEn, Farnkr. Taf. 57,
Fig. 12) auf den Philippinen,
» attenuata Willd. (ibid. Taf. 59, Fig. 4) auf den
Philippinen,
» edentula Kunze (ibid. Taf. 58, Fig. 10) in Guate-
mala,
» nemoralis Willd. (ibid. Taf. 60, Fig. 1, 10) in
Brasilien, Venezuela und Östindien
und zahlreiche, namentlich ostasiatische Arten.
Am meisten von diesen nähern sich unserer Art:
Pteris glauce-virens Goldm. (Manila) und
» aspericaulis Wall. (Ostindien).
Trotz der Uebereinstimmung mit lebenden Pteris- Arten ist
die Gattungsbestimmung unserer Farnreste, so lange die Fructifi-
cationen unbekannt sind, noch nicht gesichert, denn demselben
Nervationstypus gehören zahlreiche Arten von Osmunda, Cyathea
und Alsophila an. Auch Exemplare mit umgeschlagenen Blatt-
rändern dürfen, so lange die Sporen nicht beobachtet werden
können, nicht ohne Weiteres als entscheidend angesehen werden,
da einige Farnkräuter, wie die dem gleichen Nervationstypus an-
gehörende Osmunda cinnamomea L. im getrockneten Zustande
den nach Art von Pteris umgeschlagenen Blattrand besitzen. (Eine
grössere Zahl von Wedelstücken dieser Art im Königl. Herbarium
zu Berlin zeigen diese Erscheinung sehr deutlich.)
46 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [204]
Verbreitung:
Unter-Miocän: Tuff von Salesl.
Ober - Oligocän: Thon von Liebotitz.
Unter-Oligocän: Stedten, Bornstedt.
Verwandte Art:
Pteris bilinica Ett. Mittel-Miocän: Sphärosiderit von Preschen.
Aspidium spec.
Taf. 4, Fig. 7 und 7a.
Die Abbildung stellt die Spitze eines unbestimmbaren Farn-
wedels dar, dessen winzige Fiederblättchen (Fig. 7a) 2 Reihen
Fruchthäufchen nach Art von Aspidium tragen.
Oleandra angustifolia nov. spec.
Taf. 4, Fig. 8.
Folia simplieia (2), oblonga, basi angustata integerrima; nerv.
prim. validus; sori biseriales atque utrinque dispersi.
Das vorliegende, sehr verletzte Blatt lässt ausser einem kräf-
tigen Mittelnerv Zahlreiche winzige, runde Vertiefungen erkennen,
deren Vertheilung auf ehemalige Soren schliessen lässt. Zwei Reihen
dichtstehender Soren umgaben den Mittelnerv und zahlreiche an-
dere Soren bedeckten ohne erkennbare Ordnung die Blattfläche.
Eine analoge Anordnung der Soren finden wir bei der Gat-
tung Oleandra und zahlreichen Polypodium-Arten. Bei letz-
teren laufen die beiden inneren Sorenreihen in einiger Entfer-
nung dem Mittelnerv parallel, und die übrigen Soren lassen stets
eine bestimmte, regelmässige Anordnungsweise erkennen. Bei
Oleandra dagegen liegen die beiden inneren Sorenreihen dicht am
Mittelnerv, und alle übrigen Soren sind, wenn überhaupt vor-
handen, regellos über das Blatt vertheilt. Dieselben Merkmale
treten an dem schlecht erhaltenen Blatte von Stedten noch deut-
lich genug auf, um die Gattungsbestimmung unzweifelhaft zu
©
machen. In dem Herbarıum des Herrn Dr. Kunn fand ıch
[205] Stedten. 47
Oleandra Wallichii Presl mit 2 Sorenreihen und Oleandra
pilosa Hook. mit 2 Sorenreihen und zerstreuten Soren.
Unzweifelhafte Oleandra-Arten sind bis jetzt aus dem Tertiär
und der jüngeren Kreide noch nicht bekannt geworden. Dagegen
hat SCHIMPER die bisher als Taeniopteris beschriebenen Farne
des Rhät, Taen. vittatum Brgt., tenwinervis Brauns und stenoneuron
Schenk in der der lebenden Oleandra entsprechenden Gattung
Oleandridium veremigt (Traite de pal. veg. I, pag. 607), welche
im westdeutschen Weald durch Oleandridium Beyrichii Schenk ver-
treten wird. Hierher rechnet SCHIMPER (Traite I, pag. 609) auch
Taeniopteris Micheloti Wat., obtusum Wat. und lobatum W at.
aus dem Grobkalke von Arcueil bei Paris, welche, wahrscheinlich
zu einer Art gehörend, keine Fructificationen aufzuweisen haben.
Das Blatt von Celastrus Cenomanensis Crie, l’ouest de
la France & l’epoque tert. pag. 53, tab. K, fig. 68 —69 (Fig. 69
Vergrösserung) mit netzartig verzweigten Nerven und zwei Reihen
von deutlichen, runden Vertiefungen zu beiden Seiten des Mittel-
nervs gehört entweder zu unserer Gattung oder zu Polypodium.
Die Gattung Oleandra umfasst 6 lebende Arten. Von
diesen gehören 4 dem Monsungebiet an, eine dem tropischen
Amerika; Oleandra neriiformis Oav. (pilosa Hook.) endlich
kommt in den Tropen der alten und neuen Welt vor (Neu-Gra-
nada und Guyana bis Brasilien und Peru, Fidschi-Inseln, Neu-
Guinea, Samoa-Inseln (bis 6000 Fuss hoch), Philippinen, Malakka
und Guineaküste). \
Coniferae.
Sequoia Couttsiae HEER.
Taf. 3, Fig. 9 und 10.
Siehe diese Abhandl., Bornstedt.
Von den beiden Abbildungen, welche Hohldrücke darstellen,
hat Fig. 9 durch die photographische Vervielfältigung an Deut-
lichkeit verloren.
48 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [206]
Das Zweigstück Fig. 10 erinnert sehr an Seguwoia Stern-
bergii Göpp. sp. Ein Vergleich mit den Abbildungen von
Sotzka und Häring und einigen Exemplaren dieser Art von der
letztgenannten Fundstelle erwies jedoch wesentliche Verschieden-
heiten beider Pflanzen: An der typischen Sequoia Sternbergü sind
die schmalen Blätter meist doppelt so lang als an dem Stedtener
Zweigstücke. Zweigstücke wie Fig. 10 hat Sarorta von Armissan
ebenfalls mit Sequoia Couttsiae Heer vereinigt (Et. II, 3, tab. 2,
fig. 2A). Zu unserer Art müssen mehrere, leider schlecht erhaltene
Zapfen (Fig. 9) gezogen werden, weil sie zwei wichtige Merk-
male derselben, die kugelförmige Gestalt und die geringe Anzahl
der Schuppen, noch hinreichend erkennen lassen. — Kleinere
Bruchstücke von Zweigen mit kurzen Blättern, welche sehr gut
auf Seqg. Couttsise passen, liegen auf zahlreichen Platten zerstreut.
(?) Glyptostrobus europaeus HEeERr.
Widdringtonia Ungeri Hzer, Beitr. zur Kenntn. der Sächs.-Thüring. Braun-
kohlenflora pag. 21, Taf. 10, Fig. 14c.
Auf allen Platten von Stedten liegen zahlreiche Bruchstücke
schlanker, zierlicher Zweige vom Habitus der @lyptostrobus euro-
paeus Heer. Ob.sie zu dieser Art gehören, können erst Zapfen-
funde entscheiden. Ein Zapfen in der Sammlung der geologischen
Landesanstalt, der mehr mit @/lyptostrobus als mit Seguoia überein-
zustimmen scheint, ist leider zu schlecht erhalten, um Aufschluss
zu geben.
Palmae.
Sabal haeringiana UNGER sp.
Taf. 5, Fig. 1.
Flabellaria haeringiana Unser, Chloris protog. pag. 43, Taf. 14, Fig. 3 (1847).
» » Unser, 'Sotzka pag. 27, Taf. 2, Fig. 10 (1550).
» » Schinper, traite de pal. veg. Il, pag. 488, tab. 83, fig. 1, 2
(1870 — 12).
Palmaeites oxyrhachis Swunsgerg, Vers. Il, pag. 190, Taf. 12, Fig. 2 (1821 — 38).
[207] Stedten. 49
Flabellaria oxyrhachis Uxger, Gen. et spec. plant. pag. 330 (1850).
» » Uxsger, Iconogr. pag. 19 (91), Taf. 9 (82), Fig. 2 und 3
(1852).
Latanites oxyrhachis Massawonco, Palaeoph. rar. pag. 59.
Sabalites » SAPORTA, Et. IL, 2, Ann. d. sc. nat. Bot. 5. ser., tome III,
pag. S2, tab. 3, fig. 3 (1865).
Sabal Lamanonis Hrexr, flor. tert. Helv. I, pag. S6, Taf. 33 und 34 (1855).
» » Heer, ibid. III, pag. 168, Taf. 148, Fig. S (1859).
» » Errisesnausen, die foss. Flora der ältesten Braunkohlenformat.
der Wetterau pag. 524 (1868).
» » Unser, Radoboj pag. 32, Taf. 1, Fig. 1 (1869).
Flabellaria Lamanonis Uxcer, in Martius, Gen. Palm. I, pag. 50.
» Martii Uxcer, ibid. pag. 62, Taf. 2, Fig. 1.
» raphifolia Errısesuausen, Monte Promina pag. 28, Taf. 3, Fig. 4;
Taf. 14, Fig. 1 (1854).
» » Errisesmausen, Häring pag. 30, Taf. 1, Fig. 1, 2—9; Tat. 2,
Fig. 1, 2, 4, 5; Taf. 3, Fig. 1—2 (1855).
Palmacites verrucosus STERNBERG, Vers. Il, pag. 190, Taf. 42, Fig. 3 (1821 —38).
Flabellaria plicata Axpraz, Text zur geognost. Karte von Halle a/S. pag. 94 (1850).
» vincentina MassaLonGo, plant. foss. nov. pag. 12 (2).
Folia longe petiolata, flabellato-pinnata, petiolo 11/, — 3°"
lato, latere superiore rotundato, subtus in apicem lanceolatum,
acutum abeunte; radis mediüs secus apicem decliviter insidentibus.
Schlecht erhaltene Exemplare dieser bei Stedten häufigen
Palme befinden sich im Halleschen Museum und in der geolo-
gischen Landesanstalt. Die geringe Dicke der Blattstiele lässt
keinen Zweifel über die Vereinigung unserer Blätter mit Sabal
haeringiana.
Das lebende Analogon dieser Art, Sabal Adamsonii (Thatch
oder Swamp Palmetto-Sumpfpalme) ist heimisch an den sandigen
und sumpfigen Meeresufern von Neu-Georgien und Carolina und
in den Morästen des Mississippi bis zum 33. Parallelkreise.
Verbreitung:
Mittel-Miocän: Petit-Mont bei Lausanne.
Unter-Miocän: Münzenberg, Radoboj, Aarwangen, Eriz, Develier
(in Jura).
50 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. : [208]
Ober - Oligocän: Sotzka, Hohe Rhonen, Rochette.
Mittel-Oligocän: Saint-Jean-de-Garguier, Chiavon.
Unter-Oligocän: Stedten, Häring, Monte Promina.
Verwandte Art: Sabal major (siehe pag. 15).
Sabal major UNGER sp.
Siehe diese Abhandl., Knollensteintlora pag. 15.
Einige schlecht erhaltene Blattbruchstücke mit sehr breitem
Blattstiele im Halleschen Museum beweisen das Vorkommen dieser
Art bei Stedten.
Cupuliferae.
Quereus fureinervis ROSSMÄSSLER sp.
Taf. 4, Fig. 11; Taf. 5, Fig. @—-10, 13.
Phyliites furcinervis RossmÄssuer, Altsattel pag. 33, Taf. 6, Fig. 25; Taf. 7 (1340).
Quercus » Hrer, flor. tert. Helv. III, pag. 179, Taf. 151, Fig. 14 () u. 15
(1859).
» » Heer, ibid. pag. 180, Taf. 151, Fig. 12 und 13.
» > Hrer, Beitr. zur Kenntn. der Sächs.-Thüring. Braunkohleni.
pag. 18, Taf. 9, Fig. 4b—7 (1861).
>» > Sısmoxpa, Prodr. flor. tert. Piem. pag. 10 (1359).
» » SısmonpAa, Mater. pag. 43, Taf. 9, Fig. 2a, 3 (1865).
Errisesmausen, Bilin I, pag. 134, Taf. 16, Fig. 11, 12 (1867).
> ScHImeer, traite de pal. veg. II, pag. 649 (1870 — 72).
Exertuaror, Tertiärpfl. aus dem Leitmeritzer Mittelgebirge
pag. 402, Taf. 10, Fig. 10—19; Taf. 11, Fig. 1 (1876).
Eneztnuarpr, foss. Pflanzen des Süsswasserst. von Grasseth
pag. 21, Taf.1, Fig.5; Tat.2, Fig. 20—25, 27—31; Taf. 3,
Fie. 16; Taf. 4, Pig. 1-4 (1881).
Phyllites cuspidatus, Rossmässter, Altsattel pag. 36, Taf. 9, Fig. 33 und 39 (1840).
Quercus » Uxser, Gen. et spec. pag. 401 (LS50).
> Lupwıs, Palaeontogr. V, pag. 143, Taf. 33. Fig.5 (1860).
» Errisesuausen, Sagor I, pag. 179, Taf. 5, Fig. J— 11 (1872).
Oastanea atavia Unser, Sotzka pag. 34, Taf. 10, Fig. 6 (1850).
Folia subcoriacea, oblonga, late-ovato-lanceolata vel lineani-
lanceolata, breviter acumumata vel longe cuspidata, basi sensim an-
ri
[209] Stedten. 51
gustata , longe petiolata , m argine remote et sinuwato-dentata;
nerv. sec. angulo aperto orientes, craspedodromi, subeurvati, paralleli,
extremo apice furcati, nervillum in dentem superiorem
emittentes; nervi tert. angulo subrecto egredientes.
Die Blätter dieser Art gehören zu den häufigsten in der
Stedtener Flora und sie werden in fast jedem Verzeichniss von
Pflanzen dieser Fundstelle aufgeführt. Trotz der grossen Anzahl
der schon vorhandenen Abbildungen unserer weit verbreiteten Art
sind auch von hier einige der von einander am meisten abweichenden
Formen abgebildet worden, weil nur Abbildungen den Bearbeiter
anderer Floren in den Stand setzen, die Bestimmung von Blättern
zu beurtheilen.
Blätter, wie sie von RossMmÄSSLER |. c. Taf. 7 abgebildet sind,
kommen bei Stedten häufig vor. Neben solchen wurden breitere
Blätter mit kürzerer Basıs (Taf. 4, Fig. 11) und schmale, fast
lineare, lang zugespitzte Blätter (Taf.5, Fig. 7— 10) beobachtet.
Letztere werden mit den breiteren Blattformen durch zahlreiche
Uebergangsformen vermittelt, so dass eine Trennung derselben in
2 Arten unmöglich ist. Mit der Rosswmässter’schen Art muss
auch das Blatt Taf. 5, Fig. 13 vereinigt werden, das zwar der
Form nach mehr an ein Laurineenblatt erinnert, aber einen z. Th.
buchtig gezahnten Rand besitzt, in dessen stumpfe, nur wenig
sichtbare Zähne (in der Zeichnung nicht wiedergegeben) die stark
gebogenen Secundärnerven einen Seitenast absenden, während diese
selbst sich in aufsteigenden Schlingen mit einander verbinden.
Blätter, welche einen gleichen Uebergang von dem Typus unserer
Art in den Laurineentypus darstellen, sind häufig bei den lebenden
Eichenarten der Gruppen Pasania, Üyclobalanus und Chlamydo-
balanus. Treten bei diesen die Zähne zurück, so verbinden sich
die Secundärnerven in aufsteigenden Bögen.
Zu Quercus furcinervis Rossm. hat man bisher eine be-
trächtliche Anzahl von Blättern gezogen, welche nicht zu dieser
Art, sondern nur zu demselben Blatttypus gehören. Wenn nun
diese im Folgenden ausgeschieden werden sollen, ist es nöthig,
nochmals die charakteristischen Merkmale unserer schon oft be-
4 E3
52 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [210]
schriebenen Art, und zwar nach den zuerst von Altsattel bekannt
gewordenen Blattresten, kurz zusammenzufassen:
1. Der Rand ist buchtig gezahnt.
2. Jeder Secundärnerv sendet vor seinem Eintritt in den
Zahn einen Seitenast nach oben ab, welcher, nahe dem Blattrande
aufsteigend, in dem folgenden, höheren Zahne endigt.
3. Die Secundärnerven werden durch zahlreiche querläufige
Tertiärnerven direct verbunden.
Hält man an diesen Merkmalen fest, so wird man folgende,
bisher mit unserer Art vereinigte Blätter ausscheiden müssen:
1. Die Blätter von Quereus furcinervis Ludw. (Palaeonto-
graphica VIII, Taf. 34, Fig. 1—4) und wahrscheinlich auch die
zu dieser Art gezogenen Früchte (l. c. Fig. 6—8) gehören nebst
Quercus Steinheimensis Ludw. zu Quercus Meyeri Ludw.
2. Quereus furcinervis Heer (Flor. foss. arct. Taf. 7,
Fig. 7a), den unteren Theil eines Blattes darstellend, ist sehr frag-
mentarisch und lässt daher zahlreiche Deutungen zu. Das Blatt-
stück ibid. Fig. 6a hat stumpfe Zähne mit geradem Aussenrande.
In den beiden Blättern ıbid. Taf. 46, Fig. 5 und 6 ist der die
Tertiärnerven an Stärke kaum übertreffende obere Seitenast der
Secundärnerven ungefähr in der Mitte seines Verlaufes mit einem
kräftigen, vom nächstfolgenden Secundärnerv nach unten abzwei-
genden Tertiärnerv verbunden, und zwischen je 2 Zähnen liegt ein
kleinerer Zahn. An dem Blatt ibid. Taf. 45, Fig. Id kommen eben-
falls Zwischenzähne vor, und es fehlen die aufsteigenden Gabeläste
gänzlich. h
3. Die beiden in der flor. tert. Helv. Taf. 77, Fig. 17 und 18
abgebildeten Blätter besitzen gleichfalls nicht die für unsere Art
charakteristischen, aufsteigenden Gabeläste. In Fig. 17 laufen wie
bei Quercus Sprengeli Heer vom Hauptnerven ausgehende Tertiär-
nerven den Secundärnerven parallel.
4. Quercus furcinervis Unger, Swoszowice pag. 123,
Taf. 13, Fig. 5, ohne Gabeläste und mit abgesetzter Basis, gehört
zu Vastanea.
[2 11 ] Stedten. 53
5. Quercus furcinervis Ung., Kumi pag.5l, Taf.4, Fig. 18,
gehört hinsichtlich der Gestalt und der grossen, lappenartigen Zähne
zu den mexikanischen Eichen, bei denen dünne Gabelnerven eben-
falls vorkommen. Das Blatt ist ausserdem kürzer als alle bis jetzt
bekannten Blätter unserer Art, und die Secundärnerven entspringen
unter einem viel spitzeren Winkel.
In der erst vor Kurzem erschienenen Arbeit ENGELHARDT’s
über die Flora von Grasseth sind Richenblätter in grosser Menge
und Mannigfaltigkeit abgebildet, darunter schmallineale und solche
mit ungewöhnlichen Breitendimensionen (z. B. l. c. Taf. 3, Fig. 2
und Taf. 4, Fig. 3), welche insofern die scharfe Umgrenzung unserer
Art rechtfertigen, als keins von ihnen in den Hauptmerkmalen
von dieser abweicht. Die kleinen Blätter auf Taf. 2 erinnern sehr
an die Dörstewitzer Eichen, unterscheiden sich aber durch die
Zahnbildung und das Fehlen der den Secundärnerven parallel-
laufenden Tertiärnerven. |
Die abgebildeten, schmalen Blätter von Quercus cuspidata
Ett. von Sagor entsprechen nicht der 1. c. pag. 179 gegebenen
Beschreibung, da die in dieser erwähnten Gabeläste in den Ab-
bildungen fehlen. — Castanea atavia Ung., Sotzka Taf. 10,
Fig. 6, gehört zu Quercus furcinervis Rossm., denn es stimmt hin-
sichtlich der Form und des buchtig gezahnten Randes mit den
Blättern von Altsattel überein. An einzelnen Stellen ist der Gabel-
nery angedeutet. — Das in der Sammlung der geologischen Landes-
anstalt befindliche Original zu Quercus cuspidata Ludwig,
Palaeontogr. V, Taf. 33, Fig. 5, einer schlechten Abbildung, ge-
hört nebst einigen anderen Blättern‘ von Nieder-Olm sicher zu
unserer Art.
Quercus furcinervis Rossm. gehört zu den Eichen aus den
Sectionen Pasania Mig., Uyelobalanus Endl. und Chlamydo-
balanus Endl., deren älteste Vertreter schon in der oberen Kreide
Westfalens auftreten. Ueber die systematische Stellung unserer
und der verwandten Arten finden wir bei Hosıus und VON DER
Marc, Flora der westfäl. Kreideform., Palaeontogr. XXVI, pag. 38,
ausführlichere Mittheilungen, und es braucht, indem ich auf diese
verweise, hier nur noch hervorgehoben zu werden, dass unter den
54 Beschreibung der Localtloren der Provinz Sachsen. 212]
lebenden Arten die javanısche Quercus spicata Sm. var. micro-
calyx Bl. aus der Section Pasania (diese Abhandl. Taf. 1, Fig. 3a)
der fossilen am meisten entspricht.
Die Section Pasania Migq. umfasst 30 lebende Arten, von
denen eine in Californien (Pas. densiflora Benth. et Hook.) vor-
kommt, alle anderen auf das Festland und die Inseln Asiens
(Indien, China, Japan und Malayische Inseln) beschränkt sind.
Die 50 Arten der Section Uyclobalanus XEndl. gehören dem
gleichen Gebiete Asiens an.
Während bisher Niemand an der Eichennatur von (uereus
Fureinervis Rossm. sp. zweifelte, glaubt jetzt Stur (Verhdl. der k.k.
geol. Reichsanstalt 1875, pag. 163) unsere Art zu Cupania (als
2 besondere Arten, Cup. furcinervis Rossm. sp. und Cup. Ross-
maessleri Stur) ziehen zu müssen, da er Blätter von Altsattel als
Theilblätter eines gefiederten Blattes erkannt haben will. Wir
können uns über Srur’s Beobachtung erst dann ein Urtheil
bilden, wenn das Exemplar von Altsattel uns durch eine Abbil-
dung zugänglich gemacht ist, und wir müssen vorläufig an der
früheren Bestimmung noch deshalb festhalten, weil 4°® lange Blatt-
stiele, wie ich sie an den Stedtener Pflanzen beobachtete, an den
Theilblättern eines gefiederten Blattes nicht gut denkbar sind.
Verbreitung*
Unter-Miocän: Sagor.
Ober - Oligocän: (?) Nieder-Olm, Altsattel, Schüttenitz bei Leit-
meritz, Sandstein von Grasseth, plastischer Thon
von Priesen, Sotzka, Schwarzachtobel ob Bre-
grenz, Ralligen. Cadibonabildung von Piemont
(Bagnasco, Stella, San Cristina).
Unter-Oligocän: Weissenfels, Stedten; Reut im Winkel (Hrer,
flor. tert. Helv. III, pag. 289).
Verwandte Arten:
1. Quercus Sprengeli Heer, Bornstedt (Unter-Oligocän).
2. Dryophyllum Dewalgwei Sap. et Mar., Gelinden
(Unter-Eocän), Skopau ( Unter-Oligocän).
3. Qwercus intermedia n. sp., Dörstewitz (Unt.-Olig.),
1
[213] Stedten. 55
Moreae.
Fieus apoeynoides ETTINGSHAUSEN.
Taf. 5, Fig. 5; (?) Taf. 6, Fig. 5.
Errisesnausen, Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora von Sotzka pag. 519, Taf. 1,
Fig. 4 (1858).
Scmmeer, traite de pal. veg. II, pag. 735, tab. 90, fig. 3 (1370—72).
Folia ovata, petiolata, integerrima; nerv. prim. vahldus, nerv.
sec. brochidodromi, curvati, sub angulis 75— 85°, inferiores
sub angulis acutioribus orientes.
Unser Blatt Taf. 5, Fig. 5 stimmt bis auf die Grösse mit dem
Blatte von Sotzka überein; es hat einen gleichstarken Hauptnerv,
gleichgerichtete Secundärnerven und diesen parallellaufende Tertiär-
nerven. Die Bestimmung von Taf. 6, Fig. 5 ist zweifelhaft.
Die nächst verwandten lebenden Arten scheinen Fricus venosa
Ait (ETTINGSHAUSEN, Apetalen Taf. 16, Fig. 1 und 16) und Fie.
cestrifolia Schott (ibid. Taf. 15, Fig. 9— 10) zu sein, welche zu
der Gruppe Fic. americana Aubl. (ibid. Taf. 15, Fig. 8 und
Taf. 21, Fig. 2) mit spitzwinklig entspringenden Secundärnerven
und saumläufigen Schlingbögen gehören. Derselben Gruppe ge-
hören unter den fossilen Pflanzen Fire. vulcanica Ett., Urani
Ett. und Atlantidis Ett. an. Ficus Yyna Ung. ist dem Typus
Fie. nitida Thunb. mit wenig hervortretenden, grundständigen
Secundärnerven einzureihen.
Ficus Schlechtendali (HEER, Beitr. zur Kenntn. d. Sächs.-
Thüring. Braunkohlenflora pag. 6, Taf. 8, Fig. 20) von Skopau,
welche HEER mit unserer Art vergleicht, hat stark gebogene, unter
spitzerem Winkel abgehende und aufsteigend sich verbindende
Secundärnerven und dürfte, da die lebenden Frcus-Arten mit
gleichen Secundärnerven stets 2 deutliche, unter spitzerem Winkel
ausgehende Basilärnerven besitzen, wohl einer anderen Pflanzen-
familie zuzuzählen sein.
Aehnliche Blätter haben: Myrtus reetinervis Sap. (Et. I, 6,
tab. 11, fig. 5) von St. Zacharie und einige Aralien von Gelinden,
56 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [214]
Aralia transversalia (SAPORTA et MARION, Revision tab. 12,
fig. 4; tab. 14, fig. 1), Aral. demersa (ibid. tab. 12, fig. 5 und Essai
tab. 8, fig. 1) und Aral. venulosa (KEssai tab. 8, fig. 2). — Querceus
Heerii Al. Br. (in Hxer, flor. balt. mioc. pag. 71, Taf. 27, Fig. 1)
von Rixhöft, den unteren Theil eines Blattes darstellend, ist von
unserem Blatte nicht verschieden.
Verbreitung:
Ober - Oligocän : Sotzka.
Unter-Oligocän: Stedten.
Fieus spec.
Taf. 6, Fig. 9.
Folia cuneata, integerrima, basi angustata, nervatione
brochidodroma; nerv. sec. angulis acutis orientes, subparalleli.
Alle Merkmale unseres Blattes finden wir vereinigt in den
Ficus-Blättern vom Typus Ficus nitida Thunb.
Analoge lebende Arten sind:
Ficus nitida Thunb. (ETTINGSHAUSEN, Apetalen Taf. 14, Fig. 5 —6),
Ficus eiliolosa Link (ibid. Fig. 7) und
Ficus sp. (ibid. Taf. 16, Fig. 7),
sämmtlich Ostindien angehörend. In den keilförmigen Blättern
von Bumelia salieifolia Sw. (ETTINGSHAUSEN, Dicotyl. Taf. 36,
Fig. 1) und tenaw Willd. (ibid. Taf. 36, Fig. 6) sind alle Secundär-
nerven unter sich parallel und mehr netzläufig als durch brochido-
drome Schlingen verbunden.
Fieus multinervis Heer.
Taf. 6, Fig. 10— 12.
Ficus multinervis Hser, flor. tert. Helv. II, pag. 63, Taf. Si, Fig. 6— 10; Taf. 82,
Fig. 1 (1856).
» » ser, ibid. III, pag. 182 (1359).
> » Errısesmausen, Bilin I, pag. 144, Taf. 20, Fig. 5—6 (1567).
» » Srur, Jahrb. der k. k. geol. Reichsanst. 1867, pag. 160.
» » Scnmeer, traite de pal. vee. Il, pag. 735 (1870 — 72),
» I S Das /
u
21 5] Stedten. 57
(2) Ficus multinervis Exezuuarpı, Flora der Braunkohlenform. im Königr. Sachsen
pag. 19, Taf. 5, Fig. 2 (1870).
» » Exeeruarpr, Tertiärpflanzen aus dem Leitmeritzer Mittelgeb.
pag. 404, Taf. 11, Fig. 8 (1876).
@ BD » Lesgeurevs, Tert. flor. pag. 194, Taf. 28, Fig. 7 (non 8) (1878).
Notelaea eocaenica Hszer, Beitr. zur Kenntn. der Sächs.-Thüring. Braunkohlenfl.
pag. 20, Taf. 10, Fig. 1 (1861).
(2) Euphorbiopsis berica MassaLongo, Sapindae. fossil. tab. 3, fig. 8.
Folia coriacea, elliptica vel lanceolata, integerrima, basi
apiceque attenuata, mervatione brochidodroma; nerv. prim.
validus, nerv. sec. sub angulo aperto orientes, numerosi, valde con-
Ferti, paralleli.
Diese Art ist eine der unzuverlässigsten, da gleiche Blatttypen
im Pflanzenreiche häufig sind, und an den abgebildeten Blättern
die feinere Nervatur in der Regel fehlt. Blätter wie unsere
Fig. 12, welche sich von (wereus elaena Ung. durch deutliche
Saumläufer unterscheiden, hat HrEER (for. tert. Helv. Taf. 81,
Fig. 7—8) ebenfalls zu dieser Art gezogen.
Notelaea eocaenica Heer (Beitr. zur Kenntn. der Sächs.-
Thüring. Braunkohlenfl. Taf. 10, Fig. 1) mit zahlreichen Secundär-
nerven ist von Not. eocaenica Heer ibid. Taf. 6, Fig. 5 zu trennen
und mit unserer Art zu vereinigen. — Die Blätter von Bilin
weichen durch die sich schnell verschmälernde Basis ab.
Ficus multinervis Engelh., Tschernowitz Taf.23 (4), Fig4,
ein kümmerlicher Blattrest, verdient keine Berücksichtigung.
Verwandte Arten scheinen zu sein:
Phyllites myrtaceus Iossm. (Altsattel Taf. 10, Fig. 45),
Ficus Yyna Ett. (non HEER und Unger) (Bilin I, Taf. 20,
Fig. 7 [non 2]) aus dem plastischen Thon von
Priesen,
Fieus Kutschlinica Ett. (ibid. Fig. 8) aus dem Polirschiefer
von Kutschlin und
Ficus densinervis Hos. et v. d. Marck (Palaentogr. XXVI,
pag. 1385, Taf. 25, Fig. 10-12) aus den
obersenonen Plattenkalken des Arenfeldes bei
Sendenhorst,
58 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [216]
Alle diese Arten gehören zum Typus Ficus Benjaminea L.
Die besten Analoga zu unserer Art sind Ficus pulchella Schott
(ETTINGSHAUSEN, Apetalen Taf. 17, Fig. 2) und Freus parasitica
(ibid. Taf. 19, Fig. 5—6) in Östindien, nach HiEER auch Ficus
elastica.
“ Die Gattung Ficus umfasst etwa 600 meist tropische Arten,
von denen die meisten den Malayischen und Pacifischen Inseln
angehören. In der alten Welt reichen nur wenige in die ge-
mässigte Zone (Japan und Mittelmeerländer), in Nordamerika
(ausgenommen Mexico) fehlen sie ganz und in Südamerika über-
schreiten sie kaum die Tropengrenze.
Verbreitung unserer Art:
Pliocän: Green River Gruppe Nordamerikas (?).
Ober-Miocän: Straden bei Gleichenberg.
Unter-Miocän: Polirschiefer von Kutschlin, Riantmont bei
Lausanne.
Ober - Oligocän: Seifhennersdorf, Schüttenitz, plast. Thon von
Priesen, Hohe Rhonen.
Mittel-Oligocän: Salcedo (?).
Unter-Oligocän: Stedten, Weissenfels.
Laurineae.
Actinodaphne &ermari HEER sp.
Taf. 6, Fig. 6.
Siehe diese Abhandl., Bornstedt.
Das abgebildete Blattbruchstück ist das einzige mir von
Stedten bekannt gewordene dieser Art.
Cinnamomum lanceolatum UNGER sp.
Taf. 5, Fig. 3 und 4.
te)
Daphnogene lanceolata Unger, Gen. et spec. pag. 424 (1850).
» ) Uxcer, Sotzka page. 37, Taf. 16, Fig. 1—6 (1850).
> Weeer, Palacontogr. IT, pag. 183, Taf. 20, Fig. 8 (1852).
Errsesuausen, Monte Promma pag. 31, Taf. 7, Fig.7 (1854).
i
[217]
Stedten. 59
Daphnogene lanceolata Errısesuausen, Häring pag. 46, Taf. 11, Fig. 23, 25, 26
»
»
(1855).
Massatonco, Reliquie della flor. foss. eoc. del monte Pastello
pag. 14, tab. 6, fig. 1 (?), 5.
Cinnamomum lanceolatum Heer, flor tert. Helv. II, pag. 56, Taf. 93, Fig. 6— 11
(1856).
Massatoxco, stud. Senogall. pag. 265, tab. 8, fig. 2 —4
(non tab. 33, fig. 9) (1359).
Sısmoxpa, Prodr. flor. tert. Piem. pag. 12 (1559).
Lupwıs, Palaeontogr. VIII, pag. 109, Taf. 43, Fig. 1—7
(1860).
Heer, Bov. Trac. pag. 1063, tab. 67, fig. 1—S; tab. 68,
fig. 14, 15 (1862).
Sarorra, It. I, 4, Ann. d. sc. nat. 4. ser., XVII, pag. 242
(1862).
» Kt. 1,5, Ann. d. sc. nat. 4. ser., XIX, pag. 20
(1862).
» Et. I, 6, Ann. d. sc. nat. 4. ser., XIX, pag. 57
(1862).
» ° Et. IL 2, Ann. d. sc. nat. 5. ser., III, pag. 94
(1865).
» Et. II, 3, Ann. d. se. nat. 5. ser., IV, pag. 133
(1865). ;
Sısuoxpa, Mater. pag. 52, tab. 24, fig.5(?), 6; tab. 26,
fig. 7 (1865).
Uncer, Kumi pag. 30, Taf. 7, Fig. 1 (2), 2, 3 (2), 4-—-10
(1866).
Sarorra, Et. III, 2, Ann. d. sc. nat. 5. ser., VIII, pag. 18
(1867).
» Et. III, 3, Ann. d. sc. nat. 5. ser., VII, pag. 83
(1867).
» Et. II, 4, Ann. d. sc. nat. 5. ser., IX,’ pag. 40,
tab. 4, fig. I1L—16 (1867).
» Et. suppl. I, Ann. d. se. nat. 5. ser., XVII,
pag. 44, tab. 8, fig. 10 (1872 — 73).
Stur, Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt 1867, I,
pag. 168.
Ersmesuausen, Bilin II, pag. 10, Taf. 533, Fig. 7—9,
13, 16 (1868).
Errisesnausen, foss. Flora d. ältesten Braunkohlenform.
der Wetterau pag. 44, Taf. 3, Fig. 4, 5 (1868).
Errisesnausen, Beitr. zur Kenntn, der foss. Flora von
Steiermark pag. 62 (1569),
60 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [218]
Cinnamomum lanceolatum Eszer, mioe. balt. Flora pag. 77, Taf. 22, Fig. 14— 17
(1869).
» » Uxcer, Reise in Griechenland pag. 162.
» » Heer, Bornstedt pag. 16, Taf. 3, Fig. 2 (1870).
» » ScHiurer, traite de pal. veg. II, pag. 842 (1870 — 72).
» » ExceruArps, Flora der Braunkohlenform. im Königreich
Sachsen pag. 20, Taf. 4, Fig. 11—12 (1870).
» » Errinssuausen, Sagor I, pag. 193 (1872).
» » Hexer, Zsilytbal pag. 17, Taf. 3, Fig. 3 (1872).
» » ExcetHarpr, Tertiärpfl. aus dem Leitmeritzer Mittelgeb.
pag. 381, Taf. 19 (4), ‘Fig. 25; Taf. 20 (5), Fig. 21,
22 (2) (1876).
» » Excernarpr, über die foss. Pflanzen des Süsswasser-
sandsteins von Grasseth pag. 32, Taf. 3, Fig. 11, 14, 15.
Taf.4, Fig. 10, 12; Taf. 9, Fig. 1-5 (1881).
» » Wentzer, Flora der tert. Diatomsch. von Sulloditz
pag. 15 (1881).
Ceanothus lanceolatus Weser, Palaeontogr. II, pag. 207, Taf. 23, Fig. 5 (1852).
Phyliites cinnamomeus Rossmässver, Altsattel pag. 23, Taf. 1, Fig. 2 (1840).
Cinnamomum Scheuchzeri Errısesuausex, Bilin Il, pag. 198, Taf. 32, Fig. 2— 10;
Taf. 33, Fig. 10, 11 (1568).
» » Eserrnarpr, foss. Pflanzen des Süsswassersandst. von
Grasseth pag. 32, Taf. 3, Fig. 9, 10, 12, 15, 16 (1SS1).
Daphnogene polymorpha Errınssnausen, Monte Promina pag. 30, Taf. 7, Fig. 3—6
(1854).
Cinnamomum polymorphum Errixesnausen, Sagor I, pag. 193, Taf. 10, Fig. 1
; (1872).
Daphnogene haeringiana Errıscsuausen, Häring pag. 46, Taf. 11, Fig. 27 (1855).
» Ungeri Exseuuaror, Göhren pag. 27, Taf. 5, Fig. 5 (1875).
Folia lanceolata basi apiceque acuminata, petiolata, tnipli-
nervia; nervilaterales margine paralleli, acrodromi, apicem
non attingentes. ;
Die Blätter dieser Art sind schmal-lanzettlich und lang zu-
gespitzt. Die beiden Lateralnerven sind dem Rande genähert und
ihm parallel. Sie erreichen die Spitze nicht, sondern verschmelzen
mit den Secundärnerven. Die grösste Breite liegt ungefähr in der
Mitte.
Blätter dieser Art scheinen bei Stedten häufig gefunden worden
zu sein, sind aber bei dem schlechten Erhaltungszustande meist
2 1 9] ; Stedten. 61
als Hucalyptus gedeutet worden. — Ein Theil der von ErrinGs-
HAUSEN zu Cinnamomum Scheuchzeri Heer gestellten Blätter
von Bilin (Bilin II, Taf. 32 und 33) gehört zu unserer Art. —
Cinnamomum lanceolatum Lesgq. (Tert. flor. pag. 219, Taf. 36,
Fig. 12) ist breiter als unsere Formen.
Verbreitung:
Ober - Miocän: Albis; Ryolithtuff von Erlau, Swoszowice; Sini-
gaglıa.
Mittel-Miocän: Sobrussan (Brandschiefer), Leoben; Petit Mont
bei Lausanne, Croisettes, Estav&; Turin.
Unter-Miocän: Münzenberg, Rockenberg, Seckbach; Holaikluk,
Polirschiefer von Kutschlin, Menilitopal des
Schichower Thales, Sulloditz, Sagor; Lausanne
(Tunnel), Eriz, St. Galler Findlinge, Mönzlen,
Ruppen; Thone des Beckens von Marseille,
Fischschiefer von Bonnieux.
Ober-Oligocän: Salzhausen, Hessenbrücken, niederrheinisches
Becken; Altsattel, Grasseth, Sotzka; Monod;
Armissan und Peyriac, Manosque.
Mittel-Oligocän: Rixhöft; St. Jean-de-Garguier, St. Zacharie,
Gargas, Vallde de Sault.
Unter-Oligocän: Stedten, Bornstedt, Göhren; Häring; Aix;
Monte Promina.
Apocyneae.
Apoeynophylium neriüfolium He£er.
Taf. 5, Fig. 12.
Herr, Beitr. zur Kenntn. der Sächs. - Thüring. Braunkohlenflora pag. 13, Taf. S,
Fig. 1-8 (1861).
ScHineer, traite de pal. veg. Il, pag. 906 (1870 — 72).
Vergl. diese Abhandl. pag. 33.
Folia coriacea, lanceolata, basi apiceque acuminata, longe
petiolata; nerv. prim. validus, nerv. sec. sub angulo acuto egredientes,
densi, paralleli, camptodromt.
62 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [220]
Diese bei Skopau noch häufig vorkommende Art konnte in
dem abgebildeten Blatte auch von Stedten nachgewiesen werden.
Durch die schmale Blattform, die dichter stehenden und am Rande
aufsteigenden Secundärnerven unterscheidet sie sich von dem Born-
stedter Apocyn. helveticum Heer.
Verbreitung:
Unter-Oligocän: Stedten, Skopau.
Verwandte Arten:
Nerium sarthacense Crie: Thal der Sarthe (Unter -Oligocän).
Apoeyn. elongatum Heer: Samland, Rixhöft (Mittel-Oligocän).
» attenuatum
; Heer: Samland.
» balticum
Myrsineae.
Myrsine dubia nov. spec.
Taf. 6, Fig. $.
Folia coriacea, lanceolata, integerrima, versus basin attenuata,
inforiori parte latissima, breviter petiolata; nerv. prim. valıdus,
nerv. sec. angulo ca. 50% orientes, camptodromi.
.
Aehnliche Blattformen besitzen Diospyros lotoides Ung
&., Myr-
sine doryphora, Centaurorum und Caronis Ung. Zu Myrsine
doryphora hat UNGER (Sylloge III pag. 19, Taf. 6, Fig. 1 — 10)
eine Anzahl von Blättern vereinigt, von denen die schlankeren
z. Th. zu Eucalyptus oceanica Ung. (Fig. 10), z. Th. zu Quercus
nerüfolia Al. Br. (ErTInGsHAUSEN, Beitr. zur Kenntn. der foss.
Flora von Radoboj pag. 852), die gedrungeneren zu Myrsine Centau-
rorum Ung. (Syll. I Taf. 12, Fig. 1—3, 6, 7; III Taf. 7, Fig. 15
und 17) gebracht werden müssen. Sie unterscheiden sich von
unserem Blatte durch die Lage der grössten Breite über der Mitte
und die schnelle Verschmälerung nach der stumpfen Spitze. —
Myrsine doryphora Ett. (Bilin II pag. 223, Taf. 37, Fig. 5, 6, 13)
weicht in der Form von der UnGer’schen Art ab, desgleichen das
Blatt in Taf. 4, Fig.5 in der fossilen Flora der ältesten Braun-
[221] Stedten. 63
kohlenformation der Wetterau, welches schlanker ist als unsere
Art und steiler aufsteigende Secundärnerven hat. — Myrsine
Caronis Ung. (Syll. III Taf. 7, Fig. 8—11), welche unserem
Blatte am nächsten steht, unterscheidet sich nur durch geringere
Grösse. Auch Diospyros lotoides Ung. (Syll. III Taf. 10)
weist ähnliche Formen auf, deren Secundärnerven aber unter
spitzerem Winkel ausgehen.
Die Stellung unseres Blattes in der Nähe von Myrsine dory-
phora und Caronis Ung. gewinnt an Wahrscheinlichkeit durch den
Vergleich mit lebenden Pflanzen, da weder die Blätter von
Diospyros noch die von Quercus imbricaria, wohl aber brasilia-
nische Myrsineen sowohl in Gestalt als in der Nervatur mit un-
serem Blatte vollkommen übereinstimmen. Immerhin aber gehören
diese fossilen Arten zu der grossen Anzahl derjenigen, welche ohne
das Zusammenvorkommen mit Früchten keine absolute Sicherheit
der Bestimmung gewähren.
Verwandte Arten:
Myrsine doryphora Ung.: Parschlug, Radoboj, Rixhöft.
» Caronis Ung: Radoboj.
Ebenaceae.
(2) Diospyros brachysepala AL. Braun.
Taf. 6, Fie. 1.
(2) Diospyros pannonica Hexer, Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 22, Taf. 10,
Fig. 12, 13, 14a (1861).
Das abgebildete Blatt gehört wahrscheinlich zu Diospyros
brachysepala Al. Br., einer schlechten Art, in welcher bisher eine
beträchtliche Anzahl sehr verschiedener Blätter willkürlich vereinigt
worden sind. Es ist überflüssig,
Literaturangaben über diese Art zusammenzustellen, da dieselbe
nochmals die lange Reihe der
für die Beurtheilung der Floren nur von zweifelhaftem Werthe
ist. — Diospyros pannonica Heer (siehe oben) weicht von dem
Blatte bei ETTINGSHAUSEN, Wien Taf. 3, Fig. 8, das, weil sehr
64 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. ° [222]
unvollständig, zur Begründung einer neuen Art ungeeignet ist,
wesentlich ab und passt am besten zu Diosp. brach ysepala, nament-
lich zu den von HEER in seiner miocänen balt. Flora Taf. 27 u. 28
abgebildeten Blättern. — Diospyros vetusta Heer hat eine län-
gere Spitze.
Pittosporeae.
Pittosporum stedtense nov. spec.
(Quercus chlorophylla Hrsr, Sächs.-Thüring. Braunkohlentlora pag. 21, Taf. 10,
Fig. 14b (1861).
Folia subcoriacea, obovato-spatulata, integerrima, apice
rotundata, basi praeter petiolum decurrentes; nero. prim.
validus, versus apicem evanescens; mervi sec. numerosi, curvati, paral-
lei, dietyodromi.
Das von HEER abgebildete Blatt weicht von Quercus chloro-
phylla Ung., Chlor. prot. Taf 31, Fig. 1 sehr ab. Dagegen gleicht
es den Blättern der lebenden Pittosporum-Arten vom Typus
Pitt. Tobira Ait (cf. ETTINGSHAUSEN, Dicot. pag. 149, Fig. 125).
Der Blattgrund verschmälert sich (das muss besonders betont
werden wegen der grossen Aehnlichkeit mit Ilexblättern) langsam
an dem breiten Blattstiele.
Pittosporum Putterlicki Ung. ist nebst Pitt. panno-
nicum Ung. von ETTINGSHAUSEN z. Th. zu Sapotacites Putterlicki
Ung. sp. gemacht, z. Th. zu Pisonia radobojana Eitt. gestellt worden
(Beiträge zur Kenntn. der foss. Flora von Radoboj pag. 877 u. 882).
Zu denselben Arten ist wahrscheinlich auch Prttosporum cunei-
Folium Ung. (Syll. II Taf. 1, Fig. 14 und 15) von Radoboj zu
brugen. An unsere Art erinnert am meisten Pittosporum
miocenicum Ett. (Beitr. zur Kenntn. d. foss. Flora von Radobo;
pag. 890, Taf. 1, Fig. 25 und 26), mit welchem Pitt. palaeotetra-
spermum Ett. (Sagor II pag. 191, Taf. 16, Fig. 14, 15) vereinigt
werden muss.
Die 50 lebenden Pittosporum - Arten erstrecken sich über
Afrika, das wärmere Asien, Australien und die pacifischen Inseln.
[223] Stedten. 65
Zu dem Typus mit keilförmig sich verschmälernder Basis gehören
unter anderen:
Pittosporum Tobira Ait. (Japan),
» coriaceum Ait. (Madeira),
» commutatum Putt. (Cap),
» umbellatum Gärtn. (Neu -Seeland).
Juglandeae.
Juglans Ungeri HEEr.
Taf. 6, Fig. 7.
Juglans Ungeri Heer, flor. tert. Helv. III, pag. 199 (1559).
» » Schniper, traite de pal. veg. III, pag. 241 (1874).
» » ExcernAror, Nov. act. Leop.-Carol. Ac. Bd. 39, pag. 335, Taf. 4,
Fig.2 (1877).
» » Enscernaepr, fossile Pflanzen von Grasseth. Nov. act. Bd. 48,
pag. 41, Taf. 12, Fig. 3, 5, 6 (1581).
» costata (folia, non fructus) Hrer, flor. tert. Helv.. Ill, pag. 90, Taf. 155,
Fig. 18 (1859).
Phyllites juglandoides Rossmässter, Altsattel pag. 29, Taf. 4, Fig. 16 (1840).
Foliola (?) elliptica, integerrima; nervi sec. arcuati, campto-
dromi, nervili plerumgue percurrentes.
Juglans Ungeri Heer, Bornstedt pag. 21, Taf. 4, Fig. 13,
gehört zu Actinodaphne Germari Heer sp. (siehe diese Abhandl.,
Bornstedt).
Die nächst verwandte lebende Art ist nach HEER Juglans
regia L., welche in Vorder-Asien und Indien heimisch ist und
in Europa im Westen bis zum 56., im Östen bis zum 52. Parallel-
kreis eultivirt wird. Zu der Gattung Juglans gehören 7—8 Arten
in den Tropen und Subtropen der nördlichen Hemisphäre Von
diesen kommen 2 auf Ostasien und Japan, 1 auf Mittel- Europa
und -Asien, 4—5 auf Amerika, von Canada und Californien bis
Mexiko und den westindischen Inseln.
or
66 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. - [224]
Verbreitung:
Ober- OÖligocän: Altsattel, Tschernowitz; Schwarzachtobel bei
Bregenz.
Unter-Oligocän: Stedten.
Unbestimmbare Blattreste.
1. Phyllites cf. Quereus deeurrens ETTINGSHAUSEN.
Taf. 5, Fig. 11.
Das abgebildete Blatt erinnert an Quereus fureinervis Rossm. sp.,
aber die Secundärnerven besitzen nicht den oberen Gabelast und
vom Hauptnerv zweigen dünne, gegen die Secundärnerven ge-
neigte Nerven ab, welche an den Blättern jener Art bisher nicht
beobachtet worden sind, dagesen bei Quercus Sprengeli Heer durch
ihr beständiges Auftreten als specifisches Merkmal gelten müssen.
Bei Sapindus Pythii Ung. (Syll. I, Taf. 14, Fig. 6— 17)
laufen die Zwischennerven den Secundärnerven parallel. Juglans
elaena Ung. (Syll. I, Taf. 19, Fig. $—10) hat breitere Blätter mit
breiter, deutlich abgesetzter Basis. Bei Quercus decurrens Ett.
(Sagor I, pag. 18%, Taf. 5, Fig. 5—7) ist der Verlauf der Zwischen-
nerven derselbe wie an unserem Blatte, aber die Blätter sind breiter
und die Zähne grösser.
2. Phyllites cf. Fieus panduraeformis SısmonDa.
Tara E16:
Das abgebildete Blatt muss als eine abnorme Form aufgefasst
werden. Durch den bis zur Spitze kräftigen Hauptnerv und das
Vorhandensein mehrerer Secundärnerven unterscheidet es sich
von ähnlich gestalteten Blättern von Sassafras und Synaphaea. —
Cussonia ambigua Ett. (Sagor II, Tuf. 14, Fig. 32) mit beider-
seitiger Einbuchtung, aussergewöhnlich dieckem Hauptnerv und
mehreren Secundärnerven erinnert sehr an unser Blatt. Der
obere, abgeschnürte Theil des Blattes übertrifft den unteren um
[225] Bornstedt. 67
das Doppelte. — Das beste Analogon zu unserem Blatte ist
Ficus panduraeformis Sism. (Mater. pag. 48, Taf. 17, Fig. 4)
von Guarene, das bis auf den grösseren und breiteren, oberen
Lappen mit demselben übereinstimmt.
3. Phyllites retieulosus RossMÄssLER.
Siehe diese Abhandl., Knollensteinflora, pag. 37.
Zahlreiche, leider schlecht erhaltene Blätter passen recht gut
zu dieser Art, am besten zu den Abbildungen in HEER, Sächs.-
Thüring. Braunkohlenflora Taf. 9, Fig. 12 — 16.
Bornstedt.
Alle von Bornstedt bekannt gewordenen Blätter stammen aus
der Grube Neuglück, welche unweit Bornstedt, eine Meile west-
lich von Eisleben, am Westrande des sich vom Harze nach SO.
vorschiebenden Hornburger Sattels liegt. Die Braunkohlenformation
bildet hier eine von der benachbarten Riestedt- Elmsloher Mulde
durch einen niedrigen Sattel getrennte Mulde, deren Rand durch
die Dörfer Bornstedt, Holdenstedt, Beiernaumburg, Sotterhausen,
Mittelhausen, Osterhausen und Sittichenbach bezeichnet wird.
Die fein- oder grobkörnigen Stubensande, welche-das oberste
Glied der diese Mulde ausfüllenden Tertiär- Ablagerungen bilden,
bestehen aus wasserhellen, theils eckigen, theils serundeten
Quarzen und eingemengten Kieselschiefertheilchen und gehen in
Kiese von hasel- bis wallnussgrossen Milchquarzen über. Die auf-
geschlossenen Flötze, unter ihnen das Pflanzen-führende, Alaunerde-
haltige Flötz von Neuglück, gehören demnach der Unterflötzgruppe
von LASPEYRES an.
Nach den Angaben von H. MÜLLER (die Alaunerze der Tertiär-
formation, Journ. für prakt. Chemie 1854, pag. 59, und Zeitschr.
d. D. geol. Ges. Bd. 6, 1854, pag. 707) sind die Lagerungsver-
hältnisse in Grube Neuglück folgende:
68 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [226]
Dammerde, Lehm, Kies und Letten (Diluvium und
Alluvium), 21/g — 3 Lehtr.
Braunkohlenflötz, das, vorzüglich nach dem Aus-
gehenden hin, dem dichten Wurzeltorfe sehr ähnlich
wird, 1 Lchtr.
Unreine, thonige Kohle und plastischer, weisser Thon,
1 Lchtr.
\ Erdige Kohlen, 3—4 Liehtr.
Es wasserreicher Kies, 8 Lehtr.
| Flötz von kohliger Alaunerde (oberes Alaunerdeflötz),
21) DZ 312 Lehtr.
Plastischer Thon.
Erbohrt: en (unteres Alaunerdeflötz).
je Plastischer Thon.
In dem 21/,—31/, Lehtr. mächtigen oberen Alaunerdeflötze,
»das sich nach dem Ausgehenden, sowie alle anderen hier auf-
gefundenen Flötze, steil heraushebt, ohne bis über Tage fort-
zusetzen«, lassen sich folgende Schichten unterscheiden:
‘ Thonige Moorkohle, reich an Schilfen, Gräsern,
Samenkörnern, Blattresten, Schwefel und Schwefel-
Oase: kies (®/; Lehtr. mächtig).
Alaunerde- i
flötz.
\ Derbe Schwefelkiese und Verkieste, nie inle-
stücke (1— 1a Zoll mächtig).
Kohlige Bank von Erzen (!/ı Tchtr. mächtig).
Bituminöser Thon mit geringem Gehalte an Schwefel
I Schwefelkies, zahlreichen, wohl erhaltenen Blatt-
|resten, kleinen Zweigen und Samenkörnern (17/g bis
21/, Lehtr. mächtig).
[227] Bornstedt. 69
| Mit Schwefelkies durchdrungene Holzschicht (1/; bis
1/4 Lehtr. mächtig).
Derbe Schwefelkiese (meist verkieste Holzstücke)
(1 Zoll mächtig) — Alaunerze.
Liegendes: | Plastischer Thon.
Die Zahlenangaben gelten nicht mehr für die Mächtigkeit der
in den letzten Jahren durchsetzten Schichten. — Die Lagen des
oberen Alaunerdeflötzes, welche kohlenreicher sind und einen
geringeren Thonerdegehalt haben als die unteren Abtheilungen des
Flötzes, nennt man wegen ihres Reichthums an Schwefelkiesen
und Schwefel »Vitriolerzee. Das untere Alaunerdeflötz und dessen
hangende, bituminöse Thone mit Pflanzenresten rechnet LASPEYRES
(Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1872, Bd. 24, pag. 348) zur Kapsel-
thonzone, alle anderen Schichten zur unteren Flötzgruppe mit
Mitteln von Stubensand. — Die Schichten bis hinab zum han-
genden Thone des oberen -Alaunerdeflötzes sind im Tagebau an-
stehend.
Die Alaunerdeflötze, welche nur am Rande der Mulde an-
getroffen worden sind, setzen sich nach dem Innern des Beckens
in Stückkohlen-führende Flötze fort. Beide enthalten ausserordent-
liche Mengen von Monocotyledonen- und Dicotyledonen - Blättern,
welche aber nur in den Alaunerdeflötzen der Grube Neuglück gut
erhalten sind. Im frischen Zustande zeigen die in der Regel in
den Schichtungsflächen liegenden Blätter das zarte Nervennetzwerk;
aber schon nach wenigen Tagen blättert sich die kohlige Decke
derselben ab, und nach kurzer Zeit wird die Blattoberfläche durch »
Zutritt feuchter Luft und Vitriolescirung des beigemengten Sch wefel-
eisens weiss und die Nervatur undeutlich. Nur wenn man die
Gesteinsstücke in Papier eingehüllt sehr langsam trocknen lässt
oder sie in Petroleum gegen jeglichen Zutritt von Sauerstoff schützt,
vermag man die Blattabdrücke lange Jahre hindurch zu erhalten.
Die ersten Bestimmungen von Bornstedter Blättern rühren
von LEOPOLD von Buch her (ZinckEn, Physiogr. pag. 132). Es
sind: Phoenicites Giebelianus, 4 eigenthümliche Farnkräuter, Acer,
70 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [228]
Juglans, Magnolia, Lomatia pseudoilex, Dryandroides acuminata,
Celastrus elaeoides, Dombeyopsis, Quercus drymeia, Flabellaria, Hakea
Germari, Apocynophyllum legitimum. MÜLLER fügt diesen noch
Ceanothus polymorphus hinzu (l.c. pag. 270). Ob die mit coll.
BucH bezeichneten Bornstedter Blätter im Berliner mineralogischen
Museum die Originale zu diesen Bestimmungen sind, ist nicht zu
ermitteln, da keins derselben mit einer Namenetikette versehen ist.
Einige dieser Pflanzen sind noch so gut erhalten, dass sie hier
abgebildet werden konnten.
Im Jahre 1850 legte BEeyrıch der Deutschen geologischen
Gesellschaft eine Anzahl von Bornstedter Pflanzen vor und knüpfte
daran eine kurze Besprechung der Lagerungsverhältnisse der Neu-
glücker Flötze (Zeitschr. d. D. geol. Ges. Bd. 2, pag. 170).
GÖPPERT fügte seiner Abhandlung über die fossilen Pflanzen
Javas (GÖPPERT, Tertiärflora der Insel Java 1854, Tabelle pag. 72)
ein Verzeichniss von Pflanzen aus Bornstedt bei, welches 26 Arten
enthält: Germaria platyceroides Göpp., Pecopteris aluminosa, Tae-
niopteris elliptica und elongata, Smilacites aristolochioides, Phoeni-
cites Giebehianus, Quercus aspera Ung., Qu. Germari Ett. et Göpp.,
Artocarpidium olmedaefolium Ung., Art. platyphyllum, Nyssa juglan-
doides, Laurus primigenia Ung., L. punctulata, Cinnamomum Ross-
maessleri, Hakea Germari Ett., Lomatia pseudoilex Ung., Dryan-
droides acuminata Ung., Apocynophyllum legitimum, Magnolia
Germariana, Dombeyopsis erosa, Domb. flabellata, Acer sterculioides,
Aesculus aubia, Celastrus elaeoides Ung., Juglans platyphylla und Pyrus
troglodytorum Ung. — Da nach HEER’s Erkundigungen (HEER,
Borustedt pag. 3) die von GÖPPERT benutzte Sammlung zu Grunde
gegangen ist, und von den aufgeführten Arten weder Beschrei-
bungen noch Abbildungen bekannt geworden sind, sind die
GörrpErT’schen Bestimmungen für künftige Untersuchungen nicht
verwendbar geworden.
Obgleich in der Grube Neuglück fast alljährlich Pflanzenreste
in grosser Menge gefunden worden und in viele Sammlungen ge-
langt sind, ist diese Localflora nur ein einziges Mal, nämlich von
H&zrr (über die Braunkohlenflora von Bornstedt, Abhandl. der
naturforsch. Gesellsch. zu Halle 1870, Bd. 2) eingehender bearbeitet
[229] Bornstedt. 71
worden. Leider stand HEER nur ein sehr kleiner Bruchtheil der-
selben zur Verfügung, und die Abbildungen beschränken sich auf
4 Tafeln.
In den letzten Jahren hat der Besitzer der Gruben, Herr
Dr. H. MÜLLER, durch den Fahrsteiger ISEMANN eifrig sammeln
lassen und sowohl dem mineralogischen Museum in Halle als der
geologischen Landesanstalt in Berlin eine grosse Anzahl der besten
und seltensten Stücke bereitwilligst übersandt. Diese Sammlungen
der letzten Jahre bilden die Grundlage zu den folgenden Unter-
suchungen. Ein Vergleich unserer Abbildungen mit denen von
HEER zeigt die ausserordentliche Bereicherung unserer Kenntnisse
der Bornstedter Flora. Ein Abschluss ist hiermit aber, ebenso
wie in den Nachbarfloren, noch nicht gemacht, da die nächsten
Jahre für alle in dieser Abhandlung beschriebenen Fundorte noch
eine reiche Ausbeute an Pflanzen versprechen.
Beschreibung der Arten.
Filices.
Pteris Prestwichii ETTINGSHAUSEN et GARDNER.
Taf. 8, Fig. 6.
ErrısgsnAausen and GARDNER, Eoc. flora; Palaeontogr. Soc. 1880, pag. 53, tab. 10,
dig. 8.
Presrwich, Quarterly Journ. of Geol. Soc. X pag. 156, tab. 3, fig. 6 (1854).
Pinnae elongatae, lineari-lanceolatae, integerrimae vel crenu-
latae; nervus primarius proninens, nervi secundarii angulis
acutis orientes, valde approwimati, bi-wel trifurcati.
Unser Farn, nur in dem abgebildeten Bruchstücke von Born-
stedt bekannt, gehört in die Gruppe von Pteris pennaeformis Heer,
Prestwichii Ett. et Gardn., eocaenica Ett. et Gardn. etc. Die
Einreihung dieser Arten, von denen bis auf Pf. eocaenica nur
isolirte Fiederblätter bekannt sind, in die Gattung Pteris beruht nur
auf einem grösseren oder geringeren Grade von Wahrscheinlichkeit.
72 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [230]
Pteris Prestwichii Ett. et Gardn., eine Copie der Ab-
bildung von PrResrwicH, Quarterly Journ. 1. c., stimmt bis auf die
geringere Grösse und den nur wenig kleineren Ursprungswinkel
der Secundärnerven mit unserem Blatte überein. — Die nächst-
verwandte Art, Pteris pennaeformis Heer (flor. tert. Helv. I,
pag. 38, Taf. 12, Fig. 1) hat gleichgestaltete, aber nahe der Spitze
gezähnelte Blätter und einfache oder nur einmal gega-
belte, unter spitzerem Winkel ausgehende Secundärnerven.
Mit dieser Art müssen Pt. Gaudini Heer (ibid. Taf. 12, Fig. 3)
und Pt. pseudopennaeformis Lesg. (Tertiary flora pag. 52,
tab. 4, fig. 3, 4) vereinigt werden, von denen erstere wohl nur ein
jüngeres Fiederblatt darstellt, letztere nahe der Spitze stumpfere
Zähne und dichter stehende Secundärnerven besitzt. — Wenn, wie
GARDNER und ETTINGSHAUSEN vermuthen, ein Theil der von HEER
als Pteris parschlugiana beschriebenen Blätter (flor. tert. Helv.
Taf. 12, Fig. 2b —d) sich als zu Pt. pennaeformis Heer gehörig
erweisen würde, so wäre, da jene ein- bis dreimal gegabelte und
unter offenerem Winkel ausgehende Secundärnerven hat, ein all-
mäliger Uebergang von Pt. Prestwichüi in Pt. pennaeformis vor-
handen, und es würden beide zu einer Art zusammenfallen. —
Bei Pt. eocaenica Ett. et Gardn. (]. c. pag. 32, tab. 4, fig. 4—6),
der einzigen Art dieser Gruppe, welche die charakteristische Laub-
bildung noch erkennen lässt, ist die Entfernung der Secundärnerven
grösser und fast der ganze Blattrand gezähnelt. — Pteris sub-
simplex Lesq. (Tert. flor. pag. 52, tab. 4, fig. 5—7) hat breitere,
gekerbte Blätter mit einfachen oder nur einmal gegabelten Nerven.
— Lomariopsis bilinica Ett. (Bilin I, pag. 89, tab. 3, fig. 13)
hat entfernt stehende Zähne und einfache oder einmal gegabelte
Nerven. — Pt. pennaeformis Ludw. (Palaeontogr. V, pag. 153,
Taf. 33, Fig. 7) von Holzhausen stellt ein winziges Blättchen vor,
dessen Bestimmung schr gewagt erscheint. — Wäre die Verwandt-
schaft von Pt. gladifolia Ludw. (Palaeontogr. V, pag. 154, Taf 33,
Fig. 11) von derselben Fundstelle mit der lebenden Pr. serrulata L.
begründet, so würde jene Art zu Pt. Prestwichü und Pt. pennae-
formis die nächsten Beziehungen haben. Eine Prüfung der Origi-
nale zu der Lupwi@'schen Art lehrte jedoch, dass dieselbe weder
[231] N Bornstedt. 713
zu Pteris noch zu irgend einer anderen Farngattung gehört. Die
von LupwiG als Nerven gedeuteten, nur wenig sichtbaren Quer-
linien des linear-lanzettlichen Blattes sind unregelmässige Quer-
runzeln, die mit den immer scharf ausgeprägten Secundärnerven
von Pteris- Arten nichts gemein haben. Eine ähnliche, sehr feine
Querstreifung beobachtete HEER wiederholt an den Blättern von
Sequoia Langsdorfi: Brgt. sp. von Atanakerdluk (tlor. foss. arct.
Taf. 2, Fig. 21).
Da wir unter allen oben genannten Arten nur von Pf. eocae-
nica Ett. et Gardn. die Laubbildung genau kennen, so ist nur für
diese die Verwandtschaft mit lebenden Pferis- Arten, namentlich mit
Pteris crenata L. ( ETTINGSHAUSEN, Farnkr. Taf. 53, Fig. 3
und Taf. 52, Fig. 14) (Östindien und trop.
Neuholland) und
» cretica L. (Tropen und Subtropen beider Hemi-
sphären)
gesichert.
Die übrigen Arten besitzen grosse Aehnlichkeit, ausser mit
den oben genannten, mit
Pteris umbrosa R. Br. (ETTINGSHAUSEN, Farnkr. Taf. 56,
Fig. 1, 7 und Taf. 57, Fig. 5) (Neuholland),
» laeta Wall. (ibid. Taf. 57, Fig. 8, 11) (Östindien) und
» contracta Link (Brasilien).
Verbreitung unserer Art:
Unter-Oligocän: Bornstedt.
Unter-Eocän: Counter Hills.
Verwandte Arten:
1. Pteris pennaeformis Heer:
Ober-ÖOligocän: Hohe Rhonen, Paudex bei Lausanne, mines
de la Conversion, Manosque (bois d’Asson).
Eoeän: Henry’s fork (U. S.).
2. Pteris eocaenica Ett. et Gardn.:
Ober-Eocän: Bournemouth.
3. Lomariopsis bilinica Btt.:
Unter-Miocän: Polirschiefer von Kutschlin.
74 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [232]
Pteris parschlugiana UNGER.
Taf. Ss, Fig. 7 und Taf. 9, Eig. 1.
Uxcer, Chlor. prot. pag. 122, Taf. 36, Fig. 6 (1547).
Heer, flor. tert. Helv. I, pag. 38, Taf. 12, Fie. 2a (non 2b—d) (1855).
» for. tert. Helv. III, pag. 154, Taf. 145, Fig. 4 (1559).
Scmmmerer, traite de pal. veg. I, pag. 652 (1869).
Hexer, Bornstedt pag. 7, Taf. 1, Fig. 1 (1870).
(2?) Errisesmauses, Beitr. zur Kenntn. der Tertiärflora Steiermarks pag. 37, Taf. S,
Fig..7; Tax. 9, Rie.1 (1870).
Foha pinnata, pinnulae alternae, sessiles, lineari-lanceolatae,
basi inaequilaterali rotundatae, argute serrulatae; nervus
primarius validus, nervei secundarıı angulo acuto egredientes, semel-,
bi-vel tri-furcati.
Unsere beiden Figuren vervollständigen die früheren Abbil-
dungen dieser Art. Die Seeundärnerven sind selten einmal, ge-
wöhnlich dreimal gegabelt. In der Regel laufen die Gabeläste eines
Secundärnervs in einen einzigen Zahn aus, so dass die Grösse der
Zähne von der Anzahl der Nervengabelungen abzuhängen scheint.
Die Unger’sche Abbildung stellt die Spindel mit einem Fieder-
blatte dar, welches im Wesentlichen mit unserer Taf. 8, Fig. 7
übereinstimmt, aber bei geringerer Länge dichter stehende Zähne
hat. Die Bestimmung von Pt. parschlugiana Heer (flor. tert. Helv.
Taf. 145, Fig. 4) ist unsicher, da letzterer die Basis fehlt. Die Blatt-
stücke ibid. Taf. 12, Fig. 26 und d, sowie Fig. 2b mit einfachen
oder nur einmal gegabelten Secundärnerven, gehören wahrscheinlich
zu Pt. pennaeformis Heer. — Pteris parschlugiana Ett. von
Leoben, von der ErTInGsHAUSEN weder Abbildungen noch eine
Beschreibung gegeben hat, ist zweifelhaft. Pi. pennaeformis Heer
(flor. tert. Helv. Taf. 12, Fig. 1c) und Pt. parschlugiana Heer
(ibid. Taf. 12, Fig. 2b und ce), mit denen ETTINGSHAUSEN die
Leobener Farnreste vergleicht, weichen von unserer Art sehr ab. —
Pteris erosa Lesq. (Tert. flor. pag. 53, tab. 4, fig. 8) steht un-
serer Art am nächsten. Ihre Blätter sind grösser und spitzen sich
[233] Bornstedt. 75
schneller zu. — Osmunda Strozzi Gaud. et Strozzi (Contrib.,
a la flore foss. ital.; neue Denkschr. der allg. Schweiz. Gesellsch.
Bd. 20, pag. 9, tab. 1, fig. 1—4), ein schöner Farnwedel, unter-
scheidet sich nur durch den gekerbten Rand der Fiederblätter. —
Pteris parschlugiana Ludw. (Palaeontogr. VII, pag. 66, Taf. 11,
Fig. 3, 4) weicht von der UnGer’schen Art durch kürzere Blätter -
und den Mangel deutlicher Zähne ab. Sie ist ebenso wie Pteris
satyrorum Ludw. (ibid. pag. 65, Taf. 11, Fig. 1, 6) und Pr. geni-
culatum Ludw. (ibid. pag. 66, Taf. 11, Fig. 2) auf winzige Blatt-
reste gegründet, so dass ein Vergleich mit allen diesen Farnstücken
von Salzhausen und Münzenberg nutzlos ist.
Unsere Art scheint in die Gruppe der Pteris longifoliaL.
(ETTINGSHAUSEn, Farnkr. Tat. 52, Fig. 15; Taf. 54, Fig. 1 ete.)
zu gehören, jedoch können erst fructificirende Exemplare darüber
Gewissheit verschaffen. Einem gleichen Formen- und Nervations-
typus gehören Blechnum punctulatum Sw. (ibid. Taf. 73, Fig. 2,
8, 9) und Osmunda palustris Schrad. (— Osm. spectabilis A. Gray)
an. — Pteris longifolia L. ist eine den Tropen und der wär-
meren gemässigten Zone angehörende, cosmopolitische Art, welche
in Südeuropa, auf den Canarischen Inseln, den Antillen, in Öentral-
Amerika, Afrika und Asien vorkommt.
Verbreitung:
Mittel-Miocän: Parschlug, (?) Leoben.
Ober - Oligocän: Monod, Rochette, Paudez.
Unter-Oligocän: Bornstedt.
Verwandte Art:
Pteris erosa Lesq.: Eocän (1. group): Raton Mountains bei
Trinidad (N. Mex.) und Golden, Colorado.
Pteris stedtensis ANDRAE sp.
Taf. 7, Fig. 10.
Siehe diese Abhandl., Stedten, pag. 44.
76 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [234]
Asplenium Wegmanni BRONGNIART.
Taf. 9, Fig. 2, 3.
Asplenium Wegmanni Brosestarr, Tabl. d. genres de veg. foss. pag. 115 (1849).
» » Arc. p’Org, cours elem. de pal. vol. II, pag. 738 (1852).
» » Warerer, descript. d. pl. foss. du bass. d. Paris pag. 46,
tab. 12, fig. 2 (1866).
Sarorra, Sezanne pag. 317, tab. 2, fig. 2, 3 (1868).
> > ScHinper, traite de pal. veg. I, pag. 659 (1869).
Aspidium serrulatum Heer, Bornstedt pag. 7, Taf. i, Fig. 3 (1870).
Frons pinnata, pinnae pinnatifidae; pinnulae erecto-
patentes, contiguae, ad frondem inforiorem usque ad basin fere
liberae, ad superiorem connatae, oblongo-ovatae et oblongo- trape-
zoideae, plus minusve distincte acuminatae, margine dentato-
erenulatae. Nerv. prim. pinnularum tenuis, subflexuosus, nervos
paucos sub angulo peracuto nascentes, simplices et furcatos emittens.
Sori oblongi, dorso nervulorum inferiorum insidentes, praeprimi
Furcationis ramulo superiori, indusiati, indusio lateri exteriori nervu-
lorum longitudinaliter hinc adfiwo üline aperto, margine libero ad
exterius respiciente.
.
Unsere Abbildung Fig. 3 stellt ein Wedelstück mit doppelter
Fiederung dar. Die feingekerbten Fiederchen sind nur an den
unteren Fiederästen deutlich getrennt, an den oberen schon mit
einander verschmolzen. Von dem zarten Mittelnerv laufen nach
beiden Seiten einfache Seitennerven aus (Fig. 2a und 3a).
Ich war anfangs geneigt, diese Blätter mit Asplenium sub-
eretaceum Sap. zu vereinigen. Sie gehören aber nicht zu dieser
Art, denn die Fiederblättchen sind fast abgerundet und breiter
und von der Spindel mehr abstehend. Dagegen stimmen sie,
namentlich unsere Fig. 3, im Habitus mit den von WATELET ab-
gebildeten Stücken (leider ohne Detailfigur) und im Detail mit
den von SAPORTA beschriebenen fructificirenden Exemplaren von
Sczanne überein.
[235] Bornstedt. 717
Nahe verwandte Arten sind der Laubbildung nach:
1. Sphenopteris recentior Ung. (Chlor. prot. pag. 124,
Taf. 37, Fig. 5) von Radoboj mit sehr lockeren Fieder-
chen und weniger zahlreichen Seitennerven;
2. Sphenopteris eocaenica Ett. (Monte Promina pag. 25,
Taf. 2, Fig. 5—8) mit schmaleren, spitzen Fiederchen,
auf denen STUR Aspidien - Fructificationen beobachtet
haben will (Jahrb. der k. k. geol. Reichsanst. 1870,
pag. 6, Taf. 1, Fig. 8).
Nach SAPORTA gehört unsere Art in die Section Athyrium
Presl. Lebende Vertreter derselben sind:
Asplenium filis femina Bernh. (nördlich gemässigte Zone der
alten und neuen Welt),
» umbrosum J. Sm. (Azoren und Canarische Inseln,
Guinea, Indien, Java, Australien und
Neu-Seeland) und
» Brownü J. Sm. (Australien).
Verbreitung:
Unter-Oligocän: Bornstedt.
Unter-Eocän: Sezanne.
Asplenium suberetacenm SAPORTA.
Taf. 8, Fig. 1—4.
Asplenium suberetaceum. Sarorra, Sezanne pag. 315, tab. 23, fig. 4 (1868).
» » Schinper, trait& de pal. veg. I, pag. 659 (1869).
Aneimia suberetacea Errıses#ausen and Garpxer, Brit. Eoc. flor. pag. 45. tab. 8
and 9 und pag. 67 (1879 —82).
Diplazium Muelleri Hzer, Bornstedt pag. 8, Taf. 1, Fig. 2 (1870).
Gymnogramma Haydenii Lesquerevux, U.-S. nl Report pag. 295 (1871).
> > Tert. flora pag. 59, tab. 5, fig. 1-3 (1878).
Frons bi-vel tripinnata, pinnae ovato-oblongae, pinnulae
lanceolatae wel lineari-lanceolatae, acuminatae, grosse-
78 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. i [236]
serratae, repetito-serrulatae vel inciso-lobatae, adnato-sessiles,
decurrentes. Pinnularum nervus primarius validus, seeundarii an-
gulo peracuto egredientes, numerosi, congesti, bi-vel tri- furcatı.
Das Blatt Fig. 3, ein Theil des gefiederten Blattes Fig. 2,
entspricht am besten der Hrerr’schen Abbildung. Es ist dick-
lederartig, schmal, lineallanzettlich, an der Basis allmälig zugespitzt
und scharf gesägt. Die dicht stehenden Seitennerven sind zwei-
oder dreimal gegabelt (Fig. 2a). Fig. 1 stellt ein vollständigeres
Wedelstück mit sehr schmalen Fiederblättern dar, von denen die
unteren kurz gestielt sind, die oberen an der Spindel herablaufen
und mit einander verbunden sind. Die Anordnung und Gabelung
der Seitennerven ist dieselbe wie an den Blättern Fig. 2 und 3,
nur in den grösseren, lappenartigen Zähnen läuft ein stärkerer
Nerv (Fig. la) in die Zahnspitze, von welchem auf beiden Seiten
einfache und gegabelte Nerven abzweigen. Die beiden Spindeln
in Fig. 1 lassen leider nicht erkennen, ob sie zwei verschiedenen
Individuen angehören oder Theile eines nach Art von Pteris aqui-
ina gegliederten Farnkrautes sind.
Von den zahlreichen bis jetzt abgebildeten Blattresten von
Asplenium suberetaceum SAPORTA reiht sich Taf. 8, Fig. 2
bei ETTINGSHAUSEN und GARDNER, Brit. Eoc. Flora, amı besten an
unseren Wedel Fig. 1 an. Taf. 8, Fig. 1 bei Ertin&sHAUSEN und
GARDNER steht in der Mitte zwischen unseren Fig. 1 und 2. —
Das Fehlen fertiler Wedel veranlasste ETTINGSHAUSEN und GARDNER,
unsern Farn in die Familie der Schizaeaceen zu stellen. Die An-
nahme einer Verwandtschaft mit Aneimia adiantifolia Sw. ist
jedoch unhaltbar, da unter allen Ameimien nicht eine einzige Art
sich befindet, die sich mit dem fossilen Farn vergleichen liesse.
Das Fehlen der Fructificationen auf den Blättern allein darf noch
nicht als Gattungsmerkmal bezeichnet werden, so lange es noch
nicht. gelungen ist, Fruchtwedel nach Art von Aneimia und Os-
munda zu finden. Grössere Analogien weist @Gymnogramme auf;
jedoch sprechen gegen eine Vereinigung mit dieser Gattung die
dicke Spindel und die gedrängten, im oberen Wedelstücke mit
[237] Bornstedt. 79
einander verbundenen Fiedersegmente an unseren Blattstücken und an
denjenigen bei ETTINGSHAUSEN und GARDNER |.c. Taf. 9, Fig. 3 u. 5,
während letztere an entsprechenden Stücken von Gymnogrammen
(2. B. Gymn. Calomelanos Kaulf., ETTINGSHAUSEn, Farnkr. Taf. 38,
Fig. 14) weit von einander entfernt stehen und nicht mit einander
verbunden sind. Eine Durchsicht der lebenden Asplenium- Arten
im Herbarıium des Herrn Dr. Kunx führte mich zu den früheren
Resultaten SAPoRTA’s, welcher unsere Art in diese Gattung einreihte.
Im Habitus und hinsichtlich der dicken Spindel stimmt mit Taf. 8,
Fig. 2 bei ErTTINGSHAUSEN und GARDNER Aspl. flaccidum Forst.
(bei SAPORTA, Sezanne pag. 316 abgebildet) gut überein, dessen
Seitennerven jedoch weniger dicht steken, hinsichtlich der Nervatur
am besten Asplenium contiguum Kaulf. und nigripes Bl.
Unsere Fig. 2 entspricht am besten Aspl. umbrosum J. Sm.
(ETTINGSHAUSEN, Farnkr. Taf. 92, Fig. 10).
Asplenium Foersteri Deb. et Ett. (Urweltliche Acrobryen
des Kreidegeb. von Aachen pag. 13, Taf. 2, Fig. 4, 7, 11) aus der
Aachener Kreide steht unserer Art sehr nahe. Sie erinnert am
meisten an Aspl. flaccidum Forst.
Verbreitung von:
Asplenium contiguum Kaulf.: Sandwich - Inseln, Philippinen
und Neilgherries.
» Flaccidum Forst.: Neu-Seeland, Australien, Van
Diemens Land, Sandwich-Inseln, Natal.
» nigripes Bl.: Himalaya, Neilgherries, Ceylon, Java,
Japan.
» umbrosum J. Sm.: Madeira, Canar. Inseln, Azoren,
Guinea, Himalaya, Öeylon, Java, Austra-
lien, Van Diemens Land, Neu-Seeland.
Verbreitung unserer Art:
Unter-Oligocän: Bornstedt.
Mittel-Eocän: Bournemouth.
Unter-Eocän: Sezanne.
Eocän Amerikas: Fort Ellis, Yellowstone Lake.
02)
(>)
Beschreibung der Localtloren der Provinz Sachsen. [238]
Lygodium Kaulfussi HEer.
Taf. 7, Fig. 11.
Lygodium Kaulfussi Heer, Sächs.- Thüring. Braunkohlenfl. pag. 3, Taf. 8, Fig. 21
und Taf. 9, Fig. 1 (1861).
» » Errıneswausen and Garpxer, Brit. Eoe. flora pag. 47, tab. 7,
fig. 1, 3, 8; tab. 10, fig. 11 und pag. 67, tab. 13, fig. S—9
(1879 — 82).
Aneimia » Crri, Vouest de la France ä l’epoque tert. pag. 22, tab. A,
fig. 2—3 (1877).
Lygodium neuropteroides Lrsquzreux, Ann. Rep. 1870 pag. 354 und 1871 pag. 284.
» » » Tert. flora pag. 61, tab.5, fig. 4—7; tab. 6,
fig. 1 (1878).
Frons fertilis superne simplieiter, inferne bi-vel ternato-
pinnata; pinnae simplites vel bi-tripartitae, lacinüs integris, den-
tatis, fructiferis, spicas lineari-oblongas compressas obtusiusculas
Jormans. Frons sterilis inaequaliter bi-tri- quadri-partita wel
simplew, undulata, lobi inaeqwlongi, sub angulis acutis varıs diver-
gentes, e basi plus minusve dilatati, elongato-lanceolati, apice
obtusi; mervatio cyclopteridis compositae, nervi primarü tenues,
subflexuosi, nervi secundarii densi, sub angulis acutissimis
orientes, prominentes, tridichotomi.
Unsere Abbildung stellt das einzige bis jetzt von Bornstedt
bekannt gewordene Exemplar dieser Art dar. Es stimmt hin-
sichtlich der Lappenbildung und Nervatur mit den Lygodien
überein, welche ErTTInGSHAUSEN und GARDNER (1. c.) mit Zygod.
Kaulfussi Heer von Skopau vereinigen. Das dreilappige Blatt in
Brit. Eoc. flor. tab. 7, fie. 8 steht in der Form dem unsrigen am
nächsten, denn es lässt auf das Vorhandensein eines vierten Lap-
pens schliessen. Der Mittelnerv unseres Blattes ist, wie bei allen
anderen Blättern derselben Art, sehr zart und wenig hervortretend.
Die unter sehr spitzen Winkeln ausgehenden Secundärnerven sind
wiederholt gegabelt.
Lygodium Dentoni Lesq. hat bei gleicher Anordnung der
Nerven sehr kurze Lappen. Das unserer Art nächst verwandte
Lyg. @audini Heer (flor. tert. Helv. I, Taf. 13, Fig. 5—15)
[239] Bornstedt. 81
hat schmalere, mehr divergirende Lappen mit weniger gedrängt
stehenden Secundärnerven. Zu dieser Art werden wohl auch
Lygodium acutangulum, Laharpü und acrostichoides Heer gehören,
da ähnliche Verschiedenheiten in der Anordnung der Lappen, auf
welche die Trennung dieser Arten gegründet ist, bei ein und der-
selben lebenden Lygodium- Art gewöhnlich sind. — Die fertilen
Wedel von Lyg. parvifolium und exguwisitum Sap., von denen
letzteres wahrscheinlich mit Lyg. Gaudini Heer zu vereinigen ist,
sind von denen der englischen Pflanzen (Brit. Eoc. flora tab. 10,
fig. 11) nicht zu unterscheiden.
HEer vergleicht die schweizerischen Lygodien mit dem lebender
Lyg. eircinnatum Sw. So sehr sie bezüglich der Theilung den
Blätter und der Länge der Lappen übereinstimmen, so verschieden
ist die Nervatur. Zyg. eircinnatum hat starke, gerade Mittelnerven,
die viel schärfer ausgeprägt sind als in flor. tert. Helv. Taf. 13,
Fig. 16. Die Secundärnerven laufen unter offeneren Winkeln als
bei Zyg. Gaudini und unserer Art direct nach dem Rande und
sind nur ein oder zweimal gegabelt. Bei den fossilen Arten sind
die Mittelnerven sehr dünn und oft hin- und hergebogen, und die
mehrfach gegabelten Secundärnerven begleiten dieselben, bis sie
sich allmälıg und unter sehr spitzen Winkeln dem Rande zu-
wenden. In diesen Punkten stimmen alle oben genannten fossilen
Arten nur mit derjenigen Section überein, welche in der Jetztwelt
ausschliesslich durch Lygod. palmatum Sw. (ETTINGSHAUSEN,
Farukr. Taf. 171, Fig. 2, 4, 5) vertreten wird. Diese Verwandt-
schaft gewinnt noch dadurch an Gewissheit, dass auch die fertilen
Wedel der fossilen Arten denen der genannten lebenden Art am
meisten entsprechen.
Demselben Typus gehört Lyg. eretaceum Deb. et Ett. (die
urweltl. Acrobryen des Kreidegeb. von Aachen pag. 18, Taf. 2,
Fig. 13 —21 und Taf. 3, Fig. 28) aus der oberen Kreide von
Aachen an. Der Typus Lyg. palmatum Sw. tritt sonach schon
in der oberen Kreide auf und ist im Tertiär am meisten entwickelt.
Der einzige lebende Vertreter bewohnt die feuchten Ufer von
Kentucky, West-Virginien, Pennsylvanien und Delaware.
6
82 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [240]
Verbreitung unserer Art:
Nordamerika: Barrell’s Springs, Washakie group (4. Gruppe).
Unter-Öligocän: Skopau, Bornstedt, Thal der Sarthe.
Mittel-Eocän: Bournemouth.
Verwandte Arten:
1. Lygodium exquisitum Sap.: Unter-Oligocän: Aix.
2. » Gaudini Heer: Unter - Miocän: Münzenberg;
Ober-Oligocän: Rochette, Ma-
nosque (Bois d’Asson).
Lygodium serratum nov. spec.
Taf. 7, Fig. 12.
Frons sterilis palmato-partita, basi angustata; lobi lineari-
lanceolati, obtuse-serrati, sub angulis acutis divergentes, nervi
primarü distincti, nervi secundarü semel furcati.
Das abgebildete Blatt zeichnet sich durch das Vorhandensein
deutlicher Sägezähne aus; es kann daher weder mit Zyg. palmatum,
noch mit Zyg. eircinnatum verglichen werden. Mehrfach gelappte
Blätter mit gesägtem Rande finden wir bei zahlreichen lebenden
Arten, unter anderen bei den südamerikanischen
Lygodium venustum Sw. (ETTINGSHAUSEN, Farnkr. Taf. 170,
Fig. 1, 2) und
> commutatum Presl (ETTINGSHAUSEN ibid. Taf. 171,
Rio)
Bei allen aber überragt ein Lappen, und zwar gewöhnlich der
mittlere, die übrigen, und sind die unter sehr spitzen Winkeln
ausgehenden Secundärnerven wiederholt gegabelt.
Die der fossilen Art analogen lebenden Lygodien, welche zu
der Section Kulygodium, mit freien Nerven, gehören, sind durch
die Tropen der alten und neuen Welt verbreitet; sie scheinen am
häufigsten in Südamerika zu sein.
[241] Bornstedt. 83
Coniferae.
Sequoia Couttsiae HEER.
Taf. 11, Fig. 1—3.
Vergl. diese Abhandl. pag. 14 und 47.
Sequoia Couttsiae Hzur, Bovey Tracey, Phil. Trans. vol. 152, P. II, pag. 1051,
tab. 59; tab. 60, fig. 1-46; tab. 61; tab. 71, fig. 8 —9 (1862).
» » Sarorra, Et. II, 3, Ann. d. sc. nat. 5. ser., IV, pag. 49, tab. 2,
fig. 2 (1865).
» » Herr, flor. foss. arct. I, pag. 94, Taf. 3, Fig.1; Taf. S, Fig. 14;
Taf. 45, Fig. 19 (1868).
» » Heer, mioc. balt. Flora pag. 55, Taf. 13, Fig. 17—23; Taf. 14,
Fig. 17 —19 (1869).
» > SchHexk, Botan. Zeitung Jahrg. 27, pag. 376 (1869).
» » Scuimeer, traite de pal. veg. II, pag. 318, tab. 77, fig. 1—12
(1870 — 72).
» » Heer, flor. foss. aret. II, pag. 464 (1871).
» » Errinssuausen, Sagor I, pag. 166, Taf. 2, Fig. 1—8 (1372).
» » Heer, Nachtr. zur mioc. Flora Grönlands pag. 6 (1874).
» Tournalii Sarorra, Rt. II, 3, Ann. d. sc. nat. 5. ser, IV, pag. 51, tab. 2,
fig. 10, D (1865).
» » Schineer, traite de pal. veg. II, pag. 320 e. p., tab. 77, fig. 20, 21
(1870 — 12).
» imbricata Hzer, Bornstedt pag. 9, Taf. 1, Fig. 4 (1870).
» affinis Lesquzrrevx, Ann. Rep. 1874, pag. 310.
» > » Tert. flora pag. 45, tab. 7, fig. 3—5; tab. 65, fig. 1—3,
4(?) (1373).
» Sternbergi Heer, Sächs.-Thüring. Braunkohlenflora pag. 4, Taf. 5, Fig. 10
(1861).
(2) Glyptostrobus europaeus Hzxr, ibid. pag. 3, Taf. 5, Fig. 11 (1861).
Rami alterni, ramuli juniores elongati, graciles; Folia sgquamae-
Formia, subfalcata, imbricata, rigida, basi decurrentia, dorso
carinata. Strobili globosi vel subglobosi, sqguamis pauecis,
peltatis, medio brevissime mueronulatis, rugosis; seminibus alatis,
compressis; nucleo paulo cwrvato.
Zapfen und mehrfach verästelte Zweigstücke, welche mit den
von HEER von Bovey Tracey beschriebenen recht gut überein-
stimmen, wurden bei Bornstedt häufig gefunden. Die Zapfen sind
6*
84 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [242]
stets m der Längsrichtung gespalten, so dass die Oberfläche der
Schuppen nie zur Anschauung kommt. Sie sind kreisrund und
bei einem Durchmesser von höchstens 1,8—-2“" häufig in der
Richtung ihrer Axe gestreckt. Die Anzahl der Schuppen scheint
zwischen 4 und 6 jederseits zu schwanken. Durch die kugelige
Form, die geringe Grösse und die geringe Zahl der Schuppen
unterscheiden sie sich von denen der Segquoia Sternbergi
Göpp. sp. und schliessen sich denen an, welche HEER und
SAPORTA von Bovey Tracey und Armissan abgebildet haben. Die
in der Richtung der Axe gestreckten Zapfen können mit denen
von Seguoia Langsdorfii verwechselt werden. Das häufige Zu-
sammenvorkommen mit Zweigstücken wie in Fig. 1 und der sichere
Nachweis nur eines einzigen winzigen Zweigstückes von Segquoia
Langsdorfiüi jedoch würde eine Vereinigung mit letzterer unwahr-
scheinlich machen.
Seguwoia imbricata HEER von Bornstedt stellt nur ein
kleines Bruchstück unserer Art dar. Die von SAPORTA zusammen
mit Resten von Seguoia Couttsiae unter der Bezeichnung Segquoia
Tournaliüi abgebildeten Zweige und Zapfen von Armissan gehören
nach HrER keiner selbstständigen Art an. Die beblätterten Zweige
sind mit Sequoia Langsdorfii, die Zapfen mit Sequoia Couttsiae zu
vereinigen (HEER, flor. foss. arct. pag. 94). — Ob Taxodium
dubium Ett. (Bilin I, Taf. 10, Fig. 8 u. 9 [Samen] und Fig. 20—22
[| Zapfen]) zu unserer Art zu ziehen sind, wie es SCHIMPER will,
kann erst eine Prüfung der Originalstücke entscheiden.
LESQUEREUX bildet (]. ec.) zwei sehr schöne Zweigstücke, das
eine männliche Blüthenkätzchen, das andere 10 Zapfen tragend, ab,
welche er zu einer der Seguoia Couttsiae nah verwandten Art
Segwoia affinis vereinigen zu müssen glaubt. Die specifischen
Merkmale derselben sind nach LESQUEREUX: 1. die stumpferen
Blattspitzen an den fertilen Zweigen; 2. die schlankeren und län-
geren Zweigchen; 3. die ovale Form der Zapfen; 4. die herz-
förmigen, kleinen Samen. Die auf die Gestalt der Blätter ge-
gründeten Unterschiede lassen der Willkür freies Spiel, und man
kann, allen auf diesen Pflanzentheil angewiesen, die Zahl der
Arten beträchtlich vermehren. Schlanke, zarte Zweige, analog den
[243] Bornstedt. s5
amerikanischen, finden wir auch bei Seguoia Couttsiae von Bovey
Tracey und Armissan und ebenso an Bornstedter Exemplaren. Die
Zapfen von Seg. ajinis sind in der Längsrichtung gestreckt, wäh-
rend die Zapfen von Bovey Tracey kuglig sind. Jedoch bilden
SaPoRTA von Armissan (l. c. tab. 2, fie. 2C!) und ETTINGSHAUSEN
von Sagor (l.c. Taf. 2, Fig. 7) ganz ähnliche ovale Zapfen ab,
die mit den amerikanischen und denen von Bovey Tracey hinsicht-
lich der Anzahl und Beschaffenheit der Schuppen übereinstimmen.
Der von LESQUEREUX 1. c. Taf. 65, Fig. 4 abgebildete winzige
Samen ist, weil isolirt und nur in einem einzigen Exemplare nach-
gewiesen, für die Artbestimmung der Zweige und Zapfen nicht
von Einfluss. Es liegt hiernach kein Grund vor, die amerikanische
Art von der unsrigen zu trennen. Das Vorhandensein der letz-
teren im amerikanischen Tertiär fällt um so weniger auf, als auch
Sequoia Langsdorfi beiden Continenten gemeinsam ist.
Unsere Art steht in der Mitte zwischen den beiden lebenden
Sequoien. Sie unterscheidet sich von Seqwoia gigantea Lindl.
durch die geringere Grösse und die kuglige Gestalt der Zapfen,
von Seguoia sempervirens Lam. durch die geringere Anzahl
der Zapfenschuppen. Die Blätter ähneln am meisten denen der erst-
genannten Art. Zu gleichen Resultaten gelangte SCHENK (über
einige in der Braunk. Sachsens vorkommende Pflanzenreste, Botan.
Zeitung 1869, Jahrg. 27, pag. 376) durch mikroskopische Unter-
suchungen von Blättern und Samen der fossilen Art aus den un-
teren Braunkoblenlagern des Königreichs Sachsen. Die Structur
der Blattepidermis erinnert an Sequoia gigantea, die der Epidermis
der geflügelten Samen und die Anordnung der Zapfentheile da-
gegen an Sequoia sempervirens.
Der Typus Seguoia beginnt, wenn wir Pachyphyllum cerassi-
Folium Schenk zu demselben stellen, bereits im Wealden, erreicht
im mittleren Tertiär das Maximum der Artenzahl und der räum-
lichen Ausdehnung und ist in der Gegenwart mit nur 2 Arten auf
Californien beschränkt. .
Die tertiären Sequoien schliessen sich in folgender Reihe an
die lebenden Arten an:
86 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [244]
Sequoia gigantea Lindl. Sequoia sempervirens Lam.
| |
Sequoia Ehrlichi Ung. | Sequoia Langsdorfii Brgt. sp.
Seguwoia Sternbergi Göpp. sp. | und verwandte Arten.
„
Fa
Sequoia Couttsiae Heer.
Verbreitung unserer Art:
Nordamerika: Castellos Ranch und Elko Station (obere Green
River-Gruppe).
Arktische Zone: Atanakerdluk, Kuljeldene und Iglosungoak auf
Disco.
Unter-Miocän: Sagor und Savine.
Ober - Oligocän: Armissan.
Mittel-Oligocän: Rixhöft, Hempstead (Insel Wight).
Unter-Oligocän: Bornstedt, Stedten, Skopau, Alberstedt, Leip-
ziger Tertiär (untere Braunkohlenflora).
Mittel-Eocän: Bovey Tracey.
Sequoia Langsdorfii BRONGNIART sp.
Tafı7, Kig.1s.
Tawites Langsdorfi Broxestarı, Prodr. pag. 108, 208 (1828).
» > Unger, gen. et spec. pag,-339 (1350).
» » Görrerr, Mon. d. foss. Conif. pag. 246 (1850).
> > Unser, Blätterabdr. von Swoczowice pag. 122, Taf. 13, Fig. 1
(1850).
» » Unser, Iconographia pag, 31, Taf. 35, Fig. 13 —16 (1852).
> > Weser, Palaentogr. II, pag. 166, Taf. 18, Fig. S, 9 (1852).
» » Errisestausen, Wildshut pag. 43, Taf. 2, Fig. 1. (1852).
> > iD Tokay pag. 792 (1853).
Sequoia > Heer, flor. tert. Helv. I, pag. 54, Taf. 20, Fig. 2; Taf, 21,
Fig. 4 (1855).
» » Hrer, ibid. III, pag. 159, Taf. 146, Fig. 16 (1859).
Ö) Errisssuausen, Köflach pag. 1, Taf. 11, Fig. 3 (1857).
[245]
Bornstedt. 87
Sequoia Langsdorfiüi Massavoxco, Stud. sulla flor. foss. del Senogall. pag. 157,
» »
» »
> »
> »
» »
> »
> »
» »
» >
» >
»
> »
» >
» >
» >
»
» >
» >
» >
Steinhauera minuta
Taf. 6, Fig. 2, 13, 15; Taf. 40, Fig. 6 (1559).
Gaupın et Sırozzı, Contrib. Il, pag. 36, tab. 2, fig.7, S;
tab. 10, fig. 10 (1860).
Lupwis, Palaeontogr. VIII, pag. 72, Taf. 15, Fig. la—n (1860).
Sısmoxpa, Mater. pag. 16, tab. 4, fig. 5 (1865).
Hser, Vancouver pag. 6, Taf. 1 (1865).
Unser, Kumi pag. 21, Taf. 2, Fig. 17— 23 (1866).
Erriseshuausen, Bilin I, pag. 115, Taf. 13, Fig. 9, 10 (1567).
» ältere Braunk. der Wetterau pag. 526 (1868).
Herr, flor. foss. aret. pag. 91, Taf. 2, Fig. 2—22; Taf. 45»
Fig. 13a, c. 14—18; Taf. 47, Fig. 3b (1868).
Herr, Contrib. to the foss. flor. of N. Greenland pag. 136,
tab. 21, fig. 1—S (1568); pag. 464, tab. 40, fig. 5b; tab. 43,
fig. 1—3; tab. 44, fig. 2—4; tab. 46, fig. la, 7b; tab. 55,
fig. 3a (1869).
Heer, mioc. balt. Flora pag. 21, Taf. 3, Fig. 11; pag. 54,
Taf. 13, Fig. 14—16; Taf. 14, Fig. 20—23 (1869).
Heer, flor. foss. alaskana pag. 23, Taf. 1, Fig. 10 (1869).
Uxcer, Radoboj pag. 160 (1869).
Errrscsnausen, Tertiärflora Steiermarks pag. 40 (1870).
Schner, traite de pal. veg. II, pag. 316, tab. 77, fig. 15—17
(1870— 72). -
Escernarpr, Göhren pag. 13, Taf. 2, Fig. 17— 18 (1873).
Heer, Nachtr. zur mioc. Flora Grönlands pag. 4, Taf. 2, Fig. 5;
pag. 9, Taf. 2, Fig. 6; pag. 15; pag. 16 (1874).
Errisesuausen, Sagor pag. 166 (1876).
Excetnarpr, Tertiärflora aus dem Leitmeritzer Mittelgebirge.
Nov. Act. 38, pag. 356, Taf. 16, Fig. 3 (1376).
Hexer, Beitr. zur foss. Flora Spitzbergens pag. 59, Taf. 12, 13;
Taf. 14, Fig. 1; Taf. 25, Fig. 15 (1877).
Heer, mioc. Flora der Insel Sachalin pag. 22, Taf. 1, Fig. 11
(1878).
Hxer, Beitr. zur Flora Sibiriens und des Amurlandes pag. 52,
Taf. 15, Fig. 13a, 14 (1873).
Lesauzreux, Tert. flor. pag. 76 (1878).
ExserHarpr, Pflanzenreste von Liebotitz und Putschirn pag. 78,
Taf. 1, Fig 5a (1880).
Sieger, zur Kenntn. der nordböhm. Braunkohlenfl. pag. 27,
Taf. 5, Fig. 47b (1880).
STERNBERG, Flora der Vorwelt II, pag. 202, Taf. 57, Fig. 5—15
(1821 — 38).
Cupressites taxiformis Uxser, Chlor. prot. pag. 18, Taf. 8 und 9 (1847).
Taxites Rosthorni Uxcen, ibid. pag. 83, Taf. 21, Fig. 4—6.
Cupressites Hardtii Görrerr, Mon. d. foss. Conif. pag. 184 (1850).
Chamaecyparites Hardtii Expuicner, Syn. Conif. pag. 277 (1847).
88 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. i [246]
Chamaecyparites Hardtii Unser, gen. et spec. pag. 349 (1550).
» » Erminesuausen, Häring pag. 35, Taf. 6, Fig. I—21 (1855).
» » Massavongo, Syn. flor. foss. Senogall. pag. 14.
Sequoia Hardtii Errınssnausen, Tertiärflora Steiermarks pag.40, Taf.1, Fig. 27, 28
(1870). °
Juniperites subulata Broxessart, Trans. of. Geol. Soc. VII, pag. 373.
Taxites phlegetonteus Unser, Iconogr. pag. 31 (103), Taf. 15 (38), Fig. 17 (1852).
Pinites lanceolatus Uxser, ibid. pag. 94, Taf. 35, Fig. 5.
(2?) Sequoia senogalliensis Massavoxco, Stud. sulla flor. foss. Senogall. pag. 158,
tab. 6, fig. 6, 14; tab. 40, fig. 2 (1859).
Sequoia Tournalü SArorTA, Et. II, 3, Ann. d. se. nat. 5. ser., IV, pag. äl, tab. 2,
fig. 1A,B,E (1865).
» » Schinrer, traite de pal. veg. II, pag. 320, tab. 77, fig. 18, 19
(1870 — 72).
» disticha Hzer, Beitr. zur foss. Flora Spitzbergens pag. 63, Taf. 12,
Fig. 2a; Taf. 13, Fig. 9—11 (1877).
Folia rigida, coriacea, linearia, apice obtusiuscula, »lana,
basi angustata, adnato-decurrentia, patentia, complanato-
disticha, conferta; nervus medius valldus. Strobili breviter ovales
vel subglobosi, sguamis compluribus peltatis medio mucronulatıs.
Das abgebildete winzige Zweigstück ist der einzige mir von
Bornstedt bekannt gewordene Rest des im Tertiär weit verbreiteten
Nadelholzes. Die Blätter sind zwar etwas schmaler und kleiner
und mehr getrennt als bei den meisten Exemplaren anderer Fund-
orte, aber ihre Gestalt, die deutliche Mittelrippe und die einge-
schnürte, am Stamm herablaufende Basis (Fig. 13a) unterscheiden
es hinreichend von Tawodium distichum Heer und weisen es obiger
Art zu.
Eine ausführliche Begründung der Vereinigung der meisten
oben aufgeführten Arten finden wir bei Errin@smAausen, Bilin 1,
pag. 116. — Von Seguoia Langsdorpi sind, meist auf Grund ab-
weichender Blattbildung, eine Anzahl von Arten unterschieden
worden, welche sich wie jene an die lebende Seguoia semperwüirens
anschliessen. Die Unterschiede sind zum Theil so gering, dass
es bei der weiten Verbreitung dieser Arten für .die Zukunft
immer schwieriger werden wird, dieselben auseinander zu halten,
Es sind;
[247] Bornstedt. 9
Sequwoia disticha Heer,
» brevifolia Heer,
> Tournalü Sap.,
» Nordenskjöldi Heer,
» Heeriü Lesg.,
» longifolia Lesqg.,
» acumunata Lesq.,
» biformis Lesgq.,
» angustifolia Lesq.
Sequoia disticha trennt HEER (flor. foss. arct. IV, Beitr.
zur foss. Flora Spitzbergens pag. 63, Taf. 12, Fig. 2a; Taf. 13,
Fig. 9, 10, 11) auf Grund kürzerer gegenständiger Zweige von
Seg. Langsdorfüi, mit welcher sie auf Spitzbergen (Cap Lyell)
zusammen vorkommt. Da auch bei Seg. Langsdorfii kürzere
und an derselben Fundstelle sowohl alternirende als auch gegen-
ständige Zweige beobachtet worden sind (flor. foss. arct. 1, Taf. 45,
Fig. 18), so dürften die oben genannten Zweigstücke besser
für eine Abänderung von Sequoia Langsdorfi als für eine neue
Art zu halten sein.
Unter Seguoia Tournalii Sap. sind von SAPORTA (Et. JUN,
Ann. d. sc. nat. 5. ser., IV, pag. 5l, tab. 2, fig. 1) die Blätter
von Sequoia Langsdorfi (1. ec. fig. 1A, B,E) mit den Fruchtzapfen
von Sequoia Couttsiae (1. c. fig. 10) vereinigt worden. Die be-
blätterten Zweige, auf denen die Zapfen sitzen (]. c. fig. 1C, D),
gleichen ebenfalls denen von Seguoia Couttsiae. — Bei Sequoia
brevifolia Heer (flor. foss. arct. pag. 93, Taf. 2, Fig. 23) sind
die Blätter kürzer und vorn stumpfer zugerundet. —
Segquoia Nordenskjöldi Heer (miocäne Flora Spitzbergens
pag. 36, Taf-2, Fig. 13b; Taf. 4, Fig. la,;b, 4—38) hat zartere
Zweige, kleinere und schmälere, an der Basis wenig oder
nicht verschmälerte, weiter am Zweige herablaufende
Blätter, kleinere Zapfen und Samen mit geflügeltem Kerne.
Diese der vorigen am nächsten stehende Art war neben Taxodium
und Zibocedrus der gemeinste Baum Spitzbergens und nahm hier
dieselbe Stelle ein wie Seg. Langsdorfi in Grönland. — Sequoia
90 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [248]
Heerii Lesq. (Tert. flora pag. 77, tab. 7, fig. 11—13) gehört, wie
die beiden vorigen Arten, zu den kurzblättrigen Vertretern des
Typus Seg. sempervirens. Die Unterschiede sind so geringfügig,
dass eine Trennung nicht gut durchführbar ist. — Segquoia longi-
Folia Lesq. (1. c. pag. 79, tab. 7, fig. 14; tab. 61, fig. 28, 29) und
Sequoia acuminata Lesq. (ibid. pag. 80, tab. 7, fig. 15 — 16),
zwei kaum von einander zu trennende Arten, bilden den Ueber-
gang zu den folgenden, indem ihre an der Basis eingeschnürten
Blätter unterhalb der Mitte am breitesten sind. — Die Blätter
von Segquoia angustifolia Lesq. (l. c. pag. 77, tab. 7, fig. 6—10)
sind am Grunde nicht eingeschnürt. — Die in zweierlei Formen
auftretenden Blätter von Seguoia biformis Lesq. (l. c. pag. 80,
tab. 62, fig. 15 —18) endlich weichen durch ihre sichelförmige
Gestalt noch mehr vom Typus Seg. sempervirens ab und dürften
mit der vorigen den Uebergang zur Gruppe Seg. gigantea bilden.
Von der lebenden Seguoia sempervirens Lam. unterscheidet
sich unsere Art durch die kleinere, von dem sich verlängernden
Mittelnerv gebildete Blattspitze, durch die grösseren und aus zahl-
reicheren (bei Seg. sempervirens ca. 20, bei Seg. Langsdorni ca. 55)
Fruchtblättern bestehenden Zapfen (restaurirter Zapfen in HEER,
flor. foss. arct. Taf. 45, Fig. 14). Die Unterschiede sind so gering,
dass HEER geneigt ist, beide zu einer Art zu vereinigen, welche
sich sonach aus der Tertiärzeit bis in die Gegenwart erhalten
hätte (flor. foss. arct. pag. 93). Während in der Tertiärzeit Seq.
Langsdorfii fast über die ganze nördliche Halbkugel verbreitet war
und in Nordgrönland neben Taxodium und Libocedrus den weitaus
vorherrschenden Baum bildete, ist ihr lebender Verwandter ganz
auf Californien beschränkt. Der Typus Seg. sempervirens beginnt
schon in der unteren Kreide Grönlands mit Seguoia Smittiana
Heer (flor. foss. arct. III, page. 82, Taf. 13, Fig. 10b; Taf. 17,
Fig. 3, 4; ete.), welche sich von unserer Art nur durch grössere,
am Grunde weniger verschmälerte Blätter, kleinere Zapfen und
dünnere Zapfenstiele unterscheidet.
Nach dem Grade ihrer Verwandtschaft können die oben
x
genannten Arten in folgende Reihen zusammengestellt werden:
[249] Bornstedt. 91
A. Typus Sequwoia sempervirens Lam.
Seq. a Brngt. sp.
Seq. brevifolia Heer — Seg. en Heer — Seg. Heerüi Lesg-
Seg. longifolia Lesq. D Seg. acuminata Lesq.
Seq. Lesg.
Seq. Lesg.
|
DR Typus Segwoia gigantea Lindl.
Verbreitung unserer Art:
Unter-Pliocän: Inzersdorfer Tegel (Zillingsdorf und Neufeld bei
Wien).
Ober - Miocän: Tegel von Breitensee, Rhyolithtuff von Tallya,
Thalheim, Tokay, Swoczowice; Arnothal (in
den Schichten mit Mastodon pyrenaicus und
angustidens), Sarzanello, Sinigaglia.
Mittel-Miocän: Kostenblatt (Süsswasserkalk), Leoben, Köflach.
Unter-Miocän: Rockenberg; Luschitz (Menilitopal), Tuff von
Salesl, Sagor, Savine, Radoboj; Eriz.
Ober-Oligocän: Salzhausen, Hessenbrücken, Rott, Quegstein ;
Liebotitz, plast. Thon von Priesen; Rossberg,
Monod ob Rivaz, Rüfi, Rothenthurm (Canton
Schwyz), Wäggis; Armissan.
Mittel-Oligocän: Rixhöft, Samland.
Unter-Oligocän: Bornstedt, Göhren; Häring.
Nord-Amerika: Florissant (obere 4. Gruppe), Haley coal-mines
und Black Buttes (1. Gruppe), Alaska.
Asien: Mandschurei (Bai Possiet), Sachalin.
Arktisches Gebiet: Grönland, Spitzbergen, Mackenzie.
Sonstige Fundorte: Wildshut, Kumi.
92 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [250]
Smilaceae.
Smilax eardiophylla Heer.
Dar 10, Rio.
H»er, Bornstedt pag. 9, Taf. 1, Fig. 5 (1870).
Schinrer, traite de pal. veg. II, pag. 437 (1870 —72).
Folia cordata, basi profunde emarginata, septemnervia,
nervus medius religuis acrodromis aegqualis.
HEER hat diese Art von der verwandten Smilaw grandi-
Folia Ung. mit Recht abgetrennt, denn sie hat jederseits 3 deut-
liche, ungefähr gleichweit von einander abstehende Basilärnerven
von der Stärke des Mittelnerven, während bei Sm. grandifolia der
Mittelnerv stärker ist als die seitlichen, und das zweite Paar der-
selben schon dicht am Rande aufsteigt. Letztere Art umfasst
2 Blatttypen, nämlich Blätter mit convexem und concavem Rande.
Der Typus mit convexem Blattrande steht unserer Art am nächsten.
Zu demselben sind folgende Blätter zu stellen:
UNGER, Syll. I, pag. 7, Taf. 2, Fig. 5— 8,
HEER, flor.-tert. Helv. I, pag. 82, Taf. 30, Fig. Sa,
» mioc. balt. Flora pag. 61, Taf. 16, Fig. 12, 13,
ETTINGSHAUSEn, Bilin I, Taf. 2, Fig. 1,
LESQUEREUX, Tert. flor. pag. 94, tab. 9, fie. 5.
Unter diesen lassen LESQUEREUX, Tert. flor. tab. 9, fig.5 und
UNGER, Syll. I, Taf. 2, Fig. 8, wie unsere Art, keinen Dicken-
unterschied zwischen Mittel- und Seitennerven erkennen. — An
unsere Art erinnert ferner Smilaw Lyelli Wat. (Paris pag. 70,
tab. 19, fig. 1— 3) mit sehr grossen, breiten, herzförmigen Blättern
und jederseits 3 Nerven von der Stärke des Mittelnervs.
Unsere Art reiht sich den lebenden Smilax pendulina
Lowe (Madeira) und mauritaniea Desfr. (Mittelmeerländer bis
Madeira) an, von denen letztere durch Gaupın (Contr. V, pag. 8,
tab. 1, fig. 5—7; tab. 2, fig. 1, 2) auch im vulkanischen Tuff von
Lipari nachgewiesen worden ist.
[251] Bornstedt. 93
Die lebenden Arten von Smilax gehören den Tropen
beider Halbkugeln und den gemässigten Zonen bis zum 45. Pa-
rallel an. Sie sind am häufigsten im südöstlichen Asien, auf
Japan und den australischen Inseln bis zu den Fidschi-Inseln, in
den Vereinigten Staaten, Mexiko, auf den Antillen und in Bra-
silien. Sie sind selten in Westasien, dem Mittelmeergebiet, Afrika
und Neuholland. Die Arten sind häufiger nördlich vom Aequator
und in den östlichen Theilen der Continente als südlich vom Aequator
und in den westlichen Gebieten. Von den 197 sicheren Arten
kommen 105 auf Amerika, 91 auf die alte Welt und ist eine
(Sm. herbacea) Japan und den Vereinigten Staaten gemeinsam
(DE CANDOLLE, Monogr. phanerog. Bd. I, pag. 29).
Verwandte Arten:
1. Smilaw grandifolia Ung., typus af. cardiophylla Heer:
Mittel-Miocän: Croisettes.
Ober - Oligocän: Salzhausen; Priesen (plast. Thon).
Mittel-Oligocän: Rixhöft.
Nordamerika: Carbon Station (3. Gruppe) und Caüon City
(1. Gruppe).
2. Smila® Lyelli Wat.:
Unter-Eocän: Bellen.
Smilax saxoniea nov. spec.
Taf. 10, Fig. 1—6.
Folia hastato-cordata vel campanaeformia wel lanceo-
lata-elliptica, acuminata, bası attenuata, integerrima; nervi prim. 5
vel7, aequaliter inter se distantes.
Die abgebildeten Blätter müssen zu einer Art zusammen-
gezogen werden, da es nicht möglich ist, eine Grenze zwischen
ihnen zu ziehen. Arten mit ähnlich variirenden Blättern sind bei
den lebenden Kletterpflanzen häufig. Die extremen Glieder der
Formenreihe sind Fig. 1 und 6, welche in der Ordnung von
Fig. 2, 3, 4 und 5 vermittelt werden.
94 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [252]
Von den fossilen Arten gehört die Mehrzahl zum Typus
Smilax sagittifera Ung. mit pfeilförmigen, am Grunde herz-
förmig eingebuchteten Blättern. Die geringere Anzahl, zum Typus
Smilax grandifolia Ung. gehörend, besitzt herzförmige, kürzere
Blätter. Unsere Art gehört zum ersteren Typus und schliesst sich
an die Arten mit glockenförmigen oder elliptischen Blättern an,
nämlich an Sm. convallium Heer, paucinervis Ett., paliformis und
lingulata Heer, haeringiana Ung. und Garguieri Sap.
Das von ETTINGSHAUSEN, wiewohl mit Unrecht, zu Smila
grandifolia Ung. gezogene Blatt von Radoboj (Beitr. zur Kenntn.
der foss. Flora von Radoboj pag. 872, Taf. 1, Fig. 18) hat, ab-
gesehen von der tief herzförmigen Basis, die Gestalt unserer
Blätter. — Sm. Garguieri Sap. (Et. II, 2, Ann. d. sc. nat.
5. ser., III, pag. 84, tab. 3, fig. 4) gleicht unserem Blatte Fig. 1,
soweit dasselbe erhalten ist, ist aber kürzer als die übrigen Formen.
— Sm. convallium Heer ist auf schlechte Bruchstücke gegründet.
— Sm. haeringiana Ung. (Syll. III, pag. 64, Taf. 20, Fig. 2),
dessen Gattungsbestimmung von ETTINGSHAUSEN (Sitzungsber. der
Wiener Akad. 60, pag. 38) bezweifelt wird, unterscheidet sich, wie
auch das von Sagor stammende kleine, an der Basis abgestumpfte
Blatt, von Smilaa® paucinervis Ett. (Sagor pag. 171, Taf. 2,
Fig. 25, 26) durch das Vorhandensein von nur einem deutlichen
Basilärnervenpaar. — Die der UngGer’schen Art sehr ähnlichen
Blätter von Smilaw lingulata Heer (mioc.- balt. Flora pag. 63,
Taf. 16, Fig. 8— 10) haben jederseits 2 Nerven, von denen der
äussere dicht am Rande aufsteigt. — Sm. paliformis Heer (ibid.
pag. 62, Taf. 16, Fig. 2) stimmt der Gestalt nach mit unseren
Fig. 3—5 überein, besitzt aber nur-ein Nervenpaar. — Smilaw
moskenbergensis Ett. (Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora Steier-
marks pag. 38, Taf. 1, Fig. 14), der Gestalt nach unserer Fig. 5
ähnlich, ist wahrscheinlich nicht bei dieser Gattung zu lassen, da die
seitlichen Nerven oberhalb der Basis vom Mittelnerv ausgehen.
Während bei den lebenden Vertretern unserer Gattung, deren
Blätter nach Art von Cinnamomum nur von 3 kräftigen Nerven
durchzogen werden, die Mannigfaltigkeit der Gestaltveränderung
sehr gering ist, sind die Blätter der Arten mit mehr als 3 Nerven
[253] Bornstedt. 95
ebenso variabel wie die von Bornstedt abgebildeten und zeigen,
wie diese, Uebergänge von der herzförmigen, tief gebuchteten bis
zur allmälig sich verschmälernden Basis. An der abgebildeten
Sm. sylvatica Kth. (Taf. 10, Fig. 2a) aus Mexico z. B. konnten
Blätter beobachtet werden, welche recht gut mit unseren Fig. 1—5
übereinstimmen.
Verbreitung der verwandten Arten:
1. Smilax haeringiana Ung.: Häring (Unter-Oligocän).
2. » paliformis nnd lingulata Heer: Rixhöft (Mittel-Oligocän).
& 08 Garguieri Sap.: St. Jean-de-Garguier (Mittel-Oligocän).
4 » paucinervis Ett.: Sagor (Unter-Miocän).
Palmae.
Flabellaria Zinckeni HEEr.
Heer, Bornstedt pag. 11, Taf. 2, Fig. 3—4.
Unbestimmbare Reste von Palmenblättern. Die Blattstücke
von Flab. Zinckeni Lesq. (Tert. flor. pag. 110, tab. 9, fig. 6 — 8)
sind zu einem Vergleiche mit anderen Palmenresten unbrauchbar.
Sabal Ziegleri HEEr.
Hrer, Bornstedt pag. 10, Taf. 2, Fig. 6.
Das Blattfragment lässt keine sichere Bestimmung zu.
Myricaceae.
Myriea Schlechtendali Hrer.
Hexr, Bornstedt pag. 12, Taf. 1, Fig. 7.
Schaper, traite de pal. veg. III, pag. 546, tab. 85, fig. 3.
Lebendes Analogon: Myrica aethiopica L. in Südafrika.
Die Gattung Myrica ist mit ca. 35 Arten über die tropische
und die gemässigten Zonen beider Halbkugeln weit verbreitet.
96 Beschreibung der Localtloren der Provinz Sachsen. [254]
Myriea augustata SCHIMPER
Taf. 11, Fig. 14.
Vergl. diese Abhandl., Eisleben.
Das abgebildete Blattstück passt am besten zu den von Eis-
leben abgebildeten Blättern.
(?) Myrica acuminata UNGER.
Herr, Bornstedt pag. 15, Taf. 2, Fig. 1 und 1b.
Es ist dies eine sehr schlecht begründete Art, in welcher
sicher die heterogensten Elemente vereinigt sind. Die UNGER’-
schen Abbildungen (Sotzka pag. 30, Taf. 6, Fig. 6—10 und Taf. 7,
Fig. 9) allein, ohne die Originalstücke, sind zum Vergleiche mit
den übrigen Funden und zur Controlle nicht ausreichend.
Cupuliferae.
Quercus Sprengeli HEER.
Taf. 14, Eig. 1-7.
Heer, Bornstedt pag. 13, Taf. 3, Fig. 1 (1870).
Schineer, traite de pal. veg. II, pag. 632, tab. 57, fig. 8 (1870 —72).
Folia coriacea, lanceolata, basi sensim in petiolum breve an-
gustata, margine repande spinuloso-dentata, dentibus acutis.
Nervi secundarü craspedodromi, ewtremo apice nervillum in
sinum superiorem emittentes.
gestaltenreichen
und nächst Apocynophyllum helveticum Heer häufigsten Pflanze von
Unsere Tafel stellt die Hauptformen der sehr
Bornstedt dar. Eine ziemlich starke, kohlige Decke deutet auf
die frühere lederartige Beschaftenheit der Blätter hin. Grösse und
Gestalt variiren ausserordentlich, und die extremen Glieder der
ganzen Formenreihe weichen so sehr von einander ab, dass man
sie ohne die Zwischenglieder für verschiedene Arten halten würde.
[255] Bornstedt. 97
Alle verschmälern sich nach oben und unten sehr langsam und
sind ungefähr in der Mitte am breitesten. Die beträchtlichsten
Grössenunterschiede zeigen Fig. 1 und 6. Die entfernt stehenden
Zähne sind bisweilen dornartig (Fig. 2 und 3), seltener abgerundet
und verkümmert (Fig. 4). Ihre Zahl schwankt zwischen 5 und 11
jederseits. Sie beginnen erst in beträchtlicher Höhe, sind in der
Mitte gleich weit von einander entfernt und rücken nach der Spitze
zu immer näher zusammen (Fig. 3).
Es liest nahe, diese Reihe von Blattformen mit Quercus furei-
nervis Rossm. sp., welche in gleicher Häufigkeit in dem nur wenige
Stunden entfernten Stedten auftritt, zu vereinigen. Aber an mehr
als hundert Blättern konnten immer wieder dieselben Merkmale
beobachtet werden, welche jener Art von Stedten fehlen. Die
auffälligsten Unterschiede zwischen beiden Arten sind folgende:
Quercus Sprengeli Quercus furcinervis
Heer. Rossm. sp.
l. Den Secundärnerven laufen Derartige Nerven fehlen.
1—4 vom Hauptnerv aus-
gehende Nerven bis nahe dem
Blattrande fast parallel.
2. Die Tertiärnerven verbinden | Die Tertiärnerven verbinden die
die Secundärnerven mit den | Secundärnerven direct und fast
diesen parallel laufenden Ner- | rechtwinklig.
ven und diese mit einander |
unter einem Winkel von ca.
40°.
3. Der von einem Secundärnerv | Der. Gabelast eines Secundär-
vor dessen Eintritt in den | nerven erstreckt sich, dem Blatt-
Zahn abzweigende Nerven- | rande parallel laufend, bis in den
ast endigt bereits in der | nächst höheren Zahn.
inneren Zahnbucht. |
Lebende Analoga: siehe pag. 53.
I
98 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [256]
Quereus pasanioides nov. spec.
Taf. 9, Fig. 7 und 7a.
Folia coriacea, ovato-oblonga, basi attenuata, cuspidata,
integerrima. Nervi secundarü utrinque ca. 12, angulo ca. 409
orientes, curvati, subparalleli, camptodromi; nervi tertiarü perpen-
dieulares; rete nervis secundariis parallelum.
Der Typus des vorliegenden Blattes kehrt bei einer Anzahl
von Formen wieder, die man bald mit Laurineen, bald mit Anona
und Terminalia vereinigt hat. Da an allen analogen Blättern nur
selten die feinere Nervatur beobachtet worden ist, kann ihre Genus-
bestimmung nur eine provisorische sein.
Ein fast vollständiges Blatt, das mit Fig. 7 ident ist, liess an
(
zwischen dem Tertiärnerv liegende feine Netzwerk besteht
einer Stelle die in Fig. Ta wiedergegebene Nervatur erkennen. Das
auslanggestreckten Zellen, welche den Secundärnerven
parallel laufen. Ein gleichartiges Netzwerk konnte nur bei
Quercus sundaica Bl. (Fig. TA und 7Aa) wieder" beobachtet
werden, welche auch in jeder anderen Hinsicht recht gut mit dem
fossilen Blatte übereinstimmt. Die Anordnung der Nervillen allein
setzt uns in den Stand, unser Blatt von formgleichen Arten aus
den Gattungen Laurus, Terminalia, Anona und Symplocos hin-
reichend zu unterscheiden. Das sehr dichte Maschennetz von
Laurus- und Terminalia- Blättern besteht aus polyedrischen Zellen,
das Maschennetz von Anona wird von rundlichen Zellen gebildet.
Bei Symplocos cuneata Thw. werden die Ursprungswinkel der
Secundärnerven nach der Blattspitze zu immer kleiner, und das
lockere Maschennetz besteht aus polyedrischen Zellen.
Abgesehen von der zarten Structur, würde unser Blatt am
besten zu Terminalia radobojensis Ung. (Chlor prot. pag. 142,
Taf. 48, Fig. 1,2 u. a. OÖ.) passen. Nicht einmal die deutlich ab-
gesetzte lange Spitze unseres Blattes würde als unterscheidendes
Merkmal von Belang sein, da sowohl die Blätter von Quereus als
diejenigen von Terminalia sehr variıren, und ferner, um eine ähn-
lich gestaltete Form als Beispiel anzuführen, von UNGER mit Anona
lignitum (Syll. I, Tat. 10, Fig. 1—7) Blätter mit einer gleichen Zu-
[257] Bornstedt. 99
spitzung wie in unserer Fig. 7 vereinigt werden. Von beiden UnGEr’-
schen Arten ist das feine Netzwerk nicht bekannt, bessere Funde
können daher erst entscheiden, ob sie mit unserer Art zu vereinigen
sind. Unser Blatt lässt es mehr als wahrschemlich erscheinen, dass,
ebenso wie in der Jetztwelt, in unserem Tertiär mit den Vertretern
südost-asiatischer Eichen aus der Gruppe Pasania mit gezahnten
- Blättern Eichen mit ganzrandigen Blättern aus derselben Gruppe
vergesellschaftet waren.
Quereus subfaleat# nov. spec.
Taf. 9, Fig. 4, 5.
Quercus angustiloba Hzer, Bornstedt pag. 14, Taf. I, Fig. S (1870).
» > Schimeer, traite de pal. veg. II, pag. 645 (ex parte) (1870—72).
» > Lesquzreux, Ann. Report 1872, pag. 378.
> » » Tert. Flor. pag. 161, tab..21, fig. 4, 5 (1878).
Folia basi in petiolum attenuata, utringue bi-vel triloba,
lobis integerrimis, elongatis, lanceolatis. Nervi secundarü (simul
loborum primarü) eraspedodromi, nervi tertiarü e nervis primarüs
et secundarüis angulo acuto egredientes, brochidodromi.
Unsere Abbildungen, die beiden einzigen in neuerer Zeit ge-
fundenen Blätter dieser Art darstellend, ergänzen die HErRr’sche
Abbildung. Während die amerikanischen Blätter jederseits nur
2 Lappen besitzen, lässt unsere Fig. 5 auf em Blatt mit 3 Lappen
schliessen. ;
Die nächsten Verwandten in der Lebewelt sind nordamerika-
nische Eichen mit tiefgelappten Blättern, vor allen Quercus fal-
cata Michx. und palustris Du Roi. Während diese Gruppe
zahlreiche Vorfahren in dem europäischen Tertiär aufzuweisen hat,
muss es auffallen, dass in ihrer jetzigen Heimath erst 2 tertiäre
Arten, Quercus pseudo-Iyrata Lesg. und unsere Art, bekannt ge-
worden sind. Die europäischen Arten schliessen sich an Quercus
cruciata Al. Br. (Heer, flor. tert. Helv. II, pag. 55, Taf. 77,
Fig. 10— 12) an. Es sind: Qwercus armata Sap., angustiloba
Al. Br., Koechlini Heer, cuneifoha Sap., ihcoides Heer, sagoriana,
gigantea und bilinica Ett. und oligodonta Sap. Für alle diese
100 Beschreibung der Localtloren der Provinz Sachsen. [258]
werden als lebende Analoga aufgeführt im erster Linie Quercus
falcata Michx., dann ziheifolia Wang. und Banisteri Lodd. —
ETTINGSHAUSEN rechnet, aber wohl mit Unrecht, seine Quereus
gigantea zur Gruppe (Qu. robur und Cerris. — Die tiefgelappten
Mediterranformen, welche GauDINn (Schweiz. Denkschr. Bd. 17,
pag. 14) aus den Travertinen von Toscana als Qu. pyrenaica Lam.
var. lobulata und Thomasü Ten. beschreibt, gehören zur Gruppe
von Qu. aegllops L. und pubescens Willd. mit wiederholt gelappten
Blättern.
ENGELMANN hat (the oaks of the United States, Trans. of the
Ac. of St. Louis Vol. III, 3, 1876) beobachtet, dass diejenigen
nordamerikanischen Eichen, deren Blätter ım vollkommenen Zu-
stande tiefgelappt oder fiederspaltig sind, an jungen Sprösslingen
oder Adventivzweigen weniger getheilte oder nur gezähnte, ja selbst
ganzrandige Blätter tragen (u. alba, palustris, coccinea etc.), wäh-
rend diejenigen, deren Blätter am ausgewachsenen Baume ganz-
randig sind, an jungen Sprösslingen oft gezähnte oder gelappte
Blätter besitzen (Qu. phellos, virens, aquatica ete.). Der Gestalten-
reichthum der nordamerikanischen Arten macht es also wahrschein-
lich, dass ein grosser Theil der genannten fossilen Arten zusammen-
gezogen werden wird, sobald reichlicheres Material vorhanden ist.
Die Bornstedter Blätter, die mit Qu. angustiloba Lesq. ident
sind, können nicht, wie es HrER gethan hat, mit der Art von
Münzenberg (Quercus angustiloba Ludw., Palaeontogr. VII,
pag. 1093, Taf. 36, Fig. 3) vereinigt werden, da das von LuDwiG
abgebildete Blatt, abgesehen davon, dass diese, wie die meisten
Lupwig’schen Abbildungen, begründete Zweifel an der sorgfältigen
Wiedergabe aufkommen lassen, wesentlich kleiner ist als die
unserigen und zugespitzte Lappen hat, welche fast rechtwinklig
abstehen. Das Münzenberger Blatt erinnert am meisten an (u.
eruciata und (u. armata, bei denen die unteren Lappen aber stark
verkürzt sind.
Die unserer Pflanze nächst verwandte Art ist Qwercus
pseudo-Iyrata Lesg. (Foss. flora of the Sierra Nevada pag. 8,
tab. 2, fig. 1, 2) aus der Sierra Nevada, wahrscheinlich von Chalk
Bluffs, Nevada County, California. : Die unteren Lappen sind
[259] Bornstedt. 101
kleiner, die oberen zum Theil an der Spitze gespalten. Nach
LESQUEREUX ist es kaum möglich, die fossilen Blätter von denen
der lebenden Qx. Iyrata Valt. aus den Südstaaten zu unterscheiden.
Verbreitung unserer Art:
Unter-Oligocän: Bornstedt.
Nordamerika: Golden, Colorado (1. Gruppe).
Verwandte Art:
Quercus pseudo-Iyrata Lesq.: Chalk Blufis, Nevada County.
Conf. Dryophyllum Dewalquei SarorTA et Marıon.
Taf. 9, Fig. 6.
Vergl. diese Abhandl., Knollensteinflora, pag. 22.
Durch das Fehlen der den Secundärnerven fast parallel lau-
fenden Nerven und die sich schneller verengende Basis unter-
scheidet sich dieses Blatt von Quercus Sprengeli Heer. Mit letzterer
hat es die sehr kurzen, scheinbar nur bis zur oberen Zahnbucht
reichenden Gabeläste gemein. Zu den Blättern von Dryophyllum
Dewalguei Sap. et Mar. zeigt es so viele Beziehungen, dass es
unmöglich ist, einen durchgreifenden Unterschied zu entdecken,
Dryophyllum Dewalquei bildet einen grossen Formenkreis von meist
schlanken Blättern mit schneller oder langsam sich verschmälernder
Basis. Die zahlreichen (ca. 20) Secundärnerven senden beim Ein-
tritt in die Zähne. gewöhnlich je einen Ast ab, der dicht am
Rande aufsteigend sich mit dem nächsten Secundärnerv verbindet.
Häufig liegt der Gabelast so dicht am Rande des Blattes, dass
nur sein unteres Stück deutlich zu sehen ist und, wie an dem
Bornstedter Blatte, in der oberen Zahnbucht zu endigen scheint.
Solche scheinbare Verkürzungen der Gabeläste zeigen SAPORTA
et MaArıon, Essai tab. 4, fig. 1; tab. 3, fig. 2 und Revision tab. 8,
fig. 8. Unsere Abbildung entspricht am meisten folgenden Blatt-
formen von Gelinden: SarorTA et MARIoON, Essai tab. 2; tab. 3,
fig. 1—4 und Revision tab. 7, fig. 4; tab. 8, fig. 6. — Die Zähne
der Gelindener Art sind länger zugespitzt, jedoch besitzen Revi-
sion tab. 8, fig. 1—2 auch stumpfe und breite Zähne. Die Zähne
102 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [260]
beginnen bei unserem Blatte schon kurz über der Basis. — Die
Gestalt unseres Blattes erinnert ferner an Quercus parceserrata
Sap. et Mar. (Revis. tab. 4, fig. 8), welche sich aber durch die
unsymmetrische Basis unterscheidet.
Moreae.
Fieus erenulata SAProRTA.
Alaın 19%
Protoficus erenulata Sarorıa, Sezanne pag. 355, tab. 6, fig.5 (1868).
» > Scamrer, traite de pal. veg. Il, pag. 751, tab. 90, fig. 13
(1870 — 72).
Rhamnmus grosse-serratus Heer, Bornstedt pag. 20, Taf. 4, Fig. 10 (1370).
» » Schinper, traite de pal. veg. III, pag. 234 (1874).
Folia coriacea, ovata, acuminata, grosse-serrata, basi
rotundata vel in petiolum longum attenuata; nervi 2 basilares
cum secundarüs camptodromo-anastomosantes; nervi tertiarü amgulo
acuto orientes.
HEER hat nur ein Bruchstück dieser Art abgebildet, welches
er bei Rhamnus unterbrachte. Erst eine grössere Anzahl von
Blättern, die in den letzten Jahren gesammelt wurden, und von
denen die charakteristischsten Formen auf Taf. 13 wiedergegeben
sind, machten eine Gattungsbestimmung möglich. Die abgebildeten
Blätter ändern in der Länge und der Beschaftenheit der Basis ab.
Die grösste Breite liegt in oder nur unterhalb der Mitte. Die
beiden Basilärnerven vereinigen sich erst oberhalb der Mitte mit
den Secundärnerven. Ich ziehe zu ‚unserer Art auch Fig. 2 mit
herablaufender Basis, da gleiche Abänderungen bei der nahe ver-
wandten lebenden Freus alba beobachtet werden.
Protoficus erenulata Sap. von Sezanne stimmt mit den
Bornstedter Blättern überein. Kleine, scheinbare Unterschiede be-
ruhen auf dem Erhaltungszustande des Sezanner Blattes.
Unsere Pflanze gehört in den Formenkreis von Fleus alba
Reinw., sycomorus L., purpurascens Desf. und Mantia Link, von
denen die erste (Taf. 13, Fig. A) mit einigen unserer Blätter völlig
[261] Bornstedt. 103
übereinzustimmen scheint. Ficus alba ist sonach ein langlebiger
Typus, der sich von dem ältesten Tertiär bis zur Gegenwart kaum
merklich verändert hat. Von Urtica photiniphylla Kth. unter-
scheidet er sich durch die dick -lederartigen Blätter mit einem seit-
lichen zweiten Basilärnervenpaare.
Die nächst verwandte fossile Art ist Ficus platanifolia
Sap. (Et. Suppl. I, 2, pag. 139, tab. 8, fig. 2) von Aix.
Verbreitung:
Unter-Oligocän: Bornstedt.
Unter-Eocän: Sezanne.
Conf. Fieus lanceolata HEer.
Taf. 11, Fig. 4
Hrer, flor. tert. Helv. II, pag. 62, Taf.81, Fig. 2—5; III, pag. 182, Taf. 151
Fig. 34, 35; Taf. 152, Fig. 13.
Die Beziehungen unseres Blattes zu obiger Art sind unsicher,
da es sehr schmal ist und nicht, wie die typischen Blätter von
Ficus lanceolata, die grösste Breite über der Mitte zu haben scheint.
Es schliesst sich am besten an Flor. tert. Helv. Taf. 151, Fig. 35
und Taf. 152, Fig. 13 an. Die übrigen Blätter bei HEER sind
breiter. Freus lanceolata ist eine schlechte Art, in welcher sicher
sehr heterogene Elemente vereinigt worden sind. Unter anderen
müssen von ihr entfernt werden: ENGELHARDT, Grasseth pag. 25,
Taf. 5, Fig. 3—8; ENGELHARDT, Leitmeritzer Mittelgebirge
Taf. 5, Fig. 19, ein unbestimmbarer Blattrest; MAssALonGo, Stud.
Senogall. tab. 10— 11, fig. 7 und tab. 30, fig. 8, der obere Theil
eines Blattes, und SısmonDA, Mater. tab. 15, fig. 5 — 6.
Fieus tiliaefolia Ar. BRAUN sp.
Taf. 11, Fig. 5, 6 (?).
Cordia (2) tiliaefoha Au. Braun, in Broxv’s Jahrb. 1845, pag. 170.
NE en Unser, Gen. et spec. plant. foss. pag. 447 (1850).
» Sotzka pag.45, Taf. 25, Fig. 4—5, 1—3 (?) (1850).
> » Wieser, Palaeontogr. Il, pag. 194 (1852).
Görrerr, Palaeontogr. II, pag. 277, Taf. 36, Fig. 3 (1852).
104 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [262]
Dombeyopsis tiliaefolia Massavoxso, Monografia d. Dombeyacee foss. pag. 12.
» » Errısssuausen, Tokay pag. 807 (1553).
Ficus tiliaefolia Hesr, flor. tert. Helv. Il, pag. 68, Taf. 83, Fig. 3—12; Taf. 84,
Fig. 1—6; Taf. 85, Fig. 14 (1856).
» » Errınasuausen, Kötlach pag. 747 (1857).
» > Gaupin et Srrozzı, Contrib. I, pag. 34, tab. 12, fig. 11 (1858).
» » Herr, flor. tert. Helv. III, pag. 153, Taf. 142, Fig. 25; Taf. 152,
Fig. 14 (1859).
» » Uscer, Sylloge I, pag. 14, Taf.6, Fig. 2 (1861).
» » Sıssroxpa, Mater. pag. 48, tab. 17, fig. 5 (1865).
» » Errinesmausen, Bilin I, pag. 156, Taf. 25, Fig. 4, 5, 7 (1867).
» » Srur, Jahrb. der k. k. geol. Reichsanst. 1867, I, pag. 161.
@» » Errınesmausen, Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora Steiermarks
pag. 55 (1869).
» » Hxer, mioe. balt. Flora pag. 35, Taf. 8, Fig. 1; pag. 74, Taf. 21,
Fig. 12 (1869).
» » Schimrer, traite de pal. veg. II, pag. 746, tab. 91, fig. 1—8
(1870 — 72).
» » Escetuarpr, Flora der Braunkohlenform. im Königreich Sachsen
pag. 19, Taf. 5, Fig. 1 (1870).
» » Unger, Szanto pag. 8, Taf. 2, Fig. 9 (1870).
» » Lesaurreux, Ann. Rep. 1871 pag. 287, 298, 299, Suppl. pag. 12, 16;
Ann. Rep. 1872 pag. 375, 393; 1873 pag. 399; 1874 pag. 304.
» » Exertuarnı, Göhren pag. 25, Taf.4, Fig. 6 (1873).
» » Lesauerrux, foss. plants of the auriferous gravel deposits of the
S. Nevada pag. 18, tab. 4, fig. S, 9 (1378).
» Lesauereux, Tert. flor. pag. 203, tab. 32, fig. 1—3; tab. 63, fie. S
(1878).
» » Exsetnaror, Grasseth pag. 26, Taf. 6, Fig. 1, 2 (1581).
» » Wentzer, Flora der tert. Diatomaceensch. von Sulloditz (Sitzungs-
bericht der Wiener Akad. Bd. 83, Märzheft pag. 13) (1881).
Dombeyopsis grandifolia Uxcer, gen. et spec. pag. 447 (1850).
» » Unser, Sotzka Taf. 26; Taf. 27, Fig. 1 (1850).
» » Görrerr, Palaeontogr. Il, pag. 278, Taf. 37, Fig. 2b
(1852).
» Errinesuausen, Wildshut pag. 48, Taf.ö, Fig. 1-2
(1852).
» » MassanonGo, Dombey. foss. pag. 14.
» » Errmssnausen, Monte Promina pag. 37. (1854).
Oredneria Beckeriana Görrurr, Uebers. der foss. Flora Schlesiens in Wruner’s
Flora von Schlesien II, pag. 220 (1845).
Tilia prisca Au. Braun, in UnGer’s Synopsis pag. 234 (1845).
Dombeyopsis sidaefolia Uxger, gen. et spec. pag. 448 (1850).
(2) aequalifolia Görrert, Palaeontogr. Il, pag. 275, Taf. 36, Fig. 4:
Taf. 37, Fig. 2a (1852).
> - » Leusauereux, Suppl. to Ann. Rep. 1571 pag. 10.
2 03] Bornstedt. 105
Acer Beckerianum Görrert, Palaeontogr. II, pag. 279, Taf. 37, Fig. 2c (1852).
Tilia permutabilis Görrerr, ibid. pag. 277, Taf. 37, Fig. 1.
Dombeyopsis Stizenbergeri Hzur, Verzeichniss der Tertiärflora pag. 50.
Ficus Langeri Errınesnausen, Sagor I, pag. 188, Taf. 7, Fig. 9 (1872).
» sordida Lesquereus, foss. pl. of the aurif. gravel deposits of the S. Nevada
pag. 17, tab. 4, fig. 6, 7 (1878).
Folia longe petiolata, ampla, subrotundata, oblique
ovata wel ovato-oblonga, basi profunde cordata, plerumque
inaequwilatera, apice plus minus acuminata, integerrima. Nervi
primarü 3—7; secundarü sub angulo 40—50° orientes, camptodromi,
tertiarüi sub angulo recto eweuntes, quaternarii dietyodromi, rete poly-
gonum eformantes. (?) Receptacula globosa, breviter pedicellata.
Zu dieser weit verbreiteten Art gehört sicher das Blatt Fig. 6,
welches sich gut an die Schweizer Blattform anschliesst. Die Basis
ist unsymmetrisch herzförmig; die 3—4 Secundärnerven jederseits
sind von einander und von den Basilärnerven gleich weit entfernt.
Unsere Fig.5 weicht durch die dichter stehenden Secundärnerven
von den typischen Blättern der Freus tiliaefolia ab.
. Trotz der Gestaltenfülle der Blätter lässt sich Preus tiliaefolia,
wie sie von HEER begrenzt und begründet worden ist, jederzeit
scharf von allen verwandten Blattformen unterscheiden. Es ge-
hören zu ihr nur einfache, ganzrandige Blätter. ETTINGSHAUSEN
will zwar einen Uebergang von einfachen zu dreilappigen Blatt-
formen an den bisweilen stärker hervortretenden Einbuchtungen
der Oeninger Blätter erkannt haben und. glaubt somit, das drei-
lappige Blatt Bilin I, Taf. 25, Fig. 10 und in Folge dessen alle
bisher als Frcus Dombeyopsis Ung., Dombeyopsis Decheni Ludw.,
Domb. tridens Ludw. etc. beschriebenen dreilappigen Blätter mit
Ficus tiliaefolia vereinigen zu müssen. Indessen ist die Kluft zwi-
schen den einfachen, ganzrandigen und den dreilappigen Blättern
so gross und die Einbuchtung an den unzweifelhaften Blättern
von Ficus tiliaefolia, wenn vorhanden, so gering, dass eine Aus-
dehnung des Artbegriftes im ETTINGSHAUSEN’schen Sinne willkür-
lich sein würde. Trotzdem wird das zweilappige Blatt flor. tert.
Helv. III, Taf. 152, Fig. 14 bei unserer Art verbleiben können,
106 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [264]
da es, wie leicht aus der Abbildung zu ersehen, als abnorme Form
aufzufassen ist.
Ficus tiliaefolia Engelh., Sitzungsber. der Isis 1880,
pag. 81, Taf. 1, Fig. 14, weicht gänzlich von unserer Art ab.
Ebenso muss Fieus tiliaefolia Engelh., Leitmer. Mittelgeb. pag. 38,
Taf. 5, Fig. 18, ausgeschieden werden, da ihm die Basilärnerven
fehlen. — Dombeyopsis grandifolia Lesq., Tert. flor. pag. 255,
tab. 47, fig. 6, ist ein zur genaueren Bestimmung ungeeignetes Blatt-
stück. Aus gleichen Gründen sind die von HEER in seiner mioc.
balt. Flora 1. c. abgebildeten Blätter zweifelhaft. — Dombeyopsis
tiliaefolia und grandifolia Göpp. von Grönland (Abhandl.
der Schles. Ges. 1861, pag. 199) gehören nach HEER (flor. foss.
arct. pag. 111) zu Populus aretica Heer.
Ficus Langeri Eitt. (Sagor I, Taf. 7, Fig. 9) soll sich von
unserer Art durch die nicht herzförmige Basis und die geringe
Anzahl der Secundärnerven unterscheiden. Da eine nicht aus-
gebuchtete Basis aber auch an zweifellos zu unserer Art ge-
hörenden Blättern (flor. tert. Helv. Taf. 83, Fig. 3, 4, 9) vorkommt
und ein geringes Schwanken in der Anzahl der Secundärnerven
(bei Ficus Langeri 3, bei den Schweizer Blättern ca. 4, bei den
Blättern von Sotzka 5 jederseits) nicht von Belang ist, ist kein
Grund vorhanden; das Blatt von Sagor zu trennen.
Lebende Analoga: Asiatische Arten, z. B. Ficus apieulata
Mig. (Java), dasyphylla Mig. (Ceylon), Javanica Mig. und odtusa
Hassk. (Java); nach HEER Fleus macrophylla Desf. und nympheae-
Folia L. (Urostigma Mig.), mit dessen Receptakeln ein von Oeningen
stammendes fast übereinstimmt (Flor. tert. Helv. Taf. 85, Fig. 14);
nach LESQUEREUX Ficus sycomorus L.
Verbreitung unserer Art:
Unter-Pliocän: Zillingsdorf und Neufeld bei Wien.
Ober - Miocän: Oeningen, Elgg (Cant. Zürich), Herderen (Cant.
Thurgau); Tokay, Szanto, Ryolithtuff von Tallya
und Jastraba, Trachyttuff von Handlova, Ska-
lamlin, Szakadat. Guarene, Arnothal, Sienna.
Mittel-Miocän: Köflach, Leoben.
Unter-Mioeän: Sagor, Sulloditz; Lausanner Tunnel.
[265] Bornstedt. 107
Ober - Oligocän: Stösschen bei Bonn, Seifhennersdorf in Sach-
sen, Priesen (plast. Thon), Grasseth, Sotzka.
Mittel-Oligocän: ? Samland, ? Rixhöft.
Unter -Oligocän: Bornstedt, Göhren; Monte Promina.
Nordamerika: In der 1. bis 3. Gruppe verbreitet; ausserdem in
den Gold-führenden Schichten von Chalk Blufis,
Nevada County, Californien (1. Gruppe).
Sonstige Fundorte: Striese bei Praussnitz, Wildshut.
Verwandte Arten:
l. Ficus grandifolia Ung., Szanto pag. 8, Taf. 2, Fig. 10.
Blätter fast kreisrund, an der Spitze eingedrückt.
2. Fieus Dombeyopsis Ung., Syll. I, pag. 13, Taf. 5, Fig. 1—7;
Taf. 6, Fig. 1 (1861).
®> > Heer, mioc. balt. Flora pag. 74, Taf. 17,
Fig. 11 (1869).
Sterculia » Schimp., traite de pal. veg. III, pag. 102
(1874).
Ficus lobata Ung., gen. et spec. pag. 447 (1850).
Dombeyopsis Decheni Ludw., Palaeontogr. VIII, pag. 126,
Taf. 49, Fig. 1 (1860).
tridens Ludw., ibid. pag. 127, Taf. 49, Fig. 2—3.
Ficus tiliaefolia Ett., Bilin I, pag. 156, Taf. 25, Fig. 10 (1867).
» > Ett., Wetterau pag. 844, Taf. 2, Fig. 9 (1868).
Stercubla Ludwigii Schimp., trait& de pal. veg. Ill, pag. 102
(1874).
Alle genannten Pflanzen müssen wir vorlänfig mit der UNGER-
schen Art vereinigen. Dombeyopsis Decheni Ludw., l. c. Fig. 1,
eine zum Theil unrichtige Wiedergabe des Originals, welche sich
in der Sammlung der Bergakademie befindet, schliesst sich am
besten der UnGer’schen Fig. 1 an. Das Blatt, Palaeontogr. VIII,
Taf. 49, Fig. 3, ist am Rande, der, obwohl von LupwiG schon
dargestellt, erst von mir zum Theil blossgelegt werden musste,
schwach gebuchtet, wie die von UNGER abgebildeten Blätter.
Das Blatt bei UnGEr, Syll. I, Fig. 4, ist sicher falsch dargestellt;
seine Basis muss an der Insertion des Blattstieles beginnen,
108 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [266]
Ein Vergleich der dreilappigen Blätter der lebenden Gattungen
Ochroma, Cheirostemum, Sterculia und Fieus lehrt die Unmöglich-
keit, nach solchen Blättern allein die Gattung zu bestimmen. In
derartigen Fällen ist eine Trennung besser als eine Vereinigung
ähnlicher Blätter. Vorläufig müssen mindestens Ficus Dombeyopsis
Ung., Ficus tiliaefolia Al. Br. sp. und Bombaxw Decheni Web. sp.
als selbstständige Arten betrachtet werden.
Verbreitung: Mittel- und Ober-Oligoeän.
3. Ficus planicostata Lesq., Tert. flor. pag. 201, tab. 31;
tab. 33, fig. 1—3.
Eiförmig, kurz zugespitzt oder abgerundet, am Stiele herab-
laufend, symmetrisch. Nerven breit, Secundärnerven von den
Basilärnerven weit entfernt (1. Gruppe).
4. Ficus occeidentalis Lesq., Tert. flor. pag. 200, tab. 32, fig. 4.
Sehr ähnlich unserer Art, aber länger zugespitzt und am
Grunde der herzförmigen Basis am Stiele herablaufend (1. Gruppe).
5. Fieus (?) Groenlandica Heer, Contrib. to the foss. flor. of
N. Greenland (flor. foss. arct. 11)
pag. 472, tab. 54, fig.2 und flor.
foss. arct. pag. 111, Taf. 13, Fig. 6
von Atanakerdluk.
An beiden Blättern fehlt der Rand. Wenn überhaupt zu
Fieus gehörig, unterscheiden sie sich von unserer Art, zu der sie
HEER zu stellen geneigt ist, durch die grosse Entfernung der
Secundärnerven von den Basilärnerven.
6. Sterculia (?) variabilis Sap., Sezanne pag. 400, tab. 12,
fig.6—-7 = Ficus Micheloti W at.,
Paris pag. 157, tab. 44, tig. 4.
Eiförmig, zugespitzt, Basis am Blattstiele verschmälert, fast
symmetrisch; Secundärnerven von den Basilärnerven weit entfernt
und von geringer Zahl; ähnlich der Ficus planieostata Lesg.
(Sezanne).
7. Sterculia (?) modesta Sap., Sezanne pag. 401, tab. 12, fig. 2,
ähnlich der vorigen Art (Sezanne).
[267] Bornstedt. 109
8. Aralia (?) cordifolia Sap., Sezanne tab. 10, fig. 2, mit
nur 2 Secundärnerven jederseits (Sezanne).
Laurineae.
Cinnamomum lanceolatum UNGER sp.
Taf. 16, Fig. 5 und 10.
Heer, Bornstedt pag. 16, Taf. 3, Fig. 2 (1370).
Siehe diese Abhandl., Stedten, pag. 58.
Von den typischen Blattformen dieser Art weichen unsere
Blätter durch die tiefere Lage der grössten Breite ab. Sie nähern
sich in dieser Hinsicht UNGER, Sotzka Taf. 16, Fig. 4 und WEBER,
Palaeontogr. II, Taf. 20, Fig. 8. Unsere Fig. 10 erinnert an
Daphnogene Ungeri Sap., Et. III, 3, tab. 8, fig. 3, welche aber
eine deutlich abgesetzte Basis besitzt.
Cinnamomum Scheuchzeri HEER.
Taf. 16, Fig. 3, 4, 11, 13.
Siehe diese Abhandl., Knollensteinflora, pag. 24, und Eisleben.
Cinnamomum Scheuchzeri Hrer, flor. tert, Helv. II, pag. 55, Taf. 91, Fig. 4—24;
Taf. 92; Taf. 93, Big. 1, 5 (1856).
» » MassatoxGo, stud. Senogall. pag. 266, tab. 35, fig. 22
(1859).
» » Sısumoxpa, Prodr. flor. tert. Piem. pag. 12- (1859).
» > Luowrıs, Palaeontogr. VIII, pag. 109, Taf. 41, Fig. 1—14
(1860).
» > Gaupm et Srrozzı, Contrib. II, pag. 49, tab. S, fig. 5, 7
(1860).
» > Hser, Boy. Trac. pag. 1063, tab. 67, fig. 9—16; tab. 68,
fig. 12; tab. 55, fig. 4e (1362).
» lanceolatum SısmonpAa, Mat. pag. 52, tab. 24, fig. 7 (1865).
> » Unser, Kumi pag. 30, Taf. 7, Fig. 11—24 (1866).
> » Srur, Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt 1867, I,
pag. 165.
» » Errinssuausen, Wetterau pag. 350, Taf. 3, Fig. 9 (1868).
» > > Bilin II, pag. 198, Taf. 33, Fig. 4—6, 12
(1868).
» » » Steiermark pag. 62 (1869).
110 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [268]
Cinnamomum lanceolatum Hrer, mioc. balt. Flora pag. 76, Taf. 22, Fig. 6—13
(1869).
» » Unger, Radoboj pag. 16, Taf. 1, Fig. —6, 7—9 (?);
Taf. 5, Fig. 3—10 (1869).
» » Hrer, Bornstedt pag. 16, Taf. 3, Fig. 3 (1870).
» » ScHimpeEr, traite de pal. veg. II, pag. 840, tab. 92,
fig. 23—31 (1870— 72).
> ErrisssHuausen, Sagor I, pag. 193 (1872).
» » Heer, Zsilythal pag. 17, Taf. 3, Fig.2; Taf. 5, Fig. 5, 6
(1873).
» » Lesavereux, Contrib. to the foss. flor. of the Western
territ., eretac. flor. pag. 83, tab. 30, fig. 2, 3 (1874).
» Exeeraarpr, Leitmeritzer Mittelgeb. pag. 406, Taf. 11,
Fig. 12 — 14 (1876).
(> > Lesquereux, Tert. flor. pag. 220, tab. 37, fig. S (1878).
» » EneeLHarpr, Grasseth pag. 31, Taf. 8, Fig. 13, 14;
Taf. 9, Fig. 7, S (1881).
» » Wintzer, Flora der tert. Diatomaceensch. von Sulloditz
pag. 14 (1881).
Phyllites cinnamomeus Rossmässıur, Altsattel pag. 23, Taf. 1, Fig. 3 (1540).
Ceanothus polymorphus Usess, Chlor. prot. pag. 145, Taf. 49, Fie. 12, 15 (1847).
Daphnogene polymorpha Ervısesmausen, Wien pag. 16, Taf. 2, Fig. 24, 25 (1851).
Ceanothus polymorphus Wesur, Palaeontogr. II, pag. 206, Taf. 23, Fig. 4 (1852).
Daphnogene polymorpha Ervisesuausen, Tokay Taf. 1, Fig. 10 (1853).
Ceanothus bilinieus Unser, Chlor. prot. pag. 145, Taf. 49, Fig. 9 (1847).
Populus mutabilis Lupsvıs, Palaeontogr. V, pag. 141, Taf. 30, Fig. 1 —1d
(1855 — 58).
Folia coriacea, elliptica, ovata vel oblonga, petiolata,
peduneulis artieulatis, triplinervia; nerv. laterales margini
paralleli vel subparallei, apicem non attingentes. Pedicelli
apice incrassati, perianthium breve, deciduum. Fructus ovati, semi-
pollicares. ‚
Die Blätter dieser Art sind in der Mitte am breitesten und
verschmälern sich gleichmässig nach oben und unten. Die Seiten-
nerven laufen dem Rande parallel und verbinden sich mit den
Seeundärnerven in etwa ?/» Blatthöhe.
Fig. 3 und Fig. 11 haben die Gestalt der typischen Formen
dieser Art. Das Blatt Fig. 13 schemt längere Seitennerven be-
sessen zu haben. Fig. 4 stellt ein verkrüppeltes Blatt -von Üimn.
[269] Bornstedt. 111
Scheuchzeri dar, wie man es häufig an lebenden Oinnamomum-
Arten beobachtet.
Die schmalen, langgestreckten Blätter von Cinnamomum
Scheuchzeri Ett., Bilin II, Taf. 32, Fig. 2—10 und Taf. 33,
Fig. 10, 11, gehören zu Cinn. lanceolatum. — Die beiden Blätter
von Cinn. Scheuchzeri Lesg., aus der Kreide des westl. Kansas,
lassen sich nicht von den H&rr’schen Blättern unterscheiden, und
man ist gezwungen, die Identität derelben aufrecht zu erhalten, wenn
man nicht eine besondere Art anzunehmen vorzieht, welche in
manchen Blättern mit dem tertiären Cinnamomum übereinstimmt.
Cinnamomum sewtianum Sap. (Et. I, 4, Ann. d. sc. nat.
4. ser., XVII, pag. 243, tab. 7, fig. 6 und Suppl. I, pag. 45, tab. 8,
fig. 11) und Cinn. aquense Sap. (Et. I, 4, Ann. d. sc. nat.
4. ser., XVII, pag. 244, tab. 7, fie. 7), beide von Aix, unter-
scheiden sich kaum merklich von unserer Art.
Verwandte lebende Art: Cinnamomum pedunculatum
Thunb. (Japan). Zu der Gattung Cinnamomum rechnet man 50
fast ausschliesslich im tropischen und subtropischen Asien vor-
kommende Arten, welche aber nach BENTHAM auf 10 Arten
zusammenschmelzen dürften. Australien hat nur 1 Art, Cinn.
Tamala in Queensland, die zugleich auch auf dem asiatischen
ÖOontinente vorkommt.
Verbreitung unserer Art:
Ober - Miocän: Sieblos?, Hernals, Breitensee, Oeningen, Schrotz-
burg, Berlingen (Oant. Thurgau), Albis, Tokay,
Sansino (Arnothal), Sinigaglıa.
Mittel-Miocän: Leoben, Sulloditz, Turin.
Unter-Miocän: Münzenberg, Rockenberg, Seckbach; Kutschlin
(Polirschiefer), (?) Liebiberg bei Günzburg, Sagor,
Radoboj; St. Galler Findlinge, Eriz, Ruppen.
Ober - Oligocän: Hessenbrücken, Salzhausen, Selzen, Nieder-
rhein (Orsberg, Ofenkaule, Quegstein, Allrott,
Stösschen, Rott); Altsattel, Schüttenitz, Gras-
seth, Priesen (plast. Thon), Zsilythal; Monod,
Hohe Rhonen.
112 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [270]
Mittel-Oligocän: Rixhöft.
Unter-Oligocän: Bornstedt, Eisleben (Segengottesschacht),
‚Schortau bei Weissenfels.
Mittel-Eocän: Bovey Tracey.
Nordamerika: (?) Spring Canon, Montana (1. Gruppe), (?) Western
Kansas (Kreide).
Sonstiger Fundort: Kumi.
Cinnamomum polymorphum Ar. Braun sp.
Taf. 16, Fig. 12 und 14.
Ceanothus polymorphus Ar. Braus, in Leoxu. und Broxn’s Jahrb. 1854, pag. 171.
> ) Uxcer, Swoszowice pag. 126, Taf. 14, Fig. 17, 18 (1850).
Daphnogene polymorpha Errınesnausen, Heiligenkreuz bei Kremnitz pag. 9, Taf. 1,
Fig. 10 (1851).
> > > Wildshut pag. 47 (1852).
> » » Monte Promina pag. 30, Taf. 6, Fig. 1—8;
Taf. 7, Fie. 1, 2 (1854).
Camphora » Heer, flor. tert. Helv. I, pag. 112 (1855).
Cinnamomum polymorphum Herr, ibid. II, pag. SS, Taf. 93, Fig. 23—28SF;
Taf. 94, Fig. 1—26 (1856).
> > He=r, ibid. III, pag. 185 (1859).
> = Massatonxco, stud. Senogall. pag. 263, tab. 7, fig. 10,
11, 12 (2), 13 (1859).
Sısmoxpa, Prodr. flor. tert. Piem. pag. 12 (1859).
Lupwıc, Palaeontogr. VIII, pag.110, Taf.42, Fig. 2—4,
S (2), 9, 11 (2) (1860).
» » Sısmonpa, Mater. pag. 52, tab. 24, fig. 2-4; tab. 25,
fig. 4 (1865).
> ) Sırorra, Et. II, 3, Ann. d. sc. nat. 5.ser., IV,
pag. 184 (1865).
> > ) Kt. II, 3, ibid. VIII, pag. 83, tab. 8, fie. I
(1867).
> » Kt. III, 4, ibid. IX, pag.4l, tab. 1, fig. 7;
tab. 4, fig. 17; tab. 5, fig. 1—4 (1868).
> Suppl. I, ibid. XVII, pag. 44, tab. S,
fig. 7 — 9, 12.(1872 — 735).
» > Srur, Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt 1367, I,
pag. 168.
» Ersınasuausen, Bilin II, pag. 198, Taf. 33, Fig. 20—22
(1868). ;
[27 1] Bornstedt. 113
Cinnamomum polymorphum Errisssuausen, Wetterau pag. 45 (1868).
» » Schimrer, traite de pal. veg. II, pag. 842, tab. 92,
fis. 15—22 (1370 — 1872).
(@) > Errıyesaausen, Sagor 1, pag. 193, Taf. 10, Fig. 5—11
(1872). !
(2) >» » Exceruarpr, Leitmeritzer Mittelgeb. pag. 330, Taf. 6,
Fig. 1—4 (1576).
B): » » Wentzer, Flora der Diatomaceensch. von Sulloditz
pag.15 (1881).
» » ExezvuArpr, Grasseth pag. 30, Taf. 4, Fig. 11; Taf. 8,
Fig. 7-11 (1881).
Phyllites cinnamomeus Rossmässter, Altsattel pag. 23, Taf. 1, Fig. 1 (1840).
Rhammus terminalis Av. Braun, m Buckland, geology pag. 513.
Prinos Lavateri Au. Braux, in Leos#. und Bronx’s Jahrb. 1845, pag. 171.
Daphnogene cinnamomifolia Errısesmausen, Monte Promina pag. 81, Taf. 7, Fig. S
(1854).
Cinnamomum camphoraefolium SarorıA, Kt. I, 4, Ann. d. sc. nat. 4. ser, XVII,
pag. 242, tab. 7, fig. 4 (1862).
» » Scaineer, traite de pal. veg. II, pag.S45 (1570—72).
» Buchii Sarorra, Et. I, 4, pag. 243 (1862).
» ovale Sarorra, ibid. pag. 243 (1862).
» » _ScHInpEr, traite de pal. veg. II, pag. 846 (1870 — 72).
Folia coriacea, longe petiolata, ovata, elliptica vel obovata,
basi attenuata, apice breviter acuminata, triplinervia; nerwi
jaterales suprabasilares margini non paralleli, apicem
non attingentes, awillis interdum glandulosi. Flores minuti,
sepala apice obtusa; fructus ovati, breviter acuminatı.
Unsere Art steht in der Mitte zwischen Cinn. Scheuchzeri
und Cinn. Buchü Heer. Von ersterer unterscheidet sie sich
1. durch den längeren Stiel,
2. durch die dem Rande nicht parallelen und von ihm weiter
entfernten Seitennerven,
3. durch die deutlich abgesetzte Blattspitze.
Die grösste Breite liest in der Regel in oder nur wenig
über der Mitte des Blattes, bei den Blättern von Cinn. Buchii
stets über der Mitte.
Unsere Fig. 12 vereinigt alle genannten Merkmale von Cinn.
polymorphum. In Fig. 14 liegt die grösste Breite tiefer, aber die
$)
114 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [272]
dem Rande nicht parallel laufenden Seitennerven und der aus-
geschweifte obere Blattrand weist das Blatt derselben Art zu.
ETTINGSHAUSEN dehnt den Artbegriff von Cinn. polymorphum
zu weit aus, indem er mit letzterem Blätter wie Bilin 1. e.
Fig. 17—19 vereinigt, welche von den Herr’schen Formen im
Wesentlichen abweichen. Die von ihm zu derselben Art ge-
brachten Blüthenbruchstücke ibid. Fig. 14 und 15 sind zur Art-
bestimmung ungeeignet. — Das Blatt in Sagor I, Taf. 10, Fig. 1
gehört zu Oinn. lanceolatum, die Blüthen, Knospen und Früchte
ibid. Fig. 5—11 sind zweifelhaft. — Daphnogene polymorpha Ett.,
Wien Taf. 2, Fig. 24 und 25, muss mit Cinn. Scheuchzeri vereinigt
werden; Fig. 23 stellt ein zur Artbestimmung unbrauchbares Blatt-
bruchstück dar. — Daphnogene polymorpha Ett., Häring pag. 45,
Taf. 31, Fig. 4 und 5 (Fig. 11 mit nicht verschmälerter Basis ist
wohl kein Oinnamomum), gehört, ebenso wie Daphnogene grandifolia
und cinnamomifolia Ett. von demselben Fundorte, wahrscheinlich
zu Oinnamomum Rossmaessleri Heer mit bis zur Spitze reichenden
Seitennerven. — Bei dem von HEER zu unserer Art gezogenen
Ceanothus subrotundus Web. (Palaeontogr. Il, Taf. 23, Fig. 6)
ist die Spitze nicht deutlich abgesetzt. Dasselbe gilt von Cea-
nothus subrotundus Ung. (Chlor. prot. pag. 144, Taf. 49, Fig. 7). —
Von den Lupwıig’Schen Blättern in Palaeontogr. VIII, Taf. 42
können mit Sicherheit nur Fig. 2—4 bei unserer Art gelassen
werden. — Cinn. polymorphum Lesq., Tert. flor. pag. 221, tab. 37,
fis. 6, unterscheidet sich durch den nicht ausgeschweiften oberen
Blattrand, ibid. fig. 10 ist ein unbestimmbares Blattstück. Ebenso
ist Cinn. polymorphum Engelh., Leitm. Mittelgeb. pag. 405, Taf. 11,
Fig. 11, der Art nach nicht bestimmbar.
Cinnamomum affine Lesq. nähert sich mehr Cinnamomum
Scheuchzeri als unserer Art, desgleichen (irn. ellipsoideum Sap.
et Mar. (Revision pag. 61, tab. 9, fig. 7—9) von Gelinden wegen
des nicht ausgeschweiften, oberen Blattrandes.
Der Typus Cinn. polymorphum, welcher sich, wie auch das
schmalblättrige Cinn. lanceolatum, an das lebende Cinn. Uam-
phora anschliesst, umfasst noch Cinn. Buchii Heer, spectabile
Heer und /ransverswm Heer, weiche sich durch immer breitere
[273] Bornstedt. 115
Blätter von einander unterscheiden. Es ist fast unmöglich, diese
Arten in jedem Falle zu trennen, da die Unterschiede oft nur auf
einem »mehr oder weniger« beruhen, und man wird bei einer
grösseren Fülle von noch mehr vermittelnden Formen gezwungen
sein, später die Mehrzahl derselben als Varietäten einer und der-
selben Art aufzufassen.
Verbreitung:
Ober - Miocän: Heiligenkreuz und Erlau (Rhyolithtuff), Swoszo-
wice; Oeningen. Schrotzburg, Wangen, Steck-
born, Berlingen, Albis; Sinigaglia, Guarene.
Mittel-Miocän: Luzern, Turin.
Unter-Miocän: Münzenberg, Rockenberg, Seckbach; Menilit-
opal des Schichower Thales, Polirschiefer von
Kutschlin, Holaikluk (?), Sulloditz (?), Sagor (?);
St. Galler Findlinge, Ruppen, Eriz, Lausanne,
Liebiberg bei Günzburg (?); Thone von Mar-
seille. -
Ober-Oligocän: Hessenbrücken, Nieder-Olm; Altsattel, Gras-
seth; Wäggis, Monod; Armissan, Peyriac,
Manosque (Bois d’Asson).
Unter-Oligocän: Bornstedt, Monte Promina, Aix.
Die Früchte von Cinn. polymorphum sind »oval und vorn
stumpf zugerundet, doch mit einer kleinen, hervortretenden Spitze
benabelte. Diese Merkmale sind an Fig. 16 deutlich zu sehen.
Die Frucht Fig. 15 besitzt die Spitze nicht, hat aber die gleiche
Form und passt noch weniger zu den Früchten der übrigen
Arten. — Die Früchte von Phoebe Sellowii, welche ebenfalls
eine kurze Spitze tragen, sind kugelrund.
Litsaea Muelleri nov. spec.
Taf. 16, Fig. 69.
Cinnamomum Rossmaessleri Hzer, Bornstedt pag. 14, Taf. 3, Fig. 4a (1870).
Folia coriacea, elliptico-lanceolata, utringue sensim
attenuata, petiolata, triplinervia, paulum infra medium latissima,
8%
116 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [274]
nervi laterales suprabasilares margini subparalleli, Ffolium medium
attingentes, in awillis interdum glandulosi.
Die Blätter dieser, Herrn Dr. MÜLLER zu Bornstedt gewid-
meten Art, unter allen Blättern vom Typus Cinnamomum die
häufigsten, unterscheiden sich von den bis jetzt bekannten Cinna-
momum-Blättern durch die elliptisch-lanzettliche Gestalt, die sehr
allmälige Zuspitzung, die unter der Mitte liegende grösste Breite,
die weit über der Basis entspringenden Seitennerven, welche schon
in der mittleren Höhe endigen, die zahlreichen Secundärnerven
und die unter spitzem Winkel entspringenden Tertiärnerven. Unsere
Art erinnert noch am meisten an Cinn. lanceolatum Ung. sp. und
sezannense -Wat. Von ersterem unterscheidet sie die grössere
Breite, von letzterem der Verlauf der Tertiärnerven. Das Auf-
treten von Drüsen in den Achseln der Seitennerven (Fig. 9) ist
nicht wichtig zur Artbestimmung.
Die besten lebenden Analoga gehören zur Gattung Zitsaea
und schliessen sich an Litsaea foliosa Nees an.
Die nächst verwandten, fossilen Arten gehören fast ausschliess-
lich dem ältesten Tertiär an. Es sind:
1. Litsaea elätinervis Sap. et Mar. (Revision pag. 70,
tab. 11, fig. 4) mit unter spitzerem Winkel ausgehenden
Secundär- und rechtwinklig vom Hauptnerv abzweigenden
Tertiärnerven,
2. Litsaea eapansa Sap. et Mar. (l. c. pag. 68, tab. 11,
fig. 1, 2),
3. Daphnogene elegans Wat. mit breiteren Blättern,
4. Litsaea magnifica Sap. (Et. II, 3, Ann. d. sc. nat.
5. ser., IV, pag. 136, tab. 7, fig. 6) mit deutlich abgesetzter
Spitze, weniger zahlreichen Secundärnerven und unter
rechtem Winkel entspringenden Tertiärnerven,
Litsaea elongata n. sp. von Bornstedt.
Ib
Litsaea miocenica Ett. (Steiermark pag.15, Taf. 3, Fig. 5—7
Pag: 19) „eg
gehört nach SCHIMPER zu Oreodaphne stiriaca Ett.
[275] Bornstedt. 117
Zu Litsaea gehören über 140 lebende Arten. Die meisten
sind über das tropische und östliche Asien vom Malayischen Ar-
chipel bis Japan, Neu-Holland, Neu-Seeland und Neu-Caledonien
verbreitet; nur wenige kommen auch in Nordamerika vor. Die
beiden australischen Arten, zugleich die nächsten Verwandten der
oben genannten tertiären Pflanzen, sind Liisaea dealbata Nees
(Queensland und Neu-Süd-Wales) und Liisaea foliosa Nees
(— Lits. zeylanica, Queensland bis Ostindien).
Verbreitung der verwandten fossilen Arten:
1. Litsaea elongata nov. spec.: Unter-Oligocän ( Bornstedt).
2% » magnifica Sap.: Ober-Oligocän (Armissan).
BR » expansa und elatinervis Sap. et Mar.: Unter-
Eocän (Gelinden).
4. Daphnogene elegans Wat.: Unter-Oligocän (Knollenstein) und
Unter-Eocän (Sezanne).
Litsaea elongata nov. spec.
Taf. 16, Fig. 1—2.
Folia coriacea, longe petiolata, elliptico-lanceolata, basi an-
gustata, apice longe acuminata, inferiore parte latissima,
triplinervia, awillis interdum glandulosa; nervi laterales suprabasi-
lares margini parallel, marginem medium attingentes, nervi
secundarii numerost, tertiarıi e primarıo angulo sub-
recto egredientes.
Die beiden abgebildeten Blätter unterscheiden sich von denen
der vorigen Art durch die tiefere Lage der grössten Breite, die
nahe der Basis entspringenden Seitennerven und die fast recht-
winklig am Hauptnerv entspringenden und geradlinigen Tertiär-
nerven. Da die analogen lebenden Arten hinsichtlich der Stel-
lung der Nerven sehr variiren, liest die Vermuthung einer
Zusammengehörigkeit der sämmtlichen Litsaea-Blätter von Born-
stedt nahe.
Die beste Analogie besitzen die Blätter von Litsaea foliosa
Nees var. caesia Meissn. Gleichgestaltete Blätter mit derselben
118 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [276]
Anordnung der Nerven hat Daphnidium triplinervia Bl.
(Java). Bei Daphn. strychnifolium Sieb. (China) kommen die
Seitennerven aus der Basis, bei Daphn. acuminatum Bl. (Java)
aus dem Hauptnerv in ungleicher Höhe über dem Blattgrunde.
Phoebe transitoria SAPORTA sp.
Taf. 15, Fig. 4.
Daphnogene transitoria SAroRTA, Kt. II, 2, Ann. d.'sc. nat. 5. ser., III, pag. 94,
tab. 3, fig. 9 (1865).
» » Scuineer, traite de pal. veg. I, pag. 854 (1570 — 72).
Laurus (Oreodaphne?) resurgens SaroRTA, It. III, ö, Ann. d. sc. nat. 5. ser., VIII,
pag. 78, tab. S, fig. 5 (1567).
Oreodaphne resurgens Scuimeer, traite Il, pag. S48 (1870 — 72).
Folia coriacea, petiolata, oblonga, utrinque attenuata, tripliner-
via; nervi laterales subbasilares, margini non paralleli,
cum secundarüs vemotis curvato- ascendentibus anastomosantes, nervi
tertiarüi angulo subrecto orientes.
Daphnogene transitoria Sap. stimmt bis auf die ein wenig ab-
weichende Spitze mit unserem Blatte überein, ebenso Laurus resur-
gens Sap. (Et. III, 3). — Bei der verwandten Oreodaphne (?)
apieifolia Sap. et”Mar. (Revision tab. 9, fig. 10) von Gelinden
ist die Blattspitze sehr lang, und die grösste Breite liegt weit unter
der Mitte. — Frcus dalmatica Ett. (Monte Promina Taf. 7,
Fig. 11), deren Gattungsbestimmung noch zweifelhaft ist, unter-
scheidet sich durch die tiefer liegende grösste Breite und die dicht
am Rande verlaufenden Seitennerven.
Die nächsten lebenden Verwandten scheinen Phoebe stereo-
phylla Meissn. und Sellowii Meissn. (Brasilien) zu sein, von
denen erstere hinsichtlich der Gestalt, letztere hinsichtlich ihrer
Nervatur mit unserer Art übereinstimmt.
Die im Königl. Herbarium mit Phoebe Sellowiüi var. glabrata
Meissn. bezeichneten Blätter besitzen die charakteristische Form
und Nervatur der von LupwıG (Palaeontogr. V, pag. 147, Taf. 30,
Fig. 2 und 3) als Cüstus lanceolatus und Melastomites (?)
cinnamomifolia beschriebenen Blätter aus dem Litorinellenkalk
[27 7] Bornstedt. 119
von Frankfurt a/M.. Der nach Art unserer Taf. 16, Fig. 2 deut-
lich abgesetzte Blattgrund, die hoch über demselben entspringenden,
sehr kräftigen Secundärnerven und die unter rechtem Winkel vom
Hauptnerv ausgehenden Tertiärnerven sind ebenso charakteristisch
für die lebende Pflanze, dass eine verwandtschaftliche Beziehung
zwischen dieser und den Lupwig’schen Arten nicht bezweifelt
werden kann.
Verbreitung von Phoebe: ca. 26 Arten, Ostindien und
Malayısche Inseln.
Verbreitung unserer Art:
Ober -Oligocän: Manosque (Bois d’Asson).
Mittel-Oligocän: St. Jean-de-Garguier.
Unter-Oligocän: Bornstedt.
Verwandte Art:
Oreodaphne apieifolia Sap. et. Mar.: Unter-Eocän (Gelinden).
Actinodaphne Germari HEER sp.
Taf. 11, Fig. 7—9; Taf. 12.
Siehe diese Abhandl., Knollensteinflora, pag. 27; Stedten, pag.28 und Dörstewitz.
Ficus Germari Hxer, Bornstedt pag. 15, Taf. 3, Fig. 5, 6 (1870).
» » Scuumneer, traite de pal. veg. II, pag. 740 (1870 — 72).
Juglans Ungeri Hrsx, Bornstedt pag. 21, Taf. 4, Fig. 13.
(2) Diospyros oblongifola Her, ıbid. pag. 17, Taf. 5, Fig. ).
» » Scumeer, traite de pal. veg. II, pag. 950.
» brachysepala Heer, Bornstedt pag. 16, Taf. 3, Fig. 7 (non 8).
Folia coriacea, ovata vel oblongo-elliptica, integerrima,
apice acuminata, basi subrotundata vel breviter attenuata,
longe petiolata. Nervus primarius crassus; nervi secundarii campto-
dromi, duo infimi supra basin egredientes, oppositi, angulo religwis
acutiore orientes; nervi tertiarii angulo subrecto orientes, recti vel
Furcati.
Die Blätter dieser Art gehören zu den häufigsten in Bornstedt.
Die Blätter, welche HgER auf Grund unzureichenden Materiales in
verschiedenen Gattungen untergebracht hat, werden durch die ab-
gebildeten Formen vermittelt. Diospyros oblongifolia Heer,
120 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [278]
welche mit keiner einzigen lebenden Diospyros-Art auch nur im
Entferntesten vergleichbar ist, gehört zu den schmaleren Blättern
unserer Art und vermittelt unsere Fig. 9 auf Taf. 11 mit den
breiteren Blättern. Juglans Ungeri Heer (s. o.) schliesst sich
eng an Taf. 12, Fig.1, 5 und 6 an. Das Blatt unterscheidet sich
von der echten Juglans Ungeri von Altsattel und dem Schwarzach-
tobel durch die beiden kräftigen Seitennerven und die unterhalb
derselben dem Hauptnerv rechtwinklig entsprinsenden Tertiär-
nerven. — Die Blätter von Uinnamomum spectabile Heer
unterscheiden sich von unserer Art hinlänglich durch die sich am
Blattstiel allmälig verschmälernde Basis und die höhere Lage der
grössten Breite.
Unsere Art kann nicht bei Ficus gelassen werden, da in den
Blättern aller lebenden rcus-Arten die beiden unteren Seiten-
nerven aus der Basis hervorgeht, also Basilärnerven sind. Aus
gleichem Grunde müssen die weiter unten aufgeführten Arten von
Fieus entfernt werden. Das Vorhandensein zweier suprabasilärer
Seitennerven weist auf die Familie der Laurineen hin, in welcher
dieser Typus sehr verbreitet ist, und in der That konnte ich in
Actinodaphne obovata Bl. eine Art nachweisen, welche mit
den fossilen Blättern in jeder Beziehung übereinstimmt. Die
derben, lederartigen Blätter (4 Exemplare dieser Art konnten ver-
glichen werden) variiren ebenso wie die von Bornstedt. Die mei-
sten sind breit, elliptisch und verschmälern sich oben und unten
gleichmässig wie Taf. 12, Fig. 1, 2, 4 und 6, einige nähern sich
in Gestalt und Grösse Taf. 12, Fig. 5, andere endlich haben eine
breitere, fast zugerundete Basis, wie Taf. 11, Fig. 7 und 8. Die
Nervatur stimmt genau mit der unserer Blätter überein. —-
Benzoin Neesianum hat häutige Blätter mit gleicher Ner-
vatur, aber mit breiter, herzförmig ausgebuchteter Basis. —
Die Blätter von Sassaf/ras officinalis Nees besitzen kräftige
Seitennerven wie unsere Art, sind aber dünnhäutig und neigen
zur Bildung von zwei- oder dreilappigen Formen.
Die nächst verwandten fossilen Arten sind Ficus cuspidata und
Micheloti Wat. aus dem französischen Eocän, welche durch die supra-
basilären Seitennerven sich von allen lebenden Fieus- Arten unter-
[279] Bornstedt. 121
scheiden und am besten auf die Blätter von Actinodaphne obovata Bl.
passen. Ficus Micheloti Wat., Descer. des pl. foss. du bass. de
Paris pag. 157, tab. 44, fig. 4, stellt nur den oberen Theil eines
Blattes dar; bei Fig. 5 ist die Basis breiter als an allen unseren
Blättern, nnd die Seitennerven laufen dem Blattrande nicht parallel.
SAPORTA vereinigt (Sezanne pag. 400 und 401) Fig. 4 mit Ster-
culia variabilis Sap., Fig. 5 mit Sterc. modesta Sap., obwohl mit
Unrecht, da Fig. 4 eine sichere Deutung der Basis nicht zulässt
und im Fig. 5 die Seitennerven nicht wie bei Sterc. modesta aus der
Basis hervorgehen. Bei Ficus cuspidata Wat., 1. c. pag. 156,
tab. 44, fig. 3, fehlt der Blattgrund, doch scheint das Blatt dem
gleichen Typus anzugehören, vielleicht mit Ficus Micheloti zusammen
zu gehören. — Juglans thermalis Lesq. (Tert. flor. pag. 287,
tab. 56, fig. 3), mit seinen suprabasilären Seitennerven mehr auf
den Laurineentypus als auf Juglans hinweisend, unterscheidet sich
von unseren Blättern nur durch den grösseren Ursprungswinkel
der Secundärnerven.
Die Gattung Actinodaphne umfasst gegen 50 lebende Arten,
welche Südasien und dem wärmeren Ostasien (Ostindien, Malayischer
Archipel, Japan) angehören. Actin. obovata Bl. ist ostindisch.
Verbreitung unserer Art:
Unter-Oligocän: Bornstedt, Stedten, Dörstewitz, Knollenstein
südlich von Halle.
Verwandte Arten: :
1. Actinodaphne (Freus (2)) Micheloti Wat. sp.: Unter - Eocän
(Sezanne).
2% » » cuspidata Wat. sp.: Unter - Eocän
(Belleu).
3. Juglans(?) thermalis Lesq.: Hot Springs, Middle Park, Colorado
(4. Gruppe).
Laurus mucaefolia nov. spec.
Taf. 15, Eig. 5.
Folia subcoriacea, elliptico-lanceolata, breviter acuminataz;nervi
secundarü camptodromi, infimi angulo acutiore egredientes.
122 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [280]
Das beste lebende Analogon zu unserem Blatte scheint Zaurus
(Aydendron)mucaNees zu sein. In den meisten der zu dieser Art
gehörenden, bald lang zugespitzten, bald stumpf zugerundeten Blät-
tern entspringen die beiden unteren Seitennerven unter spitzerem
Winkel als die weit abstehenden, oberen. Die Gattung Ayden-
dron umfasst 45 Arten des tropischen Amerika.
Demselben Nervationstypus gehören an:
1. Laurus dermatophylium Ett. (Bilin II, Taf. 31, Fig. 8);
% » oreodaphnifolia Mass. (stud. Senogall. tab. 35,
fig. 11);
3. » attenuata Wat. (Paris pag. 187, tab. 52, fig. 3, 4),
von denen letztere (Belleu) sich nur wenig von unserer Art
unterscheidet.
Laurus belenensis WATELET.
Taf. 15, Fig. 6.
Warerer, Paris pag. 185, tab. 52, fig. 1 (1866).
Folia subcoriacea, petiolata, lanceolata, utringue sensim
attenwata; nervi Secundarüi numerosi, parallel, camptodromi, nervi
tertiariü recti, angulo recto egredientes.
Durch die zahlreicheren, parallelen und unter offenerem Winkel
entspringenden Secundärnerven, deren untere dem Blattrande nicht
parallel laufen, unterscheidet sich unser Blatt von Laurus primi-
genia Ung. Gleiche Blattformen mit entsprechender Nervatur
besitzen Laurus belenensis Wat., Laurus Omaliüi Sap. et Mar. und
Laurus ocoteoides Lesq. Erstere stimmt mit unserem Blatte
überein. Laurus Omalii Sap. et Mar. (Essai pag. 49, tab. 6,
fig. 1 und Revision pag. 71, tab. 10, fig. 5—7) unterscheidet sich
nur durch den welligen Blattrand, der wohl schwerlich als
ein Speciesmerkmal gelten kann. Bei Laurus ocoteoides Lesq.
(Tert. flor. pag. 215, tab. 36, fig. 10) ist die Nervatur nicht voll-
ständig erhalten.
[28 1 ] Bornstedt. 123
Blätter von gleicher Gestalt und Nervatur sind bei den Lauri-
neen häufig. Wir finden sie bei
1. Laurus canariensis Webb. (Canarische Inseln),
2. » caroliniensis var. glabriuscula Meissn. (Florida),
3. Aydendron laurel Nees (Venezuela),
4. Persea alba Nees ( Brasilien).
Verbreitung unserer Art:
Unter-Oligocän: Bornstedt.
Unter-Eocän: Belleu.
Verwandte Arten:
1. Laurus Omalii Sap. et Mar.: Unter-Eocän (Gelinden);
2. > ocoteoides Lesq.: Golden, Colorado (1. Gruppe).
Laurus primigenia UNGER.
Taf. 15, Fig. 3 (2), 7.
Unger, gen. et spec. pag. 423 (1850).
» Sotzka pag. 38, Taf. 19, Fig. 1—4 (1850).
(2) Weser, Palaentogr. Il, pag. 181, Taf. 20, Fig. 6b (1852).
Errisssuausen, Heiligenkreuz bei Kremnitz pag. S, Taf. 2, Fig. 1, 2 (1552).
Hser, Uebersicht der Tertiärflora pag. 55.
» flor. tert. Helv. II, pag. 77, Taf. 89, Fig. 15 (1856).
» ibid. III, pag. 184, Taf. 147, Fig. 10; pag. 311 (1859).
()» Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 7, Taf. 6, Fig. 12i, k (1361).
» Bovey Tracey pag. 1062, tab. 65, fig. 6 (1862).
Sısmoxpa, Prodr. pag. 11 (1359).
» Mater. pag. 50, tab. 9, fig. 2c; tab. 10, fig. 5 (1865).
Saroxra, Et. I, 4, Ann. d. se. nat. 4. ser., XVII, pag. 342 (1862).
» Et. I 5, ibid- XIX, pag. 20.
» Et. I, 6, ibid. XIX, pag. 56, tah. 6, fig. .
» Lt. IT, 2, ibid. 5. ser., III, pag. 93, tab. 3, fig. 8 (1865).
» Et. II, 3. ibid. IV, pag. 126, tab. 7, ig. 7 (I:
» Bit. III, 3, ibid. VIIL, pag. 75 (1867).
» Et. III, 4, ibid. IX, pag. 39, tab. 4, fig. 7, 8 (1868).
Errısesuausen, Wetterau pag. S50 (1868).
» Bilin II, pag. 4 (1868).
» Steiermark pag. 58, Taf. 3, Fig. 11 und Ila (1869).
(?) Engetnarpr, Braunkohlenflora im Königr. Sachsen pag. 20. Taf. 5, Fig. 3
(1870).
124 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [282]
Schmeer, traite de pal. veg. Il, pag. 815, tab. 92, fig. 10 (1570 — 72).
Errisesuausen, Sagor 1, pag. 190 (1872).
Heer, Zsilythal pag. 16, Taf. 3, Fig. 4—6 (1872).
Marıon, Ann. d. sc. nat. 5. ser., XIV, pag. 348, tab. 22, fig. 1, 9 (1872).
(?) Wentzer, Diatomaceensch. von Sulloditz pag. 14 (1881).
Folia subeoriacea, elongato-lanceolata, longe acumi-
nata; nervi secundarii sparsi, angulo acutissimo orientes,
curvabi, camptodromi.
»In einer so einförmigen Gruppe wie den Laurineen ist es
nicht blos schwierig, mit Hilfe einiger Blätter zwei verwandte
Arten zu unterscheiden, sondern man läuft selbst Gefahr, unfrei-
willig Formen zu verwechseln, welche sich auf ganz verschiedene
Geschlechter oder Tribus beziehen. Es ist unmöglich, selbst mit
Hilfe der sorgfältigsten Prüfung, diese Klippe zu vermeiden«
(SAPORTA). Dasselbe gilt besonders vom Typus Laurus primigenia
Ung., der im Tertiär häufig wiederkehrt und gewiss in seinen
mannigfachen, aber geringen Abänderungen Formen von ganz ver-
schiedenen Arten und Gattungen umfasst. Es ist daher hier von
besonderer Wichtigkeit, die ursprüngliche Art scharf zu umgrenzen
und jede Form auszuschliessen, welche nicht in allen Theilen mit
den Original-Abbildungen von UNGER übereinstimmen. Unsere Art
isp ausgezeichnet durch schmallanzettliche, in eine lange,
deutlich abgesetzte Spitze auslaufende Blätter, deren
entfernt stehende Secundärnerven nach der Basis zu
unter immer spitzerem Winkel abzweigen, so dass die
unteren dem Blattrande parallel laufen.
Fig. 7 entspricht ganz den UnGer’schen Blättern von Sotzka.
Fig. 3 ist kürzer und gehört wahrscheinlich einer anderen Art an.
Das Blatt in Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora Taf. 9, Fig. 8 von
Weissenfels kann nicht bei Laurus untergebracht werden. — Bei
Laurus primigenia Web., Palaeontographica II, Taf. 20, Fig. 6a, ist
der Ursprungswinkel der unteren Secundärnerven grösser als der
der oberen, bei Fig. 6b fehlt die Spitze. — Laurus primigenia Ung.,
Syll. III, Taf. 22, Fig. 18, mit allmälig verschmälerter Basis, ist
von ETTINGSHAUSEN (Wetterau pag. 850) zu den Daphnoideen
gebracht worden. — Die Blätter von Kumi, Taf. 8, Fig. 1 —7,
[283] Bornstedt. 125
mit zahlreicheren und unter offeneren Winkeln ausgehenden Se-
cundärnerven gehören verschiedenen Arten an. — Laurus primi-
genia Engelh., Leitmeritzer Mittelgeb. Taf. 2, Fig. 7, unterscheidet
sich durch grössere Breite, Fig. 5, mit herablaufender Basis und
ohne Spitze, und Fig. 6, nur die Blattspitze vorstellend, sind nicht
bestimmbar. Taf. 6, Fig.5 ist ein schmales Blatt mit nicht deut-
lich abgesetzter Spitze und unter offeneren Winkeln ausgehenden
Secundärnerven; Taf. 11, Fig. 9 ist breiter als alle anderen Blätter,
desgleichen Taf. 4, Fig.5 in der Flora von Tschernowitz. Bei
Laur. primig. Engelh., Grasseth Taf. 7, Fig. 4 und 5, ein oberes
und ein unteres Blattstück darstellend, sind die Ursprungswinkel
der Secundärnerven grösser als bei den Blättern von Sotzka. Aus
gleichem Grunde sind Laurus primigenia Lesq. (Tert. flora pag. 214,
tab. 36, fig. 5, 6, 8) und Heer (flor. tert. Helv. III, Taf. 153, Fig. 5)
von. unserer Art zu trennen.
Laurus ambiguwa Sap. (Kit. II, 4, Ann. d. sc. nat. 5. ser., IX,
pag. 37, tab. 4, fig. 9, 10) hat kürzere Blätter mit kurzer Zuspitzung.
— Laurus subprimigenia Sap. (Sezanne pag. 365, tab. 8, fig. 7)
ist ein unbestimmbares Blattbruchstück, das sehr an unsere Art
erinnert.
Zur Gattung Laurus gehören 2 lebende Arten:
Laurus nobilis L. (Mittelmeergebiet) und
» canariensis Webb. (Oanarische Inseln).
Dem Typus Laurus primigenia gehört ferner Nectandra
cuspidata Nees (Südamerika) an.
Verbreitung unserer Art:
Ober - Miocän: Heiligenkreuz bei Kremnitz.
Mittel-Miocän: Leoben.
Unter-Miocän: Münzenberg (?); 'Sulloditz (?), Kutschlin (?),
Sagor (?); Eriz, St. Galler Findlinge.
Ober - Oligocän: Salzhausen (?), Niederrhein (?), Seifhenners-
dorf in Sachsen; Sotzka, Zsilythal; Hohe
Rhonen, Rivaz; Bagnasco, Cosseria, Stella;
Manosque (Bois d’Asson, Vall&e de la Mort
d’Imbert, Forcalquier), Armissan.
126 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [284]
Mittel-Oligocän: Roncon, Gargas, St. Zacharie, St. Jean -de-
Garguier.
Unter-Oligocän: Bornstedt, Skopau (?); Aix.
Mittel-Eocän: Bovey Tracey.
Verwandte Arten:
Laurus Omalii Sap. et Mar.: Unter-Eocän (Gelinden).
» Forbesi Heer: Mittel-Eocän (Alumbay) und Unter-Olisocän
(Gres de la Sarthe).
Persea belenensis W ATELET.
Taf. 15, Fig. 1, 2, 8 und Taf. 19, Fig. 3.
Persea belenensis Warkuer, Paris pag. 182, tab. 5l, fig. 3 (1866).
» regularis » ibid. pag. 182, tab. 51, fig. 4.
» parisiensis » ibid. pag. 181, tab. 51, fig. 2.
Benzoin irregularis » ibid. pag. 183, tab. 51, fig. 7.
Diospyros brachysepala Hzır, Bornstedt pag. 16, Taf. 3, Fig. 8 (non 7) (1870).
Folia coriacea, petiolata, elliptica, utrinque aequaliter
angustata, apice acuminata, integerrima. Nervus primarius va-
Iidus, nervi secundarii numerosi (ca. 10 utrinque), curvati, campto-
dromi, angulis 40 — 55" orientes.
Die oben genännten WATELET’schen Arten müssen, da sie sich
nur durch grössere oder geringere Breite unterscheiden, zusammen-
gezogen werden. Persea regularis mit schmaleren Blättern vermittelt
die übrigen Formen mit denen von Bornstedt. Die breitellip-
tische Form mit gleichmässiger Zuspitzung oben und
unten, die zahlreichen (bis gegen 10 jederseits), gebogenen, in
aufsteigenden Bögen sich verbindenden Secundärnerven, deren
untere gegen den Blattrand geneigt sind, endlich die
meist geraden, einfachen oder gegabelten, unter fast rechtem
Winkel entspringenden Tertiärnerven sind für unsere wie für die
eocänen Blätter gemeinsame Merkmale.
Diospyros brachysepala Heer, Bornstedt Taf. 3, Fig. 8,
schliesst sich an unsere Taf. 19, Fig.3 an. Bei dem gleichgestal-
teten Artocarpidium Desnoyersi Wat., Paris tab. 46, fig. 1—4,
stehen die unteren Secundärnerven senkrecht auf dem Mittelnerv. —
[285] Bornstedt. 127
Unsere Taf. 15, Fig. 2, noch zweifelhaft zu obiger Art gehörend,
nähert sich Laurus princeps Heer, flor. tert. Helv. Taf. 90, Fig. 20
von Schrotzburg, ist aber gedrungener.
Persea palaeomorpha Sap. et Mar. von Gelinden unter-
scheidet sich von unserer Fig. 2 und Laurus excellens Wat. durch
die dem Rande fast parallel laufenden unteren Secundärnerven
und den spitzeren Ursprungswinkel der übrigen. — Bei Persea
speciosa Heer, flor. tert. Helv. Taf. 90, Fig. 11, 12, sind die
Secundärnerven nicht gekrümmt. Die Blätter derselben Art bei
ETTINGSHAUSEN, Bilin II, Taf. 32, Fig. 15—16, laufen in eine lange
Spitze aus. — Laurus superba Sap. ot. IL, 8, ven 7, fig. 4 und
Et. III, 3, tab. 15, fig. 4—5) hat schmalere, lang zugespitzte Blätter.
Blätter, wie unsere Fig. 8 besitzen:
1. Laurus Fürstenbergi Heer (flor. tert. Helv. Taf. 89,
Fig. 1—4) mit kurzer, deutlich abgesetzter Spitze und der
grössten Breite über der Mitte,
2. Persewa Braunii Heer (l.c. Taf. 89, Fig. 6—10 und
Taf. 153, Fig. 1— 2), aber Blätter breiter,
Pisonia bilinica Ett. (Bilin II, Taf. 29, Fig. 2, 4) mit
einer von unserer Art ganz abweichenden Verbindungs-
o
weise der Secundärnerven.
An unsere Taf. 19, Fig. 3 erinnern:
1. Persea graeca Sap. (Ann. scient. de l’Ecole norm. sup.
de Paris, Ann. II, 1873, pag. 339, tab. 2, fig. 16) von
Euböa mit sehr deutlich ausgeprägtem, polygonalen Netz-
werk,
2. Diospyros Copeana Lesg. (Tert. flor. pag. 232, tab. 40,
fig. 11) mit gedrungenen Blättern.
Unter den lebenden Laurineen nähert sich Persea gratissima
Gärtn. am meisten unserer Art. Aehnliche Blätter besitzen auch
Tetranthera glauca Wall., Roxburghiü Nees, tomentosa Roxb., Oreo-
daphne opifera Nees und sublanuginosa Nees. — Von den ca. 100
lebenden Persea-Arten kommt eine auf den Canarischen Inseln
vor, alle anderen im wärmeren Asien und in Amerika von Chile
bis Virginien.
128 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. j [286]
Verbreitung:
Unter-Oligocän: Bornstedt.
Unter-Eocän: Bellen.
Laurineenfrüchte.
1. Taf. 15, Fig. 9. Kuglige Früchte von gleicher Grösse be-
sitzen Laurus nobilis L. und wenig längere Persea indica (Nor.
tert. Helv. Taf. 89, Fig. 11— 12).
2. Früchte wie Taf. 19, Fig. 15 und 16, kehren bei ver-
schiedenen Gattungen wieder. Sie ähneln am meisten denen von
Oreodaphne- Arten. — Unbestimmbare, plattgedrückte Früchte, die
wahrscheinlich Laurineen angehören, wurden sehr häufig gefunden.
Proteaceae.
Hakea Germari ETTINGSHAUSEN.
-Taf. 30, Fig. 9.
Errinesnausen, foss. Proteaceen, Sitzungsber. der Wiener Akad. 1852, Bd. 9,
pag. 822, Taf. 58, Fig. 3.
Heer, Bornstedt pag. 16 (1570).
ScHimpErR, traite de pak veg. II, pag. 729 (1870 — 72).
Folia subcoriacea, breviter petiolata, elongato-lanceolata, bası
apiceque sensim angustata. Nervatio acrodroma. Nervi se-
cundarü e nervo primario debili sub angulo acutissimo exeuntes.
Unsere Figur ist eine Copie der ErrinGsHausen’schen Abbil-
dung. — Von dieser Art ist Conospermites hakeaefolius Bitt.
(Kreideflora von Niederschöna in Sachsen 1867, pag. 254, Taf. 3,
Fig. 4, 12) kaum zu unterscheiden. Die nur wenig längeren Blätter
haben dieselbe Nervatur. ErTTINGSHAUSEN vergleicht sie mit den
Blättern von Conospermum triplinervium R. Br. (Ervin6s-
HAUSEN, Apetalen Taf. 35, Fig. 13 und 14), jedoch dürften einige
Arten von Hakea nähere Beziehungen besitzen.
Unserer Art entsprechen nach ErTTINGSHAUSEN am besten Hakea
saligna Kn. und ceratophylla R. Br.
[287] Bornstedt. _ 129
Verwandte Arten:
1. Conospermites hakeaefolius Ett.: Senon (Niederschöna).
2. Stenocarpus salignoides Friedr: Unter-Oligocän (Segengottes-
schacht bei Eisleben).
Apocyneae.
Apoeynophyllum helveticum HEer.
Heer, flor. tert. Helv. III, pag. 191, Taf. 154, Fig. 2—3 (1859).
» mioc. balt. Flora, pag. 37, Taf. 9. Fig. 5, 6; pag. 88, Taf. 26, Fig. 12—14
(1869).
» Bornstedt pag. 18, Taf. 4, Fig. 1—7 (1870).
Scamrer, traite de pal. veg. II, pag. 901 (1870 — 72).
(?) ExgerHaror, foss. Pflanzen von Grasseth, pag. 34, Taf. 10, Fig. la, a! (1881).
Myrica salicina Hser, Bornstedt pag. 12, Taf. 1, Fig. 6 (1570).
Folia opposita, coriacea, petiolata, elliptico-lanceolata,
utrinque attenuata. Nervus medius validus; nervi secundarii
numerosi, subtiles, paralleli, brochidodromi.
Die Blätter dieser Art gehören zu den häufigsten bei Born-
stedt. Niemals konnten Zweigstücke gefunden werden.
Myrica salicina Heer, mit kräftigem Hauptnerv und ohne
sichtbare Seitennerven, stimmt hinsichtlich der Gestalt mit den
Blättern unserer Art überein, von denen viele trotz des sehr kräf-
tigen Mittelnerven nur sehr geringe Spuren von Seitennerven
erkennen lassen. — Bei Apocynophyllum helveticum Sism.
(Mater. pag. 56, tab. 28, fig. 8) verbinden sich die Seitennerven
in grösserer Entfernung vom Blattrande. — Die von HEER mit
unserer Art vereinigten Blätter von Sapotacites Bielzü Andr. (Neue
Beitr. zur Tertiärflora Siebenbürgens, Abhandl. des naturhistor.
Vereins für die Prov. Sachsen II, pag. 26, Taf. 1, Fig. 6) haben
dichter stehende Seitennerven, zwischen denen feine Quernervchen
nicht sichtbar sind.
Sapotacites crassipes Heer (Beitr. zur foss. Flora von
Sumatra, neue Denkschr. der Schweiz. naturforsch. Ges. 1881,
Bd. 28, pag. 17, Taf. 6, Fig. 2), unserer Art sehr nahestehend,
9
130 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [288]
hat die grösste Breite über der Mitte. — Gleichgestaltete Blätter
mit dicht stehenden Seitennerven und Saumläufern haben Hosıus
und VON DER MARcK als Hucalyptus haldemiana (Palaeonto-
graphica Bd. 26, pag. 174, Taf. 35, Fig. 125—-128) aus der oberen
Kreide Westfalens beschrieben.
Ueber die Unterschiede zwischen unserer Art, Flcus multinervis
Heer und Quercus nerüfolia Al. Br. siehe HEER, mioc. balt. Flora
pag. 37.
Verbreitung:
Unter-Miocän: Walpkringen.
Ober-Oligocän: Grasseth (?).
Mittel-Oligocän: Rixhöft, Kraxtepellen.
Unter-Oligocän: Bornstedt.
Verwandte Arten:
1. Apocynophyllum balticum Heer: Unter-Oligocän (Gross-
kuhren).
2. Nerium repertum Sap.: Unter-Oligocän (Aix, Dörstewitz (?)).
3. Apocynophyllum plumeriaefolium Ett.: Ober - Oligocän
(plast. Thon von Priesen), Unter-
Oligocän (Monte Promina).
Myrsineae.
Myrsine germanica HEER.
Hrer, Bornstedt pag. 17, Taf. 1, Fig. 9, 10 (1870).
Nur 2 dürftige Blätter dieser Art konnten in letzter Zeit ge-
funden werden. Das beste lebende .Analogon scheint Myrsine
semiserrata Wall. (Indien) zu sein.
Styraceae.
Conf. Symplocos sp.
Taf. 19, Fig. 1.
Die Gattungsbestimmung dieses Blattbruchstückes ist nicht
sicher. Anfangs glaubte ich, in Symplocos pyrifoha Wall. (Taf. 19,
[289] Bornstedt. 131
Fig. la) das beste lebende Analogon gefunden zu haben, aber bei
weiteren Vergleichen fand ich eine grössere Anzahl von Gattungen
mit entsprechenden Blättern. — Unter den fossilen Blättern besitzt
das von Celastrus Persei Heer (mioc. balt. Flora Taf. 10, Fig. 8)
von Rixhöft die nächsten Beziehungen.
Araliaceae.
Aralia Weissii nov. spec.
Taf. 18, Rie, 1-6.
Folia petiolata, membranacea (?), triloba, palmato-trinervia,
basi rotundata, margine arcuato-dentata vel serrato-
dentata, lobis lanceolatis vel ovatis, acuminatis, quorum medius
laterales magnitudine superat. Nervi secundarii plerumque cur-
vati, camptodromi, nervi tertiarü furcati vel simplices, angulo
subrecto orientes. }
So beträchtlich auch die Grössenunterschiede der abgebildeten
Blätter sind, so lassen sich doch an allen die gleichen Merkmale
verfolgen. Der Mittellappen ist viel länger und breiter als die
beiden weit abstehenden und schnell sich zuspitzenden Seitenlappen.
Die Lappenbuchten sind tief ausgerundet, so dass der Rand des
Mittellappens eine geschwungene Linie bildet. Die Secundärnerven
verbinden sich in aufsteigenden Bögen und sind niemals so zahl-
reich wie die Zähne. Das Maschennetz konnte nicht beobachtet
werden.
Zahlreiche Familien haben in ihren lebenden Vertretern ähn-
liche Typen und erschweren die Gattungsbestimmung der vor-
liegenden, Herrn Professor WEISS gewidmeten Art. Es kommen
namentlich die Gattungen Ligwidambar, Passiflora, -Croton, Da-
lechampia, Bombax und Aralia in Betracht.
1. Liquidambar styraciflua, dessen dreilappige Blätter
am meisten an unsere Fig. 4 erinnern, unterscheidet sich durch
die kaum ausgeschweiften Lappenbuchten, durch die Neigung
zur Bildung mehrlappiger Blätter wie bei der fossilen Art, Lig.
18% Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [290]
europaeum Al. Br., und endlich durch das Fehlen von Secundär-
nerven, welche, wie in unserer Fig. 1, statt sich mit den benach-
barten schlingenförmig zu verbinden, direct in den Zahn ver-
laufen.
2. Den Passifloren mit ganzrandigen Blättern steht eine
Gruppe mit gezahnten Blättern gegenüber. Zu letzterer gehören
unter anderen Passiflora mauritiana, edulis Sims., setacea De C.
und vitifolia H.B.K. Die Blätter dieser Arten sind tiefer aus-
gebuchtet, die Seitenlappen, dem Mittellappen an Grösse fast gleich,
bauchig erweitert; die beiden dicht an der Basis entspringenden
Secundärnerven gehen nicht aus dem Mittelnerv, wie an allen
fossilen Blättern, sondern aus den Hauptnerven der Lappen hervor;
der lange Blattstiel ist stets mit 2 vom Blatte mehr oder weniger
entfernten Wärzchen versehen, welche an unseren Blättern niemals
beobachtet werden konnten.
3. Die dreilappigen Blätter der Uroton-Arten, z. B. Croton
gossypüfolius var. geminus Müll. und comosıs Müll., weichen durch
die zahlreicheren Secundärnerven, das Vorhandensein von ge-
stielten Warzen an der deutlich herzförmigen Basis und die Art
der feineren Nervatur ab. Die Tertiärnerven stehen fast senkrecht
auf den Haupt- und Secundärnerven, und unter demselben Winkel
sind stets die Nerven höherer gegen die Nerven niederer Ordnung
geneigt, so dass ein sehr regelmässiges, kubisches Maschennetz
gebildet wird, wie es, so weit es der mangelhafte Erhaltungszustand
der fossilen Blätter erkennen liess, an diesen nicht vorhanden war.
4. Die hier zum Vergleiche kommenden Blätter von Da-
lechampia, namentlich Dal. fieifolia Lam. und stipulata Müll.,
sind sehr tief ausgebuchtet und haben an der herzförmigen Basis
jederseits eine sitzende Warze.
5. Bombax gossypiiflora Humb. hat neben ganzrandigen
auch fünflappige Blätter, bei denen die schlingenförmige Verbindung
der Secundärnerven nur schwach ausgeprägt ist und die Ränder
der Sägezähne convex sind.
6. Die Aralien besitzen eine grosse Anzahl von Arten
mit gelappten Blättern, welche fast sämmtlich dem Typus unserer
Blätter angehören. Es sind vor allen zu nennen:
[29 1 ] Bornstedt. 133
Brassaiopsis (Panax) rieinifolia Seem.,
Falsia (Aralia) japonica Planch.,
Travesia sundaica Migq.,
Gastonia (Travesia) palmata Roxb.,
Dendropanax (Aralia) japonicum Seem.
Alle besitzen mehrlappige Blätter, die letztere neben ein-
fachen und Gastonia palmata Roxb. neben fünflappigen auch
dreilappige Blätter. Die Blätter beider Arten stimmen im Wesent-
lichen mit den fossilen Blättern überein. Die häutige Beschaffen-
heit der Blätter von Gastonia palmata, an denen nur die Haupt-
und Seitennerven deutlich hervortreten, die Tertiärnerven aber
schon mit der Lupe gesucht werden müssen, und die Art der
Zähnelung geben den Charakter der Bornstedter Pflanze wieder.
Die untersten, vom Hauptnerv abzweigenden Secundärnerven über-
treffen die folgenden an Stärke. . Die Blätter der lebenden Art
unterscheiden sich von der fossilen durch ihre herzförmige Basis
und die tiefen Lappenbuchten. — Das Austreten von Secundär-
nerven in die Zähne, wie in unserer Fig. 1, finden wir häufig
bei den Aralien; bei Aralia platanifolia H. K. scheint es ein Art-
merkmal zu sein.
Verwandte fossile Arten: Aralia triloba Lesq. (Cretac.
and tert. plants tab. 25, fig. 4, Unit. stat. geol. survey of the terr.
1878) steht unserer Art am nächsten. Die Seitenlappen sind
kleiner als der Mittellappen und lang zugespitzt, die Basis ist
herzförmig.
Aralia (Oreopanaw) Hercules Ung. sp. (Chlor. prot. Taf. 45,
Fig. 6, 7 und Taf. 46), mit grossen, siebenlappigen Blättern, von
UNGER zu Platanus gestellt, von BRONGNIART mit Sterculia ver-
einigt, gehört nach Sarorra (Et. I, 3, Ann. d. sc. nat. 5. ser., IV,
pag. 151, tab. 9, fig. 2) zu den Araliaceen. Eine überraschende
Aehnlichkeit zeigen die Blätter von Oreopanaw sterculiaefolium Dne.
et Pl. und platanifolium Dne. et Pl. aus dem äquatorialen Amerika.
Abgesehen von der grösseren Anzahl der Lappen, weist namentlich
die Varietät owyphylla Sap. (= jatrophaefolia Ung., Chlor. prot.
Taf. 45, Fig. 7 und amplissima Sap. |UNGER, l.c. Taf. 46]) nahe
134 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. ' [292]
Beziehungen zu unserer Art auf. — Platanus Papilloni Wat.
(Paris pag. 165, tab. 45, fig. 3) ist eine Aralie, welche sich
am besten an die UnGEr’sche Art, l.c. Taf. 45, Fig. 6, 7, an-
schliesst.
Aralia Looziana Sap. et Mar. (Gelinden, Revision pag. 77,
tab. 13, fig. 1—3) ist, wie auch SAPORTA und MARION vermuthen,
wahrschemlich mit Aralia angustidens Sap. et Mar. (Essai
pag. 53, tab. 7, fig. 4) zu vereinigen. Das beste lebende Analogon
scheint Oreopanaw platanifohum Dne. et Pl. zu sein. — Zu den
Aralien zieht HEER (Mioc. balt. Flora pag. 89, Tab. 15, Fig. 1b)
das Bruchstück eines dreilappigen Blattes, Aralia Zadachi,
welches, wenn wirklich zu Aralia gehörend, in die Gruppe Aralia
Looziana mit craspedodromen Secundärnerven eingereiht werden
müsste.
Aralia formosa Heer (Moletein pag. 18, Taf. 8, Fig. 3) ist
der Vorläufer unserer Art. HEER verweist auf eine ähnliche, nicht
abgebildete Art von Monte Bolca und Alumbay, Aralia primigenia
Lah. (HEER, flor. tert. Helv. III, pag. 277) und die lebenden
Aralia trifoliata und jJaponica Seem.
Die Gattung Travesia, zu welcher Gastonia palmata Roxb.
zu ziehen ist, umfasst 8—9 Arten aus dem tropischen Asien und
von den Malayischen und den Pazifischen Inseln. Dagegen ge-
hören die 64 Arten der Gattung Oreopanas dem tropischen
Amerika an. ;
Verwandte fossile Arten, nach dem Grade ihrer Ver-
wandtschaft geordnet:
1. Aralia triloba Lesq., Fundort unbekannt;
2. » Hercules Ung. sp.: Unter-Miocän (Radoboj), Ober-
Oligocän (Armissan);
3. » Papilloni Wat. sp: Unter-Eocän (Vervins);
Looziana und
4. » s Sap. et Mar.: Unter-Eocän (Gelinden).
angustidens
[293] Bornstedt. 135
Ampelideae.
Cissus parvifolius nov. spec.
Taf. 17, Fig. 5—6.
Folia trifoliata(?), foliola membranacea, cuneato basi in
petiolum sensim attenuata, apice obtusa vel acuminata, grosse et
acute serrata, basi integerrima. — Nervus primarius tenwis,
nervi secundariü tenuissimi, angulo ca. 40° orientes, paralleli, eras-
pedodromi, estremo apice nervillum in sinum superiorem
emittentes.
Die Blätter von Rhus aromatica, Ampelopsis bipinnata Michx.,
Cissus orientalis L. und tenuifolia weichen wenig von einander ab,
so dass es unmöglich ist, die fossilen Vertreter derselben ohne die
zugehörigen Früchte zu unterscheiden. Daher kommt es, dass man
ähnliche Blätter, die aus fossilen Floren schon in reichlicher Menge
bekannt geworden sind, bald zu Cissus, bald zu Rhus gestellt hat.
Unsere Blätter lassen die Zugehörigkeit zu Cissus ausser
Zweifel. Als die nächsten lebenden Verwandten sind Cissus orien-
talis, tenurfolia und andere ostindische Arten zu betrachten, von
denen Oissus tenuifolia am besten mit unserer Art übereinstimmt.
Die Blätter der lebenden Arten sowohl als der fossilen sind dünn-
häutig, am Grunde keilförmig zugespitzt und grob und spitz gesägt;
von den Secundärnerven zweigen vor dem Eintritt in die
Zähne nach der oberen Zahnbucht laufende Gabeläste ab. —
Die hier in Betracht kommenden Rhus-Blätter mit spitzen Zähnen,
wie Rhus owyacanthoides und aromatica, lassen nur selten einen
derartigen Gabelnerv erkennen; an den Blättern mit stumpfen, ab-
gerundeten Zähnen, z. B. von Rhus sinuata und tomentosa, sowie
an denen einiger Arten von Paullinia und Urvillea, sind solche
Gabeläste häufiger, aber immer mit nach unten verlaufenden von
derselben Stärke zusammen vorkommend.
Das symmetrische Blatt Fig. 6 scheint ein mittleres, das un-
symmetrische Fig. 5 ein seitliches Theilblättchen eines gefingerten
Blattes gewesen zu sein.
136 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [294]
Rhus paulliniaefolia Ett. (Tokay pag. 812, Taf.2, Fig. 10)
hat dreifingrige Blätter, deren Theilblättchen an unsere Figüren
erinnern. Bei der mangelhaften Erhaltung der Nerven ist eine
sichere Gattungsbestimmung unmöglich. — Dasselbe gilt von
Crataegus bilinica Ett. (Bilin III, pag. 54, Taf. 53, Fig. 17),
welche bis auf die stumpferen Zähne und die fehlenden Gabeläste
mit unserer: Art übereinzustimmen scheint. — An unsere Blätter
erinnert ferner Elaeodendron myricaefolia Ett. (Beiträge zur
Kenntn. der foss. Flora von Sotzka pag. 536, Taf. 3, Fig. 7), ein
zur Bestimmung unzureichendes Blatt. — Rhus Pyrrhae Ung.
(Chlor. prot. pag. 84, Taf. 22, Fig. 1) hat die Form und Bezahnung
unserer Fig. 6, aber es fehlen die oberen Aeste der unter stumpferem
Winkel entspringenden Secundärnerven. — Von Cissus Nimrodi
Ett. (Bilin III, pag. 3, Taf. 40, Fig. 3, 4, 6—10) sind eine grössere
Zahl gut erhaltener Blätter mit deutlich vom Blattstiele abesetzter
Basis bekannt, welche zum Theil die Nervatur gut erkennen lassen,
niemals aber einen oberen Gabelnerv. — Das gleiche gilt von Ura-
taegus Scarabelli Gaud. et Strozzi (Contrib. VI, tab. 1, fig. 6)
und den schmaleren Blättern von Cissus Heeri Eitt. (Beitr. zur
Kenntn. der foss. Flora von Sotzka pag. 530, Taf. 3, Fig. 3, 4),
Rhusrhomboidalis Sap. (Et. I, 4, Ann. d. sc. nat. 4. ser., XVII,
pag. 278, tab. 13, fig«d und Suppl. I, ibid. 5. ser., XVIII, pag. 108,
tab.16, fig.2—3) und Myrica Parlatorii Mass. (stud. Senog. tab. 26
et 27, fig. 14). — Die Blätter von Öissus o@ycocceus Ung. kommen
bei Radoboj (Syll. I, pag. 24, Taf. 9, Fig. 11—14 und Radoboj
pag. 145, Taf. 2, Fig. 32? —35) neben Fruchtständen vor, welche
denen der lebenden Cissus acida am besten entsprechen. Wahr-
scheinlich ist mit jenen Fruchtständen auch Rhus Pyrrhae Ung.
von derselben Fundstelle zu vereinigen. Die Blätter von Cissus
o@jcoccus sind kleiner und gedrungener, haben eine kürzere, deut-
lich vom Blattstiele abgesetzte Basis und lassen keine Gabelnerven
erkennen.
Die Gattung Cissws ist in den tropischen und subtropischen
Ländern weit verbreitet. Die dem Typus unserer Blätter ange-
hörenden Arten gehören der alten wie der neuen Welt an.
[295] Bornstedt. 137
Nymphaeaceae.
Nymphaeites saxonica nov. spec.
Taf. 19, Fig. 18.
Fructus baccatus, subglobosus (?), diametro 3", disco stigmatico
concavo, umbilicato, superfieie receptaculi religua eicatrieibus staminum
(petalorumque?) ordine spirali notatus. Stigmata ca. 30 radiantia,
contigua, unserialia, unisulca, apice truncata, non recurvata.
Staminum (petalorumque?) eicatrices numerosae, ellipticae,
inter se tangentes.
In der Lebewelt finden wir Analogien zu diesem merkwür-
digen Pflanzenreste bei Xanthorrhoea und Nymphaea. Der
Stamm der ersteren besteht aus radialen Stäben, welche dicht über
einander liegen und an der Aussenseite des Stammes mit elliptischer
Fläche endigen. Wenn sich alle diese Eigenthümlichkeiten: an dem
fossilen Reste wiedererkennen lassen, so lässt sich doch keine
Erklärung dafür finden, dass von einem längeren Stamme sich ein
flaches Stück wie das abgebildete losgelöst haben konnte.
Zu befriedigenderen Resultaten führt ein Vergleich mit den
Früchten der Gattung Nymphaea. Die radialstrahlige Scheibe
entspricht der Griftelscheibe von Nymphaea, die nach aussen ge-
neigte, die Scheibe umgebende Fläche mit den flach- elliptischen
Eindrücken der Wand der Nymphaea-Kapsel mit den Narben
der Staubgefässe. Die Bornstedter Frucht, deren ursprüngliche
Gestalt nicht mehr zu deuten ist, hat einen Durchmesser von
ca. 3°®, entspricht daher in der Grösse am besten derjenigen von
Nymphaea alba. Sie unterscheidet sich von den lebenden Nym-
phaea-Arten durch die niedergedrückte, aus ca. 30 Griffeln be-
stehende Griftelscheibe und die zahlreicheren kleineren und sich
berührenden Staubgefässe. Die Zahl der Griffel schwankt bei den
lebenden Arten zwischen 8 und 26; bei manchen Arten ist sie
constant, z. B. 8, 16 (Nymphaea alba), 20, bei anderen wechselnd,
z. B. 8— 10, 8— 12, 16— 20. Die besten Analogieen weisen Nym-
phaea Amazonum Mart. et Zuce. und devoniensis Hook. (Botanical
138 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [296]
Magazine tab. 4665) auf. Bei beiden stehen die Narben der Staub-
gefässe und Blumenkronblätter gedrängt und lassen nur kleine
Zwischenräume frei, bei letzterer sind die Griffel am Ende gerade
abgestumpft. — Ein Rhizombruchstück von Bornstedt mit nur
wenigen Narben war zu einem Vergleiche mit entsprechenden
Theilen der lebenden Nymphaeaceen nicht geeignet.
Die von UNGER und ETTINGSHAUSEN als Palaeolobium
haeringianum (ÜNGER, Sotzka pag. 56, Taf. 41, Fig. 8, Sa und
ETTINGSHAUSEN, Häring pag. 88, Taf. 29, Fig. 17) beschriebenen,
später von SarorTA (Et. I, 3, Ann. d. sc. nat. 5. ser., IV,
pag. 162) mit Recht zu den Nymphaeaceen gebrachten Früchte
unterscheiden sich von der Bornstedter Frucht nur durch das
Fehlen der Ringwulst auf der Griftelscheibe. Ob diese Ringwulst ein
constantes Merkmal unserer Frucht oder nur auf eine verschieden-
artige Druckerscheinung zurückzuführen ist, können erst spätere
Funde entscheiden.
Neben Blättern, Blüthen, Samen und Rhizomen von Nym-
phaeaceen hat Sarorra (Et. II, 2, Ann. d. sc. nat. 5. ser., IH,
pag. 125, tab. 7, fig. 1 und Bt. II, 3, ibid. IV, pag. 161, tab. 10,
fig. 1— 4) von Armissan, Fenestrelle und Saint Jean-de-Garguier
Früchte mit wenigen Staubgefäss-- und Blumenkronblattnarben
beschrieben, welche er zu einem besonderen Typus, Anoecto-
meria, stell. Das charakteristische Merkmal dieser Früchte ist
nach ihm das Aufreissen der reifen Kapselwand in der Rich-
tung der Narben. Ob diese Eigenthümlichkeit zu einem Art-
merkmal erhoben werden kann, mag dahingestellt sein. Für unsere
Frucht und die von Häring und Sotzka liegt noch kein Grund vor,
sie weit von Nymphaea zu entfernen..
Verbreitung der Gattung Nymphaea in der Jetztwelt:
20 Arten, von denen die Mehrzahl die Tropen und die nördliche
gemässigte Zone, sehr wenige das südliche Afrika und Australien
bewohnen.
Verwandte fossile Art:
Nymphaeites haeringiana Ung. sp.: Ober-Oligocän (Sotzka),
Unter-Oligocän (Häring).
[297] Bornstedt. 139
Papaveraceae.
Papaverites spec.
Taf. 19, Fig. 17 und 17a.
Capsula ovata, petiolata, incomplete (?) multiloculanis, eicatırieibus
hypogyni calycis diphylli, corollae petalorum 6, staminum
uniseriahum numerosorum. Petiolum longitudinaliter striatum.
Die vorliegende Frucht, welche bis auf den obersten Theil
recht gut erhalten ist, gehört einer Pflanze aus der Familie der
Papaveraceen an und dürfte am besten zu Papaver selbst zu bringen
sein. Der längsgefurchte Fruchtstiel trägt unmittelbar unter der
eiförmigen Frucht 3 deutliche Narbenkreise. Die 2 sehr breiten
unteren Eindrücke, von denen nur der eine sichtbar ist, ent-
sprechen den Kelchblattnarben bei Papaver. Die den mittleren
Kreis bildenden Narben entsprechen denjenigen der Blumenkron-
blätter, die wahrscheinlich in der Sechszahl vorhanden gewesen
sind. Der dritte Kreis mit 7 deutlichen kleineren Narben stellt
den Staubgefässkreis mit wahrscheinlich mehr als 14 Staubgefässen
dar. Die zusammengedrückte Frucht selbst lässt noch recht gut
die zahlreichen, in der Abbildung nicht deutlich dargestellten,
falschen Scheidewände der Papaver-Kapsel erkennen. Die Narben-
scheibe, die leider nicht erhalten ist, scheint die geringe Grösse
derjenigen von Papaver somniferum L. gehabt zu haben.
Von den lebenden Papaver-Arten unterscheidet sich die nach
dem einen Reste noch nicht scharf zu umgrenzende fossile Art
durch das Auftreten nur eines einzigen Staubgefässkreises.
Von den 14 lebenden Arten von Papaver kommt eine
auf Südafrika, eine andere auf das tropische Australien, die
übrigen auf das subtropische und gemässigte Asien, Europa und
Nordafrika.
140 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [298]
Bixaceae.
Kiggelaria oligocaenica nov. spec.
Taf. 19, Fig. 4.
Folia pinnata; foliola alternantia, breviter petiolata, oblongo-
lanceolata, apice acumvinata, in petiolum angustata, serrulata.
Nervus primarius validus, nervi secundarü numerosi, curvali, sub-
paralleli, camptodromi, nervi basilares oppositi, sub angulo
acutissimo orientes.
Kiggelaria africana L.
Unsere Figur stellt das Bruchstück eines
gefiederten Blattes dar. Die kurzgestielten,
feingesägten, mit einander abwechselnden
Fiederblätter enthalten zahlreiche, einander
parallele und in aufsteigenden Schlingen sich
verbindende Secundärnerven und 2 unter sehr
spitzem Winkel abzweigende Basilärnerven.
Gefiederte Blätter von gleichem Bau
finden wir nur m der Familie der Bixa-
ceen, zZ. B. bei Melieytus ramijlorus Forst.,
Xylosma suaveolens Dne. und Kiggelaria
africana L. Die nächsten Beziehungen
weist unzweifelhaft die letztgenannte Art auf.
Die feingesägten Fiederblätter derselben be-
sitzen die gleiche Form, den nach der Spitze
zu sich schnell verschmälernden Mittelnerv,
die ebenso angeordneten Secundärnerven und
die beiden unter sehr spitzem Winkel ent-
stehenden Basllärnerven. An einem Baume
im botanischen Garten zu Berlin konnten
Blätter mit abgerundeter und mit zugespitzter
Basis beobachtet werden. Alle Fieder-
blätter haben einen langen, dünnen Blatt-
stiel.
Bignonia eocenica Ett. (Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora
von Sotzka pag. 527, Taf. 2, Fig. 3), ein einfaches Blatt, unter-
[299] Bornstedt. 141
scheidet sich nur durch die grösseren Zähne und die geringere
Anzahl der Secundärnerven. ETTINGSHAUSEN findet die besten
Analogieen bei Bignonia. Da aber ähnliche Blätter mit gleicher
Nervatur auch bei Araliaceen angetroffen werden, ist die Bestim-
mung noch zweifelhaft.
Die Gattung Kiggelaria umfasst 3 südafrikanische Arten,
welche Sträucher oder niedrige Bäume bilden, Kiggel. ferruginea
E. et Z., Dregeana Furcz. und africana L. (häufig in der Nähe
der Capstadt).
Sterculiaceae.
Stereulia tenuiloba SAPoRTA.
Taf. 18, Fig. 8.
Sarorra, Et. I, 4, Ann. d. se. nat. 4. ser., XVII, pag. 273, tab. 10, fig. 2 (1862).
ScHimrer, traite de pal. veg. III, pag. 101 (1874).
Folia petiolata, palmato-triloba, basi angustata; lobi tenuiter
acuminata, integerrimi; lobus medius longissimus. Nervi secun-
darü arcuato-conjuncti.
Unser Blatt passt recht gut zu dieser Art. Die beiden Seiten-
lappen sind zugespitzt, und vermuthlich war auch der viel längere
Mittellappen allmälig nach oben verschmäilert.
Die in deutlichen Schlingen aufsteigenden Secundärnerven
entfernen unsere Art ebenso wie Sterculia labrusca Ung. von dem
lebenden Brachychiton (Stereulia) diversifolium. Ihre lebenden
Analoga gehören vielmehr der Gruppe von Sterc. colorata Roxb. an.
Acer triaenum var. furcifer Mass. (stud. Senog. pag. 333,
tab. 20, fig. 2), ein dreilappiges Blatt mit lang zugespitzten, ganz-
randigen Lappen, unterscheidet sich von unserer Art durch die brei-
tere Basis. MAsSSALONGO vergleicht es zwar mit Sterculia labrusca
Ung., ist aber mehr geneigt, dasselbe für eine den Sterculienblät-
tern ähnliche Form von Acer triaenum aus der Gruppe von Acer
monsspessulanum zu halten.
Verbreitung unserer Art:
Unter-Oligocän: Bornstedt, Aix.
142 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [300]
Bombaceae.
Bombax Decheni WEBER sp.
Taf. 17, Fig. 1—4; Taf. 18, Fig. 7 (?).
Dombeyopsis Decheni Weser, Palaeontogr. II, pag. 193, Taf. 21, Fig. 10 (1852).
» » Heer, flor. tert. Helv. III, pag. 36, Taf. 110, Fig. 14 (1859).
Gen» » Lupwıc, Palaeontogr. VIII, Taf. 61, Fig. 4 (1860).
» » Scumeer, traite de pal. veg. III, pag. 109, tab. 99, fig. 1
(1874).
(@) >» pentagonalis Weser, Palaeontogr. II, pag. 194, Taf. 21, Fig. 11 (1852).
Grewiopsis sparmanmioides Sarorra, Et. IT, Ann. d. sc. nat. 5. ser., III, pag. 50
(1865).
» anisomera Sarorra, ibid. pag. 5l.
» » » Sezanne pag. 409, tab. 13, fig. 8, 9 (?) (1868).
» » Schimeer, traite de pal. veg. II, pag. 121 (1374).
(2) Platanus antiqua Warsver, Paris tab. 47, fig. 3 (1366).
(2) » dubia WaArever, ibid. tab. 47, fie. 2.
» aceroides ExcstHarpr, Göhren pag. 25, Taf. 5, Fig.3 (1873).
Folia subcoriacea, longe petiolata, ampla, late ovata, triloba,
basi cordato-emarginata, palmato — 5 vel 7 nervia; lobi acumi-
nati, repande sinwato-dentati et lobulati; lobus medius productior.
Nervi secundarü remoti, craspedodromi; nervi tertiarü angulo
subreeto orientes, dietyodromi; rete interpositum lawiusculum.
Von der bei Bornstedt nicht gerade seltenen Pflanze konnten
immer nur Blattbruchstücke gefunden werden. Unsere Fig. 2 u. 3
passen recht gut zu der Weper’schen Abbildung Taf. 21, Fig. 10.
Fig. 3 bringt die Oberseite des Blattes zur Anschauung. Beim
Präpariren treten die kräftigen Nerven wie in Fig. 2 hervor.
Fig. 1 zeigt die herzförmig ausgebuchtete Basis eines zu derselben
Art gehörenden Blattes. Taf. 18, Fig. 7 ist, weil schlecht erhalten,
noch zweifelhaft; es erinnert in der Gestalt am meisten an Taf. 17,
Fig. 2.
Nach dem Vorgange von WEBER hatte man bisher die Blätter
dieser und einiger verwandten Arten aus dem Pariser Eocän fälsch-
lich bei den Dombeyaceen untergebracht, indem man die Beschaffen-
[30 1 ] Bornstedt. 143
heit des Blattrandes nur wenig berücksichtigte. Die Blätter von
Dombeyaceen und Bombaceen sind nicht zu unterscheiden, wenn
der Rand nicht unterbrochen ist. Bei vielen Arten jedoch ist der
Blattrand gezahnt, und dann gilt als bestes Unterscheidungsmerk-
mal, dass die Blätter der Bombaceen buchtig gezahnt, die
Blätter der Dombeyaceen ebenso wie die der Tiliaceen
gekerbt oder gekerbt-gezahnt sind. Da die fossilen wie die
lebenden Blätter sonst nicht sicher nach der Familie zu bestimmen
sind, muss auf dieses Merkmal besonderer Werth gelegt werden.
Dasselbe wird in manchen Fällen allein geeignet sein, Dombeya-
und (issws-Blätter zu unterscheiden. Aus demselben Grunde
müssen die von SAPORTA bei Grewiopsis untergebrachten Arten
von Sezanne zu. den Bombaceen gestellt werden.
Grewiopsis anisomera Sap. ist mit unserer Art zu ver-
einigen. Das Blatt l. c. Fig. 8 stimmt mit unseren Blättern voll-
ständig überein. In Fig. 9 ist vom Blattrande nur ein kleiner Theil
erhalten. — Dombeyopsis pentagonalis Web. scheint nur eine
Jugendform unserer Art zu sein. — Die schlecht erhaltenen Blätter
von Platanus antigua und dubia Wat. von Sezanne dürften
gleichfalls zu unserer Art gehören.
Die besten lebenden Analoga sind Ochroma lagopus Sw.
und Cheirostemum platanoides H. et B. Die dickfleischigen,
langgestielten, herzförmig ausgebuchteten Blätter der ersteren, mit
kurzen, spitzen Seitenlappen, sind von unseren Blättern kaum zu
unterscheiden. Wie an der Rotter Pflanze war an einigen Exem-
plaren der lebenden Art ein zweites Paar von Seitenlappen an-
gedeutet. Der Blattrand ist ganz oder buchtig-gezahnt wie an
den fossilen Blättern. (Die Ergänzung bei Dombeyopsis Decheni
Web., l.c. Taf. 21, Fig. 10 ist nicht correct.) Die Anzahl der
Zähne entspricht derjenigen der Secundärnerven. Die Blätter von
Cheirostemum platanoides H. et B. haben in der Regel 5 bis 7
spitze, kurze Lappen, und die Basis ist so tiefgebuchtet, dass die
Seitenlappen derselben weit über einander klappen. — Die beiden
lebenden Gattungen sind nur in je einer Art bekannt, den beiden
oben genannten, welche Mexico, Westindien und dem nördlichen
Südamerika angehören.
144 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [302]
Verbreitung unserer Art:
Ober - Oligocän: Rott, Orsberg; Hohe Rhonen.
Unter-Oligocän: Bornstedt, Göhren.
Unter-Eocän: Sezanne.
Verwandte Arten:
1. Bombax tiliacea Sap. sp.
2. » credneriaefolia Sap. sp. ) Sezanne.
3. Pterospermites inaequifolius Sap. \
Bombax chorisioides nov. spec.
Taf. 19, Fig. 5.
Folia subcoriacea, digitata (2), Foliola petiolata, lanceolata,
basi et apice longe attenuwata, margine argute-serrata.
Nervus primarius versus apicem evanescens, nervi secundarii nume-
rosi, angulo ca. 60% orientes, camptodromi, paralleli.
Unser Blatt gehört der Formenreihe von Bombax glaucescens
Sw. (ETTINGSHAUSEN, Bombaceen Taf. 2, Fig.1 und Taf. 4, Fig. 2)
und Chorisia speciosa St. Hil. (ibid. Taf. 1) an. Bei der letz-
teren finden wir alle Merkmale des anscheinend lederartigen Blattes
von Bornstedt wieder. Die langsame Zuspitzung oben und unten,
der nach oben sich schnell verfeinernde Hauptnerv, die Unsymmetrie
der beiden Blatthälften, die besonders deutlich am unteren Theile
der Figur hervortritt, der Verlauf der Secundärnerven, die scharfen
Sägezähne und die Lage der grössten Breite des Blattes etwa in
der Mitte, das sind beiden gemeinsame Merkmale. Das fossile
Blatt unterscheidet sich kaum durch,.die schlankere Gestalt, die
längere Spitze und die unter wenig spitzerem Winkel entsprin-
genden Secundärnerven.
Demselben Typus gehören an:
1. Bombaw chorisiaefolia Ett. (Bilin III, pag. 11, Taf. 42,
Fig. 2, 4, 5 und Sagor II, pag. 186), von Sagor, Kutschlin
und Trifail.
2. Bombaw Neptuni Ung. sp. (siehe weiter unten), von
Bornstedt und Radobo).
[303] Bornstedt. 145
3. Bombax sagorianum Ett. (Wien pag. 21, Taf. 4, Fig. 3
und Sagor II, pag. 186), von Sagor.
4. Juglans egregia Lesqg. (foss. flor. of the S. Nevada
pag. 36, tab. 9, fig. 12, non tab. 10,.fig. 1), von Chalk
Bluffs, Nevada County, Californien, welche sich von unserem
Blatte nur durch zahlreichere Secundärnerven unterscheidet.
Die drei lebenden Arten der Gattung Chorisia sind auf das
tropische Amerika beschränkt. Die Gattung Bombax umfasst
10 Arten, und zwar 2 asıatische (Bombax malabrieum De C. und
insigne Wall. im tropischen Monsungebiete) und 8 amerikanische.
Die lebenden Arten vom Typus Bombax glaucescens Sw. gehören
dem tropischen Amerika an.
Die nächst verwandten fossilen Arten sind:
1. Juglans egregia Lesq., Chalk, Blufis, Nevada County.
2. Bombax chorisiaefolia Ett.: Unter-Miocän (Trifail, Kutsch-
lin und Sagor).
Bombax Neptuni UNGER sp.
Taf. 11, Fig. 10.
Samyda Neptuni Unser, Gen. et spec. plant. foss. pag. 443 (1850).
Cupania » » Sylloge I, pag. 35, Taf. 15, Fig. 7, S; Taf. 16, Fig. 1—4
(1861).
Bombax » Errmessausen, Beitr. zur Keuntn. der foss. Flora von Radoboj
pag. 886, Taf. 3, Fig. 17 (1370).
Cupanites » _ ScHimeer, traite de pal. veg. III, pag. 171 (1874).
Folia digitata (?), foliola petiolata, magna, oblonga vel
obovato-oblonga, obtuse vel acute et sat subito acuminata, basi
inaequilaterali, toto fere margine vel solum e medio ad apicem acute
serrata. Nervi secundarü sub angulis 45 — 55° egredientes, sub-
arcuati, apice ewxtus ramosi, arcuato-anastomosati, arcubus
a margine distantibus.
Unser Blatt erinnert am meisten an Sylloge Taf. 16, Fig. 3.
Es hat mit den UnGer’schen Blättern vor allem gemein die dicht
gedrängten Sägezähne, die schon in grosser Entfernung vom Blatt-
10
146 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [304]
rande auftretende, wiederholte Gabelung der Secundärnerven und
das von den ebenso deutlichen Tertiärnerven gebildete grobe
Maschennetz.
Die Gattungen Samyda und Saurauja, zu denen diese Blätter
früher gestellt wurden, unterscheiden sich durch den abweichenden
Verlauf der Secundärnerven. UNGER brachte sie später zu Cupania,
deren Fiederblätter in der That recht gut zu den fossilen Blatt-
resten passen. ETTINGSHAUSEN zog darauf einen Theil der UnGER’-
schen Blätter (Sylloge Taf. 15, Fig. 7—8) zu Bombax, indem er
die grosse Aehnlichkeit derselben mit Bombax glaucescens Sw.
(ETTINGSHAUSEN, Bombaceen Taf. 2, Fig. 1) und Chorisia speciosa
St. Hil. (ibid. Taf. 1) hervorhob. Da die Blätter l.c. Taf. 16,
Fig. 1—4 von den übrigen nicht zu unterscheiden sind, müssen
wir vorläufig sämmtliche vereinigt als eine Bombax- Art betrachten,
bis spätere Funde von zusammengesetzten Blättern eine sichere
Gattungsbestimmung ermöglichen.
Cupania Neptuni Engelh. (Flora der Braunkohlenform.
im Königr. Sachsen pag. 25, Taf. 7, Fig. 1) hat entferntstehende
Zähne und kräftige Secundärnerven.
Verbreitung unserer Art:
Unter-Miocän: Radoboj.
Unter-Oligocän: Bornstedt.
Celastrineae.
(?) Celastrus elaenus UNGER.,
Hexer, Bornstedt pag. 20, Taf. 4, Fig. 11 (1870).
Die Gattungsbestimmung der zu dieser schlecht begründeten
Art gebrachten Blätter ist unmöglich. Daher haben alle diese
Blätter für die Beurtheilung eimer Flora keinen Werth. Das
Blatt Fig. 12 in Hser, Bornstedt, weicht von den übrigen der-
selben Art ab.
[305] Bornstedt. 147
Celastrus minutus nov. spec.
Taf. 11, Fig. 11— 13.
Folia subcoriacea, parva, lineari-lanceolata, utrinque
sensim attenuata, remote et argute serrulata; nervi secundarü
angulis acutissimis orientes, camptodromt.
Blattbruchstücke dieser Art sind bei Bornstedt häufig ge-
funden worden. — Blätter von gleicher Form und Nervatur sind
charakteristisch für zahlreiche Celastrineen, so für Evonymus
americanus L. var. angustifolius Parsch., Maytenus boaria Mol.
var., Celastrus sp. Nov. Holl. (ETTINGSHAUSEN, Apetalen Taf. 7,
Fig. 11— 15) und ein mit Ilex salieifolia Jacq. bezeichnetes Exem-
plar eines südamerikanischen Strauches im Königl. Herbarium,
welcher nach Reıss (Bemerkung an dem gepressten Exemplar)
jedoch zu Celastrus gehört. Die Blätter des letzteren lassen sich
von den fossilen Blättern nicht unterscheiden.
Die verwandte fossile Art Celastrus stygius Heer (flor.
tert. Helv. III, pag. 68, Taf. 121, Fig. 53 und 54) hat kürzere
Blätter mit stumpferen Zähnen.
Verwandte Art:
Celastrus stygius Heer: Öber- Oligocän (Monod).
Rhamneae.
Zizyphus Leuschneri nov. spec.
Taf. 19, Fig. 11.
Siehe diese Abhandl., Eisleben.
Das abgebildete Blatt dieser bei Bornstedt seltenen Art stimmt
am besten mit Taf. 25, Fig. 7—10 von Eisleben überein.
10*
148 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [306]
Anacardiaceae.
Anacardites eurta WATELET sp.
Taf. 19, Fig. 8— 10.
Banksia curta Wıserer, Paris pag. 159, tab. 52, fig. 13 (1866).
(@) » lobata Warerer, ibid. pag. 160, tab. 52, fig. 14.
Folia pinnata (?), Foliola subcoriacea, breviter petiolata, ovata
vel oblonga, acuminata, basi attenuata, sparsim et argute serrulata.
Nervus primarius validus, nervi secundarii numerosi, paulum
eurvatı, angulo acuto vel subrecto orientes, partim craspedo-
dromi partim marginem non attingentes, furcati, inter se
conjuncti; nervi tertiariı angulo subrecto orientes dictyo-
dromi.
Der Nervationscharakter der drei bis jetzt gefundenen Blätter
dieser Art ist in der Jetztwelt auf nur wenige Pflanzen beschränkt.
Comocladia dentata Jacg.
Blätter. mit fast senkrecht abzweigenden Se-
eundär- und Tertiärnerven finden wir aus-
schliesslich in der Familie der Anacardia-
ceen, und zwar häufig bei Rhus (namentlich
“in der Formenreihe von Rhus paniculata
Wall.), Anacardium und Comocladia. Zu
der letzten Gattung oder in deren Nähe
muss die Bornstedter Pflanze gebracht wer-
den, da unter allen Anarcardiaceenblättern
des Königlichen Herbariums diejenigen von
Comocladia dentata Jacg. die grösste und
überraschendste Uebereinstimmung zeigen.
Die Gestalt der lederartigen, feingezahnten
Fiederblätter ändert mit der Lage derselben
ab; die unteren sind gedrungen, eiförmig (wie
unsere Fig. 8), die folgenden langgestreckt
(wie Fig. 10), die oberen kürzer und schmaler.
Der Blattstiel ist kurz und breit, der Mittel-
nerv sehr kräftig. . Die nur wenig gekrümmten
[307] Bornstedt. 149
Secundärnerven laufen in die Zähne oder theilen sich dicht am
Blattrande und verbinden sich durch Gabeläste. Die zahlreichen,
fast rechtwinklig entspringenden Tertiärnerven lösen sich (wie in
Fig. 10) netzartig auf. Den Secundärnerven laufen immer vom
Hauptnerv ausgehende Tertiärnerven parallel.
Banksia curta Wat., mit keiner lebenden Banksia- Art
vergleichbar, zeigt alle charakteristischen Merkmale unserer Blätter,
so dass wir sie trotz des schlechten Erhaltungszustandes mit
diesen identificiren können. Banksia lobata Wat., ein noch
weniger gut erhaltenes Blattstück, hat zu unserer Fig. 8 die
nächsten Beziehungen.
Die nächst verwandten Arten sind
Anacardites alnifolius Sap., Et. I, pag. 201, tab. 2, fig. 1
(Untere Lignitgruppe Südfrankreichs),
» speetabilis Sap., ibid. pag. 281, tab. 13, fig. 5 und
» spondiaefolius Sap., ibid. pag. 282 von Aix.
Aehnliche Blatttypen:
l. Dryandroides laevigata Heer (flor. tert. Helv. II,
pag. 101, Taf. 99, Fig. 6) hat dieselbe Gestalt und die gleiche
Anordnung der Secundärnerven wie unsere Fig. 10. Das feinere
Netzwerk weicht von demjenigen bei (omocladia ab.
2. Phyllites rectinervis Heer (flor. tert. Helv. III, pag. 135,
Taf. 140, Fig. 50), am meisten an unsere Fig. 10 erinnernd, war
ganzrandig und dünnhäutig. Nur die Secundärnerven sind er-
halten. i
3. Ailanthus dryandroides Heer (flor. tert. Helv. III,
pag. 87, Taf. 127, Fig. 31 und 32; Taf. 154, Fig. 35) weicht
durch die charakteristische Bildung des Maschennetzes ab. Das-
selbe gilt von
4. Samyda borealis Heer (non Une.) (ibid. pag. 32,
Taf. 108, Fie. 9).
5. Phyllites crassinervis Heer (ibid. pag. 134, Taf. 140,
Fig. 45) besitzt die wesentlichen Merkmale von Comocladia, ist
aber ganzrandig und an der Spitze abgerundet.
150 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [308]
6. Plumeria neriifolia Web. (Palaeontogr. IV, pag. 150,
Taf. 27, Fig. 4—5) scheint den Nervationscharakter von Como-
cladia zu besitzen. Die Enden der Secundärnerven sind nicht
deutlich wiedergegeben.
Das Verbreitungsgebiet der 4 lebenden Arten von Comocladia
ist das tropische Amerika. Comocladia dentata Jacq. gehört den
westindischen Inseln an.
Verbreitung unserer Art:
Unter-Oligocän: Bornstedt.
Unter-Eocän: Belleu, (?) Pernant.
Nächst verwandte fossile Arten:
1. Anacardites alnifolius Sap.: Unter-Oligocän(?) (» Lignites
inf.« in Südfrankreich).
2. Anacardites spectabilis Sap.:
3. » spondiaefolius Sap.: ae)
Juglandeae.
Conf. Juglans Leconteana LESQUEREUX.
Taf. 19, Fig. 7.
Juglans Leconteana Lesquzrkux, tert. flor. pag. 235, tab. 54, fig. 10 —13 (1978).
» rugosa LEsQuErEux e. p., ibid. pag. 286, tab. 54, fig. 5, 14.
» rhamnoides Lesausrevx, ibid. pag. 284, tab. 54, fig. 6—9.
Das abgebildete Blatt stimmt mit der amerikanischen Art
überein. Es hat die Grösse und Gestalt von Fig. 12 (tert. flor.).
Da in der Jetztwelt ähnliche Blätter bei zahlreichen Familien
wiederkehren, lässt die Identität eines einzigen Blattes mit der
amerikanischen Art nicht chne Weiteres eine Gleichheit der
Arten zu.
Juglans rugosa und rhamnoides lassen sich von Jugl. Leconteana
nicht unterscheiden. LESQUEREUX vermuthet, dass alle drei nur
Varietäten von Juglans acuminata Al. Br. sind. Die fossilen Blätter
passen besser zu Diospyros, zumal da Diospyros acuminata und
virginiana ganz ähnliche Blattformen aufweisen,
[309]
Bornstedt. 151
Verbreitung:
Unter-Oligocän: (?) Bornstedt.
Amerikanisches Tertiär:
\ zweite Gruppe: Evanston (Wyom.);
erste Gruppe: Marschalls Mine (Co-
lorado), Spring Canon (Montana),
Black Buttes (Wyoming), Point of
Rocks (Wyoming).
Myrtaceae.
Myrtus amissa Heer.
Hexer, Bornstedt pag. 18, Taf. 2, Fig. 2; Taf. 3, Fig. 4b; Taf. 4, Fig. 8, 9 (1870).
(531
Unbestimmbare Pflanzenreste.
. Taf. 8, Fig. 5, ein Farnkrautbruchstück von dick -leder-
artiger Beschaffenheit, welches sich von Pteris Prest-
wichii Ett. et Gardn. (Fig. 6) durch die Grösse und die
einfachen oder nur einmal gegabelten Seitennerven unter-
scheidet.
Taf. 14, Fig. 8, unbestimmbare Frucht von Quereus.
Taf. 19, Fig. 1. Der Blattrest erinnert am meisten an
Celastrus Persei Heer (mioc. balt. Flora Taf. 10, Fig. 8)
von Rixhöft und an die Blätter mehrerer lebenden Sym-
plocos- Arten, namentlich diejenigen von Sympl. pyrifolia
Wall. (Fig. 1a).
Taf. 19, Fig. 2 erinnert am meisten an Juglans bilinica
Ung. Zu derselben Gattung gehört wahrscheinlich ein
4°® Janges und 6”" breites Blüthenkätzchen.
Taf. 19, Fig. 6 erinnert an Tetrapteris harpyarum Ung,.,
Cornus platyphylla Sap. und Banisteria sotzkiana Ett. Am
besten passt es zu den Blättern von Quercus cinereoides
Lesq.
Taf. 19, Fig. 12 — 14, unbestimmbare Früchte.
152 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. 310]
7. Eucalyptus haeringiana Heer, Bornstedt page. 19, Taf. 4,
Fig. 14.
8. Sapindus multinervis Heer, ibid. pag. 19, Taf. 3, Fig. 11.
9. Cassia phaseolites Heer, ıbid. pag. 21, Taf. 3, Fig. 10.
Kisleben.
Zu diesem Florengebiete gehören der »Segengottesschacht«
und die »Schwarze Minna«, zwei jetzt-verlassene Schächte in der
Nähe von Eisleben. Im Jahre 1878 traf man beim Abteufen des
an der Strasse nach Wimmelburg gelegenen Segengottesschachtes
No. III behufs Kupferschiefergewinnung etwa 6” unter Tage auf
einen gelbbraunen, blätterführenden Thon. Eine Anzahl Kisten
mit diesem Thone übersandte die Mansfelder Kupferschieferbauende
Gewerkschaft bereitwilligst dem Halleschen Museum und der geo-
logischen Landesanstalt. Beide Sendungen erwiesen sich ausser-
ordentlich reich an Blättern, Blüthen und Früchten, und haben
fast ausschliesslich das Material zu den hier beschriebenen und
abgebildeten Pflanzen dieser Fundstelle geliefert. Einige recht
interessante Stücke stammen aus den Sammlungen der Herren
Dr. Mentıs, Dr. Heise, KAUTZLEBEN und STEINICKE.
Die Lagerungsverhältnisse der vom Segengottesschachte durch-
teuften Schichten sind nach den brieflichen Mittheilungen des
Herrn Fahrsteigers ZOTTMANN in Eisleben folgende:
Dammerde am
Lehm Am).
Eallbkmer Thon, an, gelbem \ Sonde und Diamandl-
theilchen vermischt er).
Hellbrauner Thon mit Blättern (37).
Schwarzblauer Thon, ebenfalls mit Blattabdrücken;
letztere sind selten und undeutlich (4”).
Dünner Besteg von Braunkohle.
Compakter, hellgrauer Thon (6m),
[31 1] Eisleben. 153
Hellerüner, sandiger Thon, durchsetzt von Dolomit-
bänken (7%).
Unter dieser Ablagerung wurde bis zu 135" Tiefe nur noch
in Gyps abgeteuft, der zuletzt ziemlich fest und von schwärzlichem
Aussehen war. Unter diesem lagert nach früheren Erfahrungen
Anhydrit. Welcher von den verschiedenen Thonen noch zur
Zechsteinformation zu zählen ist, konnte ich aus den mir über-
sandten Notizen nicht entnehmen. Wahrscheinlich gehört der
compakte, hellsraue Thon noch zum Tertiär.
Das Tertiär vom Segengottesschachte scheint mit dem schon
in früheren Jahren aufgeschlossenen, aber jetzt verschütteten Vor-
kommen in der »Schwarzen Minna«< nördlich vom Segengottes-
schachte in Verbindung zu stehen. Eine Anzahl von Blättern
dieser Fundstelle, welche seit langer Zeit im Halleschen Museum
aufbewahrt werden, stimmt der Art nach vollständig mit denen
vom Segengottesschachte überein. Der dunkelblauschwarze Thon,
in welchem sie liegen, ist ausserdem dem ebenfalls pflanzen-
führenden, schwarzblauen Thone des Segengottesschachtes so ähn-
lich, dass die beiden kleinen, isolirten Tertiärablagerungen als
gleichaltrige und zusammengehörige Bildungen betrachtet werden
mögen. ZINCKEN giebt die Lagerungsverhältnisse der früheren
Grube Schwarze Minna (Physiographie der Braunkohle pag. 631)
wie folgt an:
Sand, zum Theil Schwimmsand (6 Lehtr.).
Grauer, grobschiefriger, sandiger Thon.
Bituminöser Thon mit Blättern und Eisenkiesknollen.
1!/, Echtr. mächtiges Flötz (nach HERTER in Abh.
der naturforsch. Ges. zu Halle IV, pag. 69 bei 10 L.
Tiefe beginnend), welches in seiner oberen Schicht
eisenkiesreiche Lignitstimme, umgeben von aus Wur-
zeln und Blättern hervorgegangener Moorkohle, und
in seiner unteren knorplige Braunkohle führt.
154 Beschreibung der Loealfloren der Provinz Sachsen. [312]
ZincKEN erwähnt das Vorkommen von Knollensteinen, giebt
aber nicht an, in welcher Beziehung dieselben zu den aufgezählten
Schichten stehen. Als äquivalente Bildungen müssen angesehen
werden:
im | in der Grube
Segengottesschacht: Schwarze Minna:
schwarzblauer Thon mit Blät- | bitumimöser Thon mit Blättern
tern; und Eisenkiesknollen;
dünner Besteg von Braunkohle. | 11/, Lchtr. mächtiges Flötz.
Ob die blätterführenden, gelbbraunen Thone vom Segengottes-
schachte dem grauen, sandigen Thone der »Schwarzen Minna«
entsprechen oder noch als ein Aequivalent des bituminösen Thones
mit Blättern zu betrachten sind, lässt sich jetzt nicht mehr ent-
scheiden.
Die Lagerungsverhältnisse der beiden Pflanzenfundstellen lassen
keinen directen Vergleich mit dem übrigen Tertiär der Umgegend
von Halle zu. Es bieten daher nur die Pflanzenreste Anhalts-
punkte zur Bestimmung des Alters ihrer Ablagerungen.
Ueber Pflanzenfunde aus der nächsten Umgebung von Eis-
leben ist bis jetzt Folgendes bekannt geworden. ZINCKEN führte
zuerst aus dem bituminösen Thone der »Schwarzen Minna«
(Physiogr. pag. 632 Anm.) Quercus aspera, (Quercus Hamadryadum,
Phyllites crenulatus und Cinnamomum Rossmaessleri auf. Später
wurden von GÖPPERT (nach einer Mittheilung des Bergassessors
DückER vom 14. April 1869 an ZInckEN [siehe Ergänzungen I
zur Physiographie pag. 183]) noch gefunden und bestimmt: Aspi-
dium lignitum, Laurus Giebeli, Glyptostrobus Ungeri, Quereus dry-
meia, Dryandra aemula und Eugenia. Eine Anzahl der im Halle-
schen Museum aufbewahrten Abdrücke von der »Schwarzen Minna«
sind mit diesen Bestimmungen versehen und bilden wahrscheinlich
die Originale zu den aufgezählten Arten. Die Bestimmungen sind
in allen Fällen ungenau und unbrauchbar. Kein einziges der mir
bekannt gewordenen Blätter von Eisleben konnte auf Quercus,
Laurus oder Glyptostrobus gedeutet. werden.
[313] Eisleben. fi 155
Das Vorkommen von Pflanzen aus dem Segengottesschachte
wurde zuerst durch Herrn Dr. Heınz bekannt, welcher im Jahre
1878 eine Anzahl derselben dem naturwissenschaftlichen Vereine
für Sachsen und Thüringen vorlegte (Zeitschr. für die ges. Natur-
wiss. 1878, pag. 601).
Beschreibung der Arten.
Filices.
Polypodium oligocaenieum nov. spec.
Taf. 20, Fig. 17 und Taf. 28, Fig. 6 und 6a.
Folia subcoriacea, pinnata; segmenta linearia, integra, basi ad-
nata; nervi segmentorum primarü tenues, secundari inconspieut;
sori biseriales, rotundi, easculpti, superficie circumvallati.
Taf. 20, Fig. 17 ist eine nicht gelungene Wiedergabe eines
Wedelstückes. Taf. 28, Fig. 6 stellt ein isolirtes Fiederblättchen
dar, Fig. 6a dasselbe in 3facher Vergrösserung. Der zarte Mittel-
nerv ist hin- und hergewunden. Secundärnerven konnten weder
an den abgebildeten Bruchstücken, noch an zahlreichen isolirten,
mit einer dicken kohligen Rinde bedeckten Fiederblättchen beob-
achtet werden. Die zweireihigen, kreisrunden und schüsselartig
erhöhten Soren sind gegenständig oder wechseln mit einander ab.
Von der Gattung Laccopteris, zu welcher ich unser Farn an-
fangs zu stellen geneigt war (Zeitschr, d. D. geol. Ges. Bd. 32,
pag. 679), unterscheidet es sich durch das Fehlen von sternförmig
angeordneten Sporangien. Soren von napfartiger Gestalt sind
für zwei Sectionen von Polypodium charakteristisch, nämlich
Prosaptia und die Gruppe vom Typus des Polypodium
nigrescens Bl. Erstere hat auf der Unterseite der Fiederblätter
schüsselartig erhöhte Soren (sori ewsculpti), letztere vertiefte Soren
(sori impressi). Unser Farn gehört sonach zu der Section
Prosaptia, deren Arten den Tropen angehören und von Ceylon
156 Beschreibung der Localflloren der Provinz Sachsen. [314]
bis Tahiti verbreitet sind. Eine sehr nahe verwandte lebende
Art mit schief gestellten Soren und, analog der fossilen Art,
kaum erkennbaren Secundärnerven ist Polypodium obliquatum Bl.
(Taf. 28, Fig. 6A stellt ein Wedelstück aus der Sammlung des Herrn
Dr. Kunn dar).
Nephrodium acutilobum nov. spec.
Taf. 20, Fig. 4 und 4a.
Folia pinnata (2), pinnae lineares, pinnatijidae; pinnarum lobi
ovali, acuminati, serrulati. Nervi loborum primarüi angulo 60°
orientes, nervi secundarü bi-vel tripartiti. Sori reniformes, ramis
superioribus adfiwi.
An den Bruchstücken dieses nicht häufig vorkommenden Farn-
krautes bemerkt man mit blossen Augen nur die von den Soren
herrührenden, nierenförmigen Vertiefungen, welche in 2 Reihen
angeordnet sind und zwar, so dass die Längenrichtungen der
Soren der auf einander folgenden Reihen rechtwinklig gegen ein-
ander geneigt sind. Erst mit der Lupe erblickt man die zahl-
reichen, in winzigen Zähnen endigenden, ein- oder mehrmal ge-
gabelten Secundärnerven. Die Soren werden von dem obersten
Aste eines Nervenbündels getragen.
Die Gattung Nephrodium, die hier allein in Betracht kommt,
wird nach der Nervatur in 4 Sectionen getheilt: Zastraea, Eune-
phrodium, Pleocnemia und Sagenia. Unter diesen besitzt die
Section Lastraea zu unserem Farn die nächsten Beziehungen.
Nephrodium syrmaticum Bak. (HoOKER, synopsis fil. pag. 272
— Lastraea spectabilis J. Sm. in ETTINGSHAUSEN, Farnkräuter
pag. 150, Taf. 115, Fig. 4, 7, 8) stimmt mit ihm im Wesent-
lichen überein. Die bisher bekannt gewordenen fossilen Lastraea-
Arten haben einfache Seitennerven. Nephrod. syrmaticum Bak.
ist von Indien über Ceylon, Malakka bis zu den Philippinen ver-
breitet.
[31 5] Eisleben. 157
Hypolepis elegans nov. spec.
Taf. 20, Fig. 5, 5a, 6, 6a, 6b.
Frons pinnata, pinnae oblongae, pinnatindae; pinnarum lobi
ovati, acuminati, margine serrulati; nervi loborum secundarli fur-
cati. Sori terminales, in apice nervorum, distineti, margine
revoluto indusiiformi occultati.
‘
Die beiden abgebildeten Bruchstücke sind die einzigen bis jetzt
gefundenen Exemplare dieser Art. Fig. 5 stellt ein unteres, Fig.6 ein
oberes Fiederstück dar, welches leicht als Fortsetzung des ersteren
gedacht werden kann. An der Stelle der tiefsten Einbuchtung
des fiederspaltigen Blattes (Fig. 6) oder noch am Rande der
Fiederläppchen selbst (Fig. 5) liegen die noch gut erhaltenen
Fruchthäufchen am Ende eines seitlichen Nervenastes (Fig. 6a).
Die körnige Masse derselben wird von dem zurückgeschlagenen,
zum Indusium umgewandelten Blattrande (Fig. 6b) bedeckt. Da-
durch unterscheidet sich unser Farn von Davallia und Dicksonia,
deren Arten in der Laubbildung und der Art der Befestigung
ihrer Soren oft übereinstimmen. Dagegen besitzen Cheilanthes
und Hypolepis, zwei auf Grund anatomischer Merkmale im
Systeme weit von einander getrennte Gattungen, gleichgebaute
Sori. Aus unseren beiden Bruchstücken lässt sich die Gattung
noch nicht mit voller Sicherheit bestimmen. Der Umstand aber,
dass alle Cheilanthes- Arten bis auf zwei, Cheil. viscosa Link und
Bergiana Schl., im Habitus von der fossilen Pflanze abweichen,
während Hypolepis eine grosse Anzahl ähnlicher Formen, wie
Hypolepis repens Presl (ETTINGSHAUSEN, Farnkr. Taf. 101,
Fig. 7; Taf. 103, Fig. 8) aus Brasilien,
> rudis Kunze (ibid. Taf. 101, Fig. 6) von Java,
Endlicheriana Presl (ibid. Taf. 100, Fig. 5)
aus Neuholland,
» aspera Presl (ibid. Taf. 102, Fig.1, 8) vom Cap,
I
aufzuweisen hat, dass ferner die Nerven, welche die Soren tragen,
bei Hypolepis gleich dünn bleiben, während deren Verdickung nach
.
158 Beschreibung der Localtloren der Provinz Sachsen. [316]
dem Rande zu von METTENIUS als Gattungsmarkmal von Che-
lanthes aufgefasst wird, macht es im hohen Grade wahrscheinlich,
dass hier ein fossiler Vertreter von Hypolepis vorliegt. Die Gat-
tung Hwypolepis war bisher nicht fossil bekannt.
Mit Cheilanthes sind 3 Farnkrautreste aus dem Tertiär ver-
einigt worden:
Cheilanthes oeningensis Heer, flor. tert. Helv. I, pag. 153,
Taf. 145, Fig. 9,
» Laharpüi Heer, ibid. I, pag. 37, Taf.10, Fig.3 und
>» primaeva Sap., Et. Suppl. I, 2, pag. 86, tab. 1,
fig. 12.
Die Deutung derselben ist bei dem fast gänzlichen Mangel
an Fructificationen sehr unsicher.
Der Typus von Hypolepis repens Presl gehört den Ilnopen
und Subtropen der alten und neuen Welt an.
Gleichenia saxoniea nov. spec.
Taf. 20, Fig. I, la, 1b: und 2, 2a.
F'rons dichotoma, ramı pinnati, pinnulae lineares vel lanceolato-
oblongae, margine integerrimae vel serrulatae, apice obtusae,
basi tota adnatae. Nervus primarius e rhachi angulo recto
exiens, tenwis; nervi secundarii angulo acuto egredientes, cata-
dromi, simplices, tertiarü catadromi, arcuati, simiplices vel furcati,
ewteriores receptaculum punctiforme sustinentes.
Die Gleichenien, so verbreitet in der Kreide und der Jetzt-
welt, hatten bis jetzt nur einen einzigen Vertreter, die englische
Gleichenia Hantonensis Waklyn sp., aus dem Tertiär aufzuweisen.
Unsere beiden Arten liefern den besten Beweis für das Vorhanden-
sein der sehr alten Farngattung auch in unseren Ablagerungen
und stellen neue verbindende Glieder dar zwischen den lebenden
Arten und denen der Kreideschichten.
Unsere Art, von der bis jetzt nur das abgebildete Bruchstück
im Thone des Segengottesschachtes gefunden worden ist, steht der
Gleichenia Hantonensis Waklyn sp. (ErrinGsHAausEn and
[317] Eisleben. 159
GARDNER, Brit. Roc. flora II, pag. 43, tab. 6; tab. 10, fig. 2— 4)
aus dem Eocän von Bournemouth sehr nahe. Die Unterschiede
sind so gering, dass spätere Funde wahrscheinlich die Identität
beider Arten ergeben werden.
Die Unterschiede sind folgende:
@Gleichenia sawonica Gleichenia Hantonensis
nov. spec. Waklyn sp.
1. Blattfiedern auf der Spindel Blattfiedern unter spitzem Win-
senkrecht stehend. | kel (beil.c. tab.10, fig. 2—3
auch unter rechtem Winkel)
von der Spindel abgehend.
2. Blattfiedern ganzrandig oder | Blattfiedern ganzrandig oder ge-
gesägt. kerbt.
3. Secundärnerven einfach, auf | Secundärnerven einfach, seltener
der Aussenseite stets 1, auf
der Innenseite 2 Aeste (wie bisweilen 2—3, innen 2—4
in ETTINGSHAUSEN andGARD- | (gewöhnlich 4) Seitenäste aus-
NER, 1. c. tab. 6, fig. 5), in
dem oberen Blatttheile jeder- |
seits 1 Seitenast aussendend. |
gegabelt, aussen gewöhnlich 1,
sendend.
4. Sori auf dem Aussenaste Sori auf. dem untersten Aussen-
unterhalb der Mitte. | aste unterhalb der Mitte, an
| grösseren Blattfiedern zugleich
| auch auf dem innersten Innen-
aste.
Die Ranken und Haken, welche ETTINGSHAUSEN und GARDNER
an dem englischen Farn beobachtet haben, fehlen unserer Art so-
wohl als deren sämmtlichen lebenden Verwandten.
Das Blättchen Fig. 2 muss mit Fig. 1 vereinigt werden, denn
es hat die Nervatur (Fig. 2a), die breite Basis und den ungesägten
Rand der oberen Blattfiedern von Fig. 1. Die Sori sind punkt-
förmig und lassen sich bei stärkerer Vergrösserung nicht wie an
der englischen Art in mehrere sternförmig angeordnete Kapseln
auflösen.
160 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [318]
Unsere Pflanze gehört zu demjenigen Typus von Gleichenia,
dessen Spindel unterhalb der Gabelung nicht belaubt ist, und be-
sitzt unter den hierher gehörigen Formen die nächsten Ver-
wandten in den Arten mit wiederholt gegabelter Spindel. Die
letzteren haben stets mehrfach, die übrigen Typen nur einmal ge-
gabelte Seitennerven. — Der lebende Vertreter unserer Art sowohl
als der @leichenia Hantonensis ist @leichenia (Mertensia) dicho-
toma Hook. (ETTINGSHAUSEN, Farnkr. Taf. 165, Fig.5, non Taf. 167,
Fig. 3, 7--9). Unter jeder Gabelung zweigt von der Hauptspindel
jederseits ein Fiederast ab, wie in Fig. 1 unten. Die Länge der
Blattfiedern ist schwankend. Die an der Innenseite der Gabel-
äste sitzenden Blättehen sind sehr kurz (wie Fig. 2), die an der
Aussenseite befestigten länger, gekerbt (wie bei @l. Hantonensis)
bis fiederspaltig. Die diesem Typus angehörenden lebenden Ver-
treter (Mertensia) haben ganzrandige Blattfiedern. Ihr Verbrei-
tungsgebiet sind die Tropen und Subtropen der alten und neuen
Welt.
Verbreitung unserer Art:
Unter-Oligocän: Segengottesschacht.
Nah verwandte fossile Art:
Gleichenia Hantonensis Wakl. sp.: Mittel-Eocän (Bourne-
mouth).
Gleichenia suberetacea nov. sp.
Taf. 20, Fig. 3a—c.
Folia pinnata, pinnulae lineari-lanceolatae, confertae, basi
connatae, angulo acuto orientes serrulatae. Nervus pinnu-
larum medius tenwis; nervi secundarii tenwissimi, bifurcati
arcuati, rami superiores soriferi; sori radialiter partiti.
Das nur einmal gefundene Farnkraut gehört nach dem Habitus
und der Beschaffenheit der Soren zu den Gleichenien, und zwar
zum Typus Gleichenia flabellata Br. (ETTINGSHAUSEN, Farnkr.
Taf. 168, Fig. 8; Taf. 169, Fig. S—-9) mit, ganz belaubter Spindel.
o-
[319] Eisleben. 161
Die Fiederblättchen sind bei den Arten dieser Gruppe unter
spitzem Winkel gegen die Spindel geneigt, am Grunde mit ein-
ander verbunden und am Rande fein gesägt; die Secundärnerven
sind nur einmal gegabelt, die Fruchthäufchen bestehen aus nur
4 Kapseln. Unsere Art steht daher in der Mitte zwischen dem
Typus Gleichenia jlabellata und demjenigen, dessen Spindel unter-
halb der Gabelung nicht belaubt ist. Sie hat mit ersterem die
Randbeschaffenheit und Stellung der Fiederblättchen, mit letzterem
die Nervatur und Fructification gemein.
Die nächst verwandte fossile Art, Pteridoleimma Ko-
ninckianum Deb. et Ett. (die urweltl. Acrobryen des Kreidegeb.
von Aachen und Mastricht pag. 40, Taf.5, Fig. 4) stammt aus
dem der oberen Kreide angehörenden Aachener Sande. Die Art
der Befiederung, die Gestalt der Fiederblättchen, die Nervatur und
die Lage der Sori gleichen denen unserer Pflanze Auch die
Sori selbst der beiden Farne weichen nicht von einander ab,
da die Beschreibung derselben bei DEBEY und ETTINGSHAUSEN:
»etwa 3/2" im Durchmesser haltende, tief eingesenkte, rundliche
Höhlungen, deren Grund ziemlich regelmässig durch äusserst
feine, vorspringende Wände gefächert ist«, recht gut auch auf die
sternförmig gekammerten Sori unserer Art (Fig. 3c) passt. Will
man auch der grösseren Dicke der Spindel bei der Kreidepflanze
den Werth eines unterscheidenden Merkmales beilegen, so liegt
hier doch der seltene Fall einer fast vollständigen Uebereinstim-
mung einer Tertiärpflanze mit einer Kreidepflanze vor. — Eine
zweite, ebenfalls verwandte Form, Pteridoleimma Elisabethae
Deb. et Ett. (l.c. pag. 42, Taf. 5, Fig. 5 —9) gehört auch der
Aachener Kreide an.
Der Typus @leichenia flabellata Br. ist über die Tropen
und Subtropen der alten und neuen Welt, besonders der südlichen
Hemisphäre, verbreitet. Gleich. flabellata selbst ist auf Neu-
Holland, Tasmanien, Neu -ÜOaledonien und Neu - Seeland be-
schränkt.
Vorkommen unserer Art:
Unter-Oligocän: Segengottesschacht.
11
162 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [320]
Verwandte Arten:
Pteridoleimma Koninckiana Deb. et Ett.:
| &
> Elisabethae Deb. et Ett.: obere ete (een)
Osmunda lignitum GIEBEL sp.
Taf. 20, Fig. 8.
Siehe diese Abhandl., Stedten pag. 41.
Der kümmerliche Rest ist hinreichend erhalten, um das Vor-
handensein dieser Art in der Eislebener Flora zu beweisen.
Vorkommen: Segengottesschacht.
Coniferae.
Pinus typus Pinaster.
Kiefernadeln vom Typus Pinaster wurden häufig beobachtet.
Leider waren die Bruchstücke so klein (2—4°“ lang) und die
Oberfläche derselben so schlecht erhalten, dass eine Bestimmung
unmöglich war.
Myricaceae.
Myrica angustata SCHIMPER.
Taf. 21, Fig. 6, 7, 8, 10, 12.
Siehe diese Abhandl., Bornstedt pag. 96, Taf. 11, Fig. 14 und Dörstewitz Taf. 29,
Fig. 11.
Myrica angustata Scrumeer, traite de pal. veg. II, pag. 550 (1870 — 72).
» » SAPORT; & It. Suppl. II, Ann. d. sc. nat. 5. ser., XVII, pag. 26,
tab. 5, fig. 4; tab. 6, fig. 7 (1873).
» linearis SAroRıA, Kt. I, &, ibid. 4. ser., XVII, pag. 234, tab. 6, fig. 2
(1862).
Myricophyllum gracile Sarorra, ibid. pag . 255, tab. 10, fig. 1 (1862).
» zachariense Saror 233 lüt. I, 5, Ann. d. sc. nat. 4. ser., XIX,
pag. 22; I, 6, ibid. pag. 66, tab. S, fig. 2 (1863).
» » Sarorta, Tit. Il, 2, ibid. 5. ser., III, pag. 103 (1865).
[321] Eisleben. 163
Folia petiolata, linearia vel lanceolato-linearia, longe
acuminata, in petiolum angustata, argute denticulata. Nervi
secundarü numerosi, angulo aperto orientes, leviter curvati, brochido-
dromi et craspedodromi.
Unser Blatt Fig. 7 ist beträchtlich grösser als Et. I, 4, tab. 10,
fig. 1 von Aix, stimmt aber mit demselben in Gestalt und Nervatur
(besonders mit der Vergrösserung Taf. 10, Fig. 1A bei SAPORTA)
vollständig überein. Die Blätter Fig. 6, 8, 10 und 12 und das
von Bornstedt Taf. 11, Fig. 14 erinnern an manche Blätter von
Lomatites aquensis Sap. (Et. I, 4, Ann. 4. ser., XVII, pag. 253,
tab. 7, fig. 10; Et. III, 3, Ann. 5.ser., VIII, pag. 86, tab. 9,
fig. 1—4 und Suppl., Ann. 5. ser., XVIII, pag. 52, tab. 9,
fig. 17—19; tab. 10, fig. 1), unterscheiden sich aber durch eine
langsame Verschmälerung nach oben (Lom. aquensis hat immer
eine für Proteaceen charakteristische, plötzliche Zuspitzung auf-
zuweisen) und eine schlankere Zuspitzung des Blattgrundes. Bei
Lom. aquensis und der von SAPORTA mit dieser Art zum Theil ver-
einigten Grevillea Kymeana Ung. (Kumi Taf. 8, Fig. 16, 17, 20— 24,
26 — 27) ist der Blattrand immer ein wenig convex und die Basis
setzt an dem kurzen Blattstiele deutlich ab.
SAPORTA stellte anfangs die als Myricophylium beschriebenen
Blätter zwischen Banksia und Myrica, glaubte sie aber noch bei
den Proteaceen unterbringen zu müssen; später vereinigte er die
früher getrennten Arten unter der von SCHIMPER gewählten Art-
bezeichnung mit Mwyrica.
Unsere Art gehört nach SArorTA zu dem lebenden Typus
Myrica aethiopica L. (in Südafrika vom Zambesi bis zum Cap der
guten Hoffnung), zu welchem ausserdem die unten genannten Arten
zu stellen sind. |
Die Blätter von Banksia haeringiana Ett. lassen sich von
manchen Blättern unserer Art kaum unterscheiden. Leider ist
in den zahlreichen Abbildungen zu der ErrinGsHAusen’schen Be-
schreibung der Flora von Häring keine Spur von Seitennerven
wiedergegeben.
11*
164 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [322]
Das schlecht erhaltene Blatt von Myrica apiculata Sap.,
Sezanne tab. 4, fig. 5, ist wahrscheinlich mit Dryophyllum lineare
Sap. zu vereinigen.
Verbreitung unserer Art:
Mittel-Oligocän: St. Jean-de-Garguier (selten), St. Zacharie
(häufig), Gyps von Gargas.
Unter-Oligocän: Segengottesschacht (häufig), Schwarze Minna,
Bornstedt, Dörstewitz; Aix (selten).
Verwandte Arten:
1. Myrica anceps Sap.: Mittel-Oligocän (St. Zacharie).
2. » Saportana Schimp.:
3. » sinuata Sap.: , Unter-Oligocän (Aix).
4
» ihieifohä Sap.:
Ulmaceae.
Conf. Planera Ungeri ErTinGSsHAusEn.
Taf. 26, Fig. 2—3.
Gleiche Blätter von derselben Grösse, welche unzweifelhaft zu
Planera Ungeri Ett. gehören, haben HEER (flor tert. Helv. Taf. 80)
und ETTINGSHAUSEN (Bilin I, Taf. 15, Fig. 15, 16, 18, 19) ab-
gebildet. Eine Vereinigung mit dieser Art ist erst dann möglich,
wenn neben den kleineren Blättern in der Eislebener Flora auch
grössere Blätter, wie sie an anderen Orten häufig sind, beobachtet
werden können. — Planera Ungeri ist eine weit verbreitete Art,
deren Blätter so mannigfaltig gestaltet 'sind, dass eine scharfe Art-
umgrenzung sehr schwierig ist. Planera longifolia Lesg. (tert.
flor. pag. 189, tab. 27, fig. 4—6) ist von Planera Ungeri Heer
(flor. tert. Helv. Taf. 80, Fig. 17a) nicht zu unterscheiden.
Blätter, wie auf unserer Taf. 26, Fig. 2 und 3, besitzt die
lebende Ulmus parvifolia = Japonica).
[323] Eisleben. 165
Cannabineae.
Cannabis oligocaenica nov. spec.
Taf. 21, Fig. 16, 17 und Taf. 26, Fig. 1.
Folia qwinque-digitata, foliola lanceolata vel linearia, bre-
viter petiolata, basi breviter, apice sensim attenuata, acute serrata,
interiora symmetrica, exteriora basi inaequwlateri. Nervi secun-
darii numerosi, angulo acuto egredientes, leniter curvati, craspedo-
dromi, inter se et margini dentium inferiori parallel.
Unter allen mir bekannten Blättern von lebenden Pflanzen
zeigen die von Uannabis sativa L. die grösste Uebereinstimmung
mit den fossilen Blättern. Die Blätter von Ampelopsis quinque-
Jolia, auf welche unsere Blattreste dem Habitus nach besser passen,
unterscheiden sich durch die Art der Nervatur, indem die Secundär-
nerven erst nach ihrer Verbindung mit einander Seitenäste in die
Zähne absenden. Die Theilblätter von Cannabis sativa L. sind
oben und unten langsam zugespitzt, die inneren Blätter kurz ge-
stielt, die äusseren mit unsymmetrischer Basis am gemeinsamen
Blattstiele sitzend. Die Mittelnerven nehmen nach oben zu schnell
an Stärke ab, die Secundärnerven laufen zuletzt dem Rande parallel
in die Zähne. Die Tertiärnerven, an den fossilen Blättern nicht
sichtbar, sind an der lebenden Art so zart, dass sie mit unbewaff-
netem Auge kaum bemerkt werden können. Im Allgemeinen sind
die Blätter von Cannabis sativa schlanker als Taf. 21, Fig. 16 und
Taf. 26, Fig. 1, indem sich Breite zu Länge bei
Cannabis sativa L. der fossilen Art
— er undWwlR38 | — 1:4 und 1:5
verhält. Im Königl. Herbarium aber war mir eine grössere An-
zahl von Formen zugänglich, deren Breiten- und Längenverhältnisse
grösseren Schwankungen unterworfen sind, als die angedeuteten
Unterschiede zwischen der lebenden und fossilen Pflanze betragen.
166 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [324]
Es wurden alle Verhältnisse zwischen 1: 3,4 und 1:10 beobachtet,
und zwar die niedrigen sowohl als die hohen Verhältnisszahlen
in gleicher Häufigkeit. Grössere Abweichungen scheinen nicht an
derselben Pflanze vorzukommen, und es ist möglich, Varietäten mit
kürzeren, breiten und solche mit längeren, schmalen Blättern zu
unterscheiden. Kleinere Schwankungen in den Breiten- und Längen-
dimensionen, z. B. zwischen 1:5 und 1:7, oder zwischen 1:4
und 1:6, oder zwischen 1:6 und 1:8, kommen jedoch an allen
Blättern vor. Es geht aus allen diesen Beobachtungen hervor, dass
nach Analogie der lebenden Pflanzen eine Vereinigung von Fig. 16
und 17 auf Taf. 21 gerechtfertigt ist und das Breiten- und Längen-
verhältniss nicht geeignet erscheint, eine scharfe Grenze zwischen
der lebenden und fossilen Art zu ziehen. Der einzige Unterschied
zwischen beiden beruht nur auf dem Vorhandensein einer längeren
Spitze an den fossilen Blättern.
Die isolirten Theilblätter Taf. 26, Fig. 1, welche sich zwar
von Taf. 21, Fig. 16 unterscheiden, aber dennoch zu unserer Art
gehören, da gleiche Formen wiederholt als Theile eines finger-
förmig zusammengesetzten Blattes beobachtet wurden, besitzen
einige entsprechende Formen in anderen Florengebieten. Calli-
coma microphylla Ett. (Bilin III, pag. 5, Taf. 40, Fig. 14 — 22)
unterscheidet sich dureh das deutliche feine Netzwerk. Die Blätter
von Callicoma microphylla Lesq. (tert. flor. tab. 43, fig. 2—4)
haben eine deutlich abgesetzte Basis, sind aber sonst von den seit-
lichen Theilblättern unserer Art ebenso wenig zu unterscheiden,
wie das fälschlich zur Gattung Myrsine gebrachte Blatt von
Myrsine salicoides Heer (for. tert. Helv. III, pag. 17, Taf. 105,
Fig. 16).
Cannabis besitzt eine lebende Art, Cannabis sativa L., welche
in Indien heimisch ist, aber in vielen Gegenden der gemässigten
und tropischen Zone angebaut wird.
Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht und Schwarze
Minna.
[325] Eisleben. 167
Urticaceae.
Boehmeria excelsaefolia nov. spec.
Taf. 22, Fig. 1—7; Taf. 28, Fig. 12 —13 (2).
Folia subcoriacea, alterna (2), breviter petiolata, oblongo-lanceo-
lata, longe acuminata, basi attenuata, obtuse serrata, tripli-
nervia. Nervi basilares apicem attingentes, margini
paralleli; nervi secundarü remoti, sub angulis acutis orientes,
nervis basilaribus conjuncti; nervi tertiarü e secundarüs sub angulo
subrecto egredientes; nervilli vete lawiusculum formantes.
Die Blätter dieser interessanten Art bilden den Hauptstock
der Flora des Segengottesschachtes. Auch an der »Schwarzen
Minna« müssen sie häufig gewesen sein, da unter den wenigen
von dort stammenden Blättern die meisten zu dieser Art gehören.
Unsere Blätter besitzen die Form und den Nervationstypus
von Urticaceen, vor allem der Gattungen Pouzolzia, Elatostoma
und Boehmeria, von denen auf Taf. 22 charakteristische Vertreter
neben einander dargestellt sind.
1. Pouzolzia nivea, Taf. 22, Fig. B. Die Basilärnerven laufen
dem Rande parallel und werden erst im oberen Drittel durch die
Verbindung mit den Secundärnerven gestört. Die unter spitzem
Winkel abgehenden Seitennerven der unteren beiden Drittel sind
kurz vor der Vereinigung mit den Basilärnerven rückwärts ge-
bogen. Saumläufer entsenden kleine Nervenäste in die Zähne.
2. Elatostoma rupestre Wedd., Fig. C. Die langgezogene
Basis ist unsymmetrisch. Die beiden Basilärnerven werden schon
unterhalb der Blattmitte durch die Verbindung mit den Secundär-
nerven unterbrochen. Das lockere Maschennetz der Tertiärnerven
gleicht dem der Eislebener Pflanze. Ein von der inneren Achsel
der Secundärnerven schief nach oben und aussen laufender Zick-
zacknerv verbindet die auf Haupt- und Secundärnerven senkrecht
stehenden Tertiärnerven. Soweit die ungestörten Basilärnerven
reichen, ist das Blatt ganzrandig. Ein Saumläufer zwischen Rand
und Basilärnerven fehlt.
168 Beschreibung der Localtloren der Provinz Sachsen. [826]
3. Boehmeria macrophylia Don, Fig. A, erinnert in
der Gestalt am meisten an die fossilen Blätter. Die Basilär-
nerven laufen bis ins obere Blattdrittel ohne Unterbrechung.
Der grösste Theil des Blattes ist mit einem deutlichen Maschen-
netz von kubischen Zellen ausgefüllt, und erst, wo im oberen
Drittel die kräftigeren Secundärnerven auftreten, gleicht das
Maschennetz dem von Hlatostoma rupestre. Die Saumläufer gleichen
denen der fossilen Art. — Die Blätter von Boehmeria excelsa
Wedd. (Monogr. der Urticaceen pag. 352), welche mir erst bei
einer nochmaligen Durchsicht der Urticaceen im Königl. Herbarium
auffielen, geben den Nervationscharakter der fossilen Blätter am
besten wieder. Die Secundärnerven treten wie an diesen schon
weit unterhalb der Mitte des Blattes auf, und demgemäss hat das
kubische Maschennetz bis auf den untersten Blattheil dem bei
Elatostoma beschriebenen und auch für die Eislebener Pflanze
charakteristischen Netzwerk Platz gemacht.
Von den zahlreichen Blättern unserer Urticacee sind auf Taf. 22
und Taf. 28, Fig. 12 nur die am meisten von einander abweichenden
Formen abgebildet. Sie unterscheiden sich durch die gedrungenere
oder schlankere Gestalt und durch die schnellere oder langsamere
Zuspitzung der Basis. Die Bruchstücke unserer Art sind leicht
an den charakteristischen Basilärnerven zu erkennen, die ebenso
wie die Secundärnerven an den schlechtesten Abdrücken noch scharf
hervortreten. Die Nerven höherer Ordnung waren nur an wenigen
Exemplaren deutlich sichtbar.
Zu der Familie der Urticaceen dürfen mit Sicherheit nur fol-
gende fossile Blätter gestellt werden:
1. Die Mac Clintockien von Gelinden (SAPoRTA et MARION,
Gelinden pag. 55, tab. 9, fig. 1) und von Atanakerdluk (HEER, flor.
foss. arct. pag. 115, Taf. 15, 16, 47, 48).
2. Urtica miocenica Ett. (Beitr. zur Kenntn. der foss.
Flora von Steiermark pag. 55, Taf. 2, Fig. 21) mit der Gestalt
von Urtica baccifera L. und den für diese Art charakteristischen
Drüsenborsten.
[327] Eisleben. 169
Die Familie der Urticaceen umfasst 38 lebende Genera, welche
bis auf Urtica und Parietaria den Tropen angehören. Von den
38 Arten der Gattung Boehmeria gehört keine beiden Continenten
zugleich an. Unter den wenigen, welche bis in die gemässigte
Zone reichen, sind zwei besonders hervorzuheben, welche von
Nord nach Süd gestreckte Räume einnehmen, Boehm. eylindrica,
vom Wendekreis des Krebses bis Canada hinaufsteigend, und
Boehm. nivea, vom nördlichen China und Japan bis ins tropische
Asien hinabreichend. — Boehm. macrophylla Don ist auf den
Khassiabergen heimisch und steigt am Osthimalaya bis zu 1200”
empor, Boehm. excelsa Wedd. ist auf die Insel Juan Fernandez
beschränkt.
Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht und Schwarze
Minna.
Laurineae.
Cinnamomum Scheuchzeri Her.
Taf. 21, Fig. 15.
Vergl. diese Abhandl., Bornstedt pag. 109.
Das einzige bis jetzt gefundene Blatt dieser Art vom Segen-
gottesschacht erinnert am meisten an flor. tert. Helv. Taf. 91.
Proteaceae.
Dryandra saxoniea nov. spec.
Taf. 21, Fig. 10a— 16; Taf. 28, Fig. 3—5.
Dryandra saxonica, diese Abhandl., Dörstewitz Taf. 29, Fig. 16.
Folia subcoriacea, breviter petiolata, lineari-lanceolata, longe
acuminata, basi angustata, alternatim pinnatifida. Seg-
menta subtrapezoidalia vel subtriangularia, acutiuscula, inter se
conjuncta. Nervus primarius validus; nervi secundarü in utroque
segmento 3 distinctissimi, angulo aperto orientes, paulum arcuati;
nervuli sub angulo subrecto egredientes, rete lawiusculum eformantes.
170 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [328]
Nächst Boehmeria ewcelsaefolia ist dies die häufigste
Pflanze der Eislebener Flora. Die lineal-lanzettlichen, sich nach
oben allmälig verschmälernden Blätter lassen auf eine ehemalige,
derb lederartige Beschaffenheit schliessen. Die Ränder der Lappen
sind convex, nur oben nahe der Spitze gewöhnlich concav. Sämmt-
liche Lappen sind am Grunde mit einander verschmolzen, und
zwar die unteren und oberen mehr als die mittleren. Von dem
kräftigen Mittelnerv treten in jeden Lappen 3 nur wenig gebogene
Secundärnerven ein, deren unterster dem äusseren Rande parallel
läuft, und zartere Parallelnerven, von denen immer einer zwischen
2 Segmenten liegend sich gabelt und in jedes Segment einen Gabel-
ast absendet (Fig. 15 und 16), die übrigen mit noch zarteren, den
Secundärnerven entspingenden Nervillen ein lockeres Maschennetz
bilden. Die zahlreichen Bruchstücke lassen. sich auf 2 Typen
zurückführen:
1. Typus Taf. 20, Fig. 12 und 10a rechts mit mindestens
10” breiten Blättern, trapezförmigen Segmenten und nahezu unter
rechtem Winkel abzweigenden Secundärnerven.
2. Typus Taf. 20, Fig. 10a links mit durchschnittlich
7— 3 (selten 4—6 und 9— 10)”” breiten Blättern, dreieckigen,
nahezu sichelförmigen Segmenten und unter spitzeren Winkeln
entspringenden Secundärnerven.
In Taf. 28, Fig. 4 gehört die untere Partie dem ersten, die
obere dem zweiten Typus an.
Aehnliche Blattformen besitzen Dryandra Schrankii Stbe. sp.
und Comptonia acutiloba Stbg. sp. Auf jene passen am besten
die schmalen, auf diese die über 10”® breiten Blätter unserer Art,
z. B. Taf. 20, Fig. 12. Ein Vergleich mit Originalstücken der
beiden genannten Arten von Häring und Bilin ergab folgende
Unterschiede: 1) Bei Comptonia acutiloba sind die meist
rhombischen und trapezoidalen Lappen in allen Fällen bis
zum Mittelnerv getrennt. 2) Die Blätter von Dryandra
Schrankii sind sehr schmal (gewöhnlich nur 4— 6” breit)
und oben abgestutzt, die Lappen bis zum Mittelnerv ge-
trennt.
[3 29] Eisleben. 171
Die bisher mit Dryandra Schrankü vereinigten Blätter weichen
zum Theil beträchtlich von der zuerst durch STERNBERG (Vers. I, 4,
pag. 22, Taf. 21, Fig. 2) von Häring bekannt gewordenen und
später von ETTINGSHAUSEN (Häring, pag. 55, Taf. 19, Fig. 1-26)
eingehend beschriebenen Art ab. Unter ihnen sind Formen, welche
der Eislebener Pflanze nahe stehen, nämlich:
l. Dryandra Schrankii Ett., Monte Promina pag. 34,
Taf. 14, Fig. 5—6, ca. 7”” breite Blätter, deren schlechter Er-
haltungszustand keinen eingehenderen Vergleich zulässt,
2. Dryandra macroloba und Brongniarti Web. et Wess.
(Palaeontogr. IV, pag. 147, Taf. 25, Fig. 11—12), zwei Blattfrag-
mente, welche recht gut zu unserer Art passen, aber noch ab-
weichende Ergänzungen zulassen.
Dryandroides Roginei Wat. (Paris tab. 53, fig. 6—7),
Dr. Micheloti Wat. (ibid. fig. S— 12) und Dr. irregularis Wat.
(ibid. fig. 13) gehören zu Dryandra, und zwar schliesst sich die erste
eng an Dryandra Schrankü, die beiden letzten (nur eine Art bil-
dend) an unsere Pflanze an. Zeichnung wie Beschreibung liefern
leider keine sicheren Anhaltspunkte zu einem eingehenderen Ver-
gleiche.
Da die lebenden Comptonien in der Gestalt mit gewissen
Dryandren nahezu übereinstimmen, ist es von jeher unmöglich
gewesen, für alle hierher gehörigen fossilen Blätter die passende
Familie zu finden. Die Wahl wird dadurch noch erschwert, dass
noch niemals Fructificationsorgane in directem Zusammenhange
mit den Blättern beobachtet worden sind. Die Unterschiede in
der Textur und Nervatur der lebenden Blätter lassen sich nicht
immer auf die fossilen Blattreste anwenden. Da die Blätter von
Comptonia asplenifolia Banks gewöhnlich lang zugespitzt sind
und diejenigen von Dryandra plötzlich wie abgebrochen endigen,
würden unsere Blätter am besten mit ersteren zu vereinigen sein.
Die Aehnlichkeit der Gestalt wiegt aber bei Weitem nicht die
übrigen Unterschiede auf. Die Lappen der Öomptonienblätter sind
abgerundet und häutig, so dass ihr Rand beim Welken leicht um-
rollt. Zwischen den hin- und hergebogenen Secundärnerven liegt
172 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [330]
ein unregelmässiges Maschennetz ohne deutlich hervortretende
Tertiärnerven. Ganz anders bei Dryandra. Die steifen Seiten-
lappen haben einen scharfen Zuschnitt, die kräftigen Secundär-
nerven sind gerade oder nur wenig gebogen. Ihnen laufen Nerven
parallel, welche sich mit den die Secundärnerven verbindenden
Tertiärnerven zu einem grobmaschigen Netzwerk vereinigen. In
der Nervatur und der Gestalt der Lappen, also in den wichtigsten
Elementen, stimmen unsere Blätter genau mit denjenigen von
Dryandra überein, sie weichen nur ab durch die langsame Zu-
spitzung. Aber auch hierin passen sie nicht ganz auf Comptonien-
blätter, da letztere immer mit einem grossen und langen Blattzipfel
endigen. Wir müssen sonach unsere Art für den Vertreter eines
ausgestorbenen Dryandra-Typus halten, welcher sich von allen
lebenden Arten dieser Gattung durch die allmälıg zugespitzten
Blätter unterscheidet. Dass die langsame Zuspitzung der fossilen
Blätter mit Unrecht oft als ein unterscheidendes Merkmal den
lebenden Proteaceen gegenüber geltend gemacht wird, beweist hin-
reichend das Beispiel einer der Art nach nicht bestimmten Banksia
des Königl. Herbariums, deren dem Blüthenstande zunächstsitzende
Blätter hinsichtlich der Gestalt von den fossilen Blättern einiger
Banksien sowie von Myrica acuminata ete. sich nicht unterscheiden
.
lassen.
Die 47 lebenden Dryandra-Arten sind auf das ausser-
tropische Westaustralien beschränkt.
Verbreitung unserer Art: Segengottesschacht, Dörstewitz.
Verwandte fossile Arten:
1. Dryandra macroloba und) Web. et Wess.: Ober-Oligocän
> Brongniarti (Orsberg).
2. Dryandra Micheloti und| Wat. sp.: Mittel-Eocän (Arcueil)
» irregularis | und Unter-Eoein ( Belleu).
3. Comptonia dryandroides Ung. (von ETTINGSHAUSEN [Beitr.
zur Kenntn. der foss. Flora von
Sotzka pag. 477] mit Recht zu
Dryandra gezogen): Ober-Oligo-
cän (Sotzka).
[331] Eisleben. 173
4. Dryandra Schrankii Stbg. sp.: durch das ganze Oligocän
verbreitet, sehr häufig bei Häring.
5. Dryandra Schrankii Ett.: Unter - Oligocän (Monte Pro-
mina).
Banksia longifolia UNGER sp.
Taf. 21, Fig. 13.
Myrica longifolia Uxger, Gen. et spec. pl. foss. pag. 396 (1850).
» » » Sotzka, pag. 29, Taf. 6, Fig. 2; Taf. 7, Fig. 1 (1850).
Banksia » Errinesnausen, Proteac. der Vorwelt, Wien, Sitzungsber. der
Akad. pag. 730, Taf. 31, Fig. 19 (1851).
» » Errinssuausen, Monte Promina pag. 17, Taf. 7, Fig. 12 —14;
Taf. S (1854).
» » Errinssuausen, Häring pag. 53, Taf. 15, Fig. 11— 26 (1855).
» » Weer et Wesser, Palaeontogr. IV, pag. 146, Taf. 25, Fig. 10a, b
(1856).
» » Heer, flor. tert. Helv. II, pag. 99, Taf. 99, Fig. 1—3 (1856).
» » Errinasuausen, Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora von Sotzka
pag. 475 (1858).
» » Sısmoxpa, Prodr. flor. tert. Piem. pag. 12 (1859).
» » » Pal. du terr. tert. du Piem. pag. 53, tab. 28, fig. 4
(1865). &
» » Errinesuausen, Bilin II, pag. 203, Taf. 35, Fig. 11—12 (1568).
» » » Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora von Steierm.
pag. 66, Taf. 3, Fig. 18 (1869).
Myrica » ScHineer, traite de pal. veg. II, pag. 539 (1870 —72).
Banksia » Erriesuausen, Sagor I, pag. 197 (1872).
Myrica Ophir Uxeex, Sotzka pag. 30, Taf. 6, Fig. 12 — 16 (1850).
Folia coriacea, linearia, perangusta, in petiolum angustata,
apice subito attenuata, margine remote dentata; nervus medius
sat validus, nervi secundarii tenwissimi, sub angulo recto
-orientes, veti tenwissimo interposito conjuncti.
ETTINGSHAUSEN zieht zu unserer Art einen Flügelsamen von
Leoben (Beitr. zur Tertiärflora Steiermarks Taf. 3, Fig. 18), den
er mit den Blättern von Banksia longifolia zusammen beobachtete.
— In der »Kreideflora von Niederschoena« pag. 256 erwähnt
ETTINGSHAUSEN ein kleines, schmal-lineales, am Rande entfernt
gezahntes Blatt, welches er mit Banksia longifolia vollständig
übereinstimmend findet und daher geneigt ist, zu dieser Art zu
174 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [332]
stellen. Eine nah verwandte Art ist Banksia prototypos Eitt.
(foss. Prot. pag. 822, Taf. 58, Fig. 2— 3), ebenfalls aus der jüngeren
Kreide von Niederschoena.
SCHIMPER suchte unsere Art wie die verwandten Formen bei
Myrica unterzubringen, indem er die weniger lederartige Be-
schaffenheit der Blätter, die allmälige Zuspitzung und. den zarteren
Mittelnerv als charakteristische Merkmale hervorhob. Die Beob-
achtungen von EEER und ETTINGSHAUSEN bewiesen das Gegentheil.
HEER sagt (flor. tert. Helv. II, pag. 99): »Die Blätter sind steif
lederartig, die Mittelrippe ist stark und reicht bis zur Blattspitze,
welche ziemlich plötzlich abgebrochen ist«. ETTINGSHAUSEN nennt
es (Häring pag. 53) einen »Verstoss gegen die Gesetze der Ana-
logie, welche allein uns hier den Weg der Forschung vorweisen,
wenn wir unsere Fossilien irgend einem anderen Geschlechte ein-
reihen wollten. Es giebt bei Myrica keine einzige Species, welche
sich mit den fossilen Blättern auch nur annäherungsweise ver-
gleichen liesse; es giebt keine Blattforn in der lebenden Welt, die
so grosse Uebereinstimmung darbietet wie Banksia spinulosa Sm.
Die Zuspitzung der Blätter ist der einzige Unterschied uud das,
was zu Myrica geführt hate. Auch unser Blatt entspricht ganz
den Hrer’schen Beobachtungen.
Die 46 lebenden Arten von Banksia bewohnen im der
Mehrzahl das aussertropische Westaustralien. Von den im Osten
vorkommenden Arten dringen nur drei in die Tropen vor, nämlich:
Banksia integrifolia L. (Victoria bis Queensland),
» dentata L. (Queensland und Nordaustralien),
» collina R. Br., der Banksia spinulosa ähnlich, aber
mit breiteren Blättern (Neu- Süd- Wales und
Queensland).
Die nächst verwandte Form der Jetztwelt, Banksia spinu-
losa Sm. (ETTINGSHAUSEN, Apetalen Taf. 45, Fig. 14 — 16), ist
ein zu geselligem Wachsthum neigender Strauch auf trockenen,
sonnigen Hügeln in Neu-Süd- Wales. Ihr Hauptverbreitungs-
gebiet ist die Umgebung von Port Jackson, wo sie mit 43 Arten
von Proteaceen vergesellschaftet ist.
[333] Eisleben. 175
Verbreitung unserer Art:
Mittel-Miocän: Fohnsdorf, Leoben; Turin.
Unter-Miocän: Polirschiefer von Kutschlin, Sagor, Trifail,
Tüffer; Lausanne.
Ober-Oligocän: ÖOrsberg, Rott; Sotzka; Ralligen.
Unter-Oligocän: Schwarze Minna; Häring, Monte Promina.
Stenocarpus salignoides n. sp.
Taf. 21, Fig. 1—3.
Folia coriacea, breviter petiolata, elliptica, basi et apice
acuminata, integerrima, tri-vel quinquenervia. Nervi basi-
lares acrodromi, apicem attingentes; nervi secundarü sub angulis
30 — 40° orientes, paralleli, basılarıbus conjuneti, nervi tertiarii an-
gulis acutis egredientes.
Die 3 abgebildeten Blätter, welche bis auf die Grösse mit
einander übereinstimmen, müssen zu einer Species vereinigt werden.
Zu den allen drei Blättern gemeinsamen Basilärnerven treten in
dem grösseren noch 2 äussere hinzu, welche, ebenso deutlich wie
die beiden inneren, nicht als blosse Saumläufer gedeutet werden
können. Die Secundärnerven sind in der Nähe der Basilärnerven
zurückgebogen, und die unter gleichem Winkel vom Hauptnerv
ausgehenden Tertiärnerven erscheinen geknickt.
Unter den zahlreichen verwandten Typen der heutigen Pflanzen-
welt steht der von Stenocarpus salignus R. Br. (ETTINGSHAUSEN,
Apetalen Taf. 38, Fig. 17— 19) mit welligen Blättern wie Fig. 1
unserer Art am nächsten. Die Blätter von Paris quadrifolia L.,
Lilium Martagon L., Lathyrus latifolius L. und Orobus mit ähn-
licher Anordnung der Nerven sind dünnhäutig. Bei Clematis
zweigen die Nerven höherer Ordnung rechtwinklig vom Haupt-
nerv ab. Nur die Theilblätter von Clematis integrifolia L.
stimmen hinsichtlich der Nervatur und der lederartigen Beschaffen-
heit mit unseren Blättern überein, sind aber so fest mit einander
verbunden, dass sie im fossilen Zustande niemals isolirt auftreten
würden. Sie machen das frühere Vorhandensein von Arten mit
gleichen einfachen Blättern wahrscheinlich. Ist es hiernach auch
176 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [334]
noch nicht sicher, welcher Gattung, (Clematis oder Stenocarpus,
unsere Blätter angehören, so spricht doch das Zusammenvor-
kommen derselben mit unzweifelhaften Proteaceenblattresten für
Stenocarpus. — Bei den Aralienblättern mit gleichem Ner-
vationscharakter, z. B. Oreopanax (Hedera) capitatum Dne. et Pl.
und Hedera helix, ist der Blattgrund vom Blattstiel scharf abgesetzt.
Die nächst verwandten fossilen Arten sind:
1. Hakea G@ermari Eitt. (foss. Prot. pag. 822, Taf. 58, Fig. 3)
mit schmaleren Blättern.
2. Hakea plurinervia Ett. (Häring pag. 52, Taf. 15,
Fig. 1 —4).
Von den 14 lebenden Arten von Stenocarpus kommen 3
in Neu-Holland und 11 auf Neu-Caledonien vor. Die Neuhollän-
dischen, niedrige Bäume bildenden Arten sind:
Stenocarpus salignus R. Br.: ) Neu-Süd- Wales und Queens-
» sinuatus Endl: land.
» Cunninghami R. Br.: Nordaustralien.
Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht.
Verwandte Arten:
l. Hakea Germari Ett.: Unter-Oligocän (Bornstedt).
2% » plurinervia Ett: Unter-Oligocän (Häring).
Persoonia parvifolia nov. spec.
Taf. 21, Fig. 14 und 14a
Folia coriacea, oblonga, subeuneata, integerrima, sessilia.
Nervi basilares acrodromi, 6—T, paulum divergentes, inte-
riores apicem attingentes ; nervi secundanü angulis acutissimis orientes.
Aehnliche Blatttypen finden wir bei Melaleuca, den Lorantha-
ceen und einer grösseren Anzahl von Proteaceen, namentlich bei
Leucodendron, Persoonia, Isopogon, Protea, Grevillea und Hahea.
Durch die glatte Oberfläche unterscheidet sich unser Blatt von
allen Loranthaceen, durch die breite Basis von Melaleuca vüridis
Gärtn., durch die 6—7 fast gleich starken, spitzläufigen Basilär-
nerven von den meisten Proteaceen. Nur Leucodendron und Per-
[335] Eisleben. 177
soonia besitzen Arten mit mehreren Paaren von Basilärnerven,
welche bei ersteren sich nach kurzem Verlaufe verlieren, bei letz-
teren die nagelförmig verdickte Spitze erreichen. Die Gattung Per-
soonia besitzt sonach die meisten Beziehungen zu dem Eislebener
Blatte. Persoonia quwinquenervis Hook., die nächst verwandte
Art, hat jederseits 3 die Spitze erreichende Basilärnerven. An
unserem Blatte endigen dagegen die äusseren Paare schon weit
unterhalb der Spitze. Ob die für alle lebenden Persoonien charakte-
ristische nagelartig verdickte, hervorragende Spitze an dem fossilen
Blatte gefehlt hat, lässt sich nicht entscheiden, da der oberste
Theil desselben nicht erhalten ist.
Trotz der zahlreichen bis jetzt bekannten fossilen Proteaceen
ist der vorliegende Typus für die Tertiärflora neu. — Acacia
septentrionalis Lesq. (Tert. flor. tab. 59, fig. 9) mit zugespitzter
Basis und ohne deutliche Basilärnerven hat nur eine oberflächliche
Aehnlichkeit.
Die Gattung Persoonia umfasst 60 Arten, von denen nur
eine auf Neu-Seeland, alle anderen, darunter auch Pers. quwinque-
nervis Hook., in Neu-Holland vorkommen.
Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht (nur 1 Exem-
plar).
Conf. Lomatia sp.
Taf. 21, Fig. 9 und 11.
Die beiden abgebildeten Bruchstücke von lederartigen Blättern
lassen sich nicht bestimmen. Sie erinnern am meisten an die
Blätter von Lomatia longifolia R. Br.
Vorkommen: Segengottesschacht.
Proteophyllum bipinnatum nov. spec.
Taf. 28, Fig. 1— 2.
Folia interrupto-bipinnata; pinnae lineares, sessiles; pin-
nulae subfalcatae, uni-bi-rare tridentatae, basi connatae,
nervis singulis, curvatis, in dentem superiorem currentibus, nervum
breviorem in dentem injeriorem emittentibus.
12
178 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [336]
Die abgebildeten Blattreste sind bis auf ein winziges Bruch-
stück die einzigen mir bekannten Reste dieser Art. Fig. 1 stellt
ein doppelt gefiedertes Blatt dar. Die Fiedern erster Ordnung
sind lineal und bis auf den Hauptnerv in Fiederläppchen ge-
theilt, welche an Drryandra erinnern, sich aber durch das Vor-
handensein von 2, seltener 3 Zähnen und eines einzigen, nach dem
oberen Zahne laufenden Secundärnerven unterscheiden. Von letz-
terem zweigt ein kurzer Ast nach dem unteren Zahne ab. Zwischen
den linealen Fiedern erster Ordnung breiten sich zu beiden Seiten
der Hauptspindel Blätter von der Form der Fiederläppchen aus,
welche nach unten an Grösse abnehmen.
Unsere Blätter erinnern zunächst an Farnwedel. Unter den
lebenden Farnen besitzt die meisten Analogieen der durch das
Vorhandensein zahlreicher Spindelblätter ausgezeichnete Aspidien-
typus Polystichum, vor allem Asp. lobatum, vestitum und acu-
leatum var. squarrosum Don. Die schmal-lanzettlichen und lang
zugespitzten Spindelblätter liegen aber bei allen Aspidien auf der
Unterseite der Spindel, so dass sie vom Wedel fast ganz verdeckt
werden. Weit bessere Analogieen in der Anordnung der Spindel-
blätter besitzen dagegen Farne der Steinkohlenformation und des
Rothliegenden, besonders Odontopteris obtusa. Da aber in den
mittleren Formationen jeder Zusammenhang zwischen ihnen und
unserem Wedel fehlt und auch in der Jetztwelt Farne mit gleicher
Anordnung der Spindelblätter fehlen, müssen wir den Vergleich
mit Farnen überhaupt fallen lassen.
Unter den Proteaceen, auf welche die Bildung der Fiedern
erster Ordnung hinweist, besitzen gewisse Arten von @revillea
nahe Beziehungen, nämlich @rev. bipinnatifida R. Br. und
Grev. acanthifolia Sieb. (mebst verwandten Formen). . Die
Fiedern erster Ordnung sind bei diesen kürzer als an der fossilen
Pflanze, diejenigen zweiter Ordnung am Grunde mit einander ver-
wachsen und endigen entweder in einem oder in 3, seltener in
2 spitzen Zähnen. Jedes Fiederchen besitzt einen einzigen deut-
lichen, in den mittleren Zahn laufenden Nerv, von welchem, wie
bei unserer Pflanze, je ein Ast zu den übrigen Zähnen abzweigt.
Die Spindelblätter fehlen bei allen mir bekannten lebenden Arten;
[337] Eisleben. 179
statt derselben läuft zu beiden Seiten der Spindel ein breiter
Flügel von einer Fieder zur anderen. Bis auf dieses Merkmal
stimmt die fossile Pflanze mit den genannten Grevillea- Arten
überein. Es sind mir keine anderen Pflanzen bekannt geworden,
deren Blätter sich mit den unsrigen nur annähernd so gut ver-
gleichen liessen wie die von Grevillea.. Wir müssen uns daher
vorläufig mit der Annahme eines tertiären Proteaceentypus be-
gnügen, welcher sich an gewisse Arten von Grevillea anschliesst,
sich aber von diesen durch die isolirten Spindelblätter unterscheidet.
HAUER bildet in seiner »Geologie der Oesterr.- Ungar. Mon-
archie pag. 495, Fig. 474 — 76 unter der Bezeichnung von (ompto-
nites antiquus Nils. drei von STUR in den oberen Kreideschichten
(Senon) von Deva in Siebenbürgen gefundene Blattreste ab, welche
hinsichtlich der Art der Befiederung und der Anordnung der
Spindelblätter mit unserer Pflanze übereinstimmen. Die Spindel-
blätter, den Fiederblättchen an Gestalt eleich, werden nach unten
kleiner; die Nervatur der Fiedern erinnert am meisten an unsere
Dryandra. Die Originalabbilduugen von NıLson waren mir leider
unzugänglich.
Die 160 lebenden Arten von @Grevillea sind neuhollän-
disch, nur 7 kommen auch auf Neu-Caledonien vor.
Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht.
Oleaceae.
Fraxinus saxonica nov. sp.
Taf. 24, Fig. 1—3; Taf. 25, Fig. 11.
Folia pinnata (?), Foliola breviter petiolata, membranacea, ov.ato-
lanceolata, upice sensim acuminata, margine serrato-denticulata.
Nervi secundarü numerosi, curvati, angulis 40 — 50° orientes, campto-
dromo-craspedodromi, inferiores margini paralleli, nervi
tertiarü transversi.
Die vier abgebildeten Blätter weichen nur durch die grössere
oder geringere Breite von einander ab. Die unteren Secundär-
13*
180 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [338]
nerven laufen von ihrem Ursprunge an dem Rande parallel und
treten, nachdem sie, dicht am Rande aufsteigend, durch kurze
Nervenäste unter einander verbunden worden sind, wie die übrigen,
in je einen Zahn ein.
Aehnliche Blätter sind häufig schon andernorts beobachtet
worden und haben zu einer grösseren Anzahl von Artbestimmungen
Anlass gegeben. Von allen bis auf Frazinus macroptera Btt.
und inaegwalis Heer unterscheiden sich unsere Blätter durch die
dem Rande parallelen unteren Secundärnerven, von allen bis auf
Fr.macroptera Ett. und lonchoptera Ett. ausserdem noch durch
die Lage der grössten Breite unterhalb der Mitte. Fr. macrop-
tera Ett. (Bilin II, pag. 213, Taf. 36, Fig. 9 — 10) ist für einen
eingehenderen Vergleich nicht hinreichend erhalten.
Für die Mehrzahl der tertiären Fraxinus- Arten, von denen
einige, wie Fr. juglandina Sap (It. III, 3, Ann. d. sc. nat.
5. ser., VIIL, pag. 89, tab. 7, fig. 6; tab. 9, fig. 13 —16) und lon-
choptera Ett. (Bilin II, pag. 213, Taf. 36, Fig. 11, 12, 22), zu-
sammengezogen werden dürften, andere, wie Fr. rhoefolia Web.
(Palaeontogr. II, pag. 186, Taf. 20, Fig. 16) und ewcelsifolia
Web. (Palaeontogr. IV, pag. 150, Taf. 27, Fig. 3), zweifelhaft
sind, werden nordamerikanische Eschen als lebende Analoga an-
genommen. Dagegen scheint sich unsere Art enger an Frawinus
Ornus L. und excelsior L. anzuschliessen.
Auffallend ähnliche Blätter, welche von den unsrigen nur
wenig abweichen, besitzt Betula aequwalis Lesq. (Foss. flor. of
the Sierra Nevada pag. 2, tab. 1, fig. 2—4) von Chalk Blufts
(Nevada County, Californien). — Die Vergleichung der genannten
fossilen Arten wird erst unter Benutzung von Früchten sichere
Resultate liefern.
Verbreitung der Gattung Fraxinus: ca. 30 Arten, in
der nördlichen subtropischen und nördlichen gemässigten Zone der
alten und neuen Welt. 1
Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht.
Verwandte fossile Arten:
l. Fraxinus juglandina Sap.: Ober-Oligocän (Manosque).
> inaegualis Sap.: Ober-Oligocän (Monod).
N
[339] Eisleben. 181
Verbenaceae.
Glerodendron latifolium nov. spec.
Taf. 23, Fig. 4 und Taf. 28, Fig. 14.
Folia ovata, basi apiceque breviter attenuata, grosse-dentata.
Nervi secundarii tenues, angulis 40 — 45°, inferiores (quasi
basilares) angulo acutiore orientes, paralleli, camptodromi;
nervuli rete lawiusculum ejiormantes.
Unsere Pflanze scheint in einigen Ülerodendron-Arten die
besten lebenden Analoga zu besitzen. Bei einer von Singapore
stammenden, nicht benannten Olerodendron- Art im Königl. Her-
barıum (Fig. 4a) entspringen die unteren Secundärnerven dem
Hauptnerv oberhalb des Blattgrundes. Wie an den fossilen Blät-
tern, konnte innerhalb des grobmaschigen Netzwerkes ein feineres
Maschennetz entdeckt werden. Das Blatt von Ulerod. Bungei
Steud. in Reuss, Pflanzenblätter im Naturdruck Taf. 14, Fig. 2,
hat mit unserer Taf. 23, Fig. 4 das Aufsteigen der unteren Secundär-
nerven aus dem Blattgrunde gemein.
Die Gattung COlerodendron umfasst gegen 70 Arten. Die
meisten derselben sind in den wärmeren Regionen der alten Welt
weit verbreitet; wenige Arten gehören Amerika (besonders W est-
indien und Columbia) an.
Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht.
Glerodendron serratifolium nov. spec.
Taf. 23, Fig. 1—3.
Folia magna, rigida, elliptiea, basi apiceque acuminata,
grosse-dentata. Nervus primarius validus, nervi secundarü tenues,
curvati, parallel, camptodromi, angulis 50 — 60° orientes, tertiarüi
obliqui, numerosi; nervili rete polygonum formantes.
Dem gleichen Typus gehören die Blätter gewisser Arten von
Maesa, Symplocos und Ulerodendron an. Die vergleichbaren Blätter
von Maesa (z. B. Maesa indica) haben eine vom Blattstiel deutlich
182 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [340]
abgesetzte Basis und entfernt stehende, geknickte Tertiärnerven.
Das Fig. 1b abgebildete Blatt einer nicht benannten Symplocos-
Art des Königl. Herbariums (Brasilien, Rio de Janeiro 1814 — 15.
Sello leg.) passt gut auf unsere Blätter, aber die Secundärnerven
entsenden ebenso wie an allen anderen Blättern derselben Art
immer nur einen Ast in die Zähne. Am meisten entspricht den
Eislebener Blättern Clerodendron serratum Spreng. (Sillet,
Nepal, Assam, Neilgherries, Java) Fig. la, welches im Habitus
und allen Einzelheiten mit ihnen übereinstimmt.
Das schlecht erhaltene Blatt von Artocarpidium olmediae-
Folium Heer (flor. tert. Helv. Taf. 84, Fig. 8) scheint demselben
Typus anzugehören.
Die einzige bis jetzt bekannte fossile Ulerodendron-Art, dem
Oler. viscosum Vent. (OÖstindien) verwandt, stammt aus Alumbay
(ETTINGSHAUSEN, Rep. on phyto-palaeontogr. investigations of the
foss. flor. of Alumbay).
Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht.
Styraceae.
Symplocos Bureauana SAPORTA.
- Taf. 28, Fig. 10.
Sarorra, Sezanne pag. 374, tab. 15, fig. L—7 (1S6S).
Schinrer, traite de pal. veg. II, pag. 959, tab. 94, fig. 36 —38 (1570 — 72).
Flores gamopetali, parvi; petala 5 ovata vel ovato-lanceolata,
ima basi connata. Stamina cireiter 15 imae basi corollae, adfıza,
in phalanges 5 coalita; filamenta corolla paulo breviora, an-
therae biloculares, ovatae, basi emarginato-cordatae, apice rotun-
datae.
Die kleinen, oft schwer erkennbaren Blüthen dieser Art
wurden. häufig beobachtet. Gewöhnlich war nur die Blumenkrone
erhalten, und nur in einem Falle konnten auch die Staubgefässe
(Fi
dass sich der Grad der Verwachsung der einzelnen Blätter nicht
g. 10) deutlich erkannt werden. Die Blumenkrone ist so zart,
gut feststellen lässt. Doch lassen einige Blüthen eine Trennung
[341] Eisleben. 183
der Blätter bis fast auf den Grund ebenso wie an den Blüthen
von Sezanne recht deutlich erkennen. Unsere Figuren 10 und 10a
(Vergrösserung) lassen die Anordnung der Staubgefässe zu Bündeln
von je 3 Staubgefässen ausser Zweifel. Darin und hinsichtlich
der Gestalt der Staubbeutel und der Länge der Staubfäden stimmt
unsere Blüthe mit denen von Sezanne mit wenig schmaleren Blumen-
kronlappen gut überein.
SAPORTA hat zum Vergleiche mit unserer Art (l.c. pag. 378)
die Blüthen einiger zur Section Hopea gehörenden Arten, nämlich
Symplocos japonica De C., pyrifolia Wall., leptostachya A. Gray,
abgebildet. Von diesen entsprechen die der letztgenannten Art
mit 15 in 5 Bündeln angeordneten Staubgefässen am meisten den
fossilen Blüthen.
Die Arten vom Typus Hopea gehören bis auf eine (Sym-
‚plocos tinctoria Lher. von Georgien bis Virginien) dem tropischen
und östlichen Asien bis Japan an.
Verbreitung unserer Art:
Unter-Oligocän: Eisleben (Segengottesschacht).
Unter-Eocän: Sezanne.
Symplocos subspicata nov. spec.
Taf.. 21, Fig. 4, 5, 21, 21a und b.
Flores gamopetali, petala 5 ovata, ima basi connata; stamina
ca. 15 —25(?) imae basi corollae uniserialiter adfiza; fila-
menta filiformia, basi dilatata etinter se connata; antherae
ovordeae globosae. HJolia subcoriacea, elongata, basi sensim
angustata, margine inaequaliter spinoso - dentata. Nervi secundariüi
angulis acutis egredientes, camptodromi, tertiarü transversi vel secun-
darüs paralleli.
Die Blüthe Fig. 21 ist nicht correct dargestellt. Die Staub-
fäden verbreitern sich nach unten und berühren sich am Grunde
oder sind vielleicht mit einander verwachsen. An einer nicht
abgebildeten Blüthe war die Verwachsung der zahlreichen
Staubgefässe am Grunde deutlich zu sehen. An dem Gegenstück
184 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [342]
des Originales zu Fig. 21 lässt sich die Trennung der Blumen-
kronblätter bis fast auf den Grund verfolgen. Fig. 21b leidet
daher an zwei Ungenauigkeiten.
Gamopetale Blüthen mit 5 Blumenkronblättern und zahl-
reichen Staubgefässen, deren Antheren klein und kuglig sind,
finden wir nur bei der Gattung Symplocos. Von den Sec-
tionen Alstonia, Ciporima, Barberina, Hopea und Palura bei
DE CAnDOLLE (Prodr. system. nat. P. VIIL, pag. 246 ff.) sind hier
die beiden ersten Sectionen ausgeschlossen. Auch Barberina kann
nicht in Betracht kommen, weil die 15— 21 Staubgefässe der hier-
her gehörenden Arten länger als die Blumenkrone und am Grunde
nicht mit einander verbunden sind. Bei Hopea sind die faden-
förmigen Staubfäden am Grunde mit einander verwachsen oder zu
5 Büscheln vereinigt (Symplocos tinctoria, Japonica etc.). Die Sec-
tion Palura mit 5 Staubgefässbündeln unterscheidet sich von
Barberina nur durch den zusammengesetzten Blüthenstand. Ihr
gehören nur 2 Arten, und zwar asiatische, an, nämlich Symplocos
crataegioides und sinica. — Die fossile Blüthe gehört zu Hopea,
da die Staubfäden am Grunde mit einander verwachsen sind (nicht
zu 5 Büscheln wie bei Palura).
Symplocos Bureauana Sap., gleichfalls zur Section Hopea
gehörend, unterscheidet sich durch die geringe Grösse der Blüthen
und die geringere (15) Anzahl der in 5 Bündeln angeordneten
Staubgefässe.
Das Vorkommen echter Symplocos-Blüthen in dem Thone des
Segengottesschachtes wies auf das Auftreten von Blättern hin,
welche am besten denjenigen von Hopea-Arten entsprechen mussten.
Ein Vergleich der Blätter dieser lebenden Abtheilung im Königl.
Herbarium lehrte nun in der That die nahe Ueberemstimmung
namentlich der Blätter von Symplocos spicata Roxb. mit un-
seren auf Taf. 21, Fig. 4 und 5 abgebildeten Blattresten. Die
Zusammengehörigkeit der letzteren mit der Blüthe Fig. 21 erscheint
daher im höchsten Grade wahrscheinlich.
Taf. 21, Fig. 4 hat die Gestalt, Bezahnung und die herab-
jaufende Basis von Zlex parschlugiana Ung. (Chlor. prot. Taf. 50,
Fig. 8). In der Unger’schen Abbildung ist die Nervatur sehr un-
[343] Eisleben. 185
deutlich. Das Blatt derselben Art bei ErTinGSuausen (Häring)
weicht von unseren Blättern hinsichtlich der Gestalt ab.
Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht.
Verwandte fossile Art:
Symplocos Bureauana Sap.: Unter - Oligocän (Segengottes-
schacht), Unter-Eocän (Sezanne).
Symplocos sp.
Taf. 21, Fig. 19 — 20.
Blätter von ähnlicher Gestalt und Nervatur besitzen sowohl
amerikanische als asiatische Arten von Symplocos (Fig. 19a Sym-
plocos spec. aus Südamerika). Auch bei der ostindischen Sympl.
spicata Roxb. kommen neben schlankeren Blättern kürzere mit
schnell sich verschmälernder Basis vor. Ob aus demselben Grunde
unsere beiden Blätter zu der vorigen Art (Fig. 4 und 5) zu ziehen
sind, ist erst nach Auffindung von Zwischenformen zu ent-
scheiden.
Vorkommen: Segengottesschacht (selten).
Styrax Fritschii nov. spec.
Taf. 21, Fig. 18.
Flores gamopetali; corollae petala 5, ima basi connata,
obovata; stamina numerosi, basi corollae 1 -seriatim affıwa, Jua-
menta filiformia, antherarum loculi lineares.
Die nur in einem Exemplar bekannte Blüthe muss als gamo-
petal angesehen werden. Die ca. 40 am Grunde der Blumenkrone
befestigten Staubgefässe haben dünne Fäden und schmale, lang-
gestreckte Antherenhälften, welche oben ein wenig auseinander-
gebogen sind. ;
Dieser Bau der Blüthe weist unsere Art, welche meinem
früheren Lehrer, Herrn Professor v. Fritsch gewidmet sei, den
Styraceen zu. Die Blütben von Symplocos haben meist zahl-
reiche Staubgefässe mit kugeligen Antberen, diejenigen von Styraw
186 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [344]
dagegen höchstens 10 Staubgefässe mit linealen, langgestreckten
Antheren. Unsere Art steht also in der Mitte zwischen beiden
genannten Gattungen. Da die Zahl der Staubgefässe weniger von
Belang ist als die Gestalt der Antheren, muss die. fossile Art in
die nächste Nähe von Styraxw gestellt oder gar als Vertreter einer
ausgestorbenen Section dieser Gattung selbst angesehen werden.
Verbreitung von Styraw: Tropen und wärmere gemässigte
Zonen der alten und neuen Welt.
Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht.
Araliaceae.
Panax longifolium nov. spec.
Taf. 24, Fig. 4—6.
Folia coriacea, digitata (?), 3 vel 5 foliolata (2); Foliola
sessilia, linearia vel elongato-lanceolata, longe acuminata, basti
sensim amgustata, remote et grosse serrato-dentata. Nervus pri-
marius latissimus, nervi secundarii numerosi, tenues, subrecti,
paralleli, brochidodromi; nervuli inconspiewi.
Die häufig vorkommenden Bruchstücke dieser interessanten
Pflanze waren immer wieder zu erkennen an den grossen, dorn-
‚artigen Zähnen, den geraden Secundärnerven und den diese ver-
bindenden, dem Rande parallel laufenden Schlingen. Ein Ver-
gleich mit Fig. 4a zeigt die nahe Verwandtschaft mit dem auf
Neu - Seeland heimischen Panax arboreum Forst. Alle Merk-
male der fossilen Blätter, die Bezahnung, die bis zur Ansatzstelle
des Blattes herablaufende Basis, den sehr breiten Mittelnerv‘,, die
dick-lederartige Beschaffenheit und den für nur wenige Pflanzen
eigenthümlichen Nervationstypus finden wir auch bei der lebenden
Pflanze in einer Weise ausgeprägt, dass keine bessere Analogie
denkbar ist.
Die Blätter einheimischer Pflanzen mit ähnlicher Nervatur,
z. B. Cochlearia, Solidago, Kpiobium und Mentha, sind dünn-
häutig und besitzen ein deutliches, feines Maschennetz, welches
[34 5] Eisleben. 187
den fossilen Blättern und denen von Panax arboreum fehlt. In
gleicher Weise unterscheiden sich auch die Blätter von strauch-
artigen Compositen der südlichen Hemisphäre, wie Hurybia argyro-
phylla Cass. und Conyza glutinosa L.
Das Vorhandensein echter Aralien aus der Gruppe von Panaz
im Tertiär ist von SAPORTA sicher nachgewiesen durch die Ent-
deckung von Früchten, welche nach SArorTA am besten mit den
Früchten von Panax arboreum zu vergleichen sind. Sie gehören zu
Aralia discoidea Sap., Et. H, 3, tab. 9, fig. 6 (Armissan),
» palaeocarpa Sap., ıbid. fig. 5 (Armissan) und
» inguirenda Sap., Et. II, 2, tab. 6, fig. le (St.
Jean-de-Garguier).
Auf Aralien mit zusammengesetzten Blättern hat man bis jetzt
folgende fossile Arten zurückzuführen versucht:
l. Panax longissimum Ung. (Sotzka pag. 44, Taf. 24,
Fig. 21 —23 und ErrinGsHausen, Häring pag. 65, Taf. 22, Fig. 12)
mit langem Blattstiel und craspedodromen Secundärnerven.
2. Aralia (Panaa) ilicifolia Sap. (Et. Il, 3, Ann.
. ser., IV, pag. 156, tab. 9, fig. 7). Das Blatt von Armissan
gehört zum Typus unseres Panaz latifolium.
3. Aralia (Panaa?) deperdita.Sap. (Et. II, 3, Ann.
5. ser., IV. pag. 157) von Armissan, mit gedrängteren und feineren
Zähnen und deutlichem Blattstiele.
4. Aralia Banksiana Sap. (l. c. pag. 157, tab. 9, fig. 4)
‚von Armissan. Sie steht unserer Art sehr nahe, besitzt aber einen
Blattstiel und unter offenerem Winkel ausgehende Seitennerven.
5. Aralia (Panax?) inquirenda Sap. (]. c. III, pag. 118,
tab. 6, fig. 1) von St. Jean-de-Garguier. Das Blatt erinnert
in der Form an unsere Art. Das 'Zurücktreten der Randläufer
macht die Zugehörigkeit zu Panax zweifelhaft. SarorTA ver-
einigt mit dieser Art (siehe oben) eine Frucht, welche der von
Panax arboreum am besten entspricht.
6. Aralia (Panaw) Matheronii Sap. Od I, 2 Ahnay
4. ser., XVII, pag. 267) von Aix ist, weil nicht abgebildet, zum
Vergleiche nicht verwendbar,
„m
[0]
[0.)
Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [346]
Dem Nervationstypus unserer Art gehören noch an:
l. Lomatia latior Heer (mioc. balt. Flora pag. 80, Taf. 24,
Fig. 16) und borealis Heer (ibid. Fig. 9—14), kleine Blätter,
deren systematische Stellung noch zweifelhaft ist;
2. Myrica Torreyi Lesq. (Tert. flor. pag. 129, tab. 16,
fig. 3-10). Saumläufer, welche analog unserer Art an den amerika-
nischen Blättern die Secundärnerven verbinden, treten bei Myrica
nur an ganzrandigen Blättern und dann mit nur geringer Schärfe
auf, fehlen aber bei den Arten mit gezähnten Blättern gänzlich.
Muyrica Torreyi passt am besten zum Typus Panaw arboreum und
dürfte unter allen tertiären Arten der unsrigen am nächsten kom-
men, wenn nicht mit derselben zusammenfallen. Die Bezeichnung
»membranaceous« würde diese nahen Beziehungen fraglich machen,
wenn man nicht an den meisten Blattabdrücken die Erfahrung
machte, dass eine frühere häutige oder lederartige Consistenz häufig
sich nicht nachweisen lässt.
Die Gattung Panax erstreckt sich mit ihren 25 Arten über
das tropische Afrika, das tropische und östliche Asien bis zur Mand-
schurei und über die Pazifischen Inseln. Panax arboreum Forst.,
ein stattlicher Baum, welcher in mehreren schönen Exemplaren im
Königl. Botanischen Garten zu Schöneberg vertreten ist, ist hei-
misch nur auf NeusSeeland.
Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht (häufig) und
Schwarze Minna.
Verwandte fossile Arten:
1. Panax(?) Torreyi Lesq.: Black Buttes, Wyoming (erste
Gruppe),
» Banksiana Sap.: Ober-Oligocän (Armissan).
[So]
Die übrigen oben genannten Aralien gehören gleichfalls noch
dem Oligocän an.
Panax latifolium nov. spec.
Taf. 24, Fie. 78.
Folia subeoriacea, digitata (?), 3 vel 5 foliolata (?). Foliola
breviter petvolata, elliptica, apice acuminata, basti aequilaterali
[347] Eisleben. 189
vel inaequilaterali angustata, inaequaliter et argute serrato-
dentata. Nervi secundarü tenwissimi, angulo ca. 4L— 50° orientes,
subrecti, paralleli, brochidodromi; nervuli inconspieui.
Der Verlauf der Secundärnerven weist auf die nahe Be-
ziehung dieser Art zu der vorhergehenden hin. Die fast geraden
parallelen Secundärnerven werden durch besondere Schlingen ver-
bunden, welche in die Zähne Nervenäste absenden. Form und
Nervatur erinnern am meisten an Panax (Cheirodendron)
Gaudichaudi De ©. (Fig. Sa) von den Sandwich-Inseln mit
3- oder 5-fingerigen Blättern. Die langgestielten Theilblätter sind
eiförmig, kurz zugespitzt und mit der Basis am Blattstiele herab-
laufend (wie Fig. 8). Die Nervatur ist dieselbe wie an dem fos-
silen Blatte Fig. 8. Aus der Analogie mit Panax Gaudichaudi
DeC. folgt, dass Fig. 8 ein äusseres Theilblatt mit unsymmetrischer
Basis darstellt.
Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht.
Nah verwandte fossile Art:
Aralia (Panaa) ilieifolia Sap.: Ober-Oligocän (Armissan).
Aralia spinulosa SAPORTA.
Taf. 27, Fig. 23.
Sarorra, Üt. Suppl. I, 2, Ann. d. sc. nat. 5. ser., XVII, pag. 177, tab. 12, fig. 10
(1872 — 73).
Schinper, traite de pal. veg. I], pag. 699 (1870— 72).
Folia coriacea, digitata (2). Foliola elongato-lanceolata,
basi in petiolum brevem attenuata, spinuloso-denticulata. Nervi
secundarü angulis 30— 40° orientes, non perfecte camptodromi,
tertiarü obligqwi.
Die beiden Blätter, die eine lederartige Beschaffenheit be-
sessen haben mögen, erinnern an fossile wie lebende COelastrineen,
von denen sie nur die grössere Länge und die dornartigen Zähne
unterscheiden. Sehr ähnliche Blätter besitzt die lebende Hartogia
thea (ETTINGSHAUSEN, Oelastrineen pag. 61, Taf. 3, Fig. 12 — 15)
190 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [348]
und die fossile (’elastrus Aeoli Ett. (Häring pag. 72, Taf. 24,
Fig. 9— 11).
Noch grössere Analogieen finden wir bei Myrica elongata
Sap. und einigen südfranzösischen Aralien:
l. Myrica elongata Sap. (Et. I, 6, pag. 200, tab. 5, fig. 2)
passt recht gut zu unseren Blättern, aber die Erhaltung der Nerven
ist zum eingehenderen Vergleiche nicht genügend.
2. Bei Aralia Banksiana Sap. (Et. II, 3, Ann. 5. ser., IV,
pag. 157, tab. 9, fig. 4) entspringen die Secundärnerven unter fast
rechtem Winkel.
3. Aralia (Panaa) inguirenda Sap. (Et. II, 2, Ann.
5. ser., III, pag. 118, tab. 6, fig. 1) hat weniger dornige Zähne
und einen gleichfalls ofteneren Ursprungswinkel der Secundär-
nerven.
4. Aralia spinulosa Sap. (l. c.) stimmt mit unseren Blät-
tern in Bezug auf Form, Bezahnung und Nervatur überein.
Verbreitung unserer Art:
Unter-Oligocän: Segengottesschacht, Aix.
Nächst verwandte fossile Arten:
Aralia inguirendä Sap.: Mittel-Oligocän (St. Jean-de-Garguier).
? Myrica elongata Sap.: Mittel-Oligocän (St. Zacharie).
Saxifragaceae.
Ceratopetalum myriemum LAHARPE.
Taf. 28, Fig. 15.
Hser, for. tert. Helv. III, pag. 305 (1859).
» Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 14, Taf. 6, Fig. 11: pag. 20, Taf. 10,
Fig. 3 (1861).
ScHimeer, traite de pal. veg. III, pag. 65 (1374).
Folia coriacea, ternata (?), Foliola oblongo-lanceolata,
utringue sensim acuminata, argute dentieulata. Nervi secun-
darıi numerosi, subrecti, camptodromi, nereuli dietyodromi.
[3 49] Eisleben. 191
Der unsymmetrische Grund des sehr gut erhaltenen Blattes
lässt darauf schliessen, dass es einem zusammengesetzten Blatte
angehört hat. Die Nervatur weist auf die Familie der Saxifra-
gaceen hin, besonders auf die Gattungen Ceratopetalum, Platy-
lophus, Cunonia und Arnoldia. Die auf unser Blatt am besten
passenden Blätter von Ceratopetalum gummiferum Sm.
(ETTINGSHAUSEN, Dicot. Taf. 44, Fig. 7, 8) und Platylophus
trifoliata Don (Taf. 28, Fig. 15 A in dieser Abhandl.) stimmen
in den kaum durch Worte wiederzugebenden Details so sehr mit
einander überein, dass es unmöglich ist, beide Arten nach den
Blättern von einander zu trennen. Die Blätter der oben genannten
Gattungen sind zusammengesetzt, die der beiden abgebildeten Arten
dreifingerig.
Die beiden von HEER aus dem Knollenstein von Skopau und
dem Thone von Weissenfels abgebildeten Bruchstücke von Cerato-
petalum myricinum Lah. stimmen in allen Einzelheiten mit dem
Blatte vom Segengottesschachte überein. Wie bei diesem und
den lebenden Arten liegt zwischen den camptodromen, in der Nähe
des Randes in geknickten Linien aufwärts steigenden Secundär-
nerven ein in 2 Doppelreihen angeordnetes, grossmaschiges, poly-
gonales Netzwerk.
Die schlecht erhaltenen Blätter von Ceratopetalum haerin-
gianum Ett. (Häring pag. 65, Taf. 22, Fig. 13 —26) haben
geringe Grösse und convexe Zähne. Cerat. haeringianum Ett.,
Bilin III, Taf. 40, Fig. 27, hat eine von unserer Art abweichende
Form und Nervatur, Taf. 40, Fig. 28 und Taf. 41, Fig. 4+—5 sind
zum Vergleiche ebenso unbrauchbar wie das Blatt bei MAassaLonGo,
Stud. Senog. tab. 34, fie. 9.
Ceratopetalum radobojanum Ung. (Syll. III, Taf. 13,
Fig. 5) erinnert mehr an (’unonia capensis L. als an Cerat. arbuti-
Folium Cunn. (siehe Dörstewitz). — Ceratopetalum erenulatum
Heer (mioc. balt. Flora Taf. 28, Fig. 17) gehört wegen des deut-
lichen Saumläufers einer anderen Gattung an. — Ceratopetalum
delicatissimum Sap. von St. Zacharie ist nicht abgebildet
worden. — Die langen Blattstiele von Ceratopetalum bilinicum
Ett. lassen auf einfache Blätter schliessen.
192 \ Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [350]
Quercus singularis Sap. (Et. II, 3, Ann. 5. ser., VIII,
pag. 68, tab. 5, fig. 5), ein sehr gut erhaltenes Blatt, welches
SAPORTA mit Quercus corrugata Hook. und annulata Sm. und der
fossilen Quercus Haidingeri Ett. vergleicht, passt besser zu Cerato-
petalum. Es unterscheidet sich von unserem Blatte durch die
längere Basis und den kleineren Ursprungswinkel der Secundär-
nerven.
Die beiden Gattungen Platylophus und Ceratopetalum
gehören jetzt der südlichen Halbkugel an. Die einzige Art der
ersteren, Plat. trifoliata Don, ist ein schattenreicher, 13 — 16"
hoher Baum Südafrikas. Die beiden Arten der letzteren sind auf
das östliche Australien, besonders Neu-Süd-Wales, beschränkt,
Cerat. gummiferum Sm. bildet Bäume von ca. 13" Höhe, Cerat.
apetalum Don Bäume von fast 20" Höhe mit silberweisser Rinde.
Verbreitung unserer Art:
Unter-Oligocän: Segengottesschacht, Weissenfels, Skopau.
Mittel-Eocän: Alumbay.
Callicoma (?) minuta nov. spec.
Taf. 26, Fig. 4—5.
Folia elongata, longe acuminata, basi angustata, argute
serrata. Nervi secundarü craspedodromi, creberrimi, recti, sim-
plices, angulo 70° orientes; nervuli inconspieun.
Die nicht häufig gefundenen Blätter dieser Art sind von den
kleineren Blättern der lebenden Callicoma serratifolia Andr.
(ETTINGSHAUSEN, Dicot. Taf. 46, Fig. 1 —2) kaum zu unterscheiden,
sie sind etwas schmaler und länger zugespitzt.
Die Gattungsbestimmung von Callicoma microphylla Btt.
(Bilin III, pag. 5, Taf. 40, Fig. 14— 22) ist fraglich, da keine
entsprechende lebende Form von Callicoma bekannt ist. Call. bohe-
mica Btt. (l.c. pag. d, Taf. 40, Fig. 23) hat camptodrome Ner-
vatur. Dagegen schliessen sich Call. pannonica Une. (Syll. Il,
pag. 41, Taf. 15, Fig. 1) und Quercus Cyri Ung. (Sotzka pag. 33,
Taf. 10, Fig. 4) eng an Call. serratifolia au, denn die abgebildeten
[35 1 ] Eisleben. 193
Blätter lassen sich von den grösseren Blättern der lebenden Art
kaum unterscheiden. Es ist möglich, dass spätere Funde die
Identität dieser und der Eislebener Art ergeben werden.
Callicoma serratifolia Andr., die einzige lebende Art von
Callicoma, ıst en 10— 13” hoher Baum von Neu-Süd- Wales.
Vorkommen: Segengottesschacht.
Verwandte fossile Art:
Callicoma pannonica Ung.: Ober-Oligocän (Sotzka), Unter-
Miocän (Sagor [?]).
Conf. Weinmannia paradisiaca ETTINGSHAUSEN.
Taf. 27, Fig. 5—6.
Errinesuausen, Häring pag. 66, Taf. 23, Fig. 1—7 (1555).
Sconmmeer, traite de pal. veg. III, pag. 68, tab. 96, fig. 16— 18 (1874).
Blätter von gleicher Grösse und ähnlicher Gestalt kommen
bei zahlreichen Arten der Celastrineen, Myrsineen, Saxifragaceen
und Ilicineen vor. Die hier in Betracht kommenden Arten von
Ilex und Myrsine (namentlich Myrs. africana L.) haben einen
deutlichen Blattstiel. Bei den Weinmannien mit gefiederten
Blättern (z. B. Weinm. Landsbergiana Engl., parvifolia Don)
sind die seitlichen Fiederblättchen mit zugerundeter Basis sitzend
und nur das unpaarige Endblättchen hat wie unsere Fig. 5 und 6
eine langsam sich verschmälernde Basis. Der fossilen Art ent-
sprechen mehr noch die Weinmannien mit einfachen, kleinen
Blättern, besonders Weinm. guyanensis Klotsch. Die winzigen
Blättchen der den Weinmannien nahestehenden Bauwera sessih-
jlora J.M. sind ganzrandig. Achnliche, aber beträchtlich grössere
Blätter besitzen unter den Celastrineen namentlich Arten von
Celastrus, Elaeodendron und Putterlickia; bei allen sind entweder
die Blattstiele vom Blatte deutlich abgesetzt, oder die Secundär-
nerven zweigen unter spitzeren Winkeln ab. Die besten Ana-
logieen bietet die Gattung Escallonia, deren zahlreiche Arten
zum grössten Theile durch winzige, spatelförmige Blättchen mit
13
194 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [352]
$ezähneltem Rande und herablaufender Basis ausgezeichnet sind.
Hierher gehören vor allen sc. rubra Pers., myrtilloides L., illinita
Presl und alpina Pöpp. — Der Vergleich mit lebenden Pflanzen
lässt es sonach unentschieden, ob unsere Blätter zu Weinmannia
oder Escallonia zu stellen sind.
Wie für unsere, so ist auch für die meisten der gleichgestalteten
fossilen Blätter die Gattungsbestimmung noch nicht gesichert.
Myrsine microphylla Heer (flor. tert. Helv. III, pag. 16, Taf. 103,
Fig. 12b) ist zu den Saxifragaceen zu stellen. Sie unterscheidet
sich von unserer Art durch die gedrungenere Gestalt und die ab-
gerundete Spitze. — Die Blätter von /lex berberidifolia Heer
sind grösser und mit dornartigen Zähnen versehen. — Die meisten
Beziehungen zu der Eislebener Pflanze besitzen Weinmannia
paradisiaca Ett. (siehe oben) und Weinm. Ettingshauseni
Heer (= mierophylla Ett., Häring pag. 66, Taf. 23, Fig. 9— 29).
Von beiden Arten, welche auf lebende Weinmannien mit gefiederten
Blättern bezogen werden, liegen die seitlichen Fiederblättchen und
die unpaarigen Endblättchen vor. Die Endblättchen von Weinm.
paradisiaca Ett. (Häring Taf. 23, Fig. 1—4) stimmen bis auf die
Grösse mit unseren Blättchen überein, die von Weinm. Ettings-
hauseni (Weinm. microphylla Ett., Häring Taf. 23, Fig. 10 — 12
und 20) sind entfernt gezähnelt und länger zugespitzt.
Die 35 Arten von Escallonia bewohnen. Südamerika, mit
Ausnahme Guyanas und des tropischen Brasilien. Die Gattung
Weinmannia ist mit ca. 50 Arten von der Halbinsel Malakka
über die Malayischen Inseln, Australien, die Pazifischen Inseln und
das tropische und gemässigte Südamerika verbreitet. Australien
besitzt nur eine Art ( Weinm. rubifolia F. Müll. in Neu-Süd-Wales),
Neu-Seeland 2 Arten (Weinm. sylvicola Banks et Sol. und racemosa
Forst).
Verbreitung von Weinm. paradisiaca Ett.:
Ober - Oligocän: Sotzka.
Unter-Oligocän: Häring, (?) Segengottesschacht.
Verwandte fossile Art:
Weinmannia Ettingshauseni Heer: Unter-Oligocän (Häring).
[353] Eisleben. 195
Passifloreae.
Passiflora tenuiloba nov. spec.
Taf. 25, Fig. 20.
Folia subeoriacea, triloba, basi rotundata (?), lobo medio pro-
ductiore; lobi lanceolati, versus apicem sensim angustati,
integerrimi. Nervi primarü 3, secundarii tenuissimi, campto-
dromi et brochidodromi, inferiores angulo acuto, superiores
angulo subrecto orientes.
Das vorliegende Blatt, welches ich Herrn Dr. HEINE ver-
danke, gehört zu den interessantesten der Eislebener Flora, weil
es bis auf das Blatt von Trotha Taf. 31, Fig. 1—2 der erste,
sicher nachgewiesene, fossile Vertreter der Passifloren ist. Mit
diesen stimmt es in allen wichtigen Merkmalen überein. Die
tiefen und gerundeten Lappenbuchten finden wir bei allen lebenden
Arten mit gelappten Blättern wieder, und wie an dem fossilen
Blatte nähert sich an den lebenden der Ursprungswinkel der
Secundärnerven nach oben hin immer mehr einem Rechten.
Das beste lebende Analogon scheint die schmalblättrige Va-
rietät (Fig. 20a) von Passiflora minima Willd. (tropisches Süd-
amerika) zu sein. Aehnliche Blätter besitzen ferner Pass. coerulea L.
‘var. (Brasilien) und pellata Cav. (St. Thomas).
Von den ca. 120 lebenden Passifloren gehören die meisten
dem tropischen und wärmeren Südamerika an, nur wenige Arten
kommen in Asien, Afrika, Australien und auf den Pazifischen
Inseln vor. Neu-Seeland besitzt nur 1 Art, Pass. tetrandra Banks
et Sol. (mit einfachen Blättern), Australien 3 (mit dreilappigen
Blättern) und Indien 2 Arten, Pass. Leschenaultii De C. mit drei-
lappigen und Pass. nepalensis Wall. mit einfachen Blättern.
Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht.
196 Beschreibung der Localiloren der Provinz Sachsen. [35£]
Sapindaceae.
Xanthoceras antiqua nov. spec.
Taf. 20, Fig. 10b; Taf. 26, Fig. 6.
Folia impariter pinnata (?), foliola parva, lanceolata,
argute serrata, sensim acuminata, basi inaeqwilateri subito angustata.
Nervus primarius tenwissimus, nervi secundarii numerosi, simpliees,
subrecti, paralleli, sub angulis 30-— 40° orientes, eraspedodromi.
Nervi tertiarii ex parte secundariis subparalleli, mar-
ginem attingentes.
Die nicht seltenen Blättchen dieser Art können ihrer un-
symmetrischen Basis nach nicht als einfach gelten und müssen
nach Analogie der lebenden Pflanzen als Theile von gefiederten
Blättern aufgefasst werden. Die Fiederblättchen einheimischer
Pflanzen weichen durch die Form und Nervatur ab; sie sind
bei Spiraea mehrfach gesägt und an der Basis breit, bei
Potentilla anserina L. grobgesägt und an der Spitze abge-
rundet, bei Sorbus aucuparia L. und Rhus elegans Ait. breiter
und an der Basis zugerundet, bei Sanguisorba offieinalis L.
durch schlingläufige "Secundärnerven ausgezeichnet.
‚Ich glaube, in Xanthoceras sorbifolia Bunge diejenige
Pflanze gefunden zu haben, an welche sich die fossile Art am
besten anschliesst. Die Theilblättchen dieser Sapindacee (Taf. 26,
Fig. 6a) weisen in der That in allen Einzelheiten eine solche
Uebereinstimmung mit den fossilen Blättchen auf, dass man, wenn
beide lebend oder fossil gefunden würden, kein Bedenken tragen
würde, sie zu einer Art zu vereinigen. Sie haben die gleiche
Grösse, gleiche Gestalt und Nervatur. Die Zähnchen reichen
auf der einen Seite tiefer herab als auf der anderen. Den
Secundärnerven laufen vom Hauptnerv aus bis fast zum Rande
gleichstarke Nerven parallel.
Xanthoceras sorbifolia Bunge, die einzige Art der Gat-
tung Xanthoceras, gehört dem nördlichen China an.
Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht.
[355] Eisleben. 197
CGelastrineae.
Celastrus lanceolatus nov. spec.
Taf. 26, Fig. 10— 11, 12 (2), 13(@), 14-—-16, 13—19 und Taf. 28, Fig. 7 ().
Folia subeoriacea, elongato-lanceolata, longe acuminata,
basi sensim in brevem petiolum angustata, margine obtuse (?) vel acute
dentieulata. Nervi secundarii camptodromi, angulis acutis orientes,
infimi margini subparalleli, rete nervorum tertiariorum laaius-
culum.
Diese Art ist schwer zu umgrenzen. Die Blätter, welche ich
in derselben vereinigt habe, sind schmal, lang zugespitzt, in den
kurzen Blattstiel verschmälert und spitz gezahnt. Die Blätter
Taf. 26, Fig. 13 und Taf. 28, Fig. 7 mit stumpfen Zähnen gehören
wahrscheinlich einer Art an. Die camptodrome Verbindung der
Secundärnerven nähert sich der brochidodromen. Bei den am
besten erhaltenen Blättern konnte nur das lockere Maschennetz
der Tertiärnerven (Fig. 15 und 18) beobachtet werden.
Gleiche Blatttypen finden wir bei Rhamneen und Oalastrineen.
Die Blätter von Rhamnus spathulaefolius Fisch. (UNGER,
Radoboj Taf. 2, Fig. 11) besitzen die gleiche Nervatur, die von
Maytenus Boaria (ETTINGSHAUSEN, Öelastrineen Taf. 4, Fig. 4—6)
ausserdem noch die gleiche Gestalt und Zähnelung. Sehr ähnliche
Blätter besitzt ferner Maytenus verticillatus De C.- (Peruanische
Anden).
Von den zahlreichen fossilen Rhamneen und Celastrineen
haben nur wenige eine nähere Beziehung zu unserer Art. Cela-
strus Acherontis Ett. (Bilin IL, Taf. 48, Fig. 9) und Maytenus
europaea Ett. (non Ung.) (l. c. Fig. 10— 12) sind am breitesten
über der Mitte. Erstere Art vergleicht ErTINGSHAUSEN mit dem
lebenden Celastrus empleurifolius Eckl. (Celastrineen Taf. 6, Fig.6—8),
letztere mit Maytenus Boaria. — Unter (’elastrus Andromedae
hat UnGER (Sotzka Taf. 30, Fig. 2— 10) Blätter verschiedener
Familien vereinigt, welche später von ETTINGSHAUSEN auf ihre
systematische Stellung (Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora von
198 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [356]
Sotzka pag. 501) genauer geprüft worden sind. Die bei dieser
Art bleibenden Blätter sind vielleicht mit C'elastrus Maytenus
Ung. (Syll. II, pag. 9, Taf. 2, Fig. 9) zu vereinigen, der sich
von allen (elastrus- Arten am meisten den breiteren Blättern
von Maytenus Boaria nähert. — Rhamnus prototypus Ung.
(Radoboj Taf. 2, Fig. 10) ist kurz zugespitzt und vom Blatt-
stiel deutlich abgesetzt. — Celastrus Hartogianus Sap.
(Et. U, 3, Ann. 5.ser., IV, pag. 187) von Armissan ist nicht ab-
gebildet. SArorrA führt als lebende Analoga (el. ruber Wall.,
acuminatus Thb., cassinoides L. und Hartogia capensis L. auf,
Arten, welche auch an unsere Pflanze erinnern.
Von den 18 lebenden (’elastrws- Arten bewohnt die Mehr-
zahl Indien, China und Japan, nur wenige Australien und
Nordamerika und nur eine Madagaskar. — Die Gattung May-
tenws gehört mit ihren 50 Arten der tropischen und südlichen
gemässigten Zone Amerikas (Mayt. Boaria in Chile) an.
Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht (häufig),
Schwarze Minna.
Verwandte fossile Arten:
Maytenus europaea Ett.: Unter-Miocän (Kutschliner Polir-
_ schiefer.
Celastrus Maytenus Ung.: Unter-Miocän (Radoboj, Sagor [?]).
R ‚\ Ober-Oligoeän (Sotzka, Monod).
Celastrus Andromedae Ung.: Ta on we
Celastrus (?) ilieoides nov. spec.
Taf. 27, Fig. 4,
Fohia parvula, coriacea, breviter petiolata, oblongo-lanceo-
lata, basi rotundata, sparse et argute serrata, nervı secundanıı
arcuato- co njyunch.
Die kleinen Blätter von Tlieimeen mit abgerundeter Basis und
sich schnell verdickendem Blattstiele sind nur kurz zugespitzt oder
oben abgerundet. Blätter von gleicher Nervatur und ähnlicher
Form sind dagegen häufig bei den Celastrineen. Vor allen
[357] Eisleben. 199
besitzt Maytenus ülicifolia Mart. unter ihren gestaltenreichen
Varietäten auch solche mit kleineren Blättern, welche sich
von unserem Blatte nur durch den wenig spitzeren Ursprungs-
winkel der Secundärnerven unterscheiden. Trotzdem ist die
Gattungsbestimmung des letzteren noch nicht gesichert, da ähn-
liche Blätter auch bei Myrica humilis Cham. et Schlecht.
(Cap) vorkommen.
Vorkommen: Segengottesschacht.
(elastrus parvifolius nov. spec.
Taf. 26, Fig. 21 —25.
Folia parvula, subcoriacea, breviter petiolata, ovato-lanceo-
lata, acuminata, basi in petiolum attenwata, margine serrata;
nervi secundaru camptodromi, angulo ca. 50% orientes.
Die Achselblätter einer nicht bestimmten Bixacee des Köniel.
Herbariums (Xylosma?) erinnern sehr an die abgebildeten Blättchen.
Das Vorkommen einer verwandten fossilen Art ist jedoch so
lange unwahrscheinlich, als die charakteristischen, langgestreckten
Blätter jener Bixacee noch nicht nachgewiesen sind. — Myr-
sine retusa Ait. (ETTINGSHAUSEN, Dicot. Taf. 22, Fig. 3) hat
dünnere Blattstiele und unter spitzeren Winkeln entspringende
Secundärnerven. — Symplocos Alstonia Lher. besitzt neben
grösseren auch kleinere Blätter mit der Gestalt, Nervatur und
dem dicken Blattstiel der fossilen Art; bei ihr und den analogen
Symplocos- Arten sind aber die Secundärnerven nicht kräftiger
als die Tertiärnerven. — Die Blätter von ITlex vomitoria Ait.
(ErTInGsHAUSEN, Dicot. Taf. 65, Fig. 7—9) und den zahl-
reichen verwandten, kleimblättrigen Arten sind am breitesten in
und öfter über der Mitte, oben abgerundet oder nur kurz zuge-
spitzt und am Blattstiele nicht herablaufend. — Die meisten und
besten Analoga besitzen die Celastrineen. Unsere Pflanze scheint
in der Mitte zwischen (el. ovatus Eckl. (ErTin@sHAusen, Oelastr.
Taf. 7, Fig. 17—18) einerseits und den grossblättrigen (el. acu-
minatus Thunb. (ETTinGsHAUSEn, Celastr. Taf. 6, Fig. 13 — 14)
200 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [358]
und rupestris Eckl. (ibid. Taf. 7, Fig. 2—3) vom Cap anderer-
seits zu stehen und schliesst sich am besten an den südamerika-
nischen (elastrus confertus R. et Pav. an. — Die kleinen Blätter
von Fraxinus Moorkroftiana Wall. haben eme unsymmetrische
Basis, stumpfe Zähne und eine abgerundete Spitze. Bei einer
Varietät von Hvonymus echinatus Wall. mit ähnlichen Blättern
gehen die Secundärnerven unter fast rechtem Winkel ab.
Unter allen fossilen Oelastrineen gehört zu unserem Typus nur
Cel. ozyphyllus Heer (flor. tert. Helv. III, pag. 69, Taf. 121,
Fig. 44) mit eiförmigen, lang zugespitzten Blättern. Von (el.
oxyphyllus Ung. (Sotzka Taf. 30, Fig. 22—24) gehört nach
ETTINGSHAUSEN (Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora von Sotzka
pag. 504) Fig. 22 und 24 zu (el. Andromedae Ung. (= (el. May-
tenus Ung.), Fig. 23 zu Melastomites Drwidum Ung. — Bei Wein-
mannia paradisiaca Ett. und Ettingshauseni Heer (siehe
pag. 194) liegt die grösste Breite immer in oder über der Mitte
des Blattes.
Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht.
Verwandte fossile Art:
Oelastrus o@yphyllus Heer: Unter-Miocän (Eriz).
Celastrus Dalongia nov. spec.
Taf. 27, Fig. 10.(2), 11—14, 16.
Folia ovato-lanceolata, longe acuminata, basirotundata,
petiolata, dense et argute serrata; nervi secundarii numerosı,
paralleli, angulis 60— 10° orientes, brochidodromi; nervi tertiarü
tenuissimi, ea parte nervis secundaniis subparalleli.
Die Basis der zu dieser Art gerechneten Blätter ist abgerundet.
Die Anzahl der Zähne ist gleich der der Secundärnerven oder
doppelt so gross.
Den Nervationstypus unserer Blätter finden wir häufig bei
Celastrineen und Saxifragaceen, mit einigen Abweichungen auch
bei ((arya. — Die Arten von Belangera, besonders Del. tomen-
tosa Camb. und glabra Camb., haben drei- oder fünffingrige
[359] Eisleben. 201
Blätter; die Theilblättchen sind fast sitzend, die Secundärnerven
rand- oder schlingläufig. Die den Secundärnerven fast parallel
laufenden Tertiärnerven von Fig. 16 fehlen bei Delangera. —
Ackama Mwelleri Benth. hat gefiederte Blätter, deren unsym-
metrische Theilblättchen kurz gestielt sind und sich nach unten
verschmälern wie Fig. 15; die Anordnung der kräftigen Tertiär-
nerven erinnert an (’eratopetalum. Die Fiederblättchen von Ackama
rosaefolia sind sitzend und haben meist randläufige Secundär-
nerven. — Die Blätter von Dalongia sp. mewic. (ETTINGSHAUSEN,
Celastr. Taf. 2, Fig. 1—3) erfüllen alle Voraussetzungen der Ana-
logie. Sie sind breiter als unsere Blätter und am Blattstiel ver-
schmälert; die Zahl der Zähne ist gleich derjenigen der unter
fast rechtem Winkel entspringenden Secundärnerven oder doppelt
so gross; die Anordnung der wenig hervortretenden Tertiärnerven
gleicht derjenigen in Fig. 16. — Dem gleichen Typus gehört
Evonymus echinatus Wall. an. — Bei (arya amara werden
die Secundärnerven durch die Tertiärnerven direct verbunden.
Celastrus Endymionis Ung. (Syll. II, pag. 8, Taf. 2, Fig. 5)
erinnert noch mehr als unsere Blätter an die lebende Dalongia.
Es fehlt ihm jedoch die lange Spitze. — Bei Pterocarya denti-
eulata Heer (flor. tert. Helv. Taf. 131, Fig. 6) sind die Theil-
blättchen ungestielt. ;
Vorkommen: Segengottesschacht.
Verwandte fossile Art: R
Celastrus Endymionis Ung.: Unter- Miocän (Radobo)).
Celastrus sparse-serratus nov. sp.
Taf. 27, Fig. 15.
Folia ovato-lanceolata, longe acuminata, basi sensim in
petiolum brevem angustata, margine remote serrata; nervi
secundarü tenues, paralleli, angulo ca. 600 orientes, brochido-
dromi.
Das vorliegende Blatt unterscheidet sich von der vorigen Art
nur durch die herablaufende Basis und die stumpfen Sägezähne.
202 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [360]
Ein zweites, nicht abgebildetes Exemplar dieser Art besitzt die
charakteristische Nervatur von Fig. 16.
Vorkommen: Segengottesschacht (selten).
llicineae.
Ilex longifolia nov. spec.
Taf. 27, Fig.1.
Folia subcoriacea, elongato-lanceolata, utrinque sensim
attenuata, margine spinoso-dentata; nervi secundarü sub an-
gulo ca. 30° orientes, numerosi, paralleli, camptodromi.
Die nächst verwandte Art scheint /lex acuminata Sap.
(Et. II, 3, Ann. 5.ser., IV, pag. 188, tab. 11, fig. 2) zu sein,
von welcher SAPORTA sowohl ganzrandige als dornig gesägte Blätter
abbildet. Alle diese unterscheiden sich von unserer Art durch die
vom Blattstiele abgesetzte Basis, die geringere Zahl und den klei-
neren Ursprungswinkel der Secundärnerven. Ilew rigida Sap.
(l. ce. pag. 190, tab. 11, fig. 3) hat grössere, dornartige und weiter
von einander abstehende Zähne.
Die meisten Beziehungen zu diesen Arten besitzt lex (as-
sine Ait. var. serrata, mit welcher von SAPORTA auch noch /lex
aculeata (l. c. pag. 192, tab. 11, fig. 10) und spinmescens (]. c.
pag. 193, tab. 11, fig. 4) mit breiteren Blättern verglichen werden.
Die Gattungsbestimmung unserer Art wie der Mehrzahl der fran-
zösischen ist noch fraglich.
Von den 145 lebenden Arten bewohnen die meisten Süd-
amerika, die übrigen sind durch die tropische und gemässigte
Zone beider Hemisphären verbreitet.
Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht.
Verwandte fossile Arten:
1. llex acuminata Sap.:
2.» spinescens Sap.: \ ee) } k
x r N = I Ober-Oligocän (Armissan).
3.» rigida Sap.:
4. » aculeata Sap.:
[361] Eisleben. 203
Rhamneae.
Zizyphus parvifolius nov. spec.
Taf. 25, Big. 1315.
Folia parvula, membranacea, ovato-lanceolata, longe
acuminata, basi angustata, argute-serrata; nervi subbasilares 2,
apicem non attingentes.
Die Blätter dieser Art kommen in den Thonen des Segen-
gottesschachtes sehr häufig vor. Die Nervatur war bis auf die
beiden Seitennerven niemals sichtbar. Die dünnhäutige Beschaffen-
heit, die Bezahnung und das Vorhandensein der beiden fast aus
der Basis hervortretenden Seitennerven weisen unsere Blätter der
Gattung Zizyphus zu.
Analoge lebende Arten sind Ziz. flexuosa Wall. (Nepal)
und eine nicht bestimmte ostindische Art des Königl. Harbariums.
Analoge fossile Arten sind noch nicht bekannt.
Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht (häufig).
Zizyphus Leuschneri nov. spec.
Taf. 25, Fig. 2—3, 5— 12.
Siehe diese Abhandl., Bornstedt, pag. 147, Taf. 19, Fig. 11.
Folia breviter petiolata, membranacea, ovato-lanceolata,
longe acuminata, basi symmetrica truncata vel sensim in petiolum
attenuata, argute serrato-denticulata. Nervatio acrodroma et brochido-
droma; nervi basilares 2, apicem non attingentes, nervi se-
cundariüi angulis 40 — 50° orientes, tertiarüi angulis acutis egredientes.
Die zahlreichen abgebildeten Blätter müssen, so sehr auch
einige derselben von einander abweichen, zu einer Art zusammen-
gezogen werden, da alle vermittelnden Uebergänge von einer
Form zur anderen vorhanden sind. Das eine Endglied der
Reihe stellen die Blätter Fig. 2 und 6 dar mit breiter, kurz zu-
gespitzter Basis, das andere die Blätter Fig. 5, 7, 10 und 11
mit langsam sich verschmälernder Basis. Beide Extreme werden
204 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [362]
von den übrigen Formen in der Reihenfolge von Fig. 3, 12, 8
und 9 vermittelt.
Durch die symmetrische Gestalt und die lang ausgezogene
Spitze unterscheidet sich unsere Art, welche ich dem Herrn Geh.
Bergrath LEUSCHNER widme, von der Mehrzahl der fossilen Arten
derselben Gattung. Der Vergleich mit ähnlichen Blattformen führt
zu folgendem Ergebnisse:
Unter Zizyphus UngeriHeer sind 2 Typen vereinigt worden,
mit schmal-lanzettlichen und breit-eiförmigen Blättern. Erstere
unterscheiden sich von den schmalen Formen unserer Art durch
die unsymmetrische Basis und die bis zur Spitze reichenden Ba-
silärnerven, letztere von unseren breiteren Blättern durch dieselben
Merkmale und den Mangel der langen Spitze. Melastomites
Druidum Ung. (Sotzka Taf. 34, Fig. 1 — 9), von ETTINGSHAUSEN
(Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora von Sotzka Taf. 4, Fig. 8)
später zu obiger Art gezogen, erinnert noch am meisten an un-
sere Blätter. Unsere Fig. 6 passt am besten auf UNGER, Sotzka
Fig. 2, Fig. 10 auf Sotzka- Fig. 7, und Fig. 9 und 12 auf Sotzka
Fig. 1. Leider enthalten die UnGer’schen Abbildungen keine
Details, so dass eine Vereinigung beider Arten ohne directen Ver-
gleich der Originale gewagt wäre.
Die schmalen“ Blätter von Zizyphus tiliaefolius Ung. sp.
stimmen in der Form mit unseren Blättern überein. Die kurzen
Basilärnerven jedoch vereinigen sich in allen Blättern dieser Art
mit den Secundärnerven in aufsteigenden Bögen. Ziz. bilinicus
Ett. (Bilin III, Taf. 51, Fig. 1) von Kutschlin ist wahrscheinlich
mit der vorigen Art zu vereinigen.
Zizyphus remotidens Sap. et:Mar. (Essai pag. 70, tab. 11,
fig. 5— 6) schliesst sich am besten an unsere Fig. 8 und das Blatt
von Bornstedt Taf. 19, Fig. 11 an. Er unterscheidet sich nur
durch die rechtwinklig vom Hauptnerv ausgehenden Tertiärnerven
und ferner dadurch, dass die oberen Secundärnerven sich durch
aufsteigende, nicht durch die Fortsetzung der Basilärnerven ge-
bildete Schlingen verbinden. — Ziz. Raincourtii Sap. (Sezanne
tab. 14, fig. 8), erinnert ebenfalls mehr als die jüngeren Arten an
unsere Pflanze.
[363] Eisleben. 205
Zizyphus cinnamomoides Lesq. (Tert. flor. pag. 277, tab. 52,
fig. 7— 8) erinnert in der Gestalt an Zizyphus Ungeri, hat aber,
wie unsere Art, kurze Basilärnerven. Die Tertiärnerven gehen
fast senkrecht vom Hauptnerv aus.
Von Ziz. vetustum Heer von Alumbay und antiguus Mass.
vom Monte Bolca liegen leider keine Abbildungen vor.
Im Königl. Herbarıum fand ich folgende analoge lebende
Arten:
l. Zizyphus sinensis Lam. (China),
2. » vulgaris L. (Mittelmeerländer),
3. eine nicht bestimmte Art aus den gemässigten Regionen
des Himalaya, mit herzförmiger, aber am Blattstiel kurz
herablaufender Basis, langer Spitze und kurzen Basilär-
nerven.
Die Gattung Zizyphus ist mit ihren 50 Arten hauptsächlich
über das tropische Asien und Amerika verbreitet und reicht noch
in die wärmere gemässigte Zone hinein. Wenige Arten bewohnen
Afrika und Australien.
Vorkommen: Segengottesschacht, Schwarze Minna, Born-
stedt.
Verwandte fossile Arten:
1. Zizyphus remotidens Sap. et Mar.: Unter-Eocän (Gelinden).
; » Raincourtii Sap.: Unter-Eocän (Sezanne).
3. » Ungeri Heer, var. Druidum: Ober-Oligocän (Sotzka).
Myrtaceae.
Myreia laneifolia nov. spec.
Taf. 25, Fig. 16.
Folia breviter petiolata, ovato-lanceolata longe acumi-
nata, basi attenuata, integerrima. Nervi secundarii tenuissimi,
creberrimi, paralleli, sub angulis 50— 60° orientes, nervis mar gi-
nalibus brochidodromo-conjuncti.
206 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [364]
Die beiden Saumläufer weisen unser Blatt den Myrtaceen zu.
Myrtus zeylanica L. (ETTINGSHAUSEN, Dicot. Taf. 83, Fig. 9)
hat unter den Myrtus- Arten die schlankesten Blätter, die aber
noch immer gedrungener sind als Fig. 16. Das Gleiche gilt von
Baeckhausia myrtifolia Hook. (ibid. Taf. 83, Fig. 10). Syzy-
gium odoratum De ©. (ETTINGSHAUSEN, Dicot. Taf. 84, Fig. 7),
welches unter allen Syzygien am besten zu unserer Art passt,
hat entfernter stehende Secundärnerven. Dagegen sind die lang-
gestreckte Gestalt, die grösste Breite unter der Mitte und die dicht
stehenden Secundärnerven unserer Art auch charakteristische Merk-
male der Myrcia-Arten. Myreia ambigua De C. (ETTINGSHAUSEN,
Dicot. Taf. 81, Fig. 7 und Taf. 83, Fig. 11), Myre. rostrata De C.
(ibid. Taf. 86, Fig. 9— 10) und Myre. terebinthacea Poepp. (ibid.
Fig. 206 und 210) lassen sich kaum von unserer Art unterscheiden.
Aus anderen fossilen Floren ist noch kein Blatt bekannt,
das sich annähernd mit den unserigen vergleichen liesse; selbst
Myrtus atavia Sap. (Et. II, 3, pag. 220) und oceanica Ett.
(Häring Taf. 27, Fig. 24—-27) besitzen noch die gedrungeneren
und sich beiderseits gleichmässig verschmälernden Formen der
eigentlichen Myrten.
Die zahlreichen (500) Arten von Myrcia bewohnen das tro-
pische und das wärmere gemässigte Amerika.
Vorkommen unserer Art: Segengottesschacht (1 Exemplar).
Unbestimmbare Blattreste.
Unter den abgebildeten, aber im Vorhergehenden nicht be-
schriebenen, weil noch nicht bestimmbaren Blattresten sind folgende
hervorzuheben:
1. Taf. 25, Fig. 18 und 19 erinnern an Zizyphus Meekii Lesg.
(Tert. flor. pag. 275, tab. 51, fig. 10 —14) und Urtica mio-
cenica Ett. (Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora von Steier-
mark pag. 55, Taf. 2, Fig. 21).
2. Taf. 27, Fig. 19 besitzt die nächsten Beziehungen zu den
Fiederblättern von Aralia rasemosa.
[365] Riestedt. 207
3. Taf. 26, Fig. 7, 8 und 17 unterscheiden sich von Celastrus
lanceolatus durch grössere Breite. Sie erinnern am meisten
an lebende Arten von Kvonymus, Üelastrus und Maytenus.
Cunonia bilinica Ett. (Bilin III, Taf. 55, Fig. 21) hat
kurze, nicht dornartig zugespitzte Zähne, Evonymus rado-
bojanus Ett. (ibid. Taf. 48, Fig. 8) eine unsymmetrische Basis.
An dem ähnlich gestalteten Evonymus wetteravicus Eitt.
( Wetterau pag. 878, Taf. 4, Fig. 8) sind die entfernter stehenden
Secundärnerven schlecht erhalten.
4. Taf. 27, Fig. 17 ist vielleicht mit Zizyphus Leuschneri
zu vereinigen. Aehnliche Blätter besitzen auch Celtis- Arten,
besonders (elt. primigenia Sap. (Et. II, 3, Ann. 5. ser., IV,
pag. 119, tab. 6, fig. 7) und Celt. Japeti Ung. (Inocogr.
pag. 116, Taf. 43, Fig. 25 (?), 26).
5. Taf. 28, Fig. S und 9 erinnert am meisten an Acacia rigida
Heer (flor. tert. Helv. III, pag. 133, Taf. 140, Fig. 22), Pro-
sopis Kymeana Ung. (Kumi Taf. 16, Fig. 1—3) und Euca-
lyptus haeringiana Lesq. (tert. flor. pag. 296, tab. 59, fig. 10).
Das letztere Blatt gehört seiner Nervatur nach nicht zu Zuca-
Iyptus.
In dem Thone des Segengottesschachtes wurden zahlreiche
Früchte und Blüthenreste gefunden, die erst bei einer grösseren
Menge von Material sich bestimmen lassen und dann noch manche
interessante Ergänzungen zu der kleinen Flora liefern werden.
Riestedt.
Die wenigen Pflanzenreste des Riestedt-Elmsloher Beckens,
die mir zur Verfügung standen, gehören dem Halleschen Museum
an. Da dieselben nicht mit einer genaueren Fundortsangabe ver-
sehen sind, genügen die folxenden Angaben der Lagerungsverhält-
nisse (ZINCKEN, Physiographie der Braunkohlen pag. 624):
208 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [366]
Eisenschüssige, ockergelbe bis rostbraune Lehnschicht,
on die durch Eisenoxydhydrat zusammengekittete Sand-
iluvium. : ee 2 >
massen einschliesst, mit Milchquarz und Kieselschiefer-
brocken, Glimmerschüppchen und Hornstein.
Oligoeän: 1. Grober, thoniger Sand.
Us 2. Gegen 31/, Lehtr. mächtiger, schiefriger Sand mit
Flötz- thonigem Bindemittel; zahlreiche, unkenntliche,
gruppe mit kohlige Pflanzenreste, meistens Blätter und Stengel
= von Gramineen, oft auch Eisenkiesnieren enthaltend.
Mittelnvon \ A ar
Stuben- ,3. Grauer, plastischer Thon; feiner, kalkhaltiger Sand
sand (nach mit einzelnen Nestern von glimmerfreiem Sande.
IDASPEY N ver:
4. 6 Flötze, abwechselnd mit Lagen von Thon und
Re)» \ Sand.
\
Die Baumstämme, welche meist horizontal in grosser Menge
in den Koblenflötzen eingebettet liegen, gehören nach HarTıG
(Botan. Zeitung 1848, pag. 166) den Coniferen, und zwar vor-
herrschend der Familie der Cypressen an. Es sind:
Pitowylon Eggensis (2),
Heteeoaylon Seyferti,
Thuyjowylon (Elate) austriacum,
Taxowylon Goepperti,
Callitroaylon Aykli,
Ommatowylon Germari,
Palaeowylon Endlicheri.
Von diesen sind Tawoasylon Goepperti (nach HarrıG) und
Callitrowylon (Taxites) Aykii (nach GÖPPERT, Botan. Zeitung
1848, pag. 165) die häufigsten Braunkohlenhölzer. Von anderen
Pflanzen war bisher nur das Vorkommen zahlreicher Nüsse von
Carya ventricosa in den Kohlen und den die Kohlen beglei-
tenden Thonen und Sanden bekannt (ZInckEN, Physiographie
pag. 131 und K. ©. Seyrert, Zeitschrift für das Berg-, Hütten-
und Salinenwesen in dem preuss. Staate IV, 3, 1856, pag. 171)
und ausserdem das von Corylus-artigen (Bot. Zeit. 1848, pag. 167)
[367] Riestedt. 209
und Cacaobohnen ähnlichen, zuerst durch ZENKER beschriebenen
Früchten. Aus denselben Schichten dürften die auf Taf. 6,
Fig. 16— 19 abgebildeten Früchte stammen. Die drei übrigen ab-
gebildeten Pflanzenreste (Fig. 13—15) liegen in einem bläulichen
Thone, von dem man nicht weiss, ob er der Flötzzone oder dem
Hangenden derselben angehört hat.
Beschreibung der Arten.
Filices.
? Aneimia sp.
Taf. 6, Fig. 13, 13a.
Da von diesem Farnkraut nur das Fig. 13 abgebildete Bruch-
stück vorhanden ist, ist eine Deutung desselben noch unmöglich.
Eine ähnliche, lappenartige Zertheilung des Laubes und dicht
stehende Nerven finden wir bei Zygodium und Aneimia. Bei
beiden aber tritt in jeden Lappen immer nur ein Nerv mit seinen
Verästelungen ein, während an dem fossilen Farnrest jeder Lappen
eine Anzahl selbstständiger Nerven enthält, wenn man nicht an-
nehmen will, dass diese sich sämmtlich in der Nähe des Haupt-
nervs zu einem einzigen vereimigen. Da die Lappen bei Lygodium
kleiner und zahnartig zugespitzt sind, können wir den Blattrest
nur auf Aneimia beziehen.
Cupuliferae.
Dryophyllum eurticellense WATELET sp.
Taf. 6, Fig. 14 und 15.
DMyrica curticellensis Warever, Deser. d. plantes foss. de Paris pag. 127, tab. 34,
fig. 1—3 (1866).
» attenuata Warever, ibid. pag. 126, tab. 33, fig. S—9.
» Roginei Warerer, ibid. pag. 127, tab. 33, fig. 10 — 11.
» amgustissima Wareuer, ibid. pag. 125, tab. 33, fig. 12.
» verbinensis. Warerer, ibid. pag. 126, tab. 33, fig. 14— 15.
14
310 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [368]
Castanea Saportae Wanezver, Deser. d. plantes foss. de Paris pag. 142, tab. 38,
fig. A—5 (1866).
» _ eocenica WArtErer, ibid. pag. 142, tab. 38, fig. 1—3.
Myrica attenuata Sckimrer, trait6 de pal. veg. II. pag. 538 (1370 — 72).
» _ angustissima SCHIMPER, ibid. pag. 540.
Oastanea eocenica Scuimeer, ibid. pag. 609.
Dryophyllum lineare Scaimrer, ibid. pag. 615.
» eurticellense Sarorra et Marıon, Essai sur Petat de la veg. & l’epoque
des marnes heersiennes de Gelinden pag. 42, tab. 1, fig. 5
(1873).
» » Sarorra et MaArıox, Revision de la flore heersienne de
Gelinden pag. 53, tab. 7, fig. 6—8 (1878).
2 >» lineare Sarorra, Prodr. d’une flore foss. des travert. de Sezanne
pag. 62, tab. 4, fig. 6 (1873).
Folia subcoriacea, valide petiolata, linearia angusteque
lineari-lanceolata, basi breviter, apice longe attenuwata,
margine serrata; nervus primarius subtus validus, nervi secundarü
numerosi, oblique leniter curvati, paralleli, simplices aut ewtremo
apice furcati, in dentes pergentes; tertiarii numerosi, transversim
decurrentes.
Die von WATELET als Myrica curticellensis, attenuata, Roginei,
angustissima und verbenensis beschriebenen und später von SAPORTA
und Marıon (Essai pag. 42) mit Recht zu einer einzigen Art ver-
einigten Blätter von Vervins, Bellen und Üourcelles bilden eine
grosse Formenreihe, in welcher sich nicht mehrere Glieder scharf
abgrenzen lassen. Sämmtliche Blätter sind linealisch oder lineal-
lanzettlich, verschmälern sich nach unten schnell, nach oben lang-
sam und sind am Rande mit deutlichen; dicht stehenden Sägezähnen
versehen. Der Mittelnerv ist dick, die zahlreichen Secundärnerven
sind ein wenig gebogen und endigen in den Zahnspitzen. In dem
unteren Theile der Blätter stehen Secundärnerven und Zähne weiter
auseinander. Mymica attenuata Wat. stellt nur den unteren Theil
der Blätter Taf. 34, Fig. 10— 12 und 14—15 dar. Myrica Roginei
mit steileren Secundärnerven schliesst sich eng an die übrigen
auf Taf. 33 dargestellten Blätter mit unter offenerem Winkel aus-
gehenden Secundärnerven an.
[369] Riestedt. 211
Mit diesen Blättern vereinige ich ferner (astanea Saportae
Wat. und eocenica Wat. Beide sind bereits von SCHIMPER (traite
de pal. veg. Il, pag. 609) zu einer Art zusammengezogen worden,
weil sie, derselben Fundstelle ( Belleu) angehörend, eine Reihe von
Formen darstellen, deren extremste, nämlich ]. c. Taf. 38, Fig. 1—3
und Fig. 5, sehr gut durch Fig. 4 vermittelt werden. Das ver-
bindende Glied zwischen den beiden WATELET’schen (astanea-
Arten einerseits und den zu Myrica gestellten Blättern andererseits
bildet Myrica curticellensis Wat., die sich unter letzteren wieder
am besten an Myrica verbinensis Wat. anreiht. Das bei SAaPoRTA
et MARION, Revision tab 7, fig. 6 abgebildete, fast vollständige
Blatt weicht durch die deutlich abgesetzte Basis ab, stimmt
aber mit den übrigen Blättern von Gelinden in allen anderen Be-
ziehungen überein.
Die Riestedter Blätter schliessen sich ebenso eng an (astanea
Saportae Wat., Taf. 35, Fig. 4 wie an Myrica curticellensis W at.,
Taf. 34, Fig. 1—3 an, von denen sie nur durch die länger aus-
gezogenen Zähne abweichen.
Die systematische Stellung dieser und der nächst ver-
wandten Blattformen haben SaroRTA und MARION in ihren Arbeiten
über die Gelindener Flora in sehr eingehender Weise zu begründen
versucht. Dass alle oben aufgeführten Blattreste von der Gattung
Muyrica zu trennen sind, lehrt der gänzlich abweichende Blattbau
dieser letzteren, welcher immer folgende drei wichtige Merkmale
erkennen lässt:
1. die schnellere Zuspitzung des Blattes,
2. das fast rechtwinklige Abzweigen der Secundärnerven vom
Hauptnerven,
3. das Auftreten von Tertiärnerven, welche bis nahe an den
Rand den Secundärnerven parallel laufen.
In der ersten Bearbeitung der Gelindener Flora wiesen
SAPORTA und MarRION auf die Analogie unserer Art mit den
Blättern von Castanopsis einerseits und denen der ostasiatischen,
immergrünen, lederblättrigen Eichen der Gruppe Pasania, Cyelo-
balanus und Chlamydobalanus andererseits hin. Da die vorliegende
14*
212 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [370]
und die verwandten, dem älteren Eocän und der oberen Kreide
angehörenden Arten die Ungewissheit liessen, »in wie weit die
einzelnen entweder zu (astanopsis oder zu den genannten Sectionen
der Gattung Quercus gezogen werden müssen, oder ob sie vielleicht
eine besondere Gruppe bilden«, vereinigten die beiden Forscher
diese Arten in der von DEBEY zuerst aufgestellten Zwischengattung
Dryophyllum und bezeichneten mit dieser Gattung den Stamm, aus
dem sich später Castanopsis und Quercus entwickelt haben sollten.
Später (Revision 1. ec.) änderten sie ihre Ansicht über die
systematische Stellung ihrer Dryophyllum-Arten sehr wesentlich.
Sie gelangten zu der Vermuthung, dass Dryophyllum sich am
meisten der Gattung Castanea Tourn. nähere und ein Prototyp
mit dauernden lederartigen Blättern repräsentire, der zu den
Kastanienbäumen der gemässigten Zone in derselben Beziehung
stehe wie die Unter-Gattungen /lex, ÜCerris und Lepidobalanus mit
dauernden Blättern zu den sommergrünen Eichen derselben Gruppen.
Während sie eine Anzahl neu gefundener Blätter zu den (uercineen
stellten, vereinigten sie Dryophyllum mit den Castanineen, wie fol-
gende Zusammenstellung zeigt:
Quereineen.
a. Section (erris.
Quercus Loozi Sap. et Mar.
» arciloba DEE > »
> d ipl od. ON » » »
» odontophylla » >» »
b. Section Lepidobalanus.
Quercus palaeodrys Sap. et Mar.
c. Section Üyelobalanopsis.
Quercus parceserrata Sap. et Mar.
Castanineen.
a. Gattung Pasianopsis SAPORTA et MARION.
Pasianopsis retinervis Sap. et Mar.
» sinuatus » » »
[371] Riestedt. 913
b. Gattung Dryophyllum DEBEy.
Dryophyllum Dewalquei Sap. et Mar.
» curticellense Wat. sp.
Der Nachweis einer so alten, dem Eocän angehörenden Art
in unserem Tertiär muss für uns von hohem Interesse sein, da bis
auf Gelinden und das Pariser Becken in Europa keine Tertiär-
ablagerung die gleiche oder eine nahe verwandte Art aufzu-
weisen hat.
Die unserer Pflanze nächst verwandten Arten haben wir eben-
falls im Eocän, in den Floren von Sezanne und Gelinden zu suchen.
Es sind:
Dryophyllum Dewalguei Sap. et Mar. (siehe diese Abhandl.
pag. 22),
» palaeocastanea Sap.,
» (Castanea) sezannensis Wat. sp.
Die beiden letzten Arten ist SCHIMPER geneigt zu einer ein-
zigen zu vereinigen (traite de pal. veg. II, pag. 614). Von Dryo-
phyllum Sap. et Mar. sind bereits zahlreiche Formen abgebildet
worden, die unter einander mehr abweichen als von den Blättern
unserer Art. Unter anderen weisen die Blätter bei SaroRrTA et
MARIOoN, Essai tab. 2, fig. 2 und 5; tab. 4, fig. 1, 3, 4, so viele
mit Dryophyllum curticellense übereinstimmende Merkmale auf, dass
die Vermuthung einer Zusammengehörigkeit beider Arten nahe liest.
Dasselbe gilt von dem Blatt Revision tab. 7, fig. 5, das, von den
übrigen Blättern von Dryophyllum Dewalgquei gänzlich abweichend,
besser zu unserer Art zu stellen wäre.
Unter den übrigen bis jetzt bekannten Tertiärpflanzen besitzt
Castanea intermedia Lesqg. (tert. flor. pag. 164, tab. 21, fig. 7)
von Middle Park (Colorado) die nächsten Beziehungen zu unserer
Art; sie nähert sich am meisten der Form Castanea Saportae W at.
(Paris tab. 38, fig. 4).
Die Gattung Castanea, zu der wir nach dem jetzigen Stande
unserer Kenntniss der fossilen Pflanzen unsere Art als tropischen
Repräsentanten mit lederartigen Blättern stellen müssen, ist jetzt
214 Beschreibung der Localtloren der Provinz Sachsen. [372]
auf 2 Species der nördlich gemässigten Zone reducirt, (astanea
vesca Gärtn. (Cast. vulgaris Lam.) in Südeuropa und Asien und
Cast. pwmila Michx. in Nordamerika.
Verbreitung unserer Art:
Unter-Oligocän: Riestedt.
Unter-Eocän (Soisson. Stufe): Gelinden, Sezanne (?), Ver-
vins, Belleu und Courcelles.
Verbreitung der nächst verwandten Arten:
l. Dryophyllum Dewalqwei Sap. et Mar.: Unter-Oligocän
(Skopau, (?) Bornstedt) und Unter-
Eocän (Gelinden).
2. » palaeocastanea Sap. und |, Unter-Eocän
> (Cast.) sezannensis Wat. sp.) (Sezanne).
3. Castanea intermedia Lesg.: Obere »green River« Gruppe
(Middle Park, Colorado).
Juglandeae.
Carya ventrieosa STERNBERG Sp.
= Taf. 6, Fig. 17— 18.
Juglandites ventricosus Stersgere, Vers. I, 4, pag. 40, Taf. 55, Fig. 5a, b (1820).
Juglans ventricosa Broxentarr, Prodr. pag. 144 (1828).
Carya » Uncer, Gen. et spec. pag. 467 (1850).
» » » Pflanzenreste von Wieliczka page. 11, Fig. 14— 16 (1849).
Juglans » Weser, Palaeontogr. II, pag. 208 (1852).
Carya » Heer, flor. tert. Helv. III, pag. 301 (1859).
» » Unger, Syll. I, pag. 40, Taf.18, Fig. 5— 11 (Fig. 10— 11 folia)
(1861).
Juglans » Porez, N. Jahrb. für Min. 1866, pag. 54, Taf. 1, Fig. 9.
Carya » Srur, Jahrb. der geol. Reichsanst. 1867, I, pag. 182.
» » Errisssuausen, foss. Flora der ältesten Braunkohlenform. der
Wetterau pag. SS3 (1868).
» » Exeevnarpr, Flora der Braunkohlenform. im Königr. Sachsen
pag. 37, Taf. 10, Fig. 11—14 (1870).
» » EneeuuAaror, Göhren pag. 32, Taf. 6, Fig. 4 (1873).
» » Schineer, traite de pal. veg. Il, pag. 256, tab. 102, fig. 16, 18,
20, 21 (1874).
[37 3] Riestedt. 915
Oarpolithes subcordatus Sterngere, Vers. I, 4, pag. 41, Taf 53, Fig. 6 (1820).
Juglans rostrata Bros, Lethaea pag. 866, Taf.35, Fig. 13a, b, ce (1838).
» laevigata Broxentsarr, Prodr. pag. 145 (folia) (1828).
» » Lupwre, Palaeontogr. VII, pag. 135, Taf. 54, Fig. 6—14 (1860).
» » Porrr, N. Jahrb. für Min. 1866, pag. 54, Taf. 1, Fig. 8.
» » Exertsarpr, Flora der Braunkohlenform. im- Königr. Sachsen
pag. 38, Taf. 10, Fig. 15— 18 (1870).
Carya pusilla Uxcer, Syll. I, pag. 41, Taf. 18, Fig. 12 (1861).
Foliola elongato-elliptica, basi apiceque sensim acuminata, mar-
gine undulata. Nux majuscula, ventricoso-sphaerica, lenissime
obtuse acuminata, tenuisulcata, valvarum margine prominente, puta-
mine crasso, dissepimento produecto, nuecleo parvo, lobis 4-sinwosis.
Früher wurde diese Nuss in grosser Menge in der Kohle
und den diese begleitenden Thon- und Sandschichten gefunden.
Die abgebildete halbe Klappe des besten Exemplares aus dem
Halleschen Museum ist 2°® lang und 1,5°® breit. Sie ist mit
schwachen, nur am Grunde deutlichen Adern bedeckt, in der Mitte
am breitesten und nach oben in eine nur wenig hervorragende
Spitze verlängert. Die Schalwand und die mittlere Scheidewand
des Kernes sind sehr dünn. Die geringe Dicke der Scheide-
wand und der Schale, die bedeutende Grösse des Kernes und die
Lage der grössten Breite in der Mitte unterscheiden unsere Art
immer von den doppelt so grossen Früchten von Varya costata
Stbg. sp. mit dicker Schale und Scheidewand, kleinem Kerne
und ohne Spitze- Carya albula Heer steht zwischen beiden
Arten; sie besitzt die Grösse und die dünne Schale von Carya
ventricosa und die Gestalt von Carya costata.
Die von LupwiG zu Juglans ventricosa gerechneten Nüsse
(Palaeontogr. VIII, Taf. 58, Fig. 3—6) gehören, wie Errin6s-
HAUSEN (die foss. Flora der ältesten Braunkohlenform. der Wetterau
pag. 883) richtig hervorhebt, zu Carya costata Stbg. sp.; Juglans
laevigata Ludw. (Früchte) dagegen muss mit unserer Art vereinigt
werden. Zu letzterer ziehe ich auch Carya pusilla Ung., eine ca.
1/, Zoll im Durchmesser haltende Nuss, welche bei Franzensbad
mit solchen von (arya ventricosa gesammelt worden ist und sich
von diesen weniger unterscheidet als viele der Wetterauer
216 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [374]
Exemplare dieser Art von einander, bei denen alle Uebergänge
von der kugeligen zur langgestreckten Form beobachtet werden
können. Die von LupwıG mit Juglans ventricosa vereinigten Blätter
(Palaeontogr. VIII, Taf. 57, Fig. 3 u. 5) gehören nach ETTINGSHAUSEN
(l. e. pag. 883) weder zu Juglans noch zu (arya. ÜUNGER stellt sie
zu Diospyros lotoides Ung. (Syll. III, pag. 30, Taf. 10, Fig. 1—12).
Ob hingegen die von UNGER zu unserer Art gezogenen Blätter
(Syll. III, Taf. 18, Fig. 10 und 11) richtig gedeutet sind, erscheint
zweifelhaft.
Die Gattung (arya ist im Tertiär durch zahlreiche Arten
vertreten, von denen die Mehrzahl bisher im deutschen Tertiär
nachgewiesen sind. Die nächsten Beziehungen zu unserer Art
besitzen:
1. Carya costata Ung. (Syll. I, pag. 41, Taf. 18, Fig. 13—17;
Taf. 19, Fig. 16),
2. » albula Heer (Spizbergen pag. 67, Taf. 15, Fig. 62),
3. » Schweiggeri Göpp. sp. (GÖPPERT und BERENDT, Bern-
stein pag. 74, Taf. 5, Fig. 12 und 13),
welche den Uebergang zu
4. Carya rostrata Ludw. sp. (Palaeontogr. VIII, Taf. 55,
Fig. 5—7) mit gestreckteren Früchten bildet. Mit dieser Art ist
identisch Carpolithes rostratus Schloth. (Nachtr. zur Petrefaktenk. I,
pag. 98, Taf. 21, Fig. 8) von Arzberg in Bayern. Vielleicht gehört
hierher auch der von ETTINGSHAUSEN zu Car. bilinica Ung. ge-
stellte Fruchtkern (Bilin III, Taf. 51, Fig. 4, 5).
Die Früchte, welche Lupwic (l. c. VIII, Taf. 54, Fig. 16—17)
mit Juglans acuminata Al. Br. vereinigt hat, gehören wahr-
scheinlich zu Carya costata Ung.; wenigstens ist die Fig. 17
abgebildete, stark zusammengedrückte Nuss, die sich in der Samm-
lung der geologischen Landesanstalt befindet, kaum zugespitzt und
hat einen verhältnissmässig kleinen Kern.
Die Gattung Carya ist jetzt mit ihren 10 Arten auf das ge-
mässigte Nordamerika beschränkt; nur eine (Car. tetraptera
Liebm.) reicht bis Mexico nach Süden. Die dem Typus von Car.
ventricosa Stbg. sp. angehörenden lebenden Arten sind:
[375] Riestedt. DT
1. Carya alba Nutt., von New-Hampshire bis Louisiana und
Georgia,
2. » amara Nutt., vulgo bitter nut, white hickory oder
swamp hickory, von Massachusetts und Mis-
souri bis Georgia und Texas,
3. » mymristicaeformis Nutt., von Massachusetts bis Süd-
Carolina.
Es muss auffallen, dass aus dem Tertiär von Nordamerika,
der jetzigen Heimath von Carya, noch nicht Früchte dieser Gat-
tung bekannt geworden sind. Zwar hat LESQUEREUX bei Evanston
(Wyoming) massenhaft auftretende Blätter als (arya antigquorum
Newb. (LESQUEREUX, tert. flor. pag. 289, tab. 57, fig. 1-5, tab. 58,
fig. 2) beschrieben, jedoch ist, wie auch LESQUEREUX zugiebt,
nach den Blättern allein die Bestimmung von Carya oder Juglans
unsicher.
Verbreitung unserer Art:
Unter-Pliocän: Wieliczka.
Ober - Miocän: Hernals bei Wien.
(?) Mittel-Miocän: Bischofsheim (Rhön).
Unter-Miocän: Kaltennordheim (Rhön).
Ober - Oligocän : Salzhausen und Hessenbrücken; Liessem bei
Bonn.
Unter-Oligocän: Riestedt, Göhren, (?) Zittau.
Verwandte fossile Arten:
1. Carya costata Ung.: Unter - Pliocän (Wieliczka), Mittel-
Miocän (Brandschiefer von Sobrussan), Unter-
Miocän (Tuff von Putschirn), Ober-Oligocän
(Sandstein von Tschernowitz, plastischer Thon
von Priesen; Rott, Salzhausen, Hessen-
brücken).
2. » albula Heer: Spitzbergen (Advent Bay).
218 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [376]
Anonaceae.
Anona cacaoides ZENKER sp.
Taf. 6, Fig. 16.
Baccites cacaoides Zexser, Beiträge 1833, pag. 10, Taf. 1, Fig. 4— 16.
» » Gemurz, Verstein. von Altenburg pag. 10, Taf. 2, Fig. 4, 5.
Anona » Porer, N. Jahrb. für. Min. 1866, pag. 55, Tat. 1, Fig. 13 — 14.
» » Enerumarpr, Flora der Braunkohlenform. im Königr. Sachsen
pag. 40, Taf. 12, Fig. 2—9 (non 10—11) (1370).
» » ExertuArps, Göhren pag. 34, Taf. 6, Fig. 7—S (1873).
» Altenburgensis Uxcer, Syll. I, pag.26, Taf. 10, Fig. S—11 (1861).
» Morloti Unger, ibid. Fig. 12.
» elliptica » Syll. III, pag. 43, Taf. 14, Fig. 2 (1866).
» » , Morloti, Altenburgensis Scuinrer, traite de pal. veg. III, pag. 78,
tab. 96, fig. 22, 23, 26 (1374).
Semina ovata, obtuse- acuminata, 11/; — 4” longa, 11/9 — 21/g°
lata, sublaevia vel longitudinaliter striata.
Früchte dieser Art sind bei Riestedt früher in grosser Menge
gefunden worden. Sie sind glatt oder längsgefurcht und besitzen
an der Unterseite eine kreisförmige Narbe. Diese Merkmale und
die eiförmige Gestalt finden wir sowohl an den Früchten von
Cupuliferen als von Anona. Eine sichere Gattungsbestimmung ist
daher vorläufig noch unmöglich.
" Die Gattung Anona ist in der Lebewelt durch 52 bis
53 Arten vertreten, von denen 2 bis 3 im tropischen Asien und
in Afrika, alle übrigen nur im tropischen Amerika vorkommen.
Verbreitung:
Unter-Miocän: Radoboj.
Unter-Oligocän: Riestedt, (?) Zittau und Bautzen (im Thone),
Quatitz und Altenburg (in der Kohle); Göhren.
Fruetus sp. indet.
Taf. 6, Fig. 19.
Die abgebildete Fruchtschale stellt wahrscheinlich die Hälfte
des Steinkerns einer Amygdaleenfrucht dar. Die Rückenfläche ist
mit wulstigen Längsrippen bedeckt, die Innenseite stark ausgehöhlt.
[377] Grube Pauline bei Dörstewitz. 219
Grube Pauline bei Dörstewitz.
Diese Grube liegt südöstlich vom Dorfe Dörstewitz am Wege
nach Knapendorf, 1 Meile südlich von Halle. Die Lagerungs-
verhältnisse sind nach den Angaben des Herrn Berginspectors
KAHLENBERG folgende:
Decke, | bestehend aus Geschiebelehm und Kies.
Oberflötz, | 4 — 6” mächtig, mit Schweelkohlen und oft mehrere
Meter mächtigen Einlagerungen von weissem und
| kohlehaltigem Sande.
Stubensand, | 2— 5" mächtig, z. Th. thonig.
Schilfkohle.
Weisse bis braune Sande.
Unterflötz, > mächtig, bestehend aus:
| Schilfkohle,
| Knorpelkohle mit Blättern,
|
|
Nur die Knorpel- und Schilfkohle des Unterflötzes lieferten
deutliche Blattreste. Die meisten der abgebildeten Blätter stammen
aus der Knorpelkohlenschicht, nur die Taf. 7, Fig. 1—5 abgebil-
deten aus der Schilfkohle, die aus massenhaft angehäuften, mono-
cotylen Blättern besteht. In der Knorpelkohle sind die Blätter
ebenfalls so häufig, dass jeder Schlag Bruchstücke derselben hervor-
bringt. Leider liegen die Blätter nur in den seltensten Fällen in
der Spaltungsfläche, sie werden deshalb fast immer zertheilt, und
man muss ein reichhaltiges Material von Kohlenblöcken zerkleinern,
um in den Besitz möglichst vollständiger Blätter zu gelangen.
Dies ist auch der Grund, dass die Zahl der abgebildeten Blätter
noch gering ist im Verhältniss zur durchsuchten Kohlenmenge.
Zahlreiche Bruchstücke ganzrandiger Blätter konnten zu einer Fest-
stellung der Gattung nicht verwendet werden und sind nicht ab-
gebildet worden. Immerhin hat die Ausbeute mehrerer Sendungen,
welche die geologische Landesanstalt den Herren Berginspector
KAHLENBERG und Director HEINZE zu verdanken hat, eine Anzahl
-
2320 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [378]
interessanter Resultate erzielt, die sich bedeutend vermehren
dürften, wenn eine systematische, palaeontologische Ausbeutung
der Knorpelkohle in Angriff genommen würde.
Filices.
Pteris parschlugiana UNGER.
Taf. 29, Fig. 20— 21.
Siehe diese Abhandl., Bornstedt, pag. 74, Taf. 8, Fig. 7 und Taf. 9, Fig. 1.
Es wurden mehrere Bruchstücke dieser Art gefunden, welche
vollständig mit den Bornstedter Blattresten übereinstimmen.
Lygodium sp.
Taf. 29, Fig. 10.
Der abgebildete Pflanzenrest ist das emzige bis jetzt gefundene
Bruchstück eines Zygodium mit schmalen Blättern, wie sie charakte-
ristisch sind für Lyg. Gaudini, acrostichoides, acutangulum und
Laharpiüi Heer.
Coniferae.
Pinus typ. Pinaster L.
Taf. 29, Fig. 1 und la.
Kiefernadeln vom Typus Pinaster sind in der Dörstewitzer
Kohle nicht selten. In den meisten Fällen jedoch konnten nur
kleine Bruchstücke eines Nadelpaares gefunden werden. Das
grösste derselben, von 9°® Länge, ist das abgebildete. Die con-
cave Innenfläche der 1,5" breiten Nadeln ist mit mehreren scharfen
Längsrippen versehen. Auf der meist flachen Aussenfläche wurden
wiederholt 6 und 8 gleich starke Längsrippen gezählt (Fie. 1a).
Ein Vergleich mit bekannten, fossilen Arten führt zu
keinem befriedigenden Resultate, weil diese in der Mehrzahl
der Fälle schlecht begründet sind und ihren Darstellungen
gewöhnlich die Detailzeichnung fehlt, ferner weil bei Dörstewitz
[379] Grube Pauline bei Dörstewitz. 331
die ausschliesslich massgebenden Zapfen noch nicht nachgewiesen
werden konnten.
Verwandte Arten scheinen zu sein:
Pinus pseudopinea Sap.: St. Jean-de-Garguier, Fenestrelle, Allauch.
» macroptera Sap.: Armissan.
» Matheroniü Sap.: Marseille.
Lebende Analoga sind:
1. Pinus Pinea L.: Mittelmeergebiet, Nordafrika, Canarische Inseln.
2. » Pinaster L.: Mittelmeergebiet.
Myricaceae.
Comptonia rotundata WATELET.
Taf. 29, Fig. 15 und 15a,
Warerer, Descript. des plantes foss. du bass. de Paris pag. 124, tab. 33, fig. 7
(1866).
Compt. pedunculata Warzter, ibid. pag. 124, tab. 33, fig. !
©,
{=}
a NR r P
» » SchimeEr, traite de pal. veg. II, pag. 555
Folia longe petiolata, lineari-lanceolata, pinnatifida, lobis
extus arcuato-rotundatis; nervi secundarii 3—4, angulo
rubrecto emissi, ar cuwato-conjuncti.
Das einzige Bruchstück dieser Comptonien- Art von Dörste-
witz hat flache, kreisförmig abgerundete Fiederlappen mit 3 —4
kräftigen, hin- und hergekrümmten und nahe dem Rande, wie
bei der lebenden Compt. asplenifolia Banks, mit einander bogen-
artig verbundenen Secundärnerven (Vergrösserung eines Blätt-
chens von Compt. asplenifolia bei UNGER, Sotzka Taf. 6, Fig. b).
Die Fiederlappen von Dryandra sind stets zugespitzt und die
Secundärnerven laufen ungestört bis zur Spitze derselben.
Die beiden WATELET’schen Arten sind von einander nicht
verschieden und weichen von unserem Blatte nur durch die be-
deutendere Grösse der Fiederlappen ab.
Die Gattung Comptonia besitzt nur eine lebende Art, Compt.
asplenifolia Banks im gemässigten Nordamerika.
222 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [380]
Verbreitung:
Unter-Oligocän: Dörstewitz.
Unter-Eocän: Belleu (Sables de Bracheux).
Myrica angustata SCHIMPER.
Taf. 29, Fig. 11.
Siehe diese Abhandl., Eisleben, pag. 162, Taf. 21, Fig. 6—8, 10, 12.
Das abgebildete Bruchstück dieser Art stimmt mit den Blät-
tern vom Segengottesschachte überein. Dasselbe feinmaschige Netz-
werk (Fig. 11a) besitzt auch das Blatt bei Sarorra, Etudes I, 4,
tab. 6, fig. 2.
Verbreitung:
Mittel-Oligocän: St. Zacharie, Gargas, St. Jean-de- Garguier.
Unter-Oligocän: Dörstewitz, Bornstedt, Segengottesschacht bei
Eisleben; Aix.
Cupuliferae.
Quereus intermedia nov. spec.
Taf. 29, Fig. 2 —5.
Folia coriacea, parva (2), elongato - vel lineari - lanceolata,
utringue sensim attenuata, margine serrato-denticulata. : Nervi
secundanrii craspedodromi, numerosi, angulo acuto orientes, apice
furcati; nervi tertiarii cereberrimi, partim angulo recto e nervis
secundarüs emissi, partim nervo primario egredientes secundariis
paralleln.
Die klemen Blätter erinnern im Habitus am meisten an
Dryophyllum Dewalguwei Sap. et Mar., besonders an Essai....
tab. 2, fig.2— 3; tab. 3, fig. 3—4 und tab. 4, fig. 1—4, sie
weichen aber durch die geringere Grösse und das Vorhandensein
deutlicher, den Secundärnerven parallel laufender Nervenäste ab.
Diese Eigenthümlichkeit unserer Blätter finden wir bei Quwercus
Sprengeli Heer von Bornstedt (Taf. 14, Fig. 1—7) wieder.
Unter den zahlreichen Exemplaren dieser letzteren befand sich
[381] Grube Pauline bei Dörstewitz. 2323
aber keins von der geringen Grösse der Dörstewitzer Blätter; fast
alle besitzen überdies grosse dornartige, entfernt stehende Zähne.
Die zierlichen Blätter von Quercus drymeia Gaud. et Strozzi
(Contrib. II, pag. 44, tab. 4, fig. 1—10) aus dem Arnothal haben
eine sich schneller verschmälernde und vom Blattstiel abgesetzte
Basis und lassen die Gabelung der Secundärnerven am Ende nicht
erkennen. — Auf unsere Art lässt sich vielleicht ein 3,5°” langes
und ca. 5"" breites, lockeres, männliches Blüthenkätzchen beziehen.
Verwandte Art:
Quercus Sprengeli Heer: Unter-Oligocän (Bornstedt).
Laurineae.
Daphnogene sp.
Taf. 7, Fig. 2 und 3.
Die 2 abgebildeten, aus der Schilfkohle stammenden Blätter sind
für eine Artbestimmung nicht hinreichend erhalten. Sie müssen, da
ihre Basis vom Blattstiele deutlich abgesetzt ist, vorläufig zu der
provisorischen Gattung Daphnogene Heer gestellt werden. Die
nächsten Beziehungen weist Daphn. Ungeri Heer auf, mit der
jedoch unsere Art noch nicht vereinigt werden darf, da die mit
unseren Blättern fast übereinstimmende Form dieser Art (flor.
tert. Helv. Taf. 96, Fig. 13) das Endglied einer Reihe schmaler
Blätter darstellt. ;
Zu unserem Blatttypus gehört ferner Daphn. tenebrosa Sap.
(Ann. d. sciences nat. 4. ser., tome 19, tab. 6, fig. 6) von St. Zacharie.
— Eine deutlich abgesetzte Basis besitzt auch (inn. Scheuchzeri
Gaud. aus dem Arnothal (Neue Denkschr. der Schweiz. naturf.
Ges. Bd. 17, Taf. 8, Fie. 5).
Cinnamomum lanceolatum UNGER sp.
Taf. 29, Fig. 7.
Vergl. diese Abhandl., Stedten, 'pae. 58.
Von dieser Art ist bei Dörstewitz bis jetzt nur das abgebildete
Bruchstück gefunden worden.
224 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [382]
Aectinodaphne Germari HEER sp.
Taf. 29, Fig. 14.
Vergl. diese Abhandl., Bornstedt, pag. 119.
Das abgebildete Blatt, das einzige mir von Dörstewitz bekannt
gewordene dieser Art, passt vortrefflich zu Taf. 12, Fig. 6 von
Bornstedt.
Proteaceae.
Dryandra saxoniea nov. spec.
Taf. 29, Fig. 16.
Vergl. diese Abhandl., Eisleben, pag. 169, Taf. 20, Fig. 1la—16 und Taf. 28,
Fig. 3—5.
Das kleine Blattbruchstück lässt sich, soweit es sein Er-
haltungszustand erlaubt, recht gut mit der Art vom Segengottes-
schacht vereinigen.
Hakea mierophylla nov. spec.
Taf. 29, Rio, 12 — 13.
Folia subcoriacea, oblonga. lanceolata, basi angustata,
integerrima; nervi secundarii margini paralleli, aerodromi.
Die Blätter dieser Art scheinen eine lederartige Textur be-
sessen zu haben und waren mit lang verschmälerter Basis sitzend.
Die die Secundärnerven verbindenden, knieförmig geknickten Ter-
tiärnerven sind durch Nervenäste verbunden, die den Secundär-
nerven gleich gerichtet sind.
Die Blätter von Acacia und Melaleuca, zwei verwandte
Typen, besitzen 2 von der Basis aus aufsteigende, dem Rande
parallele Lateralnerven, mit denen sich die Secundärnerven erst
verbinden. Das Gleiche gilt von Persoonia, Grevillea und
den meisten Arten von Hakea. In dieser Gattung kommen jedoch
auch Arten mit spitzläufigen Secundärnerven vor, die, wie an
unserem Blatte in verschiedener Höhe vom Mittelnerv abzweigend,
[383] Grube Pauline bei Dörstewitz. 335
dem Blattrande parallel laufen und unter sich durch knieförmig
geknickte Adern verbunden sind.
Die nächst verwandte fossile Art, Acacia rigida Heer
(flor. tert. Helv. III, pag. 133, Taf. 140, Fig. 22), hat derb leder-
artige Blätter, welche bis auf die Lage der grössten Breite
unterhalb der Blattmitte mit unserer Art übereinstimmen. Bei
beiden fossilen Arten sind Primär- und Secundärnerven von gleicher
Stärke.
Die Gattung Hakea ist mit ungefähr 95 Arten auf Australien
beschränkt. Dem Typus unserer Art gehören an:
Hakea nitida R. Br.,
» saligna Knight sec. Benth. (Brisbane River),
» crassifolia Meissn. ( West- Australien), deren Blätter
auch hinsichtlich der Gestalt sich am
engsten an die fossilen anschliessen.
Analoge fossile Art:
Acacia (2) rigida Heer: Ober-Oligocän (Rivaz bei Vivis).
Apocyneae.
Apoeynophyllum conf. Nerium repertum SAPoRTA.
Taf. 29, Fig. 6.
Nerium repertum SAPORTA, Kt. Suppl. I, 2, pag. 155, tab. 10, fig. 5.
» » Schinrer, traite de pal. veg. III, pag. 692, tab. 93, fig. 35 (1874).
Banksites repertus Sarorra, Bt. l, 4, Ann. d. sc. nat. 4. ser., XVII, pag. 103,
tab. 8, fig. 4.
Das abgebildete, lederartige Blatt unterscheidet sich von
Apocynophyllum helveticum Heer durch die sehr dicht stehenden
Secundärnerven, von Apoc. nerüfolium Heer durch die fast recht-
winklige Abzweigung derselben vom Primärnerv, von Apoe. ochro-
sioides Ett. (Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora von Sotzka pag. 527,
Oo
o-
Taf. 1, Fig. 5) durch die allmälig sich .verschmälernde Basis.
Durch das Vorkommen schmaler Blätter bei Dörstewitz neben
den abgebildeten breiteren, die Beschaffenheit der Basis und das
15
226 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [384]
Auftreten zahlreicher, sehr dicht stehender und unter fast rechtem
Winkel vom Hauptnerven ausgehender Secundärnerven schliesst sich
unsere Pflanze eng an Nerium repertum Sap. an, mit dem es wahr-
scheinlich zu vereinigen ist. Ohne eine grössere Anzahl von Blät-
tern jedoch ist die Abgrenzung der genannten Arten unmöglich.
Nerium repertum Sap.: Unter-Oligocän (Aix).
Saxifragaceae.
Cunonia formosa nov. spec.
Taf. 7, Fig. 6—9 und Taf. 29, Fig. 3—9.
Folia subcoriacea, impariter pinnata(?); Foliola petiolata,
oblongo-lanceolata, utrimque sensim attenuata, basi inaequilateri
vel aequilateri, obtuse-serrata. — Nervus primarius validus,
nervi secundariüi numerosi, curvati, subparalleli, camptodromi, rete
nervis secundariis parallelum.
Die Blätter dieser Art wurden unter allen am häufigsten
gefunden. Da die meisten eine unsymmetrische, nur sehr
wenige eine symmetrische (Taf. 29, Fig. 9) Basis besitzen, liegt
die Vermuthung sehr nahe, dass alle diese Blätter nur als Theile
von gefiederten oder gefingerten Blättern aufzufassen seien. Von
den Arten mit gleichem Blatttypus,
Cunonia capensis L.,
Thomasia australis A. Rich. (ErTTINGSHAUSEN, Dicotyl.
Taf. 62, Fig. 4, 12),
Klaeocarpus lanceaefolius Roxb. (ETTINGSHAUSEN, ibid.
Taf. 51, Fig. 7),
hat die letzte einfache Blätter, Thomasia australis sitzende Theil-
blätter, Uunonia capensis (Taf. 29, Fig. 8A) dagegen langgestielte
Fiederblätter, welche eine so überraschende Uebereinstimmung
mit den fossilen Blättern zeigen, dass man geneigt sein möchte,
die fossile Art mit der lebenden zu vereinigen. Die fossilen
Z
[385] Grube Pauline bei Dörstewitz. 3237
Blätter sind allmälig, die lebenden schnell zugespitzt, doch sind
auch unter letzteren solche mit langer Spitze zu finden.
Die Gattungsbestimmung von Cunonia europaea Üng.
(Syll. III, pag. 42, Taf. 13, Fig. 3) von Radoboj ist, da die feinere
Nervatur nicht erhalten, nicht gesichert. — Cunonia bilinica
Ett. (Bilin III, pag. 64, Taf. 55, Fig. 21) weicht vom Typus
Cun. capensis L., mit dem sie ETTINGSHAUSEN vergleicht, wesent-
lich ab. — (eratopetalum radobojanum Ung. (Syll. I,
Taf. 13, Fig. 5) erinnert mehr an (unonia capensis L. als an
Ceratopetalum arbutifolium Cunn. Mit derselben Art sind wahr-
scheinlich auch die ebenda Fig. 6—9 abgebildeten Blätter von
Samyda tenera Ung. zu vereinigen. — Sapindus Pythii Ung.
(Syll. I, pag. 33, Taf. 14, Fig. 6—7) unterscheidet sich von der
lebenden (Cunonia capensis wie von unserer Art durch die kurz
abgesetzte Basis und die vom Hauptnerv unter offeneren Winkeln
abgehenden Secundärnerven.
Taf. 7, Fig. 6 erinnert am meisten an Celastrophyllum
repandum Sap. et Mar. (Essai...pag. 70, tab. 12, fig. 4, 5)
von Gelinden. Die Basis der beiden Blätter von Gelinden ist
nicht erhalten, doch spricht die Krümmung des Hauptnerven und
die ungleiche Breite des linken und rechten Blatttheiles für das
Vorhandensein einer unsymmetrischen Basis. Wenn auch SAPORTA
und MARION das in diesem Falle entscheidende Maschennetz der
Nerven höherer Ordnung weder gezeichnet noch eingehender be-
schrieben haben, so müssen wir doch immerhin die Gelindener Art
als die nächst verwandte betrachten, welche sich vielleicht bei Ver-
gleich von besserem Material mit unserer Art identificiren lassen
wird. Dasselbe gilt von (’elastrophyllum serratum Sap. et Mar.
(Revision ... tab. 14, fig. 3), das sich äm besten an unsere breiteren
Formen anschliesst.
Die Gattung Cunonia ist in der Jetztwelt nur durch eine
Art, Cun. capensis L., den Roode Elseboom der Capkolonisten,
vertreten, einen 10—50 Fuss hohen Baum, der durch die ganze
Capkolonie verbreitet ist.
15*
228 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [386]
Verbreitung der verwandten Arten:
1. Celastrophyllum vrepandum Sap. et Mar.: Unter - Eocän
(Gelinden).
2. Celastrophyllum serratum Sap. et Mar.: ibid.
3. Ounonia radobojana Ung. sp.: Unter-Miocän (Radoboj).
Myrtaceae.
Myrtophyllum spec.
Taf. 7, Fig. 4 und 5.
Folia oblonga, integerrima, basi rotundata, petiolata. Nerwi
secundarüi numerosi, angulo aperto egredientes, paralleli, brochido-
dromi.
Zahlreiche zu dieser Art gehörende Blattstücke lagen auf einer
Platte aus der Schilfkohlenschicht. Blätter mit demselben Ner-
vationscharakter sind häufig bei den Apocyneen, Sapotaceen und
Myrtaceen. Die Sapotaceenblätter verschmälern sich zum Blatt-
stiele; unter den Apocyneen besitzen nur die Blätter von Melodinus-
Arten eine abgerundete Basis und zugleich einen kräftigen Mittel-
nerv; unter den Myrtaceen hingegen sind Blätter mit abgerundeter
Basis sehr häufig, so bei Zugenia, Bucalyptus, Myreia, Melaleuca ete.
Unter diesen weisen Myrcia und Melaleuca die besten Analoga zu
unserer Art auf, vor allen:
Myreia splendens De C. (ETTINGSHAUSEN, Dicotyl. Taf. 89,
Fig. 1),
» Maragnana De C. (ibid. Taf. 88, Fig. 1),
Melaleuca genistifolia Sm. (ibid. Taf. 84, Fig. 13 — 14).
So lange jedoch nicht vollständige Blätter unserer Art bekannt
sind, ist eine genaue Bestimmung unmöglich und der provisorische
Name Myrtophyllum allen Gattungsnamen vorzuziehen.
Die beiden erstgenannten lebenden Arten leben in West-
indien und dem tropischen Südamerika, die dritte in Neuholland.
[387] Grube Pauline bei Dörstewitz. 229
Myrtophyllum grandifolium nov. spec.
Taf. 7, Fig. 1.
Folia subcoriaceau, magna, petiolata, elliptica, apice acumi-
nata, basi breviter attenuata, integerrima. Nervatio brochido-
droma; nervus primarlus tenuis; nervi secundarü tenwissimi, nume-
rosi, angulis 60 — 70° orientes, subcurvatı, nervilli nervis secun-
dariis paralleli.
Es ist unmöglich, ohne Früchte oder Blüthen das zerrissene
Blatt aus der Schilfkohle der Gattung nach zu bestimmen, da
Blätter von gleichem Nervationstypus weit verbreitet sind. Wir
finden sie in der Familie der
Anacardiaceen .(Spondias),
Apocyneen (Hunteria, Allamanda, Aspidosperma),
Sapotaceen (Chrysophyllum, Mimusops),
Myrtaceen (Kugenia, Syzygium, Caryophyllus, Myrcia,
Melaleuca, Eucalyptus) und
der Abtheilung von Ficus, deren Blätter wie bei Ficus Benja-
minea L. keine hervortretenden Basalnerven besitzen.
Die Ficus-Blätter sind immer durch das sehr deutliche,
regelmässige Nervillennetz zu unterscheiden. Bei Uhrysophyllum
laufen den Secundärnerven in jedem Zwischenfelde mehrere sehr
deutliche Nerven parallel, die sich nach dem Rande hin zu einem
einzigen vereinigen; bei Mimwsops ist der Saumläufer vom Blatt-
rande weit entfernt und hin- und hergewunden. Die Blätter von
Allamanda und Aspidosperma haben einen starken Mittelnerv,
die von Hunteria corymbosa Roxb. sind kaum von unserem
Blatt verschieden, wenn man nicht auf das Vorhandensein eines
schmalen Randfeldes Werth legen will. Bei Spondias mangi-
fera L. ist, wie bei Caryophyllus aromaticus L., jedes zwi-
schen 2 Secundärnerven liegende Feld durch einen fast gleich
starken Nerven in 2 kleinere Felder getheilt.
230 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [388]
In der Familie der Myrtaceen finden wir die grösste Anzahl
von Analogieen. Bei Kugenia erscheint das Randfeld stets sehr
gross, bei Myrcia multiflora De C. ist das Nervillennetz sehr
kleinzellig und regelmässig; bei Melaleuca genistifolia Sm.
sind die Nervillen mehr als bei den übrigen Gattungen in der
Richtung der Secundärnerven gestreckt. Der fossilen Art nähern
sich am meisten zahlreiche Arten von Syzygium und Kuca-
!yptws mit dicht am Rande liegenden Saumläufern. Da diese
Arten bei gleicher Blattform zugleich dasselbe lockere Netzwerk
besitzen, dessen Nervillen zum grossen Theil gegen die Secundär-
nerven stark geneigt sind, so dürfte die Einreihung unserer Art
in eine dieser Gattungen die naturgemässeste sein. Als verwandte
Arten sind vor allen hervorzuheben:
Syzygium oblatum Wall. (Sillet),
» guinense De C. (Senegal),
Eucalyptus eugenioides Sieb. (ETTINGSHAUSEN, Dicotyled.
pag. 206, Fig. 233),
» umbellata Sieb. (ibid. pag. 203, Fig. 227).
So lange es unmöglich ist, zu entscheiden, zu welcher von
beiden Gattungen unsere Art zu ziehen ist, scheint der oben ge-
wählte Name Myrtophyllum den Vorzug vor beiden zu verdienen.
Eugenia Hollae Heer von Skopau (Beitr. zur Kenntn. der
Sächs.- Thüring. Braunkohlenflora pag. 15, Taf. 6, Fig. 13) steht
unter den fossilen Blättern unserer Art am nächsten; sie unter-
scheidet sich von den Blättern der lebenden Eugenien durch den
dicht am Rande liegenden Saumläufer, von unserem Blatte durch
den geringeren Ursprungswinkel der Secundärnerven.
Die Gattung Hucalyptus zählt jetzt 100 Arten, von denen
fast alle auf Australien beschränkt sind und nur wenige auch im
indischen Archipel vorkommen. Syzygium, eine Unterabtheilung
von Eugenia, umfasst gegen 60, sämmtlich den Tropen der alten
Welt angehörende Arten.
[389] Grube Pauline bei Dörstewitz. 231
Papilionaceae.
Dalbergia obligocaenica nov. spec.
Taf. 29, Fig. 17— 19.
Folia pinnata (?), Foltola elliptico-oblonga, bası attenuata,
apice emarginata; nervi secundarü numerosi, comptodromi.
Blätter mit ausgerandeter Spitze sind in der lebenden
Flora häufig und auch in grösserer Anzahl schon aus dem
Tertiär bekannt. Blättchen von ähnlicher Gestalt und gleicher
Grösse, zum Theil zu gefiederten Blättern vereinigt, hat HrER in
seiner flor. tert. Helv. Taf. 133 und 137 als Dalbergia und
Caesalpinia abgebildet, und es liegt auch für unsere Blättchen
die Vermuthung sehr nahe, dass sie nur Theile von zusammen-
gesetzten Blättern darstellen. Dalbergia bella Heer (flor. tert.
Helv. III, pag. 104, Taf. 133, Fig. 14— 19), die nächst verwandte
Art, unterscheidet sich von unseren Blättern nur durch die Lage
der grössten Breite über der Blattmitte. Die Blättchen von Caesal-
pinia sind kleiner als unsere Blättchen und die der Hrer’schen Art.
Der Typus Dalbergia bella Heer ist in der Jetztwelt nur
durch tropisch-indische Arten vertreten, zu denen unter
anderen Dalb. Thomsonii Bth., stipulacea Roxb. und ferru-
ginea Roxb. gehören. -
Verbreitung von Dalbergia bella Heer:
Ober-Miocän: Oeningen (Kesselstein), Locle, Guarene.
232 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [390]
Grube Carl Ernst bei Trotha. ‘
Die Grube Carl Ernst, vulgo »Brotsack«, liegt am Südfusse
des Huppberges, zur linken Seite des Weges, der von Wittekind
nach der Bergschenke bei Seeben führt. ZINCKEN giebt in seiner
Physiographie der Braunkohlen pag. 301 die Lagerungsverhältnisse
dieses Grubenfeldes wie folgt an:
| Dammerde, 1/1, Lehtr.
Sand, !/s L.
Thon, 2— 21, L.
Sand, 3—-4L.
Thoniger Sand, 21/, L.
"Grauschwarzer Sand (© Mergel«) mit Eisenkiesknollen
von bis 4 Zoll Durchmesser, !/, L.
Erdige und knorplige Kohle mit Lignitstücken, 3/4 L.
Der Kohle, dem Unterflötz nach LASPEYRES, entstammen
die unbestimmbaren Blattreste, welche ANDRAE (Erläuternder Text
zur geognostischen Karte von Halle pag. 83) 1850 beobachtete,
und die im Folgenden beschriebenen Pflanzenreste, welche Herr
Berginspector KAHLENBERG in Halle der geologischen Landesanstalt
übersandte. Derselbe hatte die Güte, mir eine Beschreibung des
Vorkommens dieser Pflanzen zu liefern, der ich Folgendes ent-
nehme: »Die Blätter-haltige Kohle fand sich in einer Strecke bei
ca. 30” Länge bis zu 1” Höhe unter der Sohle vor und wurde
beim Weiterarbeiten nicht wieder angetroffen. Diese Lage sowohl
als das Liegende des Flötzes bildet hier einen Sattel,.der sich
nach rechts und links verflacht, so dass sich beim demnächstigen
Abbau dieser Stelle wahrscheinlich mehr Blattabdrücke finden
werden«.
Die genannte Kohle lässt sich mit dem Messer in dünne,
unebene Platten spalten, deren Oberfläche immer von mehr oder
[391] Grube Carl Ernst bei Trotha. 233
weniger deutlichen, ganzrandigen Blättern von lederartiger Con-
sistenz gebildet wird. Unter diesen treten die dreilappigen Blätter
von Sterculia labrusca Ung. in so grosser Menge auf, dass man
die Kohle als Sterculienkohle bezeichnen kann. Hinsichtlich der
Häufigkeit des Vorkommens reihen sich die Blätter von Machae-
rium an und von Laurineen, die jedoch nicht hinreichend erhalten
waren, um sicher bestimmt werden zu können, daher im Folgenden
nicht erwähnt werden.
Laurineae.
(?) Neetandra sp.
Taf. 30, Fig. 3.
Blätter dieser noch nicht benannten Art wurden mehrfach
beobachtet. Der Erhaltungszustand lässt auf eine lederartige Be-
schaffenheit schliessen. — Von den zahlreichen Familien mit ähn-
lichen Blatttypen haben die Laurineen die meisten Analogieen
aufzuweisen. Mit Sicherheit können wir unsere Art jedoch erst
dann dieser Familie zurechnen, wenn es gelungen ist, Blätter in
Verbindung mit Laurineen-Früchten aufzufinden. Den Nervations-
charakter des abgebildeten Blattes zeigt unter den lebenden Blät-
tern am besten das von Nectandra sp. american. bei ETTINGS-
HAUSEN, Dicotyledonen Taf. 16, Fig. 3.
Das etwas schmalere Blatt von Rhamnus inaequalis Lesq.
(tert. flor. pag. 279, tab. 52, fig. 16) lässt das feinste Netzwerk
nicht erkennen.
Laurus sp:
Taf. 31, Fig. 3.
Das dick-lederartige Blatt gleicht in Gestalt und Nervatur
dem auf Taf. 15, Fig. 1 abgebildeten von Persea belenensis Wat.
aus Bornstedt. Es unterscheidet sich von demselben nur dadurch,
dass bei ihm nahe der Basis die Tertiärnerven vom Hauptnerven
unter einem rechten Winkel ausgehen. Dieses Merkmal ist jedoch
234 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [392]
von untergeordneter Bedeutung, da es nicht sowohl bei den meisten
Laurineen-Gattungen auftritt, sondern auch an den Blättern ein
und derselben Art bald deutlich zu erkennen ist, bald ganz ver-
schwindet. — Da die Trothaer Frucht (Taf. 31, Fig. 10) mit der
von Bornstedt Taf. 15, Fig. 9 abgebildeten Laurineen-Frucht voll-
ständig übereinstimmt, ist ein weiterer Beleg für die Identität
einer oder mehrerer Arten in beiden Fundorten gegeben.
Blätter von gleichem Bau besitzen Actinodaphne prwinosa Nees
(Ostindien) und Persea obovata Nees (Brasilien).
Passifloreae.
Passiflora Hauchecornei nov. spec.
Taf. 31, Fig. 1 und 2.
Folia coriacea, integerrima, triloba vel simplicia, basi
rotundata, petiolum amplectentia, simplieia ovata, triloba
lobis oblongis, lobo medio productiore. — Nervi primarü aequa-
Iiter validi; nervi secundarü distincti, curvati, remoti, camptodromi,
sub angulo 50 — 70° orientes; nervi tertiarüi numerosi, primarüs
atque secundarüs amgulo subrecto egredientes.
Es giebt nur wenige Pflanzengattungen, in denen ähnliche
dreilappige Blätter vorkommen. Wir finden solche Blätter bei
einigen Sterculien, häufig jedoch nur bei den Passifloren. Von
ersteren konnte nur Sterculia colorata Roxb. (Java) zum Vergleich
herangezogen werden, deren Blätter alle Uebergänge von der drei-
lappigen zur einfachen Herzform aufweisen. Bei aller Ueberein-
stimmung mit den fossilen Blättern hinsichtlich der Anordnung der
Secundär- und Tertiärnerven muss als ein durchgreifender Unter-
schied die Beschaffenheit des Blattgrundes angesehen werden.
Während bei allen Sterculien die Hauptnerven der Lappen und
die unter ihnen liegenden Lateralnerven am unteren Rande des
Blattes vom Blattstiel abzweigen, ist an den fossilen Blättern das
Ende des Blattstieles und damit der Ursprung der Primär- und
[393] Grube Carl Ernst bei Trotha. 335
Lateralnerven von Blattsubstanz rings umgeben. Dasselbe finden
wir bei denjenigen Passifloren, deren dreilappige Blätter sich am
besten mit unserem Blatte vergleichen lassen, so besonders bei
Passijlora racemosa Brot. (Fig. 1A). Die Analogie mit dieser
gewinnt an Gewissheit durch die dick-lederartige Beschaffenheit
der Blätter dieser Art, während die Blätter der meisten übrigen
Passifloren häutig sind. Die nahen Beziehungen des dreilappigen
Blattes zu den Passifloren klärt uns auch die Stellung des Blattes
Fig. 2 auf. Es ist bei allen gelappt-blättrigen Passifloren, so auch
bei Pass. racemosa, eine gewöhnliche Erscheinung, dass die Seiten-
lappen der Blätter zum Theil oder ganz verkümmern, so dass oft
an derselben Pflanze dreilappige Blätter neben zweilappigen und
einfachen Blättern auftreten. Letztere sind dann in der Regel
unsymmetrisch wie unser Blatt Fig. 2. Eine weitere Ausbeute
wird sicher noch eine Reihe von Uebergangsformen zwischen
Fig. 1 und 2 liefern und Blätter mit Blattstielen, welche nach
Art der lebenden Passifloren mit je 2 Knötchen besetzt sind.
Ich habe diese sehr interessante Art dem Herrn Geh. Rath
HAUCHECORNE zu Ehren benannt.
Sterculiaceae.
Sterenlia labrusca UNGER.
Taf. 30, Fig. 1— 6.
a. var. angustilob.a.
Sterculia labrusca Uxcer, Sotzka pag. 45, Taf. 28, Fig. 1— 11 (1550).
» » Errisesuausen, Monte Promina pag. 37, Taf. 14, Fig. 7 (1854).
(2) » » Massaronco, Studii sulla flor. foss. Senog. pag. 318, Taf. 13,
Fig. 6 (1859).
» » Hrer, Sächs. - Thüring. Braunkohlenflora pag. 15, Taf. 3 und 4
(1861).
» » Schinrer, traite de pal. veg. III, pag. 103, tab. 98, fig. 3, 4
(1874).
» » Sarorra et Marıon, Essai sur l’etat de la veget. A l’epoque des
marnes heersiennes de Gelinden pag. 65, Taf. 11, Fig. 1 (1875).
236 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [394]
Sterculia labrusca Exceuuanpr, Leitmer. Mittelgeb. Nov. Act. Bd. 38, pag. 409,
Taf. 12, Fig. 17 (1876).
(2) > » ErrinssuAausen, Sagor II, pag. 186, Taf. 15, Fig. 14 (1877).
(2) >» » EneeLuAaror, Süsswassersandstein von Grasseth pag. 37, Taf. 4,
Fig. 18 (1881).
» Verbinensis Warzuer, Paris pag. 223, Taf. 56, Fig. 1, 2 (1866).
Laurus Labrusca Uxcer, Gen. et spec. plant. pag. 433 (1850).
Ficus caricoides User, Sotzka pag. 35, Taf. 13, Fig. 8 (1850).
Platanus Sirüi Uncer, ibid. pag. 36, Taf. 15, Fig. 1.
Acer Sotzkianum Uxcer, ibid. pag. 45, Taf. 29, Fig. 1—2.
Granadilla tripartita Massavonco, Praeludium flor. foss. Bol. pag. 65.
b. var. latiloba.
Sterculia labrusca ExeeuHAror, Göhren pag. 29, Taf. 6, Fig. 1 (1873).
(?) >» » Errinssuausen, Sagor Il, pag. 186, Taf. 15, Fig. 15 (1877).
(2) » Majoliana Massavonco, Studii senogall. pag. 319, Taf. 20, Fig. 3 (1859).
Sassafras germanica Hrer, Sächs.- Thüring. Braunkohlentlora pag. S, Taf. 3, Fig. 7;
Taf. 7, Fig. 12 — 13.
Sterculia Duchartrei Warzuer, Paris pag. 223, Taf. 56, Fig. 3.
Folia subcoriacea, triloba, rarius quwinqueloba, basi rotundata
vel subcordata, longe petiolata, lobis lanceolatis, integerrimis.
Nervatio palmata; nervi primarü 2:—5, nervi secundarii tenues,
camptodromi, nervi_tertiarüü mwmerosi, angulo subrecto ortientes,
paralleli. =
Diese Art, in welcher man bisher die drei- bis fünflappigen
Blätter mit langgestreckten, ganzrandigen Lappen vereinigt hat,
ist, wenn alle oben genannten Blattformen zu ihr gehören, sehr
langlebig und räumlich weit verbreitet gewesen. Man findet sie
schon im ältesten Tertiär und MAssAaLonGo hat sie noch im Miocän
von Sinigaglia nachgewiesen.
Die lebenden Sterculien, mit denen wir die fossilen Blätter
vergleichen können, weisen in der Blattbildung eine grosse Mannig-
faltigkeit der Formen auf. Bei ein und derselben Art wechseln ein-
fache Blätter mit tief dreilappigen ab, und zwischen diesen zeigen sich
alle Uebergänge. Diese Eigenthümlichkeit lebender Arten berechtigt
zu der Zusammenfassung der zahlreichen fossilen Blätter, welche
oft beträchtlich von einander abweichen, aber in der Gesammtheit
[395] Grube Carl Ernst bei Trotha. 937
so viele unmerkliche Uebergänge bilden, dass eine scharfe Grenze
zwischen ihnen unmöglich zu ziehen ist. Nur glaube ich, die
ganze Fülle von Formen in zwei Abtheilungen gruppiren zu
müssen, welche sich, soweit die Beobachtungen reichen, fast
immer gut von einander trennen lassen, eine Abtheilung mit lang-
gestreckten, schmalen Lappen, zu welcher die Mehrzahl der bisher
abgebildeten Blätter gehört, und eine zweite mit kürzeren, breiteren
und sich schnell zuspitzenden Lappen. Hierher gehören vor allen
die Trothaer Blätter. Unter diesen konnte ich kein einziges finden,
welches sich hinsichtlich der Lappen mit den schmallappigen
Blättern von Skopau hätte vergleichen lassen, dagegen neigen
sie durch allmäliges Verkürzen der Seitenlappen zu dem anderen
Extrem. Die Veränderung nach dieser Richtung hin geht so weit,
dass Sassafras germanica Heer nicht mehr als selbstständige
Art aufrecht erhalten werden kann. Die Gattungsbezeichnung
Sassafras müsste man, auch hiervon abgesehen, aufgeben, da
bei der lebenden Sassafras die Lappen abgerundet sind und die
beiden Seitennerven oberhalb des Blattgrundes aus dem Mittelnerv
hervortreten.
Sterculia diversifolia Don, bisher für das lebende Ana-
logon unserer Art gehalten, ist in neuerer Zeit von Sterculia ge-
trennt und mit wenigen anderen Arten zur Gattung Brachychiton
gebracht worden, welcher jetzt 6 ausschliesslich australische Arten
angehören. Beide Gattungen sind nach den Blättern schon gut zu
unterscheiden. Die Secundärnerven von Brachychiton (vergl.
Sterculia diversifolia in ETTINGSHAUSEN, Dicot. Fig. 70, 74, 77
und Taf. 48, Fig. 10—12) sind gegabelt, und die Gabeläste
lösen sich in der Nähe des Randes zu einem weitmaschigen
Netzwerke auf; die Secundärnerven der Sterculien sind bogen-
läufig. Leider ist dieser Unterschied an den fossilen Blättern
nicht immer durchzuführen, da an den meisten der bisher ab-
gebildeten Blätter die Nervatur nicht zur Anschauung kommt.
Sie ist deutlich wiedergegeben ausser an den Trothaer Blättern
nur in ErrinGsHAuSEn, Bilin III, Taf. 43, Fig.5 und Heer,
Sächs.-Thüring. Braunkohlenflora Taf. 3, Fig. 5—6 und Taf. 4,
Fig. 1,5 und 6. Die Blätter von Skopau besitzen den Nervationstypus
238 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen. [396]
von Sterculia, das Blatt der Biliner Flora den von Brachychiton
und ist höchst wahrscheinlich auszuscheiden. Die Blätter in UNnGER,
Sotzka Taf. 28, unterscheiden sich durch die geringe Grösse und
die sehr schmalen Lappen von den übrigen bekannten Blättern
unserer Art und schliessen sich besser an das lebende Brachy-
chiton diversifolium an. — Ein einfaches Blatt von Kumi in dem
Mineralogischen Museum der Berliner Universität besitzt die charak-
teristische Nervatur von Brachychiton.
Sterculia Majoliana Mass. (siehe oben), ein zur Hälfte
erhaltenes fünflappiges Blatt, stimmt mit dem von Skopau, 1. c.
Taf. 4, Fig. 7, abgebildeten fünflappigen Blatte überein. Die Blatt-
fläche ohne die Lappen, welche sich wie bei den Trothaer Blättern
schnell zuspitzen, ist verhältnissmässig gross.
Sterculia vindobonensis Ett. (Wien Taf. 4, Fig. 2), un-
serer Art ähnlich, ist bei dem Mangel der Basis und der Nerven
höherer Ordnung zweifelhaft.
Die Blätter unserer Art sind in der Trothaer Kohle so häufig,
dass sie übereinandergeschichtet die Kohle ausschliesslich zu bilden
scheinen. Bruchstücke mit gut erhaltener Nervatur (Fig. 6) konnten
häufig beobachtet werden, seltener ganze Blätter. Auf Taf. 30 sind
die charakteristischsten Blattformen dargestellt. Eine Uebergangs-
form von Fig. 3 und 5 zu dem Knollensteinblatt Fig. 7, welche
nachträglich noch gefunden wurde, konnte nicht mehr abgebildet
werden.
Die Arten (ca. 40) der Gattung Sterculia gehören den
Tropen beider Welten an. Die meisten bewohnen Asien, nur
wenige Afrika und Amerika. Gelappte Blätter besitzen unter
anderen: E
Sterculia urens
» vrllosa Roxb.: Monsungebiet Indiens.
» colorata
» carthagensis Cav.: ) Westindische Inseln bis Bra-
» caribaea R. Br.: silien.
Die einfachen Blätter der Sterculia alata Roxb. zeigen die
charakteristischen, dichtstehenden Tertiärnerven unserer Art.
[397] Grube Carl Ernst bei Trotha. 239
Verbreitung unserer Art:
a. var. .angustiloba.
Ober - Miocän: (?) Sinigaglıa.
Unter-Miocän: (?) Polirschiefer von Kutschlin, (?) Savine.
Ober - Oligocän: Schüttenitz, Grasseth, Sotzka.
Unter-Öligocän: Skopau, Monte Promina.
Mittel-Eoeän: Monte Bolca.
Unter-Eocän: Vervins, Gelinden.
b. var. latiloba.
Ober - Miocän: (?) Sinigaglıa.
Unter-Miocän: (?) Savine.
Unter-Oligocän: Skopau, "Trotha, Göhren.
Unter-Eocän: Belleu.
Das Vorkommen unserer Art im Miocän erscheint noch sehr
zweifelhaft.
Conf. Stereulia laurina ETTINGSHAUSEN.
Taf. 31, Fig. 4—5.
Errınesuausen, Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora von Sotzka pag. 533, Taf. 2,
Fig. 1 (1858).
ScHIMPER, traite de pal. veg. III, pag 109 (1874).
Die aus der abgerundeten Basis hervortretenden Seitennerven
sind durch aufsteigende Schlingen mit den Secundärnerven ver-
bunden. Das Vorhandensein dieser Merkmale bei zwei weit ge-
trennten Gattungen, Sterculia und Ficus, macht eine sichere
Bestimmung unserer mangelhaft erhaltenen Blattreste unmöglich.
Verwandte Blattformen finden wir bei den lebenden:
Ficus nereifolia H. B. S. (ErrinGsHAusen, Apetalen
Taf. 20, Fig. 4),
» americana Aubl. (ETTINGSHAUSEN, Bilin I, Taf. 23,
Fig. 4, 7),
» laurifolia (ETTINGSHAUSEN, |. c. Taf. 24, Fig. 7) und
Sterculia sp. (ETTINGSHAUSEN, Bombac. Taf. 10, Fig. 3),
240 Beschreibung der Localflloren der Provinz Sachsen. [398]
und beı den fossilen:
Ficus Reussii Ett. (Bilin I, pag. 155, Taf. 22, Fig. 3,
4, 7, 10),
» Daphnogenes Eitt. (l. c. pag. 153, Taf. 22, Fig. 1,
2, 8, 9),
Sterculia laurina Ett. (siehe oben) von Sotzka und
» cinnamomea Ett. (Steiermark Taf. 4, Fig. 19
und 20).
Am auffallendsten ist die Aehnlichkeit unserer Blätter mit
Sterculia laurina, an welche besonders unser kleines Blatt erinnert.
— Sterculia laurina Ett., Bilin III, pag. 14, Taf. 42, Fig. 1,
von Kostenblatt, kann nicht mit dem Blatte von Sotzka vereinigt
werden, weil es breiter ist und die unteren Seitennerven nicht
aus der Basis hervortreten. Sterculia laurina Ett., Sagor II,
pag. 187, muss, weil nicht abgebildet, unberücksichtigt bleiben.
Verbreitung von Sterculia laurina Ett.:
Ober-Oligocän: Sotzka.
Unter-Oligocän: Trotha (?).
Myrtaceae.
Myrtus synearpifolia nov. spec.
Taf. 31, Fig. 6.
ia petiolata, subcoriacea vata, basi sensim angustata
Folia petiolata, subcoriacea, obovata, basi se gustata,
margine integerrima. Nervatio brochidodroma, nervi secundarü
subrecti, nervo marginali conjuncti, nervi tertiarüi tenwissimi,
nervilli reticulum polygonum formantes.
Das vorliegende Blatt ist durch die fast geraden, durch beson-
dere Saumläufer verbundenen Secundärnerven und ein enges, aber
kräftiges Maschennetz ausgezeichnet, aus welchem die Tertiärnerven
kaum hervortreten. Der deutliche Saumläufer weist auf die Familie
der Myrtaceen hin, die feinere Nervatur ist charakteristisch für die
Gattung Syncarpia.
[399] Grube Carl Ernst bei Trotha. 241
Letztere besitzt 2 lebende, ostaustralische Arten (schlanke
Bäume):
1. Syncarpia laurifolia Ten. (ETTINGSHAUSEN, Dicotyled.
pag. 202, Taf. 87, Fig.5): Queens-
land und Neu-Süd- Wales.
2. > leptopetala F. Müll.: ebenda.
Papilionaceae.
Machaerium Kahlenbergi nov. spec.
Taf. 31, Fig. 7—9.
Folia petiolata, subcoriacea, obovata vel ellipt icQ, utringque
breviter angustata wel apice rotundata; nervus primarius validus,
apicem versus evanescens, nervi secundarii tenwissimi, brochido-
dromo-conjuncti, nervi tertiarii secundarios angulis acu-
tissimis secantes, paralleli.
Die in der Trothaer Braunkohle häufigen Blätter dieser Art,
welche ich dem Herrn Berginspector KAHLENBERG ın Halle widme,
sind leicht daran zu erkennen, dass die zarten Secundärnerven von
langgestreckten, parallelen Tertiärnerven schief durchkreuzt werden
und sonach ein aus schief nach oben gestreckten Maschen be-
stehendes, lockeres Netzwerk bilden.
Diese eigenthümliche Nervatur konnte ich nur an den Blät-
tern von Persoonia daphnoides Preiss., Acacia penninervis
Sieb. und saligna Wendl. und Machaerium lineatum Benth.
wiederfinden. Bei Persoonia daphnoides laufen die Tertiär-
nerven wie bei den meisten Arten dieser Gattung dem Hauptnerv
parallel. Bei den genannten Acacia-Arten lösen sich die Tertiär-
nerven meist in ein Netz von feineren Nerven auf, und nur wenige
erreichen ungestört den nächst höheren Secundärnerv. Die Blätter
von Machaerium lineatum Benth. (ETTINGSHAUSEN, Dicotyled.
pag. 215, Fig. 252; Taf. 90, Fig. 7; Taf. 91, Fig. 10) stimmen mit
denen von Trotha am besten überein. Am deutlichsten tritt der
16
242 Beschreibung der Localfloren der Provinz Sachsen: [400]
unseren Blättern eigenthümliche Nervationscharakter an den Ab-
bildungen bei ETTINGSHAUSENn, Papilionaceen Taf. 14, Fig. 1—2,
hervor.
Pisonia eocenica Ett. (Sagor I, Taf. 9, Fig. 4+— 8), welche
dem Habitus nach an unsere Blätter erinnert, weicht durch die
Nervatur ab. — Machaerium trioptolemaeoides Mass. (Stud.
senog. pag. 428, tab. 26 — 27, fig. 18; tab. 43, fig. 5) und Mach.
palaeogaeum Ett. (Bilin III, pag. 59, Taf. 55, Fig. 24) gehören
zum Typus Mach. muticum Benth.
Die ca. 60 lebenden Arten von Machaerium bewohnen
das tropische Amerika.
Runthal bei Weissenfeils.
In Grube No. 350, welche die von hier stammenden Blatt-
abdrücke geliefert hat, sind die Lagerungsverhältnisse nach ZINCKEN
(Physiogr. der Braunkohlen pag. 133 und 672) folgende:
Fetter Lehm, »Ziegelerde« genannt (1 Lchtr.).
Sandiger Lehm a L).
Kies (2 —4 L ):
Thon, an der Sohle mit Knollensteinblöcken ay aJba)k
Erdige ad knorpelige Branakohlk N dimalien breit-
gedrückten Lignitstämmen (bis 81/, L.).
Thon (1 L.).
Schwimmender Sand (11% L.).
Weiche, hellgelbe, fettig See
mit zahlreichen kb ken le Iny!
Kies u. Conglome rat (wohl Knollensteinzone) (5-6 L.).
Buntsandstein.
Seit der Beschreibung von Osmunda lignitum durch GIEBEL
(Zeitschr. für die ges. Naturwiss. 1857): und der schon oft-citirten
[401] Runthal bei Weissenfels. 943
Arbeit HreEr’s über die Sächsisch-Thüringische Braunkohlenflora
sind neue Pflanzenfunde aus den hellen, fettigen Thonen bis auf
eine Salvinia (briefl. Mittheil. HEER’s an ZINcKENn, Physiogr.
pag. 25) nicht bekannt geworden. Ich beschränke mich daher auf
eine Beurtheilung der HEEr’schen Bestimmungen, welche zum Theil
auf schlechte Bruchstücke gestützt sind und in Folge dessen nur
zum Theil beibehalten werden können. Es bleiben:
1. Poacites paucinervis Heer, l.c. pag. 18, Taf. 9, Fig. Aa.
Einen unbestimmbaren Rest eines Monokotylenblattes hat
WATELET (Paris pag. 67, tab. 18, fig. 7) ebenfalls als
Poacites paucinervis von Vervins beschrieben, ohne indessen
die Hrer’sche Bestimmung zu erwähnen.
N
Osmunda lignitum Gieb. sp. — Aspidium lignitum Heer,
l. c. pag. 18, Taf. 9, Fig. 2—3. Vergl. pag. 41.
3. Quercus furcinervis Rossm. sp., l.c. pag. 18, Taf. 9,
Fig. 4—7. Vergl. pag. 50.
4. Phyllites reticulosus Rossm. — Chrysophyllum retieu-
losum Heer, 1. c. pag. 19, Taf. 9, Fig. 12—16. Vergl.
pag. 37.
5. (2) Notelaea eocaenica Eitt., 1. c. pag. 20, Taf. 10, Fig. 1.
Vergl. pag. 32.
6. Ceratopetalum myricinum Lah., l. c. pag. 20, Taf. 10,
Fig. 3. Vergl. pag. 190. i
1. Callistemophyllum @iebeli Heer, 1.c. pag. 20, Taf. 10,
Fig. 4. Vergl. pag. 36.
S_
Celastrus Andromedae Ung., ].c. pag.20, Taf. 10, Fig. 5.
Uxcer, Sotzka Taf. 30, Fig. 2—4,7 (1850).
Errisesnausen, Beitr. zur Kenntn. der foss. Flora von Sotzka
pag. 501 (1859).
Heer, flor. tert. Helv. III, pag. 67, Taf. 122, Fig. 2 (1859).
Scarmeer, traite de pal. veg. III, pag. 156 (1374).
Celastrus Andromedae Ett. (Sagor Il, Taf. 15, Fig. 29) und
Oel. Andromedae Engelh. (foss. Pflanzen von Grasseth pag. 39,
Taf. 5, Fig. 14) sind von der Hrrr’schen Art verschieden.
16°
244
Beschreibung der Localiloren der Provinz Sachsen. [402]
Verbreitung:
Ober - Oligocän: Sotzka, Monod.
Unter-Oligocän: Runthal bei Weissenfels.
a
Unbestimmbare Blattreste.
Laurus Swoszowiciana Heer, l.c. pag. 19, Taf. 9, Fig. 10.
Die zu dieser Art gebrachten Blätter weichen sehr von
einander ab und sind meist so schlecht erhalten, dass eine
Artbestimmung unmöglich ist.
Laurus primigenia Heer, l. c. pag. 19, Taf. 9, Fig. 8.
Laurus Lalages Heer, ]. c. pag. 19, Taf. 9, Fig. 9.
Dryandroides haeringiana Heer, 1. c, pag. 19, Taf. 9,
Fig. 11, das untere Stück eines kleinen Blattes, welches
besser zu den schmalen Blättern von Quercus furcinervis
Rossm. sp. passt.
Dryandroides laevigata Heer, l.c. pag. 19, Taf. 10,
Fig. 6. Der Ursprungswinkel ist spitzer als bei den übrigen
Blättern dieser Art.
Echitonium Sophiae Heer, 1. c. pag. 20, Taf. 10, Fig. 2
und 2b. Bruchstücke von schmalen Blättern, deren Be-
stimmung wegen des häufigen Vorkommens gleicher Blatt-
formen in verschiedenen Familien unmöglich ist.
Eucalyptus oceanica Heer, 1. c. pag. 20.
Tertiärfloera der Umgegend von Leipzig.
Das Tertiär der Leipziger Gegend bildet den Östflügel der
Sächsisch-Thüringischen Tertiärmulde. Die Gliederung desselben,
wie sie ÜREDNER bei der geologischen Landesaufnahme für das
Königreich Sachsen durchgeführt hat, ist zum Theil schon früher
(pag. 4) besprochen worden, und ich brauche nur noch hinzu-
zufügen, dass drei grosse Abtheilungen unterschieden werden:
Ober - Oligocän (Süsswasserbildung),
Mittel-Oligocän (marine Bildung),
Unter-Oligocän (Süsswasserbildung).
Das Unter-Oligocän, welches den grössten Flächenraum ein-
nimmt, hat alle Pflanzenreste geliefert, welche bisher aus dem
westelbischen Tertiär des Königreichs beschrieben worden sind.
Es lag die Vermuthung nahe, dass die Floren der beiden Nachbar-
länder in den Hauptzügen übereinstimmen möchten. Soweit die-
selben jedoch untersucht sind, zeigen sie bei der Gleichheit mancher
Arten auffallende Verschiedenheiten.
Im Jahre 1869 untersuchte SCHENK (über einige in der Braun-
kohle Sachsens vorkommende Pflanzenreste, Botan. Zeitung Bd. 27,
1569, pag. 375) zahlreiche Hölzer, welche sämmtlich aus dem
unteren oder Hauptbraunkohlenflötz der Leipziger Gegend, von
Altenbach, Zeititz und Brandis bei Wurzen, stammen und
am Aufbau desselben eine wichtige Rolle spielen. Als hervor-
ragende Bestandtheile der Flora dieses Flötzes führt er auf:
1. Sequwoia Couttsiae Heer,
2. Palmacites Daemonorops Heer,
3. Betula Salzhausensis Ung.
246 Tertiärflora der Umgegend von Leipzig. [404]
1. Seqwoia CVouttsiae Heer ist vertreten durch Ȋltere und
jüngere Zweige, welche, gemengt mit stärkeren Aesten, Samen
und meist schlecht erhaltenen Zapfen, dicht gehäuft über einander
liegen«.
2. Palmacites Daemonorops Heer, Bovey Tracey pag. 38, tab. 4,
fig. 7— 15, tab. 11 (1862).
» » Schimper, traite de pal. veg. II,
pag.513 (1870 — 72).
Palaeospathe » Unger, Syll. I, pag. 9, Taf. 3,
Fig. 9—12 (1861).
» » Engelhardt, Flora der Braunkohlen-
form. im Königr. Sachsen pag. 30,
Taf. 9, Fig. 2—3 (1870).
Chamaerops teutonica Ludwig, Palaeontogr. VIII, pag. S6, Taf. 20,
Fig. 2—3 (1860).
Mit dieser Art vereinigt SCHENK Stacheln, deren Form und
Structurverhältnisse für die Abstammung von Palmen sprechen
und die Ansicht HEEr’s bestätigen, dass sie einer mit OValamus
und Daemonorops verwandten Palme entstammen.
Verbreitung:
Ober - Oligocän: Salzhausen und Hessenbrücken.
Unter-Oligocän: weit verbreitet in der unteren Braunkohlen-
stufe Sachsens: Scoplau, Grimma, Mittweida
(nach ENGELHARDT) u.a. a. O.
Mittel-Eocän: Bovey Tracey.
3. In dem Flötze von Beyersdorf und Keiselwitz sind nach
SCHENK neben Stämmen von Seguoia Couttsiae Heer solche von
Betula Salzhausensis die häufigsten, deren Bau am meisten an
Betula alba erinnert. Ausserdem konnten gut erhaltene, männ-
liche Blüthenstände beobachtet werden.
Von diesen drei Hauptbildnern der Sächsischen Braunkohlen
sind aus der Provinz Sachsen Betula Salzhausensis und Pal-
macites Daemonorops noch nicht bekannt. Dagegen sind Stämme
von Sequwoia Couttsiae (weil der Zusammenhang derselben mit
Blättern und Früchten unbekannt war, zu Uupressinowylon gestellt)
von HarrtıG (Botan. Zeitung 1848, pag. 166) auch aus der Braun-
kohle von Nietleben und Bruckdorf bei Halle aufgeführt worden.
[405] Tertiärflora der Umgegend von Leipzig. 247
Später veröffentlichte ScHenK (Botan. Zeitg. 1877, pag. 393)
die Ergebnisse von mikroskopischen Untersuchungen, die er an
Früchten von Gardenia Wetzleri Heer und Trapa Credneri Schenk
aus der der unteren Flötzeruppe angehörenden Braunkohle des
Thümmlitzer Waldes bei Tanndorf unweit Leisnig angestellt
hatte.
4. Gardenia Wetzleri Heer, tlor. tert. Helv. II, pag. 192, Taf. 141,
Fig. 51 —103 (1859).
» » » _Bovey Tracey pag.5l, tab. 18, fig. 1—8
(1562).
» » » mioc. balt. Flora pag. 39, Taf. 9,
Fig. 12 —32 (1869).
» » Schimper, traite de pal. veg. II, pag. 880,
tab. 93, fig. 12—16 (1870-72).
Passiflora Brauni Ludwig, Palaeontogr. VII, pag. 124, Taf.48, Fig. 11—16
(1860).
» pomaria Poppe, N. Jahrb. für Min. pag. 52, Taf. 1, Fig. 1—7
(1866).
Gardenia » Engelhardt, Flora der Braunkohlenform. im Königr.
Sachsen pag. 41, Taf. 12, Fig. 12— 13 (1870).
Diese Art war von LupwIG und PorprE bei den Passifloren
untergebracht worden. Gegen eine solche Vereinigung sprechen
die habituellen Verhältnisse der fossilen Früchte und die der
lebenden Passifloren. Dagegen weist die HEEr’sche Art im Bau
der Fruchtschale und in der Stellung der Samenträger und Samen
sehr nahe Beziehungen zu den Früchten der lebenden Gardenien
auf. Nur der Bau der Samenschale weicht in beiden ‚sehr wesent-
lich von einander» ab.
Verbreitung:
Mittel-Miocän: Bischofsheim, Günzburg.
Unter - Miocän: Kaltennordheim, Liebiberg bei Günzburg (?).
Ober - Oligocän: Salzhausen. |
Mittel-Oligocän: Samland.
Unter-Oligocän: (?) Berthsdorf bei Bernstadt.
Mittel-Eocän: Bovey Tracey.
5. Trapa Öredneri Schenk, Achaenia cornubus duobus or-
nata; cornua opposita, recta horizontaliter patentia acuta ( Botan.
Zeitung 1877, pag. 395, Taf. 4, Fig. 3).
248 i Tertiärflora der Umgegend von Leipzig. [406]
Die fossilen Früchte weichen in der Structur von den lebenden
Arten der Gattung Trapa ab, müssen aber, da sie in der Gestalt
die innigste Beziehung zu denselben aufweisen, zu einer besonderen
Gattung der Trapeen oder einer ausgestorbenen Abtheilung der
Gattung Trapa gestellt werden. Sie unterscheiden sich von Trapa
borealis Heer (flor. foss. Alaskana pag. 38, Taf. 8, Fig. 9 — 14)
durch das Vorhandensein der 2 langen, schief abstehenden Stachel-
fortsätze. SCHENK bezweifelt, dass die beiden Trapa-Arten von
Schossnitz, Tr. silesiaca Göpp. (Schossnitz Taf. 25, Fig. 14) und
bifrons Göpp. (ibid. Fig. 15), zu der Gruppe der zweistacheligen
Früchte gehören, da dieses charakteristische Merkmal aus den Ab-
bildungen nicht zu ersehen ist.
Verbreitung der von SCHENK beschriebenen Pflanzenreste
im Königreich und in der Provinz Sachsen:
1. Sequoia Couttsiae Heer, in der unteren Braunkohlenstufe
Sachsens weit verbreitet. Knollenstein
der Provinz Sachsen; Stedten, Bornstedt.
2. Palmacites Daemonorops Heer, in der unteren Braun-
kohlenstufe Sachsens weit ver-
breitet.
3. Betula Salzhausensis Ung., untere Braunkohlenstufe von
Beyersdorf und Keiselwitz; von
DALMER aus Grube. Gottesbelohnung
bei Raupenhain (Section Borna), von
PEncK von Zschaddras (Section Col-
ditz) und aus Section Grimma auf-
geführt.
4. Gardenia Wetzleri Heer, Thümmlitzwald bei Tanndorf; nach
PENncK an der Tamricke bei Kaditzsch;
Berthsdorf bei Bernstadt.
5. Trapa ÜUredneri Schenk, Thümmlitzwald bei Tanndorf (Sec-
tion Leisnig).
An diese genauer beschriebenen Pflanzenreste reihen sich
eine Anzahl anderer an, welche in den Erläuterungen zu den
geologischen Sectionsaufnahmen nur aufgezählt werden.
[407] Tertiärflora der Umgegend von Leipzig. 249
Aus der unteren Braunkohlenstufe des Thümmlitzer Waldes
bei Tanndorf erwähnen R. OÜREDNER und DATHE ausser Trapa noch
Salvinia, aus der unter der Braunkohle liegenden Knollensteinstufe
(Erläuterung zur Section Leisnig pag. 64) daselbst Salvinia, Iris,
Arundo, Phragmites, Typha, Sequoia, Trapa, Salix, Oinnamomum,
Myrica, Quercus, Laurus, Nyssa und Gardenia.
Aus der Knollensteinstufe von der Tamricke bei Ka-
ditzsch (Erläuterung zur Section Grimma pag. 42) führt PEnck auf:
Cinnamomum Scheuchzeri Heer, Quercus furcinervis Rossm. sp,
Laurus, Salix, Betula, Sequoia Couttsiae Heer (Fruchtzapfen),
Nyssa, Gardenia (2), Carya (?) und Salvinia ;
aus dem unteren Flötze (l.c. pag. 43): Quercus, Oinnamomum,
Laurus, Salix ;
aus der Stufe der hangenden Kiese von Naundorf (I. c.
pag. 44): (innamomum, Laurus, Quercus und Saliw.
Alle diese Pflanzenfunde haben, weil nur der Gattung nach
bestimmt und blos aufgezählt, vorläufig für die Beurtheilung des
Fiorencharakters keinen Werth.
Zwei der reichsten Pflanzenfundstätten des Leipziger Oligocäns
sind in den letzten Jahren von ENGELHARDT untersucht worden.
Die Ergebnisse seiner Untersuchungen treten in einen auffallenden
Gegensatz zu den Resultaten der stratigraphischen Forschung in
demselben Gebiete.
1. Bockwitz bei Borna.
Aus der Stufe der Kiese, Sande und Thone im Hangenden
des oberen Braunkohlenflötzes von Bockwitz bei Borna (Section
Lausigk) (Sitzungsber. der Ges. Isis zu Dresden 1876, pag. 92
und 1877, pag. 16) führt ENGELHARDT auf:
Taxodium distichum miocenicum Heer,
Arundo Goepperti Heer,
Ligwidambar europaeum Al. Br.,
Salix varians Göpp.,
Carpinus grandis Ung.,
250 Tertiärflora der Umgegend von Leipzig. [405]
Laurus primigenia Ung.,
Cinnamomum Scheuchzeri Heer,
» lanceolatum Ung. sp.,
Kucalyptus oceamica Ung.,
Acer trilobatum Stbe. sp.,
Juglans bilinica Ung. (?),
Carpolithes Kaltennordheimensis Zenker sp.,
Pteris parschlugiana Ung.
Sehr auffallend erscheint in dem unteren Oligocän von Bock-
witz das Auftreten einer nicht geringen Anzahl miocäner Arten.
Vielleicht wird der scheinbare Widerspruch beseitigt werden,
wenn bessere Stücke geprüft werden können, denn gerade die
echt miocänen Arten lassen an Vollständigkeit der Erhaltung viel
zu wünschen übrig, In dem ENGELHARDT'schen Verzeichnisse
heisst es:
Liquwidambar europaeum Al. Br., »ich fand nur ein Fragment
vor, an dem sich die Blattmasse ver-
kohlt, aber sonst in gutem Zustande
zeigte«e. Ebenso wird in dem Ver-
zeichnisse von 18377, pag. 16 von der-
- selben Art nur »ein Fragment« auf-
° geführt.
Salix varians Göpp., »nur ein Spitzenfragment«; im zweiten
Verzeichniss: »ein Fragmente.
Acer trilobatum Stbg. sp., ein Fragment. »Es giebt den Mittel-
lappen fast vollständig, den einen Seitenlappen
zum grossen Theil, den anderen gar nicht«
Juglans bilinica Ung. (?), »ein Blattstück«.
Von demselben Fundorte beschrieb ENGELHARDT (Flora der
Braunkohlenform. im Königr. Sachsen, 1870) schon früher und
bildete ab:
l. Taxodium dubium Stbg. sp. (pag. 29, Taf. 8, Fig. 7 — 10),
4 kleine Bruchstücke, welche ohne Detail-
figur und genauere Beschreibung auch die
Annahme von Sequoia Langsdorpü zulassen.
sr ae ee EEE DEREN RE EEE NED WIESEN
[409] Tertiärflora der Umgegend von Leipzig. 25]
2. Myrica Germari Heer (pae. 31, Taf. 8, Fig. 11— 12), zwei
nicht bestimmbare Blattbruchstücke.
3. Cassia phaseolites Ung. (pag.31, Taf. 8, Fig. 13 — 15), drei
zur Bestimmung ganz unbrauchbare Blatt-
stücke.
4. Samen von Uupressinoxylon (pag. 32, Taf. 9, Fig. 4). Die
Zugehörigkeit derselben zu
einer Cypresse ist nicht nach-
gewiesen.
5. Cinnamomum sp. (pag. 32, Taf. 8, Fig. 16).
Die hier entscheidenden Pflanzenreste sind demnach in dem
dürftigsten Zustande erhalten und zwingen uns durchaus nicht,
die Bockwitzer Ablagerungen in die Mainzer Stufe (Unter-Miocän)
eol. Ges. Bd. 30,
1875, pag. 627) eine miocäne Localflora im sächsischen Unter-
zu bringen oder mit ÜREDNER (Zeitschr. d. D.
mr
o°
Öligocän anzunehmen.
2. Göhren.
Eine Thoneinlagerung in der Stufe der Knollensteine, welche
durch den Einschnitt der Leipzig- Chemnitzer Staatsbahn westlich
vom Muldeviaducte bei Göhren (Section Penig) aufgeschlossen
worden ist, hat eine umfangreiche Flora geliefert, welche nach
ENGELHARDT (die Tertiärflora von Göhren) aus folgenden Arten
besteht: j
. Sphaeria Trogü Heer,
1
2. (Caulinites dubius Heer, ein sehr zweifelhaftes Bruchstück.
3. Typha latissima Al. Br.,
4. Tawodium distichum miocenicum Heer. Die Bestimmung
ıst nach den Abbildungen
noch nicht gesichert. Die
abgebildeten Samen sind
nicht nothwendig auf
Taxodium zu beziehen.
Die Zweigstücke scheinen
zu Sequoia zu gehören.
252
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
Tertiärflora der Umgegend- von Leipzig. [410]
Taxodium laxum Ett., keine selbstständige Art, da gleiche
winzige Zweigenden bei der vorigen und
bei Widdringtonia vorkommen.
Glyptostrobus europaeus Brgt. sp.,
Podocarpus eocenica Ung., 2 nicht bestimmbare Spitzen-
fragmente.
Seguoia Langsdorfi Brgt. sp.,
Liqwidambar europaeum Al. Br.,
Salix varians Göpp., 3 schlechte Blattreste, welche zu einer
Gattungsbestimmung nicht geeignet sind.
Populus latior Al. Br.,
Myrica lignitum Ung. sp., ein ganzrandiges Blatt, welches
sich durch die unter sehr spitzem Win-
kel abgehenden Secundärnerven von der
UNGER’schen Art unterscheidet.
Myrica laevigata Heer, ein schlecht erhaltenes, unbestimm-
bares Blatt.
Alnus Kefersteinii Göpp. sp. gehört zu der folgenden Art.
Betula Brongniarti Ett.,
Carpinus grandis Ung., ein Blattrest, der vorläufig mit der
vorigen Art zu vereinigen ist.
Quercus platania Heer. Die beiden abgebildeten Blätter
(l. c. Taf. 4, Fig. 1— 2) passen am besten
zu Viburnum giganteum Sap. (Se-
zanne pag. 370, tab. 9, fig. 1—2).
Quercus platania Heer, flor. foss.
arct. IV, Taf. 16, Fig. 1, weicht von den
übrigen Blättern derselben Art und. von
den Göhrener Blättern durch das geringe
Hervortreten der Zähne ab. Von flor.
foss. arct. II, Taf. 12, Fig. 5, 6a und 7 sind
Fig. 6a und 7 kleine, schwer bestimmbare
Bruchstücke. Bei Fig. 5 sind die dorn-
artisen Zähne beiderseits concav umran-
det, bei den Blättern von Göhren ist der
untere Rand der weniger zugespitzten
Zähne convex.
[411] Tertiärflora der Umgegend von Leipzig. 253
18.
9}
20.
21.
22.
2
30.
SV)
_
Ficus arceinervis Rossm. sp., unbestimmbares Blattbruch-
stück. »Die eine Hälfte des Blattes zeigt
sich sehr verdrückt,.... die andere ist am
Rande verletzte.
Ficus lanceolata Heer,
Fieus Morloti Ung., 2 unbestimmbare Blattbruchstücke,
welche mit der UngGer’schen Art (Sotzka
Taf. 33, Fig. 1 und Heer, flor. tert. Helv.
Taf. 82, Fig. 7—9) nicht verglichen werden
können.
Fieus tiliaefolia Al. Br. sp.,
Platanus aceroides Göpp.; die tiefgebuchtete, herzförmige
Basis und die scharfen Zähne weisen
das Blatt (Taf. 5, Fig. 3) unserem
Bombax Decheni Web. sp. zu.
Cinnamomum Rossmaessleri Heer, unteres Stück eines
Cinnamomum - Blattes, dessen
Artbestimmung unmöglich ist.
Daphnogene Ungeri Heer, ohne Basis, stimmt mit (Cinna-
momum lanceolatum Ung. sp. überein.
Banksia Deikeana Heer, unbestimmbarer Blattrest.
Diospyros brachysepala Al. Br.,
Bumelia bohemica (2?) Ett., unteres Blattstück, nicht be-
stimmbar, da gleiche Blattformen
mit ähnlicher Nervatur in verschie-
denen Familien vorkommen.
Eucalyptus oceanica Ung., ohne die für Myrtaceen charak-
teristischen Saumläufer, jedenfalls einer
anderen Familie angehörend.
Sterculia labrusca Ung.,
Acer trilobatum Stbg. sp., hat nur oberflächliche Aehnlich-
keit mit dieser Art. Die Zugehörigkeit zu
Acer ist noch nicht erwiesen.
Koelreuteria oeningensis Heer, ist zweifelhaft, da die Basis
nicht gut erhalten ist und die nur
z. Th. sichtbaren Tertiärnerven
von der Oeninger Art abweichen,
254 Tertiärflora der Umgegend von Leipzig. [412]
32. Cistus Geinitzi Engelh., ein kleines Blatt, dessen Gattungs-
bestimmung ohne besseres Material unmög-
lich ist.
33. (arya ventricosa Brgt. SpP.,
34. Carya costata Stbg. sp.; Abbildung und Beschreibung be-
weisen noch nicht das Vorhandensein dieser
Art.
35. Pterocarya denticulata Web. sp., oberes Blattstück, wel-
ches ebenso gut auf Carya Heerüi
Ett. passt.
36. Anona cacaoıdes Zenker sp.,
37. Cissuws Nimrodi Ett., kann nach der Abbildung nicht als
ein dreifingeriges, sondern nur als ein drei-
lappiges Blatt angesehen werden. Die Ner-
vatur spricht gegen eine Vereinigung mit
Cissus. Das Blatt gehört wahrschemlich zu
\ Acer trilobatum Engelh. (siehe oben No. 30).
38. Parrotia prisiina Ett., das einzige Blatt ist zu einer sicheren
Bestimmung unbrauchbar und passt nicht
zu der ETTINGSHAUSEN’'schen Art.
Pflanzen von unsicherer Stellung.
39. Leguminosites Proserpinae Heer; an den Blättchen ist nur
der Mittelnerv noch erhalten.
40. Carpolithes nageioides Engelh., eine nicht bestimmbare
Frucht, welche am besten unbenannt
geblieben wäre.
41. Quereus sp. dub., unbestimmbarer Fruchtrest.
Nach dieser Durchsicht der ENGELHARDT'schen Arbeit, welche
geeignet ist, die Leichtigkeit kennen zu lehren, mit welcher bisweilen
3estimmungen fossiler Pflanzen ausgeführt werden, die zu den auf-
fallendsten Schlüssen auf das geologische Alter der betreffenden
Schichten führen, können nur noch folgende Arten der Flora von
Göhren Anspruch auf Sicherheit der Bestimmung haben:
n
[8
U
[413] Tertiärflora der Umgegend von Leipzie. ö
"Typha latissima Al. Br.,
?" Glyptostrobus europaeus Brgt. Sp.,
"Sequoia Langsdorfi Brgt. sp.,
Liguwidambar europaeum Al. Br.,
Populus latior Al. Br.,
Betula Brongniarti Ett.,
?" Ficus lanceolata Heer,
" >» tiliaefolia Al. Br. sp.,
" Cinnamomum lanceolatum Ung. sp.,
2" Diospyros brachysepala Al. Br.,
" Sterculia labrusca Ung.,
"(arya ventricosa Brgt. Sp.,
" Bombaw Decheni Web. sp.,
"Anona cacaoides Zenker sp.
Von diesen 14 Arten sind die mit ” bezeichneten (11) auch
aus dem Unter-Oligocän der Provinz Sachsen bekannt, und zwar
Arten aus Bornstedt,
» » Stedten,
DEE) » Riestedt,
a » dem Knollensteine,
1 » » Trotha.
Die Göhrener Flora hat vor der der Provinz Sachsen voraus:
B)
4
Liqwidambar europaeum Al. Br.,
Populus latior Al. Br. und
Betula Brongniarti Ett.
Von diesen tritt Liguidambar europaeum sonst im oberen
Oligocän (Horw in der Schweiz) auf, wird aber erst im Miocän
häufig und Charakterpflanze. Popwlus latior ist nur miocän,
Betula Brongniarti beginnt schon im oberen Oligocän. Es
gehören also mit Sicherheit vorläufig nur 2 erst im oberen Oligocän
und nur 1 erst im unteren Miocän auftretende Arten dem unteren
Öligocän von Göhren an. Mag sich auch die Zahl der jetzt für
jünger gehaltenen Arten noch um einige vermehren, so ist damit noch
immer nicht der Grund zur Annahme einer jüngeren Ablagerung
gegeben, sondern es ist nur die Kenntniss der fossilen Pflanzen
256 Tertiärflora der Umgegend von Leipzig. [414]
um die neue Thatsache bereichert, dass bisher für miocän gehaltene
Pflanzen bis ins Unter-Oligocän hinabreichen, und um einen neuen
Beweis für die Unsicherheit der Altersbestimmungen
von Ablagerungen auf Grund nur floristischer Unter-
suchungen.
Von anderen Fundorten der Gegend von Leipzig beschreibt
ENGELHARDT in seiner oben erwähnten »Flora der Braunkohlen-
formation im Königreich Sachsen« noch:
1. Glyptostrobus europaeus Brst. sp. (pag. 29, Taf. 9, Fig. 1) von
Grimma.
2. Pinus Saturni Ung. (pag. 30). Diese Art soll weit verbreitet
sein, ist aber, weil nicht abgebildet, höchst
zweifelhaft.
3. Palaeospathe Daemonorops Ludw. (pag. 30, Taf. 9, Fig. 2 —3)
von Scoplau, Grimma und Mittweida.
4. Carpolithes mittweidensis Engelh. (pag. 32, Taf. 9, Fig. 5 — 6)
von Mittweida.
5. Unbestimmbares Farnbruchstück (pag. 32, Taf. 11, Fig. 1).
Von diesen Funden kann, wenn wir von dem Carpolithes
mittweidensis absehen, nur G/yptostrobus europaeus Brgt. sp.
zu den SCHENK'schen Bestimmungen als neu hinzugefügt werden.
Das Manuskript zu der vorliegenden Arbeit war nicht mehr
in meinen Händen, als die Abhandlung von BECK über die Oli-
gocänflora von Mittweida (Zeitschr. d..D. geol. Ges. 1882, pag. 735)
erschien. Da in Folge dessen ein Hinweis auf dieselbe bei der
Besprechung der Arten nicht mehr möglich war und mir überdies
die umfangreiche Literatur jetzt nicht mehr zugänglich ist, muss
ich mich auf eine blosse Aufzählung der Mittweidaer Arten be-
schränken. Die Untersuchungen BEcR’s haben vor den meisten
ähnlichen Arbeiten den Vorzug, dass ihnen. die systematische
Ausbeutung eines einzigen Flötzes (Unterflötz) von den untersten
bis zu den obersten Schichten zu Grunde liegt, und ferner das
[415] Tertiärflora der Umgegend von Leipzig. 357
Pflanzenmaterial eine mikroskopische Untersuchung, namentlich der
Epidermis mit den Schliesszellen der Spaltöffnungen, gestattete.
Nur muss ich bezweifeln, dass die letzteren immer als gutes Gat-
tungskennzeichen von entscheidendem Werthe sind, da bei den
geringen Formverschiedenheiten der Epidermiszellen die Annahme
nahe liegt, dass gleiche Formen, analog den übrigen Blatt-Elementen,
für eine grössere Zahl im System von einander entfernter Familien
charakteristisch sind.
Die beschriebenen Arten sind folgende:
Trematosphaeria hignitum Heer,
Phacidium wmbonatum nov. spec.,
Xylomites varius Heer, var. Salicis,
Blechnum Goepperti Ett.,
Woodwardia minor nov. Spec.,
"Salvinia spec.,
Glyptostrobus europaeus Brgt. Sp.,
Cupressosylon Protolariw Göpp. Sp.,
Potamogeton amblyphyllus nov. spec.,
Palmacites Daemonorops Heer,
Betulinium Ung. (Betula Salzhausensis Göpp.),
Fagus Feroniae Ung.,
Quercus Haidingeri Ett.,
Carya ventricosa Ung.,
Myrica salicina Ung.,
Salıx varians GÖpp.,
Platanus aceroides GÖöpp-,
Anona altenburgensis Ung.,
Acer trilobatum Al. Br.,
Celastrus spec,
Cluytia aglaiaefolia Web. et Wess.,
Trapa Credneri Schenk,
Daphne persooniaeformis Web. et Wess.,
Dalbergia retusaefolia Heer,
Dalbergia spec.,
17
258 ? Tertiärflora der Umgegend von Leipzig. [416]
Cassia pseudoglandulosa Ett.,
Aristolochia Aesculapi Heer,
Nyssa ornithobroma Ung.,
Apocynophyllum helveticum Heer.
Die Flora von Mittweida hat mit unserem Florengebiete nur
4 Arten gemeinsam:
(2) Glyptostrobus europaeus Brgt. Sp.,
Cupressowylon Protolaris Göpp. Sp.,
Carya ventricosa Ung. und
Apocynophyllum helveticum Heer.
Dalbergia retusaefolia Heer erinnert sehr an unsere Dalbergia
oligocaenica (Taf. 29, Fig. 18) von Dörstewitz.
Unter den übrigen Arten befinden sich wieder eine Anzah
solcher, welche, dem Unter-Oligocän bisher fremd, als Leitpflanzen
des Miocän galten. Es sind: :
Fagus Feroniae Ung.,
Quercus Haidingeri Ett.,
Salıx varians Göpp.,
Platanus aceroides Göpp. und
Acer tr ılobatum Al. Braun.
Je mehr die Flora des sächsischen Une Oligocäns bekannt
wird, um so mehr scheinen sich in ihr die jüngeren Arten zu
häufen und um so auffallender tritt sie in Gegensatz zu derjenigen
unseres Gebietes. Während das gesammte Tertiär der Provinz
Sachsen, soweit es bekannt ist, fast ausschliesslich Vertreter un-
serer heutigen Tropenflora und der wärmeren gemässigten Zone
besitzt, sind in den gleichalterigen’ Ablagerungen der Leipziger
Gegend Tropenpflanzen mit einer beträchtlichen Anzahl von Gat-
tungen und Arten gemischt, welche auf ein Klima wie das unsrige
hinweisen. Das sächsische Tertiär hat, das lässt sich nicht mehr
läugnen, trotz des gleichen Alters und der Nachbarschaft ein viel
jugendlicheres Gepräge als das unserige.
[417]
Uebersicht der Knollensteinflora.
259
Art
Name der
Phacidium spectabile Heer
Lygodium Kaulfussi Heer
0.0.0.0
Sequoia Couttsiae Heer
Arundinites deperditus Heer sp. . -
Amesoneurum plicatum Heer... .
Ohamaerops helvetica Heer
Sabal major Ung. sp.
Phoenicites borealis nov.
Myrica Germari Heer
Myrica laevigata Heer
Quercus neriifolia Al. Br.
Dryophyllum Dewalgquei S. et M. .
Fieus (2) Schlechtendali Heer
Ficus Giebel Heer
Umnnamomum Scheuchzeri Heer
Eocän Oligocän Miocän
Be E - nn x = u. Piioekh Arkt. Nord- Verwandte Vorkommen | Verbreitung der Gattung oder
Unter- | Mittel- umter Mittel- Ober- Unse Mittel- Ob: Gebiet , Amerika Arten derselben des Arttypus in der Jetztwelt
ZT I se Ta Da En Sn Son nn 3 nn TB nn Drag ag Pos en no er a
— _ Skopau — E= Zi u ne ee > >= = 2 er
— Bourne- | Skopau, Born- —_ — — — — — — |4. Gruppe — —_ Li palmat -d-
mouth istedt, Sarthethal 2 ee u Nox
— |Bow. Trac. Skopau, Alber- Rixhöft, Armissan Sagor u. Savine - — — |Grönland |4. Gruppe — — Seq. gigantea Lindl. Galifor-
re Hempstead » sempervirens Lam.y nien.
= ’
Leipziger Tertiär
—_ - Skopau — — — — — — — _ = — ui
— — Skopau n— _ ze = — =» es = ei = =
—_ | — Nachterstedt —_ — Utznach, Bol- — — — — = — — Chamaerops, Mittelmeergebiet
| lingen durch Indien bis China und
Japan.
— — Schortau, Marseille, Salzh., Rott, |Münzenb., Rado-|Leoben (?), Monte, Arnothal, Sini- — — 1. Gruppe — = Sabal, Länder am Meerbusen
| Stedten, Häring, Hempstead | Priesen, Mon- | boj, Lausanne, Bamboli gaglia von Mexico und Westindische
| Massale taguy ob Lutry,! Mt. Calvaire, Inseln.
| Armissan Aarwangen,
Rovereaz ob
Lausanne
ei ai Nachterstedt ze 2 = I = = — — 1Ph. italica Mass.| Mitt.-Olig. | Phoenix, Tropen und Subtropen
| et aff. (Salcedo) der alten Welt bis Hinterindien.
u en Skopau _ — — = = — = — a: = =
— |Boy.Trae. Skopau, — Peissenberg, = Zu L_ = — — — _ Myr. cerifera Lam., Nordamerika;
| Aix 0) Monod, Hohe M.salicinaHochst., Abessinien.
Rhonen, Ro-
chette, Zsilythal,
Bois d’Asson,
Armissan
= == Skopau — Armissan — Sobrussan (?), Oeningen, —_ — 1. u. 4.Gr. — — Quercustyp.imbricariaMcehx.,
Köflach (2) Swoszowice (P), (2) gem. Nordamerika von New-
Sinigaglia Jersey bis zum Golf v. Mexico.
@alinden zu Skopau, == Br Be 2 = = — — Dr. eurticellense \ \U.O1.(Riestedt) Quercus, Sect. Pasania, Chlamydo-
Bornstedt (?) Wat.etaff. (ielhe)) 0. Eoc. (Gelin-]| bdalanus und Cyclobalanus, in-
Riestedt) den, Sez. etc.) disch. Monsungebiet bis Japan.
Dr. subfalcatum | Nordamerika
Lesgq. (1. Gruppe)
Ze — Skopau _ — = = = =: = = = | = ==
= — |Skop.,Harthau(), — —_ = = = = >= v2 . Protofieus Unt. Eoc. =
Angers (?) ® Is ap. ( (Sezanne)
| serannensis r 3
— ‚Boy. Trae.| Schortan, Born- | Rixhöft Wetterau,Nieder- Wetterau, Sulloditz, Leoben,| Sieblos (B), Her- = ze 1. Gr.(®) 2, | = u en
| stedt, Rısleben rhein. Becken, Liebiberg Turin nals, Breitensee, Caamalı Neb Queens-
Altsattel,Schütte-| bei Günzburg (?),
Priesen, Zsilythal,[Radoboj, St. Gal-
Monod, Hohe |! ler Findl., Eriz,
Rhonen Ruppen
nitz, Grasseth, |Kutschlin, Sagor,
Tokay, Oeningen,
Schrotzburg,
Berlingen, Albis,
Arnothal, Sini-
gaglıa,
land.
260
FR ä Oligcoeä Miocän =,
x 3 Et oa EEE TER Zuge m er: TE Ber Be Arkt. Nord- Verwandte Vorkommen | Verbreitung der Gattung oder
z RT 3 er : R i s :
BR Unter- | Mittel- Unter- Mittel- | Ober- Unter- Mittel- Ober- Gebiet Amerika | Arten derselben des Arttypus in der Jetztwelt
Ci ymum lanceolatum Ung. sp. _ — Skopau, Stedten,| Rixhöft, St. |Wetterau,Nieder-|Wetterau, Holai- Sobrussan, Erlau, Albis, —_ — — a Bu 23
ua a Bornstedt, Dör- Jean-de-Gar- | rhein. Becken, | kluk, Kutschlin, Leoben, Petit Swoszowice,
stewitz, Göhren, 'guier, St. Za-| Altsattel, Gras- |Schiehow, Sullo- Mont b. Lau- Sinigaglia
Häring, Monte charie, Gargas,| seth, Sotzka, |ditz, Sagor, Lau-|sanne, Croisettes,
Promina, Aix Sault Monod, Ar- sanne, Eriz, | Estave, Turin
missan, Peyriac,| St. Galler Findl.,
Manosque Mönzlen, Ruppen,
Marseille, Bon-
nieux ö
Cinnamomum sezannense Wat. . . Gelinden, = Knollenst. südl. _ — — en = a in Ri 4 a =
Sezanne, von Halle
Belleu
Daphnogene veronensis Mass... . . — |MteBolca, Skopau = — _ — — = — u en nr 22
Alumbay
Daphnogene elegans Wat... .... Sezanne — Skopau, Knollen- — = = = — — = — — _ Litsaea foliosa Nees, Queens-
Pnnog, g : : ;
stein südlich von land bis Indien.
Halle
Laurus sawonica nov. SP. . ..:».- — = Kl. Corbetha —— — — = — = — = — _ _
Actinodaphne Germari Heer sp. . . — — Knollenst. südl. = = — — — — — — Act. Micheloti U. Eoc. (Sez.)| Actinodaphne, trop. Asien u.
Halle, Stedten, Wat. sp. Monsungebiet bis Japan.
Bornstedt, Dör- Act. cuspidata \U.Eoec. (Belleu)
stewitz Wat. sp.
Juglans (2) ther-| Colorado,
malis Lesg. (4. Gr.)
Laurus primigenia Ung. ...... — [Bov.Trae.|Skopau (?), Born-| St. Jean-de- |Salzh.(?), Nieder-| Münzenberg (?), Leoben Heiligenkreuz — = — |L. Omalüs$.et M. U. Eoc. (Gel.) —
stedt, Aix Garguier, Gar-/rhein. Becken (?),| Sulloditz (2), Eee le) M. Eoe. (Al.)
gas, St. Za- |Seifhennersdorf, |Kutschlin (?), Sa- Be (\U.Olig. (Sarth.)
charie, Roncon| Sotzka, Zsilythal,| gor (2), Eriz,
Hohe Rhonen, |St. Galler Findl.
Rivaz, Bagnasco, |
Cosseria, Stella, |
Manosque, Ar- |
missan |
Laurus Apollinis Heer ....... = = Skopau — — — | — — _ — — — — —
Laurus excellns Wat. ...»..... Belleu —— Skopau St. Zacharie =: == =, —— = = a = >; er
Pimelea borealis Heer... ..... — — Skopau — E. — — — = — — nn ze =
Dryandroides erenulata Heer — — Skopau E* 3 Eu 3 = a er Im. a8 = Er
Grevillea nervosa Heer ...... Vervins = Skopau, Aix —_ = — | — Ze _ — — —_ E= Grevillea, Neu-Holland und
Neu - Caledonien.
Notelaea eocaenica Ett........ —_ — Skopau, — Sotzka = — — = — 2 a: = Notelaea, Neu - Holland und
Weissenfels (2) Tasmanien.
Apoeynophyllum nerüfolium Heer . = — Skopau, Stedten — = en = e —_ — — = — —
Myrsine formosa Heer ....... — — Skopau = u = ui, jen ei = en K 2 —_
Sapotacites reticulatus Heer — _ Skopau | x = er en _ . = en a = —
[419]
Sabal haeringiana Ung. sp.
Sabalamo)onaUnNG ERDE
Stedten, Häring,
Mte Promina
Stedten, Schor-
tau, Häring,
Massale
St. Jean-de-
Garguier,
Chiavon
Marseille,
Hempstead
Sotzka, Hohe
honen, Ro-
chette
Priesen, Mon-
tagny ob Lutry,
Armissan
Münzenberg,
Radoboj, Aar- |
wangen, Eriz,
Develier
Salzhausen, Rott,|Münzenberg, Ra-
doboj, Lausanne,
Mt. Calvaire,
Aarwangen, Ro-
vereaz ob Lau-
sanne
Petit Mont
Leoben (?), Monte
Bamboli
Arnothal,
Sinigaglia
E R Olie ä locä
u K BEN L Be a ! en A. Arkt. Nord- Verwandte
Name der Art = = >= T Pliocän Gebi {
Unter- | Mittel- Unter- Mittel- Ober- Unter- Mittel- Ober- ebiet | Amerika Arten
er | I
Diospyros vetusta Heer... ..... —_ _ Skopau, Lauch- = _ — == = ee er 5
stedt
Sterculia labrusca Ung. ...... Belleu, |Mte Bolca| Skopau, Schor- Schüttenitz, Kutschlin (2), — Sinigaglia () er — =
Vervins, tau, Trotha, Göh- Grasseth, Sotzka Savine (?) E
Gelinden ren, MtePromina
Oeratopetalum myricinum Lah.... _ Alumbay |Skopau, Eisleben, — — — — = en er ae
Weissenfels |
Elaeocarpus Albrechti Heer _ — Knollenst. südl. Rauschen — — | _ or — —
von Halle | |
= | 3
Oallistemophyllum Giebeli Heer — — [|Skopau, Weissen- — — _ _ — = — —
fels |
Metrosideros Saxonum Heer .... — .— Skopau _ | En — — — = — an
Eugenia Hollae Heer ........ — = Skopau —_ _ | — — _ — -
Leguminosites Sprengeli Heer == — Skopau —- — — | == e= = = ee
|
“ Phyllites retieulosus Rossm...... — — Kl. Corbetha, — Altsattel, Gras- — | — — — — —_
Stedten, | seth | |
Weissenfels | | |
Uebersicht der Flora von Stedten.
Osmunda lignitum Gieb. sp. — 'Bournem,, Stedten, Eis- _ Sotzka, Möttnig,] Münzenberg — — — _ =
‚Bov. Trac.| leben, Weissen- Zsilythal, Ma-
| fels nosque
Pteris stedtensis Andr. sp. ..... — _ Stedten, Born- _ Liebotitz Salesl — —_ — — Pt. bilimica Bitt.
stedt |
Oleandra angustifoha nov. Sp... . e— Stedten _ = — _ — — _ —
Sequoia Couttsiae Heer... .... — |Bov.Trae.| Stedten,Skopau,| Rixhöft, Armissan Sagor und Savine _ — Grönland 4. Gruppe =
Alberstedt, Born-]| Hempstead
stedt, Leipziger
Tertiär
1. Gruppe
|
Vorkommen
derselben
M. Mioe.
(Preschen)
nn
—ssssrr a nn
Verbreitung der Gattung oder
des Arttypus in der Jetztwelt
Diospyr os typ.macrocalyxDeQ.,
Tropen der alten Welt.
Sterculia, Tropen der alten
und neuen Welt, die meisten
Arten in Asien.
Platylophus, Südafrika,
Ceratopetalum, Ostaustralien.
Elaeocarpus, trop. Asien, Neu-
Holland, australische u. pazif.
Inseln.
ee en nn
Osmunda javanica Bl., Kam-
schatka bis Java und Ceylon.
Oleandra, Tropen der alten
und neuen Welt und südost-
asiatisches Monsungebiet.
Califor-
Sequ. gigantea Lindl.
nien.
» sempervirens Lam.
262
Eocän Oligocän Miocän
Art E | reg |
a ee Unter- | Mittel- | Unter- Mittel- Ober- Unter- Mitte- | Ober-
|
EEE EEE BEE a — —
orcus furcinervis Rossm. sp. .. _ — _ |Stedten, Weissen- _ Nieder Olm (2), Sagor = =
u ö z fels, Reut i. Altsattel,
Winkel Schüttenitz, Prie-
sen, Sotzka,
Schwarzachtobel,
Ralligen, Cadi-
bonabildung
(Bagnasco, Stella,
San Cristina)
Ficus apocynoides Ett. ....... — Stedten — Sotzka — _ —
ELCUSUSDOCHR MR 5 ee — Stedten — = = — —
Ficus multinervis Heer ....... Stedten, Weissen- Salcedo (?) | Seifhennersdorf, Kutschlin, — Straden bei
fels Schüttenitz, Riantmont Gleichenberg
Priesen, Hohe
Rhonen
Actinodaphne Germari Heer sp. . = Stedten, Knollen- — = — — —
stein südl. Halle,
Bornstedt,
Dörstewitz
Oinnamomum lanceolatum Ung. sp. - Stedten, Skopau,, Rixhöft, Wetterau, Nie- | Wetterau, Ho- Sobrussan, Erlau, Albis,
Bornstedt, St.-Jean-de- |derrhein. Becken,| laikluk, Kutsch- | Leoben, Petit Swoszowice,
Dörstewitz, Göh- Garguier, | Altsattel, Gras- | lin, Schiehow, |Mont, Croisettes,) Sinigaglia
Apocynophyllum nerüfohum Heer . —
Myrsine dubia nov. Sp. ....... N)
Pittosporum stedtense nov. sp. . . . —
Juglans Ungeri Heer ........ —
Phyllites reticulosus Rossm. .... _
ren, Häring,
Monte Promina,
Aix
Stedten, Skopau
Stedten
Stedten
Stedten
Stedten, Kl. Cor-
betha, Weissen-
fels
St. Zacharie,
Gargas, Sault
seth, Sotzka, | Sullodiz, Sagor,
Monod, Armis- | Lausanne, Eriz,
san, Peyriac, |St. Galler Findl,,
Manosque [Mönzlen, Ruppen,
Marseille, Bon-
nieux
Tschernowitz, —
Altsattel,
Schwarzachtobel
Altsattel, Gras- —
seth
Estave, Turin
Nord-
| Amerika
4. Gruppe
Verwandte
Arten
| Vorkommen | Verbreitung der Gattung oder
derselben des Arttypus in der Jetztwelt
mm — — ————
Dryophyllum
U. Ol. (Skop.),| Sect. Pasania, Malay. Inseln,
N (Gel.) Indien bis Japan, 1 Art in
Californien.
Querc. Sprengel | Unt. Olig. |Sect. Chlamydobalanus,
Heer (Bornstedt) Mal. Ins., Indien bis Japan,
Sect. Cyclobalanus, daselbst.
— Ficus, meist trop. Arten der
alten und neuen Welt, wenige
S Arten bis Mittelmeer, Japan
und Mexiko.
Act. Michelot! | U Eoe. (Sez.) =
Wat. sp.
Act. euspidata |U.Eoc. (Belleu)
Wat. sp.
Juglans (2) ther- Colorado
malis Lesq. (4. Gruppe)
Nerium Sartha- , Unt. Olıg. =
cense Crie (Sarthethal)
Ap. elongatum |\
Heer | Mitt. Oli.
Ap. attenuatum |) (Rixh. und
Heer \ Samland)
Ap. balticum Heer
Myrs. doryphora | Mitt. Olig., =
Ung. U. u.M. Mioc.
Myrs. Caronis | Unt. Mioc.
Ung.
= =, Pittosporum, wärmeres Asien,
Australien u. die pazil. Inseln.
FE = Juglans, Tropen u. Subtropen
der nördl. Hemisphäre.
[421]
263
Uebersicht der Flora von Bornstedt.
Eocän Oligcoeän Miocae | ZZ m ——
a: 5 - — Arkt. Nord- Verwandte | Vorkommen | Verbreitung der Gattung oder
Name der Art (TOTEN : } g g
Unter- Mittel- Unter- Mittel- Ober- Unter- | Mittel- Ober Gebiet | Amerika Arten \ derselben des Arttypus in der Jetztwelt
| |
a Pa in a = Bornstedt = = — | = — — — = Pt. pennaeformis |O.Olig.u.Nord-| Pterisarten der Tropen u. Sub-
ılls | Heer amer, (1.Gr.) tropen beider Hemisphären.
Pt. eocaenica Mitt. Eoe.
| Ett. et Gardn. \(Bournemouth)
Pteris stedtensis Andr. sp... ... _ — Bornstedt, — Liebotitz Salesl | _ — — _ _ Pt. bilinica Ett. | Unt. Mioe. —_
Stedten (Preschen)
Pteris parschlugiana Ung. .. ..»- _ — Bornstedt, — Monod, Rochette, — \ Parschlug, — = — — Pt. erosa Lesq. | Nordamerika | Pteris. longifolia L., Tropen und
Dörstewitz Paudez | Leoben > (1. Gr.) wärmere gem. Zone der alten
| und neuen Welt.
Asplenium Wegmanni Brgt. ... . . | Sezanne —_ Bornstedt _ — —_ | — — — — — — — ‚Asplenium Sect. Athyrium Presl,
Trop. u. gem. Zone der alten
und neuen Welt.
Asplenium suberetaceum Sap. ... | Sezanne | Bourne- Bornstedt = — — | — — en en 1. Gruppe Pr Asplenium flaccidum_ete., Canar.
mouth Inseln bis Neu-Seeland und
Sandwichinseln.
Lygodium Kaulfussi Heer... . . . _— Bourne- Bornstedt, = — — >= — = — 4. Gruppel Zyg. exquisitum \U. Olig. (Aix)| Zygodium palmatum Sw., Nord-
mouth | Skopau, Sarthe- | | Sap- amerika.
thal Lyg. Gaudini | Unt. Mioe.,
Heer Ob. Olig.
Lygodium serratum nov. Sp... . » — — Bornstedt — — — — — — — _ — — Sect. Bulygodium, Tropen der
alten und neuen Welt.
Sequoia Coutisiae Heer ....... — _ Bov.Trae Bornstedt, | Rixhöft, Armissan Sagor, Savine | — — — Grönland 4. Grnppe — — Sequ. gigantea Lindl. ‚Cali-
| Skopau, Allber- | Hempstead | » sempervirens Lam. yfornien.
| stedt, Stedten, | |
Leipz. Tertiär
Sequoia Langsdorfii Brgt. sp. - - - — = Bornstedt, Rixhöft, Wetterau, Wetterau, Kostenblatt, Breitensee, Zillings- | Sachalin, | Alaska, — | —_ Segu. sempervirens Lam. ebend.
| Göhren, Häring | Samland | Niederrhein B., | Luschitz, Salesl, 'Leoben, Köflach Tokay, Tallya, | dorf, Mand- 1.u 4. Gr.
Liebotitz, Sagor, Savine, Thalheim, Neufeld | schurei,
Priesen, Ross- | Radoboj, Eriz Swoszowice, Grönland,
berg, Monod, Arnothal, Sarza- Spitz-
Rüfi, Rothen- nello, Sinigaglia bergen, |
thurm, Wäggis, Mackenzie
Armissan
Smilax cardiophylla Heer ..... - — Bornstedt — ze — — = — > — — Sm. grandifolia \M.u. Ob. Olig.,|'
Ung. var. M. Mioe.
Sm. Lyelli Wat. |U. Eoe. (Bell.)
Smilax sawonica nov. SP... .... —_ _ Bornstedt — = = — = — — | — Sm. haeringrana | Unt. Olig. Smilax, Tropen u. gemässigte
$ ve : (Häring), Zonen bis zum 45. Baraleı-
m, paujormis x j f beiden Halbkugeln.
Heer ‚ Mitt. Olig. al E
Sm. lingulata \ (Rixhöft)
Heer
Sm. Gargweri , Mitt. Olig.
Sap. (St. Jean-de-G.)
Flabellaria Zinckeni Heer ..... = = Bornstedt — — — | = = = Z= — = = z
Sabal Ziegleri Heer ......... = _ Bornstedt _ — — | — | — — — = == = >
264
[422]
EEE ee ee
Na
Name der
Te Te ee Te EEE EEE VE EEE
Myrica Schlechtendali Heer
Myrica angustata Schimp. .....
Quercus Sprengeli Heer.......
Quercus pasanioides nov. SP... . .
Quercus subfalcata nov. Sp.
Dryophyllum Dewalguei S. et M. .
Fieus crenulata Sap.
0000000
Ficus tiliaefolia Al. Br. sp.
Oinnamomum lanceolatum Ung. sp.
Oinnamomum Schleuchzeri Heer . .
Cinnamomumpolymorphum Al. Br.sp.
Eoecän
Oligocän
Miocän
Unter-
Gelinden
Sezanne
Mittel-
Bov.Trae.
Unter-
Bornstedt
Bornstedt, Eis-
leben, Dörstewitz,
Aix
Bornstedt
Bornstedt
Bornstedt
Bornstedt (?),
Skopau
Bornstedt
Bornstedt,
Göhren, Monte
Promina
Bornst., Skopau,
Stedten, Dörste-
witz, Göhren,
Häring, Monte
Promina, Aix
Bornstedt,
Schortau,
Eisleben
Bornstedt, Monte
Promina, Aix
Mittel-
| St. Jean-de-
Garguier,
Gargas,
St. Zacharie
Rixhöft (2),
Samland (?)
Rixhöft,
St. Jean-de-
Garguier,
St. Zacharie,
Gargas, Sault
Rixhöft
Unter- |
Stösschen,
Priesen, Lausanne |
Grasseth, Sotzka, |
Seifhennersdorf
Wetterau, Wetterau, Holai-
Niederrhein. B.,| kluk, Kutschlin,
Altsattel, Schichow,
Grasseth, Sotzka,| Sulloditz, Sagor,
Monod, Armis- | Lausanne, Eriz,
san, Peyriac, |St. Galler Findl.,
Manosque |Mönzlen,Ruppen,'
Marseille,
Bonnieux
Wetterau, Wetterau, Sulloditz, Leoben,
Niederrhein. B., Kutschlin, Turin
Altsattel, Liebiberg bei
Schüttenitz, Günzburg (?),
Sagor, Radoboj,
St. Galler Findl.,
Eriz, Ruppen
Grasseth, Prie-
sen, Zsilythal,
Monod,
Hohe Rhonen
Hessenbrücken, | Wetterau, Schi-
Nieder-Olm, Ichow, Kutschlin,
Altsattel, Holaikluk (?),
Grasseth, Wäggis,| Sulloditz (2),
Monod, Armis- Sagor (?),
san, Peyriac, | St. Galler Findl.,
Ruppen, Eriz,
Lausanne, Liebi-
berg bei Günz-
burg(?), Marseille
Monosque
Mittel-
Sulloditz, Sagor, |Leoben, Köflach
Sobrussan,
Leoben, Petit
Mont, Croisettes,
Estave, Turin
Luzern, Turin
Tokay, Szanto,
Tallya, Szagadat,
Oeningen, Elgg,
Herderen,
Guarene, Arno-
thal, Sienna
Erlau, Albis,
Swoszowice,
Sinigaglia
Sieblos (?),
Hernals, Breiten-
see, Tokay,
Oeningen,
Schrotzburg,
Albis, Berlingen,
Arnothal, Sini-
gaglia
Heiligenkreuz,
Erlau, Swoszo-
wice, Oeningen,
Schrotzburg,
Wangen, Steck-
born, Berlingen,
Albis, Guarene,
Sinigaglia
Plioeän
Zillings-
dorf,
Neufeld
Nord-
Amerika
Verwandte
Arten
— |Myr. anceps Sap.
Vorkommen
derselben
Verbreitung der Gattung oder
des Arttypus in der Jetzwelt
—————————
Mitt. Olig.
; Myr. aethiopica L., Südafrik;
(St. Zacharie) dalrıka.
Myr. Saportana U. Olig. (Aix)|
Sch. et af.
— Qu. Intermedia
n. Sp.
l. GruppelQu. pseudo-Iyrata,
Lesaq.
1.-3. Gr., —
Cali-
fornien
1, Enel@) —
Unt. Olig.
(Dörstewitz) Sect. Pasania Mig., Indien
bis Japan, 1 Art in Californien.
Californien | Quercus, typ. falcata Michx..
Nordamerika.
= Cinnamomum, tropisches und
östl. Asien, C. Tamala Nees
bis Queensland.
[423]
265
Miocän
Eocän Oligoeän
Name der Art — = — = =—- = —
Unter- | Mittel- Unter- | Mittel- Ober- Unter- Mittel- Ober-
[
Litsaea Muelleri nov. SP... .... — — Bornstedt — — _ —_ _
Litsaea elongata novY. SP: . . ...- - = — Bornstedt — — — — =
|
Phoebe transitoria Sap. SP... . . - = — Bornstedt St. Jean-de- Manosque — _ _
Garguier |
Actinodaphne Germari Heer sp. = — Bornstedt, — _ — | — —
Knollenstein |
südlich Halle,
Stedten,
Dörstewitz
Laurus mucaefolia nov. SP. — — Bornstedt = — — — =
Laurus belenensis Wat... ..... Belleu — Bornstedt — — — = —
Laurus primigenia Ung. — Bov.Trae.| Bornstedt, Gargas, Salzhausen (?), | Münzenberg (?), Leoben Heiligenkreuz
i Skopau (?), Aix | St. Jean-de- | Niederrhein. B., | Sulloditz (2),
Garguier, | Seifhennersdorf,| Kutschlin (2),
St. Zacharie, |Sotzka, Zsilythal,| Sagor (2), Eriz,
Roncon Hohe Rhonen, |St. Galler Findl.
Rivaz, Bagnasco,
Cosseria, Stella,
Manosque,
Armissan
Persea belenensis Wat. ....... Belleu = Bornstedt — — = = -—
Haken; German Ett. 2. ....0: —; = Bornstedt = — — = =
Apocynophyllum helveticum Heer > == Bornstedt Rixhöft, Grasseth (?) Walpkringen = ——
Kraxtepellen
Myrsine germanica Heer ...... = = Bornstedt = = = = g=
Anal V.eisSIEnoySaS De: —— — Bornstedt — _ = == =
Oissus parvifolia nov. SP. 2.2... — — Bornstedt — > = - =
= | Pliocän
Arkt.
Gebiet
Nord-
Amerika
Verwandte
Arten
Vorkommen
derselben
Verbreitung der Gattung oder
des Arttypus in der Jetztwelt
ne SEINEN
Litsaea elongata
nov. Sp.
Litsaea magnifica
Sap:
Litsaea expansa
S. et M. et aff.
Daphnog. elegans
Wat.
siehe oben
Act. Micheloti
Wat. sp.
Act. cuspidata
Wat. sp.
Juglans (2) ther-
malis Lesq.
L. attenuata Wat.
L. Omaliüi S. et M.
L. ocoteoidesLesgq.
Conospermites
hakeaefolius Ett.
Stenocarpus
salignoides n.sp.
Aralia triloba
Lesq.
Unt. Olig.
(Bornstedt)
Ob. Olig.
(Armissan)
Unt. Eoc.
(Gelinden)
Unt. Eoc. und
Unt. Olig.
siehe oben
Litsaea, trop. und östl. Asien
bis Japan, Australien bis Neu-
Seeland. Wenige Arten in
Nordamerika.
L. foliosa Nees, Queensland
bis Indien.
Phoebe, Östindien und Malay.
Archipel.
U. Eoe. (S6z.) | Actinodaphne, Ostindien, Ma-
layischer Archipel und Japan.
U.Eoc. (Belleu)
Colorado
(4. Gruppe)
U. Eoe. (Belleu)| Aydendron, trop. Amerika.
U. Eoc. (Gel.)
Colorado
(1. Gruppe)
Persea, Chile
wärmeres Asien,
den Canar. Inseln.
Senon (Nieder-| Hakea, Neuholland.
schöna)
Unt. Olig.
(Eisleben)
bis Virginien,
1 Art auf
Sect. Travesia, trop. Asien,
Malayische und Pazif. Inseln,
Sect. Oreopanaz, trop. Amerika.
Nordamerika
Cissus, Tropen und Subtropen
der alten und neuen Welt.
266
Miocän
Eocän Oligocän Arkt. Nord- Verwandte
N ul 7 = Tg iocän er vers
N 7 Unter- | Mittel- Unter- Mittel- | Ober- Unter- Mittel- Ober- Gebiets lmonikn Arten
VE EEE EEE EEE U — ne
Nymphaeites saxonica noV. SP... » — I Bornstedt = = De 3 Zt — = — Nımphaeıtes
haeringianum
Ung. sp.
Papwerites Sp... ... 00. =: == Bornstedt = _ — = En es >= = 3:
Kiggelaria oligocaenica nov. SP. . » = = Bornstedt = _ _ = =. = er Er =
Sterculia tenuiloba Sap...:.:».» — — Bornstedt, Aix — _ — — =: => ee I
Bombax Decheni Web. sp... ...: Sezanne = Bornstedt, — Rott, Orsberg, — ——e = — — — Bomb. tiliacea
Göhren Hohe Rhonen Sap. SP.,
Bomb. credneriae-
Jolia Sap. SP.,
Pterospermites in-
aequifolius Sap.
Bombax chorisioides nov. SP. . - - — = Bornstedt = = — _ — er 4 > Jugl. (2) egregia
Lesgq.,
Bomb. chorisiae-
folia Ett.
Bombax Neptuni Ung. sp... ... — = Bornstedt —_ —_ Radoboj —_ — — —_ = —
Celastrus mimulus „ ......... — Bornstedt = —E — — == — = = Oel. stygius Heer
Zizyphus Leuschneri nov. sp. ... _ = Bornstedt, — — — — — - — _ Ziz. remotidens
Eisleben S. et M.,
Ziz. Raincourtiüi
Sap.,
Ziz. Ungeri Hr.
var.
Anacardites curta Wat. sp. Belen — Bornstedt — = = — — -- — — Anac. alnifolius
er- ap.
nant (?) Ana. spectabilis
Sap.,
Anac. spondiae-
Folius Sap.
Juglans Leconteana Lesq....... _ — Bornstedt (?) — = = — — — = l.u.2. =
Gruppe
Myrtus amıssa Heer... —
Bornstedt
Vorkommen } Verbreitung der Gattung oder
derselben des Arttypus in der Jetztwelt
mm
Unt. Oligocän | Nymphaea, Tropen u. nördl.
( Häring), gem. Z., wenige im südl, Afr.
Ob. Oligoeän und in Australien.
(Sotzka)
= Papaver, Tropen u. gem. Z,
der alten Welt.
Kiggelaria, Südafrika.
Ochroma u. Cheirostemum,
Mexico, Westindien u. nörd-
Unt. Eoc. liches Südamerika.
(Sezanne)
Californien | Chorisia, trop. Amerika.
Unt. Mioc. | Bombax, trop. Amerika und
(Kutschlin, indisches Monsungebiet.
Sagor, Trifail)
Ob. Olig. _
(Monod)
Unt. Eoc. |Zizyphus, Tropen der alten
(Gelinden), und neuen Welt, einige Arten
Unt. Eoc. in der wärmeren gemässigten
(Sezanne), Zone.
Ob. Olig.
(Sotzka)
Unt. Lignitgr. | Comocladia, trop. Amerika.
in Südfrankr.
Unt. Olig.
(Aix)
[425]
Uebersieht der Flora von Eisleben.
mm a 0 m nm nn
Eocän Oligoecän Miocän
Name der Art Sn — — = -
Unter- | Mittel- Unter- Mittel- Ober- Unter- Mittel- Ober-
Polypodium oligocaenicum nov. SP. —_ = Segengottesschacht _ _ - —_ —
Nephrodium acutilobum nov. Sp... _ _ Segengottesschacht _ — = == —
Hypolepis elegans nov. SP... . . » _ —_ Segengottesschacht — — — — _
Gleichenia saxonica Nov. SP... . - = — Segengottesschacht _ -- _ _ —
Gleichenia. suberetacea nov. sp... . — = Segengottesschacht .- = — — _
Osmunda lignitum Gieb. sp. = Bournem. | Segengottesschacht, _ Sotzka, Möttnig,| Münzenberg — =
Bov. Trae.|Stedten, Weissenfels Zsilythal, Ma-
h nosque
Myrica angustata Schimp. ..... —_ _ Segengottesschacht, St. Zacharie, — _ _ —
Schwarze Minna, Gargas,
Bornst., Dörstewitz,)| St. Jean-
Aix de- Garguier
Cannabis oligocaenica nov. SP... » — — Segengottesschacht = — — = =
Boehmeria excelsaefolia nov. Sp. . . — — Segengottesschacht, == > == = ie
Schwarze Minna |
Oinnamomum Scheuchzeri Heer .. — |Bov.Trae.| Segengottesschacht, Rixhöft Wetterau, Wetterau, \Sulloditz, Leoben,| Sieblos (2), Her-
Bornst., Schortau Niederrhein. B.,| Liebiberg bei Turin nals, Breitensee,
Altsattel, Schütte-] Günzburg (), Tokaj, Oeningen,
nitz, Grasseth, | Kutschlin, Sagor, Schrotzburg,
Priesen, Zsilythal, Radoboj, Berlingen, Albis,
Monod, Hohe | St. Galler Find- Arnothal, Sini-
Rhonen linge, Eriz, gaglıa
Ruppen
Dryandra sawonica nov. SP. . » - » — — Segengottesschacht, = = 3 — 2
Dörstewitz
Nord-
Amerika
l. Gr. )
Verwandte Arten
@I. Hantonensis
Wakl. sp.
Pteridoleimma
Koninckianum
D. et E.
Pt. Elisabethae
D. et E.
Myr. anceps Sap:
» Saportana Sch.
» sinuata Sap.
» ilicifolia Sap.
Dr.macroloba) ® &
5 N
» Brongmi- © Ö
artı 1
Dr. Micheloti | Wat.
» nahe sp.
Comptonia dryan-
droides Ung.
Dryandra Schrankü
Ett.
Dryandra Schrankü
Stbg. sp.
nen
Vorkommen
derselben
M. Eoc. (Bournem.)
Ob. Kreide
\ (Aachen)
Mitt. Olig.
(St. Zacharie)
Unt. Olig. (Aix)
IQ
Unt. Eoc. (Belleu),
Mitt. Eoe. (Arcueil)
Ob. Olig. (Sotzka)
Unt. Olig.
(Monte Promina)
Unt.-, Mitt.- u. Ob.-
Oligocän
267
Verbreitung der Gattung oder
des Arttypus in der Jetztwelt
Sect. Prosaptia, Ceylon bis
Tahiti.
Nephr. syrmaticum Baker,
Ceylon, Indien, Malakka bis
Philippinen.
Typ. H. repens Presl, Tropen
und Subtropen der alten und
neuen Welt.
Gleichenia, typus dichotoma
Hook., Tropen und Subtropen
der alten und neuen Welt.
@l. typ. flabellata Br., Tropen
und Subtropen der alten und
neuen Welt.
Gl. flabellata, Neu-Holland bis
Neu-Seeland.
Myrica aethiopica L., Südafrika.
Cannabis, Indien oder Central-
asıen (?).
Boehmeria, Tropen der alten
und neuen Welt.
‚Ob. Olig. (Orsberg)| Dryandra, aussertrop. West-
australien.
Name der Art
ee
Banksia longifola Ung. sp.
Stenocarpus salignoides noY. SP. . -
Persoonia parvifolia nov. Sp.
Proteophyllum bipinnatum nov. SP.
Fraxinus savonica nov. Sp.
Olerodendron latifolium nov. sp... .
Olerodendron serratifolium nov. SR
Symplocos Bureauana Sap... ...
Symplocos subspicata nov. sp. .
SYMWIOCOB. BD. ea
Styrax Fritschii nov. sp
N Od
19 0.0.8
Panax longifolium nov. sp
Panaz latifolium nov. sp
[426]
Eoceän
Oligocän
Unter-
Sezanne
Mittel-
Unter-
Schwarze Minna,
Häring,
Monte Promina
Segengottesschacht
Segengottesschacht
Segengottesschacht
Segengottesschacht
Segengottesschacht
Segengottesschacht
Segengottesschacht
Segengottesschacht
Segengottesschacht
Segengottesschacht
Segengottesschacht,
Schwarze Minna
Segengottesschacht
Mittel-
Öber-
Unter-
Rott, Orsberg, |Kutschlin, Sagor,
Sotzka, Ralligen | Trifail, Tüffer,
Lausanne
Mittel-
Fohnsdorf,
Leoben, Turin
Öber-
Nord-
Plioeän -
Amerika
Hakea Germari Ett.
» plurinervia
Ett.
Comptonites antiquus
Nils.
Frax. juglandina
Sap.
Frax. inaequalis
Heer
|
|
Verwandte Arten |
Vorkommen
derselben
Verbreitung der Gattung oder
des Arttypus in der Jetziwelt
ee Se ae ee Serge
— Banks iq, meist aussertropisches
Australien.
Unt. Olig. (Bornst.)| Stenocarpus,
Unt. Olig. (Häring)
Neu - Holland.
und Neu-Caledonien,
—_ Persoonia, Neu-Holland, I Art
auf Neu-Seeland.
Grevillea, Neu -Holland und
Neu-Caledonien.
Senon (Sieben-
bürgen)
Ob. Olig.(Manosque)| Fraxinus, nördl. gemässigte u.
subtrop. Zone der alten und
Ob. Olig. (Monod) neuen Welt.
Sympl. Bureauana
Sap.
Panaz (?) Torreyi
Lesq.
P. Banksiana Sap.
Aralia (Pan.) tliei-
folia Sap.
— Clerodendron, wärmere Län-
der der alten Welt, wenige
Arten im tropischen Amerika.
— Olerodendron serratumSpr.,
indisches Monsungebiet.
= ee, typus Hopea L.,
trop. u. Ostasien bis Japan,
nur eine Art (S. tinctoria Lher.)
im gemässigten Nordamerika.
Unt. Olig. (Eisleben)
Unt. Eoc. (Sezanne)
= Styrax, trop. u. wärmere gem.
Zone von Amerika, Asien und
Europa.
Panax, trop. Afrika, Asien bis
Mandschurei und pazif. Inseln.
Ob. Olig. (Armissan)| P. arboreum Forst., Neu-See-
land.
Wyoming (1. Gr.)
Ob. Olig. (Armissan)| P. @Gaudichaudi De C., Sand-
wich-Inseln.
Name der Art
Eocän
Oligocän
Miocän
Unter-
Aralia spinulosa Sap. . . . -
Ceratopetalum myricinum Lah. . . .
Callicoma minuta nov. SP. .
O0, 0 0
Weinmannia paradisiaca Ett.. . . -
Passiflora tenuiloba nov. Sp
Xanthoceras antiqua nov. Sp.
Celastrus lanceolatus noV. SP.
Celastrus parvifolius mov. SP:
Celastrus Dalongia nov. Sp.
Celastrus sparse-serratus noV. SP. .
(2) Celastrus ilicoides nov. Sp.
Ilex longifolia nov. sp. . -
Zizyphus Leuschneri nov. Sp.
Zizyphus parvifolius nov. SP.
Myrcia lancifoha nov. Sp.
Mittel-
Alumbay
Unter-
Segengottesschacht,
Aix
Segengottesschacht,
Skopau, Weissenfels
Segengottesschacht
Segengottes-
schacht (2), Häring
Segengottesschacht
Segengottesschacht
Segengottesschacht,
Schwarze Minna
Segengottesschacht
Segengottesschacht
Segengottesschacht
Segengottesschacht
Segengottesschacht,
Schwarze Minna,
Bornstedt
Segengottesschacht
Segengottesschacht
Mittel-
Sotzka
Mittel-
Nord-
Pliocän Amerika
Verwandte Arten
Aralia inquirenda
Sap.
(2) Myrica elongata
Sap.
Call. pannonica Ung.
Weinm. Ettings-
hausen! Heer
Maytenus europaea
Ett.
Oel. oxyphyllus Heer
Oel. Endymionis
Ung.
Il. acuminata Sap.
Il.spinescensSap. etc.
Z. remotidensS.etM.
» Raincourtii Sap.
» Ungeri Heer var.
Vorkommen
derselben
Verbreitung der Gattung oder
des Arttypus in der Jetztwelt
EL VL VE
Mitt. Olig. er
(St. Jean-de-G.)
Mitt. Olig.
(St. Zacharie)
— Platylophus, Südafrika.
Ceratopetalum Ostaustralien.
? Unt. Mioc., Ob.
Olig.
Callicoma, Neu-Süd-Woales.
Unt. Olig. (Häring) | Weinmannia, malayische und
pazif. Inseln, Australien, Süd-
amerika.
— Passiflora, trop. Südamerika,
nur wenige Arten in der alten
Welt.
— Xanthoceras, nördl. China.
Unt. Mioc.(Kutschl.)|, Celastrus, Indien, China,
Japan, Australien, Nord-
amerika, Madagaskar.
Maytenus, tropische u. südl.
gem. Zone Amerikas.
Unt. Mioc. (Eriz) |
Unt. Mioe. (Radoboj)
\ Dalongia sp., Mexico.
Tlex, trop. u. gem. Zonen beider
Ob. Ol. (Armissan) Hemisph., meist Südamerika.
Unt. Eoc. (Gelinden)|] Zizyphus, Tropen der neuen
S und alten Welt, einige Arten
ns Ol ( ee in der wärmeren gem. Zone.
—_ Z. fleeuosa Wall., Ostindien.
2 Myrcia, trop. und wärmeres
gemässigtes Amerika.
270
Uebersicht der
Flora von Dörstewitz.
Te
Eocän Oligocän Mıioecän
Name der Art ee peoerge ae. ———
Unter- | Mittel- Unter- Mittel- Ober- Unter- Mittel-
a In BT HI EFT Too Vo ee EEE
Pteris parschlugiana Ung. ....- — — Dörstewitz, = Monod, Rochette, _ ' Parschlug,
Bornstedt Paudez ' Leoben (?)
UNOONEImESDE ee en eine. = — Dörstewitz _ _ 2 _
Prausstyp. Pinaster 1.2... — — Dörstewitz _ — = _
Comptonia rotundata Wat... ... Belleu _ Dörstewitz _ — — —_
Myrica angustata Sch. ......- — —_ Dörstewitz, St. Jean - —_ = —
Bornstedt, Eisleben, de- Garguier,
Aix Gargas,
St. Zacharie
Quercus ıntermedia nov. SP... . - _ — Dörstewitz _ — — =
MDophmogenensp, >. ce ac. — — Dörstewitz == — — ==
Cinnamomum lanceolatum Ung. sp. — — |Dörstewitz, Skopau, Rixhöft, Wetterau, Wetterau, Holai- Sobrussan,
Stedten, Bornstedt, St. Jean- Niederrhein. kluk, Kutschlin, Leoben, Petit
Actinodaphne Germari Heer sp. . .
Dryandra saxonica noV. SP. .... —_
Hakea microphylla nov. Sp. . . . » _
Nerumm repertum Sapı ... >... =
Cunonia formosa nov. SP. . .
Myrtophyllum grandifolium nov. sp.
Myrtopiyliumusp...0.). „na...
Dalbergia oligocaenica nov. Sp. . -
Göhren, Häring,
Mte Promina, Aıx
Dörstewitz,
Knollenst. südlich
Halle, Stedten,
Bornstedt
Dörstewitz, Eisleben
Dörstewitz
Dörstewitz (?), Aix
Dörstewitz
Dörstewitz
Dörstewitz
Dörstewitz
de-Garguier,
St. Zacharie,
Gargas, Sault
Becken, Altsattel,|Schichow, Sulloditz,
Grasseth, Sotzka,] Sagor, Lausanne,
Monod,Armissan,| Eriz, St. Galler F.,
Peyriac, Mönzlen, Ruppen,
Manosque Marseille, Bonnieux
Mont, Oroisettes,
Estave, Turin
Erlau, Albis,
Swoszowice,
Sinigaglia
Nord-
Amerika
DB nn nn nina nn nn ann nn nn
m nn nn a nn nn m nn
Verwandte Arten
Pteris erosa Lesg.
Myrica anceps Sap.
» Saportana Sch. ete.
Quercus Sprengeli Heer
Act. Micheloti Wat. sp.
»
cuspidata Wat. sp.
Juglans (2) thermalis Lesq.
. macroloba 1Web. et
Brongniarti \ Wess.
Micheloti
irregularis | Wat. aB:
Schranküi Stbg. sp...
» Ett.
Acacia rigida Heer
Celastrophylium repandum
S. et M.
Celastrophyllum serratum
S. et M.
Ounonia radobojana
Ung. sp.
Dalbergia bella Heer
[428]
Vorkommen
derselben
Veremigte Staaten
(1. Gruppe)
Mitt. Olig.
(St. Zacharie)
Unt. Olig. (Aix)
Unt. Olig. (Bornst.)
Unt. Eoc. (Sezanne)
Unt. Eoc. (Belleu)
Colorado (4. Gruppe)
Job. Olig. (Orsberg)
| Unt.Eoe. (Belleu)u.
Mitt. Eoc. (Arcueil)
U.-, M.- u. O.-Olig.
U. Ol. (Mte Promina)
Ob. Olig. (Rivaz)
Unt. Eoc.
(Gelinden)
Unt. Mioe.
(Radoboj)
\ Locle, Guarene)
Verbreitung der Gattung oder
des Arttypus in der Jetztwelt
Mn
Comptonia, gem.Nordamerika.
Hakea, Neu-Holland.
Cunonia, Capland.-
Eucalyptus,
wenige Arten
Archipel,
Neu - Holland,
im indischen
Syzygium, Tropen der alten
Welt.
Ob. Mioc. (Oeningen,| Dalbergia typ. ferruginea Roxb.,
tropisch Indien.
[429]
Uebersicht der Flora von Riestedt.
271
Vorkommen
derselben
Unt. Eoc. een)
Unt. Olig. (Skopau,
Bornstedt (2),
| Unt, Eoc. (Sezanne)
Colorado (4. Gruppe)
Ob. Olig. bis Plioe.
Spitzbergen
en
Verbreitung der Gattung oder
des Arttypus in der Jetztwelt
Carya, gem. Nordamerika.
Anona, tropisches Amerika,
2—5 Arten im trop. Asien
und Afrika.
Passiflora racemosa Brot.,
Brasilien.
Sterculia, Tropen der alten
und neuen Welt, die meisten
Arten in Asien.
Syncarpia, Ostaustralien.
Machaerium, trop. Amerika.
Eocän Oligocän Miocän
Name der Art —= Ze: = 1 E S= is : = Pliocän Verwandte Arten
Unter- Mittel- Unter- Mittel- Ober- Unter- Mittel- Ober-
(2) Aneimia sp. SuBhs — —_ Riestedt — — — = Eur ee =
Dryophyllum curticellense Wat. sp. | Gelinden, —_ Riestedt = — = _ — _ Dryophyllum Dewalquei
Sezanne(?), S. et M.
Vervi
Ballon, Dr. palaeocastanca Sap.
Oonrealles Dr. sezannensis Wat.
| Castanea intermedia Lesg.
Carya ventricosa Stbg. sp... . » . — _ Riestedt, Göhren, — Wetterau, Kaltennordheim | (9) Bischofsheim Hernals Wieliezka Carya costata Ung.
; Zittau (2) Liessem b. Bonn (Rhön) » albula Fe
Anona cacaoides Zenker sp... . . _ Riestedt, Göhren, _ == Radoboj = Br ei ie
Zittau (2), Bautzen,
Quatitz, Altenburg
Uebersicht der Flora von Trotha.
Nackte 3% 50 oo ovRwoooH — — Trotha — = 2 Be = | I RK:
IDommaa oo ab ao un duo omo = e= Trotha Zr = = — —_ — _
Passiflora Hauchecornei nov.Sp.. - = — Trotha —— —_ _ _ — E= _
Sterculia labrusca Ung........ Gelinden, Monte Trotha, Skopau, _ Schüttenitz, Kutschlin (?), —_ Sini- — —
Vervins, | Bolca Göhren, Monte ‚Grasseth, SotzkalSagor (?), Savine(?)) gaglia (2)
Belleu Promina |
Sterculia laurina Ett......... — _ Trotha (?) — Sotzka — — = — —
Myrtus syncarpifolia nov. Sp. — — Trotha — — = — — — —
Machaerium Kahlenbergi nov. Sp. - — | — Trotha — — _ — — — =
Uebersicht der Flora von Runthal bei Weissenfels.
Poaeites paucinervis Heer ..... = = Weissenfels = — — — — — =
Osmunda lignitum Gieb. sp. _ Bov. Trace. Weissenfels, — na. Möttnig, Münzenberg | — _ = _
; De : Zsilythal, Ma- ;
Bournem. | Stedten, Eisleben !
nosque
Quereus fureinervis Rossm, sp... . » — — Weissenfels, — Nieder Olm (?), Sagor — — Hz =
Stedten, Reut Altsattel,
Schüttenitz,
Grasseth,Priesen, sehe, Shedtian
Sotzka,
Schwarzachtobel,
Ralligen,
Gadibonabildung
Ficus multinervis Heer ....... = | — Weissenfels, Stedten) Salcedo (?) | Seifhennersdorf, Kutschlin, — Straden bei — | —
| Schüttenitz, Riantmont Gleichenberg J
Priesen, Hohe
Rhonen
Notelaea eocaenica Ett........ n = Weissenfels (?), _ Sotzka — = = . x
Skopau
Oeratopetalum myricinum Lah. . _ Alumb, Weissenfels, — _ _ | — = =
Skopau, Eisleben
Celastrus Andromedae Ung. —_ = Weissenfels E Sotzka, Monod — | — — = ==
Callistemophyllum Giebeli Heer — _ Weissenfels, — — — — — = ==
Skopau
Phylüites reticulosus Rossm. . ... . . — = Weissenfels, u Altsattel, = = zu = =
Kl. Corbetha, Grasseth
Stedten
272 [430]
Verbreitung
der Arten, welche mehreren Fundorten in der Provinz Sachsen und der Leipziger Gegend gemeinsam sınd.
| | Nordamerika, TI ige ae un Sn
| Königreich Grönland, |
Name der Art Knollenstein | Stedten® | Bornstedt Eisleben Rıestedt | Dörstewitz Trotha Weissenfels ML Be Eoeän | Oligocän Miocän | Plioeän
Mandschurei 5 z
| | |
Pteris parschlugiana Ung. ....... ee. Erigaragel Se ak Dee: + HERUM: ee: ee SE: ey gr: : Ober: Mitt.
Pteris stedtensis Andr. SP. ....... Ha Ar Sr ee er see ee. Da Br er ; 5 Ob. | Unt.
Lygodium Kaulfussi Heer ....... ae BEER: + Ba ae ee: 3 ee =... [Nordamerika A. Gr. 5 Mitt. Unt.
Osmunda lignitum Gieb. sp. ...... N: + ee ae Be ge > IE: = we 2 EHER: ; Mitt. ; = 0be Elnt:
Seguoia Couttsiae Heer... ...... ir ie ie anna en —— — —n + Grönl.,Nordam.4.Gr. i Mitt. 5 Mitt. Ob. | Unt.
i \ Grönl., Mandschurei, |
Sequoia Langsdorfii Brgt. Sp... . - - EUR: See — ch a Re: Be: BER. En a \ Unt. Mitt. Ob. | Unt. Mitt. Ob. de
Sabalımepor ünguspr » 2.2... Sr Sr re: er: ee Be : : ae . . . [Nordamerika 1. Gr. N se Unt. Mitt. Ob. | Unt. Mitt. Ob.
Myrica angustata Schimp. .....»: Ren Ve af == Ks >: St tr Sr A ee ls: Unt. Mitt.
Dryophyllum Dewalquei Sap. et Mar. a ee 0) a & ANFOR: WR ee: ee | AB PR: Unt.
Quercus furcinervis Rossm. Sp. . . . » nr Sr ET, 1: un ee: RT + a er eye Unt. ; Ob. | Unt.
Ficus tiliaefoha Al. Br. sp. ...... Sr I et: } = Nordam. 1.3. Gr. ne: Unt. Mitt. Ob. | Unt. Mitt. Ob. ar
Oinnamomum Scheuchzeri Heer ..... . ze ai Sr ee | a Br a BE . [Nordamerika 1. Gr. ; Mitt. R Mitt. Ob. | Unt. Mitt. Ob. |
Cinnamomum lanceolatum Ung. sp. . . Sir ie ag . Ber ne RE: ER. ae EG ee Unt. Mitt. Ob. | Unt. Mitt. Ob. |
Actinodaphne Germari Heer sp. ... Sr Ir =t= |
Laurus primigenia Ung. ........ a () + Mitt. | Unt. Mitt. Ob. | Unt. Mitt. Ob.
Dryandra saxonica nov. Sp. . ae a: ee Ba jr Be En : 6 -
Notelaea eoeaenea Bit... cn... En Be Eregre en nr ee er Be: + | BT Re, hi S 5 Ob. .
Apocynophyllum neriifolium Heer ... Sr + ee ee Be ee: N ce ee IE hr ; ; : 5 - =
Steneuliorlabrusea Ung. cz... + ae Pe 4: iger er + ee) + Ta Unt. Mitt. Unt. i Ob. | Unt. - OU)
Bombax Decheni Web. sp... ..... er re + de + Unt. > 0 . Ob.
Ceratopetalum myricinum Lah...... + ee A. + N: A Re Pe a Pe, ; Mitt.
Zizyphus Leuschneri nov. Sp. ..... re art + + | : i ß . .
Carya ventricosa Sthg. sp... ..... Mer ee - Be Be 3 + u ee: : - ee, et Unt.) . Ob. | Unt. Mitt. Ob. +
Anona cacaoides Zenker sp... .... EP: er ee Er + a A ri Sn a a Unt. : 2 Unt.
Callistemophyllum Güebeli Heer .... + . r NN AL : : MIT Br N. j 2 :
Phylüites reticulosus Rossm........ + + erg es A BEE er ee} + RER he BT : : Oh.
[431] 273
Verbreitung
derjenigen Arten, welche auch im Eocän vorkommen oder eocänen und cretaceischen Arten nächstverwandt sind.
Provinz Sachsen Unter-Eocän Mittel-Eocän a Docdm
£ IE Tale ler mE ge | a. :
Name © = 5 = < |. Belleu, Vervins, rn S E | E | 2 Oligocän Mioeän Amerika, Verwandte Art © EN
= Eu E 318 3 E 3 = E Courcelles, = re s 5 | 8 ernland E Unter- ittel-
ja kalenlselale lee Ss ljekadels
Pteris Prestwichü Ett. et Gardn. 3 Ir
Asplenium suberetaceum Sap.. . . . Ir | te te Am. 1. Gr.
» Wegmanni Brgt...... ae hr
Lygodium Kaulfussi Heer... .... + + | SP | © . | Unt. : : ; 6 . Am. 4.Gr.
Osmunda lignitum Gieb. sp. ....| » | +| .! + |. a lol i en ek : ; | => Se | © : . Ob. | Unt.
Seguoia Couttsiae Heer... ..... +) +|+ | + . | Unt. Mitt. Ob. | Unt. ; ; Gr., Am.4.Gr.
Myrica laevigata Heer ....... | . b 6 ; 6 : i 0 : Er? : I 6 | Se || 0 |) Wind) os Ol:
Comptonia rotundata Wat. sp... .| . i - | ol cv ; . > Belleu
Dryophyllum curticellense Wat. sp. | . i h oe | 0 | 9 . 1 + |+@)| Belleu, Vervins,
| Courcelles
» Dana hass | | & ME 5 ao letz
Eieus erenulata Sap. „cr... r » | ar 6 ; B ; i | Sr
Oinnamomum sezanmense Wat....|+ | . . Er . : Se ae Belleu
» Scheuchzenö Heer ..|\+| - +| + |. 5 5 : h 6 RE wa 5 ; »|se| o . Mitt. Ob. | Unt. Mitt. Ob. | Am. 1. Gr.
Daphnogene veronensis Mass... ..| + B . e 6 . : e . . ea . + © o | ar k
» BLEION SEN A Ar . . . ol oe i 6 >| Se
Bersea, belemensis Wat. vo... 5 el eo 5 : : : 3 : Belleu
Laurus excellens Wat. ....... el & 5 ; ee: a B . . Belleu : f e : ; . Mitt.
VE belönenstsnV a: k Sa Ber N i 5 N i i Belleu
» primigema Ung. ...... Hl 5 | ar & | | oe ä ; : - ur : : a Unten ODE KUNDEN Oh:
Grevillea nervosa Heer ....... + ; : AVIuH- | 5 e > ; £ Vervins : ; : : ie Unt:
Symplocos Bureauana Sap...... | Se
|
274
Provinz Sachsen Unter-Eocän Mittel-Eocän = Wockn
5 G ame Nord- 32 R
R= | J a ö = | Ss) © S . . =
Name '® 13 | = 23 Belleu, Vervins | © Se Oligoeän Mioeän Amerika, Verwandte Art =
ee Bolan al Mittel
= 8 a: 2 & 2 E E ourcelles, = = = > g Grönland 8 nter- er ittel-
Eu ner Bes en re nee en ne Pernant eo re. Ele @) |
Sr klaren eeeten]]ee aa es |
Sterculla labrusca Ung........ +|. : : 6 | + E ı Belleu, Vervins 5 : 5 . | + | Unt. : Ob. | Unt. . 0b.) |
Bombax Decheni Web. sp... ... 5 || gr ee : : : 5 Se lnt: : Ob. |
|
Ceratopetalum myricinum Lah.... | + | . u - 5 | Sr + |
Anacardites curta Wat. sp. +|. : 5 : ; : . ‚Belleu, Pernant ?) . ; ; ö : : ; { 3 : 5 o 00 0 o ö . > : : : : |
Gleichenia saxonica nov. SP... ... Gleichenia Hantonensis Wakl. sp. ; . . ‚Bournemouth
Gleichenia suberetacea nov. sp. ..| - . Selen; 5 { $ : h ee ; 2 : R : e : : 5 : . ah Pteridoleimma Koninckianum |
| | Deb. et Ett. Nach
N j Aachen
Pteridoleimma Eksabethae
| Deb. et Ett. . |
Ficus Giebeh Heer... .... +|. P : 5 e : . 5 5 EBEN ä ; : || Aka n - ; : N "020. |Protoficus sezannensisu. insignisSap. i Sezanne
Litsaea Mülleri nov. sp. ...:... E este 0 i ; : ; } 3 er B z : e R 2 \ i i : i ee: Litsaea expansa S. et M. ; Gelinden
| | | | Daphnogene elegans Sap. Sezanne
Actinodaphme Germari Heer....|+ +|+|. Sue ne : ß 3 ERSTEN. MRS: : : : ER f 5 3 . . . „0 Actinodaphne Micheloti Wat. sp. . Sezanne
| | Actinodaphne cuspidata Wat. sp. Belleu
Laurus mucaefolia nov. SP... .... Laurus attenuata Wat. ; Belleu |
Haken German Eit:... :...:.... ! . | +! . . : : i 2 E 0 a Te : e { : 5 ! 5 > i h : ne Conospermites hakeaefolius Ett. | Nieder- |
| schöna |
| |
Proteophyllum bipinnatum nov. sp. a : » | Ar | . i : e ? } a Wr : : 2 lc: 3 : : : : i Re: Comptonites antiguus Nils. Sieben-
bürgen
Cunonia formosa nov. Sp. ..... : - - a A } j ; EN ul x : x Eu x a 5 : ; . Oelastrophyllum repandum 8. et M.ı |
| r I e Gelinden |
Celastrophyllum serratum 8. et M.\ |
Zizyphus Leuschneri nov. sp. ...| . | +|1+|. : : : ; ? See: ME : : Ö ll ö 1 ; 5 Y h Eu Zizyphus remotidens 8. et M. : Gelinden |
| | Zizyphus Raincourtü Sap. Sezanne
| | |
| | |
|
|
[433]
Verbreitung
der Arten, welehe auch im nordamerikanischen Tertiär vorkommen oder nordamerikanischen Arten nahe verwandt sind.
E ' & & Nordamerika (excl. Alaska) | =>
Name E 5 E ® = : E E = E E | E Eoeän Oligocän Miocän Pliocän u a 3 E E > er
E & : = | R 8 3 2 E ln & Alaska amerikanische Arten 5 5 2) = (Chalk Blufts)
Sa a ae een ee + | ale
Pteris Prestwichii Ett. et Gardn. -- Unt. Pteris penmaeformis Heer +
» parschlugiana Ung. ..... + + Ob. Mitt. » _erosa Lesq. +
Asplenium suberetaceum Sap.. . . . rn + Unt. Mitt.
Lygodium Kaulfussi Heer...... + + S- Mitt.
Sequoia Couttsiae Heer. ...... +/+| + + Mitt. | Unt. Mitt. Ob. | Unt. Grönland
» Langsdorfiü Bret. sp... .. n= + SF Unt. Mitt. Ob. | Unt. Mitt. Ob. —E Alaska
Smilax cardiophylla Heer ..... En Smilax grandifolia Ung. sp.| + Sr
IS 0b a E70), 0m Un De +|+ | + Unt. Mitt. Ob. | Unt. Mitt. Ob.
Dryophyllum curticellense Wat. sp. | + Unt. Castanea intermedia Lesq. +
» Dewalquei S. et M. .| + +ß)| Unt Dryophytlum subfalcatumLesg.| +
Quercus subfalcata nov. Sp. AL + | Quercus pseudo-Iyrata Lesq. te
» nerifolia Al. Br. 2... + +0) +0) Ob. Mitt.&) Ob.
FieuswnliaejonaEN Br + =D + + B Unt. Mitt.) Ob. | Unt. Mitt. Ob. + |
Chalk Bluffs (Californ.)
» multinervis Heer . .. + + + Mitt.(2) Ob. | Unt. Ob.
Cinnamomum Scheuchzeri Heer + + + —+(?) Mitt. | Mitt. Ob. Unt. Mitt. Ob.
Actinodaphne Germari Heer sp... | + | + + + Juglans (2) thermalis Lesq. ze
Laurus belenensis Wat......... + Unt Laurus ocoteoides Lesq. ai
Persea belenensis Wat. + Unt. | Diospyros Copeana Lesg. 2,
Panax longifohum nov. Sp... . . - + Panaz (2) Torreyi Lesg. sp. | +
Aralia Weissüi nov. SP... ..... + ; | Aralia triloba Lesq. Fundort unbekannt
Bombax chorisioides nov. Sp... . . . e Juglans (2) egregia Lesq. | =
Zizyphus Leuschneri nov. sp. AL, | er Zizyphus cinnamomoides Lesq. | Ir 0 :
Juglans Leconteana Lesq. .. ... +0) Sr SF
276 [434]
Verbreitung
der im Vorhergehenden beschriebenen Arten.
—— — = Sn = ! f 5 Von unseren Arten kommen vor in den i
oeharen Dam INER andren Es kommen vor auch im Nur Es beginnen im Tersinkerien Kasten
Sichere | lundorte | Orten der | Weiter
P Artenzahl igen- Provinz och ya h eocäne iooeä Ya 5 |
a ae Arten le ne verbreitet s ee i Miocän Plio- em > B Miocän FEN Plio- ee Gali- Maska$ | Arkt.
Provinz Sachsen Arten Arten nl Ere : cän Arten | 5 cän nn el ölronnien Puma Gebiet
Unt. | Mitt. | Ob. | Unt. | Mitt. Ob Unt. | Mitt. | Ob. | Unt. | Mitt. | Ob. | | |
| I
eirca ß
Knollenstein . ... . 40 19 15 14 21 13 $) Ü 10 U 5 6 — 6 3 L 3 1 _ — _ 329) — 3 _ — 5 1
Stedten „ ...... 16 11 3 ) 11 2 5 B) 11 3 3 3 — — 4 1% 4 — — — _ 1 = 2 - _ 3 1
Bornstedt . ..... 49 35 20 12 26 13 10 9 12 10 7 6 2 3 de 2 2 1 _ — _ 6 2 ae 8 2
| |
Eisleben ...... 38 26 27 6 8 4 4 2 4 3 2 ı | — 2 ee) Zn: Io)
Riestedt .. ...... 4 2 1 _ 3 1 De 1 D 1 1 1 1 2 = a a Ben = Be = en = 2 a 2,
Dörstewitz...... 16 8 9 9 5 1 3 2 2 1 2 1 _ ı 3 — 1 — = — — Ze = == = Ze == a
Trothae he 7 2 5 1 2 1 1 — 2 10) — 10) — — — = 1 — - — — => = — — = nn
Weissenfels .. .. 8 3 1 6 6 D) 1 Ko) 3 2 1 > 1 1 = 3 = = en — = = 1 — — |, 1
| | |
eirca eirea, BE Ä
150 — 81 21 58 25 23 14 29 20 12 13 4 16 16 4 10 2 — — — 8 2 5 1 2
| |
|
|
Rückblick.
Im Folgenden sollen die charakteristischen Züge jeder der
beschriebenen acht Localfloren mit wenigen Worten zusammen-
gefasst werden.
1. Knollensteinflora.
Von den 40 bekannten Arten sind 15 auf die Knollenstein-
fundorte beschränkt und 21 weiter verbreitet. Von letzteren kom-
men 13 auch im Eocän, 6 sogar nur im Eocän vor, nämlich:
Dryophyllum Dewalquei Sap. et Mar.,
innamomum sezannense B
C e Wat.,
Daphnogene veronensis Mass.
}
» elegans Wat.,
Laurus excellens Wat. und
Ceratopetalum myrieinum Lah.
Von diesen haben Daphnogene veronensis und Laurus
ewcellens, weil ihre Bestimmung unsicher ist, keine Bedeutung.
Dagegen sind Daphnogene elegans und das zu den häufigsten
Blättern von Skopau gehörende Dryophyllum Dewalguwei cha-
rakteristische, eocäne Typen. An eocäne Arten schliessen sich
ferner Ficus @iebeli Heer und Actinodaphne Germari Hr. sp.
an, von denen letztere Art in dem jüngeren Tertiär, ausgenommen
in Amerika, kein einziges Analogon aufzuweisen hat.
10
978 Rückblick. [436]
Für die Provinz Sachsen sind neu:
1. Chamaerops helvetica Heer und Phoeniceites borealis n. sp.,
vom Nordrande des Harzes (Nachterstedt) stammend,
nach unserer heutigen Kenntniss der fossilen Pflanzen
die nördlichsten Tertiärpalmen der Erde,
2. Quercus nerüfolia Al. Br.,
3. Oinnamomum sezannense W at.,
4. Daphnogene elegans W at.,
5. Laurus excellens W at.,
6. Elaeocarpus Albrechti Heer.
Von den auch im Oligocän und Miocän vorkommenden Arten
beginnen 7 schon im Eocän, je 3 im unteren und oberen Oligocän,
und nur je eine im mittleren Oligocän und im Unter- Miocän.
Letztere, Chamaerops helvetica Heer, gehört aber nicht zu den
typischen Repräsentanten einer Miocänflora, und es werden spätere
Funde das Vorkommen dieser Art auch in den Jüngeren Oligocän-
ablagerungen nachweisen.
Die häufigsten Pflanzen von Skopau sind Apocynophyllum
nerüifolium Heer, Sterculia labrusca Ung. und Dryophyllum
Dewalguwei Sap. et Mar. Die UnGer’sche Art ist ein Haupt-
bildner der Kohle von Trotha, Dryoplyllum Dewalguei ein an
Individuenzahl hervorragender Bestandtheil der Flora von Gelinden.
2. Stedten.
Obgleich dieser Fundort früher zahlreiche Pflanzenreste ge-
liefert hat, konnten nur 16 Arten beschrieben werden. Ausser der
weit verbreiteten Osmunda lignitum Gieb. sp. und der auch
im Tertiär Grönlands und Nordamerika’s vorkommenden Seguoia
Couttsiae Heer sind schon im Eocän auftretende Arten nicht
bekannt geworden. Die übrigen, bis ins obere Miocän hinauf-
reichenden Arten beginnen sämmtlich schon im Oligocän.
Zu den häufigsten Pflanzen gehören:
Quereus fureinervis Rossm. Sp.,
Oinnamomum lanceolatum Ung. sp.,
Phyllites retieulosus Rossm. und
Osmunda lignitum Gieb. sp.
?
[437] Rückblick. 279
3. Bornstedt.
Diese Flora ist bis jetzt die artenreichste der Provinz. Von
den ca. 49 Arten wurden 12 auch an anderen Orten der Provinz
beobachtet und sind 26 weiter verbreitet. 13 Arten kommen auch
ım Eocän vor, darunter charakteristische Formen, wie
Asplenium Wegmanni Brst.,
» suberetaceum Sap.,
Lygodium Kaulfussi Heer,
Ficus erenulata Sap. und
Anacardites curta Wat. sp.;
7 Arten schliessen sich eng an eocäne Arten an, unter ihnen:
Laurus mucaefolia nov. spec.,
Actinodaphne Germari Heer sp.,
Bombax Decheni Web. sp. und
Zizyphus Leuschneri nov. spec.
Von den weiter verbreiteten Arten beginnen 5 schon im
Eocän, 7 im Unter-Oligocän, 4 im Mittel- und Ober-Oligocän
und nur eine, Bombaw Neptuni Ung. sp., tritt erst im Unter-
Miocän auf. Von den dem Fundorte eigenthümlichen Arten
schliesst sich die überwiegende Mehrzahl an eocäne und oligocäne
Typen an.
Die grösste Zahl der Blätter haben geliefert:
Sequöia Couttsiae Heer,
Quercus Sprengeli Heer,
Ficus erenulata Sap.,
die Gattungen Cinnamomum und Litsaca,
Actinodaphne Germari Heer sp-,
Apocynophyllum helveticum Heer und
Aralia Weissüi nov. spec.
Quercus Sprengeli spielt hier dieselbe Rolle wie Quercus furei-
nervis Rossm. sp. in Stedten, Dryophyllum Dewalquei Sap. et Mar.
in Skopau und.wahrschemlich die kleinblättrige Quercus intermedia
in Dörstewitz. Apocynophyllum helveticum vertritt das bei
Skopau häufig vorkommende Apoeynophyllum nerüfolium. Das
280 Rückblick. [43 8]
massenhafte Auftreten von Ficus crenulata Sap., einer bisher
nur von Sezanne bekannt gewordenen Art, Actinodaphne Germari
Heer sp. und der interessanten Aralia Weissüi nov. spec. gehört zu
den hervorragendsten Eigenthümlichkeiten der Bornstedter Flora.
4. Eisleben.
Die Flora des Segengottesschachtes und der Grube »Schwarze
Minna« weicht von allen übrigen Floren der Provinz durch das
auffallende Vorherrschen kleiner Blätter mit meist gezahntem oder
gesägtem Rande ab. Von den ca. 38 Arten kommen nur 6 auch
an anderen Orten der Provinz vor, nämlich:
Osmunda lignitum Gieb. sp.,
Myrica angustata Schimp.,
Cinnamomum Scheuchzeri Heer,
5 Dryandra sawonica nov. spec.,
Ceratopetalum myricinum Lah. und
Zizyphus Leuschneri nov. spec.
Von diesen sind nur Dryandra sawonica und Zizyphus Leuschneri
durch grosse Individuenzahl ausgezeichnet. Nur 8 Arten sind über
die Provinz hinaus verbreitet, nämlich ausser den 3 erstgenannten
und dem Ceratopetalum myrieinum Lah. noch
Banksia longifolia Ung. sp.,
Symplocos Bureauana Sap.,
Aralia spinulosa Lah. und
Weinmannia paradisiaca Ett.
Von diesen kommen nur 2, Ceratopetaltım myrieinum Lah. und Sym-
plocos Bureauana Sap., im Eocän vor, 2 andere, Osmunda lignitum
Gieb. sp. und Oinnamomum Scheuchzeri Heer, reichen vom Eocän
bis ins Miocän, die übrigen 4 beginnen bereits im Unter-Oligocän.
Die Blätter von Planera Ungeri Ett. sind noch sehr zweifelhaft.
Von den der Eislebener Flora eigenthümlichen Arten besitzen
einige nahe Beziehungen zu untermiocänen, eine grössere Anzahl
zu oligocänen und eocänen Arten. Gleichenia suberetacea
[439] Rückblick. 2381
nov. spec. besitzt ausser in der Lebewelt nur noch in der oberen
Kreide von Aachen ein nahes Analogon, und Proteophyllum
bipinnatum nov. spec. scheint einem erloschenen Typus anzu-
gehören, welcher bisher nur aus der oberen Kreide bekannt war.
Eine grosse Anzahl von Gattungen ist für das Tertiär neu:
Hiypolepis, Polypodium typ. Prosaptia, Nephrodium typ. syrmaticum,
Gleichenia typ. flabellata Br., Cannabis, Boehmeria, Proteophyllum,
Clerodendron, Styraw, Passiflora, Xanthoceras und Myrecia.
Durch eine grosse Zahl von Blatt- und Blüthenresten zeichnen
sich aus:
Dryandra sawonica nov. spec.,
Boehmeria excelsaefolia nov. spec.,
Zizyphus Leuschneri nov. spec.,
Gleichenia sawonica nov. spec.,
Symplocos Bureauana Sap.,
Panax longifolia nov. spec. und
Celastrineen.
Von diesen sind Dryandra sawonica und Zizyphus Leuschneri,
aber nur in winzigen Blattresten, auch bei Dörstewitz und Born-
stedt beobachtet worden. Symplocos Bureauana Sap. kommt auch
bei Sezanne vor. Die Gattung Boehmeria ist für das Tertiär neu.
Gleichenia sawonica gehört hier zu den häufigsten Erscheinungen,
analog der nahverwandten Gleichenia Hantonensis Wakl. sp. im
Mittel-Eocän von Bournemouth.
5. Riestedt.
Von den 3 sicher bestimmbaren Arten sind 2, Carya ventri-
cosa Stbg. sp. und Anona cacaoides Zenk. sp., vom Unter-
Oligöcin an bis ins obere Tertiär verbreitet. Dagegen gehört
Dryophyllum curticellense Wat. sp. einem dem Oligocän und
Miocän ganz fremden Typus an, welcher bisher nur aus der Flora
von Gelinden und dem Eocän des Pariser Beckens bekannt war.
982 Rückblick. [440]
6. Dörstewitz.
Das an gut erhaltenen Pflanzenresten sehr reiche Unterflötz
wird bei späterer Durchsuchung eine grosse Menge werthvoller
Blätter und Früchte liefern. Vorläufig konnten nur 16 Arten be-
schrieben werden, von denen 9 dem Fundorte eigenthümlich sind,
5 auch an anderen Orten der Provinz beobachtet wurden und 5
eine grössere Verbreitung besitzen. Die mit anderen Orten der
Provinz gemeinsamen Arten sind:
Pteris parschlugiana ‚Ung.,
Myrica angustata Schimp.,
Cinnamomum lanceolatum Ung. sp.,
Actinodaphne Germari Heer sp. und
Dryandra sawonica nov. spec.
Alle diese Arten lieferten nur winzige Blattbruchstücke. Eine
weitere Verbreitung besitzt ausser den drei erstgenannten noch
Comptonia rotundata Wat. und
das zweifelhafte Nerium repertum Sap.
Eine Art, Comptonia rotundata, gehört dem Eocän an, 2 sind
oligocän und 2 vom Oligocän bis ins Miocän verbreitet.
"Von den neueren Arten schliessen sich 2 an eocäne Typen
an, nämlich OCunonia formosa an Üelastrophylium repandum
Sap. et Mar. et a7. von Gelinden und Quercus intermedia
an den Typus von Dryophyllum.
Zu den häufigsten Pflanzen gehören (unonia Formosan. Sp.,
Laurineen, deren Blattstücke und Früchte bis jetzt nicht be-
stimmbar waren, und Pinus vom Typus Pinaster.
7. Trotha.
Die Kohle des Unterflötzes ist stellenweise ausserordentlich
reich an Blattresten. Von den 7 beschriebenen Arten kommt nur
eine, Sterculia labrusca Ung., auch an anderen Orten der Pro-
vinz vor, und ausser dieser hat nu" noch die zweifelhafte Ster-
[441] Rückblick. 283
culia laurina Ett. eine grössere Verbreitung. Alle Blätter sind
ganzrandig und erinnern durch ihre Grösse und die lederartige
Beschaffenheit am meisten an die Flora von Bornstedt. Von den
neuen Arten verdienen besonderes Interesse eine Passiflore, Passi-
Flora Hauchecornei n. sp. mit dick-lederartigen Blättern nach
Art der lebenden Pass. racemosa und eim Machaerium, Mach.
Kahlenbergi, bei welchem die Secundärnerven von den Tertiär-
nerven unter sehr spitzem Winkel durchkreuzt werden.
Die häufigste Pflanze scheint Sterculia labrusca Ung. zu
sein, deren gut erhaltene, breitlappige Blätter ganze Schichten fast
ausschliesslich zusammensetzen. Eine hervorragende Rolle spielen
ferner Laurineenblätter, deren Bruchstücke jedoch noch keine
sichere Bestimmung zuliessen.
8. Runthal bei Weissenfels.
Von den 8 Arten, welche schon: HEER beschrieben hat, sind
6 in der Provinz und ebenso viele über die Grenzen derselben
hinaus verbreitet. Durch das häufige Vorkommen von Quercus
Fureinervis Rossm. sp. und Phyllites reticulosus Rossm.,
sowie durch Osmunda lignitum Gieb. sp. schliesst sich diese
Flora am besten an die von Stedten an.
Eine Art, Ceratopetalum myricinum Lah., kommt sonst
nur im Eocän vor, die übrigen Arten beginnen im Oligocän.
Die durch die Häufigkeit ihres Auftretens ausgezeichneten
Pflanzen der 8 beschriebenen Localfloren sind in der folgenden
Tabelle nochmals zusammengestellt.
284 Rückblick. [442]
Skopau Stedten | Bornstedt
(Knollenstein) |
INNERN 0 6 6 6.8.0.0 0 _ Osmunda lignitum Gieb.sp. =
Coniferae ...... us _ Sequoia Couttsiae Heer
er | PETE RAN. | :
Cupubferae .. . . - Dryophyllum Dewalquei | Quercus furcinervis | Quercus Sprengeli Heer
Sap. et Mar. | Rossm. sp.
Urticaceae ..... It = ==
Moneaer = = Ficus cerenulata Sap.
Laurineae _ | Cinnamomum lanceolatun Gruner
et [138 er ram |) Actinodaphne Germari
St Heer sp.
IRnotea ea = | = —
|
|
Apocyneae .. .... Apocynophyllum nerü- | = \Apocynophyllum helveticum
folium Heer | Heer
Styraceae . 2.2... Kor | Ku | an
| |
Araliaceae ..... — | = ‚ dralia Weissü n. sp.
|
Sterculiaceae .... | Sterculia labrusca Ung. = =
Saxifragaceae ... = — | =
|
Celastrineae . ... . — 6; Ar
|
|
Rhamneae ..... _ —— —
Unbestimmbar der EN Phyllites reticulosus
Gattung nach Rossm.
[443]
Rückblick.
285
Eisleben
Gleichenia sawonica
n. sp.
Boehmeria excelsae-
folia n. sp.
|
Dryandra saxonica |
n. sp.
Symplocos Bu-
reauana Sap.
Panax longifolium
n. Sp.
Oelastrus
Zizyphus Leuschnerı |
n. sp.
= |
Riestedt
? Dryophyllum cur-
ticellense Wat. sp.
Dörstewitz
Pıinustyp. Pinaster L. |
Laurus sp.
|
Cunonia formosa
n. sp.
Trotha
Laurus sp.
| : |
\ Sterculia labrusca
Ung.
Runthal bei
Weissenfels
Quereus furcinervis
Rossm. sp.
Phylüites reticulosus
Rossm.
286
Rückblick.
[444]
Die ca. 58 Arten, welche die Provinz Sachsen mit anderen
Gebieten gemeinsam hat, vertheilen sich nach den hervorragenden
Fundorten folgendermaassen.
Es kommen auf
Samland und Rixhöft
Österreich (exel. Böhmen) mit
Ungarn, Siebenbürgen und
Galzienr er ee
Nordfrankreich und Belgien
(Paris, Sezanne, Sarthethal,
Gelinden) en ee
Südtrankreichw re
Arkt. Zone und Mandschurei
=#
Eocän
Oligocän
Miocän ;
Plio-
[SS
16
[S0)
Unter- Mittel-) Ober- Unter-) Mittel- Ober | u
4
b) ö) 3
3 4
b) 7
Auf die Familien und Gattungen (die Anzahl der Kreuze
bezeichnet die Anzahl der Arten) varlhellen sich die beschriebe-
nen Pflanzen folgendermaassen.
Summa
10
19
10
[847
[445] Rückblick. 2387
a=| E %
3 = RO ©
el 2. |8|2/2|8|5
Saale el le
| |
I. Thallophyta. | |
ANGER INT ea x | | | 1
Il. Filices. | | |
E01 Ode : & | X | | 1
er. EN on KERN | 3
PASDIENDNT S 1 RN | i | | 2
Abd) oo 0 vo oo o0o»— x | 1
Oleondnaa ef x : 1
INZONTO Um | x l
[EI OT EDTSR | . x | 1
kiaberin- © 5 5 aan on eona 2 | B ROX 16 2
(Ok Sl a x | 4 x 19x 1
god K-_ KO ; x | 3
Alarela(&) 0.0. oo con Bono an x | | 1
Summa | 2 an 6 | 2|-| 2 [8
Ill. Gymnospermae. |
SEO. VER: x X | ICK | f | Ä )
TE a EG 2 ae | = | x X . 2
Genusaincert nn ee: x | | s 1
Summa | 1 2 | 2 1 _ 1l—-|—-|]5
I |
IV. Angiospermae. | | |
a. Monocotyledones.
Grazer RX = 1x 2
Silo 66 0 0.000 0 E00 000 en NEUN: 2
lEölmae, 12 Sabala re: x REX | 5 2
2. Chamaerops ...... X | 1
3. Phoemeües .. 2... x | 2 1l
4. Genera incerta...... x KX 3
Summa | 6 | Ze ln
|
288 Rückblick. [46]
E = | | = ©
=| © in E BE | =]
BR ES 5. 2l& 2 |Elo
b. Dicotyledones. |
1. Apetalae. | |
Winymicacea ee. RX | XX X IX x 5
Cupuliferae , | | |
1 Queneus X x RRX ulX I X 6
2. Dryophyllum. ..... X £ x X 2
Juglandeae, Juglans und Carya .. x x 5 1X 3
Cannabineae, Cannabis 2... .. X | | 10%
Urticaceae, Boehmeria .......: © : : X 3 1
Moreaen RicusE ee KOXE| DOKU EEK : S X 7
Laurineae, 1. Cinnamomum. ... XXX x XXX x Ka 4
DM, MARED 60 000 000 ER | 2
Ba ANAND 0.5 0 0 00.8 0 B ® X 5 1
4. Actinodaphne X X X X | > 1
5. Daphnogene . .... ROX ; X | sl 3
6. Laurus und Persea . |X XXX ET | ; a EX 9
Summa der Laurineae 10 2 11 | 1 = 3 | 2.1120
Thymeleae, Pimelea ......... N | 6 | | 1
Proteaceae, 1. Dryandra ...... | | x | X 1
DE TEXÜNSIE 5.0 60,0 0 0 X | 1.8 l
3. Stenocarpus. .... | | X | IR il
ERBE ho | IR D
I Grewillenn Re R | | 1
6. Proteophyllum . . . . | x | 1
7 Bons00mae o IX 1
8. Dryandroides . . . . x 6 < l
Summa der Proteaceae 2 — il bi) | — ul — | = 9
| | |
Summa der Apetalae 19 5 21 9) 2\ 8 | 2 2 | 55
[447] Rückblick. 289
3 = S ee)
ee E = \8lsı5 ||:
= un {se} a Bs|IA|H eläö
2. Gamopetalae.
Oleaceae, 1. Frasimus ....... 6 | x . 1
2, NOAhano so 000 0% x | ö x 1
Verbenaceae, Olerodendron ...... RX 2
Apocyneae, Nerium und Apocyno- | |
THIRD 6 0 6 6 00 000 000 x 15% x | x 3
Myrsineae, Myrsine ......... x | X x | 3
Sapotaceae, Sapotacites .......- x | 1
Ebenaceae, Diospyros ......- - X n | | 1
Styraceae, Symplocos und Styrax . I RR 4
| |
Summa der Gamopetalae B) 2 2 7 | — | 17 — | 12 | 16
| |
3. Eleutheropetalae. | |
Araliaceae, Panax und Aralia.... X | EICH (| 4
Sazxifragaceae, 1. Cunonia ..... 6 | 6 | x | | : l
2. Ceratopetalum . . X | x | 1% 1
3. Callicoma | X | | 1
4. Weinmannia ... : | x | 0 1
AmnpelideaeslOrissusny a. a: Kae | I. | 1
Nymphaeaceae, Nymphaea ..... x | | 1
Papaveraceae, Papwerites ..... X | | 1
Bixaceae, Kiggelaria. .......».- : x | 1
Pittosporeae, Pittosporum .....- 6 x 6 0 1
Sterculiaceae, Sterculia ....-... X x xxX| 3
Eleaeocarpeae, Elaeocarpus x i | 1
Bombaceae, Bomba@ ......... EXOKX : A| 3
Passifloreae, Passiflora ....... | | X | X | 2
Sapindaceae, Xanthoceras...... | x : 1
Wlicmener lex | x 1
| | :
290 Rückblick. [448]
TG
| et: | S IS
2 ES | I
= | 38 1 Rlalsıe
a B 5 = <|8/2 1815
en BE gi .|2jJaAJS elle
Celastrineae, Celastrus........ X KOKKOKEX IX 6
Rhammeae, Zizyphus......... x KK | 2
ilnacardiaceae, Anacardites. . ... | x | | 1
Anonaceae, Anona me ame. e Ib: i | : X Bu £ 1#
Mijrtacene 5 A ar ee KICK I Na IX DLR | X Be!
Papilionaceae, 1. Dalbergia : | | | 1 X 5 1
2. Machaerıum . . » A en s R Me In | I 1
. N |
3. Leguminosites . . X | | 6 | | 19
| |
Be | | |
Summa der Bleutheropetalae 7 | 1 13 17 1|4|5| 3| 45
|
IR El | N B
5 | | 3 | =] | = = | =
=ı3 | 2 05 | aaner a Sue
En Zen ||:
27,2 PA a. jala|la |) ]ja
|
TER RüN Cesar a han. 6 1 22)
IT. Gymnospermae . ........ | 2 1 a N le 5
III. Angiospermae, IR* |
a. Monocotyledones ..... 6 2 | 4 = — A ER EN ET
| |
b. Dicotyledones, | |
1. Apetalae ..... i 9 08 | 21 Ö) ZB ES | 2,2 55
2. Gamopetalae . . . - O2 2 | 7 —a re 1 16
3. Lileutheropetalae . . 7 1 13 | 17 al | 45 3/35
| BBEBURN BES BR nenn in ln __
GT | 1 | | |
39 ie, ao a ao 2] ı6| 7) 8 [18
| | | |
| | |
[449] Rückblick. 29]
Die Farnkräuter spielen nur bei Bornstedt und Eisleben
eine hervorragende Rolle. Die Gymnospermen und Monocotyle-
donen treten überall durch Artenarmuth zurück, ebenso die
Gamopetalen, deren 16 Arten noch dazu einen geringen An-
spruch auf Sicherheit der Bestimmung machen. Die Mehrzahl
der Arten gehört in der Flora von Eisleben zur Abtheilung
der Zleutheropetalen, in den übrigen Lokalfloren zu der der
Apetalen.
In der folgenden Tabelle sind diejenigen Arten, deren
Gattungsbestimmung am meisten gesichert ist, nochmals über-
sichtlich zusammengestellt, um ein klares Bild über die geo-
graphische Verbreitung der Gattung oder des verwandten Arten-
kreises in der Gegenwart zu geben.
292 Rückblick. [450]
Tropen a, Wem Tropen und | Tropisches
gemässigte Zonen en OL <
Name der Art der alten u. neuen | gemwässigte Monsungebiet} Monsungebiet
Welt Zonen der | bis pazif.
alten Welt Inseln
|
Polypodium oligocaenicum nov. sp. = _ | 'Sect. Pro- | —
| saptia
Pteris parschlugiana Ung. h |
SE ‚Pteris En = —
» Prestwichüi Ett. et Gardn.
Oleandra angustifolia nov. SP... . . Oleandra = | — | _
- |
Hypolepis elegans nov. Sp... ...- Hiypolepistyp.repens = — —
resl
|
Gleichenma sawonica nov. Sp...» . Gleichenia typ. — — =
dichotoma Hook.
» subcretacea nov. Sp... . |@l.typ. Habellata Br. = er =
Osmunda lignitum Gieb. sp. . . . - _ _ = O. javanica Bl.
Lygodium Kaulfussi Heer... ... =. | = — -
» serratum DOV. SP...» » Sect. Pulygodiun | = = | =
Sequora Couttsiae Heer... .... _ | _ _ —
ee |
» Langsdorfü Bıgt. sp. . . . = . — == | _
a oz, Du x 2 | |
Smilax cardiophylla Heer | RE Sollen =. | ER Er
» SaXwonica Nov. Sp. | |
Sabal haeringiana Ung. sp.),. . = or = N
» major Ung. sp.
Chamaerops helvetica Heer ..... . — Chamaerops | —= =
u. 0 |
Phoenicites borealis nov. SP. ». . . — | Phoenix > =
Comptonia rotundata Wat. sp. .. — | — FE 4%
Quercus nerüfola Al. Br. ..... = — = h ==
» subfalcata nov. SP. .... —_ |. — = —
a Rossm. sp.,
Sprengeli Heer
R 1 g > Quereus Sect.
intermedia nov. Sp. se ER ei Pasanta, Chla-
pasanioides nov. Sp. mydobalanus,
Cyelobalanus
Dryophyllum Dewalquei S. et M.
» eurticellense Wat. sp.
Carya ventricosa Stbg. Sp... .. - = = == =,
Cannabis oligoeaenica mov. SP... » -— \ — | =. Cannabis
Boehmeria ewcelsaefolia nov. Sp. . . Boehmerra — a — = ;
Pieus erenulata Sap. ©. ..... — — = Fieus albaReinw.
Ficus tiliaefolia Al. Br. sp. .... . u _ — » aptculata Miq.,
» dasyphiylla Mig.
et af.
[451] Rückblick. 293
| Nördliche Neuholland er = Gemäss gtes Lu
| gemässigte | u. australische Cap dwä La) . Californien
Zone Inseln Une WeinaND> Nordamerika
Nordamerika
_ _ — — Lyg. palmatum Sw. _
Sequoia
nn
Sabal
Comptonia
‚Quercus typ. imbri-
caria Michx.
Quercus typ. Jalcata,
Michx.
\ sempervirens Lam.
! gigantea Lindl.
S.sempervirens Lam.
18*
294 Rückblick.
| [452]
e Tropen und | Tropi
Tropen u. wärmere » Tropisches
gemässigte Zonen |“ uere Adam,
Name der Art 2 = | gemässigte |Monsungebiet Monsungebiet
der alten u. neuen 5 :
Welt Zonen der | bis pazif.
alten Welt Inseln
Cinnamomum, 4 Species ...... _ | _ _ \ Oinnamomum
Litsaea, 2 Species, und ; |
600 = = Lüsaea | _
Daphnogene elegans Wat. |
Actinodaphme Germari Heer sp. . E= = = Actinodaphne
Dryandra saxonica nov. Sp... ..- = = = —
Banksia longifoha Ung. sp... ... = = — _
Stenocarpus salignoides nov. sp. . — — _ —
Hakea Germari Ett. und
» parvifolia nov. Sp. |
I
Grevillea nervosa Heer ....... = — — | =
|
Persoonia parvifolia nov. SP. . . . — = — —
Fraxinus sawonica nov. SP. .... = —_ = u
Diospyros vetusta Heer... .... — Diospyros | — _
typ. macro-
calyx DeC.
Symplocos, 2 Species ... . - 0 — = = Symplocos
Sect. Hopea
Styrav Frütschü nov. Sp. ...... Styrax — — —
longifolium nov. SP. _
Panazx 7 i _ _ Panazx _
latifolium nov. Sp.
Aralia Weiss nov. SP... 2...» _ — Aralia, —
Sect. Travesia,
Cunonia formosa noYV. SP- ».. - - — _ —_ _
Ceratopetalum myrieinum Lah. . . . — — —_ —_
Cissus parvifolia Nov. SPex 2... Cissus _ _ _
Nymphaeites saxonica nov. SP... » Nymphaea _ _ _
Kiggelaria oligocaenica nov. SP. . » = = — =
Pittosporum stedtensis nov. SP. . - . = = Pittosporum Es
Sterculia labrusca Ung........ Stereulia _ = =
Bombax Decheni Web. sp... ... _ = = ==
» chorisioides nov. SP. _ = I =;
h tenuiloba nov. Sp.
Passiflora ? — — == —
Hauchecornei nov. Sp.
Nanthoceras antigqua nov. SP. ... —_ | n —_ Nanthoceras
Leuschneri nov. Sp. )
Zizyphus RE | Zizyphus = == =
parvifolius nov. SP.
Anacardites curta Wat. sp.
00:00
Machaerium Kahlenbergi nov. sp...
[453] Rückblick. 295
Nördliche Neuholland arte Gemässigtes R h
gemässigte | u. australische Cap und wärmeres| Nord ik Californien
ordamerika
Zone Inseln Nordamerika
— Dryandra — = — =
— Banksia _ — = —
— ‚Stenocarpus _ — | = =
|
—_ Hakea — — = er
_ Grevillea A — | ei is
= Persoonia —_ _ | = Zi
Frasxinus — — — | = ey
nE = — Oreopanax — _
— — Cunonia = = I:
u Ceratopetalum | Platylophus | — = nz:
_ — Kiggelaria | ==, — ==
2 AR Ochroma u. ui =:
>71 Cheirostemum |
Br: — — Chorisia = Fi
= _ | — Passiflora = >
[
= = | r a Et nr
/
— — _ Comocladia = —r
a — r- Machaerium | = ——
296 Rückblick. [454]
Die geographische Verbreitung der lebenden Gattungen und
Typen, zu denen die eben aufgezählten 70 fossilen Arten gehören,
ist folgende. Es kommen auf
1. die Tropen und wärmeren
gemässigten Zonen der alten
und@neuena\Vielin 2222318
die nördlich gemässigteZone |]
Alte u. neue Welt 14
3. die Tropen und wärmeren
gemässigten Zonen der alten
Vet een ea
4. dastropische Asien, Monsun- Alte Welt mit
gebiet und die Pazifischen \ Australien
Inseln B) 14 _ und den Pazif.
5. das Monsungebiet ee) Inseln
6. Neu-Holland und die austra-
lischen Inseln . 7
7. die Caplande 3 /
8. das tropische Amerika . 8 | £
9. das gemässigte Nordamerika 5 Amalie 0 00 1®
10% Calılornien eo \
Die Hälfte der in unserer Flora sicher nachgewiesenen Gat-
tungen und Typen kommt in der alten Welt nebst Australien und
den Pazifischen Inseln vor, etwa !/, gehört der alten und der
neuen Welt zugleich an und nur !/, ist für Amerika charakte-
ristisch. Nur eine einzige Gattung, Frazxinus, gehört der ganzen
nördlich gemässigten Zone an. Sehen wir von den über die alte und
neue Welt verbreiteten Gattungen ab, so ist das süd- und ost-
asiatische Monsungebiet, mit Einschluss der Pazifischen Inseln, mit
14 Gattungen und Typen am meisten vertreten. Das Festland
Australien und die australischen Inseln treten mit 7 Gattungen
sehr zurück. Zwei fossile Arten haben gleich nahe Beziehungen
zu räumlich. weit getrennten Gattungen, nämlich:
Ceratopetalum myricinum Lah. zu Platylophus (Cap)
und Ceratopetalum (Neu-
holland) und
[455] Rückblick. 297
Aralia Weissii nov. sp. zu Travesia (trop. Asien und
Pazifische Inseln) und Oreopanax (trop.
Amerika).
Fassen wir in kurzen Zügen das Vorstehende zusammen, so
müssen wir das Folgende als sein Hauptergebniss bezeichnen.
Wir haben hier zwei verschiedenartige Florengebiete vor uns,
das von Eisleben auf der einen und die der übrigen Localitäten
zusammengenommen auf der anderen Seite. Während letztere in
dem Vorherrschen grosser, ganzrandiger Blätter und dem
beträchtlichen Antheile von Apetalen, sowie in dem Vorhandensein
gleicher oder nah verwandter Arten aus der Familie der Cupuli-
feren und Laurineen und den Gattungen Fieus, Sequoia, Apocyno-
phyllum und Sterculia mit einander übereinstimmen, besitzt die
Flora von Eisleben einen gänzlich abweichenden Charakter. Die
Hauptbildner der letzteren sind Pflanzen mit kleinen, am Rande
gesägten oder gezähnelten Blättern. Die Cupuliferen,
Sequoien, Feigen, Apocyneen und Sterculien fehlen gänzlich, und
von Laurineen konnte nur ein zweifelhafter, vorläufig mit Cinna-
momum Schewchzeri Heer vereinigter Blattrest (Taf. 21, Fig. 15)
beobachtet werden. Im Gegensatz zu den Apetalen treten die
Eleutheropetalen in den Vordergrund.
Trotz dieser Verschiedenheiten sind beiden Floren zwei charak-
teristische Züge gemeinsam, welche für die Beurtheilung ihres Alters
von hervorragendem Werthe sind:
1. der Mangel an Arten, deren lebende Analoga
auf die nördlich gemässigte Zone beschränkt
sind,
2.